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Vor fünfundsiebzig Jahren

Bemerkungen zum ‘Tausendjährigen Reich‘
und zu seinem Untergang

nach nur 12-jährigem Bestehen
 
 


 

Zitat

·  7. 5.1945

In Reims (Frankreich) unterzeichnen Generaloberst Alfred Jodl, Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg (1895-1945) und General Wilhelm Oxenius die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Streitkräfte. Die Kapitulation tritt am 9. Mai um 0 Uhr 01 in Kraft.
 

·  Die amerikanische Besatzungsmacht setzt Konrad Adenauer als Oberbürgermeister von Köln ein.
 

·  8./9.5.1945

Wiederholung des Kapitulationsaktes durch den Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, im Beisein des sowjetischen Marschalls Georgi K. Schukow im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.

Zitatende
Quelle: DHM


Damit waren zwölf Jahre verbrecherische Machtausübung einer Regierung in einem europäischen Land vorüber.

Begonnen hatte es mit der Machtergreifung am 30. Januar 1933

 

Zitat
Als am Abend des 30. Januar 1933 Nationalsozialisten den lang ersehnten "Tag der Machtübernahme" mit Fackelzügen durch das Brandenburger Tor feierten, markierten die triumphierenden Kundgebungen auch symbolisch das Ende der Weimarer Republik. Wenige Stunden zuvor hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg den Vorsitzenden der NSDAP zum neuen Reichskanzler ernannt.
Adolf Hitler beabsichtigte, eine von jeder
Kontrolle durch den Reichstag befreite Regierung zu etablieren, die das von vielen Deutschen empfundene "demokratische Chaos" der Weimarer Jahre überwinden sollte. Dieses Ziel verwirklichten die Nationalsozialisten innerhalb kürzester Zeit: Unter Wahrung des Anscheins verfassungsmäßiger Legitimität schalteten sie politische Gegner mit Gewalt aus und bemächtigten sich der staatlichen Machtinstrumente.
Als diese "nationale Erhebung" im Sommer 1934 ihren Abschluss fand, waren Demokratie und Pluralismus in Deutschland zerstört, ohne dass es zu nennenswerter Gegenwehr gekommen wäre.
Zitatende
Quelle:
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/etablierung/

 

 

 

Reichstagsbrand am 27. Februar 1933

Macht wurde gleich am Anfang gezeigt.

ER - 'der Führer' war noch keine vier Wochen als Reichskanzler im Amt, da ’schreckte’ ihn und seine Paladine der Brand des Reichstagsgebäudes auf.
 
ER war um 21 Uhr zum Abendessen zu Goebbels gekommen, da erhielt dieser einen Anruf von Dr. Hanfstaengel: 'Der Reichstag brennt!'
 
Der Reichspropagandaminister hielt die Durchsage für eine 'tolle Phantasiemeldung' und entschied sich dafür, erst einmal herumzutelefonieren, ehe er 'den Führer' informiert.
 
Dann aber fahren nach den Recherchen beide 'im 100 km-Tempo die Charlottenburger Chaussee herunter zum Reichstag.'
 
Das Parlamentsgebäude steht in hellen Flammen.
 
Wer es in Brand steckte, wird wohl niemals endgültig geklärt werden. Die Schuld gaben die Nazis den Kommunisten und hier einem niederländischen Linksaktivisten Marinus van der Lubbe.
Es ist aber davon auszugehen, da mehrere Brandherde entdeckt wurden, dass auch mehrere Personen an der Brandlegung beteiligt waren.
Goebbels wohl nicht.
 
Die Nazis verstanden es, in wenigen Stunden mit diesem Ereignis ihre Macht zu festigen.
 
Hermann Göring - als einer der ersten am Brandort - ließ als kommissarischer preußischer Innenminister verlauten, der 'Beginn des kommunistischen Aufstandsversuches' stehe unmittelbar bevor. Sofort ließ er die gesamte kommunistische und sozialdemokratische Presse verbieten.
 
Eine hemmungslose Verfolgung von Regimegegnern, vor allem Kommunisten, begann. Oppositionelle wurden innerhalb der nächsten Wochen in improvisierte Konzentrationslager verschleppt und in so genannte Schutzhaft genommen.
Aufgeschreckt durch die Nachrichten und die Zeitungsartikel machen sich viele auf den Weg - weg aus Deutschland.
 
Am 23. 12. Wird Marinus van der Lubbe am 23. Dezember 1933
wegen „Hochverrats in Tateinheit mit vorsätzlicher Brandstiftung zum Tode verurteilt. Die Mitangeklagten wurden mangels Beweisen freigesprochen, jedoch zunächst zur „Schutzhaft“ in ein Konzentrationslager eingeliefert. Das Todesurteil gegen van der Lubbe wurde am 10. Januar 1934 in Leipzig durch den Henker Alwin Engelhardt mit dem Fallbeil vollstreckt.

Reichtagsbrandverordnung
vom 28. Februar 1933

Bereits am Folgetag nach dem Brand des Reichstagsgebäudes erließ der Reichspräsident die Verordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 (RGBl. I S. 83), auch Reichstagsbrandverordnung genannt.

Als habe die noch junge Regierung unter Adolf Hitler etwas geahnt, dass eine solche Verordnung notwendig würde, war sie schon am Tag nach dem Brand voll formuliert zur Veröffentlichung bereit.

Interessant, dass Hitler am Tag des Brandes, am späten Abend des 27. Februar 1933, sich bei Goebbels zum Abendessen einfand. Beide also ein Alibi hatten.

Göring hingegen war 'sehr früh' am Reichstag, dass er die Angelegenheit leiten und sich dann auch um die Löscharbeiten kümmern konnte.

Diese Notstands-Verordnung, nach Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung erlassen, diente sie angeblich 'zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte'. Sie hatte erhebliche Auswirkungen auf das Leben in Deutschland.

Sie setzte die Bürgerrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft und war neben der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes vom 4. Februar 1933 ein Schritt in völlige Kontrolle des Staates über seine Bürger.

Das Ermächtigungsgesetz kam am 24. März 1933 noch hinzu.

Beschränkungen

 

- der persönlichen Freiheit

 

 

 

- des Rechts der freien Meinungsäußerung

 

 

 

- der Pressefreiheit

 

 

 

- des Vereins- und Versammlungsrechts

 

 

 

- Eingriffe in das Brief-, Post-, Telegraphen- und   Fernsprechgeheimnis

 

 

 

- Anordnungen von Hausdurchsuchungen

 

 

 

- Beschlagnahmen sowie Beschränkungen des   Eigentums

 

 

Die 'Reichstagsbrandverordnung' erlaubte Verhaftungen gegnerischer Kandidaten zur Reichstagswahl am 5. März 1933 und Eingriffe der beschriebenen Art gegen alle Personen und Vereinigungen, deren Existenz oder Tätigkeit die beabsichtigte Umgestaltung Deutschlands im nationalsozialistischen Sinne wirklich oder angeblich hinderte oder hindern konnte.
Damit war dem Staat freier Zugriff auf Personen, Vereinigungen, Firmen und sonstigne Einrichtungen gegeben.

Der zweite Teil der Verordnung gab dem Reich das Recht, in die Regierung der Länder einzugreifen. Er bildete die Grundlage für die Gleichschaltung und Zentralisierung des gesamten staatlichen Gefüges des Deutschen Reiches in der Folgezeit, da er jegliche föderalistische Reservatrechte in Gänze in Abrede stellte.

 

Zitat
Brecht verlässt Deutschland am 28. Februar 1933

Am Vorabend hatte der Reichstag in Berlin gebrannt.

Ein Holländer, Marinus van der Lubbe, wurde im Gebäude gefunden, verhaftet und der Brandstiftung bezichtigt.

Göring sah die Chance, den Vorgang als Verschwörung zu deklarieren, da an verschiedenen Stellen im Haus Brandherde entdeckt wurden. Es konnte also kaum von einem Einzelnen das Entfachen dieses Großbrandes in Gang gesetzt worden sein.

Von den Nazis wurden die Kommunisten verantwortlich gemacht.

Die Veränderungen im täglichen Leben hatten sich schon vorher abgezeichnet. Seit die NSDAP im Juli 1932 die Zahl ihrer Mandate im Reichstag verdoppeln konnte und mit 230 Abgeordneten in den Reichstag einzog, kam es häufig von Seiten der NS-Partei zu Übergriffen auf Intellektuelle und Künstler - meist jüdischer Herkunft.

Viele sahen jetzt nach dem Brand des Reichstags und besonders in der Folgezeit die Notwendigkeit, sich nach Domizilen im Ausland umzusehen und Dokumente, Manuskripte, Entwürfe in Sicherheit zu bringen.

Denn Theatervorstellungen wurden gestört, im Kabarett die Akteure attackiert, man werde die Verunglimpfungen nicht vergessen und am Tag der Abrechnung wieder erscheinen.

Auch ein Vortragsabend der Weigel mit Brecht-Eisler 'Wiegenlieder' wurde angepöbelt und musste abgebrochen werden.

Man verbot die Produktion von Brechts 'Maßnahme' in Erfurt.

Wie Elisabeth Bergner erhielten Intellektuelle und Künstler plötzlich aus der Luft gegriffene überhöhte Steuerforderungen, um sie aus dem Land zu drängen und ihr Vermögen zu konfiszieren.

Unter den verschärften politischen Umständen - Hitler war Reichskanzler - gerieten besonders Kommunisten unter erheblichen Druck.

'Der Führer', der sich am 27. Februar 1933 bei Goebbels zum Abendessen aufgehalten hatte, kam zum Brandort und verkündete, es gäbe nun kein Erbarmen mehr, es werde abgerechnet.

Wer sich den Nazis in den Weg stelle, werde von ihnen niedergemacht.

Jeder kommunistische Funktionär werde erschossen, kommunistische Abgeordnete müssten noch in der Nacht aufgehängt werden.

Eine rücksichtslose Auseinandersetzung mit dem Kommunisten sei dringend geboten.

Helene Weigel war seit 1930 Mitglied der KPD, somit äußerst gefährdet, Brecht als Kulturbolschewist abgestempelt und verunglimpft.

Sie fuhr am 28. Februar 1933, am Tag nach dem Brand, ins Krankenhaus, wo Brecht nach einer Blinddarmentzündung noch als Rekonvaleszent lag.

Auf ihre Frage, was nun zu tun sei, soll er geantwortet haben: 'Raus, nichts wie raus!'

Das Krankenhaus verließen beide unmittelbar danach und kamen bei Suhrkamps in deren Wohnung unter, um der unmittelbaren Gefahr einer möglichen Festnahme zu entgehen und dann noch in der Nacht mit dem Zug nach Prag auszureisen.

Schon tags darauf durchsuchten die Nazis die Berliner Wohnungen der Brechts.

Elisabeth Hauptmann blieb noch in Berlin, um zu retten, was nicht von den Nazis weggeschleppt wurde.

Die Emigration der Brechts endete erst ab 1947 im Rahmen der McCarthy-Kommunistenverfolgung in den USA.

Helene Weigel und Bert Brecht kehrten nach Deutschland zurück und gründeten 1948 das 'Berliner Ensemble'.

Durch Vermittlung von Gottfried von Einem, der von Brecht einen neuen 'Jedermann' für die Salzburger Festspiele wollte, erhielt Brecht einen österreichischen Pass. Als der 'Handel' in der Presse ruchbar wurde, musste von Einem aus dem Direktorium der Salzburger Festspiele ausscheiden.

Wegen des Passes nun nach Salzburg zu gehen, kam für Brecht nicht in Frage.
 

Zitatende
Quelle: www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_28._Februar_2018_%27Brecht%27.htm

 

Das 'Ermächtigungsgesetz',
das

'Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Staat',

am 24. März 1933 veröffentlicht - diente nicht dazu, die Republik handlungsfähig zu machen, sondern um sie abzuschaffen.

Es galt als rechtliche Hauptgrundlage der nationalsozialistischen Diktatur. Es schuf den Nazis die Möglichkeit, nach eigenem Gutdünken zu handeln.

Da der Reichstag nach dem Reichstagsbrand am 23. März 1933 nicht benutzt werden konnte, tagte das Parlament in der Krolloper.

Das Gebäude wurde von der SS abgesperrt, die an diesem Tag erstmals in größerem Rahmen in Erscheinung trat. Im Inneren standen lange SA-Kolonnen. Als weitere Neuerung hing eine riesige Hakenkreuzfahne hinter dem Podium.

Hitler sprach - er argumentierte, unter äußerem Druck, diese durch SA-Präsenz dokumentiert - es könne nicht angehen, dass die Regierung bei jeder Art von Tun im Rahmen der Bewegung, sich die Zustimmung des Reichstages 'erbitten' müsse. Daher habe man sich entschlossen, dieses Gesetz den Abgeordneten zur Entscheidung vorzulegen.

 - Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), 
 - Deutschnationale Volkspartei (DNVP),
 - Zentrum,
 - Bayerischer Volkspartei (BVP),
 - Deutsche Staatspartei (DStP),
 - Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVd),
 - Deutsche Volkspartei DVP),
 - Bauernpartei,
 - Landbund
 
 beteiligten sich an der Abstimmung.
 
Die KPD-Abgeordneten konnten nicht teilnehmen, da ihre Mandate im Rahmen der Reichstagsbrandverordnung vom 8. März 1933 annulliert worden waren, wurden jedoch als anwesend mit zustimmendem Votum registriert
 
Hitler trat dann nochmals an das Rednerpult und gab der SPD, die als einzige Partei sich dem Druck widersetzte und die das Gesetz ablehnte - 'eine Antwort, daß die Fetzen fliegen' und sprach ihnen das Recht ab, eine Entscheidung treffen zu dürfen, über Frieden oder Krieg.
 

 

Zitat
Der Führer spricht ganz frei und ist groß in Form. Das Haus rauscht vor Beifall. Gelächter, Begeisterung und Applaus. Es wird ein Erfolg ohnegleichen.
Zitatende
Quelle: Goebbels Tagebücher 24. März 1933


Göring gab das Ergebnis bekannt, 444 Abgeordnete stimmten für das Gesetz, 97 Abgeordnete, die der SPD, dagegen.

Hierauf stürmten NSDAP-Abgeordnete nach vorne und stimmten die Zeilen an:

'Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen ...'

Hitler hatte mit dieser Regelung per Gesetz für zunächst vier folgende Jahre völlig freie Hand.

Einschneidende Maßnahmen folgten:
 Pressezensur, das Gewerkschaftseigentum wurde eingezogen, die Gewerkschaftsführer verhaftet, politische Parteien verboten. Als 'Partei' war nur noch die NSDAP zugelassen.
 
Am 31. März 1933 wurde dann das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 durch das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich auch auf die Landesregierungen übertragen.

Schon 1914 gab es mit dem Kriegsermächtigungsgesetz Regierungen die Möglichkeit, ohne das Parlament einbezogen zu haben, Gesetze erlassen zu können.
 
Diese Regelung von 1914 bedeutete den 'Durchbruch eines neuen verfassungspolitischen Prinzips von außerordentlicher Tragweite' für die Weimarer Zeit ab 1919.
Es handelte sich um ein verfassungsbrechendes Gesetz, das der Verfassung widersprach, aber in Kauf genommen wurde, weil es unter den Umständen zustande kam, die auch für eine Verfassungsänderung nötig gewesen wären.
 
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland von 1949 macht Ermächtigungsgesetze unmöglich.

 

Zitat

"Der physische Druck auf die Abgeordneten war erheblich"

22.03.2013 · 08:10 Uhr

Historiker erklärt die Zustimmung zu Hitlers Ermächtigungsgesetz vor 80 Jahren

Andreas Wirsching im Gespräch mit Christoph Heinemann

Am 24. März 1933 stimmte der Reichstag dem Ermächtigungsgesetz zu, das der NS-Regierung erlaubte, ohne Zustimmung des Reichstags Gesetze zu erlassen. Bei diesem Ja zur rechtlichen Grundlage der Hitlerdiktatur spielte auch die Angst der Abgeordneten vor der anwesenden SA eine Rolle, erklärt der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, Andreas Wirsching.

Zitatende
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/

 

Der "Geschäftsboykott" am 1. April 1933

 

Zitat
"Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" - unter Parolen wie dieser begann am 1. April 1933 um 10 Uhr ein reichsweiter Boykott jüdischer Geschäfte, Ärzte und Rechtsanwälte. Organisiert wurde diese antisemitische Kampagne vom "Zentral-Komitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze" unter dem fränkischen Gauleiter Julius Streicher.
Schon seit Mitte der zwanziger Jahre hatte sich die antijüdische Boykottbewegung in Deutschland ausgeweitet.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gingen Angehörige der Parteigliederungen immer rabiater gegen Juden vor. Polizei und Justiz registrierten
diese Ausschreitungen in der Regel tatenlos. Im Ausland wurde der staatlich geduldete und geförderte Antisemitismus mit Sorge beobachtet.

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Quelle: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung/geschaeftsboykott-1933.html

 

'Bücherverbrennung' am 10. Mai 1933

Das Verbrennen von Schriften ist eine lang geübte Praxis, ob von den Chinesen 200 vor Christus oder 50 nach Christus durch Paulus oder die Verbrennung von Zauberbüchern 300 nach Christus, als die Bücher des Arius dem Feuer übergeben wurden oder als heidnische Schriften brannten.

Der im 10. Jahrhundert mit der Ketzerbekämpfung beauftragte Dominikus ließ in Albi die Schriften der Albigenser verbrennen. Dominikus prüfte die Schriften und orakelte, die im Feuer liegen blieben und verbrannten, waren nach seiner Meinung der Verdammnis anheim gegeben, während die rechtgläubig katholischen Bücher zwar auch verbrannten, aber in den Himmel emporschwebten.

Wahrscheinlich war bei der Herstellung dieser Lektüre leichteres Papier verwendet worden.

Eine der umfassendsten Bücherverbrennungen fand Anfang des 11. Jahrhunderts aufgrund von Weisungen von Papst Gregor IX. an die dortigen Bischöfe statt, denen es gelang Ludwig IX. zu überreden, zwölftausend Exemplare des Talmud in Paris verbrennen zu lassen.

Weitere Päpste taten es ihm gleich, so Innozenz IV. (1243-1254), Clemens IV. (1256-1268), Johannes XXII. (1316-1334), Paul IV. (1555-1559), Pius V. (1566-1572) und Clemens VIII. (1592-1605, denen es fast gelang, das gesamte jüdische Schrifttum zu vernichten.
Die Talmudverbrennung gilt als eines der größten Kulturverbrechen des Mittelalters.

Jan Hus wurde von der katholischen Kirche mitsamt seinen Büchern verbrannt - Savonarola ließ Bücher einsammeln und Verbrennen, die mit seiner Vorstellung von Kirche und Glauben nicht übereinstimmten, wurde dann aber selber ein Opfer auf dem Scheiterhaufen.

 
Am 12. Mai - also zwei Tage nach dem Beispiel vom Opernplatz in Berlin - fand in Nachahmung der von den Nazis initiierten Aktion 'Wider den undeutschen Geist' in Regensburg am Neupfarrplatz eine Bücherverbrennung statt.
Ziel der Aktion war die Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller, veranstaltet von der Deutschen Studentenschaft.

 

Zitat

„Die Deutsche Studentenschaft plant

anläßlich der schamlosen Greuelhetze

des Judentums im Ausland

eine vierwöchige Gesamtaktion

gegen den jüdischen Zersetzungsgeist

und für volksbewußtes Denken

und Fühlen im deutschen Schrifttum.

 

Die Aktion beginnt am 12. April mit dem öffentlichen Anschlag von 12 Thesen, Wider den undeutschen Geist’ und endet am 10. Mai mit öffentlichen Kundgebungen an allen deutschen Hochschulorten.

 

Die Aktion wird — in ständiger Steigerung bis zum 10. Mai — mit allen Mitteln der Propaganda durchgeführt werden, wie:

Rundfunk, Presse, Säulenanschlag, Flugblätter und Sonderartikeldienst der DSt-Akademischen Korrespondenz.“

Zitatende

Quelle: (Akten der Deutschen Studentenschaft im „Archiv der ehemaligen Reichsstudentenführung“

 

Mit einer Plakataktion sollte die Öffentlichkeit auf die Aktion eingestimmt werden.

Schriftsteller, deren „Einstellung zum deutschen Schrifttum“ der Studentenschaft bekannt war, wurden gebeten, einen Aufsatz zur Verfügung zu stellen, der über den Artikeldienst der Deutschen Studentenschaft in der Presse verbreitet werden sollte, darunter Werner Bergengruen, Richard Billinger, Paul Ernst, Max Halbe, Karl Jaspers und Julius Streicher. Der Erfolg dieser Aktion war sehr dürftig. Der größte Teil der Angeschriebenen reagierte überhaupt nicht.
Auf dem Wartburgfest 1817 wurden von Burschenschaften Bücher verbrannt u.a. von August von Kotzebue, der dann zwei Jahre später von eben einem solchen Burschenschaftler erstochen wurde.
Bis in die Heutzeit lassen sich Bücherverbrennungen nachweisen.
Erst kürzlich wurde der Koran von einem religiösen Fanatiker in den USA angezündet.

Empfohlene Lektüre: 'Wie Religion die Welt vergiftet'
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Herr_ist_kein_Hirte


·  4. 8. Als erste größere Stadt untersagt Nürnberg Juden die Benutzung öffentlicher Bäder.

·  18. 8. Bei der Eröffnung der Funkausstellung in Berlin präsentiert Propagandaminister Goebbels den Volksempfänger.
 

·  22. 8. Der Reichsstand der deutschen Industrie erklärt den Hitlergruß in Betrieben für verbindlich.

·  23. 8. Zahlreichen emigrierten Oppositionellen wird die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen (unter ihnen Philipp Scheidemann, Kurt Tucholsky und Ernst Toller).



Kulturnotizen:

·  20. 6. Die Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin stirbt in Archangelskoje (bei Moskau).

·  1. 7. An der Dresdner Staatsoper wird "Arabella" von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal uraufgeführt.

·  10. 8. Auf Druck der NSDAP erklärt Ludwig Mies van der Rohe die Auflösung der Bauhaus-Schule in Berlin.

·  30. 8. In Marienbad (Tschechoslowakei) wird der deutsche Philosoph Theodor Lessing (1872-1933) von einem Nationalsozialisten erschossen.

·
  27. 9. Der Schriftsteller Thomas Mann verzichtet auf eine Rückkehr nach Deutschland und lässt sich in der Schweiz nieder.

·  26. 10. In der "Vossischen Zeitung" wird ein von 88 deutschen Schriftstellern unterzeichnetes Treuegelöbnis für Hitler veröffentlicht.

·  15. 11. Gründung der Reichskulturkammer unter Goebbels' Führung. Damit werden alle Kulturschaffenden der Aufsicht des Reichspropagandaministers unterstellt.

·  27. 11. Auf einer Kundgebung der DAF wird die Gründung des Kultur- und Freizeitwerks "Kraft durch Freude" bekanntgegeben. Nach italienischem Vorbild soll es die Freizeitaktivitäten der Arbeitnehmer lenken.

·  4. 12. Der Lyriker Stefan George stirbt in Minusio (bei Locarno).


A
USSERDEM

·  Lion Feuchtwanger: Die Geschwister Oppenheim (Roman)

·  André Malraux (1901-1976): Conditio humana (Roman)

·  Thomas Mann: Joseph und seine Brüder (Roman)

·  Hans Steinhoff (1882-1945): Hitlerjunge Quex (Film)

·  Kurt Weill und Bertolt Brecht: Die sieben Todsünden
   (Gesangsballett)

1934

Röhm Putsch am 30 Juni 1934 und das Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr  vom 3. Juli 1934
 

 

Zitat

Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

Einziger Artikel

Die zur Niederschlagung hoch- und landesverräterischer Angriffe am 30. Juni, 1. und 2. Juli 1934 vollzogenen Maßnahmen sind als Staatsnotwehr rechtens.

