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Nr.
50
Berichte über Bayreuth
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Glosse –
Bayreuth soll jünger werden
"Hänsel und Gretel" im Festspielhäuschen
18.07.2024 von Peter Jungblut
Kulturstaatsministerin Claudia Roth will die Bayreuther
Festspiele diverser und jünger machen.
Dabei scheut sie keine Tabus: Auch Opern von Wagners Nachfolgern
und Bewunderern sollen aufgeführt werden – zum Beispiel "Hänsel
und Gretel" von Engelbert Humperdinck.
Hoffentlich hält das die örtliche Infrastruktur aus.
Bildquelle: picture-alliance / allOver | Karl Thomas
Knusper, knusper, Knäuschen
Jetzt werden sie in Bayreuth wohl bald Zuckerwatte und gebrannte
Mandeln bereithalten müssen, vielleicht zieht auch bald der Duft
von Popcorn über den Grünen Hügel, denn das Publikum muss
deutlich jünger werden,
fordert Bundeskulturstaatsministerin Claudia Roth.
"Hänsel und Gretel" am Grünen Hügel
Wie jung genau, das sagte sie zwar nicht, aber offensichtlich
will sie ans Taschengeld der Grundschüler, sonst hätte sie nicht
den Vorschlag gemacht, im Festspielhaus
Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel"
aufzuführen. Spricht ja vieles, wenn nicht sogar alles dafür:
Die Oper ist total romantisch und kommt den meisten zu lang vor,
was einigen amerikanischen Gästen als Kunsterlebnis völlig
reicht. Und die acht Fehler in der "Walküre" werden sie schon
rechtzeitig finden, wenn plötzlich gesungen wird:
"Ja, lasst uns fröhlich sein und tanzen im Feuerschein/
und halten im Knusperhaus herrlichsten Freudenschmaus!"
Reaktionen aus der Klassik-Community
Humperdinck statt Wagner auf dem Grünen Hügel? Der Vorschlag von
Ministerin Claudia Roth, nicht nur Wagner-Opern bei den
Bayreuther Festspielen aufzuführen, um "jünger und diverser" zu
werden,
sorgt für Diskussionsstoff.
Knusperhexe statt "Parsifal"-Kundry
Wenn die Bayreuther Tourismusbehörde in den Pausen Waldbaden mit
anschließender Zimtstern-Verkostung anbietet, dürfte die
Begeisterung groß sein. Außerdem geht's auch bei Humperdinck um
Erlösung, wenn auch nur von der Hexe. Okay, die ist nicht ganz
so intellektuell wie die Kundry im "Parsifal",
aber es kann nicht jeder Abitur haben und finanziell unabhängig
sein. Claudia Roth hat schon recht, Engelbert Humperdinck war
ein ausgesprochener Wagner-Bewunderer und gehört unbedingt nach
Bayreuth, sonst hätte er nicht die geniale Zeile vertont: "Mir
ist so wohl, ich weiß nicht wie! So gut wie heute schlief ich
noch nie!"
Brünnhilde auf dem Affenfelsen
Bildquelle: picture-alliance / dpa | Bert Reisfeld
"Schubbidubidubi" statt "Hojotoho":
Wie wär's mal mit dem "Dschungelbuch" im Bayreuther
Festspielhaus?
Und wenn der Wald schon mal auf der Festspielbühne steht, kann
natürlich auch gern der "König der Löwen" vorbeipirschen. Sollte
irgendjemand zwischendurch das "Dschungelbuch" aufschlagen,
hätte Richard Wagner sicher nichts dagegen, denn der probierte
es bekanntlich gern mal mit Gemütlichkeit. Und Brünnhilde wird
sich nach all dem anstrengenden "Hojotoho" sicher nach einer
lässigen Runde "Schubbidubidubi" auf dem Affenfelsen sehnen.
Achtung, Nichtschwimmer!
Wieder einmal zeigt sich, dass man sich in der Politik stets auf
den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt: Es würde nicht wundern,
wenn Claudia Roth die Durchschnittsgröße der Festgäste auf einen
Meter festlegt, so dass ältere Wagner-Pilger auf ganz flache
Schuhe angewiesen wären. Das berühmte Kneippbecken am
Festspielhaus müsste natürlich umgehend geschlossen werden. Das
deutlich verjüngte Publikum kann meist noch nicht schwimmen und
bevorzugt sowieso Hüpfburgen oder Schlammstationen, der Rote
Main ist ja nicht weit.
Bayreuther Festspiele: Hintergrund und Wagner-Wissen
Wir übertragen sieben Opernproduktionen, begleiten Stars und
Neulinge auf dem Grünen Hügel, laden namhafte Kritikerinnen und
Kritiker zum Gespräch und machen Sie mit den Wagner-Crashkursen
"klassik shorts" fit für die Bayreuther Festspiele.
Entdecken Sie hier unser
BR-KLASSIK Online-Dossier rund um den Grünen Hügel.
Wagner und die "kleinen Pariser"
Friedrich Nietzsche hätte die Umwidmung des Grünen Hügels zur
Kindertagesstätte wahrscheinlich köstlich gefunden. Nicht
zuletzt deshalb, weil die Verwandtschaftsverhältnisse in
Wagner-Opern ungefähr so unübersichtlich sind wie in
Entenhausen, nur ohne Tick, Trick und Track. Das muss nicht so
bleiben, zumal Nietzsche argwöhnte, dass sich Wagner
ausschließlich für die Probleme der "kleinen Pariser"
interessiere. Eine genaue Altersangabe ist diesbezüglich nicht
überliefert, aber Nietzsche vermutete, keiner der Betroffenen
sei weitergekommen als "fünf Schritte vom Hospital", was
nahelegt, dass eine Stillgruppe gemeint war.
[…]
Schön, dass Claudia Roth direkt daran anknüpft. Bei Rolf
Zuckowski dürfte schon bald das Telefon klingeln. Wenn einer
Ahnung hat vom neuen Bayreuther Zielpublikum, dann ja wohl der
Schöpfer der "Weihnachtsbäckerei" mit der riesengroßen
Kleckerei. Humperdinck kann ja keiner mehr fragen.
Bauklötze im Parkett
Mag sein, dass der Freundeskreis der Bayreuther Festspiele mit
Programmheften zum Ausmalen hadert und die Schaukelpferde im
Restaurant missbilligt, aber gegen ein paar Bauklötze im Parkett
wird niemand was einwenden können, solange Claudia Roth den dazu
passenden Spielplan beisteuert: "Starke Scheite schichtet mir
dort am Rande des Rhein's zu Hauf'." Die mit den Noppen sind
wunderbar!
Sendung: "Leporello" am 17. Juli 2024 ab 16:05 Uhr auf
BR-KLASSIK
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Kommentar
Das ist doch bezeichnend:
Aus Berlin kamen zur Eröffnung der diesjährigen Bayreuther Wagner-Spiele
nur Frau Lang und Frau Roth. Beide Grüne steckten Buh-Rufe ein, als sie
ihren Fahrzeugen entstiegen.
Die Zaungäste wollten die beiden Damen nicht am Grünen Hügel sehen,
obwohl sie ja die o.a. Aussagen zum Programm der BT-Wagner-Spiele laut
Deutschlandfunk - wie nachfolgend ausgeführt - relativierte.
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Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat
unterdessen ihre Aussagen zum Bayreuther Repertoire relativiert,
ihren Wunsch nach Neuerungen aber bekräftigt. Über das
künstlerische Repertoire entscheide ganz bestimmt nicht die
Kulturpolitik, sagte die Grünen-Politikerin. Sie frage sich
allerdings, wie in Bayreuth und anderswo das Publikum von morgen
gewonnen werden könne, fügte Roth hinzu. Die Bayreuther
Festspiele sind seit 1876 den zehn letzten Opern Richard Wagners
vorbehalten. Mit ihrem Vorstoß zur Erweiterung des Repertoires
mit Opern anderer Komponisten hatte die Kulturstaatsministern
Kritik und Unverständnis ausgelöst.
Zitatende
Quelle:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/kulturstaatsministerin-roth-relativiert-ihre-aussagen-zum-repertoire-in-bayreuth-102.html |
Screenshot
3sat
Umschrift einer 3sat-Sendung vom
29.05.2024
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Reform der Bayreuther Festspiele geplant
Sprecher: Die Bayreuther Festspiele brauchen Reformen.
Das fordern nicht nur Kritiker und Kenner der Festspiele,
sondern auch das Kulturstaatsministerium. Wir haben mit
Kulturstaatsministerin Claudia Roth über die Zukunft der
Festspiele gesprochen.
Über Bayreuth wird nur einmal im Jahr gesprochen, den Rest
des Jahres weiß kaum einer so recht, was dort auf dem grünen
Hügel geschieht. Die Politik beschreibt die Bayreuther
Festspiele vollmundig als Deutschlands bedeutendstes Festival
von internationaler Strahlkraft.
Wagner, das ist nationales Kulturgut, doch, nur harmonisch
geht es dort nicht zu.
Es knirscht hinter den Kulissen mal wieder, aber es musste etwas
passieren, zum Ergebnis befragen wir, Kulturstaatssekretärin
Claudia Roth, die Bayreuth mit viel Geld fördert. Die
Festspiele selbst waren angefragt, verweigern aber die
Antwort?
Roth: Die Strukturreform war und ist notwendig, da
spielen die politischen Hintergründe keine Rolle, sondern uns
geht es tatsächlich darum, dieses Festival zukunftsfähig zu
machen. Da hat es wirklich geruckelt, wenn ich es mal so sagen
darf, und diese Strukturreform, zu sagen, es wird konsequent
getrennt. Der geschäftsführende Bereich und der künstlerische
Bereich ist ein erster Schritt hinzu ‘ner Zukunftsfähigkeit der
Bayreuther Festspiele.
Sprecher: Bisher war die Struktur so: Katharina Wagner,
Urenkelin von Richard Wagner, leitet seit 2009 die Festspiele.
Zuerst gemeinsam mit ihrer Schwester Eva. Alleine traute man ihr
den Posten nicht zu, ab 2015 dann nur sie. Doch das
Geschäftliche wie Finanzen, Personal und Marketing waren
letztlich zu viele Aufgaben für die Festspielleiterin. Auch ihr
Führungsstil geriet immer wieder in die Kritik.
Roth: Tatsächlich gab es auch Konflikte innerhalb der
Struktur. Und es kann sich nicht jeder um alles kümmern, ein
künstlerisches Programm hinzubekommen ist schon, braucht schon
sehr, sehr viel Kraft und sehr viel Konzentration und sehr viel
Freiraum und sich dann aber auch noch um Kartenverkäufe zu
kümmern oder zu, zu kabbeln wie, wie machen wir jetzt
Werbekampagnen und, und, und. Ich glaube, das geht einfach nicht
und deswegen war uns beiden, Bayern und uns, sehr, sehr wichtig,
dass wir eine Strukturreform haben, wo getrennt wird.
Sprecher:
Vertragsunterzeichnung in München Bayerns Kunstminister Markus
Blume - 5 weitere Jahre für die Erbin Katharina Wagner nicht
mehr als Gesamtleiterin, nur noch als künstlerische Leiterin,
bis 2030, die Familientradition soll bewahrt werden, aber
einiges ändert sich jetzt.
Foto
3sat
Roth:
Es geht darum, dass es aber auch die eindeutige Kompetenz eines
Generalmanagements gibt für all die anderen Fragen, die in
Bayreuth ja auch zu klären sind, und da stehen ja riesengroße
Herausforderungen an: Sanierungsfragen, Marketing, Öffnung, neue
Formate, also wird ein Findungsprozess stattfinden, der aber
jetzt nicht von der künstlerischen Leitung dann entschieden
wird. Das weiß auch Katharina Wagner.
Sprecher: Kulturstaatsministerin Claudia Roth vor allem
hatte angemahnt, dass sich die Festspiele reformieren müssen.
Mehr Diversität im Parkett, geteilte Verantwortung in der
Leitung, der Bund und das Land Bayern verstärken ihr
finanzielles Engagement. Mitsprache haben in dem komplizierten
Konstrukt der Festspiel GmbH: 4 Gesellschafter: der Bund, das
Land Bayern, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde
Bayreuths. Der Bund, der erhöht seine Anteile von 29 auf 36%,
ebenso das ‘wir in Bayern‘. Die Stadt bleibt bei ihrem Anteil
von 13%, die privaten Mäzene müssen fast die Hälfte ihrer
Anteile abgeben von 29 auf 15%, sie verlieren an Einfluss, wer
zahlt, bestimmt, so die alte Regel. Doch das Sagen haben seit
jeher die Wagnererben.
Roth: Jetzt ist natürlich Bayreuth und das
Wagner-Festival mit der Familie verbunden, aber es ist nicht die
Familienzugehörigkeit, die, der einzige Faktor wäre, sondern
natürlich muss das Konzept stimmen.
Sprecher: Immer wieder hat Katharina Wagner durchaus
Experimentierfreude und Expertise bewiesen und Regisseure
geholt, die für Aufsehen sorgten, wie Tobias Kratzer mit seiner
Tannhäuser-Inszenierung oder Die Meistersinger von
Barry Kosky, dem ersten jüdischen Regisseur am Grünen Hügel.
Sogar Augmented Reality hat sie probiert. Mit IT- Professor J.
Scheidt, der so dem Parsifal-Publikum eine zusätzliche
Spielebene bot. Kult etwa wurde 2013 Frank Castorfs Ring mit
Kirill Petrenko am Pult, dazwischen gab es einige misslungene
Produktionen. ihr Versuch, Musikdirektor und Wagner Spezialist
Christian Thielemann loszuwerden, war höchst umstritten. Die
Entscheidung musste die Festspielleiterin zurücknehmen, denn das
Publikum schwand.
Roth: Du brauchst ‘ne Begründung, warum es Wagner im Jahr
2024, 25 und folgende immer noch wichtig ist. Warum? Warum ist
es auch wichtig, sich mit der politischen Geschichte und Rolle
auseinanderzusetzen, die Geschichte auch nicht zu verdrängen
oder weg zu tun, sondern gerade in Zeiten, wo Antidemokraten
auch in unserem Land unterwegs sind, sehr deutlich zu machen,
dass es ein demokratisches Festival ist, das große Musik bietet,
aber nicht verschweigt, was da auch mit dranhängt. Also eine
Auseinandersetzung darüber auch zu ermöglichen und es zu öffnen.
So öffnen für Menschen, die noch nie in ‘ner Oper waren.
Sprecher: Und das scheint notwendig. Da sucht man lange
nach Hashtags und Videos in den sozialen Medien. Die Bayreuther
Festspiele trennten sogar nicht, trotz einer erfolgreichen
Kinderoper. Es reicht nicht. Der neue Kulturpass ist da nur ein
kleiner, weiterer Impuls, junge Leute zu begeistern. Vorüber der
Mythos der ausverkauften Festspiele. Für unbeliebte Produktionen
gibt es noch Karten. Bayreuth droht zum Nostalgietreff eines
immer kleineren Kreises von Wagnerianern zu werden und geladener
Premierengäste.
Roth: Ich würde mir schon wünschen, dass ‘n Querschnitt
der Bevölkerung sich angesprochen fühlt, dass das aufgebrochen
wird, dass die Türen weit aufgemacht werden. Wenn ich jetzt aus
der parteipolitischen Perspektive mir das angucke, wir brauchen
die Stammwähler und Stammwählerinnen, aber wir brauchen auch
mehr.
Sprecher: Das Festspielhaus bleibt leer, die meiste Zeit
des Jahres, und es stellt sich die Frage in einem sich rasant
ändernden internationalen Musikmarkt, wie erfolgreich kann es
sein, die Musik eines einzigen, wenn auch genialen Komponisten
in nur einer Premiere pro Jahr herauszubringen, reicht das aus
in Zukunft immer dieselben 10 Wagner-Opern aufzuführen?
Roth: Sie soll die Bayreuther Festspiele weiterführen,
mit all den Freiraum, den sie hat. Mit all dem, was sie, wo sie
nicht mehr verantwortlich dafür sein muss, manche sagen, da wird
die jetzt degradiert, Quatsch, überhaupt nicht, sie ist ein
gestandenes starkes Weib, würd‘ man jetzt bei uns sagen in
Bayern, sie ist sicher auch eine Persönlichkeit, die gerne auch
zu einer Debatte, zu einer Kontroverse einlädt, aber das
zeichnet ja auch starke Persönlichkeiten aus.
Sprecher: Doch Auskunft, was Sie denn nun mit den
Festspielen, die die Öffentlichkeit finanziert, in Zukunft
vorhat, ist Katharina Wagner schuldig geblieben. Man erwartet
heute von einem Festival mehr als nur Traditionspflege, die
Bayreuther Festspiele, sie könnten so viel mehr sein.
Zitatende
Quelle:
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/bayreuther-festspiele-100.html
- 3sat Kulturzeit 29.05.2024
https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/bayreuther-festspiele-100.html |
Kurz bemerkt
Und
das soll funktionieren, wenn man Kunst und Verwaltung trennt?
Da ist der Knatsch doch schon vorprogrammiert, zumal der Verwalter sich
nicht auskennt mit den Gegebenheiten - sei es örtlich als auch personell
– nicht vertraut ist.
Die Kunst kennt die Lage, will wohl mit dem Bayreuther
Werkstatt-Gemurkse fortfahren – die Verwaltung bremst und will das Geld
nicht geben. War doch schon der Fall bei den Brillen.
Schlagzeilen
zum Thema Bayreuth und den dortigen
Wagner-Aufführungen
Achtung Satire!
„Frau Nylund als ‘Plörösenmieze‘ in Tristan und Isolde – BT
Wagner-Spiele“ _ Foto Nawrath
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„Tristan und Isolde“:
Allerweltsgesten und schreiende Sänger
Von ihm stammen Musik und Text zu „Tristan und Isolde“: Richard
Wagner. Thorleifur Örn Arnarsson hat das Musikdrama neu
inszeniert – und zur Eröffnung der Festspiele in Bayreuth
präsentiert.
Fuchs, Jörn Florian · 25. Juli 2024, 23:08 Uhr -
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Die Wagner-Festspiele in Bayreuth sind mit der Premiere von
„Tristan und Isolde“ des isländischen Regisseurs Thorleifur Örn
Arnarsson eröffnet worden.
Die Inszenierung ist enorm schwach und geprägt durch Pathos, die
Musik eine Lautstärke-Schlacht.
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Bayreuth ist alles andere als ein Auslaufmodell
Ute
Eschenbacher
27.07.2024 - 09:00 Uhr
Düstere Szenerie: Die Neuproduktion der Oper „Tristan und
Isolde“ war der Auftakt der Bayreuther Festspiele 2024.
