... ab
27. Oktober
1922
War man in Deutschland am Ende des Ersten Weltkriegs entsetzt über die
so genannte Dolchstoßlegende, haderte man in Italien, das zu den
Siegermächten gehörte, mit 'vittoria mutilata' - mit dem 'verstümmelten
Sieg'.
Umstürze waren die Folge. Landarbeiter gingen gegen die Grundbesitzer
vor, Fabrikarbeiter besetzten die Werke der Unternehmer.
Zur Bündelung der Vorgänge setzte sich eine faschistische Bewegung an
die Spitze, die bald über 300.000 Mitglieder verfügte und zu deren
Anführer Benito Mussolini - Sohn einer Lehrerin und eines Schmiedes aus
der Provinz Forli - sich aufschwang.
Offizielle unternahmen nichts gegen die Faschisten, sahen sie in ihnen
doch ein Regulativ, das auch für Ordnung im Staat sorgte, die sie selber
nicht mehr gewährleisten konnten.
Am 1. und 2. Oktober 1922 demonstrierte Mussolini mit einem 'Marsch auf
Bozen' - gegen die Deutschen in Südtirol gerichtet - dass er unbehelligt
von den staatlichen Institutionen seine Machtvorstellungen ausleben
konnte.
Ab 27. Oktober 1922 sammelte Mussolini Menschen um sich, die in
Norditalien in Waffenlager eindrangen, um gegen die Regierung
vorzugehen, die sich unter König König Viktor Emanuel III. nicht
entschließen konnte, einzugreifen.
Politiker erhofften sich hohe Ämter, wenn sie im Falle eines Sieges der
Faschisten, sich willig gezeigt hätten und der König selbst fürchtete
die Ansprüche seines Vetters, dem Herzog von Aosta, auf den Thron.
Man war sich in der italienischen Regierung auch nicht der
Standhaftigkeit der Armee sicher, man riet dem König dazu, die
Solidarität der Soldaten mit ihm nicht unbedingt auf die Probe zu stellen.
Stattdessen solle der König Mussolini zum Ministerpräsidenten ernennen -
damit könne die Gefahr gebannt werden.
Der König folgte dem Rat und bestellte Mussolini nach Rom und statt mit
seinen Gefolgsleuten in die italienische Hauptstadt zu marschieren, fuhr
er mit dem Nachtzug nach Rom und der König ernannte ihn am 30. Oktober
1922 zum Ministerpräsidenten.
Etwa 50.000 Sympathisanten, die nach Rom gefolgt waren, veranstalteten
eine Parade für ihren 'Duce' und überfielen in den Folgetagen
Sozialisten und Kommunisten.
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Für Hitler war diese Aktion Vorbild für sein eigenes Vorgehen, was
allerdings am 9. November 1923 in München scheiterte.
Er wollte mit einem 'Marsch auf Berlin' die Regierung absetzen und sich
selbst an die Macht putschen.
Es misslang, Hitler wurde verhaftet und für seine Tat mit fünf Jahren
Haft in Landsberg bestraft.
Bereits ein Jahr später erfolgte die Entlassung und er konnte seine
Aktionen auf 'legalem' Wege durch Wahlen fortsetzen, die dann mit der
Machtergreifung am 30. Januar 1933 ihren vorläufigen Abschluss fanden.
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