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Er kam hier nicht her, man hoffte
vergebens auf 'Satan's Erbarmen' - er kam nicht zum
'Holländer' in Regensburg,
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender'_oder_Mary_und_das_'Putzgeschwader'_Theater_Regensburg
Er
kam nicht nach Leipzig, um 2008 die dortige Katastrophe zu
verhindern - letztes Jahr war er nicht in BT und heuer auch
nicht, es scheint, wer auch immer geht mit dem 'Holländer'
unter.
Bestes Beispiel hierfür der 'Holländer' an der DOB von Frau
Gürbaca,
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender''_DO_Berlin
-
die in Regensburg 'Cavalleria / Bajazzo'
in den Sand setzte
Bemerkungen_zu_'Cavalleria'_-_'Der_Bajazzo'_-_Theater_Regensburg.htm
und in Augsburg unmittelbar vor der
Premiere von 'Mahagonny' hinschmiss oder hingeschmissen wurde -
je nachdem man es sehen will.
Die
eine RW-Urenkelin verfehlte auch beim 'Holländer' das Ziel - es war
in Würzburg.
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Wuerzburg
Vom Holländer in Freiburg
soll hier die Rede sein,
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Freiburg_-_oder_'Senta_oder_ein_Puppenheim'
- erwähnt werden muss auch der in Essen,
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Essen_-_oder_'Die_Irre_von_Sandwike'
|
Merkwürdig, denn alles modische Inszenierungen, die ja
Frau Präsidentin RW-International so liebt.
Über den Holländer von 2012 an der 'Bühne für
Oberfranken' - im Jahr seines
ersten Erscheinens - urteilte man unterschiedlich - die
Politiker befragt, stammelten irgendetwas, ohne damit
der Sache dienlich zu sein, und Richard Wagner gerecht
zu werden.
Aber auch der Dichter/Komponist selber konnte das Stück
dem Publikum kaum nahebringen.
Er hatte bestimmte Vorstellungen, die
Vorlage zu bearbeiten und an der
Dresdener Hofoper zu präsentieren.
Schon nach vier
Vorstellungen wurde der 'Holländer' nach
der Uraufführung vom 2.1.1843 - abgesetzt.
Die Dresdener hatten noch die Tanzeinlagen, die
Aufmärsche mit Ross - die Schröder-Devrient kam als
Adriano hoch zu Pferd auf die Bühne - und Wagen, die
Pantomimen und die Balletteinlagen. Gerade die waren
umjubelt worden und der 'Rienzi' hätte auch in Paris
Eindruck gemacht - aber Richard wollte ja den
'Tannhäuser' dort durchdrücken - Minna hatte ihn gewarnt
und für den 'Rienzi' in Paris im Frühjahr 1861 plädiert.
Schon die Dresdener hatten mit dem 'Holländer'
Probleme - sie verstanden weder den dramaturgischen
Aufbau, noch die musikalische Konstruktion.
|
1228 bereits wird der mystische Stoff von einem Schiff,
dass über die Weltmeere segelt, geführt von einem
Kapitän, der unerlöst, einst Jesus auf dem Leidensweg
zur Eile antrieb, in einer Bologneser Chronik erwähnt.
Nur eine Frau, die treu mit ihm in den Tod geht, kann
ihn erlösen.
Der »fliegende Holländer«, dessen innige
Bekanntschaft ich auf der See gemacht hatte, fesselte
fortwährend meine Phantasie; dazu machte ich die Bekanntschaft
von H. Heine's eigenthümlicher Anwendung dieser Sage in einem
Theile seines »Salons«. Besonders die von Heine einem
holländischen Theaterstücke gleichen Titels entnommene
Behandlung der Erlösung dieses Ahasverus des Oceans gab mir
Alles an die Hand, diese Sage zu einem Opernsüjet zu benutzen.
[RW - Sämtliche Schriften und Dichtungen: Erster
Band, S. 38.]
|
RW war beeinflusst von den Werken der Zeit, der
Romantik. Weber mit seinem 'Freischütz', mit seiner
'Euryanthe', durch
Marschner mit
'Hans Heiling' und 'Der Vampyr' waren Schauer-Vorbilder
- enttäuscht über die Menschen und die Welt mit Bezug
auf Weltschmerzthematik - Erlösung und Untergang.
Er selber bezog sich ein.
Er, der Künstler von Weltformat,
projizierte sein Außenseitertum auf die Titelrolle wie
bald darauf auch beim 'Lohengrin'.
Richard Wagner an Franz Liszt,
Zürich, 11. Februar 1853
[...]
Viel Glück zum »fliegenden Holländer«! dieser trübselige Held
geht mir jetzt nicht aus dem Kopf! Immer höre ich:
»Ach möchtest Du, blei-cher See-mann sie fin- den!«
mit dem:
»Doch kann dem blei-chen Man-ne Er- lö-sung ein- sten noch wer- den!«
ist's doch vorbei! für mich gibt's keine Erlösung mehr, als -
der Tod!
O, wie glücklich, träfe mich der im Meersturme, - und
nicht auf dem Siechbett!!!
[...]
Ja - im Brande Walhalls möchte ich untergehen! - Beachte wohl
meine neue Dichtung - sie enthält der Welt Anfang und Untergang!
