Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Erster Prager Fenstersturz 

 
 
   ... am 30. Juli 1419

Jan Hus versuchte - wie später Luther - den Menschen die Bibel in ihrer eigenen Sprache nahe zu bringen.

Die Tschechen folgten ihm, die Deutschen in Böhmen hingen der katholischen Kirche in ihren Grundregeln an.

Für Hus und seine Anhänger war die Kritik an der katholischen Kirche mit ihrem weltlichen Besitz, dem Ablasshandel und der Korruption der zentrale Faktor ihrer Tätigkeit innerhalb der Lehre und Forschung.

Verständlicherweise gefiel das nicht den Eingefleischten, die an ihrem Privilegien hingen und auch der Meinung waren, der Papst und nicht Christus habe das alleinige Sagen.

1415 wurde Jan Hus beim Konzil zu Konstanz wegen Ketzerei verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt - seine Lehre aber blieb erhalten und die Unruhen in Böhmen wuchsen sich zu regelrechten Hussitenkriegen aus, die Habsburg und Rom in Schlachten gegen die böhmischen Protestanten verwickelten.

1419 kam es dann zu einer Aktion im Prager Hradschin, als Anhänger des Jan Hus katholische Beamte aus dem Fester warfen.

Diesem ersten Fenstersturz folgte 200 Jahre später der zweite Prager Fenstersturz, der in direkter Verbindung mit der Tötung der beiden Vertreter der Wiener Herrschaft - die Grafen Jaroslav Martinitz und Wilhelm Slavata - auf 'böhmische Art', eben durch Sturz aus einem Fenster der Prager Burg - zu Beginn des 30-jährigen Krieges - gesehen werden muss.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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