Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

   


'Bühne für Oberfranken'

13.8.2013



Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von

'Tod eines Reisenden in Haushaltswaren'
 

oder

'Starke Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf'

 

 

 

 

 
 


Er kam hier nicht her, man hoffte vergebens auf 'Satan's Erbarmen' - er kam nicht zum 'Holländer' in Regensburg,
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender'_oder_Mary_und_das_'Putzgeschwader'_Theater_Regensburg

Er kam nicht nach Leipzig, um 2008 die dortige Katastrophe zu verhindern - letztes Jahr war er nicht in BT und heuer auch nicht, es scheint, wer auch immer geht mit dem 'Holländer' unter.

Bestes Beispiel hierfür der 'Holländer' an der DOB von Frau Gürbaca,
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender''_DO_Berlin

- die in Regensburg 'Cavalleria / Bajazzo'
in den Sand setzte
Bemerkungen_zu_'Cavalleria'_-_'Der_Bajazzo'_-_Theater_Regensburg.htm

und in Augsburg unmittelbar vor der Premiere von 'Mahagonny' hinschmiss oder hingeschmissen wurde - je nachdem man es sehen will.


http://www.nmz.de/online/der-affe-blieb-ungekreuzigt-aufstieg-und-fall-der-stadt-mahagonny-und-die-massnahme-beim-brec

Zitat
Die Mahagonny-Aufführung sorgte schon vor der Premiere für Aufregung. Intendantin Juliane Votteler, die zugleich als Dramaturgin der Produktion fungierte, sah sich veranlasst, das von Regisseurin Tatjana Gürbaca und Ausstatter Stefan Heyne geplante Schlussbild zu untersagen, Gürbaca und Heyne reisten ab und lehnten es ab, für die Aufführung zu zeichnen.
Zitatende
 

Die eine RW-Urenkelin verfehlte auch beim 'Holländer' das Ziel - es war in Würzburg.
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Wuerzburg

Vom Holländer in Freiburg soll hier die Rede sein,
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Freiburg_-_oder_'Senta_oder_ein_Puppenheim'

- erwähnt werden muss auch der in Essen,
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Essen_-_oder_'Die_Irre_von_Sandwike'
 

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Merkwürdig, denn alles modische Inszenierungen, die ja Frau Präsidentin RW-International so liebt.

Über den Holländer von 2012 an der 'Bühne für Oberfranken' - im Jahr seines ersten Erscheinens - urteilte man unterschiedlich - die Politiker befragt, stammelten irgendetwas, ohne damit der Sache dienlich zu sein, und Richard Wagner gerecht zu werden.

Aber auch der Dichter/Komponist selber konnte das Stück dem Publikum kaum nahebringen.
Er hatte bestimmte Vorstellungen, die Vorlage zu bearbeiten und an der Dresdener Hofoper zu präsentieren. Schon nach vier Vorstellungen wurde der 'Holländer' nach der Uraufführung vom 2.1.1843 - abgesetzt.

Die Dresdener hatten noch die Tanzeinlagen, die Aufmärsche mit Ross - die Schröder-Devrient kam als Adriano hoch zu Pferd auf die Bühne - und Wagen, die Pantomimen und die Balletteinlagen. Gerade die waren umjubelt worden und der 'Rienzi' hätte auch in Paris Eindruck gemacht - aber Richard wollte ja den 'Tannhäuser' dort durchdrücken - Minna hatte ihn gewarnt und für den 'Rienzi' in Paris im Frühjahr 1861 plädiert.

Schon die Dresdener hatten mit dem 'Holländer' Probleme - sie verstanden weder den dramaturgischen Aufbau, noch die musikalische Konstruktion.
 

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1228 bereits wird der mystische Stoff von einem Schiff, dass über die Weltmeere segelt, geführt von einem Kapitän, der unerlöst, einst Jesus auf dem Leidensweg zur Eile antrieb, in einer Bologneser Chronik erwähnt.
Nur eine Frau, die treu mit ihm in den Tod geht, kann ihn erlösen.
 


Der »fliegende Holländer«, dessen innige Bekanntschaft ich auf der See gemacht hatte, fesselte fortwährend meine Phantasie; dazu machte ich die Bekanntschaft von H. Heine's eigenthümlicher Anwendung dieser Sage in einem Theile seines »Salons«. Besonders die von Heine einem holländischen Theaterstücke gleichen Titels entnommene Behandlung der Erlösung dieses Ahasverus des Oceans gab mir Alles an die Hand, diese Sage zu einem Opernsüjet zu benutzen.

[RW - Sämtliche Schriften und Dichtungen: Erster Band, S. 38.]
 


RW war beeinflusst von den Werken der Zeit, der Romantik. Weber mit seinem 'Freischütz', mit seiner 'Euryanthe', durch Marschner mit 'Hans Heiling' und 'Der Vampyr' waren Schauer-Vorbilder - enttäuscht über die Menschen und die Welt mit Bezug auf Weltschmerzthematik - Erlösung und Untergang.

Er selber bezog sich ein.
Er, der Künstler von Weltformat, projizierte sein Außenseitertum auf die Titelrolle wie bald darauf auch beim 'Lohengrin'.
 