-
Ich muß es nächstens doch für die Frankfurter und Leipziger
Juden komponieren - es ist ganz für sie gemacht! -
[...]
Adieu! mein Franziskus, du Einziger - der mir wie ein Riesenherz
entgegenragt! Unermüdlicher, leb wohl!! Und wenn Du morgen die
Ballade spielen läßt - denk an mich! Ich sitze da einsam auf dem
Kanapee, starre in die Lampe, und brüte über mein - großes -
Glück, doch Dich noch der elenden Welt abgewonnen zu haben!
[...]
Franz Liszt - Richard Wagner: Briefwechsel, S.
493.
|
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Sah RW noch in seinen Überlegungen von
1840 - beeinflusst von seiner Schiffsreise von Pillau nach London -
den Mann, der durch Hochmut sein Schiff, seine
Mannschaft aufs Spiel setzt - wie jemand heute, der
spekuliert und pokert - ohne Rücksicht auf sich und
seine Mitmenschen - 'umsegeln wollt' er einst ein Kap' -
die Erlösung verwehrt bleibt, es sei denn, ein Weib, 'das
treu' bis in den Tod' sich opfert und mit ihm geht -
gemäß seinen 1851 geäußerten Vorstellungen vom
'Weib der Zukunft'.
RW Intentionen szenisch umzusetzen
gelingt Herrn Gloger, die Geschichte
des um die Welt ziehenden Verfluchten durch einen
'Reisenden in Haushaltswaren', der 'durch die
Verbindung mit einem sterblichen, daher zeitgebundenen
Menschen der Alltagswelt' Erlösung finden kann, auf
heutige Hartz IV-Höhe runterzubrechen.
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Eine junge Frau, 'ein Kind', das nicht weiß, was es
singt - in ersten Hormonwallungen,
schwärmerisch wie Elsa einen Mann angierend, ist in der
so genannten 'Spinnstube' mit
anderen Geschlechtsgenossinnen ganz mit
Broterwerb beschäftigt.
War es früher möglich, sich beim Spinnen von Fäden, ganz
den eigenen Gedanken und dessen Austausch mit
unmittelbar anderen hinzugeben, so ist das bei Herrn Gloger nicht mehr möglich, denn der Damenchor,
die Sopranistin und
die Altistin betreiben - wohl bei 'Amazon' oder einem sonstigen
Internet-Versandhändler - hochkonzentriert, nämlich das
Verpacken von Waren.
Dass es
sich hier um Tischventilatoren handelt, ist
eine der großartigsten Regiezutaten, die jemals bei
Bühnenspielen gezeigt wurden und somit ohne Zweifel ganz im
Sinne der Frau Präsidentin-RW-International, liebt
sie doch 'modische Inszenierungen'.
Die Sopranistin hat es nicht leicht, sich das Bild
des ersehnten Mannes, dessen Konterfei sie angeblich ansingt, auszumalen und diese Gedanken dem
Publikum zu vermitteln, ist sie doch in der Realität der
'Bühne für Oberfranken' von Anfang von herrlichsten Männern umgeben.
Da ist der Spieltenor, der mit dem Bassisten in
einem Bötchen dahergeschwommen kommt und aus seiner
Einkaufstüte 'a G'wand' herausholt - das Mitbringsel für
die Liebste daheim.
Später haben auch die Herren des Chors je ein Exemplar
dieses Fummels in der Hand, alles wohl der Einkauf in
einem Supermarkt im Rahmen einer Geschäftsauflösung, zu
besonders niedrigen Preisen, in Mengen abgegeben und vom
Chor erstanden.
Großen Eindruck muss dann zwangsläufig der Bariton, hier
wohl ein Handelsreisender mit Hausgeräten -'Made in Taiwan' - machen,
dessen Anschauungsmaterial er im Rollköfferchen als
'Muster ohne Wert' mit sich führt und damit den
Bassisten ganz gierig zu machen in
der Lage ist.
Reizend wie der von der Sopranistin Ersehnte da unbedarft wie
'Piefke im Schnee' herumsteht und ganz offensichtlich
das Ende herbeisehnt, für das hier nicht Alberich sorgt,
sondern der im blau-grauen Drill hantierende
Hausmeister.
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Großartig wie Herr Gloger eine total modische Inszenierung auf die
'Bühne für Oberfranken' zu Lasten des Steuerzahlers zu
stellen in der Lage ist.
Der ganze Bühnenraum hoch bis in den Schnürboden an
Regalwänden, an denen
flimmernde Zahlenaufstellungen, Darstellungen von Chips
oder so überfrachtet - es erinnert an die Gürbaca-Holländer-Inszenierung an der DOB -
hier ließ sich wohl der Regisseur aus einem anderen Werk RWs
leiten:
Verfluchtes Licht!
Was flammt dort die Luft?
Was flackert und lackert, -
was flimmert und schwirrt, -
was schwebt dort und webt
und wabert umher?
Da glimmert's und glitzt's
und lenkt von der Führung der Personen -
wenn man davon überhaupt sprechen kann - ab, dabei hilft
ihm der Bühnenbildner.
