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"Einmal
könnt ich was Närrisches tun"
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15.10.05 |
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Theater Regensburg |
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Niccolò
Paganini - "der große Geiger" - wie die Fürstin von Lucca
ihn besingt, war es in den Jahren 1797 bis 1801 wegen der
kriegerischen Verwicklungen innerhalb Italiens nicht möglich,
größere Reisen in seinem Heimatland zu unternehmen. So blieb er
in Genua und Livorno.
1801 spielte er bereits in Lucca mit so großem Erfolg, dass er
in das neu gegründete Nationalorchester als erster Geiger
verpflichtet wurde. 1806 übernahm ihn die Fürstin Anna Maria
Elisa in das Orchester und als Theaterleiter an ihrem Hof. Er blieb mit seinem Bruder,
auch als das Orchester aufgelöst wurde, unterrichtete den
Fürstensohn Felix und ging 1809 nach einer persönlichen
Missstimmigkeit mit der Fürstin auf Reisen. Ab 1813 begann seine
internationale Karriere als Violin-Virtuose. Die Jahre seines
höchsten Ruhmes waren die von 1828 bis 1834, die sich zum großen
Teil im Ausland abspielten. Ehrungen vom Kaiser von Österreich
und dem König von Preußen zeugen davon.
Sein kompositorisches Erbe zeigt hauptsächlich Bravourstücke,
dem jeweiligen Tagesgeschmack entsprechend, die seine
außerordentlichen Möglichkeiten auf der Violine zeigen. Andere
Violinspieler waren und sind nicht in der Lage, diese Kompositionen
aufzuführen, so verloren sie sich im Laufe der Zeit.
Paganini war mit einem ausgeprägten Gehör ausgestattet, das ihm
in Verbindung mit seiner Technik ein äußerst exaktes Spiel und
durch Pflege der Scordatura, einem 'Verstimmen' der Saiten,
damit ungewöhnlichere Accordgriffe, eine Veränderung der
Klangfarbe und einen kräftigeren und glänzenderen Klang einer
Violine - erlaubte.
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Niccolò Paganini
geboren 27.10.1782 in Genua
gestorben 27.5.1840 in Nizza
Von 1805 bis 1810 war er Soloviolinist und Kapellmeister bei
der Fürstin von Lucca,
Anna Maria Elisa Baciocchi,
einer Schwester Napoleons.
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Paganinis
Auftritte waren immer mit äußerster innerster Erregung verbunden
- hatte dadurch auch auf das Publikum eine elektrisierende
Wirkung. Das exzentrische Wesen, die Erfolge - auch in
gesellschaftlicher Hinsicht - prägten die Erinnerung an den
größten Geigenvirtuosen, dem kaum jemals jemand nachfolgen,
geschweige denn, gleichkommen konnte.
Franz Lehár, Sohn eines Militärmusikers und
späteren Hornisten am Theater an der Wien, wurde bereits mit 12
Jahren wegen seiner großen Musikalität auf das Prager
Konservatorium aufgenommen.
Dem Wunsch des Vaters entsprechend, studierte er zunächst
Violine, als er aber Anton Dvorak eine Komposition vorlegen
durfte, empfahl dieser ihm, besser Komposition zu studieren. Er
absolvierte jedoch sein begonnenes Violinstudium, erhielt ein
Engagement an den Vereinigten Theatern Elberfeld-Barmen, wo er
bald zum Konzertmeister berufen wurde.
Der Dienst erlaubte ihm nicht seiner Neigung als Komponist in
dem Umfang nachzugehen, wie er es sich vorstellte. Er verließ
den Dienst und ging als Musiker zum Militär. Im Laufe seiner 12
Dienstjahre als Militärkapellmeister komponierte er neben
Liedern, Tänzen und Märschen auch die Oper ‘Kukuschka’, die im
November 1896 in Leipzig erfolgreich uraufgeführt wurde.
1902 quittierte Franz Lehár den Militärdienst, der ihn als
letzte seiner Verpflichtungen nach Wien geführt hatte. Hier
hätte er im Theater an der Wien Operetten dirigieren können,
wenn nicht zwei eigene Werke neben dem Walzer ‘Gold und Silber’
seinen Namen bekannt gemacht hätten.
Binnen 30 Tagen kamen 1902 die Operetten ‘Wiener Frauen’ und
‘Der Rastelbinder’ mit dem Ohrwurm "Wenn zwei sich lieben"
heraus.