Foto: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
Sind die Bayreuther Festspiele noch zeitgemäß? Ja, wenn sie ihre
kulturelle Einzigartigkeit bewahren und unterstreichen. Das Jahr
2025 verspricht Neues und Bewährtes.
Ein
Opernhaus
mit einer einzigartigen Akustik, nur für die Werke eines
Komponisten gebaut: Das gibt es nur in
Bayreuth.
Auf dieses Alleinstellungsmerkmal kann Festspielleiterin
Katharina
Wagner
setzen. Noch ist es keinem gelungen, das Haus mit dem halbrunden
Zuschauerraum, der Holzbauweise und dem abgedeckten Graben
nachzubauen.
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Quelle:
https://www.kurier.de/inhalt.kommentar-bayreuth-ist-alles-andere-als-ein-auslaufmodell.2d146da2-89b7-4cb2-986d-9f3c0074efb8.html
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„Tristan und Isolde“ bei den Bayreuther Festspielen:
Der
Klang der Erschöpfung
Bayreuther Festspiele:
Eine knapp fünfstündige Zumutung
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Bayreuther Festspiele - Joachim Lange 30.07.2024 - 13:43 Uhr
Cathrine Foster als Brünnhilde und Tomasz Konieczny als Wotan in
der „Walküre“. Foto: Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
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Bayreuther Festspiele
Die Sänger sind sensationell
Von Clemens Haustein - 30.07.2024, 18:01
Bei „Rheingold“ und „Walküre“ in Bayreuth unter der Leitung von
Simone Young zeigt sich eine Weltelite der Stimmen.
Michael Spyres und Vida Miknevičiūtė als Siegmund und Sieglinde
beweisen: Es gibt keine Krise des Wagner-Gesangs.
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Bayreuther Festspiele:
Bestenliste eines Musikkritikers :
Der „Ring“, den ich erträume
Von Jürgen Kesting - 24.07.2024, 19:10
Die Bayreuther Festspiele beginnen.
Wie müsste man Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des
Nibelungen“ sängerisch ideal besetzen?
Eine verwegene Phantasie aus vielen Jahrzehnten
Hörerfahrung.
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Bayreuther Festspiele:
Endlich mal kein Dummkopf!
Von Clemens Haustein - 05.08.2024, 18:05
Foto – BT-Festspiele - Nawrath |
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Klaus Florian Vogt gelingt bei den Bayreuther
Festspielen eine starke Neuinterpretation des Siegfried.
Aber die Regie von Valentin Schwarz versetzt das
Publikum erneut in Wut. |
Nun also doch.
Nachdem drei Abende gejubelt wurde und auch am vierten zunächst
noch alles nach strahlendem Sonnenschein aussieht, zieht
schlagartig heftiges Wetter auf.
Der Regisseur Valentin Schwarz und sein Bühnenbildner Andrea
Cozzi treten vor den Vorhang, und ein Orkan aus Buh-Rufen erhebt
sich. Die beiden halten ritterlich stand.
Als schließlich das gesamte Team aus Sängern, Dirigentin und
Regie auf die Bühne kommt, bietet sich ein ohrenbetäubendes
akustisches Spektakel im Hin und Her von Jubel- und Buhrufen.
Dazu noch das Trampeln auf dem Holzboden des Zuschauerraums und
das Prasseln des Beifalls – das Bayreuther Festspielhaus
erinnert an eine riesige, alte Dampfmaschine, die am wechselnden
Wogen der Kräfte zu zerplatzen droht.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/bayreuther-festspiele-klaus-florian-vogt-gelingt-neuinterpretation-des-siegfried-19900731.html |
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Bayreuther Festspiele
Diskurs Bayreuth Wagners Lust-Spiele:
zwischen Lust und lustig
Ute
Eschenbacher
06.08.2024 - 18:17 Uhr
Foto: Archiv
„Wagners-Lustspiele“ – das Motto lässt
aufhorchen. Denken doch viele an Ernst und Tragik bei Richard
Wagners Opern. Dabei hatte der Komponist ein Talent fürs
Komödiantische.
Der Diskurs
Bayreuth
untersucht in diesem Jahr das Phänomen der Lust. Schließlich
dreht sich in „Tristan und Isolde“ alles um die Liebe. Und nicht
nur in diesem Werk, das als Neuinszenierung am Grünen Hügel zu
sehen ist, spielen Liebe, Sehnsucht und Lust eine große Rolle.
Die Lust, im Sinne von erotischem Verlangen und
sehnsüchtigem Begehren, aber auch die Lust als erlebte Freude
und erwartetes Vergnügen: Beide Seiten versuchte nun „Wagners
Lust-Spiele“, die aktuelle begleitende Reihe zu den
Bayreuther
Festspielen, zu beleuchten.
Zitatende
https://www.kurier.de/inhalt.diskurs-bayreuth-wagners-lust-spiele-zwischen-lust-und-lustig.e6793acc-22ea-45e0-a7da-7498fb6a7e2a.html |
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Zu Wolfgang Wagners 105. Geburtstag
Organisationstalent und „Werkstatt“-Begründer „Neu-Bayreuth“
unter Wolfgang Wagner
Am Mikrofon: Klaus Gehrke
Als Wieland und Wolfgang Wagner 1951 die Bayreuther
Richard-Wagner-Festspiele wieder eröffneten, galt der jüngere
Bruder Wolfgang vor allem als guter Organisator und wichtige
Hilfe bei der Requirierung von Finanzmitteln. Doch auch er hatte
eine theaterpraktische Ausbildung erhalten und sich 1944 an der
Berliner Staatsoper als junger Regisseur vorgestellt. 1953
inszenierte Wolfgang Wagner mit dem „Lohengrin“ in Bayreuth
erstmals ein Werk seines Großvaters.
Den Neuanfang der Festspiele sah er als „Werkstatt“ an: Dort
sollte an den Inszenierungen im Laufe der Jahre gefeilt und
verbessert werden.
„Neu-Bayreuth“ unter Wolfgang Wagner
Wolfgang Wagner, der jüngere der beiden Enkel des Komponisten
Richard Wagner, gilt vor allem als geschickter und
einflussreicher Organisator, der es verstand, die zum
Wiederaufbau der Bayreuther Festspiele ab 1951 nötigen
finanziellen Mittel zu beschaffen. Sein älterer Bruder Wieland
dagegen wird meist durch seine Inszenierungen mit ausgefeilter
Lichtregie mit Neubayreuth in Verbindung gebracht. Allerdings
stellte auch Wolfgang Wagner sich ab 1953 am Festspielhaus als
Regisseur vor. Seine frühen Arbeiten - besonders aber die
Solistinnen und Solisten, die in seinen Inszenierungen sangen -
stehen heute im Mittelpunkt der Sendung: Am Mikrofon begrüßt sie
Klaus Gerke
Sprecher: Zu Beginn des dritten Aufzugs scheint die Welt von
Lohengrin und Elsa noch in Ordnung, zumindest klingt das
jubelnde Vorspiel aus Richard Wagners Lohengrin danach. Doch
bald werden Elsas Zweifel an ihrem frisch angetrauten Ehemann zu
der verhängnisvollen Frage führen, die dann das gemeinsame Glück
zerstört. In einer Aufnahme vom Sommer 1953 spielte das
Orchester der Bayreuther Festspiele unter der Leitung von Joseph
Keilberth, die damalige Neuinszenierung des Lohengrin war die
erste Regiearbeit, die Wolfgang Wagner in Bayreuth umsetzte.
Am 30. August 1919 kam er als drittes Kind von Siegfried und
Winifred Wagner zur Welt. Zwar wurde Wolfgang 1938 zu Arbeits-
und Wehrdienst eingezogen und kam unmittelbar nach dem Beginn
des vom NS-Regime ausgelösten Zweiten Weltkrieges an die
polnische Front. Nach einer Verwundung und möglicherweise auch
der Fürsprache Winifreds bei Hitler, den die Wagner Kinder
‘Onkel Wolf‘ nannten, wurde er aus dem Kriegsdienst entlassen
und erhielt an der Berliner Staatsoper eine theaterpraktische
Ausbildung. Zudem arbeitete Wolfgang Wagner als Assistent beim
prominenten Bühnenbildner Emil Preetorius, der unter anderem als
Spielleiter für die Bayreuther Festspiele tätig gewesen war.
Im Sommer 1944 legte er an der Staatsoper seine erste
Regiearbeit vor: die Inszenierung der Oper Bruder Lustig von
seinem Vater Siegfried Wagner zu dessen 75. Geburtstag.
Nachdem am 1. September auf Anweisung von Propagandaminister
Goebbels alle Theater kriegsbedingt schließen mussten, kehrte
Wolfgang Wagner nach Bayreuth zurück.
Nach dem Ende des Krieges wollten Wieland und er die Bayreuther
Festspiele wieder neu beleben. Nach vielen familiären
Auseinandersetzungen, juristischen Hürden und finanziellen
Schachzügen öffnete sich im Juli 1951 wieder der Vorhang im
Festspielhaus am grünen Hügel ursprünglich sollte Wolfgang
Wagner in diesem Jahr auch die Neuinszenierung der Meistersinger
von Nürnberg übernehmen. Aufgrund der organisatorischen Arbeit
war das aber nicht zu schaffen. Erst 1953 präsentierte er sich
in Bayreuth mit der Premiere des Lohengrin als Regisseur.
Gleichzeitig gab der damals 39-jährige Tenor Wolfgang Windgassen
dort sein Rollendebüt als Lohengrin.
[…] Als die Brüder Wagner an die Planung der ersten neu
Bayreuther Festivalausgabe gingen, suchten sie auch neue
Sängerinnen und Sänger, die möglichst politisch unbelastet
waren. Wolfgang Windgassen hatte zwar noch 1939 am Stadttheater
in Pforzheim debütiert, wurde aber danach zum Kriegsdienst
eingezogen. Erst nach 1945 konnte er seine Karriere an der
Stuttgarter Staatsoper aufbauen. Dort hörten ihn die
Wagner-Brüder und verpflichteten Windgassen als Parsifal für die
ersten Bayreuther Festspiele. Bis 1969 war er dort in allen
großen Tenorpartien zu hören.
1953 gab die schwedische Sopranistin Birgit Nilsson ihr Debüt in
Bayreuth und übernahm dort ein Jahr später die Elsa in Wolfgang
Wagners Lohengrin-Inszenierung. 1957 engagierte Wagner sie als
Isolde für seine Neuinszenierung von Tristan und Isolde. Damit
avancierte Birgit Nilsson zusammen mit Wolfgang Windgassen zu
dem legendären Traumpaar Neu-Bayreuths.
[…]
Das Orchester der Bayreuther Festspiele wurde geleitet von
Wolfgang Sawallisch, der 1958 sein Debüt als Dirigent am grünen
Hügel gab. Den damals 35-jährigen Dirigenten hatte Wolfgang
Wagner als junge Opposition zu den alten etablierten
Orchesterleitern engagiert. Dazu gehörte insbesondere Hans
Knappertsbusch, seit den 1920 er Jahren einer der bedeutendsten
Wagnerdirigenten in Deutschland. Knappertsbusch, der das
NS-Regime ablehnte, aber dennoch - wie Furtwängler - Kompromisse
einging, war im Hinblick auf Inszenierungen konservativ
eingestellt. Was er ab 1951 in Bayreuth unter Wieland Wagners
Regie zu sehen bekam, passte ihm überhaupt nicht. Zwei Jahre
später, Knappertsbusch sollte im Sommer Parsifal und den
Ring des Nibelungen dirigieren, sagte er seine Teilnahme
bei den Festspielen mit folgenden Worten ab:
„Lieber Wieland, ich möchte unsere hoffentlich vorübergehende
Trennung jede Schärfe nehmen und bitte sie herzlichst meinen
Schritt anzuerkennen. Sobald der Geist Richard Wagners wieder
ins Festspielhaus eingezogen ist, bin ich der erste der wieder
da ist.“
Mit Wolfgang Wagners Inszenierungen hatte Knappertsbusch
vermutlich weniger Probleme gehabt, denn sie brachen nicht ganz
so radikal mit den alten Bayreuther Traditionen. Zwar wurde auch
hier die Szenerie deutlich entrümpelt - wie Fotos etwa der
Lohengrin-Inszenierung zeigen, dennoch wirken die dortigen
Kulissen mit Außenfassaden und Innenräumen deutlich
konventioneller als die minimalistisch ausgestattete Bühne, die
Wieland Wagner für seine Regiekonzepte verwendete. Auch die Oper
Der fliegende Holländer, die Wolfgang Wagner 1955
inszenierte wies eher klassische Bühnenbilder und Kostüme auf.
Die Partie der Senta sang damals die Sopranistin Astrid Varnay.
[…]
In seiner Autobiografie ‘Lebens-Akte‘ aus dem Jahr 1994 erwähnt
Wolfgang Wagner zwar seine ersten 3 Bayreuther Inszenierungen,
geht aber nicht näher auf sie ein. Er schreibt nur, dass sie für
das Publikum nachhaltige Erlebnisse und für ihn interessante
Ergebnisse brachten und darüber hinaus als Alternativen zu den
Arbeiten seines Bruders gesehen werden könnte.
Anders verhält es sich mit den Ring-Opern, die Wolfgang
Wagner erstmals 1960 am grünen Hügel inszenierte. Deren
Grundgedanke skizzierte in seinem Buch folgendermaßen: „Ich habe
in Bayreuth versucht unter Zuhilfenahme der modernen Technik -
vor allem des Lichts - das Symbolische konkret fassbar zu machen
und damit in die Nähe menschlicher Wirklichkeit zu rücken. Die
symbolische Urform der Bayreuther Interpretation meines Rings
1960 war die konkave Scheibe als Entsprechung der noch in sich
ruhenden heilen Welt als Abbild der göttlichen Sphäre der die
konvexe abstoßende Form der Welt Alberichs gegenüberstand. Diese
beiden Scheiben bildeten die Spielfläche für alle Ring-Opern.
Dazu kamen stark stilisierte Kostüme sowie eine genau
ausgearbeitete Lichtregie.
Bereits in meinen bisherigen Bayreuther Inszenierungen
Lohengrin, Holländer und Tristan hatte ich die
Entwicklung und die Einsatzmöglichkeiten von Großraumapparaten
forciert und die farbig intensiven Schatten Projektionen Zug
Umzug ausprobiert. Sie erlaubten mir im Ring den Rundhorizont
und die Lichtregie für die Interpretation so zu nutzen, dass
beispielsweise beim falschen Gunther in der Götterdämmerung
die Projektion einer schwarz zersplitterten Struktur vor
schwefelgelbem Hintergrund die äußerste Dramatik und Brutalität
dieser Szenen visuell ausdrückte.
In der Live-Aufnahme vom 30. Juli 1961 dirigierte Rudolf Kempe
Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele. Ihn konnte
Wolfgang Wagner kurzfristig für Wolfgang Sawallisch
verpflichten, der 1960 durch Fehler bei der Absprache nicht zur
Verfügung stand. Zu Beginn der 60er Jahre etablierten die Brüder
Wagner den Werkstattgedanken. Bei den Bayreuther Festspielen
waren die Inszenierungen anfangs nur für 2 Spielzeiten gedacht,
so begannen Wieland und Wolfgang ab den späten 50er Jahren
damit, ihre Regiekonzepte von Saison zu Saison
weiterzuentwickeln, zu vertiefen und zu verfeinern. Die Ring-Tetralogie,
die 1960 Premiere hatte, war in Bayreuth 4 Spielzeiten zu sehen.
Nach dem plötzlichen Tod seines Bruders, 1966, stand Wolfgang
Wagner als alleiniger Herr am grünen Hügel vor immensen
künstlerischen Herausforderungen. Ab diesem Zeitpunkt lud er
viele namhafte Regisseure - wie beispielsweise Harry Kupfer,
Götz Friedrich oder Patrice Chéreau zu kontroversen und
spektakulären Auseinandersetzungen mit dem Werk Richard Wagners
nach Bayreuth ein. Dem Werkstattprinzip entsprechend standen
diese Inszenierungen mit mehr oder weniger großen Änderungen
meist mehrere Jahre auf dem Spielplan. Das galt allerdings auch
für die Arbeiten von Wolfgang Wagner, dessen Parsifal-Inszenierung
von 1989 beispielsweise war bis 2001 zu sehen.
Nach der Jahrtausendwende kam es zum Streit zwischen dem alten
Festivalchef und dem Stiftungsrat, der Eva Wagner-Pasquier,
seine Tochter aus erster Ehe, als Nachfolgerin nominierte. Erst
als sich eine Kooperation zwischen ihr und ihrer Stiefschwester
Katharina Wagner abzeichnete, gab Wolfgang Wagner Ende August
2008 die Leitung der Bayreuther Festspiele ab. Am 21. März 2010
starb er im Alter von 90 Jahren.
Auch wenn er mit seinen Inszenierungen vielleicht immer etwas im
Schatten seines Bruders Wieland oder auch der anderen Regisseure
stand, hatte Wolfgang ein untrügliches Gespür für
vielversprechende musikalische Talente.
Er engagierte Sängerinnen, Sänger und Dirigenten an den grünen
Hügel, die die neu Bayreuther Festspiele wieder zu einer
Pilgerstätte für alle Wagner Fans machen. Die Aufnahmen aus
dieser Zeit haben bis heute Kultstatus.
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Bayreuther Festspiele -
Chordirektor schmeißt hin
– obwohl er raus ist.
Foto: Foto: dpa/Armin Weigel
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Doppelknall am Hügel
noch in der laufenden Saison kündigt der Chordirektor.
Völlig unnötig, weil die Altersgrenze erreicht hat.
Ein Beleg dafür, wie sehr es zwischen Chor und Katharina
Wagner knirschte.
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Quelle:
https://www.kurier.de/inhalt.gaga-kuendigung-festspiele-chordirektor-schmeisst-hin-obwohl-er-eh-raus-ist.888c61b6-4522-4e70-9c71-98f684b0fc6a.html
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Bayreuther Festspiele
Das ist der neue Chordirektor
Otto Lapp
24.08.2024 - 20:35 Uhr
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Nach Dauer-Krach im Chor und Gaga-Rücktritt des alten
ist jetzt ein neuer Chordirektor am Start:
Thomas Eitler-de Lint.
Der Chef des Chores der Oper Leipzig kennt Richard
Wagners Werk in- und auswendig.
Er kennt auch Bayreuth und das Festspielhaus.