Ausgefertigt Berlin, den 3. Juli 1934.

Der Reichskanzler
Adolf Hitler

Der Reichsminister des Innern
Frick

Der Reichsminister der Justiz
Dr. Gürtner

Zitatende
Quelle: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung/geschaeftsboykott-1933.html

 


Mit dieser lapidaren Formulierung wurden Morde wenige Tage nach dem Geschehen, die das Leben von 200 Personen im Rahmen des 'Röhm-Putsches' vernichteten, legalisiert.

Machtkämpfe zwischen der von Himmler geführten SS und der SA, der Röhm vorstand, sowie Goering, der die Reichswehr stärken und nicht in die SA integriert sehen wollte, waren ausschlaggebend für eine Mordaktion, für die es keine Rechtfertigung gab und für die erst nachträglich im Schnellverfahren - binnen drei Tagen - eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden musste.

Hitler hatte einen angeblichen Putsch der SA konstruiert, hinzu kam die angeblich hinlänglich bekannte homosexuelle Neigung von Röhm, die Führung für vier Wochen vom Dienst suspendiert, zu einer Tagung nach Bad Wiessee eingeladen.

Dort ließ er Röhm und mehrere SA-Führer verhaften.
Am 1. Juli 1934 wird Röhm im Gefängnis München-Stadelheim erschossen.

Kurt von Schleicher - der letzte Reichkanzler der Weimarer Republik - ist in Wiessee nicht anwesend, auch ihm wird Beteiligung am angeblich geplanten Röhm-Putsch vorgeworfen.
Am 30. Juni 1934 erschießt ein Kommando der SS den General und seine Frau in seinem Haus in Neubabelsberg.

Gustav Ritter von Kahr wird in der Nähe von Dachau am 30. Juni 1934 ermordet.

Gregor Strasser wird am 30. Juni 1934 in Berlin erschossen.

Auch der Journalist Fritz Gerlich, der sich in seinen Beiträge für die Zeitschrift 'Der gerade Weg' gegen Hitler und die Nazis mit Titeln wie

'Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not'

ausgesprochen und die Homosexualität Böhm's publik gemacht hatte, wurde nach Dachau ins KZ gebracht und in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 gemeinsam mit Paul Röhrbein liquidiert, der zu Röhm homosexuelle Beziehungen gehabt haben soll.

Die Aktion wurde vom greisen Reichspräsidenten von Hindenburg - noch vier Wochen vor seinem Tod - für richtig befunden.
Statt dies Schwerwiegende zum Anlass zu nehmen, die Umbenennung des Hindenburgviertels in Hannover zu fordern, wird Hindenburg der Handschlag von Potsdam vorgeworfen.


Engelbert Dollfuß am 25. 7. 1934 ermordet
 

Er konnte gut reden und wusste, über was er sprach und wusste – mit diesem Talent seine geringe Körpergröße von nur 1,51 m zu kompensieren.

Nach abgebrochenem Priesterseminar studierte er Rechtswissenschaften in Wien.
Als Mitbegründer der Deutschen Studentenschaft stellte er den Antrag, dass deren Mitglieder 'deutsch-arischer Abstammung, nachweisbar bis auf die Großeltern' sein müssen.

In der österreichischen Politik stieg er schnell auf, bestach durch Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Landwirtschaft, reformierte sie, führte die Sozialversicherung für Bauern ein, konnte als deren Direktor die Bahn aus dem Korruptionssumpf befreien und ebenfalls neu aufstellen.

Durch die Römischen Verträge wurde Österreich unter ihm als Bundeskanzler an Ungarn und vor allem Italien gebunden, das die Autonomie der Alpenrepublik  bestätigte und es vor dem Zugriff Nazi-Deutschlands bewahrte.

Als allerdings der Duce in seinem Krieg in Abessinien in Not geriet und den 'Führer' des Deutschen Reichs um Hilfe rief, ließ Mussolini auf Druck Hitlers Österreich fallen.

Am 25. Juli 1934 wurde Dollfuß von Otto Planetta, einem Mitbegründer der Schutzstaffel der NSDAP (SS), der Leibwache für Adolf Hitler, während des Juliputsches in Wien angeschossen und so schwer verletzt, dass er verblutete.

Der Attentäter wurde zum Tode verurteilt und bereits am 31. Juli 1934 am Würgegalgen hingerichtet.

Nach dem Anschluss Österreichs am 12. März 1938 wurden Straßen durch die Nazis nach Planetta benannt.

Am Scharfrichter Johann Land, der den Tod Planettas herbeigeführt hatte, rächten sich die Nazis. Im KZ Dachau kam er um.

Zum Zeitpunkt des Attentats befand sich Hitler mit Entourage in Bayreuth, wo damals regelrechte Festspiele stattfanden und der sächsische Meister nicht in jedem Saal eines Dorfgasthauses gespielt wurde.

NS-Informanten stürmten in den Zuschauerraum in die Loge des 'Führers', um ihn zu informieren, dass der Überfall in Wien nicht günstig ausgegangen war.

Der tat so, als ginge ihn die Sache nichts an, blieb auch noch Tage in Oberfranken, damit kein Verdacht aufkommen könne, er sei der Initiator der Attacke.

Nach
der Röhm-Affäre und der Dollfuss-Ermordung musste er etwas finden, das die schlechte Meinung in der Weltöffentlichkeit gerade rücken sollte.

 

Kulturnotizen:

·  16. 11. Tod des Malers und Schriftstellers Joachim Ringelnatz in Berlin.

·  25. 11. Der Dirigent Wilhelm Furtwängler, Direktor der Berliner Staatsoper, setzt sich in einem offenen Brief für den von den Nationalsozialisten verfemten Komponisten Paul Hindemith ein.

·
  4. 12. Furtwängler legt seine Ämter als Leiter der Berliner Philharmoniker und Direktor der Staatsoper wegen der Auseinandersetzungen mit den NS-Kulturbehörden nieder.
 

AUSSERDEM

·  Jean Cocteau (1889-1963): Die Höllenmaschine (Drama)

·  Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frisst (Roman)

·  Robert Graves (1895-1985): Ich, Claudius, Kaiser und Gott
   (Roman)

·  Gustaf Gründgens: Die Finanzen des Großherzogs (Film)

·  Alfred Hitchcock (1899-1980): Der Mann, der zuviel wusste
   (Film)

·  Henry Miller (1891-1980): Wendekreis des Krebses (Roman)

1935

Rückeingliederung Saarland
am 13. Januar 1935

 
Nach der Ermordung von Ernst Röhm und Gegnern des Regimes wie auch 'alten Kämpfern' am 30. Juni 1934, die das Ansehen der gerademal ein Jahr im Amt befindlichen Hitler-Regierung in der Meinung des Auslandes reduzierte wie auch der gescheiterte Putsch zum Anschluss Österreichs mit der Ermordung von Kanzler Dollfuß am 25. Juli 1934 in Wien, brauchte Hitler dringend ein Ereignis, das er dem Ausland präsentieren konnte und das sein Image aufbesserte.
 
Im deutsch-französischen Saarabkommen von 1925 war festgelegt, dass nach 15 Jahren der Fremdverwaltung, die Saarländer selber abstimmen sollten, ob sie zu Frankreich oder Deutschland gehören wollten.
 
Hitler nutzte die Gelegenheit, sich dem Volk anzubiedern, es zu verlocken, für Deutschland zu stimmen.

Am 13. Januar 1935 gab die saarländische Bevölkerung ihren Stimmzettel ab und entschied sich - mit 90 Prozent der abgegebenen Stimmen - für einen Anschluss an Deutschland.

 

'Konferenz RKK am 05. September 1935


Sie macht mir noch viele Sorgen.
Besonders die Judenfrage.'

 
So lamentierte Goebbels am 5. September 1935 über die im November 1933 nach langen Querelen unter der Leitung des Reichspropagandaministeriums gegründete Reichskulturkammer. Sie in sein Ministerium eingliedern zu dürfen, bedeutete für ihn, die KDF-Organisation Dr. Ley überlassen zu müssen.
 
Wer Mitglied in einer der sieben Kammern - Theater, Presse, Film, Rundfunk, Musik, Bildende Künste und Schrifttum - sein durfte, konnte auch einen entsprechenden Beruf ausüben.
 
Diese Regelungen der Organisation waren vor allem dazu geeignet, 'unliebsame und schädlichen Elemente' von der Berufsausübung und damit der Öffentlichkeit fernzuhalten.
 
Eine erste Säuberungswelle hatte schon im Frühjahr 1935 zur konsequenten 'Entjudung' der RKK und damit auch zu Eingriffen in das Wirtschaftleben geführt, was den früheren Reichsbankpräsidenten und nunmehrigen Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht einschreiten ließ - man müsse bei allem Entfernen der Juden aus dem Alltagsleben auch an die Auswirkungen für die Wirtschaft denken.
 
Seine Interventionen blieben ohne Auswirkung, denn später im Jahr kam - ohne Schacht zu informieren - die Anordnung, jüdische Kunst- und Antiquitätenhändler hätten, bei gleichzeitigem Ausschluss aus der RKK, ihre Geschäfte zu verkaufen. Dies galt auch für Inhaber von Kinos. Für Juden bestimmte Zeitschriften durften nicht mehr am Markt erscheinen.
 
·  6. 9. Der Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften für Juden wird verboten.

Genia Nikolajewa am 25. September 1935
 
Schon am 21. September 1935 hatte Goebbels in seinem Tagebuch vermerkt:

‘Tragödie Genia Nikolajewa.
Nichtarierin.
Mutter Halbjüdin.
Sie weint sehr.
Möchte ihr gerne helfen.
Werde beim Führer vorstellig werden.‘


Dann, am 25. September meinte er - er hatte die Angelegenheit tatsächlich mit Hitler abgestimmt:
‚Ich kann der Nikolajewa Spielerlaubnis geben.
Die wird glücklich sein.‘


Sie war in St. Petersburg geboren, in Berlin zur Tänzerin ausgebildet und in Revuen des Erich Charell dort wie auch an der Lindenoper aufgetreten.

Von 1930 an spielte sie in unterschiedlichen Fächern Rollen wie in 'Schuss im Morgengrauen' mit Karl Ludwig Diehl, Theodor Loos, Fritz Odemar und Peter Lorre sowie in 'Der Fall Brenken' mit Hans Brausewetter, Trude Hesterberg, Veit Harlan und Adele Sandrock.

1935 wies man sie aus der Reichsfilmkammer, da sie beim Ariernachweis die Wahrheit verschwieg.

Im September 1935 verwandte sich plötzlich Goebbels bei Hitler für sie und so durfte sie weiter im Film mitwirken.

Sie ahnte, dass diese Ausnahme nicht von Dauer sein konnte, und so breitete sie ihr 'Verschwinden' vor, spielte noch in Österreich im Film 'Die unentschuldigte Stunde' mit Theo Lingen und Hans Moser, ging nach Frankreich und weiter nach Amerika.
Dort wurde sie vom Taylor-Entdecker Goldstone für New York verpflichtet.

Goebbels ahnte nicht, wo sich die Nikolayewa aufhielt, als er ihr 1938 eine Filmerlaubnis für eine englische Produktion ausstellte und eine amerikanische Produktion für Deutschland zuließ.

Erst spät - als sie in Hollywood filmte und als Sekretärin arbeitete - merkte er, dass sie ihm entwischt war und an der Nase herumgeführt hatte.

http://www.welt.de/print-welt/article494204/Sie-tanzte-im-alten-Berlin.html

Reichsparteitag - 10. – 16. September 1935

Auf dem Reichsparteitag verkündet Hitler am 10.9. die "Nürnberger Gesetze". Die Diskriminierung von Juden wird auf eine rechtliche Grundlage nach biologistischen Kriterien gestellt.

Auf dem Reichsparteitag in Nürnberg führte Goebbels dann in seiner Rede am 13. September 1935 aus, dass Deutschland sich zu einer Weltmission gegen den Bolschewismus bereit mache, gegen den Bolschewismus, der aus dem Weltjudentum hervorgegangen sei.

Die Nürnberger Gesetze - 'Reichsbürgergesetz' und 'Gesetz zum Schutze des Deutschen Blutes und der Deutschen Ehre' vom 15. September 1935 halfen, die administrative Basis zu schaffen, massiv gegen die Juden vorzugehen.


'Die Juden wollen wir später nach Madagaskar verfrachten. Dort können sie ihren eigenen Staat aufbauen'

- meinte Goebbels.

Der Gedanke, Juden auf einer abgelegenen Insel zusammenzufassen, geht auf die preußische Konservative Partei mit Paul Anton de Lagarde zurück, der 1885 vorschlug die osteuropäischen Juden nach Madagaskar zu deportieren.

Dann verfolgte die antisemitischen Organisation The Britons, 1919 mit Arnold Leese, Egon van Winghene den Gedanken:

 

 

Zitat
„… Es muss ein nationales Zuhause für die Juden gefunden werden; der beste Ort ist Madagaskar. Dafür sollten Frankreich und die ansässigen Ureinwohner den vollen Ausgleich durch jüdische Gelder erhalten. In Madagaskar, oder, wenn diese Insel ihnen nicht ganz zu Verfügung gestellt werden kann, in irgendeinem Ort anderswo, sollte bei Todesstrafe kein Jude außerhalb sein dürfen. Es gibt keinen anderen Weg.“
Zitatende
Quelle: Wikipedia frei aus dem Englischen übersetzt)

 


Schon 1937 untersuchten Japan und Polen die Möglichkeiten, um sich ihrer ethnischen Minderheiten zu entledigen.
Madagaskar schien günstig, da weit entfernt vom europäischen Kontinent und dem fernen Osten, dünn besiedelt und als Insel schwer zu erreichen.

Mit dem Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935 und ihren Durchführungsverordnungen hatte man die Grundlagen geschaffen, die Juden im Reich auszugrenzen und abzuschieben.
In die Erwägungen einbezogen wurden Palästina, Ecuador, Kolumbien und Venezuela.

Am 12. Juli 1940 stimmte Hitler den Überlegungen der Deportation der Juden nach Madagaskar zu und teilte mit, das mit der Waffenstillstandsvereinbarung vom 22. Juni 1940 soeben besiegte Frankreich müsse die Insel, die sich in ihrem Kolonialbesitz befand, für diese Zwecke abtreten.

Dass dann eine Evakuierung von 3,5 Millionen Juden nicht durchgeführt werden konnte, lag an der Dominanz der Royal Navy. Ein Ausschalten dieser war aber ohne Lufthoheit über England nicht zu erreichen, so dass man wieder auf die Verschiebung der Juden nach Osteuropa und - wenn möglich - bis hinter den Ural zurückkam.

Mit weiterer Entwicklung des Krieges mit der Sowjetunion war diese Möglichkeit nicht mehr gegeben, so dass bei der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 über die endgültige Vernichtung der Juden und die Jüdisch-versippten, der Romas, der Homosexuellen entschieden wurde.

Morde an ihnen waren schon nach dem Einmarsch in die Ostgebiete in der Nachhut der Wehrmacht in Massen verübt worden.

Lektüre hierzu: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40351139.html


 

Rationierung ab 27. September 1935
 
Das Reich‘ wollte autark werden, die massive Aufrüstung forderte Unabhängigkeit von Einfuhren.

Zwangsläufig kam es zu Versorgungsengpässen und das Reichspropagandaministerium musste der Bevölkerung erklären, wie es zu der schlechten Ernährungslage kommen konnte und wie sie zu beheben sei.

Es mangelte nicht nur an Ölen und Fetten, sondern auch Hülsenfrüchten, Milch und an anderen Rohprodukten wie Fasern zur Verwendung in der Produktion von Stoffen.

1934 bereits hatte Reichslandwirtschaftsminister Richard Walther Darré auf dem Reichsbauerntag in Goslar verkündet, dass die Leistungssteigerung der Nahrungsmittelproduktion als Selbstversorgungsgrad bis zur höchsten wirtschaftlich noch möglichen Grenze in Deutschland angehoben werden sollte. 

So kam es

-

zur Erfassung aller Betriebe,

-

zu Maßnahmen der Verbesserung der Böden,

-

zur Vergrößerung der Anbauflächen für Ölfrüchte,

-

zur Vergabe von Krediten für die Bauern zur Anschaffung von landwirtschaftlichen Maschinen,

-

zum Bau von Wohnheimen für Wanderarbeiter,

-

zum Ausbau der staatlichen Beratung sowie die   sparsame und effektive Verwendung der   Erzeugnisse

Trotz aller Bemühungen und Ausschöpfung der Anbauflächen und Produktionsmöglichkeiten in den besetzten Gebieten, gelang es NS-Deutschland bis zum Kriegsende nicht, Versorgungslücken zu schließen bzw. sie erst gar nicht aufkommen zu lassen.


·  3. 10. Italienische Truppen aus den Kolonien Eritrea und Somaliland marschieren in Abessinien ein. Damit beginnt der italienische Eroberungskrieg in Ostafrika.

·  27. 10. Die Nobelpreisträger Thomas Mann und Albert Einstein setzen sich für die Verleihung des Friedensnobelpreises an den im KZ inhaftierten Carl von Ossietzky ein.

·
  11. 4. Im oberitalienischen Stresa schließen die Ministerpräsidenten Flandin, MacDonald und Mussolini ein Bündnis gegen die deutsche Aufrüstung und für den Erhalt der Eigenstaatlichkeit Österreichs.

·  18. 6. Das Deutsche Reich und Großbritannien schließen ein Flottenabkommen zur Begrenzung des Kriegsflottenbaus. Damit werden zwar weitere Beschränkungen des Versailler Vertrags überschritten. Großbritannien hofft aber, mit dem Flottenabkommen eine Kontrolle über die deutsche Aufrüstung zu erzielen.

·
  10. 8. Die Standesämter in Deutschland dürfen keine Ehen mehr zwischen Juden und Nichtjuden schließen.

 

Kulturnotizen:

·  8. 2. Tod des Malers Max Liebermann in Berlin.

·  28. 2. Nach einer Aussprache mit Propagandaminister Joseph
   Goebbels
wird der Dirigent Wilhelm Furtwängler rehabilitiert.

·
  28. 3. Uraufführung von Leni Riefenstahls Dokumentarfilm
   "Triumph des Willens" über den Nürnberger Reichsparteitag
   von 1933.

·
  10. 4. Mit einem prunkvollen Festzeremoniell heiratet Göring
   im Berliner Dom die Schauspielerin Emmy Sonnemann (1893-
   1973). Als Spende für die Hochzeit werden allen Berliner
    Arbeitnehmern Beträge vom Lohn abgezogen.

·  6. 5. Die Geheime Staatspolizei schließt in Berlin die Kabaretts
   "Katakombe" und "Tingeltangel".

·  8. 6. Im Zuge weiterer Ausbürgerungen verlieren auch Bertolt
   Brecht
und Rudolf Hilferding die deutsche Staatsangehörig-
   -keit.

·  24. 6. Uraufführung der Oper "Die schweigsame Frau" von Richard Strauss in Dresden. Trotz des Erfolgs wird sie verboten, da das Libretto von Stefan Zweig geschrieben ist. Strauss tritt bald darauf von seinen öffentlichen Ämtern zurück.

 

1936

Die Lage am 17. Januar 1936


Goebbels war der erste hochrangige Repräsentant des Systems, der im neuen Sportpalast in Berlin auftrat.

Noch nicht einmal drei Jahre an der Macht, musste der Reichspropagandaminister auf die Schwierigkeiten bei der Arbeitsbeschaffung für die Bevölkerung eingehen, die Probleme bei der Devisenbeschaffung erläutern und den Rohstoffmangel beschreiben.

Zum Schluss der Rede erklärte er das Reich zur 'wohlbefestigten Insel des Friedens' und attestierte seiner Regierung einen starken Friedenswillen - dies vor allem im Hinblick auf die 1936 in Deutschland stattfindenden Olympischen Spiele.
Alle außergewöhnlichen Aktionen sollten unterbleiben.
Das galt vor allem in Bezug auf die schon seit 1933 laufenden Schikanen gegen Juden.

Hitler meinte, dass er für seine Expansionsvorhaben im Osten den Frieden im Westen, vor allem mit England, brauche. Nur dann könne er sich - der Rücken frei - nach Osten in die Weiten Russlands wagen.

So ging es ihm bis weit in die beginnenden 40-er Jahre um einen Ausgleich mit England.
Ihm wollte er als Seemacht die überseeischen Gebiete zugestehen, wenn denn England ihm auf dem Kontinent frei Hand ließe.
Am 18. Juni 1935 erfolgte die Unterzeichnung des Abkommens mit England, das Höchstgrenzen bei den Flotten der beiden Länder vorsah.
Deutschland sollte eine Aufrüstung bis zu 35 Prozent der britischen Flotte erlaubt sein.

Zweifelsohne ein Erfolg gemessen an den Vorgaben aus den Versailler Vertrag. Die Engländer sahen alles unter taktischen Erwägungen, entgingen sie selber damit einem Wettrüsten, das das Land finanziell stark belastet hätte.

Immer wieder betonte Hitler seinen Willen, zu einem Abkommen mit England zu gelangen.
Als Joachim von Ribbentrop die Stelle des Botschafters in London im August 1936 antrat, gab Hitler ihm den Auftrag mit auf den Weg:
'Bringen sie mir das englische Bündnis.'

Noch 1941, nachdem der Krieg schon begonnen, Nazi-Deutschland Belgien, Holland und Luxemburg überrannt hatte, war wohl der Wunsch zu einem Verständnis mit England zu kommen der Grund dafür, dass man die Briten in Dünkirchen sich über den Kanal absetzen ließ.

Bis heute ist nicht gänzlich aufgeklärt, warum Hitler die angreifenden deutschen Panzer anhalten ließ und den Engländern die Möglichkeit bot, auf die Insel zu entkommen.
Er wollte Churchill wohl Entgegenkommen signalisieren. Der aber konnte auf keinen Fall den Hegemonie-Bestrebungen des 'Dritten Reichs' auf dem europäischen Kontinent freie Hand lassen.

Gespräche über das Rheinland
am 1. März 1936

Man unterhielt sich wieder einmal über die Remilitarisierung und Hitler ließ Goebbels im Unklaren, wann er hier vorgehen wolle.

'Noch kein Entschluss', notierte der.
Wann entscheidet der Völkerbund in Genf wegen des Abessinien-Konflikts?
Wann ratifiziert der französische Senat den Pakt mit Russland?

Hitler hatte sich längst entschieden.

Schon am 12. Januar 1936 unterrichtete er die Spitzen der Wehrmacht und des Auswärtigen Amtes, am 20. Januar 1936 gab er seiner Begleitung beim Mittagessen zur Kenntnis, 'die Frage der Rheinlandzone einmal plötzlich zu lösen.'

Am 14. Februar 1936 empfing er den deutschen Botschafter in Rom, von Hassell, in seiner Privatwohnung in München. Er meinte, der psychologische richtige Zeitpunkt sei nun gekommen, da die Briten in Ostafrika mit den Italienern beschäftigt seien, die Sowjetunion im Westen Ruhe haben wolle und Frankreich innenpolitisch zerfahren sei.

Goebbels ließ sich zu dem Zeitpunkt täuschen, ging er doch davon aus, dass Hitler die endgültige Verabschiedung des französisch-russischen Beistandspaktes im französischen Senat abwarten wollte, die für den 4. März zu erwarten war.

