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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages
 

Hofmannsthals 'Elektra'
   

 

 
 
   ... am 30. Oktober 1903 uraufgeführt

Kaum eine Bühne spielt noch das Sprechstück - ähnlich wie Wildes 'Salome' - die Vertonungen sind so viel intensiver in ihrer Wirkung, dass meist die beiden Einakter von Richard Strauss zu sehen und hören sind.

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Während bei Sophokles auf die Vorgeschichte, die Tötung Iphigenies zugunsten guter Winde für das Segeln der griechischen Flotte nach Troja, eingegangen wird, zeigt Hofmannsthal die Seelenqualen Elektras, ausgelöst durch den Tod Agamemnons, eingeleitet von Klytämnestra und durchgeführt von Ägisth.
Die Mutter nimmt nicht nur Rache für den Tod der Tochter - das ist nur vordergründig - eindeutig ist deren Sucht nach Sex mit Ägisth.

Leider wird diese Tenorrolle - Strauss liebte Tenöre nicht und gab ihnen Rollen, in denen sie nicht gerade vorteilhaft wirken konnten - meist von einem älteren Herren gesungen, dem man die Attraktivität für das
'der Heldentaten nur im Bett vollführt'
kaum mehr abnehmen kann.

Hermann Bahr vermittelte eine Zusammenkunft von Max Reinhardt, Gertrud Eysoldt mit Hofmannsthal anlässlich eines Gastspiels mit Gorkis 'Nachtasyl' des 'Kleinen Theaters' Berlin in Wien.
Hofmannsthal war vom Spiel der Eysoldt als Nastja so beeindruckt, dass er in ihr die Idealbesetzung für seine Elektra sah.

1903 gab dann Max Reinhardt an seinem 'Kleinen Theater' in Berlin mit Gertrud Eysoldt in der Titelrolle Hofmannthals Schauspiel 'Elektra', das von dem österreichischen Kritiker Theodor Gomperz mit 'hysterisch' abgetan wurde.

In der Zeit der Entstehung der 'Elektra' interessierte sich Hofmannsthal sehr für die gerade aufkommende Psychoanalyse und durch Anstreichungen gekennzeichnet auch Passagen im Buch 'Studien über Hysterie'.

Die Eysoldt, mit Edmund Reinhardt liiert, wurde als 'unmütterlichste Gestalt der deutschen Bühne' bezeichnet, war noch in der Technik des Spiels mit Pathos verhaftet.
Später musste sie für den Film im Ausdruck stark reduzieren.

Sie war u.a. auch die Landedelfrau in dem 1941 gedrehten NS-Film '...reitet für Deutschland' mit Willy Birgel in der Hauptrolle.
 

 

 

DH

   
 

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Dieter Hansing