Foto: picture alliance/dpa/Hendrik Schmidt
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Zitatende
Quelle:
https://www.kurier.de/inhalt.bayreuther-festspiele-das-ist-der-neue-chordirektor.3596712a-d031-469b-a2c6-4e135f93121c.html
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Bayreuther Festspiele
Was interessiert uns heute an Richard Wagner?
"You're welcome" hieß die Kunstinstallation am Grünen Hügel
vor Beginn der Bayreuther Festspiele 2023. Kurz darauf waren
sämtliche Wagner-Figuren weg. Allesamt geklaut.
(Foto: Daniel Karmann/dpa)
König, Jürgen · 10. August 2024, 00:05 Uhr
Jedes Jahr dieselben zehn Opern in Bayreuth – und jedes Jahr
kann das Festspielhaus sich vor Nachfrage kaum retten. Wieso
wollen so viele Menschen noch heute Richard Wagners Opern hören?
Und warum in Bayreuth?
Seit nunmehr 148 Jahren kommen allsommerlich eine internationale
Künstlerschar und ein Publikum aus der ganzen Welt im Bayreuther
Festspielhaus zusammen, um – vom „Fliegenden Holländer“ bis zum
„Parsifal“ – immer wieder dieselben zehn Opern, Musikdramen,
Bühnenfestspiele Richard Wagners zu erleben. Mit ihren
Inszenierungen wurden die Bayreuther Festspiele Teil der
deutschen Geschichte – im Guten wie im Schlechten –, sie
spiegeln sie wider wie kaum ein anderes Kunstereignis. War es
jahrzehntelang nur mit Mühen (oder guten Beziehungen) möglich,
an Karten heranzukommen, scheint sich dies allmählich zu ändern,
gleichwohl: ausverkauft sind die Bayreuther Festspiele allemal.
Was hat dieses Kulturerbe, dass es eine solche Resonanz
hervorruft? Was hat uns, die wir auf harten Sitzen stundenlang
lustvoll dabei sind: was hat uns Richard Wagner heute noch zu
sagen?
Wie passt er ins 21. Jahrhundert?
Passt er überhaupt?
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Claudia Roth redet die Bayreuther Festspiele gezielt schlecht
Politik aus Ressentiments
Ein Kommentar von
Jan
Brachmann
- 23.08.2024, 08:28
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Auch in diesem Jahr sind die Bayreuther Festspiele ein
großer Erfolg. Doch Claudia Roth redet die Bayreuther
Festspiele gezielt schlecht. Wider besseres Wissen.
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Hat Sie wirklich hingeschaut?
Claudia Roth bei den Bayreuther Festspielen im Juli 2024 /
Sven Simon
Halten wir uns noch einmal mit Polemik zurück: Die Bayreuther
Festspiele haben allen Grund,
Claudia
Roth
dankbar zu sein. Während die Bundesregierung eine Haushaltskrise
zu meistern sucht, wird der Etat der Bundesbeauftragten für
Kultur und Medien im kommenden Jahr um 50 Millionen auf 2,2
Milliarden Euro wachsen. Das durchgesetzt zu haben ist
angesichts der heftigen Verteilungskämpfe eine politische
Leistung. Mit diesem Aufwuchs konnte Roth im Mai zusagen, über
die bisherigen 29 Prozent hinaus weitere sieben Prozent der
Anteile an der Bayreuther Festspiele GmbH zu übernehmen, nachdem
die privaten Förderer der Gesellschaft der Freunde der
Bayreuther Festspiele ihren Anteil von 29 auf 15 Prozent hatten
verringern müssen.
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Leserbrief
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Bericht über Bayreuth
Jahreshauptversammlung des e.V. Freunde Bayreuths
Am 27. Juli 2024 fand in Bayreuth die diesjährige
Hauptversammlung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V.,
des wichtigsten Mäzenaten-Vereins der Bayreuther Festspiele,
statt, an der ich als Mitglied teilnahm. Weitere ca. 200
Mitglieder kamen, die durch den Kuratoriumsvorsitzenden, Dr.
Schmalenbach, begrüßt wurden.
Erster Tagesordnungspunkt war der Bericht der Festspielleitung
durch Katharina Wagner. Zum immer wieder auftauchenden Vorwurf,
die Festspiel-Inszenierungen seien - seit 2010 mit wenigen
Ausnahmen - „Regietheater“, sagte sie nichts. Die Beratungen
rund um die Verlängerung ihres Vertrages und die Veränderungen
in der Festspiele GmbH sowie der Richard Wagner-Stiftung
erwähnte sie auch mit keinem Wort. Einzige Neuigkeit (obwohl
schon bekannt): Im Festspielsommer
des Jahres 2026 soll Wagners Frühwerk „Rienzi“ erstmals im
Festspielhaus aufgeführt werden. Ferner gab sie an, alle Werke
Wagners (vom Rienzi bis zum Parsifal) 1x in der Reihenfolge
ihrer Entstehung aufführen zu wollen. Katharina Wagner erwähnte
auch die Zusage der Bundes- und der Landesregierung, den
Festspielen zur Sanierung der Gebäude in den nächsten Jahren
noch einmal insgesamt 170.000 Millionen Euro zur Verfügung zu
stellen.
An dieser Summe sind starke Zweifel angebracht, denn die
Sanierungen (also Renovierungen und Reparaturen) sind, incl. der
bereits unter Wolfgang Wagner durchgeführten Erneuerungen so
weit fortgeschritten, dass der Insider fragt, was bleibt dann da
noch übrig zu sanieren?
Viel Lob erhielt der Einbau eines Fahrstuhls im östlichen
Zuschauertreppenhaus, der kaum auffällt. Der Fahrstuhleinbau
stellte die Planer vor wichtige Entscheidungen, denn das ganze
Gebäude musste vor Beginn der Entkernungsmaßnahmen unterfangen
werden, um seine statische Stabilität zu sichern.
Nach Ende von Katharina Wagners Ausführungen hatte ich
Gelegenheit folgende Frage an die Festspielleiterin zu stellen:
„Frau Wagner, im Rahmen der Presseberichterstattung bezüglich
der Verlängerung Ihres Festspielleiter-Vertrages war öfter die
Rede von einem Konzeptpapier, das Sie erarbeiten sollten (und
auch eingereicht haben), in welchem Sie sich Gedanken zur
Zukunft der Bayreuther Festspiele machen wollten. Wir hätten
gerne mal gehört, was alles in diesem Papier Erwähnung findet,
bzw. umgesetzt werden soll“.
Katharina Wagner wendete sogleich ein, dass sich das in der
Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht darstellen ließe,
bat dann aber den Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde, Dr.
von Waldenfels, mir - in kurzen Worten - meine Frage zu
beantworten. Herr von Waldenfels sagte zwei, drei Sätze, aus
denen keiner der Zuhörer irgendetwas entnehmen konnte, das als
eine erwähnenswerte Neuerung hätte angesehen werden können.
Somit blieb die Frage unbeantwortet. Eine zweite Frage, die ich
stellen wollte, wurde „auf später“ verschoben.
Es folgte der Bericht des Teams der Neuinszenierung Tristan
und Isolde. Leider waren dazu weder der Regisseur noch der
Bühnenbildner erschienen, lediglich der Dramaturg, Andri
Hardmeier, der sich als sehr wichtiges „Rädchen in dieser
Inszenierung“ vorstellte. Er beschrieb, wie er den Auftrag
erhielt, für die Inszenierung von Tristan und Isolde eine
Handlung zu erfinden, die er dann dem Regisseur übergab, der
diese wiederum – zusammen mit dem Bühnenbildner - „auf die Bühne
bringt“. Grundlage dieser zu schaffenden Dramaturgie sei die
Erforschung der Jugendjahre von Tristan und Isolde gewesen.
Darauf aufbauend habe sich die Handlung entwickelt. Mit keinem
Wort wurde dabei erwähnt, dass der Komponist Richard Wagner
Handlung, Text, Bühnenbild und Musik geschaffen hatte, ohne
vermutlich Tristan und Isoldes Jugend gekannt zu haben. Jeder
Besucher dieser Inszenierung wird also vergeblich nach Wagners
Anweisungen und Bühnenbildern suchen. Es handelt sich bei dieser
Arbeit nicht um eine Regietheater-Inszenierung, aber
werkgerecht ist sie auch nicht.
Die Mitarbeit eines Dramaturgen bei einer solchen Inszenierung
stellt sich als nicht notwendig dar bzw. entwickelt sich in den
meisten Fällen zum überflüssigen Störfaktor. In Richard Wagners
Ausführungen „Über die Anwendung der Musik auf das Drama“ (1879)
/ Band 10, Seite 229 ist zu lesen:
Zitat
„…... im Drama schließlich werde der Mythos zur verständlichen
Darstellung gebracht, wobei die Musik gleichsam die Mutter des
Dramas darstelle“.
Zitatende
Entlang dieses Leitgedankens schuf Wagner seine Musikdramen.
Ursprünglich hatte ein Dramaturg am Theater die Aufgabe, „an der
Spielplangestaltung mitzuwirken“ und die künstlerisch
notwendigen Dinge zu ordnen und in sinnvolle Abläufe einzufügen.
Gegenüber den Ausführungen des Dramaturgen bezüglich seiner
Mitwirkung an der Inszenierung von Tristan und Isolde herrschte
bei den Zuhörern ziemliche Ratlosigkeit.
Es folgten der Bericht des Vorstandes / Bericht zur Kassenlage,
wobei festgestellt wurde, dass die Zahl der Mitglieder von
ursprünglich über 5000 auf nun 4420 gesunken sei, deren
Mitgliedsbeiträge und weitere Spenden spürbar fehlen. Aus diesem
Grunde könne man auch der Festspiele GmbH nicht mehr so viel
Geld zur Verfügung stellen, wie das bis her der Fall war, was
wiederum eine Reduzierung der Anteile an der GmbH zur Folge
hätte. Kein Vorstands- oder Kuratoriumsmitglied der GdF (deren
Wort Gewicht haben) benannte die Ursachen für die Rückgänge beim
Kartenverkauf, die auf die seit 2010 die
Regietheater-Inszenierungen und die viel zu hohen
Eintrittspreise zurückzuführen sind.
Nach dem Bericht des Kuratoriums und dessen Entlastung wurde
mitgeteilt, dass zwei bisherige Mitglieder des Kuratoriums nicht
mehr zur Wahl anträten, woraufhin zunächst die verbliebenen
Kuratoriumsmitglieder per Abstimmung ohne Gegenstimmen bestätigt
wurden. Danach stellten sich zwei Bewerber um die freigewordenen
Plätze vor, die wiederum ohne Gegenstimmen ins Kuratorium
aufgenommen wurden.
Beim Top 10 / Fragen und Antworten, war Katharina Wagner nicht
mehr anwesend, so dass meine zweite Frage nicht mehr
berücksichtigt wurde.
Zusammenfassung:
Man musste bei der Gesamtstimmung der Versammlung den Eindruck
großer Sorgen gewinnen. Verschiedene Anwesende gaben ihre
Unzufriedenheit mit der Festspielleiterin kund. Mit ihr, ihrer
Amtsführung und der künstlerischen Aussage, die sich in den
Inszenierungen ausdrückt, sind sehr viele Mitglieder der Freunde
nicht einverstanden. Man müsse darüber nachdenken, für
was die GdF stehe und wem eigentlich die Spenden anvertraut
werden.
Besuch einer Vorstellung „Die Walküre“ am 29.07.2024
Es bestätigte sich der Eindruck, dass hier durch das
mittlerweile obligatorische Regietheater, völlig am Stück vorbei
‘dramaturgisiert‘ wird, wodurch missratene, mit schlechter,
unruhiger und sinnloser Personenführung, kitschiger Kostümierung
und schlechtem Licht, mit der Einfügung nicht vorgesehener
Statisten (z.B. Kindern, Bodygards, Dienern u. ä. Figuren) und
derlei Mätzchen Verfälschungen entstehen. Das alles führt am
Stück und damit am Bildungsauftrag vorbei.
Bei der Walküre wird mit zum Himmel schreiendem Gemache und
Getue ein heutiger Wohlstandshaushalt gezeigt. Der Verzicht auf
wichtige Requisiten (z.B. der Speer Wotans) verdeutlichen, dass
der Stückablauf keine Rolle spielt, andauernd kommen
irgendwelche Ablenkungen zum Einsatz. Ganz arg wird es am
Schluss wo - vom Autor vorgegeben und von allen aber erwartet –
„Wotans Abschied und Feuerzauber“- nicht stattfinden. Wotan
entlässt seine Lieblingstochter Brünnhilde (die bereits
abgegangen ist), die konzertanten Passagen innerhalb der
Schlussmusik, werden nahezu „unhörbar“ durch die Verrenkungen
Wotans, die den Zuschauer ablenken. Schlimm auch das Erscheinen
eines Statisten, der beim Fehlen von Wotans Speer mit einem
Gegenstand auf eine Blechkanne eindrischt und damit Loge
hervorlocken will. Feuer ist ohnehin keins zu sehen und Wotan
trinkt zur Schlussmusik an einem Bistrotisch, den ein Lakai
hereingeschoben hat, mit der stummen Fricka (die ja nun wohl als
allerletzte Figur im Schlussbild etwas zu suchen hat oder soll
sie sich nochmals als ‘der Ehe Hüterin‘ präsentieren) ein Glas
Sekt – ehe er langsam die Bühne verlässt. Man ist froh, dass
endlich Schluss ist.
Erstmals dirigierte Simone Young das Werk in Bayreuth, die schon
als Assistentin von Daniel Barenboim beim „Kupfer-Ring“ Anfang
der 1990er Jahre Bayreuth-Erfahrung sammeln konnte. Eine
Fehlbesetzung allerdings ist Tomasz Konieczny, der den Wotan –
bedingt durch sein starkes Tremolo und seine schlechte deutsche
Aussprache - zu einem Ausfall für den Zuhörer machte. Eigentlich
eine Zumutung bei den hohen Eintrittspreisen die in Bayreuth für
Unmut sorgen.
Im kommenden Jahr wird der Ring zweimal aufgeführt, dann – nach
nur vier Jahren - endlich abgesetzt.
Open-Air-Konzert im Festspielpark am 30.08.2024 / Beginn 20.00
Uhr.
Die Bayreuther Festspiele veranstalteten nun schon zum dritten
Male ein Orchester-Konzert im Festspielpark. Für das Orchester -
mit mehr als 100 Mitgliedern - war unweit der Straßenkreuzung am
Fuße des Festspielhügels ein Podium errichtet worden, das
Publikum lagerte auf der Wiese. Ähnlichkeit mit Glyndebourne
nicht auszuschließen.
Für die Moderation wurde Axel Brüggemann engagiert.
Natalie Stutzmann dirigierte Werke von Johann Sebastian Bach,
Francois-Adrien Boieldieu, Peter Tschaikowski, George Bizet,
Andrew Lloyd Webber, Anton Bruckner, Giuseppe Verdi und Franz
Liszt.
Lang anhaltender Applaus dankte Solisten und Orchester mit
seiner Leitung für großartige Darbietungen.
Schlussbemerkung
Die Festspielbeilage des Nordbayerischen Kurier vom 26.07.2024
kommentierte:
„Die Familien Wagner sind in Bayreuth nur noch Zaungäste“
Seit 2008 bemüht sich die Öffentlichkeit, daran mitzuwirken,
einem motivierten und qualifizierten Mitglied der Familie Wagner
zur Festspielleitung zu verhelfen, bzw. die undemokratische und
den Richtlinien der Satzung der Richard Wagner Stiftung Bayreuth
entgegenstehende Form der Bestimmung eines Festspielleiters
auszuhebeln. Nun beschreibt Thomas Erbe im sauber recherchierten
Bericht ein Ende jedes Mitspracherechtes für Mitglieder der
Familie Wagner, wobei an einigen Stellen es einer Ergänzung oder
kleiner Korrekturen bedarf. Er beschreibt die Vorgänge der
Wandlung der Festspiele Bayreuth vom Familienbetrieb zum
Staatstheater, als sei dies über den Zeitraum von 2007 bis heute
ein geordneter, friedvoller Vorgang gewesen.
Dem war aber nicht so. Alles, was zwischen (spätestens) 2007 und
heute geschah, kann man besten Gewissens als einen Krimi
bezeichnen, der - besetzt mit Falschaussagen, Teilwahrheiten,
Lügen und Verdrehungen, mit Erpressungen ja sogar mit
Gesetzesbruch - einherging. Personen wurden missbraucht, einigen
ihre Zukunft gestohlen – ohne jede Rücksichtnahme! Die Erwähnung
dieser Gegebenheiten schließen das Bild ab, das Thomas Erbe
zuvor noch rücksichtsvoll umschrieb.
Wer über diese Zeit berichtet, in der sich in Bayreuth alles
änderte, muss sich auch der Frage stellen, wer (oder was) hat
dabei Schaden erlitten, warum wurde dabei die Stiftungssatzung
immer wieder gebrochen, wer sind die Urheber dieser Umwälzungen,
wer hat dabei mitgemacht, wer hat geschwiegen, obwohl seine
Stimme Gewicht gehabt hätte und warum sind die Stifter (in
diesem Falle wieder fast ausschließlich die Nachfahren Wieland
Wagners) die Betrogenen?
Die Satzung - der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth e.V.,
gegründet 1973 - besitzt Gesetzeskraft. In ihr ist alles zur
Erhaltung und Verwaltung des Familieneigentums der Wagners,
welches mit Inkrafttreten der Stiftung in deren Eigentum
überging, geregelt. Auch die Wahl eines neuen Festspielleiters,
die ja zwangsläufig immer wieder ansteht, wenn der amtierende
Festspielleiter diese Funktion (aus welchen Gründen auch immer)
nicht mehr ausüben kann.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben Wolfgang
Wagner und der seit 2005 amtierende Stiftungsrats-Vorsitzende
Toni Schmid „alle Hebel in genau die ihnen genehme Richtung
umgelegt“, die es ihnen ermöglichte mit der Festspiele GmbH eine
„Parallelgesellschaft“ neben der bisherigen Verwaltung zu
errichten, die mit Katharina Wagner als Geschäftsführerin alle
Vollmachten bekam.