Diese Vereinbarung sollte man nach Goebbels's Meinung dazu nutzen, den Bruch des Locarno-Paktes durch Deutschland zu rechtfertigen und den für Deutschland so niederschmetternden Kriegsabschluss von Versailles zu kompensieren.

Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland am 7. März 1936

Alles war von langer Hand vorbereitet, wenn auch Hitler sich zum eigentlichen Schritt nur schwer durchringen konnte.
Musste er doch wieder einmal Vabanque spielen.

Die Abschlussregelungen
von Versailles und Locarno, die Reparationsverpflichtungen, der Verzicht auf große Gebiete des Kaiserreichs, die Besetzung des Rheinlandes waren für ihn Anlässe genug, die Genfer Abrüstungsverhandlungen, das Ausscheiden Deutschlands aus dem Völkerbund zu betreiben, um zu versuchen, Deutschlands Größe wieder ohne Bindungen herzustellen.

Am 7. März 1936 ließ Goebbels Korrespondenten verschiedener Zeitungen in Flugzeuge steigen, um ihnen einen 'Stapellauf in Hamburg' vorzuführen.
Statt aber nach Norden flogen die Ju-52 von Berlin nach Westen und vor der Landung in Köln konnten die Reporter vom Flugzeug aus deutsche Truppen im entmilitarisierten Rheinland erkennen.
30.000 Mann waren in das Gebiet gezogen, bis an die westlichen Grenzen vorgerückt, hatten Quartier in Saarbrücken und in Trier aufgeschlagen.

Nach dem ersten Weltkrieg war ein Streifen entlang des Rheins zur entmilitarisierten Zone ernannt worden. Westlich des Flusses reichte er bis an die  belgische, die luxemburgische, die französische Grenze.
Im Osten war rechts des Rheins die Zone als 50 Km breiter Streifen ausgewiesen und umfasste so die Städte Essen mit Teilen des Ruhrgebietes, Düsseldorf, Frankfurt, Mannheim, Freiburg.
· 
Wie würden die Locarno-Mächte, die die Einhaltung der Abkommen kontrollieren sollten, reagieren?

Den wenigen deutschen Soldaten standen Tausende Franzosen gegenüber. Ein Vorrücken dieser Mannschaften hätte einen sofortigen Rückzug der Deutschen und eine erhebliche Blamage für Hitler bedeutet.

Doch nichts geschah. Die Angreifer blieben unbehelligt.
England wollte sich am Kontinent nicht einmischen, obwohl durch Locarno zur Hilfe gegenüber Frankreich verpflichtet.
Frankreich, innenpolitisch geschwächt, konnte und wollte allein nichts unternehmen.
So bleib es bei der Anrufung des Völkerbundes und Wirtschaftssanktionen, die keine nachhaltige Wirkung zeigten.

Später meinte Hitler:

"Wären die Franzosen damals ins Rheinland eingerückt, dann hätten wir uns mit Schimpf und Schande wieder zurückziehen müssen. Die uns zur Verfügung stehenden Kräfte hätten nur einen mäßigen Widerstand ermöglicht."


Aus heutiger Sicht betrachtet:
Der größte Fehler, den die demokratischen West-Mächte damals machen konnten, Hitler nicht entgegenzutreten. Öffnete ihr Nichteinschreiten Hitler doch Tür und Tor in Bezug auf seine weitreichenden Expansionsbestrebungen.

Es folgte Österreich, das Sudetenland, die Tschechei bevor es mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 zum Zweiten Weltkrieg kam.

1937

·  19. 1. Hermann Göring vereinbart mit Italien eine deutsche Beteiligung an der Rohstoffgewinnung in Abessinien (Äthiopien).

·  30. 1. Wegen der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Pazifisten Carl von Ossietzky wird allen Deutschen die Annahme eines Nobelpreises verboten.

·
  15. 4. Juden werden im Deutschen Reich nicht mehr zur Promotion zugelassen.
 

·  25. 6. Bei einer Verhaftungswelle gegen Mitglieder der Bekennenden Kirche wird auch Martin Niemöller inhaftiert.

·  Die Errichtung des Konzentrationslagers (KZ) in Buchenwald beginnt. Damit wird zugleich eine Neuorganisation der Lager in Deutschland in Angriff genommen.


·  18. 8. In Berlin beginnt die Aufstellung von Straßenbänken mit dem Vermerk "Nur für Arier".

·
  8. 11. Ein neues Gesetz verbietet Ausgebürgerten die Annahme von Erbschaften und Schenkungen.



Kulturnotizen:


·  26. 1. Die deutsche Presse wird angewiesen, keine Nachrichten über Thomas Mann zu veröffentlichen.

Der Bauhausgründer Walter Gropius erhält einen Lehrstuhl für Architektur an der Harvard-Universität.

·  8. 6. Uraufführung der "Carmina Burana" von Carl Orff in Frankfurt (Main).

·  3. 7. Der Philosoph Karl Jaspers wird aus seinen Lehrämtern an der Heidelberger Universität entlassen.

·
  11. 7. Im Alter von 38 Jahren stirbt der Komponist George Gershwin an den Folgen einer Gehirnoperation.


·  9. 7. In München wird die Propagandaausstellung "Entartete Kunst" eröffnet, auf der Werke von verfemten Künstlern gezeigt werden.

·  3. 9. Nach Angaben der Buchhändler hat in der Belletristik der Roman "Die Biene Maja und ihre Abenteuer" die höchste Auflage in diesem Jahr erreicht.
 

·  30. 9. Der Komponist Paul Hindemith legt sein Amt als Lehrer der Staatlichen Musikhochschule in Berlin wegen der ständigen Angriffe von Nationalsozialisten nieder.

·  16. 10. In Paris wird "Die Gewehre der Frau Carrar" von Bertolt Brecht uraufgeführt.

·
  8. 11. Goebbels eröffnet in München die Propagandaausstel-lung "Der ewige Jude".

AUSSERDEM:
 

·        Werner Bergengruen: Die drei Falken (Novelle)

·        Jean Giraudoux (1882-1944): Elektra (Tragödie)

·        Hans Grundig: Der Krieg (Radierung)

·        Ernest Hemingway (1899-1961): Haben und nicht
     haben (Roman)

·        Fred Raymond (1900-1954): Maske in Blau (Operette)

·        Anna Seghers: Die Rettung (Roman)

·        Detlef Sierck (1900-1987): La Habanera (Film)

·        Luis Trenker (1892-1900): Der Berg ruft (Film)
 

1938

‘Beitritt in das Deutsche Reich‘
am 13. März 1938 erklärt

Unter Dollfuss hatten die Österreicher bereits eine Diktatur, die aber keine Erfolge vorweisen konnte. Also dann lieber eine, die funktionierte, so vornehmlich die Meinung der Österreicher.

Heftige Opposition kam aus den Reihen der Kirchen - hier musste das Naziregime seine stärksten Widersacher erkennen.

Banden der Hitlerjugend verwüsteten das Erzbischöfliche Palais in Wien.

Die Polizei schritt nicht ein.

Der große Teil der Bevölkerung war auf der Seite der neuen Machthaber. Österreicher und Deutsche seien längst vereint - so die offizielle Auffassung im Jahr 1938.

Begeistert nahm die Bevölkerung Hitler bei der Fahrt nach Österreich in Braunau - seiner Geburtsstadt - auf. Unter dem Eindruck der Zustimmung zögerte Hitler nicht, den Anschluss seines Geburtslandes zu beschleunigen.

Noch am Abend des 13. Februar 1938 unterzeichnete er im Hotel Weinziger in Linz, wo er auch von der Bevölkerung mit „Sieg Heil! Sieg Heil!“ jubelnd empfangen wurde, das eiligst zusammengestellte ’Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich‘.

Mit dem Beitritt war Österreich zwangsläufig auch am Zweiten Weltkrieg beteiligt. Das Land entsandte Truppen nach Nord-Norwegen und auch auf den Balkan, in diesem Fall meinte man, die im neuen Teil des Reiches kennten sich - aufgrund der Erfahrungen in der seinerzeitigen habsburgischen Vielvölkermonarchie - besonders gut aus. Außerdem hätten die ‚neuen Österreicher‘ nun gute Gelegenheit, die Toten des Ersten Weltkrieges zu rächen.

Bis zuletzt hielt die größte Zahl der Österreicher zu Hitler.

Nach dem Krieg argumentierte der erste Regierungschef, Karl Renner, Österreich sei 1938 von den Nationalsozialisten okkupiert, sei verführt, sei vergewaltigt worden. Somit habe man für die Verbrechen des Großdeutschen Reiches nicht zu sühnen, man sei ja schließlich selber Opfer.

Kurz vor der Verkündung im Staatsvertrag von 1955, Österreich sei frei, war die Passage über Österreichs Mitschuld am Zweiten Weltkrieg aus der Präambel gestrichen worden.

1988 beschreibt Thomas Bernhard, in Anlehnung an die Ereignisse fünfzig Jahre vorher, als am 15. März 1938 Hitler eine Rede vom Balkon der Hofburg aus über die dicht sich drängenden und „Sieg Heil“ schreienden Menschen auf dem Heldenplatz hielt, den Tod der Frau Professor Schuster in der Wohnung des Herrn Professor Schuster in Wien.

Nach der Rückkehr aus der englischen Emigration ist die Familie Schuster wieder in Wien eingetroffen, der Herr Professor ist hier erneut als Wissenschaftler tätig.

Entnervt durch die unhaltbaren Zustände, unter denen er auch jetzt wieder als Jude in der Öffentlichkeit und als Privatmann zu leiden hat, springt er selbstmörderisch aus dem Fenster seiner Wohnung über dem Heldenplatz.

War es von außen die ungebrochene Hetze gegen ihn, litt er in seiner familiären Umgebung unter den Vorstellungen, derer sich seine Frau fortwährend ausgesetzt fühlte, als sie allein - ohne dass andere es vernehmen konnten - diese „Sieg Heil“-Rufe der Menschen auf dem Heldenplatz aus dem Jahr 1938 hören konnte, bis sie am Tag der Beisetzung des Herrn Professor Schuster unerwartet - während des Mittagessen - wieder allein die Attacken der Hitler-Beschwörungsrufe aus 1938 vernehmend, stirbt.

Anschluss Österreichs am 10. April 1938

Hitler brauchte zusätzlich eine Bestätigung für seine Anschlussbestrebungen, die am 15. März 1938 mit seiner Rede vom Balkon der Burg in Wien und der ‚lauthalsen‘ Zustimmung der Wiener schon seinen Abschluss gefunden hatten.

Am 10. April 1938 wurde eine Volksabstimmung in Deutschland und Österreich durchgeführt, die mit nahezu 100-prozentiger Zustimmung für den Zusammenschluss der Länder endete.

Das nun so genannte ’Großdeutsche Reich‘ führte die Bürger aus der Beklemmung eines verlorenen Weltkrieges zurück zu einer neuen Selbstverständlichkeit.

Da war einer, der nach der Meinung vieler Bürger, den Makel abstreifte und etwas imaginäres Großes den verletzten, gedemütigten Menschen im Bereich des deutschsprachigen Raumes - außer der Schweiz natürlich - vermittelte.

Nun konnte man die Entwicklung im Großdeutschen Reich weiter betreiben wie man wollte.

Mussolini hatte dem Anschluss zugestimmt, den er 1933 nach der Machtübernahme abgelehnt hatte, er wollte kein starkes Deutschland und sah Österreich als Pufferstaat.
Göring hatte schon im April 1933 im Auftrage Hitlers mit dem ‘Duce‘ wegen des Anschlusses Österreichs verhandelt, aber keinen Erfolg erzielen können.

Als dann am 25. Juli 1934 die österreichische NSDAP gegen Dollfuß putschte, marschierten italienische Truppen am Brenner auf.
Hitler musste seine Aufständischen zurückrufen.

Im April 1935 schloss Mussolini einen Pakt mit Frankreich und Großbritannien, der die Eigenstaatlichkeit Österreichs garantierte.

Erst als er sich dann 1936 bei seinem Einmarsch - von Somalia und Eritrea kommend - nach Abessinien wagte, fielen Frankreich und England von ihm ab und er benötigte neue Verbündete, um seinen Gedanken an ein neues Römisches Reich rund um das Mittelmeer durchsetzen zu können.

Nun stimmte er dem Anschluss Österreichs zu, da er Hitler als Helfershelfer brauchte.

Verordnung über die Anmeldung jüdischen Vermögens vom 26. April 1938

Um die Bevölkerung noch stärker zu kontrollieren, wird per Verordnung - veröffentlicht im Reichsgesetzblatt I, 1938, Seite 414 - festgelegt, dass Juden in Deutschland ihre in- und ausländischen Vermögenswerte anzumelden haben.

In der Besprechung im April war bereits der Beschluss gefasst worden, 'die deutsche Wirtschaft zu arisieren, den Juden aus der Wirtschaft heraus und in das Schuldbuch hineinzubringen und auf die Rente zu setzen. […] Die Entschädigung wird im Schuldbuch vermerkt und zu einem bestimmten Prozentsatz verzinst. Davon hat er zu leben.'

Die 'Dritte Verordnung zum Reichsbürgergesetz' vom 14. Juni 1938 schrieb dann eine Registrierung aller jüdischen Gewerbebetriebe vor.

Die 'Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben' vom 12. November 1938 verfügte die Schließung dieser durch die Verordnung vom 14. Juni erfassten Gewerbebetriebe zum Jahresende, sofern nicht für ihre 'Überführung in nichtjüdischen Besitz' eine Fristverlängerung beantragt wurde.
Im Dezember 1938 folgte die 'Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens'.

Jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten wurde im Herbst 1938 durch Verordnungen zum Reichsbürgergesetz die Approbation oder Zulassung entzogen.

Es ging den Nazis darum, Vermögen über angeblich nicht erfüllte Steuerpflichten einzukassieren.

So wurde der Schauspielerin Elisabeth Bergner durch ihre Berliner Sekretärin in London - wohin sie schon im Herbst 1932 nach der Vorstellungsserie von Hauptmanns 'Gabriel Schillings Flucht' emigrierte, da man sie in Berlin nicht mehr haben wollte - mitgeteilt, dass ihr Haus in der Faradaystraße in Berlin-Dahlem wegen angeblich nicht gezahlter Steuern vollkommen überschuldet sei und konfisziert werde.

Das Gebäude mit dem gesamten Hausrat wurde unrechtmäßig beschlagnahmt und versteigert, nachdem Elisabeth Bergner das Angebot der Nazis nicht annahm, nach Deutschland zurückzukehren.
Man würde sie im Gegenzug für das Spielen in Berlin mit allen arischen Papieren ausstatten.
Eine weitere Offerte kam aus Wien, man wolle sie ans Burgtheater engagieren, wenn sie sich taufen ließe.

Elisabeth Bergner lehnte beide Angebote ab und so ging sie aller Werte verlustig - einige Dinge wie Bücher, Bilder, Silber - konnte die Sekretärin ersteigern, brachte sie nach Zürich und versandte sie nach London.


·  12. 1. Mit neuen Zulassungsordnungen werden jüdische Zahnärzte aus den Krankenkassen ausgeschlossen. Die Zulassung kann auch Dentisten entzogen werden, die keine "Gewähr rückhaltlosen Eintretens für den nationalsozialistischen Staat" bieten.
·  25. 1. Im Deutschen Reich werden neue Schutzhaftbestimmungen eingeführt: "Alle volks- und staatsfeindlichen Personen" können sofort inhaftiert und in Konzentrationslager (KZ) verbracht werden. Dies ermöglicht die willkürliche Verhaftung von Personen durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo).

·
  2. 3. Der oppositionelle Pfarrer und Führer der Bekennenden Kirche, Martin Niemöller, wird nach Verbüßung seiner Haftstrafe in ein KZ eingeliefert. Er ist Hitlers "persönlicher Gefangener".

·
  25. 7. Alle jüdischen Ärzte verlieren ihre Approbation und damit die Möglichkeit, weiter als zugelassene Ärzte zu arbeiten. Einigen wenigen bleibt lediglich die Versorgung jüdischer Patienten als "Krankenbehandler" gestattet.

·  1. 9. Italien verbietet die Neuansiedlung von Juden und ordnet die Ausweisung von nach 1918 eingewanderten Juden an. In der Folgezeit werden weitere antijüdische Gesetze erlassen.

·
  5. 10
. Die Pässe von deutschen Juden werden von nun an mit einem großen "J" gestempelt.

·  28. 10. Die deutsche Regierung schiebt 15.000 Juden ab. Vom NS-Regime als "polnischstämmig" bezeichnet, werden sie gewaltsam nach Polen abgeschoben. Es handelt sich um staatenlose Juden und um Juden mit deutscher Staatsangehörigkeit.

·  7. 11. In Paris verübt der 17jährige Herschel Grynszpan ein Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath und verletzt ihn schwer. Er reagiert damit auf die Ausweisung seiner Eltern aus Deutschland nach Polen.

·  9. 11. Ernst vom Rath erliegt seinen Verletzungen. Kampftruppen der Sturmabteilung (SA) und der SS veranstalten ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung in ganz Deutschland. Mit systematischen Misshandlungen und Morden werden Juden terrorisiert, über 25.000 werden in Konzentrationslager gebracht. Zahlreiche Synagogen, Friedhöfe und jüdische Geschäfte werden zerstört.
 

·  12. 11. Die Reichsregierung beschließt die vollständige Verdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben und weitere Beschränkungen ihres Alltagslebens. Außerdem werden sie zu einer sogenannten Entschädigungszahlung in Höhe von 1 Milliarde Reichsmark für die Judenpogrome drei Tage zuvor verurteilt.

·  3. 12. Polizeichef Heinrich Himmler entzieht allen Juden den Führerschein.

·  16. 12. Für die Geburt von vier Kindern erhalten Frauen ab sofort das Mutterkreuz.

·  22. 12. Dem Chemiker Otto Hahn gelingt in Berlin erstmals ein experimenteller Nachweis für die Kernspaltung.



Kulturnotizen:

·  1. 1. Den jüdischen Kulturvereinigungen wird der Status von Körperschaften öffentlichen Rechts aberkannt.

·  6. 1. In Berlin wird der Film "Der Berg ruft" mit Luis Trenker (1892-1990) uraufgeführt.

·  16. 3. Wegen des deutschen Einmarsches fliehen zahlreiche Künstler ins Exil, unter ihnen Carl Zuckmayer, Alfred Polgar (1873-1955) und Ödön von Horváth. Der Schriftsteller Egon Friedell begeht Selbstmord.

·  28. 4.
In Zürich wird die Oper "Mathis der Maler" von Paul Hindemith uraufgeführt.

·  4. 5. Der Publizist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky stirbt während seiner Gefangenschaft in einem Berliner Sanatorium.

·  1. 5. In Paris hat das Theaterstück "Furcht und Elend des Dritten Reiches" von Bertolt Brecht Premiere.

·  1. 6. In Paris wird der österreichische Dramatiker Ödön von Horváth von einem herabfallenden Ast auf den Champs-Elysées erschlagen.

·  3. 6. Im Alter von 82 Jahren verlässt der Psychologe Sigmund Freud Wien und emigriert nach London.

·  5. 9.
Mit der Ausbürgerungsliste Nr. 51 verlieren u.a. Erich Maria Remarque, Bruno Frank (1887-1945) und Willy Brandt ihre deutsche Staatsangehörigkeit.

 

AUSSERDEM

·  24. 10. Tod des Bildhauers Ernst Barlach in Rostock.

·        Jean Anouilh: Die Wilde (Drama)

·        Sergej Eisenstein (1898-1948): Alexander Newski'
     (Film)

·        Hans Fallada: Der eiserne Gustav (Roman)

·        Ödön von Horvath: Ein Kind unserer Zeit (Roman)

·        Käthe Kollwitz: Turm der Mütter (Skulptur)

·        Heinrich Mann: Die Vollendung des Königs Henri Quatre
     (Roman)

·        Jean-Paul Sartre: Der Ekel (Roman)

·        Jerome Siegel (1914-1996): Superman (Comic)

·        Richard Strauss: Daphne (Oper)

·        Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens (Roman)

1939

Krach im Hause Goebbels
ab 05. Januar 1939

Über das Jahresende 1938 / 1939 trat die Gesamtlage des Reiches für den Reichspropagandaminister etwas in den Hintergrund.

Im Dezember 1938 spielte man Magda Goebbels so genannte Protokolle der Gestapo zu, die Aussagen von Frauen enthielten, die sich durch Zudringlichkeiten des Dr. Goebbels belästigt fühlten.

Am Jahresende 1938 jammerte der, dass gerade die letzten zwei Wochen furchtbar gewesen seien.

Auch physisch setzen ihm die Vorgänge zu, dass Prof. Sauerbruch, den man zu dem wegen massiver Magenbeschwerden Bettlägrigen rief, ihn mit sich in die Charité nahm.
Dort hatte er Gelegenheit, sich mit Ärzten auszutauschen. Er bedauerte den intensiven Dienst, den die Mediziner zu absolvieren hätten.
Er selber hatte bei allen diesen engen Kontakten im Krankenhaus, keine Chance seine eigenen Probleme anzusprechen, geschweige denn, sie zu lösen, denn inzwischen machte das Gerede die Runde unter der Überschrift 'Der Bock von Babelsberg'.

Goebbels - klein, hässlich, hinkend - wohl aber sonst körperlich mit Macht im Gemächt ausgestattet, dass Damen hierauf, aber auch auf die Macht durch seine Position im Reich mit den Möglichkeiten der Einflussnahme in Film- und Theaterfragen wie auch die Nähe zum 'Führer' ungern verzichten wollten.

Magda war in den Anfängen der Verbindung als Magda Quandt nach dem Zerbrechen der Ehe mit dem Industriellen Günther Quandt als Sekretärin für die Gau-Geschäftsstelle Berlin der NSDAP mit der Verwaltung vertraulicher und geheimer Papiere verantwortlich gewesen.

Die Eheschließung von Goebbels mit Magda wurde unter großer Anteilnahme der Partei gefeiert, Hitler war Trauzeuge.
Trotz der sexuellen Möglichkeiten in dieser Ehe - sechs gemeinsame Kinder hatte das Paar zustande gebracht - war Goebbels immer 'auf der Pirsch'. Zu viele Frauen machten es ihm aber auch leicht, denn sie erhofften sich Fördermaßnahmen bei ihrem jeweiligen Karrieren.

Das Fass zum überlaufen brachte die Affäre der tschechischen Schauspielerin Lida Baarowa.

Laut Spiegel - http://www.spiegel.de/einestages/goebbels-und-die-frauen-a-946850.html

wurden die Gespräche Baarova / Goebbels aufgezeichnet, wovon ein einziges überliefert ist. Goebbels musste ein Schäferstündchen absagen - und säuselte ins Telefon: "Ich wäre jetzt lieber bei dir im Bett als auf dieser langweiligen Parteikundgebung."

In ihrer Not ging Magda Goebbels zu Emmy Göring und klagte ihr das Leid, war aber auch nicht zimperlich, sich eine Amoure mit dem Staatssekretär ihres Mannes Karl Hanke zu gönnen, der auch noch am 31. Dezember 1938 zum Rapport bei Goebbels erschien und ihm über die Diskussionen zwischen Speer und dem Berliner Oberbürgermeister Julius Lippert wegen der Zuständigkeiten in der Bebauung Berlins, berichtete.
 