Der Spieltenor und der Bassist - jeweils in
Ausgehanzügen - fuchteln mit Taschenlampen an
Bord eines Rettungskahnes - nicht mal einer Art von
Schaluppe -
beleuchten sich gegenseitig und erschrecken, wenn sie
des anderen auf die kurze Distanz von einem Meter
erkennen - vergleichbar dem Auftritt Papageno - Monostatos.
Huh, huh, huh, huh!
Ins nicht vorhandene Wasser der Bucht von Sandwike 'stierlt' der Spieltenor,
klammert sich dann bäuchlings an den Bassisten, der
schubst ihn weg, weg in die eine Ecke des Bötchens, da
fuchtelt der wieder mit seiner Taschenlampe, wo er sich
doch auf Weisung des Bassisten, der sich mal eben eine Pille reinschiebt, zur
Ruhe begeben soll.
Der Spieltenor ist sichtbar besorgt und verängstigt
- schaut umher - und singt aber dann doch dann aufgrund
der auf ihn immer näher zukommenden Musik einsatzgerecht sein Lied
'Mit Gewitter
und Sturm' -
Vor lauter Aufregung, ob der geglückten
hohen Töne, lässt ihn Herr Gloger schnell eine Tablette
nehmen - und vor dem
'von
Südens Gestad'
hebt er eine Einkauftüte hoch und
versucht damit sich vor irgendwas zu verbergen, während
er dann den Inhalt der Tüte hochhält - an sich 'ein gülden Band'
- ist es an der 'Bühne für Oberfranken' ein ganzer Damenfummel
- in den sich der Spieltenor reinkuschelt, er schlägt den Mantel über
sich und schläft ein.
Es erscheint der bereits beschriebene 'Reisende in
Haushaltswaren' - ein Bariton -
mit Rollköfferchen - das Unbehauste dokumentierend - mit
einem Kaffee-to-go in der rechten Hand, er trinkt aus dem
Becher und wirft den dann achtlos so in die Gegend und
dann - na ja - singt er halt, dass die Frist um ist.
Um ihn da nicht allein auf leerer Bühne mit flackernden
Lichtern Töne von sich geben zu lassen und um das Publikum vom
Vortrag des Sängers abzulenken - wieso lässt man den Sänger nicht
seine Partie in Ruhe vortragen - nähert sich - auf Weisung
der Regie - von hinten
ein Statist, der dem Bariton den Mantel
auszieht.
Für das
letzte Nass
zieht der Adlatus ein Bündel
Briefumschläge aus der Tasche, gibt sie dem 'Reisenden in
Haushaltswaren', der
sie auch wieder einfach so auf die Bühne wirft - Technik
und Requisite können ja dann aufräumen.
Es folgt ein Versuch der Selbstverstümmelung, da
nämlich der Bariton sich mit einem Dings-da
einen Ritz in den linken Arm machen möchte, den er
vorher entblößte. Der Adlatus wendet sich ob des nicht
fließenden Blutes entsetzt nach links ab.
Auf
doch ach! mein Grab, es schloss
sich nicht!
erscheint von rechts eine langhaarig-blonde Tussi in
Fell gehüllt, es lässt sich nicht erkennen, ob es
sich nicht wegen mangelnder Gelder doch nur um Karnickel
handelt.
Sie verschwindet nach rechts, da nähert sich von links
ein Liftboy in entsprechender Pagenuniform, dem gibt der
'Reisende in Haushaltswaren' das Dings-da, worauf sich der Page
abwendet.
Von rechts zeigt sich eine Weißgewandete - soll wohl eine
Krankenschwester sein - die dem Bariton 'ans
Hirn' fasst und dieses massiert.
Kein löbliches Unterfangen, denn als der
Bariton merkt, dass ihm durch das
'Am-Kopf-kratzen' das Toupet zu verrutschen droht,
wehrt er die Hilfskraft ab, die sich aber nicht beirren
lässt, sich ihm wieder zu nahen, bietet sie ihm nun
Pillen an, die aber von ihm zurückgewiesen werden.
Schon naht von rechts jemand im dunklen Straßenkostüm,
wohl Sekretärin oder so, auf einem Tablett bringt sie
einen neuen Kaffee-Becher, den der Bariton in
hohem Bogen zu Boden schleudert - hier nun herrscht
Ordnung, denn die Straßenkostüm-Adjustierte nimmt die gefallenden
Teile an sich, wischt mit einem Lappen, den ihr die
Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' freundlicherweise zur
Verfügung stellte, großflächig über den Boden. Sie
muss nämlich Zeit schinden, um sich dann für das
Dich frage ich, gepries'ner Engel
Gottes
aus der tiefen Kniebeuge zu erheben, um den
Bariton erstaunt ob des Gehörten anzusehen,
dann aber sicherheitshalber nach links verschwindet, wäre sie
nämlich nach rechts abgegangen, dann wäre sie mit der Bepelzten
zusammengestoßen, die von eben rechts wieder die Szene
betritt. Sie macht an dem Bariton rum,
versucht, ihm die Hose zu öffnen, was der abwehrt, will
der
doch nicht, die Ingredienzien seines Untergewandes
vorzeigen.
Was heute noch vermieden wird, kann morgen schon
Bestastadteil von Inszenierungen im Sinne von 'Freiheit
der Kunst' sein.
Die Blondgelockte, streckt pelzbemantelt ein Bein in die Luft.