Die Wahl einer neuen Festspielleitung wurde geschickt
manipuliert. Um den Schein zu wahren, wurden zwei rivalisierende
Teams zugelassen. Die Stiftungsratsmitglieder wurden massiv
beeinflusst in der Form, dass ihnen mehrfach erklärt wurde, die
Wahl von Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier „sei
alternativlos“. Entscheidenden Anteil an dieser Maßnahme hatten
der damalige Bayreuther Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl, der
Regierungspräsident von Oberfranken Wilhelm Wenning (kraft Amtes
I. Vorstand der Stiftung) und – selbstverständlich – Toni Schmid
der Stiftungsratsvorsitzende. Die völlig überforderte Katharina
Wagner wurde neben ihrer Verantwortung als Geschäftsführerin der
Festspiele GmbH nun auch noch Festspielleiterin, ohne dafür jede
zur Erfüllung ihrer Pflichten notwendige Ausbildung jemals
erhalten zu haben.
Überhaupt nicht erwähnt werden die tatsächlichen Ursachen, die
zum tiefen Sturz der Festspiele in die Mittelmäßigkeit geführt
haben. Katharina Wagner hat munter drauf los gewirtschaftet.
Erfahrene Mitarbeiter wurden gekündigt, sie zogen vors
Arbeitsgericht, sie musste 300.000 Euro Abfindungen zahlen. Ab
2010 wurden eine Reihe von Abteilungen personell erheblich
aufgestockt. (Personal ist der größte Kostenfaktor). Wichtige
Werbepartner sprangen ab, z.B. Siemens, Audi, usw.
Bereits ab 2003 begannen mit der Holländer-Inszenierung von
Klaus Guth, die Regie-Theater-Inszenierungen, die sehr viele der
Stammkunden nicht mehr sehen wollten. Mit der
Meistersinger-Inszenierung von Katharina Wagner 2007 erlitt auch
die Gesellschaft der Freunde einen starken Rückgang der
Mitgliederzahl. Es wurde munter drauflos inszeniert, viele
Produktionen sind nicht mit den zuvor errechneten finanziellen
Mitteln ausgekommen. Katharina Wagner frönte ihrem Steckenpferd,
der Entwicklung eines Rahmenprogramms. Zugegeben, manche dieser
Extras waren erfolgreich, dafür aber wurden die Inszenierungen
im Festspielhaus immer ausgefallener. Das allerdings stand im
Gegensatz zu den mehrfach massiv erhöhten Eintrittspreisen.
Jeder Freund Bayreuths der die künstlerische Entwicklung
Bayreuths seit den 1980er Jahren verfolgt hat, hoffte, dass
spätestens 2013 nach dem verunglückten Ring des Berliner
Regisseurs Frank Castorf der Stiftungsrat zusammentreten würde,
um einen neuen fähigen Festspielleiter zu finden und zu
verpflichten. Aber, alle die da so gehofft hatten, stellten
fest, dass hier nicht mehr nach den Regeln der Stiftungssatzung
entschieden wurde, sondern Toni Schmid Katharina Wagners Vertrag
einfach um fünf Jahre verlängerte. Kurz darauf wurde zwischen
der Festspiele GmbH und der Stiftung ein neuer über 20 Jahre
gültiger Mietvertrag für das Festspielhaus abgeschlossen, der
von der Stiftung nicht einmal gekündigt werden konnte. Erstmals
kamen damals als Druckmittel die Sicherheiten für die hohen
Sanierungskosten ins Spiel. Die Nachfahren Wieland Wagners zogen
vor Gericht (vor ein bayerisches Gericht) und verloren prompt. -
Jetzt soll die Mietzeit um weitere 20 Jahre verlängert werden.
Wer glaubte, dass sich nach Ablauf des um fünf Jahre
verlängerten Vertrages doch nun endlich etwas in Richtung eines
neuen Festspielleiters tun würde, erlebte das Gleiche wie fünf
Jahre zuvor, der Vertrag wurde nochmals verlängert bis 2025.
Die obersten Repräsentanten der Stiftung tauchten in allen drei
Fällen ab.
Endlich war es dann in diesem Jahre so weit, die Festspiele
lagen finanziell am Boden, die Vorstellungen wurden noch
heftiger angefeindet (obwohl sich immer noch eifrige Bravo-Rufer
fanden) die GdF teilte mit, dass der Spendenfluss nachlasse und
dass sie nicht mehr so viel zahlen könnten wie bisher. Alle
diese Zahlen und Fakten waren den obersten Entscheidern bekannt,
jetzt müsse Katharina endlich das Feld räumen!
Sie alle kennen die Entscheidung: Katharina Wagner ist nicht
mehr Geschäftsführerin der Festspiele GmbH, sie bleibt aber
Festspielleiterin mit einem festen Budget. Sie kann also
weiterhin ihre jungen Schauspielregisseure mit Regiearbeiten an
Wagners Werken im Festspielhaus beauftragen. Auch hier meldet
sich niemand mit massiven Protesten zu Wort. Die Satzung der
Richard Wagner Stiftung wird „überarbeitet“ - sie wird
„ausgehöhlt“, nur das Recht, einen geeigneten Kandidaten aus der
Familie für die Besetzung des Festspielleiters vorschlagen zu
dürfen, bleibt erhalten. Entscheiden soll dann der
Verwaltungsrat der Festspiele GmbH und das sind alles Personen,
die mit der Kunst, die Bayreuth so groß gemacht hat, nichts zu
tun haben.
Seriöse, fachkundige Anfragen oder Vorschläge aus der
Bevölkerung werden nicht beantwortet. Über dem Ganzen liegt
weiterhin ein Schleier des Geheimen!
Das Land Bayern und die Bundesrepublik Deutschland – beide haben
ja immer wieder betont, dass die Festspiele ein kulturelles
Aushängeschild seien und dass sie weiter unterstützt würden -
haben sich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit diese
Kultureinrichtung angeeignet und die Familie Wagner entmachtet.
Stattdessen hätten Sie in Jahrzehnte langer Erfahrung
(beobachtend aber trotzdem wohlwollend) weiterhin ihre
Unterstützung leisten können. Vorschläge und Modelle, wie man
die sich ändernden Verhältnisse in sauberer Verwaltung fair
hätte regeln können, hat es genügend gegeben.
Malente, 08.08.2024 - Heribert A. Bludau
Zitatende
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Presseschau
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Theaterfinanzierung:
„Viele Theater stehen unter einem erheblichen Kostendruck“
16. Juli 2024, 14:23 Uhr
Die Bühnen befürchten massive Einschnitte. Claudia Schmitz,
Geschäftsführerin des Bühnenvereins, über Tariferhöhungen,
Kulturetats und drohende Streiks.
Interview von Peter Laudenbach
Auf die Theater könnten anstrengende Zeiten
zukommen, nicht nur, weil zwei der drei Bühnengewerkschaften den
Tarifvertrag zum Jahresende gekündigt haben und für kommendes
Jahr mit Arbeitskampfmaßnahmen drohen.
Auch Inflation und Tariferhöhungen schlagen auf ihre
Betriebskosten durch, die Städte und Bundesländer müssen im
Kulturetat sparen. Dafür, das klug zu managen, ist unter anderem
der Deutsche Bühnenverein zuständig, die Arbeitgeberorganisation
der Bühnen.
Zitatende
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/theater-buehnenverein-gewerkschaften-lux.Pcj3MoDKXs26WGaKhg3FK
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Oberammergau:
„Ich will,
dass die Figur Jesus auch 2030 noch was zu sagen hat“
12. Juli 2024, 12:02 Uhr
Abdullah Karaca war bereits mit elf Jahren bei den
Passionsspielen dabei.
Abdullah Karaca fordert seinen Mentor Christian Stückl heraus
und bewirbt sich um die Leitung der traditionsreichen
Passionsspiele. Dabei geht es dem Regisseur nicht um den
Konkurrenzkampf, sondern um Gemeinsamkeiten.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/passionsspiele-oberammergau-christian-stueckl-abdullah-karaca-lux.2QkwXkwEzzWD6QVunPc8DM
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Interview mit Christian Stückl:
„Da hängt mein ganzes Leben dran“
4. Juli 2024, 15:39 Uhr - Interview von
Yvonne Poppek
Viermal hat Christian Stückl die Passionsspiele in Oberammergau
geleitet, zuletzt 2022. Für 2030 hat die Gemeinde nun
überraschend einen Aufruf an Interessenten gestartet, sich zu
bewerben.
Ein Gespräch mit dem 62-Jährigen über Gegenwind, Vorsprung und
darüber, warum er noch einmal Spielleiter sein will.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/bayern/oberammergau-passionsspiele-2030-streit-christian-stueckl-interview-lux.9pfYbnATwxSUBKWNraumSG
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Sommertheater:
Wird jetzt alles gut in Oberammergau?
Von
Hannes Hintermeier
- 07.08.2024, 17:06
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Überraschende Wende
im
Intendanten-Wettbewerb
Foto: FAZ: |
Der
Gemeinderat des Passionsspielortes
Oberammergau
war gerade dabei, die Bewerbungsfrist für die nächste Intendanz zu
verkürzen, als er laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ von
einer Nachricht überrascht wurde, die womöglich weitere Grabenkämpfe
verhindert – ein Bürgerbegehren, das Christian Stückl auch die nächste
Spielleitung sichern sollte, war bereits in Planung.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/sommertheater-wird-jetzt-alles-gut-in-oberammergau-19905254.html
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Augsburger Theater deutlich teurer:
Ein Preisschock zwar, doch keine Überraschung
4. Juli 2024,
15:40 Uhr
-
Von
Susanne
Hermanski,
Augsburg
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Das sind Aussichten:
Das Staatstheater Augsburg ist eine teure Baustelle,
aber 2029 soll das Große Haus den Theaterleuten wieder
übergeben werden, der Neubau des Kleinen Hauses dann im
Jahr darauf.
(Foto: Jan-Pieter Fuhr)
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Mehr als 76 Millionen Euro zusätzlich werden
Stadt und Freistaat für die Sanierung des Staatstheaters
Augsburg aufbringen müssen. Dafür sorgen allein die drastisch
gestiegenen Baupreise der jüngsten Vergangenheit – und die
treffen sämtliche laufenden und geplanten Bauten in Bayern.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/bayern/staatstheater-augsburg-sanierung-kosten-lux.9mpA7MeXJsEHXeW5zxqpCs |
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Arbeitsbedingungen in Theater und Film:
„KI - wird die Arbeit von Schauspielern
wegrationalisieren“
5. August 2024, 14:05 Uhr
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Interview von Peter Laudenbach
"In diesem Beruf ist der Abstand zwischen
prekären Einkommen und Spitzengagen sehr groß": Der Schauspieler
Heinrich Schafmeister setzt sich für gerechte Bezahlung und
bessere Arbeitsbedingungen in der Schauspielbranche ein.
Harte Zeiten: Heinrich Schafmeister von der
Schauspielergewerkschaft BFFS über Gagen, Altersarmut und
wegbrechende Jobs in der Theater-, Film- und Fernsehbranche.
Zitatende
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/heinrich-schafmeister-interview-arbeitsbedingungen-schauspieler-film-und-fernsehen-synchron-lux.XeFcTX2dh3MLcb2peMWrq6 |
Zitat
Salzburger Osterfestspiele:
Die Hardcorefeministin
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Ausbildung am Theater:
„Opernsänger ist kein leichter Job“
21. Juni 2024, 15:17 Uhr -
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„Deutschland, Österreich und die Schweiz, das sind die
Zentren für klassische Musik“, sagt Mina Yu, die junge
Sopranistin aus Seoul, die seit einem Jahr dem
Opernstudio am Gärtnerplatztheater angehört.
(Foto: Robert Haas) |
Vom richtigen Atemholen, Euphorie und
Existenzängsten. Wie fünf junge Menschen auf den fordernden
Alltag im Klassikbetrieb vorbereitet werden.
Ein Probenbesuch beim ersten Jahrgang des neuen Opernstudios am
Gärtnerplatztheater.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/gaertnerplatztheater-opernstudio-muenchen-ausbildung-lux.5DPXk2MD9MPGCR3MuiBQAb |
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Das Phänomen der Oper
Seit beinahe zwei Jahrzehnten reisen beharrliche Fans um
die Welt, um Jonas Kaufmann singen zu hören und zu
sehen.
Wie alles begann - und was den Münchner zum
Klassik-Popstar macht |
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Foto: Stephan Rumpf |
Erklärungen für das Phänomen Kaufmann wie etwa das ungewöhnliche
Timbre seiner Stimme, seine dekorative Persönlichkeit, sein
breites, mitunter ziemlich schmerzfreies Repertoire und
Marketing – das alles greift wohl zu kurz. Der Mann liefert ein
klasse Gesamtpaket. Aber das tun andere auch, wie etwa Benjamin
Bernheim oder Piotr Beczała.
Was ist es also, was ihn zum Klassik-Popstar macht? Und den
Kritiker-Spott ins Leere laufen lässt?
Von
Jutta Czeguhn
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KI und Kunst -
Segen oder Fluch?
16. August 2024, 15:29 Uhr - Von
Christine Dössel
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„Ich glaube daran, dass Kunst durch Gefühle entsteht“,
sagt die Sopranistin Asmik Grigorian, die live singend
gegen ihre KI-Stimme antrat.
In der Mitte Stefan Kaegi von Rimini Protokoll und links
Gerfried Stocker von Ars Electronica.
(Foto: Franz Neumayr)
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Dirigentin Joana Mallwitz:
Endlich eine Frau am Pult, und dann so eine!
Von Albrecht Selge - 04.08.2024,
Foto:
Andreas Pein
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Sie ist die erste Chefdirigentin in der Geschichte der
Klassikstadt Berlin.
Gefeiert, umjubelt, auch kritisiert. Aber aus den
richtigen Gründen?
Begegnung mit Joana Mallwitz, fast ein Jahr nach ihrem
Amtsantritt.
Joana Mallwitz, Chefdirigentin und künstlerische
Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin, im Juni 2024
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Streit am Kasseler Staatstheater:
Generalmusikdirektor legt Amt nieder
Stand: 30.05.2024, 19:37 Uhr - Von:
Bettina Fraschke
Der bisherige Generalmusikdirektor des Kasseler Staatstheaters
ist jetzt nur noch Chefdirigent. Die Neuregelung ist das
Ergebnis eines monatelangen Streits.
Kassel – Das Kasseler Staatstheater wird etwas mehr als eine
Spielzeit lang keinen Generalmusikdirektor haben. Am Mittwoch
gaben das Land Hessen und die Stadt Kassel als Theaterträger
bekannt, dass
Francesco Angelico
„mit sofortiger Wirkung“ als Chefdirigent tätig sein und sich
auf den konzertanten Bereich konzentrieren wird.
[…]
Neuer GMD
Unterdessen ist von der Suche nach einem neuen
Generalmusikdirektor weiterhin nichts zu hören. Nachdem beide
finalen Kandidaten Kerem Hasan und Ainars Rubikis ihre
Bewerbungsrunden abgeschlossen hatten, musste die
Findungskommission ihr Votum abgeben. Zuletzt wird aber das
Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und
Kultur entscheiden. „Erst nach erfolgreichem Vertragsschluss
können Berufung und öffentliche Bekanntgabe erfolgen.
Das Land Hessen als Rechtsträger des Staatstheaters Kassel wird
deshalb bis dahin keine weiteren Zwischenstände bekanntgeben“,
hieß es auf Anfrage unserer Zeitung Mitte Mai.
Zitatende
Quelle:
https://www.hna.de/kassel/angelico-legt-amt-nieder-93101267.html
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Zitat
Lisa Jopt
geschäftsführende Gesellschaftspräsidentin der GDBA über die
Kündigung des NV Bühne, neue Spielregeln und alte Spieße
Die Vorstände von GDBA und BFFS haben beschlossen den NV
Bühne zum 31. Dezember zu kündigen.
Wie kam es dazu?
Lisa Jopt:
Das hat mehrere Gründe. Als erstes ist es grundsätzlich normal
einen Tarifvertrag wie einen Handyvertrag zu kündigen. Andere
Gewerkschaften machen das ständig, so verbessern sie ihre
Verhandlungsposition, weil der Arbeitgeber mit Streiks rechnen
muss.
Außerdem haben wir während der Kampagne ‘Stop NV Flatrate‘
festgestellt, dass wir in der Freiheit unserer Aktionen durch
die Theaterleitungen eingeschränkt werden, sie bestimmen, ob wir
Flyer verteilen dürfen oder vor der Vorstellung ein Statement
verlesen können. Zur ureigendsten Aufgabe einer Gewerkschaft
gehört aber, dass wir öffentlich informieren und mobilisieren.
Und auch streiken?
Lisa Jopt:
Ja, auch streiken. Solange ein Tarifvertrag läuft, gilt die
Friedenspflicht da dürfen wir gar nicht streiken. Es ist nicht
so, dass wir daran interessiert wären, zu streiken. Aber es gibt
eben auch keinen Tarifvertrag dieser Welt, der allein durch die
herzliche Großzügigkeit der Arbeitgeber entstanden wäre.
SAG AFTRA in Amerika hat es beeindruckend vorgemacht.
Lisa Jopt:
Genau. Neulich lief im Bayerischen Rundfunk ausschließlich
Musik, weil gestreikt wurde. Bahnhöfe mit Notfallfahrplan,
stillgelegte Flughäfen - alle versuchen, ihre Ziele durch
Streiks zu erreichen. Warum sollten wir Theaterleute bescheiden
und demütig nur das annehmen, was die Arbeitgeberseite uns
anbietet.
Warum habt ihr den ganzen Manteltarifvertrag gekündigt es ist
doch nicht alles schlecht?
Lisa Jopt:
Nee, es ist nicht alles schlecht. Das liegt daran, dass der NV
Bühne ein komplexes Tarifwerk mit Kündigungsfrist ist. Wenn wir
den NV Bühne wieder in Kraft gesetzt haben, wollen wir
Abschnitte davon mit eigenen Laufzeiten versehen, so dass wir in
Zukunft nicht immer den Ganzen NV Bühne kündigen müssen, wenn
wir wieder etwas verbessern müssen.
Was bedeutet das jetzt für die Beschäftigten?
Lisa Jopt:
Erstmal nichts. Selbst, wenn der NV Bühne ab dem 1.1.2025
ausgelaufen ist, besteht für alle die sogenannte ‘Nachwirkung‘ -
die Regelungen des NV Bühne gelten für sie weiter, bis eine neue
Vereinbarung getroffen worden ist. Das kann ein neuer
Tarifvertrag, Haustarifvertrag oder auch ein individueller
Vertrag sein.
Der Bühnenverein empfiehlt übrigens seinen Theatern, auch nach
der Kündigung NV Bühne-Verträge für alle anzuwenden.
In der Pressemitteilung des Deutschen Bühnenvereins vom 22.