Richard Wagner an Franz Liszt,
Zürich, 11. Februar 1853


[...]

Viel Glück zum »fliegenden Holländer«! dieser trübselige Held geht mir jetzt nicht aus dem Kopf! Immer höre ich:

»Ach möchtest Du, blei-cher See-mann sie fin- den!«
mit dem:
 »Doch kann dem blei-chen Man-ne Er- lö-sung ein- sten noch wer- den!«

ist's doch vorbei! für mich gibt's keine Erlösung mehr, als - der Tod!

O, wie glücklich, träfe mich der im Meersturme, - und nicht auf dem Siechbett!!!

[...]

Ja - im Brande Walhalls möchte ich untergehen! - Beachte wohl meine neue Dichtung - sie enthält der Welt Anfang und Untergang! -
Ich muß es nächstens doch für die Frankfurter und Leipziger Juden komponieren - es ist ganz für sie gemacht! -

[...]

Adieu! mein Franziskus, du Einziger - der mir wie ein Riesenherz entgegenragt! Unermüdlicher, leb wohl!! Und wenn Du morgen die Ballade spielen läßt - denk an mich! Ich sitze da einsam auf dem Kanapee, starre in die Lampe, und brüte über mein - großes - Glück, doch Dich noch der elenden Welt abgewonnen zu haben!

[...]

Franz Liszt - Richard Wagner: Briefwechsel, S. 493.
 

 

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Sah RW noch in seinen Überlegungen von 1840 - beeinflusst von seiner Schiffsreise von Pillau nach London - den Mann, der durch Hochmut sein Schiff, seine Mannschaft aufs Spiel setzt - wie jemand heute, der spekuliert und pokert - ohne Rücksicht auf sich und seine Mitmenschen - 'umsegeln wollt' er einst ein Kap' - die Erlösung verwehrt bleibt, es sei denn, ein Weib, 'das treu' bis in den Tod' sich opfert und mit ihm geht - gemäß seinen 1851 geäußerten Vorstellungen vom 'Weib der Zukunft'.

RW Intentionen szenisch umzusetzen gelingt Herrn Gloger, die Geschichte des um die Welt ziehenden Verfluchten durch einen 'Reisenden in Haushaltswaren', der 'durch die Verbindung mit einem sterblichen, daher zeitgebundenen Menschen der Alltagswelt' Erlösung finden kann, auf heutige Hartz IV-Höhe runterzubrechen.
 

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Eine junge Frau, 'ein Kind', das nicht weiß, was es singt - in ersten Hormonwallungen, schwärmerisch wie Elsa einen Mann angierend, ist in der so genannten 'Spinnstube' mit anderen Geschlechtsgenossinnen ganz mit Broterwerb beschäftigt.

War es früher möglich, sich beim Spinnen von Fäden, ganz den eigenen Gedanken und dessen Austausch mit unmittelbar anderen hinzugeben, so ist das bei Herrn Gloger nicht mehr möglich, denn der Damenchor, die Sopranistin und die Altistin betreiben - wohl bei 'Amazon' oder einem sonstigen Internet-Versandhändler - hochkonzentriert, nämlich das Verpacken von Waren.
 
Dass es sich hier um Tischventilatoren handelt, ist eine der großartigsten Regiezutaten, die jemals bei Bühnenspielen gezeigt wurden und somit ohne Zweifel ganz im Sinne der Frau Präsidentin-RW-International, liebt sie doch 'modische Inszenierungen'.

Die Sopranistin hat es nicht leicht, sich das Bild des ersehnten Mannes, dessen Konterfei sie angeblich ansingt, auszumalen und diese Gedanken dem Publikum zu vermitteln, ist sie doch in der Realität der 'Bühne für Oberfranken' von Anfang von herrlichsten Männern umgeben.

Da ist der Spieltenor, der mit dem Bassisten in einem Bötchen dahergeschwommen kommt und aus seiner Einkaufstüte 'a G'wand' herausholt - das Mitbringsel für die Liebste daheim.

Später haben auch die Herren des Chors je ein Exemplar dieses Fummels in der Hand, alles wohl der Einkauf in einem Supermarkt im Rahmen einer Geschäftsauflösung, zu besonders niedrigen Preisen, in Mengen abgegeben und vom Chor erstanden.

Großen Eindruck muss dann zwangsläufig der Bariton, hier wohl ein Handelsreisender mit Hausgeräten -'Made in Taiwan' - machen, dessen Anschauungsmaterial er im Rollköfferchen als 'Muster ohne Wert' mit sich führt und damit den Bassisten ganz gierig zu machen in der Lage ist.

Reizend wie der von der Sopranistin Ersehnte da unbedarft wie 'Piefke im Schnee' herumsteht und ganz offensichtlich das Ende herbeisehnt, für das hier nicht Alberich sorgt, sondern der im blau-grauen Drill hantierende Hausmeister.
 

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Großartig wie Herr Gloger eine total modische Inszenierung auf die 'Bühne für Oberfranken' zu Lasten des Steuerzahlers zu stellen in der Lage ist.