Als die Angelegenheit mit der Baarova auch Hitler zu Ohren kam - Magda hatte ihn persönlich aufgesucht und informiert - forderte der das Ende der Geschichte, oder eben das Ende der Tätigkeit des Dr. Goebbels als Minister, falls Magda nicht davon abzubringen sei, sich scheiden zu lassen.

Noch einmal erschien Magda vor Weihnachten 1938 bei Hitler, der dann Goebbels auf den Obersalzberg einlud, um die Sache zu besprechen.

Dort traf Goebbels am 5. Januar 1938 ein.
Hitler stellte das Haus Bechstein zur Verfügung und führte längere Gespräche mit ihm, machte aber deutlich, wenn Magda dabei bleibe, sich scheiden zu lassen, habe er seine Position in der Reichsregierung verwirkt.
Beides - Freizügigkeit im Eheleben und Ministeramt - könne er nicht haben.

So musste er letztlich dann doch nachgeben, wollte er nicht beruflich und gesellschaftlich ins Bodenlose stürzen.

Magda diktierte ihm dann später - am 22. Januar 1939 - nach einem Machtwort von Hitler einen neuen Ehevertrag, den Goebbels ohne Widerspruch unterschrieb.

http://www.spiegel.de/einestages/vergessene-orte-a-949323.html
 

1. April 1939 - Rückblick

Chamberlain, der meinte im Herbst 1938 mit dem Münchener Abkommen einen Krieg zwischen England, Frankreich und Deutschland vermieden zu haben, musste im Frühjahr 1939 aber einsehen, dass auf Hitler kein Verlass war.
Der hatte gerade die Rest-Tschechei überrannt, obwohl er ausgeführt hatte, bekäme er das Sudetenland zurück, erhöbe er keinerlei territoriale Ansprüche mehr.
Eine warnende Rede hielt Chamberlain am 17. März 1939 in Birmingham.
Goebbels spottete am 18. März 1939, das sei nur Theaterdonner, was wollten denn diese Demokraten noch, außer protestieren.
"Das ist nur hysterisches Geschrei post festum, das uns ganz kalt lässt."

Am 18. März 1939 aber überreichten England und Frankreich in Berlin Protestnoten. Es gab die Abberufung der jeweiligen Botschafter.

Am 31. März 1939 hatte Chamberlain in einer Rede vor dem Unterhaus in London Polens Unabhängigkeit - auch im Namen Frankreichs - garantiert.

Sollte Deutschland wagen, sein Gebiet gewaltsam nach Osten zu erweitern, müsse es mit Konsequenzen rechnen.

England sah dies als letztes Warnsignal, um Hitler von weiteren kriegerischen Schritten abzuhalten und an den Verhandlungstisch zurückkehren zu lassen, damit Deutschland in eine allgemeine Friedensordnung eingebunden werden könne.

England hatte allen Grund zur ernsthaften Mahnung.

Gerade in der Woche davor - am 22. März 1939 - hatte Litauen auf Druck Nazi-Deutschlands das Memelgebiet abgetreten.

Goebels notierte am gleichen Tag:
"In Memel und im ganzen Reich gehen die Fahnen hoch. Unser Volk ist von einer überschäumenden Freude und einem herrischen Stolz erfüllt."

Vorausgegangen war Hitlers Auftritt am 15. März 1939 auf dem Prager Hradschin, bei dem er verkündete, dass die Tschechoslowakei nicht mehr existiere und stattdessen das Protektorat Böhmen und Mähren eingerichtet worden sei.

 

 

Zitat

Das Münchner Abkommen (offizielle Bezeichnung: Abkommen zwischen Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien, getroffen in München am 29. September 1938) wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 vom deutschen Reichskanzler Adolf Hitler, dem britischen Premierminister Neville Chamberlain, dem französischen Ministerpräsidenten Édouard Daladier und dem italienischen Regierungschef Benito Mussolini geschlossen. Die Tschechoslowakei und die mit ihr verbündete Sowjetunion waren zu der Konferenz nicht eingeladen. Das Abkommen bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten und binnen zehn Tagen räumen musste. Der Einmarsch der Wehrmacht begann am 1. Oktober 1938.

Mit dem Münchner Abkommen wurde die Sudetenkrise beendet. Hitler hatte den Konflikt um die Autonomie der Sudetendeutschen gezielt zu einem internationalen Konflikt eskaliert, bei dem es ihm gemäß seinem in der Hoßbach-Niederschrift entfalteten Plan um die Isolierung und letztlich Zerschlagung der Tschechoslowakei ging. Das Münchner Abkommen gilt als Höhepunkt der britisch-französischen Appeasement-Politik. Der Krieg in Eur
opa, den Hitler hatte provozieren wollen, wurde verhindert. Großbritannien und Frankreich hatten der tschechoslowakischen Regierung bereits am 21. September 1938 klargemacht, dass sie im Falle einer Ablehnung der deutschen Forderungen keinen Beistand zu erwarten hätte. Um einen Krieg zu vermeiden, in welchem sie allein gegen Deutschland gestanden hätte, akzeptierte die Tschechoslowakei die Bedingungen des Abkommens. Aufgrund der Umstände wird das Abkommen auch als Diktat von München bezeichnet.

Obwohl das Münchner Abkommen als großer außenpolitischer Erfolg des nationalsozialistischen Deutschlands erschien, war Hitler unzufrieden, weil er eigentlich die ganze Tschechoslowakei hatte erobern wollen. Er forcierte in der Folge die
militärisch-strategischen und operativen Planungen und ließ am 15./16. März 1939 unter Bruch des Münchner Abkommens die sogenannte „Rest-Tschechei“ besetzen.

Zitatende

Quelle: Wikipedia
 


Die deutsche Bevölkerung war anfangs beunruhigt, da das Münchener Abkommen als Friedenssicherung in Frage gestellt wurde. Als aber der Coup gelang, jubelte es dem 'Führer' zu.

Dessen Rückkehr von Prag wurde auf dem 19. März 1939 gelegt.
 

 

Zitat

Ganz Berlin trotz des tollen Wetters auf den Beinen. Göring teilt schon die Slowakei auf. Er ist prachtvoll.
Es ist unbeschreiblich. Wir sind alle aufs Tiefste ergriffen. Göring spricht. Mit Tränen in den Augen. Dann Einfahrt nach Berlin. Das alles ist grandios und noch nie dagewesen. Millionen auf den Beinen. Licht, Scheinwerfer, Feuerwerk. Und dazu diese unübersehbaren Menschenmassen. Wilhelmplatz überfüllt. Vom Balkon aus ein bezauberndes Bild.

Zitatende

Quelle: Goebbels Tagebuch - 19. März 1939
 

 

Am 1. April 1939 wies Hitler dann bei einer Massenkundgebung anlässlich der Taufe des Schlachtschiffes 'Tirpitz' in Wilhelmshaven alle Vorwürfe Chamberlains vom 31. März 1939 zurück. 
Goebbels spottete:
"England auf dem Tugendpfad. Es ist zum Brüllen. Der Führer gibt ihm in seiner Rede in Wilhelmshaven eine sehr schneidende Antwort. Drohung mit Kündigung des Flottenvertrages, Das zieht bei den Herren Engländern am meisten."

Am 1. September 1939 begann Hitler den Überfall Polens, am 3. September 1939 erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg.
Mit Propaganda, Gewalt und Erpressung hatte er in der Vergangenheit erreicht, dass
 

 1934

beim Röhm-Putsch mehr als 100 ermordet wurden und Hitler die SA für die Zukunft ausschalten konnte;

 1935

das Saarland ins 'Reich' zurückkehren konnte;

 1936

Franco bei der Besetzung Spaniens unterstützt wurde;

 

dass Hitler am 7. März 1936 in das entmilitarisierte Rheinland - ohne auf Widerstand zu stoßen - einmarschieren konnte;
die olympischen Spiele in einer pseudofriedlichen Atmosphäre veranstaltet wurden;

 1937

die nordspanische Kleinstadt Guernica vernichtet wurde;

 1938

der Anschluss Österreichs gelang;

 1939

die Rest-Tschechei besetzt wurde und ihn die Warnungen England und Frankreichs nicht davon abhielten, Polen bis zum 6. Oktober 1939 zu besiegen.

20. April 1939 -
Rückblick auf des 'Führers' fünfzigsten Geburtstag


Gusseiserne Adler thronten, den Siegeskranz in den Krallen, auf mächtigen Säulen beiderseits der 'Ost-West-Achse' - heute die Heerstraße über die Straße des 17. Juni  bis zum Brandenburger Tor - die erste von Speer gebaute große Veränderung, die später eine der Transversalen von 'Germania' bilden sollte.
Auf ihr fand die Truppenparade anlässlich des Geburtstags von Adolf Hitler statt, der am 20. April 1889 in Braunau am Inn geboren wurde.

Der Vorbeimarsch dauerte fünf Stunden, zeigte die technisch hervorragend ausgestatteten Truppenverbände und diente hauptsächlich der Einschüchterung der ausländischen Vertreter, aber auch dazu, das Selbstbewusstsein der Bevölkerung in Deutschland zu stärken.

Wer am Original nicht teilhaben konnte, wurde durch die Wochenschau mit den Ereignissen vertraut gemacht.

Goebbels ließ einen Film herstellen, um die 'Atmosphäre von Disziplin und geballter Kraft' einzufangen und den 'Führer' als Staatsmann zu zeigen, der über die stärkste Wehrmacht der Welt verfügte, die ihm,  als dem späteren Feldherrn, zur Verfügung stand.

Aus 9.000 Metern Rohmaterial wurde nur ein Zwanzigstel für die endgültige Wochenschau verwendet.

Als die Parade die Siegessäule am Großen Stern passierte, registrierte Goebbels gleißendes Sonnenlicht, das Monument beleuchtend. Er sah es für sich als wunderbares Vorzeichen, verdrängte dabei aber die Sorge um die Zukunft.

Die Reaktionen aus dem Ausland auf dieses martialische Schauspiel der Waffenparade seien enorm gewesen, doch ein vertraulicher Bericht aus Paris zeigte, wie sehr man beim westlichen Nachbarn mit Krieg rechnete.

Weniger als fünf Monate später - am 3. September 1939 - erklärten London und Paris den Eintritt in den Krieg gegen das Deutsche Reich.

Am 1. September 1939  
als alles Elend für die Welt begann.

Am 21. August 1939 war der Nichtangriffspakt Deutschland - Sowjetunion ratifiziert worden - nach Meinung von Goebbels waren London und Paris fassungslos über Hitlers genialen Schachzug, Stalin auf diese Weise und zu diesem Zeitpunkt auf zehn Jahre ruhig zu halten, indem er Moskau bei einer Teilung Polens zunächst den Osten des Landes wie auch die baltischen Staaten anbot.
Der übrige Osten Europas werde dann zwischen Berlin und Moskau aufgeteilt.

Polens Lage sei verzweifelt, man werde angreifen bei der ersten Gelegenheit - vorgesehen war der Überfall schon für die Nacht vom 25. auf den 26. August 1939 - der polnische Staat müsse zerschlagen werden wie schon der tschechische im Frühjahr 1939.
Dies werde nicht schwierig sein, aber schwerwiegender sei die Frage, inwieweit sich der Westen engagieren werde.

Italien sei nicht begeistert von der Situation, in die es hineingezogen werden könnte, aber es bliebe ihm keine andere Wahl als mitzumachen. Hier irrte man im Deutschen Reich, denn am 25. August abends traf der italienische Botschafter Atolico in der Reichkanzlei ein und überbrachte die Botschaft Mussolinis, der zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht mitmachen wollte - man habe immer für Zeit nach 1942 gesprochen, jetzt sei man auf einen zu erwartenden Krieg mit den Westmächten nicht eingestellt.
So musste Hitler den für die Nacht vorgesehenen Waffengang ablasen und sich entschließen, alleine vorzugehen, nun eben ein paar Tage später.

Am Mittag des 31. August 1939 erteilte dann Hitler den Befehl zum Angriff auf Polen für die kommende Nacht.

Am Morgen des ersten Tages im September des Jahres 1939 hielt Hitler eine Rede im Reichstag, anlässlich derer er mitteilte, dass nun seit 5.45 Uhr zurückgeschossen werde.

Mit dem 'Zurückschießen' meinte er das Zurückschlagen eines Überfalls polnischer Staatsangehöriger - in Wirklichkeit waren es verkleidete deutsche SS-Angehörige - auf den Sender Gleiwitz, einer regionalen Verstärkerstation des Senders Breslau.

Der Funkturm aus Lärchenholz steht heute noch am gleichen Ort und dient jetzt dem Mobilfunk.

Im Parlament verkündete Hitler am 1. September 1939, dass er an einer Veränderung der deutschen Westgrenze nicht interessiert sei - damit glaubte er ein Zeichen nach Frankreich und England senden zu können.

Im Gegensatz zu den Vorstellungen von Goebbels, dass diese Worte Hitlers 'Brücken für London und Paris' bedeuteten, kamen die Botschafter beider Länder noch am Abend des 1. September 1939 zu Ribbentropp und teilten mit, dass sie ihren Verpflichtungen gegenüber Polen nachkommen werden.

Nach Goebbels könne zu dem Zeitpunkt niemand sagen wie England sich endlich verhalten werde.

Hitler spielte wieder einmal Vabanque, als er meinte, England werde schon nicht eingreifen - schließlich hätten die Westmächte nichts bei der Wiederbewaffnung des Rheinlandes unternommen, gegen die Einverleibung Österreichs nicht interveniert, die Okkupation des Sudetenlandes wie auch die der Tschechei hingenommen.

Doch am 3. September 1939 erklärte England dem Deutschen Reich den Krieg und Frankreich folgte einige Stunden später.

Verhandlungen mit Großbritannien
am 06. Oktober 1939


Zwei Tage nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 erklärten Großbritannien und die Commonwealthstaaten Deutschland den Krieg.

Russland profitierte vom Nichtangriffspakt mit Nazi-Deutschland aus dem August 1939 und der nun erfolgten  Attacke aus Westen, konnte so von Osten in das Nachbarland Polen eindringen.

Hitler versuchte, Chamberlain für ein Friedensabkommen zu bewegen, damit für Deutschland den europäischen Kontinent zu beanspruchen und England als Seemacht anzuerkennen. Er wollte sich frei nach Osten ausdehnen können, ohne Sorge zu haben, von Westen angegriffen zu werden.

Deutlich machte Hitler in seiner Rede im Reichstag vom 6. Oktober 1939, wie er sich die Ausgestaltung der Region vorstellte.

 

Zitat
Die Ziele und Aufgaben, die sich aus dem Zerfall des polnischen Staates ergeben, sind dabei, soweit es sich um die deutsche Interessensphäre handelt, etwa folgende:

- Die Herstellung einer Reichsgrenze, die den historischen,
  ethnographischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten
  gerecht wird.
- Die Befriedung des gesamten Gebietes im Sinne der
  Herstellung einer tragbaren Ruhe und Ordnung.
- Die absolute Gewährleistung der Sicherheit nicht nur des
  Reichsgebietes, sondern der gesamten Interessenzone.
- Die Neuordnung, der Neuaufbau des wirtschaftlichen Lebens,
  des Verkehrs und damit aber auch der kulturellen und
  zivilisatorischen Entwicklung.

Als wichtigste Aufgabe aber: eine neue Ordnung der ethnographischen Verhältnisse, das heißt, eine Umsiedlung der Nationalitäten, so, daß sich am Abschluß der Entwicklung bessere Trennungslinien ergeben, als es heute der Fall ist.
Zitatende

Quelle: (Friedrich Ebert Stiftung)
 

In einem Artikel in der Londoner Times hatte der politisch einflusslose Lloyd George der britischen Regierung dagegen empfohlen, auf Hitlers Vorschläge einzugehen.
Goebbels missinterpretierte dies als Londoner Meinungsäußerung, der er gerne glauben wollte, befürchtete er doch eine Ausweitung des Krieges von der westlichen Seite.

Die Rede Hitlers mit den darin eingebetteten Vorschlägen zum Friedenserhalt vom 6. Oktober 1939 verhallte ohne Wirkung.
Die Briten gingen nicht auf die Vorschläge ein.

Hatte doch Chamberlain von Hitler im Rahmen der Sudetenland-Krise gehört, Deutschland werde keine weiteren territorialen Ansprüche geltend machen.
Er war gewarnt und es war ihm klar, dass Hitler sein Wort wieder nicht halten würde.

Hinzu kam, dass Churchill ein vehementer Gegner jeder Art von Entgegenkommen gegen den NS-Staat war.

Das später folgende 'Unternehmen Barbarossa', der Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, bestätigte dann ihre Vorbehalte aus dem Jahr 1939.

Jahreswechsel 1939 - 1940

Der Krieg begann am 1. September 1939 - der Überfall auf Polen fand ab 4.45 Uhr statt.

Am 3. September 1939 erklärten - erst England, dann Stunden später, Frankreich - dem Deutschen Reich - mit Hinweis auf die Bündnisverpflichtungen gegenüber Polen - den Krieg.
Dies kam für die Reichsregierung völlig überraschend, denn man war der Meinung, wie schon 1936 bei der Besetzung des Rheinlandes durch Nazi-Truppen, würden England und Frankreich stillhalten.

 

Zitat
Wieder einmal hatte Hitler mit seiner Politik der Ausnutzung von Differenzen unter den Westmächten, der Kombination aus friedliebender Rhetorik und aggressiven Maßnahmen Erfolg gehabt.

Im Deutschen Reich bedeutete die Maßnahme einen enormen Prestigegewinn für Hitler und bestärkte ihn in der Annahme, die Staaten Europas würden seine Expansionspolitik zumindest tolerieren.
Zitatende

Quelle: DHM
 

Am 3. September 1939 startete in Huntingdonshire eine Blenheim Mk. IV der RAF zum Flug auf die deutsche Bucht, um Ziele auszumachen.

Man entdeckte mehrere schwere Kriegsschiffe, die weit genug von Wilhelmshaven lagen, die ohne Zivilpersonen zu treffen, bombardiert werden konnten.

Da diese Meldung sehr verstümmelt an der Homebase eintraf, konnte von England aus an dem Tag nichts mehr Kriegseinwirkendes unternommen werden.

In den folgenden Monaten wurde hauptsächlich Propagandamaterial abgeworfen, um die deutsche Bevölkerung zu warnen.

Am 18. Dezember 1939 flogen Wellington-Bomber über die deutsche Bucht. Diesmal sollten Sprengsätze abgeworfen werden, um jedes deutsche Schiff in der Wesermündung und im Jadebusen zu treffen und zu versenken.

Der Anflug wurde von deutschen Funkmessgeräten entdeckt - die britischen Flugzeuge über Helgoland von der deutschen Flak und Jägern attackiert.

Um 15 Uhr flogen die Briten wieder außerhalb der deutschen Reichweite. Die Belege liegen in ihren Zahlenangaben weit auseinander.

England sprach von 15 verlorenen Flugzeugen, Deutschland von 34 auf britischer Seite.

Diese Luftschlacht wurde von England als schwierigstes Luftkriegsereignis angesehen.

Danach verlegten die Engländer ihre Flüge in die Nacht, wo sie nur mit sehr aufwändigem Nachtflugmelde- und leitsystem von den Deutschen erkannt werden konnten

Während der bis in das Frühjahr 1940 stattfindenden Flugblattaktionen konnte keines der britischen Flugzeuge abgeschossen werden, ein Zeichen für die schwach ausgerüstete deutsche Luftwaffe.

Das Jahr 1940 beginnt für Deutschland aus meteorologischer Sicht mit einer starken Kälteperiode.
Die Lande sind tief verschneit, die Temperaturen liegen 5 bis 10 Grad unter dem bis dahin gemessenen Mittelwerten.
Der Herbst 1939 hatte dem Westen schon große Mengen von Niederschlägen gebracht, so dass der 'Plan Gelb' - der Überfall auf Belgien, Luxemburg, Niederlande - immer wieder verschoben werden musste, wollte die deutsche Wehrmacht nicht im Schlamm versinken.
Es folgte zum Jahreswechsel 1939/1940 eine seit 100 Jahren nicht mehr festgestellte und protokollierte Kälteperiode mit Minustemperaturen in Norddeutschland bis weit unter 20 Grad.
Die Versorgung der Menschen konnte nicht mehr als einfach eingeschätzt werden, denn die Kohlelieferungen wurden durch verschneite Bahnlinien erschwert.
In Berlin gingen die Briketts aus.
Jeder Tag mit Tauwetter wurde als entspannend empfunden und entsprechend auch von der Reichsleitung begrüßt.
Feierte man den Jahreswechsel 39/40 noch einigermaßen sorgenfrei - Polen war ja im Handstreich genommen worden - sah man jetzt den Krieg kommen.
Man fluchte:
'Gott strafe England' und wünschte:
 Gott gebe uns den Sieg! Den großen Sieg!
 Dafür wollen wir arbeiten und kämpfen.
'

Kulturnotizen

·  14. 1. Der Presse wird mitgeteilt, dass Hitler nur noch als "Führer" statt als "Führer und Reichskanzler" zu bezeichnen sei.

·  2. 3.
Im Vatikan wird Kardinal Eugenio Pacelli, der den Namen Pius XII. annimmt, zum neuen Papst gewählt.

·  20. 3. In Berlin werden Tausende von Kunstwerken als "entartet" verbrannt.

·  22. 5. Der emigrierte Schriftsteller Ernst Toller begeht in New York Selbstmord.

·  21. 6. Im "Protektorat Böhmen und Mähren" wird mit einer "Verordnung über die Entjudung der Wirtschaft" die Verfolgung von Juden vorangetrieben.

·
  23. 9. Tod des Psychologen Sigmund Freud im Londoner Exil.

·  29. 11. Tod des sozialdemokratischen Politikers Philipp Scheidemann im Exil in Kopenhagen.


A
USSERDEM

·        John Ford (1895-1973): Höllenfahrt nach Santa Fé
     (Film)

·        Jean Giraudoux (1882-1944): Undine (Drama)

·        Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen (Roman)

·        Ernst Lubitsch: Ninotschka (Film)

·        Klaus Mann: Der Vulkan (Roman)

·        Jean Renoir (1894-1979): Die Spielregel (Film)

·        Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944): Wind, Sand
     und Sterne (Erzählungen)

·        John Steinbeck (1902-1968): Früchte des Zorns
     (Roman)

·        Franz Werfel (1890-1945): Der veruntreute Himmel
     (Roman)

1940

Vorbereitung 'Weserübung' - 05. April 1940 


Schon im November 1939 war man sich bei der deutschen Heeresleitung einig - am 26. März 1940 entschloss sich auch Hitler dazu - die für die deutsche Kriegsführung wichtigen Küsten Norwegens eiligst zu sichern.

Er musste einer britischen Invasion zuvorkommen, die am 28. März 1940 von den Alliierten beschlossen worden war.
Danach wollten die Engländer die Küsten Norwegens mit ihren Buchten und Fjorden, nachdem ihre Schiffe die britischen Häfen erst ab 8. April 1940 verlassen konnten, schnellstmöglich zu verminen.

Jedoch kam Hitler den Westmächten mit seiner vorgezogenen Aktion zuvor, so dass die sich anschließende
'Weserübung' erfolgreich durchgeführt werden konnte, was die Machtübernahme in Norwegen und Dänemark bedeutete.

Deutsche Truppen überschritten die Grenze nach Norden. Widerstand leistete die dänische Armee nur stellenweise.


Goebbels bezeichnete den Überfall als eine 'Inschutzmaßnahme Skandinaviens' und gab die Parole aus, diese Blitzaktion, mit der man den Engländern zuvorgekommen sei, müsse als 'die tollkühnste, verwegendste Operation im modernen Krieg angesehen werden, die alle Gesetze der Strategie auf den Kopf stellte.'