Bei
Vergeb'ne Hoffnung
wird sie vom Bariton entmantelt, noch stark
bekleidet, tut sie trotzdem g'schamig, nimmt aber - es
soll wohl Geld sein - Papierfetzen vom Boden auf und
enteilt -
worauf der Bariton in den Bühnenhintergrund entschlendert,
aber für das
Nur eine Hoffnung soll mir
bleiben.
in der Bühne Mittelraum zurückkehrt - wildes Geflimmer
von Zahlen an den Regal-Wänden - wenn
die Welt zusammenkracht.
Beim
da werde ich in Nichts zergehn
werden Nullen - wie sinnig - projiziert.
Nun kommt ein Gloger'scher Regieeinfall besonderer Art.
Der Bariton hebt ein Stück Papier auf, das die Entmantelte beim
hastigen Zusammenraffen vergaß, zieht ein
Feuerzeug aus der rechten Hosentasche und zündet das
Papier - (Feuerwehrmann in der Gasse 'Hab Acht'
rufend) - an.
Es entflammt kurz und erlischt schnell beim
in nichts vergeh'ne.
So jedenfalls singt der Bariton - nicht mit dem 'n' ist das Wort zu
Ende - nein er hängt, obwohl er hierfür keine Zusatzgage
erhält, noch ein 'e' an, so dass im Laufe des Abends
einige von diesen m'e' oder n'e' - oder so
zusammenkommen.
Hätte Herr Nikitin die Worte auch so verfälscht?
Zum
Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!
unterstreichen die Nullen in der Projektion das Sinnlose
der ganzen Aktion.
Vom Boden des Ruderbootes erheben sich erst der Bassist,
dann der Spieltenor - der völlig verwirrt - die helle
Stimme für ein
Wer da ?
hebt.
Man palavert hin und her - der Sturm hat beide
hier
an diesen nackten Felsenstrand
geblasen.
(Welch ein, die Welt aus den Fugen reißender,
Regieeinfall, den Spieltenor fast jede Körperbewegung
des Bassisten nachmimen zu lassen.)
Der Bariton erscheint, sein
Roll-Köfferchen neben sich hertrollend.
Er behauptet
kostbare Perlen, edelstes Gestein
seien im Schiff.
Schon manch Reisender in Haushaltswaren hat mit
Staubsaugern ein Vermögen - auch am Ort der 'Bühne für
Oberfranken' - nämlich aus dem Laden in der Bahnhof-
bzw. Kolpingstraße in BT gemacht.
Der Bassist aber öffnet nicht das Schiff, sondern das
Musterköfferchen, das dann auch noch von innen beleuchtet
wird - was will man auch an der 'Bühne für Oberfranken' erwarten?
- und behauptet, Papierschnipsel in der Hand
haltend,
Wie? Ist's möglich? Diese Schätze!
Wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?
Der Spieltenor legt Patience mit den Zetteln aus
dem Rollköfferchen des Baritons,
während sich Bassist und Bariton Gedanken
über die weitere Vorgehensweise machen.
Schlussendlich beim
so nimm meine Schätze dahin!
umhalst der Bassist den Bariton, hofft er doch seine Tochter bei dem unter
die Haube zu bringen und der Spieltenor umschlingt das Muster-Rollköfferchen
des Baritons und schiebt es - um es außer
Sicht zu bringen - unter seine Knie.
Wie goldig!
Es wird mit Papieren hantiert, man überlegt
wohl Anschaffungen mit des Baritons Schätzen -
Jubel beherrscht die Szene - dass man nicht ein Tänzchen
wagt - es wäre nachvollziehbar, denn
ersehntes Ziel hätt' ich erreicht
und der Bassist, das
Rollköfferchen umschlingend,
geb froh ich Haus und Tochter hin!
Der
Spieltenor holt sich vom Bariton ein Autogramm in sein Album oder wurde hier eine vertragliche
Vereinbarung getroffen?
Die Gloger'sche Regie-Gedankenwelt macht staunen.
Wenn auch nicht zu verstehen, was er da treibt - modisch
ist es auf jeden Fall - mit dieser Gewissheit
im Publikum verschwindet der die Akte jubelnd hoch empor haltende
Spieltenor im
hinteren Grunde.
Für das
Heil! Wie die Segel schon sich
blähn!
Hallo! Hallo!
teilt sich die Dekoration in der Mitte und gibt den
Blick frei auf den angetretenen Chor für das
Mit Gewitter und Sturm aus fernem
Meer -
mein Mädel, bin dir nah! Hurrah!
der Herren, der erst langsam nach vorne
schreitet, dann den Schritt beflügelt und mit breitem (unhörbaren)
Lachen im Gesicht aus den mitgebrachten Einkaufstüten
auch einen solchen Fummel
zieht wie ihn der Spieltenor wohl auch an südlichem
Strand erstand. Man wedelt damit herum, man
stopft das Textil wieder in die jeweilige Einkaufstüte
und alles geht hurtig nach hinten in der Mitte ab.