Der ganze Bühnenraum hoch bis in den Schnürboden an Regalwänden, an denen flimmernde Zahlenaufstellungen, Darstellungen von Chips oder so überfrachtet - es erinnert an die Gürbaca-Holländer-Inszenierung an der DOB - hier ließ sich wohl der Regisseur aus einem anderen Werk RWs leiten:

Verfluchtes Licht!
Was flammt dort die Luft?
Was flackert und lackert, -
was flimmert und schwirrt, -
was schwebt dort und webt
und wabert umher?
Da glimmert's und glitzt's


und lenkt von der Führung der Personen - wenn man davon überhaupt sprechen kann - ab, dabei hilft ihm der Bühnenbildner.

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Der Spieltenor und der Bassist - jeweils in Ausgehanzügen - fuchteln mit Taschenlampen an Bord eines Rettungskahnes - nicht mal einer Art von Schaluppe - beleuchten sich gegenseitig und erschrecken, wenn sie des anderen auf die kurze Distanz von einem Meter erkennen - vergleichbar dem Auftritt Papageno - Monostatos.
Huh, huh, huh, huh!

Ins nicht vorhandene Wasser der Bucht von Sandwike 'stierlt' der Spieltenor, klammert sich dann bäuchlings an den Bassisten, der schubst ihn weg, weg in die eine Ecke des Bötchens, da fuchtelt der wieder mit seiner Taschenlampe, wo er sich doch auf Weisung des Bassisten, der sich mal eben eine Pille reinschiebt, zur Ruhe begeben soll.

Der Spieltenor ist sichtbar besorgt und verängstigt - schaut umher - und singt aber dann doch dann aufgrund der auf ihn immer näher zukommenden Musik einsatzgerecht sein Lied
'Mit Gewitter und Sturm' -

Vor lauter Aufregung, ob der geglückten hohen Töne, lässt ihn Herr Gloger schnell eine Tablette nehmen - und vor dem
'von Südens Gestad'
hebt er eine Einkauftüte hoch und versucht damit sich vor irgendwas zu verbergen, während er dann den Inhalt der Tüte hochhält - an sich 'ein gülden Band' - ist es an der 'Bühne für Oberfranken' ein ganzer Damenfummel - in den sich der Spieltenor reinkuschelt, er schlägt den Mantel über sich und schläft ein.

Es erscheint der bereits beschriebene 'Reisende in Haushaltswaren' - ein Bariton - mit Rollköfferchen - das Unbehauste dokumentierend - mit einem Kaffee-to-go in der rechten Hand, er trinkt aus dem Becher und wirft den dann achtlos so in die Gegend und dann - na ja - singt er halt, dass die Frist um ist.

Um ihn da nicht allein auf leerer Bühne mit flackernden Lichtern Töne von sich geben zu lassen und um das Publikum vom Vortrag des Sängers abzulenken - wieso lässt man den Sänger nicht seine Partie in Ruhe vortragen - nähert sich - auf Weisung der Regie - von hinten ein Statist, der dem Bariton den Mantel auszieht.

Für das
letzte Nass
zieht der Adlatus ein Bündel Briefumschläge aus der Tasche, gibt sie dem 'Reisenden in Haushaltswaren', der sie auch wieder einfach so auf die Bühne wirft - Technik und Requisite können ja dann aufräumen.

Es folgt ein Versuch der Selbstverstümmelung, da nämlich der Bariton sich mit einem Dings-da einen Ritz in den linken Arm machen möchte, den er vorher entblößte. Der Adlatus wendet sich ob des nicht fließenden Blutes entsetzt nach links ab.

Auf
doch ach! mein Grab, es schloss sich nicht!
erscheint von rechts eine langhaarig-blonde Tussi in Fell gehüllt, es lässt sich nicht erkennen, ob es sich nicht wegen mangelnder Gelder doch nur um Karnickel handelt.

Sie verschwindet nach rechts, da nähert sich von links ein Liftboy in entsprechender Pagenuniform, dem gibt der 'Reisende in Haushaltswaren' das Dings-da, worauf sich der Page abwendet.

Von rechts zeigt sich eine Weißgewandete - soll wohl eine Krankenschwester sein - die dem Bariton 'ans Hirn' fasst und dieses massiert.
Kein löbliches Unterfangen, denn als der Bariton merkt, dass ihm durch das 'Am-Kopf-kratzen' das Toupet zu verrutschen droht, wehrt er die Hilfskraft ab, die sich aber nicht beirren lässt, sich ihm wieder zu nahen, bietet sie ihm nun Pillen an, die aber von ihm zurückgewiesen werden.

Schon naht von rechts jemand im dunklen Straßenkostüm, wohl Sekretärin oder so, auf einem Tablett bringt sie einen neuen Kaffee-Becher, den der Bariton in hohem Bogen zu Boden schleudert - hier nun herrscht Ordnung, denn die Straßenkostüm-Adjustierte nimmt die gefallenden Teile an sich, wischt mit einem Lappen, den ihr die Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' freundlicherweise zur Verfügung stellte, großflächig über den Boden. Sie muss nämlich Zeit schinden, um sich dann für das
Dich frage ich, gepries'ner Engel Gottes
aus der tiefen Kniebeuge zu erheben, um den Bariton erstaunt ob des Gehörten anzusehen, dann aber sicherheitshalber nach links verschwindet, wäre sie nämlich nach rechts abgegangen, dann wäre sie mit der Bepelzten zusammengestoßen, die von eben rechts wieder die Szene betritt. Sie macht an dem Bariton rum, versucht, ihm die Hose zu öffnen, was der abwehrt, will der doch nicht, die Ingredienzien seines Untergewandes vorzeigen.
Was heute noch vermieden wird, kann morgen schon Bestastadteil von Inszenierungen im Sinne von 'Freiheit der Kunst' sein.

