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- 04.01.2010 - dradio.de
-

 

 


 

Thema des Tages

Giacomo Puccini
Manon Lescaut

'Die Gregor-Horres-Manon-Story'
    
unter Benutzung der Komposition
des Herrn Puccini
     und der Texte von Luigi Illica, Domenico Oliva, Marco Praga, Ruggero Leoncavallo, Giuseppe Giacosa, Giacomo Puccini
und Giulio Ricordi

"Frau Lescaut geht mit ihrem Bruder in einen Puff
und wird dort erschossen!"

Das Stück hätte kaum länger dauern dürfen,
denn sonst wäre Abbruch mittendrin aktuell geworden.


 

 
 
Giacomo Puccini
Manon Lescaut

'Ach, dieser kalte Reichtum hier'

Repertoirevorstellung 12.10.2008

 

 

Announcement Theater Regensburg

Manon Lescaut

Lyrisches Drama in vier Akten

Text nach Abbé Prévost von Luigi Illica, Domenico Oliva, Marco Praga, Ruggero Leoncavallo,
Giuseppe Giacosa, Giacomo Puccini und Giulio Ricordi
Musik von Giacomo Puccini (1858-1924)

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Alexander Livenson
Inszenierung: Gregor Horres
Bühne und Kostüme: Frank Lichtenberg

Mit überraschender Skrupellosigkeit versteht es die junge Manon Lescaut, ihre Ziele durchzusetzen, aber das mindert ihren Reiz weder für ihre Liebhaber noch für den Komponisten. Leidenschaftliches Gefühl, starke Kontraste, ein ganz und gar unsentimentaler Blick auf Menschen aus Fleisch und Blut, auf ihre Schwächen, aber auch  auf ihr Leiden an Willkür und sozialer Unterdrückung – in seiner Oper gelingt Puccini ein  faszinierendes Spektrum an Farben und Stimmungen. Die junge hübsche Manon, die  ihren Geliebten Des Grieux ohne zu zögern verlässt, um mit dem betuchten, wenngleich ungeliebten Geronte zu leben, verfügt über einen so ausgeprägten Hang zu luxuriöser Zerstreuung, dass sie ihrer Lust am Vergnügen ihr persönliches Glück, am Ende sogar ihr Leben opfert. Denn obwohl sie sich entschließt, zu Des Grieux zurückzukehren, will sie die beruhigende Sicherheit materiellen Wohlstands nicht missen. Hätte sie darauf verzichtet,  ihren Schmuck zusammenzupacken, als die Polizei auf Veranlassung Gerontes vor ihrer  Tür erschien, wäre sie der Verhaftung und anschließenden Deportierung möglicherweise  entgangen. Doch so endet sie mit Des Grieux in einer endlosen Wüste Amerikas.

Puccini musste sich vor allem an Jules Massenets „Manon“ messen lassen und war bei der Arbeit mit seinen zahlreichen Librettisten bestrebt, möglichst keine Parallelen zu  Massenet erkennbar werden zu lassen. Puccini selbst schrieb: „Massenets Musik wird eben französisch empfunden sein – Puderquaste und Menuett –, die meine italienisch –  Leidenschaft und Verzweiflung.“ Leidenschaft und Verzweiflung, aber auch eine gehörige  Portion Realismus haben aus dem Stoff die Geschichte einer eigenwilligen Frau von starker  Anziehungskraft gemacht, keiner Heldin, aber eines „Mädchens mit Herz“.

Besetzung 12.10.2008      
 
Manon Lescaut Katharina E. Leitgeb    
Lescaut, ihr Bruder Seymur Karimov    
Chevalier Renato Des Grieux, Student Enrico Lee    
Geronte de Ravoir Sung-Heon Ha    
Edmond, Student Dae Young Kwon    
Der Wirt / Kapitän (Detektiv) Martin-Jan Nijhof    
Ein Musiker (Sängerin) Anna Peshes    
Ein Ballettmeister (Barkeeper) Michael Berner    
Tänzer Mirko Lodderstedt    
Lampenanzünder (Freier) Michael Berner    
Sergeant (Joe) Steffen Köllner    
 

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1. Akt
Was soll man hier sagen, was erwartet man bei Ziffer 15?
*
Bei Puccini steht 'con grazia' und 'piano'.

Der arme Des Grieux, hält die Stimme fest, drückt auf die Kehle, statt frei strömen zu lassen, damit diese Stelle den erforderlichen Charme und Schmelz bekommt,
so hört man schon auf dem hohen G die langsame Schaukel.

Er hat zweifellos schöne Anlagen, hier aber sind wieder die Lehrer zu kreuzigen, die Falsches beigebracht haben, er rettet sich in mezzoforte bis forte, damit einheitlich und langweilig.

Dabei ist Puccini der Komponist, der am differenziertesten seine Anweisungen in Bezug auf Dynamik und Agogik notiert hat. Nur Des Grieux folgt ihnen aufgrund seiner Gesangs-Technik nicht.
Oper ist nicht nur laut - vielleicht sagt ihm das mal einer vom Regensburger Theater.

Hier ist besonders der musikalische Oberleiter und damit Vertreter der Stadt nach außen gefragt, der nicht das singen lässt, was in der Partitur vorgegeben ist.
Besonders auffallend ab Nr. 34 - der Komponist schreibt eine Steigerung vom piano zum forte über 14 Takte vor - gesungen wird durchgängig ohne Veränderungen.

Individualität ist in Regenburg nicht gefragt - Hauptsache: es findet statt und es kann gepinselt werden.

Auffallend an diesem Nachmittag unter der musikalischen Leitung von Herrn Livenson, wie aufmerksam das Orchester ist, auf der Stuhlkante sitzt und dem Dirigenten folgt.

Trimmt aber einer alles nur auf ‘peng’,  wird eine ’Gigli-Phrasierung’ so nicht möglich sein.

