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Das Theater Regensburg gibt bekannt:
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Sie ist - am
30. September 1791 uraufgeführt -
nach wie vor die meistgespielte, meistinszenierte und
meistbesuchte Oper, obwohl wahrlich nicht einfach zu besetzen. Das fängt
schon mit den drei Knaben an, geht über den Sarastro, zum Papageno, zum
Tamino und zur Königin.
Für die Regie ist das Stück ein Problem, wird nur Komödiantisches
herausgestellt, liebt es das Publikum und die Denker unter den
Feuilletonisten sprechen von unterbelichtet - geht die Regie den
umgekehrten Weg und bedient die Intellektuellen, dann bleibt das
Publikum weg.
Der Straubinger Schikaneder wusste als Theatermacher, wie er sein
Publikum erfreuen konnte. Das Gute und das Böse musste dargestellt
werden, ein lyrisches und ein Buffo-Paar waren notwendig.
Wichtig war vor allem die Darstellung der Feen- und Geisterwelt.
Zur gleichen Zeit wie Schikaneder und Mozart war auch Paul Wranitzky in
Wien für die Theater aktiv. Er am Theater am Kärntnertor, Komponist und
Dirigent befreundet mit Haydn und Beethoven, dessen erste Symphonie er
uraufführte.
Wranitzkys 'Oberon' konnte sich lange auf den Spielplänen halten, bis er
von Webers Geisteroper gleichen Namens verdrängt wurde.
In Christoph Martin Wielands Märchensammlung 'Dschinnistan' fand
Schikaneder die Geschichte des anakreontischen Prinzen Lulu, der die
schöne Tochter der Fee Perefime aus der Gewalt eines bösen Zauberers mit
Hilfe einer einschläfernden Flöte und eines Zauberrings befreit.
Daraus ließ sich eine effektvolle Zauberwelt auf der Bühne erzielen - es
entstand eine, in der damaligen Zeit, populäre Machinenoper - 'Die
Zauberflöte'.
Dass er dann aus dem bösen Sarastro einen guten Herrscher machte und die
Königin der Nacht eine Böse sein lässt, hing damit zusammen, dass sich
ausgerechnet diese Geschichte des Lulu auch die Leitung des
Leopolstädter Theaters annahm und daraus 'Die Zauberzither' erfand, die
bereits den Wienern sehr gefiel.
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Die Frau abzuqualifizieren zeigt auch die Einstellung
der damaligen Zeit gegenüber dem weiblichen Geschlecht.
Die Frau im ausgehenden 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert
lebte auf verschiedenen Ebenen:
1. die Herrschaftsebene der Landesfürsten
2. die bürgerliche Ebene der Verleger, Fabrikbesitzer
3. die Ebene der Handwerksbetriebe und Bauern
4. die Ebene der Landarbeiter, Heimwerker,
Kleinhandwerksbetriebe, Hauspersonal
Die Herrschaftsebene war durch das Gottesgnadentum nach allen
Seiten abgesichert,
die Frau aber auch hier verdrängt in den Bereich der
Gesellschaftsdame im Haus und die Mutter der Kinder, der
allerdings genügend Personal zur Erziehung und Aufzucht der
Kinder zur Verfügung stand.
Die bürgerliche Ebene unterschied sich von der herrschaftlichen
nur durch die zur Verfügung stehende Geld und Personalmenge.
Die Situation auf der untersten Ebene war die durch die
Lebensumstände entschieden schlechteste.
Durch die biologische Tatsache, dass die Frau durch in kürzesten
Abständen immer wiederkehrende Schwangerschaften an das Haus
oder nur den Hausgarten gebunden war, ergaben sich die
grundsätzlichen Arbeitsteilungen zwischen Haus und Außenwelt.
Die Frau war ausgeschaltet aus allem, was sich in der Stadt oder
Gemeinde an öffentlichen Aufgaben ergab. Die aufkommenden
genossenschaftlichen Regulierungen – von den Männern unter sich
abgemacht – gaben diesen die Einbildung einer Überlegenheit den
Frauen gegenüber. Die hinzu kommende Ausgrenzung der Frau durch
die Kirche, förderte noch deren Isolierung.
Lernprozesse vollzogen sich neben einer Grundschulbildung nur
durch Weitergabe von Selbsterlerntem. Auch hieraus leiteten sich
Machtbefugnisse ab, da der Wissende einen höheren Stand hatte.