Diese beiden Werke überwanden eine gewisse Stagnation in der
Entwicklung der ‘leichten’ Oper, die durch den Tod von Ziehrer
und Heuberger entstanden war.
Der folgende ‘Göttergatte’ und ‘Die Juxheirat’ blieben
erfolglos, während die 1905 folgende ‘Lustige Witwe den
Durchbruch für Franz Lehár bedeutete.
Die ‘Witwe’ eigentlich für Richard Heuberger als Komponist
vorgesehen, ermöglichte Lehár nach der schöpferischen Flaute im
Anschluss an die ‘Rastelbinder’ eine seiner herausragendsten
Leistungen, das Thema, die Leichtlebigkeit beim Kampf um eine
reiche Frau, findet heute Zugang in die großen Häuser wie
‘Deutsche Oper Berlin’ mit Gwyneth Jones als Hanna Glawari und
René Kollo und Siegfried Jerusalem in den beiden großen
Tenorpartien. Neben der Strauss’schen ‘Fledermaus’ ist sie das
meist aufgeführte Werk und begründete auch den finanziellen
Erfolg von Franz Lehár.
1909 folgte ’Der Graf von Luxemburg’, - die
Lebenslust setzte Lehár auch in diesem Werk in Musik.
Paris, Karneval, die Bohème und die französische Halbwelt
mischen sich zu einer effektvollen Darstellungsmöglichkeit für
renommierte Bühnen.
1910 ‘Zigeunerliebe’, 1914 ‘Schön ist die Welt, 1916
‘Libellentanz’, 1918 ‘Wo die Lerche singt’, 1923 ‘Das Land des
Lächelns’, 1924 ‘Cloclo’.
Das Sujet zu ‘Paganini’ hatte sich Paul Knepler ausgedacht und
auch für sich als Komponist vorgesehen. Als er jedoch von dem
Interesse Franz Lehár’s an dem Stoff erfuhr, gab er ihn gerne an
den großen Kollegen ab.
Lehár übergab das Buch an den damals erfolgreichsten Tenor als
Co-Autor weiter: Richard Tauber, der die von 1923 stammende
jetzt umgearbeitete ‘Gelbe Jacke’ 1929 am Metropoltheater in
Berlin herausgebrachte und als Prinz Sou-Chong ‘Das Land des Lächelns’
zum Welterfolg führte.
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Franz Lehar über Richard
Tauber:
"Die Stimme, die ich beim Komponieren höre."
Richard Tauber: " .. in meinen freien Tagen fuhr ich
von Salzburg nach Ischl zu meinem Freunde Franz Lehár, der
damals gerade an seinem 'Paganini' arbeitete. Ich wohnte bei
ihm in seiner reizenden Villa, und er spielte mir - man kann
sagen alle paar Stunden - etwas neu Komponiertes aus dem
'Paganini' vor. |
Schon fast gemeinsam entwickeln Lehár und Tauber
'Paganini'. So kommt es am 12. August 1924 zum denkwürdigen
Abend als der Komponist den Hit der Zwanziger komponiert und
Tauber - "und die Tinte noch nass" - das "Gern hab' ich die
Frau'n geküsst" vom Blatt singt.
Am 30. Oktober 1925 zeigte das Johann Strauß-Theater in Wien zum
ersten mal die Operette ‘Paganini’.
Eine wenig gelungene Produktion, da der Sänger des Paganini
nicht tanzen konnte. Dieses Manko wurde durch den Einschub:
"Niemand liebt dich so wie ich" mehr als wettgemacht.
Nach der erfolglosen Wiener-Uraufführung wollte der Produzent
Heinz Saltenburg von der Übernahme nach Berlin zurücktreten - er
hatte für die Stadt fünfzig Vorstellungen garantiert - kündigte
den Vertrag, aber Tauber war von 'seinem Paganini' überzeugt,
man klagte, die GDBA setzte sich mit den Klägern Lehár und
Tauber durch und ein Kompromiss beendete der Sache zunächst -
nicht fünfzig, sondern 30 Aufführungen wurden von Saltenburg
garantiert.
Nun hing in Berlin das gesamte Risiko an Richard Tauber, der
Opernsänger, in Berlin weitgehend unbekannt. Alles auch noch
unter dem Aspekt, dass Berlin längst neue Reize für sein
Publikum entdeckt hatte: Revuen, Kabarett, Schwänke. Und nun
diese erfolglose Wiener Operette.