Wie man dagegen eine Phrase aus dem piano zum forte aufbaut, zeigt der Chor - das ist doch wohl das Spannende an der Musik - um dem Publikum nicht nur Einheitsbrei vorzusetzen.

Geradezu erstaunlich sind die stimmlichen Qualitäten von Geronte und Lescaut - aber warum auch im parlando mit voller Stimme (‘Eine Kleinigkeit muss ich noch ordnen im Haus’), durch dieses Nichtdifferenzieren, nimmt sich der Sänger die Möglichkeit, damit im arioso wirklich zu glänzen. Es ist nicht sinnvoll, immer und bei jeder Gelegenheit, 'das Stimme zeigen’ zu praktizieren.

Bei 57 leuchtend, rund und stabil das hohe ‘B’ bei Manon und Des Grieux, warum aber merkt man nichts von dem aus dem piano entstehenden crescendo, das ein neues Tempo hineinführt.

Bei dieser Manon kann man sich an den hohen Tönen wirklich erfreuen, sie differenziert, legt die Phrasen musikalisch gut an - dagegen der Tenor, er ist wirklich nicht unmusikalisch, er gibt sich viel Mühe, aber es wird alles monochrom, dadurch wird es für ihn stimmlich und für das Publikum belastend, ihm zu folgen.
 

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Szenisch - wir sehen ja die Oper 'Manon' von Gregor Horres, unter Benutzung der Texte von Luigi Illica, Domenico Oliva, Marco Praga, Ruggero Leoncavallo, Giuseppe Giacosa, Giacomo Puccini und Giulio Ricordi mit der Musik von Giacomo Puccini - wird nicht dargestellt, dass Manon ihren Charakter, unter dem Aspekt Geld zu haben, völlig verändert hat, das Personal -  hier eigentlich den Perückenmacher -  schikaniert - in Regensburg sie aber sich selbst beschimpft, weil für den vorgegebenen Text niemand da ist.

Als Ausgleich für den szenischen Unfug von Regisseur Horres kann sich der Hörer am perfekten Flötenkonzert, 2. Akt, Nr. 1 erfreuen.

Bei Nr. 4 klingt der Lescaut mit seiner zweifellos sehr reizvoll timbrierten Stimme, im Stimmsitz noch unentschlossen.
Den Körper nach unten hin mitklingen lassen!
Das gäbe der Stimme mehr Süffigkeit - was auch bei einem schlankem Körper sehr wohl möglich ist, erinnert sei an Siepi. - Hierfür gibt es Übungen!

Außerdem viel Zeit zum tiefen Atemholen nehmen und den Tonstrom in die Kuppel fließen lassen - das erfordert aber das Ruhen in sich, runter mit dem Atem - der Sänger wird von Livenson auch nicht gedrängelt - also kein Anlass, sich selber zu hetzen und den Ton über den langen Hals ‘zu rufen’.

In der entspannten Lage hört man das außerordentlich schöne Timbre.
Das nun in aller Ruhe in die hohe Lage mitnehmen.  Das wäre es dann!

Ganz wunderbar - alles das ausgeführt, was Puccini sich wünschte - die Nr. 6 - eine kurze Atemknappheit nach dem hohen ‘B’ - da könnte sich Manon etwas mehr Zeit lassen - aber sonst, alles gleichbleibende Tonschönheit.

Eigentlich den ganzen Abend, elektrisierend das Livenson-Dirigat - das Orchester zeigt alle Finessen präzise.

Nr. 9 mit einem schwingenden, klingenden hohen Manon-‘C’.
Lesaut scheint sich stimmlich hier jetzt gefunden zu haben. Der Anschluss der Manon, (ist’s wahr, dass dieses Kleid mir so wundervoll steht') stimmlich saftig ausgeprägt neben Lescaut’s sonor vorgetragenen Komplimenten.

Nr. 11 Wohlklang par excellence, die Chordamen mit der ‘Sängerin’ - eine delikate Episode - bei der Qualität bedauert man, dass die Szene so kurz ist - man hört allen gern zu und im Falle der Solistin kann man verstehen, dass sie sich die ‘Wozzeck-Marie’ verkneifen wird.

Bei Nr. 14 - die ganze Zartheit eines niedlichen Tenor-Buffos - ein strahlendes, rundes-schärfeloses hohes Manon-‘H’ in Nr. 17 - die Triller gehen ihr leicht ‘von der Hand’. Aufblühend, vollmundig Nr. 22 mit einem üppigen hohen Manon-‘C’.

Was will der Komponist uns nur mit dem nachfolgenden Unisono der Streicher sagen?

Ein wohl-klingendes Manon-‘Ces’ in Nr. 28, die seitens Puccini nicht unbedingt zu den stärksten Passagen gehört.
Die Nr. 29 - 36 - das rauschhafte Liebesduett gestalten Manon und Des Grieux mit Kraft und Verve - bis hinauf auf ein sieghaftes hohes ‘B’ für beide. Warum nur schiebt der Tenor am Ende des Duettes ein crescendo nach, während Puccini drei- und vierfaches pianissiomo diminuendo vorgibt. Meint er, man hörte ihn nicht mehr. Er hat doch vorher das piano - warum sollte es dann später nicht funktionieren.?

Nr. 40 - Untadelig der Geronte, ein gesunder, sauber geführter, gut sitzender Bass - auch die hohen Töne in Gänze rund und im Timbre.

Nr. 43 Die Des Grieux Klage - eine Phrase 'con intensa passione' - ein bisher unterdrückter, nun ausgesprochener heftiger Vorwurf. Geld und Schmuck sind Manon wichtiger als seine Liebe.
Die Gedanken ‘sag was soll werden aus mir’ - müssten mit drei 'ppp' 'con profondo abbattimento' - eben verhauchend gesungen werden. Seine Angst, diese mitzufühlen fällt dem Publikum schwer.
Dann wieder sein hohes ‘H’ - alle Stentortöne hat er.