Juli war zu lesen, dass die Gewerkschaften wieder an den
Verhandlungstisch zurückkommen sollen, wurden die Verhandlungen
den abgebrochen?
Lisa Jopt:
Nein, wurden sie nicht! Im Gegenteil! Wir wollten noch vor dem
Sommer weiterverhandeln und zwar für die abhängig beschäftigten
Gäste und auch über das Thema Arbeitszeit. Den Gasttermin hat
der DBV uns abgesagt, ohne nachvollziehbare Gründe. Dabei ging
es nur noch um winzige Kleinigkeiten und wir hätten einen
eigenen Tarifvertrag für Gäste gehabt.
Stattdessen schlägt der DBV vor, dass es für Gäste erst
weitergeht wenn der NV Bühne wieder in Kraft gesetzt wird.
Lisa Jopt:
Ich finde nicht, dass das ein Vorschlag ist, eher Erpressung.
Die Gäste gehören zu unseren schützenswertesten Mitgliedern. Es
hätte niemanden etwas gekostet, diesen Abschluss schnell über
die Bühne zu bringen und dann hätten wir uns dem NV Bühne und
explizit dem Thema Arbeitszeit zugewandt.
Wie fühlt sich das jetzt an? Man liest ja von vielen
Theaterleitungen, dass die Kündigung ein dummer Fehler
sei.
Lisa Jopt:
Ich finde es konsequent und
richtig als ernst zu nehmende Gewerkschaft. Es war doch so:
früher hat die Arbeitgeberseite die Spielregeln diktiert, weil
sie wussten, dass die Gewerkschaftn nichts auf die Beine
stellen. Jetzt haben wir halt mal in die Spielregeln geguckt und
den Spieß umgedreht.
Zitatende
Quelle: GDBA Mitgliedermitteilung - Ausgabe
07-08/2024 – Seite 36
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Zitat
Wann muss ich da sein?
Erreichbarkeitspflicht am Theater
Oft stellt sich die Frage, wann und in welcher Weise man für den
Arbeitgeber erreichbar sein muss. Der NV Bühne geht
grundsätzlich davon aus, dass die Mitglieder möglichst jederzeit
erreichbar sein müssen.
Zu unterscheiden ist jedoch
- die kommunikative Erreichbarkeit
von
- der Erreichbarkeit zur Mitwirkung.
Während erstere nach (durchaus umstrittener) Auffassung mancher
Arbeitgeber so gut wie immer besteht, gibt es Ausnahmen für die
Erreichbarkeit zur Mitwirkung, zum Beispiel
- Ruhezeiten
- wenn freie Tag oder halbe freie Tag gewährt wurden
- Theaterferien
- Arbeitsunfähigkeit
Abgesehen von den oben genannten Ausnahmebeständen muss das
Mitglied bis zu 3 Stunden vor jeder Vorstellung erreichbar sein,
um gegebenenfalls zur Mitwirkung herangezogen werden zu können.
Ab dem Beginn der dritten Stunde vor einer Aufführung muss das
Mitglied also nicht mehr damit rechnen, zu einer Aufführung
herangezogen
zu werden.
Daraus ergibt sich die Verpflichtung, auswärtige Aufenthaltsorte
dem Arbeitgeber rechtzeitig bekannt zu geben.
Auswärtige Aufenthaltsorte sind Orte, die vom Theater so weit
entfernt sind, dass es dem Mitglied nicht mehr möglich ist,
kurzfristig zwecks Mitwirkung ins Theater zu kommen.
Aufenthaltsorte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Theater sind
keine auswärtigen Aufenthaltsorte.
Die Bekanntgabe ist rechtzeitig, wenn die Arbeitgeberin die
Möglichkeit hat, dem Arbeitnehmer vor seiner Abreise
mitzuteilen, dass der gewählte Aufenthaltsort der Erreichbarkeit
für die Mitwirkung entgegensteht.
In diesem Fall kann die Arbeitgeberin anordnen, dass das
Mitglied sich nicht an den auswärtigen Aufenthaltsort begibt.
In der Praxis erfolgt die Mitteilung der Mitglieder und die
Reaktion des Arbeitgebers darauf über den Urlaubschein.
Ob eine Mitteilung ‘rechtzeitig‘ erfolgt ist, hängt somit vom
Einzelfall ab. Entscheidend ist, dass der Arbeitgeber die
Möglichkeit hat, sein Veto einzulegen.
Eine Formvorschrift gibt es für den Vorgang nicht, dennoch
empfiehlt es sich, die Mitteilung und die Genehmigung - genauer
gesagt, das nicht ausgesprochene Verbot, schriftlich zu
dokumentieren. Ohne eine solche ‘Gewährung‘ ist gegebenenfalls
proben- und/oder vorstellungsfrei, weil man beispielsweise nicht
auf dem Plan steht, jedoch bedeute dies nicht automatisch die
Gewährung eines ganzen oder halben freien Tages.
Nur letzteres bedeutet ‘beschäftigungsfrei‘ im Sinne des
Arbeitszeitgesetzes (ArbZG).
Hat man ‘nur’ proben- und/oder vorstellungsfrei, besteht die
Erreichbarkeitspflicht weiterhin.
Der Arbeitgeber darf zudem erfragen, wo sich das Mitglied für
welchen Zeitrahmen aufhalten möchte, um einschätzen zu können,
wie lange eine Rückkehr zum Arbeitsplatz dauern würde.
Daraus ergibt sich, dass die Möglichkeiten der Arbeitgeber, auf
die Mitglieder zuzugreifen, relativ umfassend sind. es gibt nur
noch einige Einschränkungen:
- Es ist nicht erforderlich, dem Arbeitgeber den Grund für die
Abwesenheit zu nennen. Weiterhin besteht auch keine Pflicht sich
persönlich zurückzumelden oder im Nachhinein mitzuteilen, wo man
gewesen sei und was man dort gemacht hat.
Zudem bedeutet ‘möglichst jederzeit‘ nicht jederzeit!
So besteht keine Pflicht zur Erreichbarkeit während der
Nachtruhezeit. Beginnen die Proben üblicherweise um 10:00 Uhr,
bedeutet dies jedenfalls, dass das Mitglied ab 23:00 Uhr nicht
mehr erreichbar sein muss.
Außerdem sind die Mitglieder berechtigt ihre übliche Lebensweise
zu praktizieren, was dazu führen kann, dass vorübergehend keine
Kontaktaufnahme durch den Arbeitgeber möglich ist.
Zu beachten ist weiterhin, dass die kommunikative Erreichbarkeit
ausschließlich der Organisation des Proben- und
Vorstellungsbetriebes dient. Keinesfalls muss das Mitglied für
den Arbeitgeber bei Abwesenheit vom Theater erreichbar sein, um
etwa telefonisch Arbeitsgespräche zu führen oder E-Mails zu
beantworten.
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Quelle: GDBA Mitgliedermitteilung - Ausgabe 07-08/2024 –
Seite 52
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Salzburger Festspiele:
Penner trifft Rampensau
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Foto: Monika Rittershaus
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Die Regisseurin Mariame Clément sorgt mit „Les Contes
d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach bei den Salzburger
Festspielen für Überraschungen, mit denen das Dirigat
von Marc Minkowski nicht ganz Schritt hält.
Gesungen wird dabei überragend.
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Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/les-contes-d-hoffmann-von-offenbach-in-salzburg-19919647.html
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Tübke-Ausstellung
in Meiningen:
In der Wolfsschlucht Rettung suchen
Von
Andreas Platthaus
- 12.08.2024, 11:36
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Abbildung: Meininger Museen
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Werner Tübke legte seine Entwurfszeichnungen für den
Bonner „Freischütz“ fast alle in Bleistift an.
Nur bei den Kostümen aquarellierte er, hier zu sehen auf
einem Blatt von 1992 mit der Figur des Samiel, den der
Künstlerin in ein Dominogewand kleidete.
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In der kleinen thüringischen Stadt Meiningen mit ihrer großen
Theatertradition heißen sogar Gasthäuser nach berühmten
Bühnenschauplätzen.
Am Rande der Altstadt findet sich deshalb die „Wolfsschlucht“,
ein Lokal, das 1903 erbaut wurde, also in der Regierungszeit
Herzog Georgs II., der eine selbst für die Zeit des
Wilhelminismus bemerkenswerte Liebe zum Theatralischen pflegte.
Allerdings galt diese fürstliche Leidenschaft der Bühne selbst,
nicht der Politik –
Georg machte aus seiner Residenzstadt einen Musenhof mit
europaweiter Ausstrahlung und leitete höchstpersönlich das
Meininger Theater.
Der Herzog war jedoch kein Opernfreund, diese Kunstform wurde
aus seinem Theater verbannt, und so könnte man die Eröffnung des
Gasthauses „Wolfsschlucht“ als bürgerlichen Akt der Renitenz
deuten – verdankt sich dessen Bezeichnung doch dem Handlungsort
von Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“.
Webers „Freischütz“ war für ihn das Comeback als öffentlicher
Künstler: Residenzschloss und Theatermuseum Meiningen zeigen die
einzige Bühnenarbeit des Malers Werner Tübke.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/werner-tuebke-ausstellung-in-meiningen-seine-einzige-buehnenarbeit-19888565.html |
Kultur in Thüringen:
Ohne
Theater kein Meiningen
Von
Andrea Diener
- 29.08.2024, 14:46
Klöße, bunte Fassaden, Theater – aber kein Wein: Meiningen sieht man die
Vergangenheit als Residenzstadt an. - Picture Alliance
In
Meiningen spielt das Theater seit jeher die Hauptrolle. Was bleibt davon
übrig, sollten nach der Landtagswahl Kulturverächter regieren?Drüben
über der Landesgrenze wird
Wein
angebaut, hüben jedoch nicht, und das hat einen Grund, so erzählt man
sich in einer Sage, deren Verse die Meininger Großmütter noch fast
komplett auswendig kannten.
In Reimform niedergeschrieben hat sie Rudolf Baumbach, Sohn der Stadt
und One-Hit-Wonder der deutschen Lyrik, der heute nur noch für den
Liedtext von „Hoch auf dem gelben Wagen“ bekannt ist und für nichts
sonst.
Dabei hat er die Sache mit dem Meininger Wein so gut erklärt. Es gab ihn
nämlich einst, wie alte Flurnamen beweisen, und im Herbst streifte
regelmäßig die zuständige Ackergöttin Frau Holle durchs Land, um die
Felder zu segnen. Als sie sich in einem Gasthof einfand und einen Wein
bestellte, da passierte es:
„Doch wie der Strom zu Thale lief, /
Zog sich ihr Mund bedenklich schief. /
Ihr war’s, als ob die Kehle kratze /
der Hassfurt allerwildste Katze.“
Frau Holle ließ vor Enttäuschung in einer Nacht alle Meininger Reben
erfrieren, und das war es dann.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/reise/landtagswahl-in-thueringen-2024-was-passiert-mit-der-theaterstadt-meiningen-19945494.html
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Festival Bayreuth Baroque : - Von Werner M. Grimmel
Durch die Tochter spricht die Göttin
- 07.09.2024, 11:49 – Foto:
Clemens Manser
Das Festival Bayreuth Baroque huldigt mit Nicola Porporas Oper „Ifigenia
in Aulide“ dem schärfsten Konkurrenten Georg Friedrich Händels.
Zu bestaunen ist eine sensationelle Artistik des Singens.
Mit der ersten Wiederaufführung von Nicola Porporas Oper „Ifigenia
in Aulide“ zur Eröffnung der fünften Saison des jungen Festivals
Bayreuth
Baroque
bleibt dessen Gründer und künstlerischer Leiter Max Emanuel
Cenčić seiner Vision treu, unbekannte Werke der Opera seria im
historischen Gebäude des Markgräflichen Opernhauses zu
präsentieren.
Das dreiaktige Melodramma wurde 1735 an der Londoner Opera of
the Nobility aus der Taufe gehoben. Porpora machte damals der
Academy of Music, an der im selben Jahr Georg Friedrich Händels
„Alcina” auf die Bühne kam, erfolgreich Konkurrenz.
Nicht zuletzt durch die Verpflichtung der Kastratenstars
Farinelli und Senesino gelang es dem aus Neapel stammenden
Komponisten und europaweit berühmten Gesangslehrer, den ein Jahr
älteren Kollegen auszustechen.
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Vor achtzig Jahren
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Wie ich von Speer vernehme, wird der Führer sich im Großen und
Ganzen mit der Einziehung der Dreihunderttausend im August
einverstanden erklären, aber wünschen, dass Speer und ich nun
einen Modus des weiteren Vorgehens festlegen.
Für September sind uns von der Luftwaffe Hunderttausend Mann
zugesagt worden und zwar von Göring persönlich. Göring vertritt
jetzt in Fragen des totalen Krieges einen sehr radikalen
Standpunkt und er kämmt aus der Luftwaffe aus, was überhaupt nur
auszukämmen ist.
Speer selbst wird im September etwa 50.000 Mann stellen können
und die überschießenden Teile bekommen wir vom Heer. Jedenfalls
bin ich fest entschlossen, auch im September wieder die mir
auferlegte Quote von 400.000 Mann zusammenzubringen.
Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 2092 – Band 5 -
Piper-Verlag - 1991
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Die gesamte Kriegsführung litt unter der mangelnden Verfügbarkeit von
Mensch und Material. So kämpfte Goebbels um jeden Mann, denn er selbst
hatte ja den ‘totalen Krieg‘ verkündet. Auch sein Propagandaministerium
setzte er im Personalbestand von 15.000 auf 3.000 Mann herunter.
Auf drei Fronten musste letztlich gekämpft werden. Und dabei litt auch
die Heimatfront, die mit der Herstellung und zur Verfügungstellung der
Waffen und Munition wie mit der Bereitstellung von Soldaten beschäftigt
war. Speer konnte sich nicht immer mit Kriegsgefangenen behelfen, die in
den Rüstungsbetrieben schufteten und manche Gelegenheit nutzten,
Sabotage zu betreiben.
Viel Gerät und Mannschaften gingen auf dem Weg zu den jeweiligen Fronten
verloren. Rommel konnte in Nordafrika bis zum Ende des Deutschen
Afrikakorps bis zur Landung der westlichen Alliierten im Juli 1943 auf
Sizilien kaum bedient werden, da Gerät und Mannschaften auf dem Weg über
das Mittelmeer den Attacken der Briten von Osten durch den Suezkanal und
von Westen durch die für sie freie Passage über die Straße von Gibraltar
Zugang zur deutschen Schiffsroute von Messina nach Tunis oder Tripolis
hatten.
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Die deutschen Frachter wurden mit dem Eingreifen
deutscher Truppenverbände in Nordafrika ab Januar 1941 für
Nachschubtransporte herangezogen.
Von 52 deutschen Frachtern, die seit Kriegsausbruch in
italienischen Häfen lagen, gingen zwischen Dezember 1940 und Mai
1943 im Mittelmeer 45 Schiffe verloren.
1940 |
2 Frachter |
15.168 BRT |
1941 |
27 Frachter |
98.677 BRT |
1942 |
12 Frachter |
37.573 BRT |
1943 |
4 Frachter |
14.448 BRT |
45 Schiffe mit 165.866 BRT |
Im ersten Vierteljahr 1942 brachten die Erfolge deutscher
U-Boote und konzentrierte Angriffe der deutschen Luftwaffe auf
die britische Mittelmeerflotte den bedrängten
Seetransportstaffeln eine spürbare Erleichterung.
Aber schon während des Vormarsches des Deutschen Afrikakorps auf
Ägypten stieg die Versenkungsziffer wieder an und trug
wesentlich zum Rückschlag vor El-Alamein bei.
Der verloren gegangene Schiffsraum konnte nicht ersetzt werden,
bis schließlich im Mai 1943 die deutsch-italienische Armee mit
über 252.000 Soldaten in Tunesien die Waffen strecken musste.
Zitatende
Quelle:
https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/km/mittelmeer/italien/op-sonnenblume.htm
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Die Rote Armee hatte genügend Gelegenheit, deutsche Eisenbahnfahrten mit
Munition und Panzern nach Osten in den Weiten des russischen Landes
abzufangen und der Westen war nach der Invasion an der Atlantikküste ab
6. Juni 1944 den Angriffen der Briten und Amerikaner aus der Luft und am
Boden ausgesetzt, so dass die Transporte zu den Truppen am Westwall fast
nur nachts mit entsprechend mäßigem Erfolg durchgeführt werden konnten.
Am 19. August 1944 gerieten im Rahmen der Kesselschlacht von Falaise im
Département Calvados in der Normandie 50.000 Mann in Gefangenschaft,
während 40.000 Mann sich noch rechtzeitig absetzen konnten, die aber
schweres Gerät mit Panzern und Sturmgeschützen verloren geben mussten.
Der Durchbruch der westlichen Alliierten durch eine nicht mehr
vorhandene geschlossene deutsche Westfront führte zur Befreiung von
Paris und die Einnahme von Aachen. Damit geriet die erste deutsche Stadt
vollkommen in die Hände von ausländischen Kräften.
Die Russen konnten verlorenes Gebiet zurückerobern und weiter nach
Westen vorstoßen, bald standen sie im Baltikum und nahmen Riga ein. An
der Weichsel entlang drangen sie bis Warschau vor, im Süden erreichten
sie die rumänische Grenze, zogen ins Land ein und erreichten durch ihre
militärische Übermacht und die Erfolge im Kampf um das Land das
Ausscheiden Rumäniens aus der Gruppe um die Deutsche Wehrmacht. Am 24.
August 1944 erklärte Rumänien dem Deutschen Reich den Krieg.
Schon ein Jahr vorher – am 13. Oktober 1943 – hatte Italien Deutschland
den Krieg erklärt, bildete mit Briten und Amerikanern die Südfront.
Im Norden hatte sich Finnland am 19. September 1944 aus der Gruppe
zurückgezogen und mit England und Russland ein Waffenstillstandsabkommen
unterzeichnet.
Damit war Deutschland im Südosten, im Süden, im Westen und im Norden von
Feinden umgeben.
Die immer wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung gelenkten Wunderwaffen
V1 und V2 kamen als sogenannte Vergeltungswaffen erst im Juni 1944 zum
Einsatz und hatten nicht den Erfolg der Zerstörung von Bauten des
Feindes als man sich seitens der Nazis vorgestellt hatte.
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Produktion der V2
Wernher von Brauns Besuch im KZ Buchenwald
Wernher von Braun, der Leiter des Apollo-Mond-Projekts der NASA,
organisierte im nationalsozialistischen Deutschland die
Entwicklung der V2-Raketenwaffe. Dabei war er auch für den
Einsatz von KZ-Häftlingen verantwortlich.