08. April 1940 - 'Germanisches Reich'

Die Vorbereitung der 'Weserübung' gelang.

Norwegen und Dänemark wurden regelrecht überrannt. England, das die Küsten und Fjorde Norwegens noch verminen wollte, war zu spät aus den seinen Häfen ausgelaufen, um noch etwas bewerkstelligen zu können.
Goebbels argumentierte vor der Öffentlichkeit:
'Schutz für Kopenhagen und Oslo.'

Die Aktion werde einmal als tollkünste Frechheit in die Geschichte eingehen, wenn man bedenkt wie man ein KDF-Schiff in den Hafen von Kopenhagen einlaufen lässt, dem dann ein Bataillon Soldaten entsteigen.

Der Führer ist begeistert über den gelungenen Coup.

Er argumentiert: Am Ende des Krieges 1870 habe das 'Deutsche Reich' gestanden, am Ende dieses Krieges werde das 'Germanische Reich' stehen.
Damit sei dann die geschichtliche Aufgabe im Großen erfüllt.

Mussolini drückt seine Bewunderung aus, nur so könne man einen Krieg gewinnen - er selber hatte ja Probleme in Abessinien.

In Oslo tritt die Regierung zurück.

England greift mit einer Flotteneinheit an, Nazi-Deutschland bombardiert sie und versenkt einen britischen Kreuzer.

Die USA gehen auf Distanz und beteiligen sich nicht.

Uraufführung 'Cavour' am 10. Mai 1940 

Schon einmal hatte man sich als Dramatikerpaar zusammengefunden: Benito Mussolini und Giovacchino Forzano. Sie schrieben ein Stück über Napoleons Ende das unter dem Titel - 'Hundert Tage' - in Weimar in Anwesenheit Hitlers uraufgeführt und das dann am 27. September 1941 erstmals in München gezeigt wurde.

Franz Ulbrich brachte das Werk dann als neuer Intendant des Staatstheaters am 15. Februar 1934 in Berlin in eigener Inszenierung.
Werner Krauß spielte Napoleon, Gustaf Gründgens Fouché, Bernhard Minetti den Real - außerdem dabei: Lothar Müthel
, Friedrich Kayssler.

Aufbauend auf dem Erfolg der 'Hundert Tage' machte sich das Paar Mussolini / Forzano wieder an ein Bühnenstück.
Diesmal sollte es sich um Camillo Benso Graf von Cavour, den italienischen Staatsmann handeln.

Nun war Berlin ausersehen, dieses Propagandastück als erstes Theater auf die Bühne zu bringen.
Man zierte sich im Hause Gründgens, aber der politische Druck war zu groß, so musste in weniger als vier Wochen die Produktion stehen.

Gründgens wollte dann selber in eigener Regie den ersten Ministerpräsidenten des neuen Königreiches Italien spielen - aber wie sollte er dem Publikum präsentiert werden?

Man entschied sich dann doch wieder für Werner Krauß, der auch hier wieder den Erfolg des Stückes mit seinem einmaligen schauspielerischen Talent garantieren konnte.

Neben ihm standen auf der Bühne:
Paul Hartmann - Victor Emanuel II.
Aribert Wäscher - Napoleon III.
Pamela Wedekind - Kaiserin Eugenie
Bernhard Minetti – Walewsky

Goebbels merkte man während der Vorstellung am 9. Mai 1940 an, dass ihm das Staatstheater nicht unterstand, dass er Göring als Hausherr den Sieg überlassen musste - die Aufführung sei gut, besonders Krauß als Cavour, aber der Reichspropagandaminister nörgelte, der erste Teil habe einige Höhepunkte, der zweite Teil sei zusammengestoppelt, man käme nicht zum Schluss, aber zu der Erkenntnis - der 'Duce' könne besser Geschichte machen, als über Geschichte schreiben.

Hitler war zu dieser deutschen Erstaufführung nicht erschienen, war auch nicht bei der anschließenden Premierenfeier im 'Haus der Flieger'.
Gegen 17 Uhr hatte er seinen Sonderzug bestiegen und war vom Norden Berlins in die Eifel ins sogenannte 'Felsennest' gefahren, dem Hauptquartier, von dem er die Westoffensive leitete.

Belgien kapituliert am 30. Mai 1940 

König Leopold hatte sich durchgesetzt und kapituliert.
Die Regierung in Brüssel wollte weiter kämpfen.

Er wurde in ein belgisches Schloss gebracht, war so geschützt vor den eigenen Untertanen.

Brügge, Thourront, Orchies, Douai, La Bassée und Meville in deutscher Hand - der Kessel wird immer enger.
Die Vernichtung der eingeschlossenen Truppen ist keine Schwierigkeit mehr.

England greift mit Einflügen in das 'Reich' ein, bombardiert westdeutsche Städte.

Italien zögert noch, in den Krieg einzugreifen.

Da deutsche Fliegeroffiziere in französischer Gefangenschaft schlecht behandelt werden, will Göring einen Erlass herausgeben, die Behandlung von  Franzosen in deutscher Gefangenschaft betreffend.


Man werde keine Rücksicht mehr nehmen - Hitler bearbeitet den Erlass im Wortlauf selber, so dass er dann seine Wirkung zeigen kann.

Etwa 1,6 Millionen der im Rahmen der deutschen Westoffensive 1940 gefangengenommenen französischen Soldaten mussten entlohnte Arbeitseinsätze im Deutschen Reich leisten.

Fehlplanung - 14. August 1940

In großem Umfang flogen die Engländer Angriffe auf das Reichsgebiet.
Das Wetter war gut, man hielt sich trotzdem seitens der deutschen Luftwaffe noch zurück - aber „der Führer kann jeden Augenblick das Signal zum Angriff geben.“

Tags darauf wieder: 'Das Wetter gut. Der Führer kann jeden Augenblick den ersten Großeinsatz gegen England befehlen.'
Dann doch.
Am 13. August 1940 beginnt ein Großangriff gegen England. '2.000 Flugzeuge morgens unterwegs, Nachmittags um 17 Uhr nochmals Großattacke auf Südengland mit 4.000 Maschinen schwere Bomben von 1.000 Kg.'
'Das wird schon hinhauen' - vermerkte Goebbels am 13. August 1940 in seinem Tagebuch.

Er machte sich selbst etwas vor, denn dieser 'Adlertag' war eine Ausnahme bezüglich der Vorbereitung einer Invasion der Britischen Inseln.
Nur mit der Lufthoheit über dem Land war ein Übersetzen von Bodentruppen überhaupt denkbar.
Davon war man aber weit entfernt.
Zwar hatte man eine Zielkartei erflogen, mehr war aber nicht erfolgt. Die Vernichtung der Royal Air Force verlangte aber mehr als nur einzelne Gebiete für die Bombardierung auszuweisen.

Für die Eingrenzung der Möglichkeiten der britischen Luftwaffe benötigten man starke Jagdverbände mit Reichweiten, die ganz Südengland mit London abdeckten.
Ohne diese Jagdflugzeuge, die sich lange genug über dem Feindgebiet aufhalten konnten, bis der Gegner am Boden oder in der Luft vernichtet war, konnten Kampfflugzeuge am Tag nichts ausrichten.
Ohne Jagdschutz durch Jagdflugzeuge waren Kampfflugzeuge - auch in engem Verbund geflogen - den britischen Jägern hoffnungslos ausgeliefert.
Also war klar, dass deutsche Jagflugzeuge die eigenen Bomber nicht schützen und auch nicht die feindlichen Jäger abschießen konnten.

Die Me 109 war in ihren Möglichkeiten so eingeschränkt, dass sie nur unter günstigsten Bedingungen einen Kampf von wenigen Minuten über London ausführen konnte.
Klappte darüber hinaus das Zusammentreffen der Jäger und Bomber nicht minutengenau über dem Zielgebiet, war der Angriff fehlgeschlagen.

England hatte bereits ein funktionstüchtiges Radarsystem, mit dem es die anfliegenden deutschen Jäger und Bomber orten und so die eigenen Jäger rechtzeitig in das betreffende Gebiet beordern konnte.

Es ist heute nahezu unverständlich, dass die Reichsregierung sich auf das Wagnis England in dieser Form überhaupt einlassen konnte, wusste man doch über die Schwächen der deutschen Flugzeuge in Bezug auf Reichweite und Zuladung.

Hitler musste zwangsläufig einsehen, dass eine Invasion und Niederringung Englands zu dem Zeitpunkt - Mitte 1940 - nicht möglich war und er das 'Unternehmen Seelöwe' am 15. Oktober 1940 auf das Frühjahr 1941 verschob.

Damit geriet er aber in Kollision zu dem von ihm selbst aufgestellten Zeitpunkt des Angriffs auf Russland, den er am 31. Juni 1940 für das Frühjahr 1941 mit einem etwa fünfmonatigen Vernichtungsfeldzug befehligte.

So war bereits Mitte 1940 klar, dass sich ein Zweifrontenkrieg nicht mehr vermeiden ließ.

Machtanwendung - 16. August 1940 

England griff das Reich aus der Luft an.

Die Spitfires bombardierten Konzentrationslager - 'das sollen sie nur tun', meinte Goebbels.
Wer dort sitzt, sei doch nur Ausschuss.
Die Justiz würde damit niemals fertig.

Der Führer wolle kriminelle Elemente später einmal auf eine Insel deportieren. Dort sollten sie einen Staat der Gesetzlosigkeit aufbauen.

Im Reich wolle man sie unschädlich machen, die Todesstrafe müsse man gerade im Kriege verschärft anwenden, damit die asozialen Elemente nicht eventuell für spätere Revolutionen konserviert werden.
Deshalb müsse man sie ausrotten, damit sie nicht den Staat, gerade die großen Städte, bedrohten.
Sie könnten sonst die Autorität des Staates entwerten oder erschüttern, dann wäre der Anarchie Tür und Tor geöffnet.

Warum der Staat mit aller Macht eingreifen müsse, ergebe sich aus der Tatsache, dass die Justiz - als unfähig, anschauungs- und verantwortungslos eingestuft - mit diesen Fragen fertig zu werden, nicht in der Lage sei.
Hierzu reiche es nur in ruhigen und konsolidierten Zeiten.
In Kriegen oder in Revolutionszeiten schaffe man sie besser ab.

Man urteile da eher nach Notwendigkeiten und nicht nach formalen Gesetzen.

Madagaskar - 21. August 1940 

'Die Juden wollen wir später nach Madagaskar verfrachten. Dort können sie ihren eigenen Staat aufbauen'
 - meinte Goebbels.
 
Der Gedanke, Juden auf einer abgelegenen Insel zusammenzufassen, geht auf die preußische Konservative Partei mit Paul Anton de Lagarde zurück, der 1885 vorschlug die osteuropäischen Juden nach Madagaskar zu deportieren.
 
 Dann verfolgte die antisemitischen Organisation The Britons, 1919 mit Arnold Leese, Egon van Winghene den Gedanken:
 

 

Zitat
„… Es muss ein nationales Zuhause für die Juden gefunden werden; der beste Ort ist Madagaskar. Dafür sollten Frankreich und die ansässigen Ureinwohner den vollen Ausgleich durch jüdische Gelder erhalten. In Madagaskar, oder, wenn diese Insel ihnen nicht ganz zu Verfügung gestellt werden kann, in irgendeinem Ort anderswo, sollte bei Todesstrafe kein Jude außerhalb sein dürfen. Es gibt keinen anderen Weg.“
Zitatende

Quelle: Wikipedia - frei aus dem Englischen übersetzt
 

Schon 1937 untersuchten Japan und Polen die Möglichkeiten, um sich ihrer ethnischen Minderheiten zu entledigen.
Madagaskar schien günstig, da weit entfernt vom europäischen Kontinent und dem fernen Osten, dünn besiedelt und als Insel schwer zu erreichen.

Mit dem Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935 und ihren Durchführungsverordnungen hatte man die Grundlagen geschaffen, die Juden im Reich auszugrenzen und abzuschieben.
In die Erwägungen einbezogen wurden Palästina, Ecuador, Kolumbien und Venezuela.

Am 12. Juli 1940 stimmte Hitler den Überlegungen der Deportation der Juden nach Madagaskar zu und teilte mit, das mit der Waffenstillstandsvereinbarung vom 22. Juni 1940 soeben besiegte Frankreich müsse die Insel, die sich in ihrem Kolonialbesitz befand, für diese Zwecke abtreten.

Dass dann eine Evakuierung von 3,5 Millionen Juden nicht durchgeführt werden konnte, lag an der Dominanz der Royal Navy. Ein Ausschalten dieser war aber ohne Lufthoheit über England nicht zu erreichen, so dass man wieder auf die Verschiebung der Juden nach Osteuropa und - wenn möglich - bis hinter den Ural zurückkam.

Mit weiterer Entwicklung des Krieges mit der Sowjetunion war diese Möglichkeit nicht mehr gegeben, so dass bei der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 über die endgültige Vernichtung der Juden und die Jüdisch-versippten, der Romas, der Homosexuellen entschieden wurde.

Morde an ihnen waren schon nach dem Einmarsch in die Ostgebiete in der Nachhut der Wehrmacht in Massen verübt worden.

Lektüre hierzu:
 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40351139.html

23. Oktober 1940 - Hendaye

Man machte sich im Deutschen Reich wieder etwas vor, zumindest Goebbels schätzte die Sache falsch ein, denn er meinte, Franco werde dem Werben Hitlers folgen und ab Winter 1940 / 1941 mit in den Krieg gegen England ziehen.

Mitte Juli 1940 musste Hitler feststellen, dass Churchill nicht - wie er immer noch hoffte - zu einer Übereinkunft mit ihm bereit war. Die für Historiker noch immer kaum zu klärende Möglichkeit des Abzugs von mehr als 300.000 Mann englischer und französischer Soldaten aus Dünkirchen, diese Geste Hitlers hatte keinen Erfolg gehabt. England wollte - gestützt auf die leihweisen Waffenlieferungen der USA - den Krieg fortsetzen.

Am 23. Oktober 1940 traf sich daher ‘der Führer‘ mit dem durch sein Eingreifen - Bombardement von Madrid und Guernica am 26. April 1937 durch die Legion Condor - in den Sattel gehobenen spanischen Diktator Franco zu einem Gespräch im französischen-spanischen Grenzort Hendaye, um ihm eine Achse Madrid - Yokohama schmackhaft zu machen.

Spanien sollte der Achse Deutschland - Japan beitreten, mit Hilfe Deutschlands zunächst Gibraltar erobern, dann Stützpunkte auf den Kanarischen Inseln einräumen, um vor dort aus - im Falle eines Krieges mit den USA vorgeschobene Basen im Atlantik zur Verfügung zu haben und Franco möge bitte bei der portugiesischen Regierung vorfühlen, ob man in Lissabon bereit sei, ebenfalls deutsche Kriegsschiffe aufzunehmen.

Franco stellte allerdings für Spanien Forderungen, auf die Hitler aus Rücksicht auf Mussolini nicht eingehen konnte, allenfalls wollte Hitler für eine Vergrößerung von Spanisch-Marokko sorgen.

Enttäuscht und wütend wandte sich Hitler nach einer bis in die Nacht andauernden Unterredung von Spanien ab, während Goebbels noch am 25. für den 24. Oktober 1940 notierte:
Er habe telefonisch aus Spanien Mitteilung erhalten, dass alles sehr glatt gegangen sei und wörtlich:
'Spanien ist uns danach sicher'.
Es war ein kardinaler Irrtum.
Spanien hielt sich aus dem Krieg heraus, die Landenge von Gibraltar blieb für den zivilen und militärischen Schiffsverkehr offen. Damit konnten die Alliierten ungehindert die Nachschublieferungen aus Italien nach Tunesien und Libyen kontrollieren und am Ende nahezu ausschließen, was zum Ende des Deutschen Afrikakorps führte.


·  23. 1. Juden in Deutschland wird der Bezug von Schuhen und Leder verboten.

·  2. 10. In Warschau wird ein Ghetto für die jüdische Bevölkerung geschaffen.

·  15. 10. In New York wird Charlie Chaplins Film "Der große Diktator", eine Parodie auf Hitler, uraufgeführt.

·
  15. 11. Die deutsche Polizei in Warschau riegelt das jüdische Ghetto mit 400.000 Juden von der Außenwelt ab.


Kulturnotizen:

·  4. 1. In New York wird der Film "Früchte des Zorns" von John Ford (1895-1973) uraufgeführt.

·
  2. 2. Propagandaminister Joseph Goebbels erklärt den Film zu einem wichtigen Instrument der Moralsteigerung während des Kriegs. Deshalb dürften Filme nicht intellektuell sein.

·  16. 2. Uraufführung des Films "Ein Mann auf Abwegen" mit Hans Albers.

·  29. 6. Tod des Malers Paul Klee in Muralto (bei Locarno).

·
  5. 9. Im Rahmen einer Filmwoche wird in Venedig der antisemitische Film "Jud Süß" von Veit Harlan uraufgeführt.

·        Johannes R. Becher: Abschied (Roman)

·        Werner Bergengruen: Am Himmel wie auf Erden
     (Roman)

·        Bertolt Brecht: Das Verhör des Lukullus (Hörspiel)

·        Arno Breker: Kameraden

·        Walt Disney (1901-1966): Pinocchio (Film)

·        Lion Feuchtwanger: Exil (Roman)

·        Graham Greene (1904-1991): Die Kraft und die
     Herrlichkeit (Roman)

·        Ernest Hemingway (1899-1961): Wem die Stunde
     schlägt (Roman)

·        Wolfgang Liebeneiner (1905-1987): Bismarck (Film)

·        Curt Oertel (1890-1960): Michelangelo (Film)

·        Heinrich Sutermeister (1910-1995): Romeo und Julia
     (Oper)

1941

Tobruk am 22. Januar 1941
  
Für die Auslandspresse blieb alles geheim, die Maßnahmen des Propagandaministeriums liefen perfekt ab.
So wusste niemand, dass sich Mussolini ab 19. Januar 1941 mehrere Tage auf dem Berghof aufhielt, um mit Hitler die Lage in Afrika zu besprechen.

Im September 1940 war es den Italienern an der Mittelmeerküste gelungen, nach Osten vorzudringen, die Briten wichen zurück. Ziel der einen Partei war, Ägypten zu erobern, Aufgabe der anderen, den Suezkanal zu schützen.

Tobruk - eine Kleinstadt in Italienisch-Libyen in der Nähe der ägyptischen Grenze gelegen - war 1911 im Rahmen des Italienisch-Türkischen Krieges an Italien gefallen.
Die italienischen Truppen bauten die Umgebung der Stadt bis 1940 zu einer starken Festung aus.  Kriegwichtig war für sie der Tiefseehafen, über den die Versorgung der Truppen von Italien her über das Mittelmeer lief.

In diesen Tagen der Gespräche auf dem Obersalzberg spitzte sich die Lage für Mussolini zu.
Aus Albanien heraus nach Griechenland vorzustoßen gelang ihm nicht, Hitler musste eingreifen und sagte zu, über Bulgarien nach Griechenland einzumarschieren und nach Libyen einen deutschen Panzerverband zu senden.
Dies bedeutete das Ende des Parallelkrieges.

Ab 9. Dezember 1940 hatte die britische Armee in Nordafrika eine Offensive  gestartet, die sie nach Tobruk führte.
Die Festung wurde am 22. Januar 1941 eingenommen und 25.000 italienische Soldaten gerieten in britische Gefangenschaft.

Der weitere Vormarsch wurde von Churchill unter dem Aspekt gestoppt, sich mehr der Griechenland-Krise zuzuwenden und sich dort aufzubauen, um die Deutschen nach Süden Richtung Athen vorstoßend, aufzuhalten.

Erst durch dieses Zögern kamen die Aktionen von General Rommel zur Wirkung.

Am 16. Februar 1941 wurde das Afrika-Korps gebildet und Rommel zum Befehlshaber des neuen Verbandes ernannt.

Dass allerdings diese Aufsplittung der Kräfte - Griechenland, Nordafrika - den Zeitpunkt des Beginns vom 'Unternehmen Barbarossa' um vier Wochen in den Hochsommer verschob, war einer der Gründe, dass die Wehrmacht von Hitler-Deutschland zum Jahresende 1941 nicht in Leningrad und Moskau an wärmenden Kaminen saß.

Unternehmen Sonnenblume
ab 11. Februar 1941


Mussolini träumte von einem neuen römischen Reich, das zumindest die Länder rund um das Mittelmeer beinhalten sollte.
Italien hatte Frankreich und Großbritannien am 10. Juni 1940 den Krieg erklärt. Es ging von einem kurzen Kampf aus, im Rahmen dessen es seine Gebietsansprüche durchsetzen wollte.

Mussolini strebte in Nordafrika nach Westen, um Tunesien zu annektieren, dann, im September 1940 sandte er seine Truppen von Italienisch-Libyen nach Osten, um die Ägypten besetzt haltenden Briten zu vertreiben und den Suezkanal für sich zu gewinnen. Damit hätte er auch endlich eine Landbrücke zu dem von ihm besetzten Äthiopien geschlagen, was den Nachschub in das ostafrikanische Land erleichtert hätte.

Die 10. italienische Armee war stark, trotzdem konnten die Briten mit Unterstützung von Truppen, die sie aus dem Empire zusammenzogen, die Italiener in Nordafrika bis weit nach Westen hin zurückdrängen.
Die 10. italienischen Armee wurde vernichtet. Etwa 130.000 italienische Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft und tausende Panzer, Artilleriegeschütze und Flugzeuge wurden zerstört.

Hitler musste eingreifen, um den Verlust Nordafrikas zu verhindern.
Am 11. Februar 1941 trafen die ersten deutschen Truppen in Tripolis ein, die zum Deutschen Afrika Korps zusammengezogen, einen Sperrriegel bilden sollten, um im Rahmen des 'Unternehmens Sonnenblume' das weitere Vordringen der Briten nach Westen zu verhindern.

Nachdem Ägypten für Mussolini verloren war, meinte er sich dem Balkan als neuem Ziel der Eroberung zuwenden zu können, in Albanien saßen die Italiener schon, von dort drangen sie nach Osten vor.

Aber auch der Einfall der Italiener in Griechenland misslang, wieder musste Hitler zu Hilfe kommen, was den Beginn seines Unternehmens Barbarossa um vier Wochen auf den 22. Juni 1941 verspätete.

Die Konsequenz war, dass der hereinbrechende Winter den Vormarsch der deutschen Wehrmacht 30 km vor Moskau stoppte.

Abessinien, 'Marita' und die Folgen gesehen am 6. April 1941

Am 03. Oktober 1935 war Mussolini im heutigen Äthiopien - damals Abessinien - eingefallen, um seinen schon 1922 gefassten Plan, ein Imperium Romanum wieder herzustellen, zu verwirklichen.

Ausgangspunkte seiner Aktion waren Eritrea und Somaliland als italienische Kolonien mit dem Einfall von Truppen in einer Mannstärke von 200.000.

Zum Ende des Jahres 1935 geriet Italien immer mehr unter Druck, denn der Völkerbund maßregelte sein Verhalten in Afrika.
England und Frankreich wandten sich von ihm ab.

Mussolini hatte geglaubt, für seine seinerzeitige Unterstützung von Frankreich und England gegen Hitler-Deutschland freie Hand in Abessinien zu bekommen. Stattdessen wurde er von den Westmächten automatisch auf die Seite Hitlers geschoben

Italien verstieß also gegen die Abmachungen von Stresa und die Regelungen des Völkerbundes, was aber zu keinen Restriktionen führte, so dass auch Hitler zunächst annehmen durfte, es werde bei seinen Überlegungen, 'das Reich' nach Osten zu erweitern, zu keinen Sanktionen seitens der Westmächte und des Völkerbundes kommen.