Die Blondgelockte, streckt pelzbemantelt ein Bein in die Luft.

Bei
Vergeb'ne Hoffnung
wird sie vom Bariton entmantelt, noch stark bekleidet, tut sie trotzdem g'schamig, nimmt aber - es soll wohl Geld sein - Papierfetzen vom Boden auf und enteilt - worauf der Bariton in den Bühnenhintergrund entschlendert, aber für das
Nur eine Hoffnung soll mir bleiben.
in der Bühne Mittelraum zurückkehrt - wildes Geflimmer von Zahlen an den Regal-Wänden - wenn
die Welt zusammenkracht.

Beim
da werde ich in Nichts zergehn
werden Nullen - wie sinnig - projiziert.

Nun kommt ein Gloger'scher Regieeinfall besonderer Art.
Der Bariton hebt ein Stück Papier auf, das die Entmantelte beim hastigen Zusammenraffen vergaß, zieht ein Feuerzeug aus der rechten Hosentasche und zündet das Papier - (Feuerwehrmann in der Gasse 'Hab Acht' rufend) - an.
Es entflammt kurz und erlischt schnell beim
in nichts vergeh'ne.
So jedenfalls singt der Bariton - nicht mit dem 'n' ist das Wort zu Ende - nein er hängt, obwohl er hierfür keine Zusatzgage erhält, noch ein 'e' an, so dass im Laufe des Abends einige von diesen m'e' oder n'e' - oder so zusammenkommen.
Hätte Herr Nikitin die Worte auch so verfälscht?

Zum
Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!
unterstreichen die Nullen in der Projektion das Sinnlose der ganzen Aktion.

Vom Boden des Ruderbootes erheben sich erst der Bassist, dann der Spieltenor - der völlig verwirrt - die helle Stimme für ein
Wer da ?
hebt.
Man palavert hin und her - der Sturm hat beide hier
an diesen nackten Felsenstrand
geblasen.
(Welch ein, die Welt aus den Fugen reißender, Regieeinfall, den Spieltenor fast jede Körperbewegung des Bassisten nachmimen zu lassen.)

Der Bariton erscheint, sein Roll-Köfferchen neben sich hertrollend. Er behauptet
kostbare Perlen, edelstes Gestein
seien im Schiff.
Schon manch Reisender in Haushaltswaren hat mit Staubsaugern ein Vermögen - auch am Ort der 'Bühne für Oberfranken' - nämlich aus dem Laden in der Bahnhof- bzw. Kolpingstraße in BT gemacht.

Der Bassist aber öffnet nicht das Schiff, sondern das Musterköfferchen, das dann auch noch von innen beleuchtet wird - was will man auch an der 'Bühne für Oberfranken' erwarten? - und behauptet, Papierschnipsel in der Hand haltend,
Wie? Ist's möglich? Diese Schätze!
Wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?

Der Spieltenor legt Patience mit den Zetteln aus dem Rollköfferchen des Baritons, während sich Bassist und Bariton Gedanken über die weitere Vorgehensweise machen.
Schlussendlich beim
so nimm meine Schätze dahin!
umhalst der Bassist den Bariton, hofft er doch seine Tochter bei dem unter die Haube zu bringen und der Spieltenor umschlingt das Muster-Rollköfferchen des Baritons und schiebt es - um es außer Sicht zu bringen - unter seine Knie.
Wie goldig!

Es wird mit Papieren hantiert, man überlegt wohl Anschaffungen mit des Baritons Schätzen - Jubel beherrscht die Szene - dass man nicht ein Tänzchen wagt - es wäre nachvollziehbar, denn
ersehntes Ziel hätt' ich erreicht
und der Bassist, das Rollköfferchen umschlingend,
geb froh ich Haus und Tochter hin!

Der Spieltenor holt sich vom Bariton ein Autogramm in sein Album oder wurde hier eine vertragliche Vereinbarung getroffen?
Die Gloger'sche Regie-Gedankenwelt macht staunen.
Wenn auch nicht zu verstehen, was er da treibt - modisch ist es auf jeden Fall - mit dieser Gewissheit im Publikum verschwindet der die Akte jubelnd hoch empor haltende Spieltenor im hinteren Grunde.

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Für das
Heil! Wie die Segel schon sich blähn!
Hallo! Hallo!

teilt sich die Dekoration in der Mitte und gibt den Blick frei auf den angetretenen Chor für das
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer -
mein Mädel, bin dir nah! Hurrah!
der Herren, der erst langsam nach vorne schreitet, dann den Schritt beflügelt und mit breitem (unhörbaren) Lachen im Gesicht aus den mitgebrachten Einkaufstüten auch einen solchen
Fummel zieht wie ihn der Spieltenor wohl auch an südlichem Strand erstand. Man wedelt damit herum, man stopft das Textil wieder in die jeweilige Einkaufstüte und alles geht hurtig nach hinten in der Mitte ab.