Das Finale 2. Akt.
Die Livenson’sche Orchesterleitung - faszinierend, mitreißend. Dieses Orchester hier mit einer bestechenden Attacke, den Applaus herausfordernd.
Das Zwischenspiel wird sicher bei mehr Routine auch noch abgestufter zwischen piani und forte klingen.

 
 
3. Akt, Nr. 9 vom Orchester hingezaubert.
In Nr. 22 problemlos das Manon-’C’ während ihres Klagegesanges.

In Nr. 27 wie auch im 4. Akt kann Des Grieux wieder alles zeigen wie ein Koreaner sich die Oper vorstellt - vor allem die italienische - hoch und laut - hier allerdings auch als forte vorgegeben.

Die hohen Töne, spät am Ende der Oper, sind eine Herausforderung und sie wird gemeistert.
Dass dem Regensburger Publikum eine so respektable Leistung als Repertoirevorstellung geboten wird, ist dem Orchester, dem Dirigenten, den Solisten und dem Chor zu danken.

Das Publikum schließe die Augen bestmöglich, schaue nicht auf die Bühne und nicht auf die eingeblendeten Texte. Da optisch nichts Stückgerechtes geboten wird, verlange es die Hälfte des Eintrittsgeldes zurück.

Nach den Internet-Vorgaben des Theaters Regensburg:
'
Doch so endet sie mit Des Grieux in einer endlosen Wüste Amerikas'.
und auch gemäß dem Text ((‘vor Durst muss ich vergehen, gib mir zu trinken’) ..... (‘kein Tropfen, garnichts - nur dürre Flächen, nirgendwo ist Wasser’)), endet das Stück in der Wüste, die dann allerdings in Regensburg realiter ein Puff ist, wo jedoch massenhaft Flüssigkeit in Flaschen herumsteht, die aber für Des Grieux nicht erreichbar ist, da ihm Regisseur Horres unter Zustimmung des Regensburger Theaterdirektors wohl die Kreditkarte nicht mitgab und Des Grieux sich nun nicht traut, einfach so die Manon zu laben - nicht einmal mit einem ‘Noagerl’.

Wieder einmal ein typischer Fehleinsatz der Göhring’schen Übertitelungsanlage.

Aber die Musik-Dramaturgie bringt ja nicht einmal eine Übereinstimmung zwischen Übertitel und Bühnengeschehen zustande.

Da dies nicht zum ersten Mal geschieht, muss unterstellt werden, man geht bei diesem städtischen Betrieb davon aus, für die doofen Regensburger reicht’s doch!

Wie meinte ein Stadtrat diese Woche:

’Das Haus wird dilettantisch geführt!'
 

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*Klavierauszug Ricordi

 

 

 

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Thema des Tages

Giacomo Puccini
Manon Lescaut

'Die Gregor-Horres-Manon-Story'
    
unter Benutzung der Komposition
des Herrn Puccini
     und der Texte von Luigi Illica, Domenico Oliva, Marco Praga, Ruggero Leoncavallo, Giuseppe Giacosa, Giacomo Puccini und Giulio Ricordi

"Frau Lescaut geht mit ihrem Bruderin einen Puff
und wird dort erschossen!"


Das Stück hätte kaum länger dauern dürfen, dann wäre Abbruch mittendrin aktuell geworden.

Alles Weitere unter

http://www.telezeitung-online.de/Kritik_'Manon_Lescaut'%20-%20Opf.%20Metropol-Theater%20Regensburg_Rep.-Vorstellung_1.htm


http://www.telezeitung-online.de/Kritik_%27Manon_Lescaut%27%20-%20Opf.%20Metropol-Theater%20Regensburg_Rep.-Vorstellung_1.htm



Manon_Theater_Regensburg_4.htm

 


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Thema des Tages:
01. Januar

'Der fliegende Holländer'
 

   ... am 02. Januar 1843 uraufgeführt

'Rienzi' war gerade im Herbst 1842 zu einen sensationellen Erfolg für den aus Frankreich nach Dresden zurückgekehrten Richard Wagner geworden. Die sächsische Hofoper wollte auch den 'Holländer' für sich haben und ihn nicht Berlin überlassen - er kam nach Dresden - und viel durch.

Nur vier Aufführungen gab es, dann verschwand das Werk zunächst einmal von der Bühne in Dresden.
Das Publikum war überfordert - hatte es sich beim 'Rienzi' der ganzen Opulenz eine quasi Meyerbeer-Oper mit realem Hintergrund der Story hingeben können, war nun alles reduziert auf ein paar Figuren, die nicht einmal 'greifbar' waren.

Heine hatte die Vorlage geliefert, die sturmumtoste Schiffsreise der Wagners aus Riga nach London tat das Ihrige.

Es war eine der Schauergeschichten, die man sich damals so in der Gartenlaube erzählte - Richard Wagner machte daraus - im Stile der Zeit - eine romantischen Oper.

War er beim 'Rienzi' noch dem Schema verhaftet, lyrischer Sopran plus Hosenrolle, so begann beim 'Holländer' das Weib der Zukunft zu wirken, die Frau, die zur Erlösung des Mannes auf die Welt gekommen war, die durch oder für die Leiden des Mannes starb und diese Aufgabe auch zu erfüllen hatte.
Der Senta, die hier den 'Holländer' zu erlösen hatte, folgten die 'Tannhäuser Elisabeth', die Sieglinde, die Brünnhilde, die Isolde und die Kundry.