Hitler spielte ein doppeltes Spiel, indem er Italien Rohstoffe wie Kohle lieferte und Abessinien Waffen zur Verfügung stellte.
http://www.zeit.de/1971/07/kanonen-fuer-den-negus


Goebbels beklagte in einem Gespräch mit Hitler im Oktober 1935, wie sehr doch Mussolini unter Druck gerate - die ganze antifaschistische Welt sei gegen ihn - und man müsse sich mehr an seine Seite stellen.

Hier wurde die Grundlage geschaffen, sich seitens Deutschlands mehr für Mussolini einzusetzen, was endlich auch dazu führte, dass der italienische Diktator seine Hand von Österreich abzog und Hitler damit die Gelegenheit bot, im März 1938 'seine Heimat' in das Deutsche Reich überzuführen.
Hitler in einem Telegramm an Mussolini:
'Duce, ... das werde ich Ihnen nie vergessen!'

Es bekräftigte eine unselige Allianz zwischen den beiden Diktatoren.

Wie stark die Bindung war, zeigte sich später, als Hitler Mussolini am 12. September 1943 vom Gran Sasso befreien ließ und der Duce am 20. Juli 1944 unmittelbar nach dem Attentat Hitler in der Wolfsschanze besuchte.

Für Mussolini ergaben sich ab 28. Oktober 1940 Probleme, als es ihm nicht gelang, vom besetzten Albanien aus nach Griechenland vorzustoßen.
Hitler entschloss sich daher am 4. November 1940 über Ungarn, Rumänien und Bulgarien zur Entlastung des Duce einzugreifen.

Am 6. April 1941 begann dann das 'Unternehmen Marita', der deutsche Balkanfeldzug gegen Jugoslawien und Griechenland.

Ein weiterer Eingriff Hitlers war schon im Februar 1941 in Nordafrika notwendig geworden, als es Mussolini nicht möglich war, sich in der italienischen Provinz Libyen der englischen Truppen zu widersetzen und Rommel als Befehlshaber der deutschen Truppen in Nordafrika am 15. Februar 1941 den Befehl erhielt, 'den Vormarsch feindlicher Verbände zum Stehen zu bringen und sie unter offensivem Einsatz der Panzerkräfte zu schlagen'.

Nordafrika musste im Mai 1943 ganz aufgegeben werden, da seit 8. November 1942 von Westen britische und amerikanische Verbände über Marokko und Algerien anrückten und von Osten kommend britische Truppen die deutschen und italienischen Verbände letztlich zerrieben.

Rommel war schon im März 1943 nach Deutschland abgezogen worden, um dann am Westwall noch einmal sich bewähren zu dürfen.

Die Konsequenzen:
Deutschland war gezwungen, nach 1939 auch an einer Südfront in Nordafrika aktiv zu werden, die dann wegen der langen Versorgungswege über das Mittelmeer auch von 'Wüstenfuchs' Rommel - zuletzt auch nach dem Rückzug nach Tunesien - nicht gehalten werden konnte.
Dabei war 'das Reich' seit 1939 schon in Norwegen und Polen gebunden und musste sich danach im Frühjahr 1940 mit Frankreich und England auseinandersetzen.
Hinzu kam, dass sich in Deutschland schon ab Frühjahr 1941 die Notwendigkeit ergab, verstärkt Frauen im Kriegs- und Rüstungswesen einzusetzen, weil Soldaten und Rüstungsarbeiter nicht mehr in genügender Anzahl zur Verfügung standen, was die Stimmung im Land absinken ließ.

Und da hatte das 'Unternehmen Barbarossa' noch nicht einmal begonnen, dessen Vorbereitungen ja bis zum 15. Mai 1941 abgeschlossen sein sollten.

Durch die deutschen Eingriffe in die kriegerischen Auseinandersetzungen in Griechenland und in Nordafrika - alles auf Mussolinis Fehleinschätzungen zurückzuführen - verzögerte sich der Aufmarsch gegen die Sowjetunion und der Russlandfeldzug begann erst verspätet am 22. Juni 1941, was letztlich dazu führte, dass Moskau und die Besetzung der Ukraine vor dem Wintereinbruch 1941 nicht erreicht werden konnten und der Zweite Weltkrieg für Deutschland damit schon verloren war.

Gegen Jugoslawien

Mussolini hatte am 28. Oktober 1940 Griechenland aus dem italienisch besetzten Albanien heraus angegriffen, konnte aber nicht vordringen, nicht einmal halten und musste sich zurückziehen, wobei Teile Albaniens verlorengingen.

Im November 1940 fasste Hitler den Plan, auf dem Balkan zugunsten Italiens einzugreifen.

Berlin hatte gehofft, das neutrale Jugoslawien mit einem Bündnis in seine Einflusssphäre zu bringen und so seine Südflanke zu sichern.

Kurz nachdem die jugoslawische Regierung den am 27. September 1940 auf Initiative Hitlers geschlossenen Vertrag des Deutschen Reiches mit dem Kaiserreich Japan und dem Königreich Italien beigetreten war, putschte sich am 27. März 1941 eine jugoslawische Gegenregierung an die Macht und erklärte das Abkommen für ungültig.

So musste Hitler zur gleichen Zeit - ab 6. April 1941 - gegen Jugoslawien, wie auch gegen Griechenland und die Engländer auf Kreta vorgehen, was den Beginn des Unternehmens Barbarossa dann bis zum 22. Juni 1941 hinauszögern sollte.
Damit war es nicht möglich, die Sowjetunion mit Moskau und Leningrad noch vor Beginn des Winters 1941 zu bezwingen.

27. Mai 1941 - Kreta

Nachdem sich das Kriegsglück zu Gunsten des 'Reichs' nachweislich ab 27. Mai 1941 wendete - das Unternehmen Merkur war mit dem Luftlandeangriff durch Fallschirm- und Gebirgsjäger mit der Einnahme von Kreta am 20. Mai 1941 angelaufen - konnte Goebbels die Bevölkerung von den Problemen ablenken, die ihm die Angelegenheit Rudolf Heß eingebrockt hatte.

Der 'Stellvertreter des Führers', Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Obergruppenführer der SS war am 10. Mai 1941 von Augsburg aus nach England geflogen, hatte das Flugzeug am Boden zerschellen lassen, nachdem er vorher mit dem Fallschirm abgesprungen war.

Man mutmaßte, dass es ihm darum ging, noch einmal zu versuchen, England auf die Seite des Reiches zu bringen, wobei ja für den 22. Mai 1941 das Unternehmen Barbarossa gestartet werden sollte und Hitler immer versucht hatte, sich den Rücken im Westen bei dem Vormarsch nach Osten freizuhalten.

Das Experiment scheiterte, im 'Reich' wurde Heß daraufhin als Verrückter gebrandmarkt, der dem Führer in den Rücken gefallen war.
Durch die Erfolge bei den Blitzkriegen 1939 bei den Invasionen in Norwegen und Dänemark, den Kriegen in Polen, Belgien, Holland, Luxemburg, Frankreich war die Reichsleitung der Meinung, man könne sich auch sonst wo in der Welt einmischen.
Österreich wurde schon 1938 annektiert, das Sudentenland, die Tschechei. Dann kam Nordafrika hinzu.

Am 28. Oktober 1940 begann Italien von Albanien aus Griechenland anzugreifen und die griechische Regierung erbat von London Hilfe.
Die Briten besetzten Kreta, um Einfluss auf das griechische Festland, Ägypten und Malta nehmen zu können.
Italien konnte seine Kriege weder in Äthiopien oder Griechenland, noch in Nordafrika zum Erfolg führen und deutsche Soldaten mussten helfen.

Der Vertreibung der Briten aus Griechenland, nachdem Jugoslawien von der Wehrmacht überrannt worden war, folgte die Besetzung von Kreta, die bis 1945 anhielt, da auch von dort die Briten sich gänzlich  zurückziehen mussten.

Malta wurde durch die Luftwaffe bis 22. Mai 1941 mit 530 Tonnen Bomben angegriffen, der eigentliche Kampf um die Insel fand aber erst ein Jahr später statt.

Die seit Mai 1941 in Mossul stationierten deutschen Flugzeuge flogen Angriffe gegen Habbaniya, am rechten Ufer des Euphrats etwa 80 km westlich von Bagdad und auf halber Strecke zwischen Falludscha und Ramadi gelegenen britischen Stützpunkt im Irak.

Das bedeutete, dass deutsche Gefechts- und sonstige militärische wie auch Verwaltungs-Truppen von Narwick in Nordnorwegen bis nach Benghasi und Tobruk in Libyen, im Mittelmeer auf Kreta und im Osten bis in den Irak stationiert waren und in die lokalen kriegerischen Auseinandersetzungen eingriffen.

Überall kam es zu Nachschubschwierigkeiten und im Reich mussten die Fleischrationen gekürzt werden.
'Wir begrenzen sie auf die Sommermonate. Hoffentlich können wir das Versprechen auch einhalten' - notierte Goebbels für den 15. Mai 1941 in seinem Tagebuch.
Auch wurden die Nachschubprobleme nach Nord-Afrika immer größer. Britische Flugzeuge und Schiffe attackierten deutsche Transportschiffe von Italien und Griechenland kommend immer wieder.

Der Hafen von Benghasi wurde so sehr zerstört, dass als Nachschubmengen zeitweilig nur 15.000 Tonnen Waffen und Gerät entladen werden konnten.
Die benötigten Nachschubmengen von 45.000 Tonnen für das deutsche Afrikakorps und 100.000 Tonnen für die Italiener - Libyen war ein italienischer Kriegsschauplatz - konnten keinesfalls geschafft werden.

Und trotz allem:
Aufgrund der Erfolge beim kurzfristig angesetzten Jugoslawien- und Griechenland-Feldzug, wie auch der Besetzung von Kreta sah sich der Chef der Luftflotte 4, Oberst Günther Korten, zu Überlegungen berechtigt, die britische Ost-Mittelmeer-Nahost-Stellung aufzulösen und der deutschen Wehrmacht damit den Weg von Kreta über Beirut, Alexandria, Damaskus zum indischen Subkontinent, dem Zentrum des Britischen Empire, zu ermöglichen.

Und Generalleutnant Erwin Rommel, seit 15. Februar 1941 Oberbefehlshaber über das Deutsche Afrikakorps in Libyen, konstatierte am 18. April 1941 gegenüber Erhard Milch, General der Flieger und Generalinspekteur der Luftwaffe, beim Betrachten einer Lagekarte von Nordafrika:

"Sehen Sie, Milch, das ist Tobruk! Das nehme ich ....
Das ist der Suez-Kanal, nehme ich auch!
Und da ist Kairo, nehme ich auch!"


Gerade wegen dieser Fehleinschätzungen, trotz erkannter erschwerter Umstände war man kurz davor, auch noch die Sowjetunion zu überfallen.

Die Kämpfe konnten wegen der Gesamtlage aber erst am 22. Juni 1941 beginnen. 129 Jahre nachdem Napoleon in der Nacht zum 24. Juni 1812 in Russland einmarschierte.

Napoleon wie auch Hitler scheiterten an der eigenen Selbstüberschätzung, den klimatischen Bedingungen und der mangelhaften Ausrüstung der Streitkräfte, dem Nachschub, im Herbst und beginnenden Winter eine militärische Auseinandersetzung mit Russland zu wagen.

Letzte Kriegsvorbereitungen
ab 17. Juni 1941


Es begann alles wieder einmal mit Täuschung der Welt.

Divisionen wurden 'von der Etsch bis an den Belt' quer durch Europa transportiert, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit einer Invasion England vorzugaukeln.

Ein Artikel im Völkischen Beobachter vom 13. Juni 1941 unter dem
Titel 'Das Beispiel Kreta' sollte den Regierungen und den Bevölkerungen den Eindruck vermitteln, eine Invasion der Britischen Inseln könne Deutschland - wie im Falle der griechischen Insel - auch gelingen.

Schon im Mai 1941 hatte Goebbels Gerüchte ausstreuen lassen, wonach durch eine Landung in England eine Entscheidung bevorstehe, Stalin einen Besuch in Deutschland plane und eine militärische Zusammenarbeit mit Russland - in Ergänzung zum Hitler-Stalin-Pakt - vorbereitet werde.

In Wirklichkeit aber stand der Überfall Russlands unmittelbar bevor und eine Gefahr, dass in dem Zusammenhang die USA eingreifen könnten, sah 'Das Reich' nicht. Eine Invasion am Atlantik und dem Kanal sei nur sehr schwer möglich, ein Zweifrontenkrieg damit ausgeschlossen.

Die Lage in Nordafrika verschlechterte sich während dieser Zeit durch Sandstürme, als Folge davon waren keine Aktionen möglich, Benghasi wurde bombardiert, Tobruk blieb in der Hand der Briten.

Der Nachschub über das Mittelmeer funktionierte immer weniger. Die Straße von gibraltat bleib offen, Schiffe der Alliierten konnten ungehindert aus dem Atlantik ins Mittelmeer gelangen Auch spielten die englischen Lufttorpedos eine entscheidende Rolle, die von der Heeresleitung in ihrer Wirksamkeit offensichtlich falsch eingeschätzt wurden.

In Ostpreußen war truppenmäßig bereits alles so massiert, 'dass die Russen durch präventive Luftangriffe uns schwersten Schaden zufügen könnten.' (S. 1598 - Tagebücher des Dr. Goebbels)
Die Kampfkraft der Russen wurde aber allgemein als schwach eingeschätzt, so dass mit einer Aktion von vier Monaten gerechnet wurde, 'der Führer' sogar mit weniger als diesen.
'Der Bolschewismus wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Wir stehen vor einem Siegeszug ohnegleichen. Wir müssen handeln.' (S. 1601 - Tagebücher des Dr. Goebbels)

In Bezug auf den Überfall auf Russland gab man sich in vielerlei Hinsicht Illusionen hin.
Moskau wolle sich aus einem Krieg heraushalten, bis Europa ermüdet und ausgeblutet sei, erst dann werde Stalin handeln und den restlichen Kontinent 'bolschewisieren'.
Doch durch diese Rechnung werde man ihm einen Strich machen. Das 'Unternehmen Barbarossa' sei so gut vorbereitet wie überhaupt menschenmöglich, geographisch seien keine Grenzen gesetzt, 'ein Misslingen glatt ausgeschlossen' (S. 1601 - Tagebücher des Dr. Goebbels)
Es werde so lange gekämpft, bis keine russische Heeresmacht mehr existiere.


Eine mögliche Parallelität zum Scheitern Napoleons 130 Jahre zuvor sah man zwar, wurde aber verdrängt und ausgeschlossen.

Im Endeffekt kam der französische Kaiser aber sogar weiter als Hitler, nämlich bis in die Stadt, während Hitler 30 Km vor Moskau im Schlamm und in Minenfeldern steckenblieb und bereits damit das Ende des 'Deutschen Reichs' später einleitete.
 

Rastenburg am 08. Juli 1941

An diesem Tag kam man im von Mücken geplagten Hauptquartier in Ostpreußen zusammen, Hitler hatte gerufen.
Er war der Meinung, man müsse nun - nach den ersten militärischen Erfolgen - eine große Propagandainitiative starten. Das war ganz im Sinne seines Propagandaministers, der gierte nur danach, den Deutschen das 'Unternehmen Barbarossa' als Präventivschlag zu verkaufen.

Man führe diesen Krieg für die gesittete Menschheit
- gegen seelische Fäulnis,
- gegen den Verfall der öffentlichen Moral,
- gegen den geistigen und physischen Blutterror,
- gegen eine kriminelle Politik, deren Urheber auf Leichenbergen sitzen, um Ausschau zu halten, wen sie sich als nächstes Opfer auswählen sollen.

So Dr. Goebbels in einem Artikel unter der Überschrift 'Der Schleier fällt' in der Zeitung 'Das Reich' vom 6. Juli 1941.

Die Bolschewisten seien im Begriff gewesen, in das Herz Europas vorzustoßen, hatten sie doch ihre Truppen schon an der Westgrenze aufmarschieren lassen, was bedeutete, hätten sie mit ihren vertierten Horden Deutschland und den Westen dieses Erdteils überflutet - die Ausmaße dieser Aktion, das könne sich die menschliche Phantasie überhaupt nicht vorstellen.

Die Soldaten, die dem 'Führer' gefolgt seien, müssten in Wahrheit die Erretter der europäischen Kultur und Zivilisation gegen die Bedrohung durch eine politische Unterwelt gefeiert werden. 

Durch die in den nächsten Tagen und Wochen verstärkt einsetzen Propaganda, müsse der Bolschewismus vor dem eigenen Volk und der Weltöffentlichkeit verstärkt diskreditiert werden

Diese Kampagne sei auch notwendig, um den Deutschen die notwenige Einsicht in den Ostkrieg zu vermitteln.
Die mit dem Hitler-Stalin-Pakt eingeleitete 'Versöhnungspolitik' sei nicht einmal durch die Haut des Volkes gedrungen.

So sei es jetzt wieder in einer durchaus antibolschewistischen Stimmung und sehe ein, dass der 'Führer' wieder einmal im richtigen Moment, die richtige Entscheidung getroffen habe, wenn es auch ein paar Tage nach dem Überfall am 22. Juni eine gewisse Schockwirkung wegen der Nichtinformation aus Geheimhaltungsgründen gegeben habe.

Militärisch schätze der 'Führer' die Sache günstig ein.

Wenn alles glücklich verlaufe, werden man in den nächsten Tagen und Wochen bis an die Wolga, wenn nötig bis an den Ural vorstoßen, um alles auszuradieren, was im Ansatz zu einem Rüstungs- oder militärisches Zentrum der Gegenseite führen könnte.

Der 'Führer' glaube mit Bestimmtheit, dass Japan auf der Ostseite in den Krieg einsteigen werde, was zu einer eigenen Entlastung führe. Im Moment müssten die Japaner ihr Volk ja erst auf einen solchen Kampf einstimmen.

England werde wohl versuchen, die USA in den Krieg auf der Westseite hineinzuziehen, ob das aber gelinge, sei nicht vorauszusehen. Der 'Führer' sei gegenüber England sehr hart gestimmt, so sei es unklar, ob er auf ein Kompromissfriedensangebot der Engländer überhaupt eingehen werde. Er sehe Englands Sturz mit traumwandlerischer Sicherheit voraus. Es käme sicher zu einer bedingungslosen Kapitulation oder zu Hungersnöten auf der Insel.

Doch die Reichsregierung erging sich wieder einmal in Schönfärberei, wenn man meinte, der Ostkrieg sei schon gewonnen. Klar sei, dass man weiträumige Gebiete besetzen müsse, aber mit dem Krieg im Westen von 1940 sei das überhaupt nicht zu vergleichen.

Die Infanterie laufe zwar noch immer 200 Km hinter den vorstoßenden Panzern hinterher. Technisch sei man aber den Russen haushoch überlegen und schon deshalb sei ein Vergleich mit dem Russlandfeldzug Napoleons nicht anzustellen.

'Führer' und Heeresleitung wie auch die Propagandaleitung kamen zu dem Ergebnis, dass die Dinge wirtschaftlich und militärisch gut stünden, Russland werde über kurz oder lang fallen.

 

Totale Fehleinschätzung
am 18. August 1941


Am 3. Juli 1941 hatte Generalstabschef Halder in seinem Tagebuch vermerkt, es sei wohl nicht zuviel gesagt, wenn er behauptete, dass der Feldzug gegen Russland innerhalb von 14 Tagen gewonnen werde.

Bekanntermaßen dauerte er bis zum 8. Mai 1945, weil Politik und Militär die Situation im Sowjetreich völlig falsch einschätzten.

Am 15. Juni 1941, also sieben Tage vor dem Überfall, hatte Goebbels festgestellt, dass der Feldzug in Griechenland Menschen und Material stark mitgenommen habe und deswegen das 'Unternehmen Barbarossa' nicht - wie geplant - schon im Mai begonnen werden konnte.

Er vermerkte auch, Russland habe wohl 180 bis 200 Divisionen zur Verfügung, das entspreche dem, was das 'Deutsche Reich' aufstellen könne, aber die Militärtechnik der Sowjets sei schlechter und man müsse sich somit keine Sorgen machen.

'Der Führer' schätze die Länge der Aktion auf vier Monate Dauer, er selber - Goebbels - meine, es ginge schneller, dass man Russland niederringen könne.

Am 22. Juli 1941 hatte das OKW die Lage im Osten so beurteilt, dass die Durchbruchsoperationen der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten die sowjetische Verteidigungsfront in zusammenhanglose Gruppen zerrissen habe, so dass eine einheitliche Führung des Feindes nicht mehr zu erkennen sei.

Tags darauf, dem 23. Juli, begannen russische Truppen starke Gegenangriffe gegen die Flanken und Flügel der Heeresgruppe Mitte bei Smolensk.

Daraufhin entschied Hitler, man solle in die Verteidigungsposition übergehen, womit der entscheidende Vorstoß in der Mitte angehalten wurde.

Die Führung des 'Reichs' musste erkennen, dass sie die militärischen Schwierigkeiten beim Kampf gegen Russland in dem Umfange nicht vorausgesehen hatte.

Es sei in den vergangen Wochen im Juli und jetzt bis in die Mitte August 1941 manchmal sehr kritisch gewesen, da man die sowjetische Stoßkraft und die Ausrüstung der Armee gänzlich unterschätzt habe.

'Der Führer' habe gemeint, die Russen hätten nur 5.000 Panzer zur Verfügung, während es in Wirklichkeit 20.000 gewesen seien.

Bei den Flugzeugen sei es ähnlich gewesen, 10.000 hatte man geschätzt, jedoch 20.000 hätten zur Verfügung gestanden.

Es sei aber gut gewesen, diese Erkenntnisse nicht zur Verfügung gehabt zu haben, sonst wäre man unter Umständen vom Entschluss einen 'Präventivkrieg' zu führen, abgekommen.

Zum Monatsende des August wollte man nach Süden vorstoßen, um Odessa in den folgenden Tagen zu nehmen und damit die ganze Westukraine in seinen Besitz zu bringen.
Im Norden hoffte man, schneller, als man es im Moment für möglich halte, vorzustoßen, wobei man Petersburg und Kiew nicht mit Waffengewalt nehmen wollte, sondern auszuhungern trachtete.

Es ist erstaunlich, mit welchem Leichtsinn der Krieg mit Russland begonnen wurde, als habe es keine Möglichkeiten zu klimatologischen und geographischen Studien, wann beginnt die Regenzeit, wann ist mit Frösten zu rechnen, wie sind die Straßen-, Wege- und Flächenverhältnisse, gegeben.

Wenn man dann auch noch das Potential des Gegners so gravierend unterschätzt, dann muss ein solches Unternehmen zum Desaster führen.


·  31. 7. Der SS-Gruppenführer Reinhard Heydrich wird beauftragt, die Vernichtung der Juden in West- und Mitteleuropa vorzubereiten.
·  In Kischinjow ermorden SS-Einheiten 12.000 Juden.  

·  1. 9. Im Deutschen Reich wird Juden das Verlassen ihres Wohnorts verboten.

·  16. 9. OKW-Chef Wilhelm Keitel ordnet an, dass in den besetzten Gebieten für jeden getöteten deutschen Soldaten "die Todesstrafe für 50-100 Kommunisten als angemessen gelten" müsse.

·  17. 9. Im Deutschen Reich werden erstmals Todesurteile für das Hören ausländischer Rundfunksender verhängt.
 