Vorne gibt der Spieltenor Zeichen, etwas herunterzuholen - es gelingt nicht, erst als ein paar versierte Herrschaften - wohl unter den Herrenchor gemischte Techniker - an etwas vom Schnürboden Herunterhängendes zerren, fällt ein Vorhang - die Herren wickeln ihn zusammen, gehen mit der Vorhangrolle nach rechts ab und der Blick ist frei auf den eigentlichen zweiten Akt mit Damenchor.

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Man sitzt nicht und spinnt - wie man singt und wie es der Text von RW vorgibt - sondern man empfindet nach, was die Regie erspann.
Zunächst steht man herum, dann plötzlich Bewegung und nun sind die Chordamen mit dem Füllen von Kartons beschäftigt - man legt Ventilatoren in diese, füllt Styropor auf und mit den angeblich gesponnenen Fäden, nämlich den elektrischen Zuleitungen von der Requisite auf Anordnung der Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' bereitgestellten 'Miefquirlen - wedelt man herum.
Man wundert sich, dass ausgewachsene Chordamen dies mitmachen - aber auch für
sie gilt wohl der Spruch der Despina aus 'Cosi', den Eduard Devrient ins Deutsche mit 'Für Geld tu ich gar manches' übersetzte.

Mittendrin wie eine Direktrice, die Altistin.
Es darf unterstellt werden, dass diese mit ihrer Feststellung
Ei! Fleissig, fleissig! Wie sie spinnen!
nicht an die Chorkolleginnen denkt, sondern vielleicht an diverse Vorstände der RW-Vereine, die immer noch als Maßgabe für ihr Tun, den Wortlaut in ihrer Satzung haben, sich für die 'Bühne für Oberfranken' einsetzen zu wollen.

Die Altistin kann einem leid tun - wie sie da die Brille durchs Gesicht schiebt, die Backen aufbläst - und die Damen mit ihren Luftbewegern singen lässt
Mein Schatz da draussen auf dem Meer,
im Süden er
viel Gold gewinnt;
ach, gutes Rädchen, saus' noch mehr!
Er gibt's dem Kind,
wenn's fleissig spinnt.

Großartig, ganz großartig, sieht das aus.
Dass es sich hier um eine deutliche Aussage zur Situation der Frau im 19. Jahrhundert handelt - was interessiert es Herrn Gloger.
Er verheutigt und sieht Paketepackende im Mini-Job, dass der Text von RW nicht zur Szene passt, was glaubt man wie 'egoool' (fränkisch für egal) ihm das ist.
Und mitten drin sitzt Eine mit langen Haaren, sitzt da und schnibbelt an irgendwas rum.

Da erscheint von links einer mit Handwerksköfferchen und Stehleiter. Dieser steigt auf diese, fuhrwerkt da irgendwie in der Luft herum, steigt wieder runter, geht kopfschüttelnd nach rechts, hat irgendetwas mit einer Kartuschenpistole abzudichten und verschwindet gleich drauf nach rechts mitsamt der Leiter.

Toll - ganz großartig - und das ist nun doch wohl eine dieser modischen Inszenierungen im Sinne der Frau Präsidentin RWV-International, einer ehemaligen externen Lehrbeauftragten der HMTMH.

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Ich spinne fort -
behauptet die Altistin - nichts dergleichen tut sie.

Die Ballade folgt, die Sopranistin hebt irgendwas hoch, die Damen erschauern, auch weil das Licht ausgeht - was für ein Regieeinfall. Die Chordamen, zusammengekauert auf den Versand- oder Umzugskartons, lauschen.
Die Sopranistin hantiert mit einer Skulptur in moderner Form herum - dem nach Text gegebenem - eben dem
Konterfei.

Bei der zweiten Strophe
Bei bösem Wind und Sturmes Wut
umsegeln wollt' er einst ein Kap;

geht das Licht wieder an, die versierten Chordamen lauschen weiterhin in die Runde.

3. Strophe

Für das
er freite alle sieben Jahr',
hatte sich die Sopranistin einer Chordame genähert, die sich aber beim
noch nie ein treues Weib er fand
entsetzt abwendet, als habe die Sopranistin Mundgeruch in extremster Form - möglicherweise nach einer großen Portion Knoblauch in der Kantine des sie beschäftigenden Versandhauses.

Für das
ohne Ziel, ohne Rast, ohne Ruh'! 
lässt sich die Sopranistin auf einen der Versandkartons sinken -
die Chordamen stehen - ungläubige Blicke umhersendend - herum, dann nähern sie sich zunächst der Niedergesunkenen.

Doch der Chor zieht sich irritiert zurück, umringt dann die Sopranistin als die verkündet
Ich sei's, die dich durch ihre Treu' erlöse!
Die Altistin bebt, sie atmet hörbar bis in die 25. Reihe - dann erscheint der Hausmeister in graublauem Rock.