Die erste Senta sang die vom Meister so verehrte Wilhelmine Schröder-Devrient, die auch als Adriano im 'Rienzi' auf der Bühne stand, die Venus im 'Tannhäuser' folgte - zur Ortrud kam es nicht mehr, da der 'Lohengrin' in Dresden wegen der Beteiligung Richard Wagners an den revolutionären Aufständen von 1849 nicht mehr an der sächsischen Hofoper zur Uraufführung kam.

Produktionen vom 'Holländer' geraten in der heutigen Zeit mehr und mehr zu Persiflagen und reduzieren das Frühwerk zum Sandkastenspiel für Unreife zu Lasten der Steuerzahler - meist auch noch gefördert durch Zuspruch der RW-Vereine.

Hier besonders durch die Ehrenvorsitzende des RW-Vereins Hannover.
Nach eigener Aussage liebt sie ja 'modische Inszenierungen'.
Zu diesen dürfte ja auch ganz aktuell 'Der Freischütz' an der Nds. Staatsoper gehören.


Thema_des_Tages_02._Januar_1843_-_2012

Kritik_'Der_fliegende_Hollaender''_DO_Berlin.htm

Kritik_'Der_fliegende_Hollaender'_-_oder_'Mary_und_das_Putzgeschwader'_Theater_Regensburg.htm

Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Essen_-_
oder_'Die_Irre_von_Sandwike'.htm

Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'.htm

Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Freiburg_-_oder_'Senta_oder_ein_Puppenheim'.htm

Bemerkungen zu 'Der_fliegende_Hollaender'_auf_der_'Buehne_fuer_Oberfranken'



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Thema des Tages

02. Januar

'Der fliegende Holländer'

Produktionen vom 'Holländer' geraten in der heutigen Zeit mehr und mehr zu Persiflagen und reduzieren das Frühwerk zum Sandkastenspiel für Unreife zu Lasten der Steuerzahler - meist auch noch gefördert durch Zuspruch der Richard Wagner-Vereine.

>>> weiter <<<

 

 

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Thema des Tages:
01. Januar

Wilhelm Canaris
 

Unmittelbar vor den Toren Regensburgs - im Lager Flossenbürg - starb er vier Wochen vor Ende des Krieges,
hingerichtet von Nazi-Schergen.

Er wurde am 01. Januar 1887 in Aplerbeck bei Dortmund geboren,
trat 1904 in die Reichsmarine ein, nahm 1914 am Falklandkrieg teil, floh aus dem chilenischen Internierungslager und war ab 1916
für den deutschen Geheimdienst in Spanien tätig.

Die Verträge von Versailles, die Weimarer Republik, den Kommunismus lehnt er ab und wurde damit für die Nazis interessant.

1935 wurde er Chef der Abwehr, stand aber seit der Sudetenkrise Hitler ablehnend gegenüber und suchte Kontakte zur Opposition um Ludwig Beck und Franz Halder.

Die zeitweise freundschaftliche Beziehung zu Heydrich bewahrte ihn und seine Mitarbeiter solange vor Kontrollen durch die Gestapo,
bis einige seiner Agenten zu den Briten überliefen.

Im Februar 1944 musste er daher sein Amt aufgeben. Mit seinem engsten Mitarbeiter Hans Oster, der wiederum mit Dohnányi im Widerstand tätig war, wurde er im Sommer 1944 inhaftiert.

Canaris, Oster und Bonhoeffer wurden am 8. April 1945 in einem Standgerichtsverfahren zum Tode verurteilt und am 9. April 1944 in Flossenbürg gehängt.
 

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Thema des Tages

Jahreswechsel 1944 / 1945
 

Das Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging.
Die Alliierten hatten sich nach dem 8. Mai 1945 die Mühe gemacht,
die Nazi-Verbrechen durch ein Tribunal aufzuarbeiten.

Damit wolle man auch vermeiden, es könnte der Eindruck entstehen, es werde irgendetwas unter den Teppich gekehrt.

Die Hauptverbrecher waren schon im Herbst des Jahres zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.

Der Sprecher von Dr. Goebbels, Hans Fritsche,
erhielt eine Strafe von 10 Jahren Arbeitslager.

Der Leibfotograf von Adolf Hitler, Heinrich Hoffmann,
wurde mit der gleichen Strafe belegt.

 

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Thema des Tages:

Mahnung zur Einhaltung der Reparationsverpflichtungen

.... am 30. Dezember 1923.

 

Das Komitee zur Überwachung der vorgegebenen Reparationen aus dem verlorenen Ersten Weltkrieg stellte fest, dass Rückstände bei Holz- und Kohlelieferungen zu verzeichnen waren. Daraufhin setzten französische und belgische Truppen über den Rhein ins Ruhrgebiet.

Damit wollte der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré die deutsche Westgrenze nach Osten verschieben, was einen Sturm der Entrüstung auslöste.

Die Bewohner - ob Nationalisten oder Kommunisten - begingen gemeinsam Anschläge auf Einrichtungen und Personen der Besatzung.
Die Reichsregierung forderte die deutsche Bevölkerung zum passivem Widerstand auf, was dazu führte, dass die Besatzungsmacht über 100.000 Bürger in das nicht besetzte deutsche Gebiet nach Osten abschob.

Auf seinen Reisen durch das Rheinland im Rahmen seiner Unterstützung der pro nationalistischen Bewegung geriet Goebbels in den ersten 1920ger Jahren immer wieder in Zugriffe der fremden Truppen. Die Bevölkerung sei durch die Besatzung politisch stumpfsinnig geworden, mit ihr sei nicht mehr viel Rares anzufangen.

Ereignisse wie die mit einem belgischen Polizeimeister, der mit zwei Frauenzimmern in einem guten Hotel in Mönchen-Gladbach eine 'große Rechnung' machte und nicht bezahlen wollte, wurde von einem Gast ermahnt, der belgische Polizeimeister schlug dem Mann eine Reitpeitsche ins Gesicht, kurz darauf wurde der Mann wegen 'Beleidigung der Besatzungstruppen' verhaftet, schürten den Hass, der mühsam unter einem Deckel gehalten werden musste und letztlich zur Entwicklung von Strömungen führte, die im von Nazideutschland angezettelten Zweiten Weltkrieg endeten.