·  19. 9. Die Polizeiverordnung zum Tragen eines "Judensterns" tritt in Kraft. Fortan müssen alle Juden über sechs Jahre in der Öffentlichkeit auf der linken Brustseite der Kleidung einen gelben Stern tragen.

·
  23. 10. Juden wird die Auswanderung aus dem Deutschen Reich verboten.

·  31. 10. Der Personenverkehr der Eisenbahn wird zugunsten von Lebensmitteltransporten stark eingeschränkt.

 ·  17. 11. Generalluftzeugmeister Ernst Udet begeht nach Auseinandersetzungen mit dem Reichsluftfahrtministerium Selbstmord.

·  24. 11. In Theresienstadt wird ein KZ eingerichtet.
 

·  25. 11. US-Präsident Roosevelt bricht die Verhandlungen mit Japan über die Asienkrise ab.

·  Mit einer Gesetzesverordnung wird in Deutschland die Ausbürgerung und Enteignung von zur Deportation bestimmten Juden ermöglicht.  

·  12. 12. Juden wird die Benutzung öffentlicher Telefone untersagt.



Kulturnotizen:

·  13. 1. Tod des irischen Schriftstellers James Joyce in Zürich.

·  28. 3. Die Schriftstellerin Virginia Woolf begeht in Lewes (England) Selbstmord.

·  9. 4.
Der Film "Die schwedische Nachtigall" mit Ilse Werner wird in Berlin uraufgeführt.

·  19. 4. In Zürich hat das Schauspiel "Mutter Courage und ihre Kinder" von Bertolt Brecht Premiere.


·  22. 8. Alle niederländischen Kinos werden zur Aufführung des antisemitischen Propagandafilms "Der ewige Jude" verpflichtet.

·
  31. 10. In Berlin wird der erste deutsche Farbspielfilm "Frauen sind doch bessere Diplomaten" mit Marika Rökk vorgestellt.  

·  15. 11. Als erster Teil der "Atriden-Tetralogie" wird in Berlin das Drama "Iphigenie in Delphi" von Gerhart Hauptmann uraufgeführt.

·  In Mexiko erscheint die erste Ausgabe der Zeitschrift "Freies Deutschland", die von Exilschriftstellern unter der Leitung von Anna Seghers herausgegeben wird.

·
  16. 12. In Hamburg hat der Film "Quax, der Bruchpilot" mit Heinz Rühmann Premiere.

·  30. 12. In Berlin wird die Komödie "Die lustigen Weiber von Windsor" in der Inszenierung von Gustaf Gründgens uraufgeführt.  


A
USSERDEM

·        Jean Cocteau (1889-1963): Die Schreibmaschine
     (Schauspiel)

·        Alfred Hitchcock (1899-1980): Verdacht (Film)

·        Theo Lingen: Hauptsache glücklich (Film)

·        Michail Scholochow (1905-1982): Der stille Don
     (Roman)

·        Upton Sinclair (1878-1968): Zwischen zwei Welten
     (Roman)

·        Elio Vittorini (1908-1966): Gespräch in Sizilien
     (Roman)

·        Stefan Zweig: Schachnovelle (Novelle)

1942

Ende der Sammlung der Winterhilfe
am 14. Januar 1942

Vom 22. Juni 1941 an wollte man in vier Monaten den Bolschewismus durch Überrennen besiegt haben. Damit hätten die in Sommerausrüstung kämpfenden Nazi-Truppen schon im Herbst das Ende des Blitzkrieges feiern können.

Zu diesem Zeitpunkt aber, Ende Oktober 1941, saß man in unwegsamem, russischen Gelände, im durch Regen und erstem Schnee aufgeweichten Böden, fest.

Temperaturen unter Null Grad machten der Truppe dann zwar Hoffnung, auf dem gefrorenen Boden weiter zu kommen, aber die Ausrüstung war auf diese Witterung nicht eingestellt, Transportgeräte und Schusswaffen versagten. Pferde verendeten im Schlamm.
Der Nachschub funktionierte nicht.

Am 20. Dezember 1941 hatte Goebbels die deutsche Bevölkerung aufgerufen, Kleidung für die Soldaten an der Front zu spenden und damit für das Regime ein Armutszeugnis sondergleichen ausgestellt.

Gewünscht wurden:
Überschuhe, nach Möglichkeit gefüttert oder mit Pelz ausgestattet, warme Wollsachen, Socken, Strümpfe, Westen, Unterjacken, oder Pullover, warmes, vor allem wollenes Unterzeug, Unterhemden, Unterhosen, Leibbinden, Brust- und Lungenschützer, jede Art von Kopfschützern, Ohrenschützern, Pulswärmern, Pelze im weitesten Sinne des Wortes, Pelzjacken und Pelzwesten, Pelzstiefel jeder Art und Größe, Decken, vor allem Woll- und Pelzdecken, dicke, warme Handschuhe, hier vor allem pelzgefütterte Lederhandschuhe und Wollfäustlinge.

Am 27. Dezember 1941 wurde die Sammlung auf Skier und Skisstiefel ausgedehnt.

Dabei hatte doch im August 1941 General Alfred Jodl die von Goebbels vorgeschlagenen Unterstützung der Truppe verworfen. Der General meinte, zu Weihnachten säße man in Moskau und Leningrad in warmen Stuben.
Im Herbst 1941 noch hatte die Heeresführung die Sammlung von Skigerät mit der Begründung abgelehnt, die Soldaten sollten im Osten keinen Winterurlaub machen

Das Ende der Sammlung wurde am 14. Januar 1942 von Goebbels über die Reichssender als überzeugender Beweis für die Entschlossenheit gewürdigt, mit der die deutsche Nation bereit sei, diesen Krieg bis zum Ende durchzuführen.

Immerhin waren 67 Millionen Kleidungsstücke zusammengetragen worden.
Nur kam diese Hilfe viel zu spät, war schlecht vorbereitet, um der kämpfenden Truppe überhaupt noch helfen zu können.

Jahrestag der Machtübernahme
am 30. Januar 1942

Der Rückblick auf diesen ersten Monat des neuen Jahres fiel nicht so aus, wie man es sich vorgestellt hatte.

Eigentlich wollte die Heeresleitung diese Weihnachts- und Neujahrstage in warmen Stuben in Leningrad und Moskau verbringen.

Die
völlige Fehleinschätzung der Möglichkeiten der Russen und die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, führte zu einer Lage, die hier schon in Bezug auf den Kriegsausgang als aussichtslos einzustufen war.

Am 7. Dezember 1941 bombardierten die Japaner den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii. Die USA, die sich bisher völlig zurückgehalten hatten - gerade mal, dass sie England mit Material versorgten - traten in die Auseinandersetzung ein, Hitler erklärte Nordamerika am 14. Dezember 1941 den Krieg.

Er sah die USA in den pazifischen Krieg verwickelt, so dass er davon ausgehen wollte, die USA würden keine Front im Westen Europas eröffnen. Das blieb mit der Nordatlantikküste Europas tatsächlich bis zum 6. Juni 1944 so.

Aber die Russen, in der Gewissheit, dass die Japaner sie nicht in Sibirien angreifen würden, zogen ihre kältegewohnten Truppen ab und verlegten sie nach Westen in das deutsch-russische Frontgebiet.
 
Hier verharrten die deutschen Truppen in Matsch, Schnee und Eis in vollkommen unzureichenden Behausungen, das Gerät war - soweit möglich - in Scheune oder Gerätehalle untergestellt, wo sich dann Mäuse an den Schläuchen der Panzer und sonstigen Fahrzeugen gütlich taten.

Japan war mit seiner Ölversorgung zu einem Drittel selbstständig, der Rest wurde aus den USA bezogen. Als Amerika ein Ölembargo als  Antwort auf die Besetzung von Französisch-Indochina durch die Japaner im April 1941 verhängte, verlegte das Land der aufgehenden Sonne sein Angriffsgebiet in den südostasiatischen Raum, um möglichst schnell an die Ölresourcen in dem Gebiet vorstoßen zu können.

Anfang 1942 bombardierten sie Singapur, den britischen Stützpunkt und attackierten Hongkong.

Das Naziregime hoffte auf die Unterstützung Deutschlands und Italiens als Achsenmächte mit Rohstoffen, die nach der Eroberung des pazifischen Raums zur Genüge zur Verfügung stehen würden.
Man stellte sich vor, dass nach dem März 1942, dann sah man das ganze Gebiet in japanischer Hand, riesige Geleitzüge mit Rohstoffen unter dem Schutz der japanischen Flotte und Luftwaffe nach Europa gelangen könnten. Abhängig war der Erfolg allerdings vom günstigen Ausgang der Operationen im Nahen Osten, speziell am Suezkanal.

Rommel meinte, zu der Zeit dann in Libyen weit nach Osten vorgestoßen zu sein, Ägypten besetzt und damit Zugriff auf die Wasserstraße zu haben.

Die Versorgung der Truppen an der deutschen Ostfront war nach wie vor schlecht und blieb es für den Rest des Krieges. Alles wurde noch problematischer, da man 18 Divisionen Soldaten und Gerät von Westen nach Osten verlegen musste, um die russische Front einigermaßen halten zu können.
Auch sollten die mühsam in der Wollsammlung zusammengetragenen 67 Millionen Kleidungsstücke nach Osten transportiert werden.
Hinzu kam noch die Evakuierung der Juden aus Deutschland in die besetzten Ostgebiete gemäß der
Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942.
Alles in allem schon da eine nahezu aussichtslose Situation, die auch zu Krankmeldungen von obersten Militärs und Rücktritten wie dem von Oberst von Brauchitsch, schon am 15. Dezember 1941, führte.
Auch wenn sich die Gesamtsituation als kaum beherrschbar darstelle, sah sich das Naziregime am Ende des Monats Januar 1942 als Sieger.

Der Sportpalast in Berlin war anlässlich der Rede des 'Führers' zum Jahrestag der Machtergreifung 'zum Brechen überfüllt und von einer rasanten Stimmung durchzogen'.
'Solange der Führer da ist, braucht man sich im Grunde genommen auch keine Sorgen um die weitere Entwicklung zu machen' - so Goebbels in seinen Aufzeichnungen.

Ende einer Illusion - 23. März 1942

Aus dem Führerhauptquartier im winterlichen Ostpreußen kehrte der Propagandaminister in das wieder verschneite Berlin zurück.
Er hatte von Hitler die weitere Vorgehensweise im Kampf gegen den Bolschewismus erfahren, nachdem der Blitzkrieg gegen Russland Mitte Dezember 1941 gescheitert war.
Schon am 8. Dezember 1941 musste der 'Führer' den Rückzug in die Verteidigung anordnen, nachdem drei Tage vorher der Vorstoß der deutschen Wehrmacht nach Moskau zum Stillstand gekommen war.

Stalin hatte in den Wochen zuvor 34 die Kälte gewöhnte Divisionen aus Sibirien nach Westen geführt, um Moskau aus der Umklammerung durch die inzwischen durch Kälte und Hunger vielfach erschöpfen deutschen Soldaten zu befreien.
Am 15. Dezember 1941 war der Oberbefehlshaber des Heeres, Walther von Brauchitsch, von einer Frontreise ins Führerhauptquartier zurückgekehrt und hatte Generalstabschef Halder gegenüber bekundet, er sehe keine Möglichkeit mehr, das Heer aus seiner schwierigen Lage zu befreien.

Am 16. Dezember 1941 befahl Hitler der Front den Halt bei "fanatischem Widerstand", worauf von Brauchitsch 'wegen eines Herzleidens' seinen Rücktritt erklärte.

Brauchitsch habe durch sein dauerndes Dazwischenreden und dauernden Ungehorsam den vom Führer kristallklar entworfenen Feldzugsplan im Osten, der zum Siege führen musste, vollkommen 'verkitscht und verdorben'.
Hätte Brauchitsch das getan, was von ihm verlangt wurde, dann stünde man im Osten jetzt anders da - so der Reichspropagandaminister.
 
Daraufhin übernahm Hitler den Oberbefehl über das Heer und vereinte damit Führung der Gesamt-Wehrmacht in seiner Person.
Nun, im März 1942, hielt der Winter immer noch an, so dass ein Vorstoß der deutschen Truppen weiter nach Osten bis in den Mai 1942 verschoben werden musste.

Goebbels war zwar anfangs der Meinung, es könne nicht sein, dass ein Wetterphänomen die deutsche Wehrmacht aufhalte, schlug er aber doch schon im August 1941 den Militärs vor, Wollsammlungen für die Soldaten an der Front durchzuführen, um die nur in einer leichten Sommerausrüstung ausgerückten Mannschaften vor Kälte zu schützen.
Doch die Generalität meinte ja, man säße zu Weihnachten an warmen Öfen in Moskau und Leningrad.

Die Panzergenerale Heinz Guderian und Erich Hoepner hatten schon Mitte Dezember 1941 befohlen, die Front an manchen Stellen um 200 Km zurückzunehmen, was gegen Hitlers umstrittenem "Halte-Befehl" vom 16. Dezember 1941 geschah.
Beide Führungspersönlichkeiten mussten daraufhin gehen und wurden durch willfährigere Militärs ersetzt.

Für Goebbels stand fest, hätte man weiter der Generalität nachgegeben, wäre die ganze Front ins Rutschen gekommen, was eine Katastrophe vorbereitet und die die napoleonische noch weit in den Schatten gestellt hätte. Er sah die Deutschen damals bereits durch die Sowjets nach Sibirien in die Fronsklaverei geführt.

In Berlin sah sich Goebbels der Aufgabe konfrontiert, die deutsche Bevölkerung über die Kürzung der Lebensmittelrationen aufzuklären und dann auch durchzusetzen zu müssen.
Es war nicht gelungen, Lebensmittel aus der Ukraine ins deutsche Kernland zu bringen, da in den besetzten Gebieten die Arbeitskräfte fehlten und auch die Transportmittel nicht zur Verfügung standen.

Es war auch wegen der anhaltenden Fröste nicht möglich, die heimischen Kartoffelmieten zu öffnen, um die deutsche Bevölkerung zu versorgen.
Auch hier gab es Probleme mit dem Transport, denn vor dem Krieg hatte man alte aber funktionsfähige Lokomotiven ins Ausland verkauft, die jetzt nicht zur Verfügung standen. Die Schuld an diesen Planungsfehlern gab man den Ministerialdirektoren im Reichsverkehrsministerium.

Goebbels plädierte in dem Zusammenhang für ein neues Gesetz , nach dem jeder, der sich gegen die bekannten Grundsätze der nationalsozialistischen Volksführung vergehe, mit Gefängnis bis hin zum Tode bestraft werden solle.
Hierfür wollte sich Hitler eine Vollmacht vom Reichstag für das politische und militärische Leben ausstellen lassen, so dass seine vorauszusehende freie Entscheidungsgewalt 'vom Volkswillen' gedeckt sei.

Hitler habe nicht die Absicht gehabt, anfangs nach Moskau zu gehen - so Goebbels in seinen Aufzeichnungen - sondern wollte den Kaukasus abschneiden, der Generalität wäre es aber nur um Prestigeerfolge gegangen, eben mit vordringlich Moskau und Leningrad.

Jetzt wolle er sich auch auf diese Ziele konzentrieren und Anfang Oktober 1942 Schluss machen und in die Winterquartiere gehen. Man werde unter Umständen eine lange Verteidigungslinie aufbauen, die Krim vom Feinde befreien und dann den Ostfeldzug auf sich beruhen lassen.
Ein neuer Winter wie dieser werde nicht mehr über die Wehrmacht kommen.

Alle möchten das Ende des Krieges erleben und am Aufbau teilnehmen und nicht nur die üblen Seiten des gewaltigen Umbruchs kennenlernen.

Es war dann nicht der letzte Kriegswinter.
Noch drei folgten, einer schlimmer als der andere.

Der nächste - 1942 / 1943 - beinhaltete dann Stalingrad mit all seinen Folgen.


·  3. 1. Um der deutschen Wehrmacht Skier zur Verfügung zu stellen, werden alle Wintersportveranstaltungen einschließlich der Ski-Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen abgesagt.

·  20. 1. Auf der Wannsee-Konferenz in Berlin wird unter Vorsitz von Reinhard Heydrich über organisatorische Fragen der "fabrikmäßigen" Ermordung der europäischen Juden beraten.

·  1. 2. Für eine Rationierung des Tabaks werden im Deutschen Reich Raucherkontrollkarten eingeführt.

·  28. 3. Beim ersten Flächenbombardement auf eine deutsche Großstadt wird die Innenstadt von Lübeck von der britischen Luftwaffe zerstört.  

·  9. 4. Wegen Schwarzschlachtens wird ein Berliner Schweinehändler zum Tode verurteilt.

·  24. 4. Juden wird im Deutschen Reich die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel untersagt.

·  26. 4. Der Reichstag spricht der Person Hitlers die höchste Rechtsprechung zu. Damit ist jeder "Führerbefehl" im NS-Herrschaftsbereich unumstößliches Recht.  

·  12. 5. Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau werden 1.500 Juden vergast. Es ist dort die erste datierte Massenvergasung.

·  10. 6. Als Vergeltungsakt für die Ermordung Heydrichs wird der tschechische Ort Lidice (bei Prag) zerstört. Alle männlichen Einwohner über 15 Jahre werden ermordet.

·  15. 7. In Amsterdam beginnt die Deportation von Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

·  16. 7. In Paris werden 12.000 Juden zur Deportation verhaftet.

·  22. 7. Die Deportation der Juden aus dem Warschauer Ghetto in das Vernichtungslager Treblinka beginnt.

·
  9. 8. Die Philosophin und Karmeliterin Edith Stein (1891-1942) wird in Auschwitz vergast.

·  27. 9. Thomas Mann klagt in einer BBC-Rundfunkansprache an die deutsche Bevölkerung die systematische Massenvernichtung der Juden an.  

·  1. 10. Die jüdischen Häftlinge in deutschen KZ werden zur Ermordung nach Auschwitz deportiert.

·  22. 11. Die Rote Armee schließt die deutsche 6. Armee mit insgesamt 284.000 Soldaten in Stalingrad ein.

·  1. 12. Mussolini fordert von Hitler die Beendigung des Krieges gegen die Sowjetunion.




Kulturnotizen:

·  22. 2. In Petrópolis (Brasilien) nimmt sich der Schriftsteller Stefan Zweig das Leben, weil er die Zerstörung Europas für unwiderruflich hält.

·  3. 3. In Berlin wird der Spielfilm "Der große König" von Veit Harlan uraufgeführt.

·  2. 4. In Wien hat der Film "Wiener Blut" mit Willy Fritsch Premiere.

·
  15. 4. Der Schriftsteller Robert Musil stirbt im Exil in Genf an einem Gehirnschlag.

·  25. 7. Der Suhrkamp Verlag kündigt die Herausgabe sämtlicher Werke von Gerhart Hauptmann zu dessen 80. Geburtstag an.  

·  8. 10. In Berlin wird der Film "Wir machen Musik" mit Ilse Werner und Victor de Kowa (1904-1973) uraufgeführt.

·  28. 10. In München wird "Capriccio" von Richard Strauss uraufgeführt.  

·  26. 11. In New York hat der Film "Casablanca" Uraufführung.

·  8. 12. In Paris wird das Drama "Eurydike" von Jean Anouilh uraufgeführt.


AUSSERDEM

·        Albert Camus: Der Fremde (Roman)

·        John Ford (1895-1973): Die Schlacht von Midway
     (Film)

·        Veit Harlan: Die goldene Stadt (Film)

·        Wolfgang Liebeneiner (1905-1987): Die Entlassung
     (Film)

·        Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944): Flug nach
     Arras (Roman)

·        Anna Seghers: Das siebte Kreuz (Roman)

·        Orson Welles (1915-1985): Der Glanz des Hauses
     Amberson (Film)

·        Thornton Wilder (1897-1975): Wir sind noch einmal
     davongekommen (Drama)

1943

Thema des Tages 13. Januar 1943

"Die Lage in Stalingrad ist natürlich weiterhin außerordentlich besorgniserregend.
Alles hängt vom Wetter ab." –

-
so Dr. Goebbels in seinen Tagebüchern.

Es war nicht nur das Wetter.
Es war die Schönrederei der gesamten Situation.

Was hatte allein Göring zu verantworten.
300 Tonnen Nachschub wollte er täglich in den Kessel von Stalingrad fliegen.
Tatsächlich bewältigte das VIII. Fliegerkorps nur etwa 95 Tonnen.

Hier spielte das Wetter tatsächlich eine große Rolle, denn die schneebedeckten Böden, unwegsames Gelände, Nebel - verhinderte, dass die Transportmaschinen ausreichend Material einfliegen konnten.

So waren die eingeschlossenen Truppen auf geringste Rationen gesetzt, sie erhielten nur 50 Gramm Brot pro Tag und ernährten sich sonst von den Resten des Pferdebestands.
Und die 'Befreiungsarmee' war räumlich noch weit entfernt, konnte nicht eingreifen.

Lektüre hierzu:
www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article170115075/Die-Stalingrad-Katastrophe-erwuchs-aus-einem-Logistik-Desaster.html

Und selbst dies Elend beschrieb Goebbels noch positiv, denn der Winter 1941 / 1942 sei bedrohlicher gewesen als der jetzige 1942 / 1943.

Jetzt aber sickerten russische Truppenverbände durch die Front, hatten damals aber nicht das Potential, um zu operativen Umschließungen zu gelangen, so war ihnen das jetzt möglich.
Hinzu kam die Gefahr durch Partisanen, die mehr und mehr subversive Kräfte entfalteten.
Dies lag begründet in der brutalen Behandlung der Bevölkerung beim Durchstoß der deutschen Wehrmacht nach Osten und den folgenden SS-Einheiten, die die Bevölkerung terrorisierten.
Hatten die Menschen in den besetzten Ostgebieten anfänglich geglaubt, vom Stalinismus mit seinen Gräueltaten befreit zu werden, mussten sie erkennen, dass noch größere Verbrechen an ihnen durch Deutsche geübt wurden.
25 Jahre Stalinismus hatte die russische Bevölkerung geprägt. Man hätte sehr viel früher und konsequenter damit beginnen müssen, zu vermitteln: es geht gegen den Bolschewismus und nicht gegen das russische Volk.

Jetzt, nach dem grausamen Verhalten der Deutschen, war es schwer den Menschen etwas anderes als weiter Verbrechen erdulden zu müssen nahezubringen.

Die von Goebbels beschriebene Denkschrift des Militärs vom 9. Januar 1943, die dem Führer zugeleitet werden sollte, zeigte auf, was alles im Argen lag:

- Widerstandswille der Roten Armee ungebrochen
- verstärkte Kraftentfaltung unter der Parole des 'nationalen
  Krieges'
- Verschlechterung der Stimmung der deutschfreundlichen
  Menschen
- Bandengebiete breiten sich weiter aus
- kulturelle Vernachlässigung
- Schließung von Schulen und Instituten
- Verkennung des Stolzes auf technische Errungenschaften
- rücksichtslose Menschenjagd für den Arbeitseinsatz in
  Deutschland
- unwürdige Behandlung der Arbeiter im Reich

Vielmehr müsste, so meinten die Militärs, der 'Führer' müsse dem russischen Volk in einer Art von Rahmenproklamation, Avancen machen, dass

- religiöse Freiheiten garantiert würden;
- keine Verurteilung zum Sklavendasein;
- Gewährung des Eintritts in das kommende Europa.

Lapidar bemerkte Goebbels am Schluss seiner Tagesaufzeichnungen, er glaube nicht, dass ’der Führer’ sich dazu herbeilässt, dieser Denkschrift seine Zustimmung zu geben.
 