Die Berufsarbeit in den unteren Ständen bezog sich bei der Frau
auf die Heimarbeit, wenn nicht allein, so doch meistens
zusätzlich zur Feldarbeit. Eine Diskriminierung der Frau blieb
hier weitgehend aus, da es sich bei Ablieferung der Ware aus
Heimarbeit nicht auswirkte, ob diese vom Mann oder der Frau
hergestellt worden war. Hinzu kam, dass die Frau bei dieser Art
von Hausindustrie auch die Kinder beaufsichtigen und aufziehen
konnte. Meist war dann der Wohnraum gleichzeitig auch der
Werkraum, in dem der Webstuhl, das Spinnrad oder die Werkbank
für den Mann als Nebenerwerb stand. Gesundheitliche Schäden
durch Einatmen von Leim- oder giftigen Farbdämpfen sowie der
Abrieb bei Schieferarbeiten waren der Grund für schwere
Erkrankungen und früher Tod.
1835 - also Jahren nach der Uraufführung der Zauberflöte - schrieb
Heinrich Laube in 'Liebesbriefe':
„[...]
Ist es nicht ein großer Gedanke, der Welt noch einmal so viel
Einwohner zu geben, wenn man die Weiber emanzipiert?
[...]“
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Otto Weiniger, der extrem judenfeindlich eingestellt und
Verfechter einer frauen- und körperfeindlichen Geisteshaltung
war, konnte sich mit seinen Texten über „Das Wesen des Weibes
und sein Sinn im Universum“, „Das Judentum“ und „Das Weib und
die Menschheit“ um die Wende zum 21. Jahrhundert Gehör
verschaffen und bis in die Jahre nach 1960 die Frau diffamieren.
Bald nach Übernahme der Intendanz wurde 'Die Zauberflöte' in den
Regensburger Spielplan genommen.
Damals_in_Regensburg_02.12.2004_Kritik_'Zauberfloete'_-_Wiederaufnahme


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Begeistert schien Gerhard Dietl
von der Neuproduktion der 'Zauberflöte' am Theater Regensburg in der Spielzeit
2013/2014 nicht gewesen zu
sein.
Er meinte am 28.06.2014 in der MZ, die Inszenierung wolle [...] dem Geist des Schikanederschen
und Mozartschen Originals nahe kommen [...]
Kleine Eigenwilligkeiten leiste sich der Regisseur, als er die Königin
mit ihrer Rachearie als Abschluss des ersten Teils unmittelbar vor der
Pause auftreten lasse.
Zucker dem Affen - die Wahnsinnsarie der Lucia ließ Günter Roth
seinerzeit Edda Moser am Ende der Sache von Lammermoor singen - die
Hauptsache ist der Effekt.
Einige seien in Regensburg hinzugefügt worden, die die Szene belebten und die
damit wohl von mangelnder Personenführung noch immer ablenken sollen.
Wie schrieb einer, der eine Vorstellung sah:
'Zauberflöte – gähn! Der Tamino steht bloß rum.'
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Nun, diese
Vorstellung ist eine seltene Produktionen der 'Zauberflöte', die sich ja sonst in Langeweile
ergehen - gerade dann, wenn die Gegensätze von geistiger zu
irdischer Welt aufgezeigt werden.
Das geschieht in Regensburg nur andeutungsweise und es ist somit auch wahrlich nicht
sagen, dass es fad ist, weil das Gefälle Sarastro / Papageno nicht eindeutig
genau ausgearbeitet wurde.
Auch die sonst übliche Gegensätzlichkeit von lyrischem Paar zum Buffopaar und den
übrigen Mitspielern - entfällt weitgehend.
Hier im Theater Regensburg ist auf der Bühne immer etwas
los. Im Graben gibt es plötzlich etwas Außergewöhnliches, als Herrn Nagel der
Kontrabass polternd aus der Fußhalterung rutscht.
Alles, was sonst passiert, verschlägt dem Publikum die Rede und es versteckt die Hände
sicherheitshalber unter den Oberschenkeln, damit sich auf keinen Fall
Szenenapplaus Bahn brechen könnte.
Erst das Duett des Buffopaares kurz vor dem Ende des Stückes findet den Beifall
der Regensburger - sonst lähmende Stille - nach jeder Nummer.
Nun, es fällt auch nicht leicht, das muss man zur Ehrenrettung der Zuschauer und
der Zuschauerinnen
sagen, musikalischen Umstellungen zu folgen.
Aber das nur am Rande.