 

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Thema des Tages:

Käthe Dorsch


  .... am 29. Dezember 1890
geboren.

Das liebliche Örtchen Neumarkt in der Oberpfalz - 20 Eisenbahn-Minuten von Nürnberg und 40 Minuten von Regensburg, dort wo auch der Hitler-Vertraute Dietrich Eckart zur Welt kam - war der Geburtsort der großen Schauspielerin.

Sie war die Tochter eines Lebkuchenbäckerehepaares, das von Neumarkt nach Nürnberg umzog und so den Weg der Tochter in den Extrachor der dortigen Städtischen Bühnen ermöglichte.

Als Operettensoubrette wurde sie 1909 nach Mainz und 1913 nach Berlin engagiert, doch bereits 1919 wechselte sie ins Schauspiel und hatte als 'Görings Leutnantsliebe' eine Affäre mit dem späteren 'Reichsjägermeister'.

Sie entzückte mit Lachkoloraturen, wie auch mit dem Ausdruck tiefsten Schmerzes in Volksstücken das Publikum. Alfred Kerr schrieb über sie keine Kritiken, sondern Liebesbriefe.

Sie machte sich an der Volksbühne, dem Deutschen Theater, dem Staatstheater Berlin und dem Burgtheater einen Namen mit Gretchen, 1922; A. Schnitzlers Christine, 1922; Nora, 1923; Rose Bernd, 1928; Maria Stuart, 1933; Candida, 1936), mit Madame Sans-Gêne (1922) und der Kameliendame (1937), sang die Friederike (1928) und die Fanny Elßler (1934),

Sie war Shakespeares Kätchen (1933), die Iphigenie (1935), Gräfin Orsina (1937), F. Brückners Elisabeth (1953), Ch. Frys Gräfin Ostenburg (1955) und auch in den Mütterrollen Frau John, 1932; Helene Alving, 1942; Mutter Wolffen.

Als Straßendirne hatte sie 1920 in 'Die Flamme' einen Sensationserfolg, Alfred Kerr bezeichnete sie als Volksgestalt, die von der Tiefe komme, keine Furcht vor Rohheit habe.
Zuckmayer sagte, dass von ihr alles ausgehe, war ihm für seine Menschengestalten auf einer Bühne vorschwebte.

Anfang der 1930-Jahre lud sie prominente Juden zu sich zu einer 'wichtigen Besprechung'. Sie warnte, es könne ganz schnell gehen, dass die Nazis an die Macht kämen. Man solle sich schnell ins Ausland absetzen, denn Schlimmes stünde den Juden bevor.

Goebbels schrieb in sein Tagebuch, der Film 'Mutterliebe' mit Käthe Dorsch sei ein ganz großer Wurf.

Sie pflegte Kontakte zu Nazigrößen und nutze - wie Emmy Sonnemann - diese, Juden zu helfen, erhielt 1936 von Jugendfreund Göring den Titel 'Staatsschauspielerin' und stand auf der Gottbegnadetenliste.


 

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Damals in Regensburg

28.12.2004

Der Bischof von Regensburg zu 2010

 

 

Der Bischof von Regensburg teilt mit .....


'Primitive und beleidigende Darstellung des christlichen Glaubens'
Regensburg 28.12.2004 (pdr)

Gegen die öffentliche Beleidigung des Glaubens im Zusammenhang mit der Bewerbung der Stadt Regensburg als Kulturhauptstadt 2010 hat sich Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in einem Schreiben an Oberbürgermeister Hans Schaidinger gewandt.

Der von der Stadt engagierte Projektbegleiter Dr. Veit Loers hatte im Regensburger kultuRklub gefordert, man solle "mehr Risikobereitschaft und Mut zur Provokation" zeigen.
Als Beispiel nannte er unter anderem die Darstellung eines grünen Frosches am Kreuz.

"Gegen diese primitive und beleidigende Darstellung des christlichen
Glaubens protestiere ich aufs Schärfste", so Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner in einer ersten Reaktion.

"Zu recht hat der Oberbürgermeister letzte Woche mit den 'Regensburger Domspatzen' als 'Botschafter' für die Bewerbung bei Bundespräsident Horst Köhler geworben und auf die 1000-jährige Tradition und christliche Verwurzelung der Stadt hingewiesen?
Es könne daher nicht sein, dass eine solche  Entgleisung zugelassen werde.

"Sollte die Stadt Regensburg solche Beleidigungen der großen christlichen Mehrheit der Regensburger Bevölkerung gestatten und Darstellungen wie ein grüner Frosch am Kreuz zu einem offiziellen Werbeattribut werden, kann die katholischen Kirche von Regensburg die Bewerbung als Kulturhauptstadt nicht weiter unterstützen", so Generalvikar Dr. Gegenfurtner.
"Wir erwarten eine deutliche Distanzierung der Verantwortlichen zu einem solchen beschämenden Vorgehen."

Pressestelle BO Regensburg
Dienstag, 28. Dezember 2004, 08:35
 

 

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Damals in Regensburg

28.12.2004

'Schlingensief und 2010'
 

Ausgerechnet er, den Regensburgern seit seiner 'Wagner-Tour' auf Neupfarrplatz, in Gesandtenstraße und Leerem Beutel in unerfreulicher Erinnerung, soll nun die maßgebliche 2010-Präsentation Regensburgs in Berlin in die Hand nehmen.