Der Bassist sei angeblich 'ante portas' und schon nehmen die Chordamen ihre Servierhäubchen ab, wedeln mit den nun offenen Haaren, als könnten sie es nicht erwarten, wieder unter die Knute des Bassisten zu kommen.

Auch die Altistin hat ihre Haare gelöst und sieht der Ankunft des Hausherrn mit Schaudern entgegen, bringt aber noch die Chordamen mit
Halt, halt! Ihr bleibet fein im Haus!
zur Räson.

Da nun verkündet die Sopranistin
Durch mich sollst du das Heil erreichen! -
nimmt die Skulptur - das Konterfei - und steigt auf eine Ansammlung von Pappkartons, während die Altistin mit sichtbar bebendem Busen das Ungeheure, nie Gesehen, nie Gehörte für sich in Anspruch nimmt, doch da erscheint der Charaktertenor in blau-grauen Hausmeistergewand und wettert
Senta! Willst du mich verderben?

Die Altistin schürzt vor Schreck ihre Haare, die Chordamen wimmeln und plappern aufgeregt
beim
Das Schiffsvolk kommt mit leerem Magen.
herum, kehren wieder zu ihrer eigentlichen Tätigkeit, dem Verpacken von Ventilatoren, zurück.

Die Sopranistin werkelt an dem Konterfei herum, als der Charaktertenor, als Hausmeister, ihr das Handwerkszeug entringt.
Die Damen schauen sicherheitshalber beim
Schon gut! Sobald nur aufgetragen,
hält hier aus länger keine Pflicht.
zum Dirigenten hinunter, da an der Stelle doch verstärkt die Möglichkeit des musikalischen Auseinandergeratens besteht.

Der Charaktertenor verlangt, die Sopranistin möge bleiben, was die auch tut, denn sie muss mit einem Griff verhindern, dass der Charaktertenor sich ein Messer an seine Kehle setzt - was zur Verminderung des Tenorangebotes führen müsste, dies erkennend, reißt sie ihm das Mordinstrument aus der Hand.

Sein
mein dürftig Gut, mein Jägerglück; 
unterstreicht er, indem er mit einer Isolier-/Abdichtungskartuschenpistole herumfuchtelt, die er aus der rechten Tasche seines Hausmeisterkittels zieht - da muss auch der Tenor bei der Phrase grinsen, zu entzückend ist der Regieeinfall.
Links aus der Kitteltasche zieht er ein kleines Sträußchen, das er der Sopranistin rüberreicht, die geht zwar in großem Echauffement auf und nieder, nimmt aber die Blumen nicht, so schmeißt der Charaktertenor die voller Wut zu Bühnenboden und als die Sopranistin meint, sie müsse zum Port
den Vater zu begrüssen -
ist der Haumeister ganz 'dermatscht', worauf sie sich aber dann doch bewegen lässt, ein paar Worte aus Richard Wagners Feder mit ihm zu wechseln.

Mittenmang zwischen den rumliegenden Pappkartons geht nun das Gespräch Charaktertenor / Sopranistin hin und her - sie behauptet das Konterfei würde auf sie sehen und beim jammervollen Getue des Charaktertenors fragt sie ihn
Kennst jenes Unglücksel'gen Schicksal du?

Er betrachtet das von der Sopranistin angefertigte Kunstwerk, angeblich den 'Reisenden in Haushaltswaren' darstellend, zuckt mit den Schultern und kann beim besten Willen nicht erkennen, was die Sopranistin in das Stück Material hineininterpretiert.

Für die Traumerzählung des Charaktertenors werden Schatten an die hintere, die Bühne umschließende, Folienwand projiziert -
zwei Männer nahten sich dem Lande,
der ein', ich sah's, dein Vater war.

der andere - unverkennbar - der Bariton.
Die Sopranistin umhalst ihr Kunstwerk, während der Charaktertenor entnervt enteilt.

Schon kommt der Bassist mit dem Gast, dem Bariton, der führt selbstverständlich das Rollköfferchen mit sich, hat er doch die 'Muster ohne Wert' darin, die als Anzahlung für die Tochter des Hauses dienen sollen.
Der bassige Hausherr führt den baritonalen Handelsvertreter durch die Pappkarton-Landschaft, erklärt imaginäre Produktionslinien der Ventilatoren, die hier in der Gloger'schen Inszenierung statt Spinnräder dienen.

Des Baritons ansichtig werdend, lässt die Sopranistin den Pappkameraden, das Kunstwerk, den Fremden darstellend, fallen und widmet sich nun der Szene mit dem Bassisiten
Mögst du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heissen?

Es ist ja wie es ist, man singt sich an, man kommt sich näher und dann passiert's - man hebt Gläser - und feiert bereits Verlobung, denn der Bassist meint
Reich' ihm die Hand, denn Bräutigam
sollst du ihn heissen


Ihr Gespräch dann mit dem Bariton folgenden Talk
Wie aus der Ferne längst vergang'ner Zeiten
geht ohne große Regungen vonstatten, allerdings zieht er sich das Jackett aus, was auf kommende Aktionen schließen lässt.

Dem Regisseur, Herrn Gloger, fällt hier nicht viel ein, was man als Glück bezeichnen muss, käme doch nur irgendein text-nicht-bezogener Schmarrn dabei heraus. Er beschränkt sich auf das Drehen der Bühne, was aber für das
Welch' holder Klang im nächtigen Gewühl!
beendet wird.