Vorne gibt der Spieltenor Zeichen, etwas herunterzuholen - es gelingt nicht, erst als ein paar
versierte Herrschaften - wohl unter den Herrenchor
gemischte Techniker - an etwas vom Schnürboden
Herunterhängendes zerren, fällt ein Vorhang - die Herren
wickeln ihn zusammen, gehen mit der Vorhangrolle nach
rechts ab und der Blick ist frei auf den eigentlichen
zweiten Akt mit Damenchor.
Man sitzt nicht und spinnt - wie man singt und wie es
der Text von RW vorgibt - sondern man empfindet nach,
was die Regie erspann.
Zunächst steht man herum,
dann plötzlich Bewegung und nun sind die Chordamen mit dem
Füllen von Kartons beschäftigt - man legt Ventilatoren
in diese, füllt Styropor auf und mit den angeblich gesponnenen Fäden,
nämlich den elektrischen Zuleitungen von der Requisite
auf Anordnung der Geschäftsleitung der 'Bühne für
Oberfranken' bereitgestellten
'Miefquirlen - wedelt man herum.
Man wundert sich, dass ausgewachsene Chordamen dies mitmachen - aber
auch für sie gilt wohl der
Spruch der Despina aus 'Cosi', den Eduard Devrient ins
Deutsche mit 'Für Geld tu ich gar manches' übersetzte.
Mittendrin wie eine Direktrice, die Altistin.
Es darf unterstellt werden, dass diese mit ihrer
Feststellung
Ei! Fleissig, fleissig! Wie sie
spinnen!
nicht an die Chorkolleginnen denkt, sondern vielleicht
an diverse Vorstände der RW-Vereine, die immer noch als
Maßgabe für ihr Tun, den Wortlaut in ihrer Satzung
haben, sich für die 'Bühne für Oberfranken' einsetzen zu wollen.
Die Altistin kann einem leid tun
- wie sie da die Brille durchs Gesicht schiebt, die
Backen aufbläst - und die Damen mit ihren Luftbewegern
singen lässt
Mein Schatz da draussen auf dem
Meer,
im Süden er
viel Gold gewinnt;
ach, gutes Rädchen, saus' noch mehr!
Er gibt's dem Kind,
wenn's fleissig spinnt.
Großartig, ganz großartig, sieht das aus.
Dass es sich hier um eine deutliche Aussage zur
Situation der Frau im 19. Jahrhundert handelt -
was interessiert es Herrn Gloger.
Er verheutigt und sieht Paketepackende im Mini-Job, dass
der Text von RW nicht zur Szene passt, was glaubt man
wie 'egoool' (fränkisch für egal) ihm das ist.
Und mitten drin sitzt Eine mit langen Haaren, sitzt da und schnibbelt an irgendwas rum.
Da erscheint von links einer mit
Handwerksköfferchen und Stehleiter. Dieser steigt auf
diese, fuhrwerkt da irgendwie in der Luft herum, steigt wieder
runter, geht kopfschüttelnd nach rechts, hat irgendetwas
mit einer Kartuschenpistole abzudichten und verschwindet
gleich drauf nach rechts mitsamt
der Leiter.
Toll - ganz großartig - und das ist nun doch wohl eine
dieser modischen Inszenierungen im Sinne der Frau
Präsidentin RWV-International, einer ehemaligen externen
Lehrbeauftragten der HMTMH.
Ich spinne fort -
behauptet die Altistin - nichts dergleichen tut sie.
Die Ballade folgt, die Sopranistin hebt irgendwas hoch,
die Damen erschauern, auch weil das Licht ausgeht - was
für ein Regieeinfall. Die Chordamen,
zusammengekauert auf den Versand- oder Umzugskartons,
lauschen.
Die Sopranistin hantiert mit einer Skulptur in moderner Form herum
- dem nach Text gegebenem - eben dem
Konterfei.
Bei der zweiten Strophe
Bei bösem Wind und Sturmes Wut
umsegeln wollt' er einst ein Kap;
geht das Licht wieder an, die versierten Chordamen
lauschen weiterhin in die Runde.
3. Strophe
Für das
er freite alle sieben Jahr',
hatte sich die Sopranistin einer Chordame genähert, die sich
aber beim
noch nie ein treues Weib er fand
entsetzt abwendet, als habe die Sopranistin
Mundgeruch in extremster Form - möglicherweise nach
einer großen Portion Knoblauch in der Kantine des sie
beschäftigenden Versandhauses.
Für das
ohne Ziel, ohne Rast, ohne Ruh'!
lässt sich die Sopranistin auf einen der
Versandkartons sinken -
die Chordamen stehen - ungläubige Blicke umhersendend -
herum, dann nähern sie sich zunächst der Niedergesunkenen.
Doch der Chor zieht sich irritiert zurück, umringt dann die
Sopranistin
als die verkündet
Ich sei's, die dich durch ihre
Treu' erlöse!
Die Altistin bebt, sie atmet hörbar bis in die 25. Reihe
- dann erscheint der Hausmeister in graublauem
Rock.
Der Bassist sei angeblich 'ante portas' und schon
nehmen die Chordamen ihre Servierhäubchen ab, wedeln mit
den nun offenen Haaren, als könnten sie es nicht
erwarten, wieder unter die Knute des Bassisten zu kommen.
Auch die Altistin hat ihre Haare gelöst und sieht der
Ankunft des Hausherrn mit Schaudern entgegen, bringt
aber noch die Chordamen mit
Halt, halt! Ihr bleibet fein im
Haus!
zur Räson.