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Schon
im Sommer 1942 hatte man die Forschung für eine Bombe mit erheblicher
Sprengkraft aufgegeben.
Der Physiker Werner Heisenberg und seine Kollegen kamen schon früh zu
dem Schluss, dass die aufwändige Anreicherung des Spaltstoffes Uran 235
mit den allgemein zur Verfügung stehenden Ressourcen während der
voraussichtlichen Restdauer des Krieges nicht zu machen war, und
informierten dahingehend am 4. Juni 1942 Rüstungsminister
Albert Speer.
Auf dessen entscheidende Frage, wie lange sie für eine Bombe bräuchten,
gab die Gruppe Wissenschaftler drei bis fünf Jahre an – womit das
Projekt seine Priorität verlor.
Die deutsche Luftwaffe war aufgrund falscher Gerätepolitik und
schlechter Führung keine Hilfe bei der Lenkung eines Abwehrkampfes – von
Angriffen zur Eroberung von Gelände war schon lange keine Rede mehr.
Unter den Umständen sah Hitler endlich ein, dass personelle
Veränderungen notwendig waren.
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Der Führer geht nun doch mit dem Gedanken um,
einen neuen Oberbefehlshaber für die Luftwaffe einzusetzen. Er
soll zwar Göring untergeordnet werden, immerhin aber soll Göring
auch hier eine Art von Dekorationsfigur spielen.
Es ist entsetzlich welche Winkelzüge man machen muss, um Görings
Prestige nicht zu lädieren, andererseits aber auch für den Krieg
das dringend Notwendige zu tun.
Man möchte manchmal glauben, dass Göring der Kronprinz wäre, von
dem jedermann weiß, dass er nichts taugt, den man aber aus
Rücksicht nicht absägen kann. Der Führer hat Göring in guten
Zeiten zu groß werden lassen, jetzt in schlechten Zeiten hängt
er ihm wie ein schweres Bleigewicht am Bein.
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Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 2009 – Band 5 -
Piper-Verlag - 1991 |
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Foto: Wikipedia |
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Hermann Göring
war seit frühester Zeit der ‘Bewegung‘
ein enger Gefolgsmann Adolf Hitlers. An
dessen versuchten und gescheiterten
Putsch am 9. November 1923 war er als
von Hitler ernanntem Kommandeur der
Sturmabteilung (SA) in vorderster Linie
beteiligt.
Er konnte fliehen und über Österreich
nach Nordeuropa entkommen.
Schon nach dem Ende des Ersten
Weltkriegs, an dem er als
hochdekorierter Militärpilot teilnahm,
war er in Schweden als Flugzeugführer im
zivilen Luftverkehr tätig.
Dort heiratete er die Schwedin Carin
Freifrau von Kantzow, geb. Freiin Fock. |
Die im August 1925 erlassene, nach dem neuen
Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannte
Amnestie für politische Straftäter erlaubte
Göring die Rückkehr nach Deutschland.
Er nahm am 3. und 4. Juli 1926 am
NSDAP-Parteitag in Weimar teil und konnte sich
ab 1927 endgültig in Deutschland erfolgreich als
Vertreter von Zulieferfirmen der
Luftfahrtindustrie etablieren.
Mit seiner Frau Carin wohnte Göring in
Berlin-Schöneberg und wurde nach den Wahlen vom
20. Mai 1928 zum Mitglied des Reichstags. Bei
seinen Besuchen in Berlin war Hitler ein
häufiger Gast bei den Görings.
Ab Juni 1929 gehörte Göring dem Aufsichtsrat der
Deutsche Luft Hansa AG an. Nach der
Reichstagswahl vom 14. September 1930, die der
NSDAP beträchtliche Stimmengewinne einbrachte,
ernannte ihn Hitler, der weiter in München
blieb, formell zu seinem „politischen
Beauftragten in der Reichshauptstadt“.
Göring versuchte, die nationalsozialistische
Bewegung in der besseren Gesellschaft hoffähig
zu machen. So veranstaltete er 1931 in seiner
Wohnung Treffen zwischen Fritz Thyssen, Hjalmar
Schacht und Adolf Hitler.
1933 begann Göring sich nach der Machtübernahme
der Nazis ein Wohnrefugium zu schaffen.
Es lag in der Schorfheide, nördlich von Berlin.
Die 1931 während einer Reise nach Schweden
verstorbene und zunächst in Schweden beigesetzte
Carin Göring, ließ er später nach Carinhall
überführen und dort in einem für sie
geschaffenen Mausoleum beerdigen.
1932 hatte Göring bei einem Empfang auf
dem in der Nähe von Weimar gelegenen
Schloss Kochberg die Schauspielerin Emmy
Sonnemann kennengelernt, die dort nach
1910 nach Engagements in Hamburg,
München, Wien, Stuttgart nun in Weimar
neben den Rollen der Klassiker:
Goethe:
Margarete, Clärchen, Natürliche Tochter
Lessing: Minna, Emilia
Schiller: Thekla, Berta,
Karlos-Elisabeth, Stuart-Elisabeth
Shakespeare: Portia, Olivia,
Desdemona, Cordelia
Hebbel: Bernauerin
auch die der Moderne von Wedekind, Bahr,
Wilde
spielte.
Foto: Wikipedia |
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Die Ernennung zum Preußischen
Ministerpräsidenten am 11. April
1933 brachte Göring die
Herrschaft über die
preus-sischen Staatstheater – so
über die Lindenoper unter der
Leitung von Heinz Tietjen und
dem Preußischen
Staats-schauspiel – geleitet von
Gustaf Gründgens an sich.
Alle anderen Theater und Kinos
unterstanden Dr. Goebbels als
Propaganda-minister, was
zeitlebens zu Schwierigkeiten
zwischen den beiden führte.
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1935 heiratete Emmy Sonnemann als
Preussische Staatsschau-spielerinden
Hermann Göring mit dem sie 1938 die
Tochter Hedda bekam. |
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Goebbels gab Frau Emmy die Schuld am Verhalten des Reichsjägermeisters,
der sich mehr um das für ihn zum Abschuss bereitgestellte Wild in den
Wäldern der Schorfheide kümmerte als um die Führung der Luftwaffe.
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Göring besaß eine kriminelle Mentalität, die -
verbunden mit unverhältnismäßig großer Macht und moralischer
Feigheit - viel Unheil hervorgebracht hat.
Auf der einen Seite war er ein Mann mit Respekt einflößender
Energie, Ausdauer und Organisationstalent.
Er hatte im Ersten Weltkrieg als Jagdflieger und letzter
Kommandant der bekannten Jagdstaffel ‘von Richthofen‘ viel
persönlichen Mut bewiesen. Andererseits war er ein
drogenabhängiger lethargischer Mann, der sich häufig an
Fressgelagen und Jagdpartien ergötzte und das ganze besetzte
Europa auf der Suche nach Kunstwerken abklapperte, die er sich
dann in unglaublichen Mengen anzueignen wusste.
Er war es auch, der 1935 die berüchtigten Nürnberger
Rassegesetze aus fertigte, durch welche die Juden in Deutschland
mehr oder weniger für vogelfrei erklärt wurden.
Göring war als einer der fünf höchsten Führer auf der
berüchtigten Hossbach-Konferenz 1937 anwesend, auf der Hitler
seine Kriegspläne bekanntmachte.
Zitatende
Quelle:
Dr. H. van Capelle – Dr. A.P. van de Bovenkamp – Der Berghof
– Neuer Kaiser Verlag – 2018 – Seiten 55 |
Görings Gehabe, z.B. in prächtigen Uniformen aufzutreten und den
Marschallstab zu schwingen, brachte der Reichspropagandaminister in
Verbindung zur Theaterlaufbahn seiner Frau Emmy Göring.
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Frau Staatsschauspielerin
Emmy Göring geb. Sonnemann mit dem Reichsjägermeister
Hermann Göring
beim Einkaufsbummel in
Berchtesgaden
Foto: Library of Congress
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Frau Staatsschauspielerin
Emmy Göring geb. Sonnemann mit Tochter Edda
und dem
‘Größten Feldherrn aller Zeiten‘ (GröfaZ) Adolf Hitler
beim
Spaziergang in Berchtesgaden
Foto: National Archives
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Quelle:
Dr. H. van Capelle – Dr. A.P. van de Bovenkamp – Der Berghof
– Neuer Kaiser Verlag – 2018 – Seiten 57 /59
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Über das Versagen Görings und zwar sowohl menschlich als auch
sachlich ist der Führer außerordentlich traurig. Er kann es
nicht verstehen, das Göring bei der jetzigen Härte des Krieges
immer noch seinen alten luxuriösen Lebensstil pflegt, dass er
sich im pompöse Uniformen kleidet. So berichtet mir der Führer
beispielsweise, dass er bei einem Besuch einer
Fallschirm-Division plötzlich vor ihm in Fallschirmjäger-Uniform
erschienen sei, was geradezu grotesk gewirkt und bei den
umstehenden Generälen des Heeres nur Lächeln erregt habe. Der
Führer ist mit Recht diesen Dingen gegenüber, die man in
Friedenszeiten als kurios ansehen könnte, außerordentlich
empfindlich geworden.
Der Führer hat Göring auch dringend angeraten, nicht so viel bei
seiner Familie in Carinhall zu leben. Der Oberbefehlshaber eines
Wehrmachts- teils gehört nicht zu seiner Familie, sondern zu
seinen Soldaten.
Der ganze Lebensstil, den Göring augenblicklich pflegt, ist dem
Führer widerwärtig und ekelhaft geworden. Er ist natürlich nur
eine Folge der übertriebenen Genusssucht des Reichsmarschalls,
die er zu überwinden einfach nicht die Kraft besitzt.
Der Führer betont ganz richtig, dass Göring durchaus keine so
eiserne Persönlichkeit ist, wie er früher immer geschildert
wurde, er ist au fond ein weichlicher und anfälliger Mensch, der
zwar mit einem großen Elan eine bestimmte Aufgabe anfassen kann,
sie aber nicht durchhält, wenn die Zähigkeit und verbissenes Tun
es erfordert.
Der luxuriöse, um nicht zu sagen sybaritische Lebensstil
Görings, hat sich in der Luftfahrt von oben nach unten
fortgepflanzt. Darauf ist in der Hauptsache die Korruption und
die moralische Anfälligkeit der Luftwaffe zurückzuführen.
Die Waffe kann zu großen Teilen als verdorben angesehen werden.
Göring hat keinen einzigen alten Nationalsozialisten als
Mitarbeiter, sondern hat sich in der Hauptsache von seinen alten
Weltkriegskameraden Lörzer und wie sie alle heißen umgeben.
Diese alten Weltkriegs-Kameraden haben natürlich mit dem
Nationalsozialismus nur sehr wenig zu tun, aber was noch
schlimmer ist, sie sind auch ihren Aufgaben sachlich nicht
gewachsen.
Der Führer ist es nun leid, Göring ewig Vorhaltungen zu machen.
Er pflegt jetzt mit der Luftwaffe und mit Göring nur auf dem
Befehlsweg zu verkehren. Er gibt Göring klare Anordnungen und
ersucht um Vollzugsmeldungen.
Der Führer ist der Meinung, dass man Göring am besten damit
dient, wenn man ihm klar sagt, wie es im Augenblick um ihn und
um seine Sache steht. Er lässt - und das ist das Erfreuliche
beim Führer - kein Zweifel darüber, dass er an Göring mit einer
richtigen Nibelungentreue hängt, dass er nicht daran denkt, ihn
irgendwann einmal fallen zu lassen. Dass man aber die Unarten
und die üblen Passionen Görings bekämpfen muss, wo das überhaupt
nur möglich ist, vor allem wenn sie anfangen, dem Reich mit dem
deutschen Volk abträglich zu werden.
Ich erzähle dem Führer, dass ich die Absicht habe, auch
meinerseits bei Göring vorzustoßen, um ihm mit Rat und Tat bei
der Wiederherstellung seiner äußeren Reputation zur Seite zu
stehen. Der Führer begrüßt das sehr.
Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 2109
- 2110 – Band 5 - Piper-Verlag - 1991
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Reichspropagandaminister Goebbels litt darunter, seine Überlegungen
des ‘Totalen Krieges‘ nicht in Gänze umsetzen zu können, da immer wieder
von irgendwem neue Hindernisse aufgebaut wurden, von einem, der gerade
im Moment das Ohr des ‘Führers‘ hatte. Hier besonders Martin Bormann als
Leiter der Parteizentrale und Intimus des ‘Führers‘. Der nutzte jede
Gelegenheit, seinen Einfluss geltend zu machen, um Goebbels
auszubremsen. Hatte der Reichspropagandaminister seine Maßnahmen im
Rahmen des von ihm verfochtenen ‘Totalen Krieges‘ an die Öffentlichkeit
gegeben, so wurde er von Bormann als Sekretär des Führers
zurückgepfiffen, er möge derartige Veröffentlichungen von
Gesetzesvorhaben, die noch nicht bestätig seien, unterlassen, denn
Eingriffe in die Verwaltungsabläufe hätten zwangsläufig Konsequenzen für
die Handlungsfähigkeit der Behörden, der Gauleiter und der
rüstungsnotwendigen Betriebe.
Hitler selber meinte, auf alte Kameraden, die schon am 9. November 1923
beim Aufstand an der Feldherrnhalle in München dabei waren, eben auch
auf Hermann Göring, trotz aller Kritik an dessen Amtsführung, Rücksicht
nehmen zu müssen.
Bei von Goebbels verfügten Eingriffen in das Privatleben – wie z.B. ein
Verbot des privaten Bierbrauens - machte Hitler zum Beispiel einen
Rückzieher und Goebbels meinte, der Führer sähe die ganze Sache zu sehr
durch die bayerische Brille - für ihn nicht nachvollziehbar.
So war Hitler selber - auch jetzt mitten im Jahr 1944 - immer noch gegen
eine Totalisierung des Krieges wie sie Goebbels schon in seiner Rede im
Sportpalast am 18. Februar 1943 – nach dem Verlust des Kampfes um
Stalingrad gefordert hatte – so auch im Falle der Schließung aller
Vergnügungsstätten und somit vom Aktionismus seines Propagandaministers
nicht überzeugt.
Hitler erkannte schon im Vorgriff die Problematik der psychologischen
Auswirkungen, die derart radikale Maßnahmen wie das Schließen von
Theatern haben würden.
Immer noch dauerte der Kampf zwischen Goebbels und Göring um die
Staatstheater an. Der Reichspropagandaminister konnte die Varietés
schließen, Einschränkungen bei der Reichspost veranlassen, die
Herstellung und Zulieferung von Front-Zeitschriften regeln – aber bei
den Staatstheatern konnte er nichts ausrichten – hier war Göring
zuständig.
Im Falle der Bayreuther Wagner-Spiele hatte Hitler nach den letzten
Aufführungen im Sommer 1939 angeordnet, dass auch 1940 und den folgenden
Jahren das Oberfränkische Sommertheater stattfinden solle.
Die aufwändige Inszenierung des Holländer konnte 1940 nicht
gezeigt werden, auch der Parsifal blieb im Fundus. Nur die
Meistersinger konnten mit Genehmigung des Führers auf die Bühne
kommen. Hitler selber konferierte mit Furtwängler, der sich dann auch
bereit erklärte, die Vorstellungen musikalisch zu leiten.
Bayreuth-interne Schwierigkeiten ergaben sich durch den Konkurrenzkampf
zwischen dem etablierten Regisseur, Dirigent und Leiter der Berliner
Staatsoper Unter den Linden, Heinz Tietjen, der Leiterin der Festspiele,
Winifred Wagner und dem Sohn und Wagner-Enkel Wieland. Letzterer hatte
schon für die Entfernung des berühmten Bühnenbildners Emil Preetorius
aus der Gruppe der maßgeblichen Mitarbeiter der Bayreuther Wagner-Spiele
gesorgt. Nun konnten dessen Entwürfe nicht mehr gezeigt werden.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges ließ sich Hitler nur einmal noch
im Jahr 1940 in Bayreuth sehen. Danach forderte die Verschärfung des
Rassismus und der Denunziation auch bei den Festspielen immer mehr
Opfer. Eines von ihnen war eben Tietjens Bühnenbildner Emil Preetorius,
der seit 1933 fast alle Ausstattungen geschaffen hatte.
Unter dem Vorwurf, ein „Judenfreund“ zu sein, wurde der von der Gestapo
verhört, nach Hitlers Intervention aber wieder freigelassen. Dennoch
durfte Preetorius in Bayreuth nicht mehr arbeiten, und Tietjen war
gezwungen, für die Aufführung der Meistersinger bei den
sogenannten „Kriegsfestspiele“ 1943 und 1944 erstmals Wieland Wagner als
Bühnenbildner zu verpflichten.
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Zitat
Wieland Wagner 1941 bis 1945
„Wagner wirft Preetorius vor, am Werk des Großvaters
vorbeizuarbeiten. Diesen Vorwurf begründet er aber nicht mit
dem, was er selbst künstlerisch vertritt, sondern bezieht sich
auf Hitler, der die Arbeiten von Pree-torius angeblich kritisch
sieht. Ob das tatsächlich so ist, interessiert Wagner nicht
weiter.“
Es war auch nicht so.
Nach Denunziation und Gestapo-Haft wurde Emil Preetorius
vermutlich nur freigelassen, weil Hitler eben durchaus kein
Verächter seiner Bühnenbilder war.
Der junge Wieland Wagner aber nahm offenbar solche Wendungen in
Kauf, auch wenn sie für Andere lebensgefährlich werden konnten.
Trotzdem durfte er in Bayreuth nicht sofort als Bühnenbildner
anfangen. Dagegen wurden die Türen des Theaters im thüringischen
Altenburg für Wieland Wagner schnell geöffnet – und dank seines
mächtigen Fürsprechers auch nicht wegen eines Weltkrieges gleich
wieder geschlossen.
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Im Gegensatz zu dem hier Ausgeführten stellt Walter Scherz-Parey über
Winifred Wagner im Verhältnis zu Wieland fest, dass … die
Katharinenkirche, die Gasse in Nürnberg, Sachsens Werkstatt und Bogners
Haus im spätmittelalterlichen Glanz - Wieland folgte den Hinweisen
seines Großvaters.
Wielands Bühne bereitete die Stimmung vor, die zu den folgenden Szenen
gehört, in die der Zuschauer nicht erst der Zuhörer hineingeleitet wird.