Doch Tauber gelang es, das Publikum zu packen, zu berühren, zu
verzaubern. Der Abend wurde zu einem rauschenden Erfolg, Tauber
musste seine Soli mehrfach wiederholen - am nächsten Tag wurde
klar, dass 'Paganini' für mehrere Monate das Theater füllen
würde.
Es folgten 150 Vorstellungen diesem denkwürdigen Abend.
So brachte die Berliner Aufführung den Durchbruch für dieses
musikalische Werk des einflussreichsten Komponisten der
leichteren Musik am Beginn des 20. Jahrhunderts.
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Richard Tauber als Paganini
am 30. Januar 1926 in Berlin
Die vorhergegangene
Uraufführung am 30. Oktober 1925 in Wien hatte wegen der
Besetzung der Titelrolle nur marginalen Erfolg.
Erst durch die Aufführung mit Richard Tauber erzielte die
Operette den nachhaltigen und internationalen Erfolg. |
Richard Tauber - eigentlich Ernst Seiffert und
Sohn des späteren Generalintendanten des Theaters Chemnitz -
studierte Dirigieren, Klavier und Komposition am Hoch’schen
Konservatorium in Frankfurt am Main. Als Neunzehnjähriger begann
er mit dem Gesangstudium in Freiburg und debütierte 1913 als
Tamino in Chemnitz, allerdings angeblich sehr linkisch und mit
vernehmbaren Lispler.
Mit ungeheurem Fleiß arbeitete er an sich und sang bis auf das
Wagner-Fach fast alles, was für einen Tenor geschrieben wurde.
Außergewöhnlich war die Gestaltung des Don Ottavio im
‘Giovanni'. Tauber gelang es, die Rolle aus der Lethargie zu
führen, die oftmals der Interpretation der Partie anhaftet.
Über die Art des Singens gibt es die unterschiedlichsten
Aussagen. Viele jubelten ihm zu, er soll ein perfektes Legato
besessen haben – Lieder von Schubert und Schumann hat er quasi
im Inneren gefühlt und mustergültig wiedergegeben, was aber
Einzelne nicht über sein Herunterdrücken der Zungenwurzel und
übermäßiges Anheben des Gaumensegels hinwegtäuschte.
Marcel Prawy berichtete im Vergleich von Jan Kiepura gegenüber
Richard Tauber: "Der eine hielt strahlend klar das hohe C und
holte es je nach Bedarf wieder hervor, der andere holte es sich
nur im Falsett und alle hielten seinen As-Schnörkel fürs hohe
C."
Lehár ließ sich weiter inspirieren von Richard Tauber und komponierte
die Tenor-Partien in seinen Operetten ‘Zarewitsch’, (1927)
‘Friederike’ (1928) - mit Käthe Dorsch, die anfangs ihrer
Karriere auch Soubrettenrollen spielte - in der Titelpartie und
eben den Chinesischen Prinzen in der Umarbeitung und nun ‘Land
des Lächelns’ von 1929 für Richard Tauber.
Lehár’s letztes Werk für die Bühne - ‘Giuditta’ - wurde 1934 an
der Wiener Staatsoper mit Richard Tauber als Hauptmann Octavio
unter der musikalischen Leitung des Komponisten uraufgeführt.
Theater Regensburg - 15.10.05 - Premiere 'Paganini'
Die Schwarzen |
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Musikalische Leitung |
Geogios Vranos |
Inszenierung |
Gerhard Platiel |
Bühne / Kostüme |
Walter Perdacher |
Choreographie |
Olaf Schmidt |
Chöre |
Karl Andreas Mehling |
Licht |
Klaus Herbert Welz |
Dramaturgie |
Friederike Bernau |
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Die Personen und
ihre Darsteller |
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Fürstin Maria Anna
Elisa |
Katharina E. Leitgeb |
Fürst Felice
Bacciocchi |
Jin Ho-Yoo |
Niccolò Paganini |
Charles Hens |
Bartucci |
Georg Schießl |
Pimpinelli |
Karsten Münster |
Gräfin de Laplace |
Iliana Caradimas |
Bella Giretti |
Melanie Schneider |
Marco |
Stefan Kollmer |
General Hédouville |
Mirko Loderstedt |
Philippo |
Marek Marzecki |
Foletto |
Arpad Vulkan |
Beppo |
Thomas Brinkel |
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Es gab in letzter Zeit keine
Premiere im Musiktheater RBG ohne Jubelschreie aus dem dritten
Rang - dass heute
Charles Hens Zuschauer beiderlei
Geschlechts zu Akklamationen hinriss, ist nachvollziehbar -
bewegt er sich doch ganz selbstverständlich und natürlich auf
der Bühne - kein Wunder, sieht man so aus. Allerdings von
Exzentrik des richtigen Teufelsgeigers keine Spur - alles eher
etwas niederländisch unaufgeregt. In den Finali mischte er sich
sängerisch unters Volk, in den Soli verstand er es, Klippen zu
umschiffen. Seine Weiterentwicklung bleibt abzuwarten:
José, Ottavio, Erik - ein Spagat. Geht der Stimm
enmord in Regensburg
weiter? Allein zwei Tenöre in der letzten Spielzeit angeschlagen
oder gar ausgezählt. Falsche Rollen, zu früh, zu viel. Und dazu
meint der Oberste Regensburgs - Kultur ist ja Chefsache - es sei
"tragisch".