Da nun verkündet die Sopranistin
Durch mich sollst du das Heil
erreichen! -
nimmt die Skulptur - das Konterfei - und steigt
auf eine Ansammlung von Pappkartons, während die
Altistin
mit sichtbar bebendem Busen das Ungeheure, nie Gesehen,
nie Gehörte für sich in Anspruch nimmt, doch da
erscheint der Charaktertenor in blau-grauen
Hausmeistergewand und wettert
Senta! Willst du mich verderben?
Die Altistin schürzt vor Schreck ihre Haare, die
Chordamen wimmeln und plappern aufgeregt
beim
Das Schiffsvolk kommt mit leerem Magen.
herum, kehren wieder zu ihrer eigentlichen
Tätigkeit, dem Verpacken von Ventilatoren, zurück.
Die Sopranistin werkelt an dem Konterfei herum, als der
Charaktertenor, als
Hausmeister, ihr das Handwerkszeug entringt.
Die Damen schauen sicherheitshalber beim
Schon gut! Sobald nur aufgetragen,
hält hier aus länger keine Pflicht.
zum Dirigenten hinunter, da an der Stelle
doch verstärkt die Möglichkeit des musikalischen Auseinandergeratens
besteht.
Der Charaktertenor verlangt, die Sopranistin möge bleiben, was
die
auch tut, denn sie muss mit einem Griff verhindern, dass
der Charaktertenor sich ein Messer an seine Kehle setzt - was zur
Verminderung des Tenorangebotes führen müsste,
dies erkennend, reißt sie ihm das Mordinstrument aus der
Hand.
Sein
mein dürftig Gut, mein Jägerglück;
unterstreicht er, indem er mit einer
Isolier-/Abdichtungskartuschenpistole herumfuchtelt, die
er aus der rechten Tasche seines Hausmeisterkittels
zieht - da muss
auch der Tenor bei der Phrase grinsen, zu entzückend ist
der Regieeinfall.
Links aus der Kitteltasche zieht er ein kleines
Sträußchen, das er der Sopranistin rüberreicht, die geht zwar in
großem Echauffement auf und nieder, nimmt aber die
Blumen nicht, so schmeißt der Charaktertenor die voller
Wut zu Bühnenboden und als die Sopranistin meint, sie müsse zum Port
den Vater zu begrüssen -
ist der Haumeister ganz 'dermatscht', worauf sie
sich aber dann doch bewegen
lässt, ein paar Worte aus Richard Wagners Feder mit ihm
zu wechseln.
Mittenmang zwischen den rumliegenden Pappkartons geht
nun das Gespräch Charaktertenor / Sopranistin hin und her - sie
behauptet das Konterfei würde auf sie sehen und beim
jammervollen Getue des Charaktertenors fragt sie ihn
Kennst jenes Unglücksel'gen
Schicksal du?
Er betrachtet das von der Sopranistin angefertigte Kunstwerk,
angeblich den 'Reisenden in Haushaltswaren' darstellend, zuckt mit den Schultern und
kann beim besten Willen nicht erkennen, was die
Sopranistin in das
Stück Material hineininterpretiert.
Für die Traumerzählung des Charaktertenors werden Schatten an die hintere,
die Bühne umschließende, Folienwand projiziert -
zwei Männer nahten sich dem Lande,
der ein', ich sah's, dein Vater war.
der andere - unverkennbar - der Bariton.
Die Sopranistin umhalst ihr Kunstwerk, während der Charaktertenor entnervt
enteilt.
Schon kommt der Bassist mit dem Gast, dem Bariton, der führt
selbstverständlich das Rollköfferchen mit sich, hat er
doch die 'Muster ohne Wert' darin, die als Anzahlung für
die Tochter des Hauses dienen sollen.
Der bassige Hausherr führt den baritonalen Handelsvertreter durch die
Pappkarton-Landschaft, erklärt imaginäre Produktionslinien der
Ventilatoren, die hier in der Gloger'schen Inszenierung
statt Spinnräder dienen.
Des Baritons ansichtig werdend,
lässt die Sopranistin den Pappkameraden, das Kunstwerk,
den Fremden darstellend, fallen und
widmet sich nun der Szene mit dem Bassisiten
Mögst du, mein Kind, den fremden
Mann willkommen heissen?
Es ist ja wie es ist, man singt sich an, man kommt sich
näher und dann passiert's - man hebt Gläser - und feiert bereits Verlobung, denn
der Bassist meint
Reich' ihm die Hand, denn
Bräutigam
sollst du ihn heissen
Ihr Gespräch dann mit dem Bariton folgenden Talk
Wie aus der Ferne längst
vergang'ner Zeiten
geht ohne große Regungen vonstatten, allerdings zieht
er sich das Jackett aus, was auf
kommende Aktionen schließen lässt.
Dem Regisseur, Herrn Gloger, fällt hier nicht viel ein,
was man als Glück bezeichnen muss, käme doch nur
irgendein text-nicht-bezogener Schmarrn dabei heraus. Er beschränkt sich auf
das Drehen der Bühne, was aber für das
Welch' holder Klang im nächtigen
Gewühl!
beendet wird.