Dafür stürzen Bariton und Sopranistin entzückt über die Bühne, letztere schnallt sich ein Geflügel - nicht von Otto Lilienthal erfunden - den, dem Bariton zuteil werdenden Engel versinnblidlichend - und verkündet ganz im Sinne des 19. Jahrhunderts und auch heute noch in wenigen deutschen Landen - dort wo Herdprämie propagiert wird
Wohl kenn' ich Weibes heil'ge Pflichten

Die beiden versteigen sich über
Ein heil'ger Balsam meinen Wunden
und
Von mächt'gem Zauber überwunden
zum
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
Allmächt'ger, was so hoch mich erhebet,
lass es die Kraft der Treue sein!

Man fällt sich in die Arme, rutscht auf den Bühnenboden hernieder, der 'Sturm der Liebe' beginnt gerade, da tändelt der Bassist herein - und stört.
Aber schließlich
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!

Man jubelt gemeinsam - jeder mit seiner Strophe - 

Sopranistin
Hier meine Hand! Und ohne Reu'
bis in den Tod gelob' ich Treu'!

Bariton
Sie reicht die Hand! Geprochen sie
Hohn, Hölle, dir durch ihre Treu'!

Bassist
Euch soll dies Bündnis nicht gereu'n!
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!

und läuft eiligen Fußes ab.

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3. Akt

Der Herrenchor erscheint und räumt das G'raffel aus dem zweiten Akt weg - oder sind's Techniker wie die Chorherren gewandet.
Der Spieltenor gebärdet sich g'schaflhuberisch, gibt Anweisungen, wohin mit den Kartons, die völlig überflüssig sind, denn zum Lagern von Requisiten dient die Seitenbühne.

Aber es wird auch erinnert an ein Stück aus gleicher Werkstatt und statt 'Starke Scheite' heißt es hier
'Starke Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf'


Auf direkte Anweisung des Spieltenors wird ein Prospekt vom Schnürboden herabgelassen, auf dem mit kindlicher Hand ein Ventilator aufgezeichnet ist - der Chor bejubelt die Dekoration - dass man nicht den Deutschen Gruß bemüht, erstaunt - handelt es sich doch um eine Performance und - nach Meinung des Gerichts in Kassel - erlaubt.
Dann dreht sich der Chor zum Publikum und meint:
Steuermann! Lass die Wacht!
Steuermann! her zu uns!

Hisst die Segel auf! Anker fest!
Steuermann, her!


Statt dem Text zu folgen, hampeln Chor und Spieltenor herum - es ist sicher ganz nach den Vorstellungen eines RWV-Vorstandsmitgliedes, dies nämlich als 'witzich' anzusehen, und sicher ganz im Sinne der RW-Vereine, die sich ihrer Galionsfigur, der ehemaligen, externen Lehrbeauftragten der HMTMH, anschließen und sich für die 'Bühne für Oberfranken' einsetzen.

Auf einem Stapel Kartons steht einer der Miefquirls und quirlt Mief - der Damenchor ist dahinter positioniert - der Spieltenor hampelt mittig herum und macht eine denkbar untenorale Figur.
Wie kann ein einigermaßen seriöser Sänger sich dafür hergeben?

Von Tanz und Trank ansonsten zunächst keine Spur, dann aber sind plötzlich Damen da, mit Tabletts voller Gläser - ob gefüllt, oder nicht, lässt sich aus der Distanz nicht feststellen.
Nein, die Gläser sind leer, sonst könnten die Damen nicht so herumzappeln und dann noch mit den Kollegen ein Tänzchen wagen.
Wie reizend.

Zum Rand sein Glas ein jeder fülle!
Lieb' Nachbar liefert uns den Trank

heißt es nun, die Herren strömen von rechts nach links, halten Gläser in der Hand.
Der Spieltenor bemalt eine Art Flippchart - hält sie hoch - ein 'Neger' soll es sein, um dem Chor den Text vorzugeben - köstlich der Regieeinfall - den er zu singen hat - ein 'Neger', wohl weil die Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' sich einen Prompter nicht leisten kann?

Ach!
Und Herrjeh! -
da entzündet sich das Gemälde mit dem Miefquirl und fackelt ab.
Die Herrschaften vom Chor heben allesamt die Arme - warum, wozu - niemand kann es sagen.
Vor Schreck, weil kein Feuerwehrmann in der Nähe?
Es könnte ja die ganze Werkstatt der 'Bühne für Oberfranken' in Brand geraten.
Dann zündet der Bariton auch noch einen Grill.
Würstchen? Ripple?
Die Sopranistin gemeinsam mit dem Bariton - grillend.
Entzückend!

Von rechts die Außendienstkollegen des Baritons, links die des Bassisten - passieren tut nichts, außer, dass die von rechts kommenden eine Akte vor sich hertragen und sich unter die des Bassisten Leute mischen - es gibt ein Handgemenge - das war's.
Und dafür bekommt der Regisseur auch noch Geld - man fasst es nicht.
Im Zweifelsfalle - wie hier - lässt er die Bühne um sich selber drehen.
Was machte der nur, gäbe es keine Drehbühne?