Er schreibt ein Stück, das Regensburg und 'Mythos Bayern' auf die Bühne, mit Filmmaterial angereichert, am 10.2.05 in Berlin auf Frank Castorf's 'Volksbühne' in Bevölkerung und Medien tragen soll.
Er habe ja nun in Bayreuth 'Parsifal' inszeniert und sei dadurch wohl prädestiniert, für Regensburgs 2010-Bewerbung einzutreten.

Furoregarantie ?

Wie wird darauf Regensburg reagieren, das gerade an der 'Entgleisung' von Dr. Loers zu kauen hat, er, der Kippenbergers 'Frosch am Kreuz', der gerade in München für negative Schlagzeilen und das Einschreiten des OB von München sorgte, als notwendige Kunst-Provokation vorstellte.

Die Reaktionen des Bischofs von Regensburg und des evangelischen Dekanats sind überdeutlich, dass man unter dem Aspekt einer Beleidigung der Christen in der Regensburger Bevölkerung überlege, sich am Projekt 2010 nicht mehr zu beteiligen.

Jetzt können sich OB Schaidinger und 2010-Fünferrat nur noch auf Schlingensief stützen.

Regensburg ahnt das Ende mit Schrecken.

DH
 

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Damals in Regensburg

28.12.2004

'Ausgerechnet Schlingensief'

 


Pressekonferenz der Stadt Regensburg
(Auszüge)

 
      28.12.04

 

 

Die Stadt hatte geladen, um den Medien und damit der Öffentlichkeit mitzuteilen, was die Kulturhauptstadtprotagonisten der Stadt Regensburg in der nächsten Zeit - für die verbleibenden 1 1/2 Monate - geplant haben. Gezielt werde in Richtung Berlin, weil dort die Musik spiele, aber auch die Regensburger sollen nicht leer ausgehen. Für Februar sei hier Etwas geplant, über das man noch nicht reden könne.
Damit liegen sämtliche Beteuerungen der Stadt, es gäbe in Zukunft gegenüber der Bevölkerung keine Geheimniskrämerei mehr schon wieder ad acta.
Es könne dafür aber heute vorgestellt werden, was für die abschließende Präsentation am 10.02.05 in Berlin vorgesehen sei.

Nach den Präsentationen in der Bayerischen Vertretung und dem Konzert der Regensburger Domspatzen in der St.Hedwigs-Kathedrale in Berlin solle noch über eine andere 'location' Regensburg mit seiner Bewerbung 2010 in die Welt getragen werden.

Ausersehen sei hierfür Frank Castorf's 'Volkbühne' am Rosa-Luxemburg-Platz, die nach Meinung von OB Schaidinger einen gewissen Kultstatus habe und kein geringerer als Christoph Schlingensief solle ein Stück über Regensburg schreiben, für die Besetzung sorgen und selber inszenieren. Schlingensief sei gewählt worden, da es - der nach Meinung Schaidingers - ein guter Name sei und aufhorchen machen wird.

Man sei auf diese Lösung gekommen, da - nach Meinung des 'Fünferrates' bisheriges in der Vergangenheit - so auch das Konzert der Domspatzen, obwohl sie auch Musik des 20. Jahrhunderts gesungen haben - andocke und man jetzt einen starken Sprung machen müsse, eine Brücke zu schlagen zur Gegenwart. Und Christoph Schlingensief, ein Mann des Film, des Theaters und der Bildenden Kunst - erscheine dem 'Fünferrat' als eine ideale Figur,
um die Gegenwart in Regensburg zu verankern.

Karlheinz Schmid:
Schlingensief wird nicht ein Stück projizieren, sondern er will ein Stück entwickeln aus Regensburg, aus der bayerischen Geschichte heraus, d.h. es ist eine Auseinandersetzung mit dem Mythos Bayern, ganz bewusst der Versuch, sich auf ein Land einzulassen, das nun auch voller Klischees steckt, wie wir wissen, auch auf eine Region, auf eine Stadt sich einzulassen, die er kennt, er war also  wiederholt in Regensburg, die ihm aber natürlich als Außenstehenden nicht so vertraut ist, wie uns, die wir hier leben. Schlingensief will versuchen - zum Teil auch mit Filmmaterial, das in den nächsten Wochen in Regensburg noch hergestellt wird - eine Inszenierung zu machen, die zu einer hohen Dichte, zu einer hohen Bilderdichte führen wird d. h. also das Schauspiel auf der Bühne wird noch einmal überlagert von Filmen, von Filmmaterial, ebenfalls in Regensburg produziert, so dass wir also ein Werk erhalten werden, das natürlich sich nicht annähernd mit dem vergleichen lässt, was in Bayreuth von ihm inszeniert wurde, ich sage Stichwort 'Parsifal', sondern es geht nur um die Technik, die sich in gewisser Weise auch bei unserem Stück Regensburg zeigen wird. Es gibt einen Arbeitstitel, der heißt typisch Schlingensief: 'Mir san mir', also er gibt damit natürlich durchaus ein ...

Einwurf OB Schaidinger:
.. das kann auch missverstanden werden könnte, sollte es aber nicht.

Karlheinz Schmid:
... er gibt damit natürlich eine Denkrichtung vor, also ich denke das passt ganz gut zusammen, der selbstbewusste Schlingensief auf der einen Seite, andererseits eine Stadt wie Regensburg, die ja  nun auch in den Wettbewerb recht mutig hinein gegangen ist und die auch zunehmend in den letzten Wochen - haben wir es ja gemerkt - guten Grund hatte, sich stolz darzustellen, denn wir haben ja auch viele Reaktionen in der Projektleitung erhalten und haben erfahren, dass es die richtige Entscheidung war, diese Aufgabe anzunehmen und wir alle wissen natürlich - sowohl Herr Schlingensief, als auch wir in der Projektleitung gegen das Zeitproblem ankämpfen, denn die Jury taucht im Februar bereits in Regensburg auf - wie Sie wissen - und insofern haben wir natürlich alle jetzt ein großes Problem zu meistern.