Dafür stürzen Bariton und Sopranistin entzückt über die
Bühne, letztere schnallt sich ein Geflügel - nicht von
Otto Lilienthal erfunden - den, dem Bariton zuteil werdenden Engel
versinnblidlichend - und verkündet ganz im Sinne des 19.
Jahrhunderts und auch heute noch in wenigen deutschen
Landen - dort wo Herdprämie propagiert wird
Wohl kenn' ich Weibes heil'ge
Pflichten
Die beiden versteigen sich über
Ein heil'ger Balsam meinen Wunden
und
Von mächt'gem Zauber überwunden
zum
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
Allmächt'ger, was so hoch mich erhebet,
lass es die Kraft der Treue sein!
Man fällt sich in die Arme, rutscht auf den
Bühnenboden hernieder, der 'Sturm der Liebe' beginnt
gerade, da tändelt der Bassist herein - und stört.
Aber schließlich
Zum Fest! Heut' soll sich alles
freu'n!
Man jubelt gemeinsam - jeder mit seiner Strophe -
Sopranistin
Hier meine Hand! Und ohne Reu'
bis in den Tod gelob' ich Treu'!
Bariton
Sie reicht die Hand! Geprochen sie
Hohn, Hölle, dir durch ihre Treu'!
Bassist
Euch soll dies Bündnis nicht gereu'n!
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!
und läuft eiligen Fußes ab.
3. Akt
Der Herrenchor erscheint und räumt das G'raffel aus dem
zweiten Akt weg - oder sind's Techniker wie die
Chorherren gewandet.
Der Spieltenor gebärdet sich g'schaflhuberisch,
gibt Anweisungen, wohin mit den Kartons, die völlig
überflüssig sind, denn zum Lagern von Requisiten dient
die Seitenbühne.
Aber es wird auch erinnert an ein Stück aus gleicher
Werkstatt und statt 'Starke Scheite' heißt es hier
'Starke Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf'
Auf direkte Anweisung des Spieltenors wird ein
Prospekt vom Schnürboden herabgelassen, auf dem mit kindlicher Hand ein
Ventilator aufgezeichnet ist - der Chor bejubelt die
Dekoration - dass man nicht den Deutschen Gruß bemüht,
erstaunt - handelt es sich doch um eine Performance und
-
nach Meinung des Gerichts in Kassel - erlaubt.
Dann dreht sich der Chor zum Publikum und meint:
Steuermann! Lass die Wacht!
Steuermann! her zu uns!
Hisst die Segel auf! Anker fest!
Steuermann, her!
Statt dem Text zu folgen, hampeln Chor und
Spieltenor herum - es ist sicher ganz nach den
Vorstellungen eines RWV-Vorstandsmitgliedes, dies nämlich
als 'witzich'
anzusehen, und sicher ganz im Sinne der RW-Vereine, die
sich ihrer Galionsfigur, der ehemaligen,
externen Lehrbeauftragten der HMTMH, anschließen und
sich für die 'Bühne für Oberfranken' einsetzen.
Auf einem Stapel Kartons steht einer der Miefquirls und
quirlt Mief - der Damenchor ist dahinter positioniert -
der Spieltenor hampelt mittig herum und macht eine
denkbar untenorale Figur.
Wie kann ein einigermaßen seriöser Sänger sich dafür
hergeben?
Von Tanz und Trank ansonsten zunächst keine Spur, dann
aber sind plötzlich Damen da, mit Tabletts voller Gläser
- ob gefüllt, oder nicht, lässt sich aus der Distanz
nicht feststellen.
Nein, die Gläser sind leer, sonst könnten die Damen
nicht so herumzappeln und dann noch mit den Kollegen ein
Tänzchen wagen.
Wie reizend.
Zum Rand sein Glas ein jeder
fülle!
Lieb' Nachbar liefert uns den Trank
heißt es nun, die Herren strömen von rechts nach links,
halten Gläser in der Hand.
Der Spieltenor bemalt eine Art Flippchart - hält sie
hoch - ein 'Neger' soll es sein, um dem Chor den Text
vorzugeben - köstlich der Regieeinfall - den er zu singen hat - ein 'Neger',
wohl weil die
Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' sich einen
Prompter nicht leisten kann?
Ach!
Und Herrjeh! -
da entzündet sich das Gemälde mit
dem Miefquirl und fackelt ab.
Die Herrschaften vom Chor heben allesamt die Arme -
warum, wozu - niemand kann es sagen.
Vor Schreck, weil kein Feuerwehrmann in der Nähe?
Es könnte ja die ganze Werkstatt der 'Bühne für
Oberfranken' in Brand geraten.
Dann zündet der Bariton auch noch einen Grill.
Würstchen? Ripple?
Die Sopranistin gemeinsam mit dem Bariton - grillend.
Entzückend!
Von rechts die Außendienstkollegen des Baritons, links die
des Bassisten - passieren tut nichts, außer, dass die von
rechts kommenden eine Akte vor sich hertragen und sich
unter die des Bassisten Leute mischen - es gibt ein
Handgemenge - das war's.
Und dafür bekommt der Regisseur auch noch Geld - man
fasst es nicht.
Im Zweifelsfalle - wie hier - lässt er die Bühne um sich
selber drehen.