'Tragisch' ist nach der philosophischen Definition nur, wenn
jemand schuldlos, schuldig wird. Hier aber überforderte der
Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil die Sänger schon von
Pforzheim kommend mit den falschen und zu häufigen Einsätzen.
Charles Hens verfügt über eine kraftvolle, wie dunkler Bordeaux
timbrierte Stimme, die allerdings mit der Höhe ab dem G flach
wird. Beim Paganini hilft ihm die alte Tauber-Technik des
Falsettierens, aber wie soll das beim Erik gehen. Es bereitet
Sorge, denn es stellt sich die Frage, wer hat ihm was an Technik
beigebracht?
Auffällt auch, dass er sich offensichtlich bei Singen gern
selber zuhört - "Mein Gott wie bin ich heute wieder gut bei
Stimme" - so kommt es, dass die Tempi verschleppt werden. Schon
beim Auftrittslied 'Holdes Italien' atmet er zu spät, so kommt
schon der erste Ton hinterher und so geht es dann mehr oder
weniger auffällig weiter - leider. Seine Gänge auf der Bühne
leichtfüßig, hurtig - was zu der Rolle des Stehgeigers in der
Operette passt, aber für den José und den Erik braucht er
anderen Gang und Stand. Aus letzterem wird die Figur entwickelt.
Beim Regensburger 'Turiddu' - dem Dorf-Casanova - war das
Trippeln noch akzeptabel, aber ein dramatischer Sänger gibt sich
anders. Sein Vorgänger, Michael Suttner, hatte eine ähnliche
Art, sich zu bewegen. Für 'Hochzeitsnacht im Paradies' in
Leipzig nächstes Jahr ist das richtig. Ute Grundmann wird die
Sache beobachten und für uns berichten.
Auf einer CD ist Anneliese Rothenberger als Anna Elisa zu hören.
Sie ist die elegante damenhafte Protagonistin.
Hält man hier Anny Schlemm dagegen, so ist der Hörer vom ersten
Moment an elektrisiert, sie ist 'dran', egal welche Rolle sie
singt, alles hat etwas Unbeschreibliches, z.B. in Paganini
ihr "Mein lieber Freund, ich
halte viel auf Etikette". Diese ungeheure Ausstrahlung ist immer
zu spüren, sah der Chronist Frau Schlemm dann noch auf der Bühne,
war er fasziniert von der Präsenz ihrer Ulrika in Augsburg, Mimi
in Hamburg, Quickly in Frankfurt, Klytämnestra oder Dolly in
Hannover, Desdemona, 'Braut'-Marie, 'Pique-Dame'-Gräfin an der
Komischer Oper in Berlin und vor allen dort als die von keiner
erreichte Verkörperung der Boulotte in Felsensteins
'Blaubart'-Inszenierung. Vergleicht man gerade letztere Rolle mit
der Nachfolgerin Uta Priew oder gar mit Joana Rueffer in Regensburg -
schweig mir von der.
Katharina Leitgeb ist in Regensburg die Anna Elisa. Sie -
die am 31. März 2006 kommende 'Arabella' - schon auch hier den
Schöngesang pflegend, dass aber "Feuersglut lodert heiß in
meinem Blut" darf bezweifelt werden. Sie ist einfach zu wonnig -
dass Regensburger Neidhammeln irgendwas behaupten. Sie ist ja
keine Martina Arroyo, Jessie Norman oder Luana DeVol.
Die Töne sind wohl eingebettet in Rundungen und gelingen unter
Mitnahme des Timbres bis ins Dramatische und in die hohe Lage.
Hoffentlich bleibt sie bei den Rollen, nimmt sich die
Schwarzkopf oder Margaret Price als Beispiel und nicht unbedingt
die Janowitz, die dann Fidelio-Leonore singen wollte.