Schlingensief - wie gesagt, ich würde Ihnen schon gerne mehr verraten - ist aber - hat sich aber im Moment zurück gezogen, ist im Moment intensiv damit beschäftigt, das Stück zu schreiben d.h. es gibt keinen Text dafür - kann Ihnen leider nichts zukommen lassen - es wird aber eine Auseinandersetzung eben mit Regensburg sein, es wird nicht nur affimativer Art sein, das ist auch klar, wir haben ihn ja nicht mit diesem Auftragswerk versorgt, indem wir gesagt haben, wir hätten jetzt gerne eine möglichst polierte Darstellung von Regensburg, da werden sicherlich auch ein paar kritische Seitenhiebe sein, da wird auch das ein oder andere Augenzwinkern von Schlingensief wohl eingesetzt werden, denke ich, aber ich glaube, eine Stadt, die Kulturhauptstadt Europas sein will, die muss das ertragen, die muss das aushalten, die muss damit umgehen können, das ist ja eben auch diese Portion Humor, die der Veit Loers besonders immer wieder einfordert, die heute in der Kultur mehr denn je erforderlich ist bei all dieser Ernsthaftigkeit, die wir da finden.
Ich denke dass der Schlingensief auch deshalb, der richtige ist, weil er sofort instinktiv verstanden hat, was wir meinen, als Gabi Lindinger und ich auf ihn zukamen. Er hat nämlich gesagt, wir setzen das auf einer Drehbühne um. Das kam ganz spontan und ganz schnell, er sagte nämlich, nachdem wir gesagt haben, Regensburg verstehen wir als Drehscheibe in Richtung Mittel- und Osteuropa, kam von ihm sehr schnell der Nachklatsch, das setzen wir auf einer Drehbühne um.
Das finde ich eigentlich sehr schön, als direkte Bildübersetzung, hat natürlich eben auch dazu geführt, der Oberbürgermeister sagte es ja wohl bereits, dass wir eben nicht in die bayerische Vertretung gehen konnten, denn dort die Drehbühne aufzubauen, was man ja durchaus machen kann aus technischen Gründen wärs ja keine Schwierigkeit, würde aber bedeuten, wir würden die ganze Bayerische Botschaft mit der Drehbühne bereits füllen und hätten keinen Platz für Zuschauer. Insofern war es natürlich naheliegend zu sagen, wir müssen ein Theater in Berlin nehmen und möglichst eben auch eins zu nehmen, das bereits über diese Drehbühne verfügt.

Schlingensief ist seit 1996 Hausregisseur in der Volksbühne, d.h. er kennt da jeden Scheinwerfer und das ist natürlich ein großer Vorteil, den wir jetzt nutzen müssen. Gerade hat Frau Lindinger tagelang in Berlin herumtelefoniert, alle Theater durchtelefoniert, weil wir versucht haben einen anderen Ort zu finden, das bisschen mit Herrn Moosburger auch zu tun, der nun auch ein Projekt in Vorbereitung hat, das dann auch Anfang Februar in Berlin vorgestellt werden soll und wir wollten gerne andocken, wollten das an einem Tag haben, aber das ließ sich so nicht realisieren, eben weil am 3. Februar - das war der zunächst geplante Termin - eben die Volkbühne frei war das ist bereits bereits eine andere Premiere an dem Tag und insofern kamen wir auf den 10. Februar.

Gut. Im Moment - wie gesagt - kann man zum Inhalt noch nicht viel sagen Schlingensief, als dass wir sagen können, Schlingensief setzt sich also mit dem Mythos Bayern auseinander, wird stark auf Regensburg reagieren, wird ein Stück schreiben, das mit unserer Stadtgeschichte zu tun hat, das eben auch bis in unmittelbare Gegenwart hineingehen soll und es soll auch, soviel kann man auch sagen, nicht frei sein jetzt von persönlichen Beobachtungen. Schlingensief möchte sich selber einbringen, wie er es ja nun ganz oft bei seinen Filmen und auch seinen Theaterstücken macht - es soll schon auch das unmittelbar von ihm selbst Erlebte oder Empfundene sein, das sich in dem Stück dann äußert, also es ist keine pure Umsetzung von Stadtgeschichte oder von Persönlichkeiten, die wir hier in dieser Stadt finden, gleichwohl hat er den Oberbürgermeister eingeladen, in seinem Stück als Schauspieler aufzutreten. Also Hans Schaidinger wird uns in diesem Stück - wenn alles gut geht - auf der Bühne begegnen.

Einwurf
OB Schaidinger:
Ich hab' aber die Rolle noch nicht gesehen.

(Allgemein schallendes Gelächter - vornehmlich von Gabriele Lindinger)

DH - nach Stenogramm
 

 


 

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Thema des Tages:

Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse

  .... am 28. Dezember 1831.


Restriktionen waren im Rahmen der Karlsbader Beschlüsse
vom 6. bis 31. August 1819 nach dem Mord am Dichter August von Kotzebue am 23. März 1819 umgesetzt worden, Basis hierfür waren die Bestrebungen, die alten Strukturen vor den Veränderungen durch Napoleon wieder einzuführen und diese nicht durch liberale Umtriebe in Frage zu stellen..

Dazu gehörte die Zensur, so dass Meinungsäußerungen in Print-Medien kontrolliert wurden. Dazu gehörten auch literarische Werke, die auf den Bühnen gezeigt werden sollten.

Das Großherzogtum Baden hob die Beschlüsse des Treffens von Karlsbad auf, so dass Verhinderungen von liberalen Entwicklungen innerhalb des Deutschen Bundes nicht mehr uneingeschränkt durchgesetzt werden konnten.