In dem von Wieland bevorzugten Stil erkannte Winifred, dass ihr Sohn den
Ahnherrn verstanden hatte und seinen Intentionen gefolgt war, nicht nur
als Mutter, auch als Festspielleiterin erfüllte sie Zufriedenheit.
Zufrieden war auch die Rezensentin der ‘Münchner neuesten Nachrichten‘
vom 12. August 1943
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Zitat
Wieland Wagners Neuschöpfung ist als bedeutsame Tat zu
werten. Seine Bilder zu den ‚Meistersingern‘ berichten
von gereifter urpersönlicher Leistung und einem sicheren
Stilwillen.
Gewachsen sind diese Bilder vollkommen aus der Musik des
Werkes, und man versteht diesen guten Zusammenklang umso
besser, wenn man weiß, dass Wieland Wagner … ehe er
seine Arbeit begann sich völlig in den Geist des
großväterlichen Werkes versenkt hat. Wenn ein Enkel
Richard Wagners sich der Inszenierung von Werken seines
Großvaters widmet, so darf man sich fragen, ob er als
Neuerer wirken will oder den Standpunkt der Treue zum
Werke - wie der Bayreuther Ausdruck lautet – vertritt.
Wieland Wagner ist in Bayreuther Tradition aufgewachsen
und obwohl er ein Vertreter der jungen Generation ist,
hält er die Werktreue hoch.
Zitat
„Es ist mein Grundbestreben, auf die Anweisung meines
Großvaters zurückzugehen“
Zitatende
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Die Worte der Kritikerin sprachen Winifred aus dem Herzen. Sie
empfand die Gewissheit, dass ihr Sohn würdig war, das große Erbe
anzutreten.
Neben den Bühnenbildern entwarf Wieland zusammen mit Kurt Palm,
dem Leiter des Kostümwesens, auch die Kostüme. Noch eine Freude
wurde Winifred zuteil: Furtwängler war nach Bayreuth
zurückgekehrt; er und Hermann Abendroth standen bei den
Meistersinger-Aufführung abwechselnd am Pult.
Zitatende
Quelle: Walter Scherz-Parey – Winifred Wagner – Ein Leben für
Bayreuth – Stocker Verlag – 1999 – S. 144/145
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Nur die ehemals von Alfred Roller entworfenen
Bühnendekoration des Parsifal waren frei. Man entschloss sich
aber dieses Werk, das ein vom Krieg gezeichnetes Publikum als Belastung
ansehen würde, nicht zu geben. So blieben nur die Meistersinger.
Hitler hatte vorgegeben, dass diese Kriegsspiele für Soldaten,
Krankenpersonal und Verwundete gegeben werden sollten. Um einen
reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, beauftragte er die
KdF-Organisation mit dem in die Wagnerfamilie eingeheirateten Bodo
Lafferentz als Organisator.
Foto:
NS.-Gemeinschaft ‘KdF‘, Berlin
Die Wagners brauchten sich dadurch um nichts weiter als die Durchführung
der Vorstellungen zu kümmern, alles andere wie Werbung, Kartenverkauf,
Verpflegung, Anmietung von Übernachtungsmöglichkeiten, Aktionen für die
Freizeit – alles lag in der Hand der KdF-Organisation. Und für alles kam
die Arbeitsfront auf, das waren allein für 1944 eine Million Reichsmark.
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Zitat
Außerdem verdiente das Haus Wagner sicheres Geld
für relativ wenig Arbeit. KdF übernahm alle Karten en Block und
ersetzte sämtliche Ausgaben der Festspiele, also Honorare,
Beleuchtung, Kostüme, Reinigung, Abschreibungen usw.
Auf diese Kosten schlug Winifred ihre Gewinnspanne von 5% auf,
was jährlich 30 bis 50.000 Mark ausmachte, etwa so viel wie
Tietjen oder ein Star-Sänger wie Max Lorenz erhielt. Kein
Wunder, dass Winifred Lafrenz bald hinter seinem Rücken ihren
Dukatenscheißer nannte. Nebeneinnahmen wie Garderobe-Geld und
Führungen brachten rund 18.500 Mark ein. Dazu kamen Tantiemen
für Schallplatten und die nun häufigen Rundfunkübertragungen
rund 15.000 Reichsmark sowie Zinsen von rund 24.000 Mark. Eine
wahrhaft komfortable Situation, die sich Richard wie Cosima und
Siegfried Wagner nicht hätten träumen lassen.
Zitatende
Quelle: Brigitte Hamann – Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth
– Seite 410 - 2002 – Piper-Verlag |
Dabei aber konnte das Geld allein nicht alles regeln, denn es fehlte
z.B. an Lebensmitteln für die Versorgung.
Somit stieß dieser Service für die ‘Gäste des Führers‘ in der Stadt und
Umgebung auf Kritik, Unverständnis und Widerstand.
Es ging um die Bayreuther, die bemerkten, dass nur wenige, aber doch die
Familie Wagner, bei den auf der anderen Seite übrigen Schwierigkeiten
durch Rationierungen, mittels außergewöhnlicher Zuwendungen auch noch
profitierten. Seien es nun durch Spirituosen, Lebensmittel und
Tabakwaren – den Bewohnern der Stadt ansonsten vorenthalten.
Dies jedenfalls waren Vorwürfe, die während der Spruchkammerverfahren
der Entnazifizierungsprozesse 1947 vor allem gegen Winifred Wagner
erhoben wurden.
Entkräftigungsversuche ihrerseits: Schließlich sei sie auch während
dieser Zeit zur Repräsentation verpflichtet gewesen. So hatte sie – wie
in früheren Jahren - Künstlerempfänge in Wahnfried veranstaltet, wofür
ihr Lebensmittelsonderzuteilungen zustanden und auch vergeben wurden.
|
|
Zitat
Die Festspielmusiker wurden durch ein
markenfreies Mittagessen versorgt. Nicht nur die Besucher, auch
die Orchestermusiker, die Kostümabteilung und die Mitglieder der
Gestapo, die im Festspielhaus stationiert waren, erhielten
Gutscheine für die Ausgabe von Wein und Branntwein, wofür ihre
Vorstände genaue Mitgliederlisten vorlegen mussten. Es gab auch
Raucherkarten für Zigaretten, die ein begehrtes Tauschmittel
waren. All diese Zuteilungen waren äußerst selten zu erhalten
und sie mussten Neid erregen.
[…]
Die Gäste wurden mit belegten Brötchen und Wermutwein bewirtet.
In der Kriegszeit ein Luxus, den es nur noch für Privilegierte
gab.
Angesichts der allgemeinen Not der Bevölkerung erregten diese
Privilegien Anstoß. Im Auftrag des Gauleiters beobachtete der
SS-Sicherheitsdienst die Stimmung in der Bayreuther Bevölkerung.
Ein Großteil war gegen die Kriegsspiele. Im totalen Krieg sei
ein solcher Massentransport von 30.000 Menschen nicht zu
verantworten. Die Reichsbahn sei mit Kriegsaufgaben und
Flüchtlingen schon überlastet. Die Rüstungsarbeiter seien für
mindestens 5 Tage dem Rüstungsbetrieb entzogen, was kaum zu
verantworten sei.
In anderen Teilen des Reiches würden Hab und Gut und Leben der
Volksgenossen durch Fliegerangriffe vernichtet und in Bayreuth
mache man ein staatliches Vergnügen.
Auch die Bayreuther Zimmervermieter waren unzufrieden, sie
wurden nur gering entlohnt, mussten jetzt fast täglich die
ohnehin rationierte Wäsche wechseln, obwohl es keine Waschmittel
gab.
Größten Unmut aber erregte, dass Festspielgäste und Mitwirkende
bei der Verteilung von Lebensmitteln bessergestellt, ja fast
friedensmäßig betreut - dagegen Frontsoldaten Speisen und
Genussmittel in Gaststätten verweigert wurden, die gleichzeitig
Theaterangehörige samt Frauen am Nebentisch verzehrten.
Ein Ausgebombter sagte, dieses Geschmeiß frisst und säuft sich
hier voll, während wir, die alles verloren haben, keinen Tropfen
Wein zu trinken bekommen.
Zitatende
Quelle: Oswald Georg Bauer – Die Geschichte der
Bayreuther Festspiele – Seite 634/635 – Band 1 – Deutscher
Kunstverlag |
Am 9. August 1944 fand die letzte der insgesamt 12 Vorstellungen der
Meistersinger unter der musikalischen Leitung von Wilhelm
Furtwängler bzw. Herrmann Abendroth im Rahmen von Wagner-Aufführungen in
Bayreuth statt.
Als Sänger traten u.a. auf: Ludwig Suthaus, Franz Völker, Maria Müller
und Paul Schöffler.
Die Mitwirkenden kehrten dann zwangsläufig aus der angenehmen Zeit in
Oberfranken in die Munitionsfabriken oder an die Front zurück, von der
sie nach Bayreuth für Proben und Vorstellungen geholt wurden – wenn sie
nicht als Ausgezeichnete auf der Gottbegnadetenliste standen, die sie
von jeglichem Kriegsdienst – auch an der ‘Heimatfront‘ - freihielten.
Gerade die in den Meistersingern berufene ‘Deutsche Kunst‘ wirkte
stark stimulierend auf die verführten Deutschen. Und im Herbst 1944 –
kurz vor dem Ende des tausendjährigen Reichs - hielt ein Dr. Zimmermann
in Bayreuth einen Vortrag, der eine angebliche Wesensverwandtschaft von
Richard Wagner mit Adolf Hitler herauszustellen versuchte.
Die gesamtpolitische Lage enthielt zu diesem Zeitpunkt einen besonderen
Akzent als der japanische Botschafter Oshima dem Staatssekretär im
Reichspropagandaministerium, Dr. Werner Naumann, Empfehlungen gab, man
solle seitens des Deutschen Reichs dringend und unter allen Umständen
einen Ausgleich mit Stalin suchen. Die Gefahr im Westen sei zu groß, als
dass Deutschland noch weiter dem Ausbluten seiner Truppen im Osten
zuschauen dürfe. Japan habe ein vitales Interesse daran, dass
Deutschland im Westen freie Hand erreiche. Stalin sei ein Realist und es
sei durch-aus die Möglichkeit gegeben, dass er einlenke. Deutschland
müsse aber bereit sein, Zugeständnisse zu machen. Diese Opfer würden
dann aufgehoben durch die Handlungsfreiheit, die man dann wiedergewinnen
könne.
Goebbels gab diese neuen Erkenntnisse als seine Denkschrift umgehend an
Himmler und Bormann weiter, in der Hoffnung, dass beide diese
Informationen bei passender Gelegenheit an den ‘Führer‘ gelangen würden.
Schon 1943 hatte sich Goebbels an Hitler gewandt, er möge Kontakte zu
Stalin aufnehmen.
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Zitat
In den letzten Tagen des Jahres 1943 diktierte
der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Paul
Joseph Goebbels, eine 40-seitige Denkschrift an seinen »heißgeliebten
Führer«. Goebbels schrieb: Die bedrohliche Lage an den Fronten
lasse ihn am Sieg zweifeln; er empfehle deshalb, sogleich mit
Stalin in Friedensverhandlungen einzutreten.
Die jüngsten Biographen des einstigen deutschen
Propagandaministers, der Emigrant Fraenkel und der Brite Manvell,
wissen über das Promemoria zu berichten, Goebbels habe darin
ausführlich begründet, »warum er Verhandlungen mit Churchill
oder Roosevelt für aussichtslos halte und worin er andererseits
eine Chance erblicke, sich mit Stalin zu einigen«.
Dass der Parteidemagoge Goebbels noch im Jahre 1943 größeres
Zutrauen zu Stalin denn zu den Westmächten hegte, verdankt der
Russen-Diktator weniger seinem einnehmenden Wesen als der
Vergangenheit des deutschen Ministers: Joseph Goebbels, am
Rundfunk ein wortgewaltiger Bolschewisten-Hasser, war sein Leben
lang anfällig für marxistisches Gedankengut.
Zitatende
Quelle:
https://www.spiegel.de/politik/augen-wie-sterne-a-1530c005-0002-0001-0000-000043159209 |
Die Mahnungen seitens der Japaner blieben ungehört, die außenpolitische
Denkschrift, die Goebbels 1944 aufgrund der Information der Japaner
verfasst und an den ‘Führer‘ weitergeleitet hatte, legte sich dieser als
Nachtlektüre ans Bett.
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Zitat
Wie Naumann mitteilt, hat der Führer meine
Denkschrift in Gegenwart von Schaub aufmerksam durchgelesen,
ohne sich allerdings über den Inhalt zu äußern oder Schaub etwas
über den Inhalt mitzuteilen. Der Führer hat die Denkschrift in
eine eigene Mappe für die Nachtlektüre mitgenommen. Er wünscht,
dass ich ihm am kommenden Mittwoch einen Besuch abstatten soll.
Bei dieser Gelegenheit wird sich ja auch die Möglichkeit
ergeben, über die in meiner Denkschrift angeschnittenen Probleme
weiter zu sprechen.
Zitatende
Quelle:
Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 2102– Band 5 - Piper-Verlag
- 1991 |
Zu diesem Termin kam es nicht. Der ‘Führer‘ hatte einen
gesundheitlichen Zusammenbruch erlitten, als er jetzt, 1944, erfuhr,
dass man in den Jahren 1938 und 1939 eine erhebliche
Widerstandstätigkeit seitens Canaris, Goerdeler, Dohnanyi und Beck
entdeckt hatte. Dem Sagen nach sollen damals alle Angriffspläne im
Westen verraten worden sein.
Nur mühsam erholte sich Hitler von dem Schock, blieb tagelang im Bett.
Doch Goebbels hoffte weiter.
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Zitat
Aus dem Führerhauptquartier werde ich
benachrichtigt, dass der Führer mich als ersten Besucher nach
seiner Krankheit am Samstag erwartet. Ich nehme an, dass bei
diesem Besuch eine entscheidende Aussprache stattfinden wird,
denn der Führer hat sicherlich die Absicht auf meine letzte
Denkschrift über unsere Außenpolitik zu sprechen zu kommen. Wenn
er das nicht tut, dann werde ich selbst es versuchen. Jedenfalls
soll bei dieser Aussprache das Generalproblem unserer
allgemeinen Kriegsführung zur Debatte gestellt werden.
Zitatende
Quelle: Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 2104– Band 5 -
Piper-Verlag - 1991 |
Hitler aber dachte auch jetzt nicht daran, irgendwelche Zugeständnisse
zu machen und irgendwelches Gelände freiwillig abzugeben. Er wusste,
dass er nur aus einer Position der Stärke heraus Stalin überhaupt
gegenübertreten konnte – eine gewonnene Schlacht stand nicht in
Aussicht, also war es sinnlos, einen Vorstoß in Richtung des Diktators
im Osten zu wagen.
Außerdem spielte er wie immer Vabanque, meinte, sich auf irgendwelche
Art durchsetzen zu können – die Vorsehung werde – wie schon damals am
20. Juli 1944 – beim Attentat auf ihn, ihre Hand über ihn halten.
Seit
dem Beginn der Invasion am 6.6.1944 war aber die Westfront im
permanenten Ansturm der westlichen Alliierten untergegangen und das
Gelände jetzt im Spätsommer 1944 für die Nazis verloren.
Cherbourg konnte schon ab 30. Juni nicht mehr gehalten werden. Brest kam
am 19. September hinzu, Boulogne am 23. September.
Und die neuen Vergeltungs-Waffen boten auch keine Möglichkeiten, eine
Wende herbeizuführen.
Am 8. September 1944 war die erste A4-Rakete aus dem Raum Den Haag gegen
England gestartet worden, hatte zweifelsohne Auswirkungen auf das Leben
auf der britischen Insel, jedoch vermochte diese Waffe nicht, das
Kriegsglück zugunsten des Deutschen Reichs zu wenden. Bis zum Ende der
Kampagne im März 1945 wurden mehr als 1.100 Raketen abgeschossen, nur
die Hälfte derer erreichte das Ziel – die meisten zerbarsten in der
Luft, ehe sie England erreichen konnten.
Göring versagte mit seiner Art der Führung der Luftwaffe, nirgendwo war
aus der Luft ein Eingreifen der Deutschen in Schlachtabläufe zu
erkennen.
Die Bombenangriffe der westlichen Alliierten zu Tag und Nacht legten
aber Deutschland in Schutt und Asche.
Ribbentrop werkelte in seinem Ministerium des Äußeren herum, konnte
nichts bewirken. So kam man auf die Idee, Goebbels solle dieses wichtige
Amt übernehmen, da er jetzt der Einzige sei, der noch politisch zu
denken und zu handeln im Stande sei.
Hitler war zu einem Wechsel nicht bereit, denn er wäre ohne Goebbels
noch eher verloren als er es jetzt schon war.
Volk und Führer brauchten den Propagandaminister als Einpeitscher.
Die Lage an der Ostfront verschlechterte sich von Tag zu Tag, so dass
man überlegen musste, von Rastenburg alles nach Westen zu verlegen.
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Zitat
Schaub berichtete mir, dass er bereits alle Akten gepackt hat
und auf dem Sprung steht.
Allerdings hat der Führer kategorisch verboten von Aufbruch und
Verlassen des Führerhauptquartiers überhaupt zu sprechen. Er ist
der Überzeugung, dass es uns gelingen wird, die Lage im
ostpreußischen Raum in einigen Tagen zu meistern.
Die Operationen wogen hin und her und es ist im Augenblick noch
kein Ergebnis abzusehen.
Zitatende
Quelle:
Joseph Goebbels – Tagebücher – Seite 2104 – Band 5 -
Piper-Verlag - 1991 |
Am 131. Jahrestag des Sieges über Napoleon in der Völkerschlacht bei
Leipzig wurde der Führererlass über die Bildung des Deutschen
Volkssturms vom 25.9.1944 im ganzen Reich plakatiert.
Allein in Berlin meldeten sich 70.000 wehrfähige Männer. In Breslau
kamen 100.000 Mann zusammen, um für den Volkssturm zu demonstrieren,
woraus sich sofort das Problem der Schulung dieser - an Waffen ungeübten
- Männern ergab.
Jetzt waren auch noch Waffen zu schaffen für den Volkssturm, dabei gab
es Schwierigkeiten genug. Wenn auch die Bodentruppen in Einzelfällen
über genügend Munition verfügten, so war bei der Luftwaffe eine absolute
Unterlegenheit zu verzeichnen, die auch in absehbarer Zeit nicht
überwunden werden könne, da durch Versäumnisse Görings dem Feind an
Flugzeugtypen nichts Gleichwertiges entgegengesetzt werden könne.