Was machte der nur, gäbe es keine Drehbühne?
Nun flickert und flackert es wieder an den Wänden - mitten drin in dem Geblinzel auf hohem Pappkartonstapel
- die Sopranistin mit dem
Bariton, dem 'Reisenden in Haushaltswaren'.
Der Charaktertenor, hier der Hausmeister, stürzt von links herbei und fragt
Was musst ich hören? Gott, was
muss ich sehen?
Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es Tat?
sieht er nämlich die beiden 'up d'r Tümp' - will
heißen, auf den hoch gestapelten Kartons.
Die Sopranistin steigt herab, eilt zum Charaktertenor, dem Hausmeister, der nimmt
ihr das Ge-Flügel ab, das sie immer noch umgeschnallt
hielt.
Sie rennt nach rechts zu dem Stapel Pappkartons - sucht
- der Bariton ist nicht da.
Au weia!
Was jetzt?
Keine Aufregung, der Bariton stand nur hinter dem Stapel
Pappkartons und kratzte sich an der Nase.
Dann wütet der Charaktertenor herum
Was bei der Hände Druck mich hehr
durchdrang,
sag', war's nicht Versich'rung deiner Treu'?
Die Sopranistin fasst sich besorgt ans Hirn und fragt
Wie? Ew'ge Treue hätt' ich dir gelobt?
Auf des Charaktertenors Frage
Senta! O Senta! Leugnest du?
nickt sie bejahend mit dem Kopf.
Gut, man kann nachvollziehen, dass sich ein
jugendlich-dramatischer Sopran lieber einem Bariton
hingibt, obwohl man vom Hausmeister jedes Wort versteht.
Vom Charaktertenor aus der linken Kittelschürze hervorgeholte
Erinnerungsfotos und sein
Willst jenes Tags dich nicht mehr
entsinnen
können bei der Sopranistin erst ein freudiges
- dann nur ein müdes Lächeln
- hervorrufen. Zwar kniet sie sich zum näheren Betrachten
der Fotos auf den Bühnenboden - doch es naht der
Bariton aus der Bühne Hintergrund.
Sein
Verloren! Ach! verloren!
dokumentiert, dass es so mit dem Charaktertenor nicht weitergehen
kann.
Man tobt gemeinsam um den Stapel Pappkartons herum,
entschließt sich dann doch das Werk zu beenden.
Dekovorhänge, auch Projektionsflächen, fallen
herunter, der Chor dahinter stehend, zeigt sich.
Der Charaktertenor und der Bariton zerren an der armen Sopranistin herum, die
eigentlich geschont werden muss, denn soll sie doch in
höchsten Tönen das
Wohl' kenn' ich dich! Wohl kenn'
ich dein Geschick!
Ich kannte dich, als ich zuerst dich sah!
Das Ende deiner Qual ist da! - ich bin's.
durch deren Treu' dein Heil du finden sollst!
von sich geben.
Sie tut es - auch wenn vorher noch extra der
Spieltenor, der Charaktertenor als Hausmeister, der
Bassist und die
Altistin die Bühne zu einem kurzen
Senta! Senta! Was willst du tun?
betreten.
Bei
Preis' deinen Engel und sein
Gebot!
Hier steh' ich, treu dir bis zum Tod!
wird bei dieser
hohen Lage von der Sopranistin der Text weitgehend beiseite
gelassen.
Hier gilt's der Kunst, hat schon RW gesagt.
Aber, was ist mit seinem Gesamtkunstwerk?
Auch sein - von ihm erdichteter - Text gehört dazu.
Sie lässt ihn weitgehend - in Töne gehüllt - unverständlich hören.
Dann erklimmt die Sopranistin 'beflügelt' den Pappkartonhügel, der
Bariton erwartet sie oben - was sie dort
treiben, bleibt dem Auge des Zuschauers verborgen -
fällt nämlich der Vorhang - bzw. er schließt sich.
Doch nein - alles hatte bereits aufgeatmet, ob des Endes
der Vorstellung - als der Vorhang sich nochmals teilt und
die Chordamen wie im zweiten Akt beim Verpacken von
Haushaltswaren - wieder Ventilatoren - sichtbar werden.
Dann verklingt der allerletzte Ton und die Vorstellung ist
tatsächlich zu Ende.
Fazit:
In Bezug auf die Optik der Darbietung -
Rausgeschmissenes Geld für einen verlorenen Abend.
Die 'Bühne für Oberfranken' griff wieder einmal bei
Regisseur, Bühnenbild und Kostümen ohne Berücksichtigung
des Bildungsauftrages zu Lasten des Autors und letztlich
des Steuerzahlers daneben.
In Erinnerung bleiben
- die Vorträge von Sven Friedrich - gut, dass er nicht
Bariton wurde, was er ja eigentlich
vorhatte -
- die Vorträge von Stefan Mickisch -
- Technik, Chor, Orchester und Dirigent.
Ansonsten,
- alles, was in BT gezeigt wird, kann man in
jedem Stadttheater sehen und auch hören,
- alles, was man heutzutage fälschlicherweise
BT-Festspiele nennt, geht am Sinn des eigentlich
vom Gründer des Events Gewollten vorbei und ist damit:
- 'übrig, wie der Dreck zu Pfingsten'.
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