Optisch ist zusätzlich immer was los. Man kann gar nicht so schnell gucken, so schnell ist
die Bühne rumgedreht, der Ring ist auf ganzer Höhe doppelwändig belegt, so dass
der Zwischenraum zusätzlich zum Bespielen zur Verfügung steht, mit leichter Gaze
bespannt, lässt sich ahnen, was zwischen den Wänden vor sich geht.
Die eine Seite dieses 'Rundhorizonts' - bemalt mit einem Mozartportrait, die
Innenseite der Wand zeigt Mauerreste, abblätternde Farbe - ein Gebäude in
Auflösung, zumindest dringend renovierungsbedürftig.
Podien fahren rauf und runter, mal in Gänze, mal nur als Schräge ausgebildet.
Es hat den Anschein, als traue der Regisseur weder der Musik noch den
darstellerischen Möglichkeiten der Sänger, denn er gesellt zu den bekannten Protagonisten noch
wuselnde Wesen, die in Permanenz irgendetwas auf dem Bühnenboden herumkriechend
zu tun haben. Mal schleppen sie eine Schlange herum, mal sind sie die wilden Tiere,
ein paar Löwen, die durch Glockenspiel gebändigt werden und dem Sarastro als Sitzfläche dienen,
sie reißen Türen auf, schließen sie wieder - und ermöglichen so weitgehenden
den Stillstand bei den Solisten.
Problematisch wird das Ganze dadurch, dass diese Herrschaften - sie sehen
grüngewandet aus wie Frösche, die aber nicht hüpfen oder wie Eidechsen, dazu
haben sie einen zu kurzen Schwanz - sind es Molche oder Grottenolme, die Worte, wispern Texte, Kommentare,
verbindende Worte in ihre Mikroports säuseln, die, weil sie ohne Benutzung der
Stimmbänder sprechen, weitgehend unverständlich bleiben und
mit ihrem Zischeln nur
an die Schlange am Beginn des Werks erinnern.
Das ärgert das Publikum, denn schließlich haben die Leute für die vom Theater
Regensburg angebotene Gesamtproduktion der 'Zauberflöte' bezahlt, wozu eben auch
dieser Regieeinfall der wispernden Molche des Regisseurs aus Magdeburg gehört.
Es ist also verständlich, dass sich das Publikum über Längen des Abends zum
Gesehenen und Gehörten nicht äußert, sondern, wie oben schon erwähnt, auf den
Händen sitzt.
Dabei machen die Singenden gute Mine zum, von ihnen selber nicht bewegten, Spiel, denn
sie stehen und belegen längerfristig den ihnen vom Regisseur vorgegebenen Platz
auf der Bühne.
Als Dramatische präsentieren sich die drei Damen, als wollten sie sich mit
Macht und wohlgeführter Stimme bei Tamino in Positur bringen.
Ansonsten ist Leichtigkeit
angesagt, buffowendig-kerniger Jungheld, flott-spitze - als Gast singende -
Nachtherrscherin, lockere Vogelmenschengenossin, bibbernder Schikaneder-Nachfahr,
Mohr, der als solcher nicht so angemalt ist, aber von dem doch gesungen wird, tiefenarmer Freimaurer
bei tiefen 'doch'.
Die Lyrische - diese hörenswert.
Dass die Herren des Chors durch 'auf-der-Stelle-stehen' und gemächliches Auf- und
Abtreten einen majestätischen und die Damen, locker leicht hingestreut wie in
der Feuer- und Wasserszene - einen verführerischen Eindruck hinterlassen, ist verständlich.
Die Domspätzchen, schon während des Vorspiels mit Tamino vor dem Vorhang
spielfreudig herumzappelnd, sonst meist ihre Partie singend, am Orchestergraben
stehend und wie man hören konnte, besser als die im Jahr 2002. Die von
damals sind womöglich schon an einer Musikhochschule fertig mit dem Masterstudium und
somit auf dem besten Wege zu einer großen Sängerkarriere.
Fazit:
Ein Abend im Theater Regensburg, der das Publikum von
Beifallsbekundungen während der Vorstellung - also Szenenbeifall, bis auf eine
Stelle - abhielt.
Wie schrieb Norbert Lösch am 28.6.2014 in der MZ sinngemäß:
Ein eher mageres Jahr für das Theater
In der letzten Spielzeit hätten die Besucherzahlen im Theater Regensburg
deutlich abgenommen.
Den Bericht darüber habe der Finanzausschuss des Stadtrats
kommentarlos zur Kenntnis genommen.
Kein Wunder bei dem Spielplan und sonst so, was man so hört
aus dem Haus am Bismarckplatz wie den herumliegenden Spielstätten und was die
Regensburger irritiert!
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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