Allerdings musste Baden die Regelungen auf Druck Österreichs und Preußens wieder einführen, nachdem die Auswirkungen des Hambacher Festes vom Mai 1932 deutlich wurden.


 

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Thema des Tages:

Marlene Dietrich


.... am 27. Dezember 1901 geboren.

 

Es war 'Der Blaue Engel', der ihren Weltruhm begründete.

Goebbels hätte sie gerne aus den USA zurückgeholt - sie aber hielt an der neuen Heimat fest - bekam 1939 einen amerikanischen Pass und machte während des Krieges Truppenbetreuung für die US-Soldaten.

Ihr Besuch in der Bundesrepublik war 1960 überschattet von Vorwürfen, sie habe ihr Heimatland durch das Fernbleiben im Dritten Reich verraten.
Sie wurde von einem Ei, das ein Zuschauer auf sie warf, getroffen, darauf meinte sie, vor einem Deutschen habe sie keine Angst, eher davor, die Flecke aus ihrem Abendmantel nicht mehr herauszubekommen.


 


Thea Dorn - 'Marleni'

Zwei Männer - zwei Diven
 
 

Gisela Uhlen und Gisela Mai, zwei große Damen des deutschen Theaters und Films schmachten, schmeicheln, schnurren auf CD Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl.

Und im Regensburger Turmtheater?
Sie gurren kaum, sie schnurren kaum, sie murren kaum, sondern Christian Hettkamp und Jens Schnarre schmettern lauthals in einer szenischen Fassung Thea Dorns Text ins Publikum.

Hat die beiden talentierten niemand kontrolliert und gebremst?
Voller Saft und Kraft, ohne das, was zwischen den Zeilen steht, rezitieren die beiden an den gemeinten zwei Neunzigjährigen vorbei.
Zu zügig wird der Text absolviert.

Ganz selten gelingen leise, atemlose Töne.
Warum haben die beiden nicht mehr in die eingespielten Tondokumente hineingehört, oder wollte man unbedingt Männer in den Rollen der beiden Legenden heraushängen lassen?






Sollte es auf keinen Fall Travestie werden?
Eine alte Frau nur über die Modulation der Stimme darzustellen, ist doch schon eine lmprovisationsübung bei der Aufnahmeprüfung an einer Hochschule.
Hettkamp gelingen noch am ehesten die zickigen, hysterischen Töne der Riefenstahl.

Schnarre ist zwar von der Tongebung eher die Dietrich, aber es fehlt das von der alten Diva bekannte Geraune.
Wollte man nicht imitieren?

Ein Konzept ist nicht erkennbar.

(Dieter Hansing)
 


 

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Thema des Tages:

Tod eines Oberpfälzer


   ... am 26. Dezember 1923.
 

Hatte sich Dietrich Eckart zu viel vorgenommen, immerhin war er als der in Neumarkt in der Oberpfalz geborene Advokatensohn seit Dezember 1918 Herausgeber der Zeitschrift 'Auf gut deutsch' in der die Vertreter des Völkischen ihren Judenhass und die dererseits als notwendig erachtete Verhinderung des jüdischen Weltbeherrschungsstrebens auf die Menschheit losließen.

Als Mittler trat er auch beim Kauf des 'Völkischen Beobachters' für die NSDAP auf, die Gelder hierfür erhielt er von der Reichswehr.

In diesem Blatt hatte er die Ermordung von Mathias Erzberger - dem Unterzeichner des Waffenstillstandsabkommens mit Frankreich nach dem ersten Weltkrieg - begrüßt, was zum Verbot des Nationalsozialistischen Organs führte, was wiederum von der Bayerischen Staatsregierung als 'Einmischung in die innerbayerischen Angelegenheiten' zurückgewiesen wurde.

Hitler widmete ihm die heutige Waldbühne als 'Dietrich-Eckart-Bühne' anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin.





 

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Thema des Tages:

Alfred Kerr


   ... am 25. Dezember 1876 geboren.



Er war der schärfste Kritiker des Berliner Tagblatts, er entschied, wer, mit was, in welcher Rolle, in welchem Stück, mit welcher Darstellung Möglichkeiten hatte und befand sich oft in einer gegensätzlichen Position zu Herbert Ihring.

Über Zuckmayers Theaterdebut schrieb er, der werde 'niemals einen auf der Bühne sprechbaren Satz hervorbringen'.

Zuckmayer selber bezeichnete Kerr als einen Scharfschützen, der über Tod und Leben eines Dramatikers entscheide.

Er nannte Brecht ein 'zusammenhangloses Kleintalent'.
Kerrs Ablehnung gegenüber Brecht ging dann soweit, dass er eine Plagiatsdiskussion auslöste.
Der Text der 'Dreigroschenoper' beinhalte Originaltexte von François Villon. Der Übersetzer werde aber nicht genannt.

Brecht konterte, er habe tatsächlich 25 Texte der insgesamt 625 Verse des Stückes verwendet - er habe aber vergessen, den Übersetzer Karl Anton Klammer anzugeben und im Übrigen erkläre er das mit seiner grundsätzlichen Laxheit in Fragen geistigen Eigentums.
Als Brecht allerdings 1942 feststellen musste, dass eine gemeinsam mit Elisabeth Bergner entwickelte Story hinter seinem Rücken an ein Filmstudio für 35.000 Dollar verkauft worden war, fand er das ehrenrührig.

Max Brod führte aus, in seinen Kritiken fälle Kerr ebenso viele Fehlurteile wie Karl Kraus.

Die Flucht ging als Jude bereits am 15. Februar 1933, also unmittelbar nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933, über Prag, Wien, Zürich nach Paris.

Ab 1935 lebte er in London und war für die BBC tätig, agitierte per Radio gegen Nazi-Deutschland.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer
voll bezahlter Eintrittskarten aus dem freien Verkauf
verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

 

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