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Thema des Tages
Abessinien, 'Marita' und die
Folgen
Am 03. Oktober 1935 fiel Mussolini im heutigen Äthiopien - damals
Abessinien - ein, um
seinen schon 1922 gefassten Plan, ein Imperium Romanum wieder
herzustellen, zu verwirklichen.
Ausgangspunkte seiner Aktion waren Eritrea und Somaliland als
italienische Kolonien mit dem Einfall von Truppen in einer Mannstärke
von 200.000.
Zum Ende des Jahres 1935 geriet Italien immer mehr unter Druck, denn
der Völkerbund maßregelte sein Verhalten in Afrika.
England und Frankreich wandten sich von ihm ab.
Mussolini hatte geglaubt, für seine seinerzeitige Unterstützung von
Frankreich und England gegen Hitler-Deutschland freie Hand in Abessinien
zu bekommen. Stattdessen wurde er von den Westmächten automatisch auf
die Seite Hitlers geschoben
Italien verstieß also gegen die Abmachungen von Stresa und die Regelungen des Völkerbundes, was aber zu
keinen Restriktionen führte, so dass auch Hitler zunächst annehmen
durfte, es werde bei seinen Überlegungen, 'das Reich' nach Osten zu
erweitern, zu keinen Sanktionen seitens der Westmächte und des
Völkerbundes kommen.
Hitler spielte ein doppeltes Spiel, indem er Italien Rohstoffe wie Kohle
lieferte und Abessinien Waffen zur Verfügung stellte.
http://www.zeit.de/1971/07/kanonen-fuer-den-negus
Goebbels beklagte in einem Gespräch mit Hitler im Oktober 1935, wie sehr
doch Mussolini unter Druck gerate - die ganze antifaschistische Welt sei
gegen ihn - und man müsse sich mehr an seine Seite stellen.
Hier wurde die Grundlage geschaffen, sich seitens Deutschlands mehr für
Mussolini einzusetzen, was endlich auch dazu führte, dass der
italienische Diktator seine Hand von Österreich abzog und Hitler damit
die Gelegenheit bot, im März 1938 'seine Heimat' in das Deutsche Reich
überzuführen.
Hitler in einem Telegramm an Mussolini: 'Duce, ... das werde ich Ihnen nie
vergessen!'
Es bekräftigte eine unselige Allianz zwischen den beiden Diktatoren.
Wie stark die Bindung war, zeigte sich später, als
Hitler Mussolini am 12. September 1943 vom Gran Sasso befreien ließ und
der Duce am 20. Juli 1944 unmittelbar nach dem
Attentat Hitler in der Wolfsschanze besuchte.
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Für Mussolini ergaben sich ab 28. Oktober 1940 Probleme, als es ihm nicht gelang,
vom besetzten Albanien aus nach Griechenland vorzustoßen.
Hitler entschloss sich daher am 4. November 1940 über Ungarn, Rumänien
und Bulgarien zur Entlastung des Duce einzugreifen.
Am 6. April 1941 begann dann das 'Unternehmen Marita', der deutsche Balkanfeldzug
gegen Jugoslawien und Griechenland.
Ein weiterer Eingriff Hitlers war schon im Februar 1941 in Nordafrika notwendig
geworden, als es
Mussolini nicht möglich war, sich in der italienischen Provinz Libyen der englischen Truppen zu
widersetzen und Rommel als Befehlshaber der deutschen Truppen in
Nordafrika am 15. Februar 1941 den Befehl erhielt, 'den Vormarsch
feindlicher Verbände zum Stehen zu bringen und sie unter offensivem
Einsatz der Panzerkräfte zu schlagen'.
Nordafrika musste im Mai 1943 ganz aufgegeben werden, da seit 8.
November 1942 von Westen britische und amerikanische Verbände über
Marokko und Algerien anrückten und von Osten kommend britische Truppen
die deutschen und italienischen Verbände letztlich zerrieben.
Rommel war schon im März 1943 nach Deutschland abgezogen worden, um dann
am Westwall noch einmal sich bewähren zu dürfen.
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Die Konsequenzen:
Deutschland war gezwungen, nach 1939 auch an
einer Südfront in Nordafrika aktiv zu werden, die dann wegen der langen Versorgungswege
über das Mittelmeer auch von 'Wüstenfuchs' Rommel - zuletzt auch nach
dem Rückzug nach Tunesien - nicht gehalten werden konnte.
Dabei war 'das Reich' seit 1939 schon in Norwegen und Polen gebunden und
musste sich danach im Frühjahr 1940 mit Frankreich und England
auseinandersetzen.
Hinzu kam, dass sich in Deutschland schon ab Frühjahr 1941 die
Notwendigkeit ergab, verstärkt Frauen im Kriegs- und Rüstungswesen
einzusetzen, weil Soldaten und Rüstungsarbeiter nicht mehr in genügender
Anzahl zur Verfügung standen, was die Stimmung im Land absinken ließ.
Und da hatte das 'Unternehmen Barbarossa' noch nicht einmal begonnen,
dessen Vorbereitungen ja bis zum 15. Mai 1941 abgeschlossen sein
sollten.
Durch die deutschen Eingriffe in die kriegerischen Auseinandersetzungen
in Griechenland und in Nordafrika - alles auf Mussolinis
Fehleinschätzungen zurückzuführen - verzögerte sich der Aufmarsch gegen
die Sowjetunion und der Russlandfeldzug begann erst verspätet am 22.
Juni 1941, was letztlich dazu führte, dass Moskau und die Besetzung der
Ukraine vor dem Wintereinbruch 1941 nicht erreicht werden konnten und der
Zweite Weltkrieg für Deutschland damit schon verloren war.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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