Noch hat Regensburg keine 'Amelia' - man wird sie doch nicht
etwa fragen? Am Regensburger Theater ist vieles möglich.
'Leichtsinn wär' die Parole.'
Dass Frau Leitgeb der Rolle der Anna Elisa folgend mal nach dem
schönen Charles Hens als Paganini schielt, ist verständlich,
denn
Jin-Ho Yoo als ihr angetrauter Fürst Felice macht weder von
der Statur noch vom Singen her eine gute Figur. Was soll er an
der Staatsoper Hannover denn an Rollen bekommen? "Merkwürd'ger
Fall."
Er quetscht die Stimme in den umgehängten Kaiser-Bart. Schön
klingt das nicht. Und der soll 'Giovanni' am 10. Februar 2006
sein?
Die Bühne füllend, wenn auch gelegentlich stark an der Grenze
zur Klamotte:
Karsten Münster. Ihm kann der Regensburger
Theaterdirektor geben, was er will, KM ist d e r Tanzbuffo,
füllt ganze Abende - erinnert sei an 'Me and my girl' - die
Szene mit dem Umhang. Neben ihm mit etwas viel soubrettigem
Gejuchze, die Bella von
Melanie Schneider.
Musikalisch bemerkenswert, dass
Georgios Vranos zwar
unten dirigierte, auf der Bühne man tempomäßig gelegentlich aber
anderer Meinung war. Und im zweiten Rang klingt das Orchester
unter ihm so nackert und breit und direkt, dass man sich in
einen Kurgarten versetzt glaubt.
Dass im Ablauf alles einigermaßen annehmbar wurde, ist
erstaunlich, wo doch das Regieteam am 1.10. schnell noch in
Pforzheim 'Nacht in Venedig' herausbringen musste. Aber Ernö
Weil erlaubte ja auch den Schwarzen, in Regensburg 'Holländer'
und gleichzeitig in Prag 'Jenufa' zu machen.
Regisseur
Gerhard Platiel nahm Rücksicht auf den von
Karl-Andreas Mehling wohl studierten Chor, ließ Damen und
Herren gemütlich rasten, so dass die Konzentration auf das
Musikalische nicht behindert wurde.
Dialoge und Anschlüsse hatten Längen, so dass es dem Publikum
schwer fiel, Atemlosigkeit beim Fortgang des Spiels aufkommen zu
lassen. 'Nur net hudeln.'
Es ist zu hoffen, dass sich die Sache noch einspielt und die
Folgetexte schon begonnen werden, wenn auch noch die letzten
Chordamen abgehen. Und bei den Dialogen ist aufzupassen und
nicht mit eigenem Text loszulegen, nach dem Motto: "es sagt ja
keiner was, da bin ich wohl dran."
Bühne - Kostüme von
Walter Perdacher im Stil der Zeit -
den Werkstätten ein Lob - hübsch anzuschauen, wenn auch die
Haartracht von Karsten Münster ihm das Aussehen einer
rausgezogenen Rübe gab. Aber den kann das nicht irritieren - so
war er den Abend Tragende.
Es gibt eine Reihe von Paganinis, die auf Schallplatte oder auf
CD erschienen sind. Eine Aufnahme aus dem Jahr 1977 präsentiert Nicolai Gedda in der Titelrolle.
Der geht am Ende des Werkes ab mit seinem "Hinaus in die Welt"
auf dem hohen H. Das ist ein Schlusspunkt - in Regensburg
verschwindet Charles Hens mit seinem Impresario Georg Schießl
einfach in Prosa in der Gasse. Der Darsteller des Bartucci wird
erfreulicherweise immer wieder als knalliger Buffo verpflichtet,
obwohl er aus der Zeit von Marietheres List stammt.
Und
Iliana Caradimas merkt man die Broadway-Erfahrung als
Hofdame de Laplace einfach an.
Das Finale ist mit der auf heute gequälten Ankündigung Paganinis
deplaziert.
Jörg Plewa, als hier stark umnebelter
Primgeiger scheint sich auf der Bühne in der Rolle des
Violin-Doubles ausgesprochen wohl zu fühlen - er lächelt
deutlich erfreut beim Applaus. Mit die 'anderne Hoar' schaut er
richtig guat aus.
Dem Publikum hat's trotz der 'Olaf Schmidt-unüblich-spartanischen-Balletteinlage' g'freit und hoffentlich geh'n anderne Leit hie,
dass im Theater Regschburg net oallerweil so laar is. |
DH |
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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