Der Luftkrieg über dem Reich machte Hitler große Sorgen, die
Zerstörungen seien verehrend. Er behauptete die Vernichtungen hätten
auch etwas Gutes, denn die überalterten Städte aus dem Mittelalter wie
Regensburg könnten dann nach dem Krieg nach neuesten Erkenntnissen
aufgebaut werden und in neuem Glanz erstrahlen.
Wichtig war Hitler, dass zur Ablenkung des Volkes von den Gräueln des
Krieges möglichst viele Filme in die noch arbeitenden Kinos kamen.
Besonders lag ihm - jetzt am Ende des Jahres 1944 - die Fertigstellung
des Filmes ‘Kolberg‘, der 1807 den Widerstand der Bevölkerung der Stadt
gegen Napoleon zum Thema hatte.
In der Regie von Veit Harlan spielten neben anderen:
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Zitat
Gedreht wurde der Film vom 22. Oktober 1943 bis zum August 1944
in der
Ufastadt Babelsberg. Die Außenaufnahmen entstanden in
Kolberg, Königsberg, Berlin und Umgebung.
Der dreizehnte deutsche Farbfilm war zugleich der einzige „durch
und durch propagandistische Spielfilm“ und mit 8,8 Millionen
Reichsmark Produktionskosten der teuerste, den die
nationalsozialistische Filmpolitik hervorbrachte. Es wirkten
tausende Soldaten der
Wehrmacht als Statisten mit sowie mehr als tausend Pferde,
was angesichts der schwierigen Kriegslage einen gewaltigen
Aufwand bedeutete. Auch Zivilisten aus der Umgebung nahmen wie
üblich als Statisten am Dreh teil, darunter unter anderem
Egon Krenz. Um das Drehen von Schneeszenen im Sommer zu
ermöglichen, wurden 100 Eisenbahnwaggons mit Salz zu den
Drehorten in Pommern gebracht. Wie der an diesem Film als
Regieassistent und
Schnittmeister beteiligte
Wolfgang Schleif 1979 in einem Fernsehinterview berichtete,
verfügte der bei Kolberg als Pyrotechniker tätige
Erwin Lange über einen Etat von 400.000 RM.
Goebbels ließ den Film nach Fertigstellung erheblich
kürzen, weil er in Anbetracht der verheerenden Bombenangriffe
auf deutsche Städte die aufwändigen Szenen, in denen Kolberger
Bürger von der übermächtigen Artillerie Napoleons dahingemetzelt
werden, dem deutschen Zuschauer nicht zumuten wollte.
Zitatende
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kolberg_(Film)
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Hinab mit den Weibern zur Hölle!
Das
falsche Zitat, aber passend zur Gesamtsituation.
Drei Töchter buhlen um die Gunst des Vaters, der am Ende seines Lebens
sein Reich als König Lear gerecht verteilen will. Er scheitert an den
ihn umgebenden Frauen.
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Zitat
„Heimtückisch, niederträchtig, unsichtbar – genau wie sie uns
wollen.“
„Leider trage ich das Herz nicht auf der Zunge
und die Liebe nicht auf dem Tablett“, wagt sich Cordelia ihrem
Vater, König Lear, zu sagen. Dieser hatte seine drei Töchter
zuvor aufgefordert, ihm ihre Liebe zu versichern, damit er Land,
Macht und Verantwortung entsprechend unter ihnen aufteilen kann.
Nun will er, empfindlich in seiner Eitelkeit getroffen, nur noch
Regan und Goneril mit seinem Erbe betrauen, die sich in ihren
Liebesbekundungen geradezu überboten hatten. In seiner
Bearbeitung verschärft Thomas Melle den Konflikt um Macht und
Machtentsagung im Streit zwischen den Generationen. Er bleibt
dabei dicht an Shakespeares Original, spitzt jedoch die Frage
zu: Ist Wandel möglich oder ist Macht ein System, dem der Mensch
unabhängig von Alter und Geschlecht verfällt?
Zitatende
Quelle: https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-schauspiel/koenig-lear.1360071 |
Bemerkungen zur szenischen Umsetzung
von
König Lear
von
Thomas Melle nach einer Idee von William Shakespeare
am
Nds. Staatsschauspiel unter der Leitung der Frau Geschäftsführerin Sonja
Anders
Anlässlich der Spielzeiteröffnung 2024/2025 am 7. September 2024 wandte
sich der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur vor der
Vorstellung an das Publikum und sagte sinngemäß und nach bestem Wissen
und Gewissen zitiert:
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Ja, vielen herzlichen Dank, liebe Sonja Anders, guten Abend,
ich freue mich, dass Sie alle da sind und dass Sie auch in der
neuen Spielzeit – wie sich das gehört - unserem Staatstheater
und unserem Schauspiel die Treue halten.
Ich begrüße natürlich ganz besonders herzlich unseren
Bundespräsidenten a.D. Christian Wulf – schön, dass Sie heute
Abend mit da sind. […]
Das ist ja der Auftakt von Sonja Anders letzter
Spielzeit und ich halte es für dringend notwendig, im Hinblick
auf gesellschaftliche Entwicklungen – wie gezeigt bei den Wahlen
vor sechs Tagen - ich halte es für dringend notwendig, dass wir
in der Gesellschaft mehr miteinander erleben, dass wir das
Gemeinschaftsgefühl - egal ob im Theater oder in der Kultur oder
anderswo – wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Das sind
Orte, wo unsere Gesellschaft zusammenkommt, wo wir gemeinsam was
erleben, wo wir Dinge weiterentwickeln können […]
Zitatende
Quelle: Falco Mohrs – Auszüge aus seiner
Begrüßungsrede anlässlich des Beginns der der letzten Spielzeit
von Sonja Anders, Geschäftsführerin Staatsschauspiel Hannover
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Von berühmten großen Werken der Theaterliteratur erwartet
der Zuschauer Erkenntnisse über Menschen und ihr Verhalten.
Der Wunsch nach Liebe, das Streben nach Macht sind die Inhalte von Epen,
Dramen und Opern. Die Form und Sprache der Darstellung wechselt mit den
Grundtendenzen der Zeitalter. Grenzüberschreitungen dokumentieren den
Schritt in eine neue Epoche.
Das kann segensreich - wie bei der durch harte Kämpfe erstrittenen
Befreiung der Frauen aus der Unterdrückung durch Religion und üble
Gewohnheit - sein.
Es kann aber auch durch falsch verstandene Toleranz zu Unordnung,
Gleichgültigkeit und Chaos führen. Wer sich nicht mehr respektvoll
gegenüber seinen Mitmenschen verhält, achtet auch ihre Produkte nicht,
seien es Hauswände, Straßenbahnen oder die Sprache.
Ein wertvolles Theatererlebnis mit einem großen Werk bereichert uns
durch einen Blick in eine vergangene Zeit mit ihren Zwängen und
Gewohnheiten und regt uns an, über unsere Zeit und ihre Gegebenheiten
nachzudenken.
Die gottgewollte Ständeordnung endete mit dem Ersten Weltkrieg. Die
Herrscher ‘Von Gottes Gnaden‘ gibt es nicht mehr, aber es gab sie zur
Zeit Shakespeares, festgefügt im Gesetz und in den Köpfen.
Was soll das, aus König Lear einen alten Trottel im schmuddeligen
Nachthemd zu machen? Das krampfhafte Verheutigen eines Lebens, das es
schon lange nicht mehr gibt, ist unsinnig. Ein Werk - in zeitgerechter
Inszenierung - bietet uns doch einen Blick in Vergangenheiten mit ihren
starren Standesregeln und zeigt auf, wie gut wir es heute mit der
freiheitlichen Demokratie haben, wenn wir damit umzugehen wissen und
welchem Elend - vornehmlich Frauen – z. B. zur Zeit des Lear und
zur Zeit des Shakespeare ausgesetzt waren.
Daher ist es dringend angesagt, diese damaligen Lebensumstände den
Heutigen vorzuführen und nicht einen König Lear ins Heute zu
zerren. Das gilt auch für die Inszenierungen vom Karlos oder
Krug durch Frau Anders während ihrer Dienstzeit als
Geschäftsführerin Schauspiel Hannover.
Die Bühne zeigt ein sich gelegentlich langsam um sich drehendes
weißes Gestänge, das durch Leitern zu erklimmen und auf schmalen
Laufstegen zu begehen ist.
Darauf und drum herum findet nun das Stück von Thomas Melle in der Regie
von Stephan Kimmich statt.
Inzwischen sind in meinem Leben ein paar Tage vergangen, während derer
ich das Werk des Herrn Shakespeare in der Übersetzung von Ludwig Tieck
gelesen habe. Ich gebe zu, sich durch dieses Gebirge von Worten zu
kämpfen, ist zwar mühevoll, aber lohnend. Wenn ich schon etliche Stunden
zum Lesen brauchte, wie haben dann die Zeitgenossen das Werk
aufgenommen?
Sind die zwischendurch mal rausgegangen, haben die in einem Stand einem
Pancake gekauft und sind sie im Gebüsch verschwunden, um sich zu
erleichtert und dann wieder reingegangen, denn das Morden war ja noch
nicht zu Ende.
Aus deutschen Theatern kann man natürlich nicht einfach mal
zwischendurch rausgehen und so prasselte das fast permanente Gebrüll der
Darsteller und das Gesäusel der in feinen modernen Zwirn gekleideten
Gräflein in meine schutzlosen Ohren.
Der Fluchtreflex wurde immer stärker aktiviert und als der Vorhang fiel:
nichts sie weg von hier.
Ach, ihr armen Kollegen, habt ihr euch das während der Studiums so
vorgestellt. Ihr tut mir herzlich leid. Aber dieses Schauspielhaus – und
das ist ein wirklich schönes Theatergebäude - sieht mich unter dieser
Leitung nicht wieder.
Leserbrief
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Zitat
Sehr geehrte Frau Gilles,
vielen Dank für die Zusendung Ihres
Rundschreibens; Sie sprechen mir immer aus der Seele. Leider
muss ich immer wieder feststellen, dass unsere Meinung noch
nicht in die Intendanzen der Häuser dringt.
Letztlich kommt man sich ein bisschen wie Don Quichotte im Kampf
gegen Windmühlen vor. Den Intendanten und den Regisseuren ist
das Publikum oft völlig egal; die machen einfach ihr Ding.
Man hört ja dann immer wieder den Spruch "Kinder macht Neues";
da bin ich auch dafür; statt das Werk anderer für eigene
Projektionen zu verwenden (Herheim mit dem erfundenen Sohn der
Sieglinde, den sie dann auch noch umbringt!!; oder der neue
Tannhäuser in Frankfurt), sollten die Herrschaften doch bitte
selbst Werke schreiben und zur Aufführung bringen. Der
Publikumserfolg wäre mit Sicherheit beeindruckend.
Ich denke, dass der Boykott von Aufführungen die einzige
wirkliche Möglichkeit ist, den allergrößten Unsinn zu beenden.
Dass die Politik nach den ganzen künstlerischen Querelen in
Bayreuth, in einer hauptsächlich mit öffentlichen Mitteln
finanzierten Institution, weiter an einer erblichen Nachfolge
festhält, ist für mich 19. Jahrhundert.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft im Kampf gegen
Kulturunsinn und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
SL aus L
Zitatende |
Schlussbemerkung
Dass
die Hannoveraner Oper lieben, beweisen die 35.000 Besucher des Open-Air
im Maschpark.
Natürlich tragen die bezaubernde Umgebung und ein fröhliches Picknick
dazu bei, aber niemand würde hingehen, wenn der Geschmack nicht
getroffen würde.
Im Opernhaus Hannover haben leider die letzten drei Intendanzen –
Puhlmann, Klügl, Berman – mit sinnlosen, hässlichen, die Werke
verfälschenden Inszenierungen dafür gesorgt, dass die Sänger in fast
allen Fällen vor leerem Haus auftreten müssen, weil sich das Publikum
dem Treiben auf der Bühne verweigert und die Vorstellungen nicht mehr
besucht.
Quelle: Nds. Staatstheater Hannover GmbH ‘Spielzeit‘ – Heft 9 - 30.
August 2019
Theater für ‘alle‘?
Diese
‘alle‘
blieben weg. Der dritte Rang in der Oper an den meisten der wenigen
Spieltage geschlossen- der Balkon im Schauspiel meist zu.
War es ein Wunder?
Nein, denn die Besucher erkannten nicht wieder, was ihnen da auf der
Bühne geboten wurde. Zum Beispiel:
Jüdin
Das Problem ‘Auge um Auge, Zahn um Zahn‘ – nicht erkennbar.
Otello
Der Held ein Wicht, die Lyrische ein Trampel.
Tosca
Weihnachten in US-Hinterhof. Marengo zwar gezeigt, aber ohne Bezug.
Cosi
Nackerte mit Teddybär im Swingerclub.
Onegin
Remmi-Demmi auf russischem Gutshof.
Figaro
Statistenschlacht auch am Bett der Gräfin.
Parsifal
Bühne planlos angefüllt mit Abfall, Personenführung losgelöst vom Stück
Zar Saltan,
Vampyr,
Mefistofele, Carmen, Barbier, Zirkusprinzessin, Verdi-Requiem
-…..
indiskutabel!
Giovanni
– einzig vorzeigbar!
Und im Schauspiel?
Daneben gegangen:
der
Karlos,
der
Krug,
der
Lear
– anderes nicht besucht und somit nicht besprochen.
Letzte Meldungen
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Staatstheater Kassel:
Dirigent mit Minijob?
- von Lotte Thaler
09.09.2024, 17:33
Foto: Janis Porietis
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Ainārs Rubiķis,
der neue Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel,
düpiert sein Orchester.
Er wird zugleich Chefdirigent in Innsbruck. Der Kasseler
Orchestervorstand wusste davon nichts, Hessens
Kulturminister schon.
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Du sollst kein anderes Orchester neben mir haben: Dies war bis
vor Kurzem das erste Gebot für den Generalmusikdirektor am
Staatstheater Kassel. Bis auf zwei Ausnahmen in den letzten
sechzig Jahren wurde es auch eingehalten.
Gastdirigate an anderen Häusern waren natürlich möglich, nur
eine weitere Chefposition außerhalb von Kassel wurde ungern
gesehen.
Bei einem Orchester, das als das älteste gilt und seine Geburt
ins Jahr 1502 zurückverfolgen kann, ist der Anspruch auf
Exklusivität nur allzu gerechtfertigt. Doch damit dürfte jetzt
Schluss sein.
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Die Spielzeit 2024/25 am Münchner Volkstheater:
Spannende Pläne bei angespannter Finanzlage
13. September 2024, 15:54 Uhr -
von
Yvonne Poppek
Christian Stückl zeigte sich kämpferisch bei der
Spielplan-Präsentation. Dem Volkstheater drohen Kürzungen in
Höhe von 2,9 Millionen Euro. (Foto: Gabriela Neeb)
Volkstheater-Intendant Christian Stückl warnt
eindringlich vor den hohen Einsparungen, die der Kultur
bevorstehen – und stellt einen Spielplan mit 13 Premieren vor,
die die Rolle des Theaters für Demokratie und Gesellschaft
untermauert.
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Theater-Skandal in Wien:
Vorwürfe gegen Josefstadt-Theaterintendant Föttinger
13.09.2024, 16:36
Foto: Picture Alliance
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Gewalt und Angst:
Der langjährige Intendant des Theaters in der
Josefstadt, Herbert Föttinger, sieht sich nach
Recherchen österreichischer Medien schweren Vorwürfen
ausgesetzt.
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Deutsches Lied auf CD
Jeder Vers eine eigene Welt
Von Robin Passon – 08.09.2024, 19:23
Der Bariton Konstantin Krimmel statuiert einmal mehr ein
Exempel seines überragenden Könnens: Er schafft
Bedeutungsschwere durch Leichtigkeit.
Guido
Werner
Schubert, Loewe, Mahler: Andrè Schuen, Julian Prégardien,
Konstantin Krimmel und Samuel Hasselhorn zeigen mit
neuen Alben, wie es um das deutsche Lied steht. |
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Klassische Musik kämpft gegen mancherlei Allergien der
Gegenwart: zu schwülstig die Opern, zu lang die Symphonien, zu
komplex die Kammermusik. Und blickt man auf den Publikumszulauf,
ist das größte ihrer Sorgenkinder das Kunstlied: ein einziger
Sänger mit Pianist, der den ganzen Abend die Aufmerksamkeit für
Verse über Bächlein, Liebchen und Tod beansprucht! Doch während
die Veranstalter klagen, dass sich Liederabende abseits der
berühmten Zyklen von Franz Schubert und Robert Schumann
angeblich schlecht verkaufen, blüht das Lied auf dem
Tonträgermarkt. Es scheint fast so, dass das Aufnahmestudio eine
ganze Reihe exzellenter Sänger in ihrer Phantasie und ihrem
Können besonders anregt.
Zitatende
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/neue-liedalben-mit-schuen-pregardien-hasselhorn-und-krimmel-19971451.html |
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Oper: Mit „Don Carlos“ gegen rechts
8. September
2024, 18:10 Uhr
Matthew Vickers als Don Carlos (li.), Shin Taniguchi als Marquis
von Posa, hinten Tomasz Wija als Mönch.
(Foto: Christina Iberl)
Seit der Wahl stehen sie auf den Brücken.
Das erzählt Jens Neundorff von Enzberg, Intendant des
Staatstheaters Meiningen.
Meiningen liegt in
Thüringen, seit einer Woche ist dort die
AfD die stärkste Partei, und ihre Anhänger versammeln sich
regelmäßig am frühen Abend auf Autobahnbrücken und feiern mit
Deutschland- und Parteiflaggen den Wahlsieg.
Neundorff sieht das schon deshalb, weil das
Theater in Eisenach zu dem in Meiningen gehört, er fährt oft
hin und her, auf den Brücken: AfD. Ohne selbst Zeuge dieses
Geschehens geworden zu sein, kann man sich sicher sein, dass der
Jubel im Staatstheater Meiningen deutlich lauter ausfällt als
auf den Brücken.
Das Publikum feiert die Premiere von Giuseppe Verdis „Don
Carlos“, feiert den Generalmusikdirektor Killian Farrell und den
Regisseur, den 90-jährigen Achim Freyer.
Ostentativ und schier ohrenbetäubend.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/achim-freyer-staatstheater-meiningen-don-carlos-lux.VRVJrGEFWoKmXv4qGW32km?login=
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Impressum
erscheint als nichtkommerzielles Rundschreiben der
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Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
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auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach
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