Nun flickert und flackert es wieder an den Wänden - mitten drin in dem Geblinzel auf hohem Pappkartonstapel - die Sopranistin mit dem Bariton, dem 'Reisenden in Haushaltswaren'. 

Der Charaktertenor, hier der Hausmeister, stürzt von links herbei und fragt
Was musst ich hören? Gott, was muss ich sehen?
Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es Tat? 
sieht er nämlich die beiden 'up d'r Tümp' - will heißen, auf den hoch gestapelten Kartons.

Die Sopranistin steigt herab, eilt zum Charaktertenor, dem Hausmeister, der nimmt ihr das Ge-Flügel ab, das sie immer noch umgeschnallt hielt.
Sie rennt nach rechts zu dem Stapel Pappkartons - sucht - der Bariton ist nicht da.

Au weia!
Was jetzt?
Keine Aufregung, der Bariton stand nur hinter dem Stapel Pappkartons und kratzte sich an der Nase.

Dann wütet der Charaktertenor herum
Was bei der Hände Druck mich hehr durchdrang,
sag', war's nicht Versich'rung deiner Treu'?

Die Sopranistin fasst sich besorgt ans Hirn und fragt
Wie? Ew'ge Treue hätt' ich dir gelobt?

Auf des Charaktertenors Frage
Senta! O Senta! Leugnest du?
nickt sie bejahend mit dem Kopf.

Gut, man kann nachvollziehen, dass sich ein jugendlich-dramatischer Sopran lieber einem Bariton hingibt, obwohl man vom Hausmeister jedes Wort versteht.

Vom Charaktertenor aus der linken Kittelschürze hervorgeholte Erinnerungsfotos und sein
Willst jenes Tags dich nicht mehr entsinnen
können bei der Sopranistin erst ein freudiges - dann nur ein müdes Lächeln - hervorrufen. Zwar kniet sie sich zum näheren Betrachten der Fotos auf den Bühnenboden - doch es naht der Bariton aus der Bühne Hintergrund.

Sein
Verloren! Ach! verloren!
dokumentiert, dass es so mit dem Charaktertenor nicht weitergehen kann.
Man tobt gemeinsam um den Stapel Pappkartons herum, entschließt sich dann doch das Werk zu beenden.

Dekovorhänge, auch Projektionsflächen, fallen herunter, der Chor dahinter stehend, zeigt sich.
Der Charaktertenor und der Bariton zerren an der armen Sopranistin herum, die eigentlich geschont werden muss, denn soll sie doch in höchsten Tönen das

Wohl' kenn' ich dich! Wohl kenn' ich dein Geschick!
Ich kannte dich, als ich zuerst dich sah!
Das Ende deiner Qual ist da! - ich bin's.
durch deren Treu' dein Heil du finden sollst!

von sich geben.

Sie tut es - auch wenn vorher noch extra der Spieltenor, der Charaktertenor als Hausmeister, der Bassist und die Altistin die Bühne zu einem kurzen
Senta! Senta! Was willst du tun?

betreten.

Bei
Preis' deinen Engel und sein Gebot!
Hier steh' ich, treu dir bis zum Tod!
wird bei dieser hohen Lage von der Sopranistin der Text weitgehend beiseite gelassen.
Hier gilt's der Kunst, hat schon RW gesagt.
Aber, was ist mit seinem Gesamtkunstwerk?
Auch sein - von ihm erdichteter - Text gehört dazu.
Sie lässt ihn weitgehend - in Töne gehüllt - unverständlich hören.

Dann erklimmt die Sopranistin 'beflügelt' den Pappkartonhügel, der Bariton erwartet sie oben - was sie dort treiben, bleibt dem Auge des Zuschauers verborgen - fällt nämlich der Vorhang - bzw. er schließt sich.

Doch nein - alles hatte bereits aufgeatmet, ob des Endes der Vorstellung - als der Vorhang sich nochmals teilt und die Chordamen wie im zweiten Akt beim Verpacken von Haushaltswaren - wieder Ventilatoren - sichtbar werden.
Dann verklingt der allerletzte Ton und die Vorstellung ist tatsächlich zu Ende.

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Fazit:
In Bezug auf die Optik der Darbietung - Rausgeschmissenes Geld für einen verlorenen Abend.
Die 'Bühne für Oberfranken' griff wieder einmal bei Regisseur, Bühnenbild und Kostümen ohne Berücksichtigung des Bildungsauftrages zu Lasten des Autors und letztlich des Steuerzahlers daneben.

In Erinnerung bleiben

- die Vorträge von Sven Friedrich - gut, dass er nicht Bariton wurde, was er ja eigentlich
  vorhatte -
- die Vorträge von Stefan Mickisch -
- Technik, Chor, Orchester und Dirigent.

Ansonsten,

- alles, was in BT gezeigt wird, kann man in jedem Stadttheater sehen und auch hören,
- alles, was man heutzutage fälschlicherweise BT-Festspiele nennt, geht am Sinn des eigentlich
  vom Gründer des Events Gewollten vorbei und ist damit:

- 'übrig, wie der Dreck zu Pfingsten'.
 

 
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf
verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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