Zusätzlich zu den Schwierigkeiten im Osten war auch an der Nordafrikafront keine Entspannung zu verzeichnen.
Im Gegenteil, denn die von Ägypten nach Westen heranrückenden Briten und die von Westen sich seit dem 8. November 1942 nach der Landung in Marokko, Algerien nach Osten ausbreitenden amerikanischen Truppen, brachten Rommel in Nordafrika in eine gefährliche Zwangslage.

Hinzu kam der Streit Rommels mit der italienischen Armeeführung, sollte man die in Libyen kämpfenden Truppen zurücknehmen dann  zu versuchen, die operative Freiheit zurückzugewinnen oder nicht.

Es kam zu keiner Entscheidung und so musste Libyen aufgegeben werden, denn den Truppen der Achsenmächte Deutschland und Italien standen eine halbe Million Mann alliierter Soldaten und damit einer doppelten Übermacht gegenüber. Auch verfügten die Alliierten über die vierfache Anzahl von Panzern und über die uneingeschränkte Luftüberlegenheit.

Die Briten besetzten Tripolis, damit war der Nachschub an Menschen und Material über Tripolis nicht mehr zu bewerkstelligen.

Rommel wurde zurückgerufen. Als dann Rommels Nachfolger Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim später bei Tunis kapitulierte, war der Nordafrikafeldzug verloren.

Goebbels hatte den Nimbus des Helden von Afrika geprägt und auch die ausländische Presse dazu beigetragen, dass die Meinung vorherrschen musste, Rommel, der 'Wüstenfuchs' könne mit allen Schwierigkeiten fertig werden.

Die deutsche Öffentlichkeit reagierte entsetzt auf die Niederlage und die vielen Toten in Nordafrika und nannte alles ein 'zweites Stalingrad'.

Die zweite Front war eröffnet.

Die Alliierten landeten später - am 10. Juli 1943 - in Sizilien, setzten auf das italiensche Festland über, drangen nach Norden in Richtung Rom vor.

'Sportpalastrede' - am 18. Februar 1943

Gustaf Gründgens war nicht zu erreichen.

Während der Reichspropagandaminister seine 'Totale-Krieg-Rede' im Berliner Sportpalast hielt, ließ sich GG von seinem Chauffeur durch Berlin fahren.
Eigentlich sollte der Staatsrat mit dabei sein - wie alle Größen im Staat: Politik, Kunst und all die anderen, die Goebbels als Repräsentanten des Reiches ansprach.

Nachdem die Anwesenden benannt wurden, stellte der Reichspropagandaminister ihnen – quasi als Stellvertreter des Volkes – zehn rhetorische Fragen zum Vorhandensein der Kampfesbereitschaft, die vom Publikum erwartungsgemäß jeweils mit einem lauten
„Ja“ beantwortet wurden. Die Fragen begannen zum Teil mit angeblichen Behauptungen der Engländer oder der Formel „Ich frage euch“, in Kurzform hießen sie:

Glaubt ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen, totalen Sieg der deutschen Waffen? […] unter Aufnahme auch der schwersten persönlichen Belastungen […]“

„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk sei des Kampfes müde. […] Seid ihr bereit […] diesen Kampf […] fortzusetzen, bis der Sieg in unseren Händen ist?“

„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat keine Lust mehr, sich der überhand nehmenden Kriegsarbeit […] zu unterziehen. […] Seid ihr […] entschlossen […] das Letzte für den Sieg herzugeben?“

„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sagen die Engländer, sondern die Kapitulation. Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?“

„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat sein Vertrauen zum Führer verloren. […] Vertraut ihr dem Führer?“

„Seid Ihr von nun an bereit, Eure ganze Kraft einzusetzen […], die Menschen und Waffen zur Verfügung zu stellen […], um den Bolschewismus zu besiegen?“

„Gelobt ihr mit heiligem Eid der Front, dass die Heimat mit starker, unerschütterlicher Moral hinter der Front steht und ihr alles geben wird, was sie zum Siege nötig hat?“

„Wollt ihr, […] dass die Frau [...] überall da, wo es nur möglich ist, einspringt, um Männer für die Front frei zu machen?“

„Billigt ihr […] die radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis von Drückebergern und Schiebern […]? Seid ihr damit einverstanden, dass, wer sich am Kriege vergeht, den Kopf verliert?“


„Wollt ihr, dass […] gerade im Kriege gleiche Rechte und gleiche Pflichten vorherrschen […]?

Besonders das frenetisch zustimmende Geschrei als Antwort auf die Frage nach dem totalen Krieg ist als prägendes Bild in die Geschichte eingegangen.

Am Tag der Sportpalastrede legten Hans und Sophie Scholl in der Münchner Universität das sechste Flugblatt der Weißen Rose aus, das mit einem Körner-Zitat aus einem patriotischen Lied der Befreiungskriege endete:
„Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!“

Lagebesprechung in Winniza


   ... am 8. März 1943

Bei der Besprechung im ukrainischen Winniza ergab sich für Goebels keine Gelegenheit mit Hitler über die Reaktivierung des Ministerrats unter Göring an Stelle des Dreiergremiums Bormann, Lammers, Keitel zu sprechen.

Der 'Führer' habe eine 'Granatenwut' über die verantwortungslose Umgebung des Reichsmarschalls, die das 'Reich' in eine so außerordentlich schwierige Situation brachte. Mit den Maßnahmen, die Göring selber gegen diese Schieflage brachte, sei er durchaus unzufrieden. Das völlige Versagen der Luftwaffe geriet so in direkten Zusammenhang mit dem Prestige Görings bei Hitler zu der Zeit. Damit war es unmöglich, den Plan, den Goebbels vortragen wollte, zur Sprache zu bringen, was ja ein positives Herausstellen von Göring zur Folge hätte haben sollen.

Bei der Luftwaffenfertigung sei ohne überzeugende Erfolge zuviel experimentiert worden.
Reichsmarschall Göring wolle immer nur die angenehmen Seiten sehen, deshalb verschweige ihm seine Umgebung das Unangenehme. Das gelte nicht nur für die Luftwaffe, sondern auch für die Schäden, die von den Engländern bei ihren Luftangriffen in Deutschland angerichtet wurden.

Der Luftkrieg könne unter keinen Umständen weiter so 'dahinschlittern' wie bisher. Übertrüge man diese jetzige Situation auf die nächsten sechs Monate, stünde man in vielen Städten vor einem Trümmerhaufen.

An dem Abend wurde ein schwerer Luftangriff auf Nürnberg gemeldet. General Bodenschatz - gerade aus Rom zurückgekehrt - wurde einbestellt. Ihm wurden die schwersten Vorhaltungen wegen des Luftkrieges gemacht.

Über den Einsatz der Truppen aus den Achsenmächten sei der 'Führer' außerordentlich erbost.
Bei den Italienern frage man sich, warum die sich überhaupt an diesem Krieg beteiligten.
Weder für die Ostfront, noch für Nordafrika, noch für für den U-Boot-Krieg eigneten sie sich.

Ribbentrop war in Rom, um diese Dinge zu besprechen. Der Duce wolle jetzt in jeder Hinsicht durchgreifen - politisch wie auch militärisch.
So wolle er aus innenpolitischen Gründen Tunis unbedingt halten.
Hitler zweifelte, denn Mussolini habe garnicht so viel Macht, wie es scheine. Die Aristokratie und der Hof des Königs von Italien konterkarierten jedes Vorgehen.
Ob er sich letztendlich durchsetzen könne, bleibe dahingestellt.

Was solle aus dem Faschismus werden, wenn Tunesien als letztes Bollwerk in Nordafrika aus übergeordneten Gründen - nach dem Verlust von Libyen und den Gebieten bis hin nahe zum Nil - aufgegeben werden müssten?
Das Afrika-Korps war zwischen den von Westen heranziehenden amerikanischen Truppen unter General Eisenhower und denen von Osten kommenden britischen Kräften unter General  Montgomery geradezu eingeklemmt. Einen Rückzug und ein Absetzen der restlichen Soldaten der Achsenmächte von Tunesien nach Sizilien hatte Hitler verboten.

Nicht erörtert, zumindest nicht in frei zugängigen Dokumenten festgehalten, wurde, ob die Abberufung von Erwin Rommel zur Sprache kam.

Am 23. Februar 1943 hatte ihn der 'Führer' zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika ernannt. Als die Niederlage der deutschen Truppen auch in Tunesien abzusehen war, verließ Rommel am 6. März 1943 das Land und flog nach Deutschland in Erholungsurlaub. Hitler wollte, dass er sich 'grundüberholen' lassen solle.

Der von der deutschen Bevölkerung verehrte Rommel, der vom NS-Regime gezielt als Propagandafigur eingesetzt wurde, sollte nicht mit der Niederlage in Verbindung gebracht werden.

Am 13. Mai 1943 kapitulierte sein Nachfolger - Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim - und kam mit 150.000 deutschen Kameraden und etwa 125.000 Italienern in Kriegsgefangenschaft.

Nach Stalingrad gingen 'nur' 110.000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen in russische Gefangenschaft. Von diesen kehrten nach mehr als 10 Jahren nur 6.000 Mann zurück.

Am 27. Februar 1943 hatte man nach Stalingrad in Berlin die Forderung aufgestellt, die Mannschaften zu verstärken. Ausgegangen wurde von 800.000 Mann, die aus der Bevölkerung abgezogen werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt waren aber nur 470.000 Mann abziehbar, da sich Wehrmachtsdienststellen weigerten, Personal freizustellen.
Auch Speer mit seiner Rüstungsindustrie gab vor, sich nicht in der Lage zu sehen, Personal abzugeben.

Goebbels - als Verfechter des 'totalen Krieges' - drängte darauf, unter allen Umständen an der Zahl von 800.000 Mann festzuhalten.
"Koste es, was es wolle!"

Stalingrad und Nordafrika gingen wegen schleppender bzw. gar nicht zustande kommender Nachschübe von Material und Menschen verloren.
Das Mittelmeer hatten die Alliierten von Gibraltar bis Suez mit Flugzeugen und U-Booten fest im Griff. Der Nachschub für das Afrika-Korps ging verloren.

Stalingrad konnte bei den Wetterbedingungen und  Bodenverhältnissen im Winter 1942 / 1943 aus der Luft nicht versorgt werden. Die Distanzen waren zu groß. Die Transportflugzeuge konnten den Treibstoff nicht ausfliegen, da Nachtanken am Zielort nicht möglich war, mussten also mit halb vollen Tanks den Rückflug antreten. Die Zuladung mit Verwundeten musste begrenzt werden.
Göring hatte den Mund zu voll genommen. Er hatte ja Hitler versprochen, Stalingrad aus der Luft zu versorgen.

 
Die vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring versprochene Lieferung des erforderlichen Tagesbedarfes der Armee von mindestens 500 Tonnen Versorgungsgütern wurde nie gewährleistet.
Die höchste Tagesleistung von 289 Tonnen Gütern konnte mit 154 Flugzeugen am 19. Dezember 1942 bei guten Wetterbedingungen erzielt werden.

In der ersten Woche ab dem 23. November 1942 wurden mit durchschnittlich 30 Flügen pro Tag nur insgesamt 350 Tonnen Frachtgut eingeflogen, davon waren 14 Tonnen Proviant für die 275.000 Mann im Kessel (dies entspricht 51 Gramm pro Person). 75 Prozent der Ladung bestanden aus Treibstoff für den Rückflug, für die Panzer und für die im Kessel befindlichen Bf-109-Begleitjäger. In der zweiten Woche wurde mit insgesamt 512 Tonnen ein Viertel der geforderten Menge transportiert, davon nur 24 Tonnen Nahrungsmittel. Das führte dazu, dass bereits verstärkt Zugtiere geschlachtet werden mussten, um den Mangel an Nahrungsmitteln auszugleichen. Da die noch einsatzfähigen Truppen den Vorrang bei der Versorgung hatten, erhielten Verwundete und Kranke bald keine Verpflegung mehr und kämpften erbittert um die letzten Plätze in den Transportmaschinen.

Quelle: Wikipedia
 

Nachdem Tunis für die Achsenmächte verloren gegangen war, gelang den Alliierten von dort aus eine Landung auf Sizilien. Mit dieser wurde am 10. Juli 1943 die von Hitler so gefürchtete neue Front im Süden Europas eröffnet, die zum Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 und dem Wechsel Italiens zu den Alliierten führte.

Am 13. Oktober 1943 erklärte die neue Badoglio-Regierung Italiens auf Druck Großbritanniens und der USA dem 'Deutschen Reich' den Krieg.


 

Das Massaker von Katyn

Für den 08. April 1943 notierte Dr. Goebbels in seinem Tagebuch, dass in der Nähe von Smolensk Massengräber entdeckt worden seien.
Die Bolschewisten hätten etwa 10.000 polnische Gefangene - Zivilisten, Intellektuelle, Künstler und Bischöfe - niedergeknallt und in Massengräbern verscharrt.
Über diesen seien Anlagen errichtet worden, um 'die Spuren ihres frevelhaften Tuns' zu verbergen.

Er habe veranlasst, dass neutrale Journalisten und Bewohner der umgebenden Ortschaften dorthin geführt würden, um deutlich zu machen, 'was ihrer erwartet, wenn ihr vielfach gehegter Wunsch , dass die Deutschen durch die Bolschewisten geschlagen würden, tatsächlich in Erfüllung ginge.'

Fatal bei dieser Zurschaustellung des Vorfalls war, dass deutsche Munition gefunden wurde, so dass es den Sowjets zunächst gelang, die Schuld den Deutschen zuschieben zu können.



Erst 1989 räumte die russische Regierung ein, dass in drei Massengräbern polnische Offiziere und Soldaten begraben lägen.

Für den 7. April 2010 hatte die russische Regierung unter Ministerpräsident Wladimir Putin den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk zu einer Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung in die Nähe des Dorfes Katyn eingeladen.

Nicht gebeten hatte man den polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczyński, der ein Kritiker der sowjetischen Regierung war und Russland unter Stalin vorwarf, am 17. September 1939 einen Dolchstoß in den Rücken Polens durchgeführt zu haben, als sowjetische Truppen in Ostpolen einfielen, während die polnischen Soldaten im Westen des Landes Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht leisteten.

Lech Kaczyński reiste daraufhin am 10. April 2010 mit einer größeren Delegation in eigener Regie zum Gedenken an den Völkermord nach Russland.

Das Flugzeug verunglückte beim Landeanflug auf den Flughafen von Smolensk - alle Personen an Bord kamen dabei ums Leben.

Nach immer ist nicht gänzlich geklärt, wie es zu dem Vorfall kommen konnte.
Während auf der einen Seite von Piloten- und Flugsicherungsfehlern gesprochen wurde, hält vor allem die polnische Seite dagegen, dass es sich um einen mit Waffengewalt herbeigeführten Absturz der Präsidentenmaschine handelte.

Anlässlich der Aufarbeitung des Unfalles zeigte das russische Fernsehen Andrzej Wajdas Film 'Das Massaker von Katyn'. Hierdurch wurde die Öffentlichkeit auf die Vorgänge im April und Mai 1940 aufmerksam gemacht, die zum Teil bis dahin der Meinung war - wenn sie überhaupt von dem Vorfall Kenntnis hatte - dass die deutsche Besatzung die Gräuel verübt hätten.
Heute befindet sich an der Stelle ein Soldatenfriedhof.

Bombenschäden am 9. April 1943

Man konnte in Essen vom Bahnhof nicht mehr in die Innenstadt mit dem Auto fahren, den Weg zum Hotel musste man zu Fuß zurücklegen, sich aber dabei bereits einen Eindruck von den Schäden der letzten drei Luftangriffe machen.

"Sie sind enorm und bieten ein direkt gespensterhaftes Bild! Man muss sich darüber klar sein, dass diese Stadt zu einem hohen Prozentsatz abgeschrieben werden muss. die Baudezernenten der Kommunalbehörde haben ausgerechnet, dass man normalerweise etwa zwölf Jahre nötig hätte, um die die bisher angerichteten Schäden zu beheben."

So Dr. Joseph Goebbels in seinem Tagebuch am 9. April 1943, nachdem der Gauleiter von Essen, Josef Antonius Heinrich Terboven (* 23. Mai 1898 in Essen; † 8. Mai 1945 in Skaugum bei Oslo, Norwegen) ihm am 5. April 1943 berichtete, ...


"… welche Verheerungen der Luftkrieg nicht nur an unseren Häusern  und Fabrikanlagen, sondern auch an der Moral des deutschen Volkes anrichtet.
Es erwachsen uns hier Probleme von ungeheurer Weite. die Probleme sind umso brennender, als wir im Augenblick im Innern zweifellos nicht über eine sachgemäße zentrale Führung verfügen.
[...]
Auch Terboven ist einigermaßen erschüttert darüber, wie inaktiv Göring der ganzen Entwicklung zuschaut.
Er muss unbedingt aus seiner Lethargie herausgerissen werden. Seine Autorität kann bei einer kommenden zentralen Führung des Reiches gar nicht entbehrt werden. Allerdings wird es sehr schwer sein, Göring wieder das alte Ansehen zu verschaffen, da die Entwicklung des Luftkrieges diesem sehr schweren Abbruch getan hat."

Das protokollierte Goebbels schon am 17. März 1943 als er erkannte, dass Göring im Verlauf der vergangenen 3 1/2 Kriegsjahre außerordentlich schwere Fehler gemacht hatte.

Die Einbindung des 'Reichsjägermeisters' in eine neue, von Hitler genehmigte Regierungsstruktur war kaum denkbar, da er schon früh den Ministerrat für die Reichsverteidigung - der ihm viele Schwierigkeiten mit Lammers und dem 'Führer' brachte - einschlafen ließ.

"Hätte er diesen seit Beginn des Krieges stark aktiviert, so wäre die deutsche Innenpolitik niemals so verfahren geworden, wie sie heute tatsächlich ist."


 

Tunis am 13. April 1943

Alfred-Ingemar Berndt (* 22. April 1905 in Bromberg (Westpreußen) † vermutlich 28. März 1945 bei Veszprém), war ein deutscher Journalist und Schriftsteller sowie enger Mitarbeiter von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels, galt als propagandistischer Schöpfer des „Wüstenfuchs“-Mythos um den deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel.

Er, Berndt, reichte am 13. April 1943 dem Propagandaminister eine -Denkschrift ein,
wie wir, wenn es einmal in Tunis zu Ende gegangen sein sollte, das dem deutschen Volke bekanntgeben sollen.

Schon am 16. März 1943 hatte Berndt dem Dr. Goebbels berichtet, dass die Lage in Nordafrika mehr als sorgenbereitend sei. Man verfüge in Nordafrika über 75.000 Mann, die Italiener über 200.00 Soldaten, das sei eine ansehnliche Truppenkonzentration. Aber es fehle an Waffen, an Benzin und zum Teil auch an Verpflegung. Vom Nachschub komme nach Tunis nur 60 Prozent durch, 40 Prozent müsse als verloren angesehen werden.
Unermesslich sei, was da schon alles auf den Grund des Mittelmeeres geschickt wurde.

All das, was da verloren gehe, fehle an der Ostfront.
Trotzdem sei der ‚Führer‘ der Meinung, man solle Tunis so lange wie möglich halten.

Rommel hatte Hitler schon die Schwierigkeiten mit der italienischen Führung in Nordafrika geschildert.
Es fungierten dort tatsächlich ein halbes Dutzend verschiedener Befehlsstellen durcheinander:
Rommel, Kesselring, Arnim, dazu das Comando Supremo in Rom und der örtliche italienische Befehlshaber.

Der Aufmarsch der Engländer von Osten kommend war zu der Zeit sehr massiv, so dass ein deutscher Widerstand an der Mareth-Linie nicht viel ausrichten konnte.

Es wäre besser gewesen - wie Rommel es auch wollte - bis an die Gabes-Linie zurückzugehen. Aber auch das scheiterte an den unterschiedlichen Meinungen der verschiedenen Befehlsstellen.

Man müsse nun in Nordafrika sehr schweren Tagen entgegensehen. Wenn jetzt auch noch Tunis verloren gehe, dann werde es in Italien eine schwere Krise geben - meinte Goebbels, die Tatsachen nicht beschönigend.

Die Achsenmächte kapitulierten Angesichts der aussichtslosen Lage  am 12. und 13. Mai 1943.

Infolge des Versäumnisses, diese Streitkräfte rechtzeitig nach Italien zurückzunehmen, gerieten nur wenige Monate nach der Schlacht von Stalingrad 150.000 Deutsche und etwa 125.000 Italiener in Kriegsgefangenschaft.

In Deutschland sprach man, in Anspielung auf Stalingrad, hinter vorgehaltener Hand von ‚Tunisgrad‘.

Zwei Monate später, am 10. Juli 1943, landeten alliierte Soldaten im Rahmen der Operation Husky auf Sizilien. Dies bedeutete eine zweite Front auf dem europäischen Kontinent, die Hitler so gefürchtet hatte.

Sehr schnell arbeiteten sich die Alliierten auf der Insel vor, nahmen am 17.8.1943 Messina ein und setzten dann auf das italienische Festland über.

Thema des Tages am 09. November 1943

Tags vorher, am 8. November 1943, reiste 'der Führer' an. Seine 'Wolfsschanze', das Führerhauptquartier in Ostpreußen, verließ er, um in München anlässlich des 20. Jahrestages des nicht erfolgreichen Putsches zu seinen alten Kameraden, die 1923 dabei waren, zu sprechen.

Goebbels meinte, Hitler sei bei der Rede elastisch und gut aussehend aufgetreten, er befinde sich in bester Form. Die Ansprache, für die er glanzvolle Formulierungen gefunden habe, werde eine tiefe Wirkung auf das deutsche Volk ausüben, zumal sie abends im Rundfunk - nach Korrekturen einiger ungeschickter Formulierungen - verbreitet wurde.

'Der Führer' ging auf den Luftkrieg ein, der die Bevölkerung im Reich in diesem Jahr 1943 besonders treffe und der einen kolossalen Wiederaufbau nach dem Krieg erfordere.

Einen großen Teil der Proklamation widmete Hitler der Lage an der Ostfront, die zu diesem Zeitpunkt geradezu katastrophal war, ohne dass er dies aussprach.

Die Gesamtsituation stellte sich tatsächlich problematisch dar.
Gegen 1,9 Millionen sowjetische traten 625.000 deutsche Soldaten an. Die Angreifer verfügten über knapp 2.700, die russischen Verteidiger über mehr als 8.000 Panzer. Noch ungünstiger war das Verhältnis bei den Artilleriegeschützen, nicht einmal 10.000 auf Seiten der Wehrmacht gegenüber 47.000 auf Seiten der Roten Armee.
Bedrückend war auch die Überlegenheit der sowjetischen Luftstreitkräfte. Sie verfügten über fast 6.000 Maschinen, während die deutsche Luftwaffe nur rund 1.400 Maschinen aufbieten konnte.

Schon im Juli 1943 war die Schlacht bei Kursk verloren gegangen.

 

Zitat
Die sowjetische Historiographie führte den Sieg in der Kursker Schlacht in erster Linie auf den „Massenheroismus“ der sowjetischen Soldaten zurück.
 Deutsche Akten sprechen von zähem, fanatischen Widerstand bis in den Tod. Das XXXXI. Panzerkorps meldete: „Gegner wehrt sich infanteristisch äußerst zäh und verteidigte sich zum Letzten.“
 Im Kriegstagebuch der 9. Armee hieß es: „Es bleibt eine harte Tatsache, dass der Gegner bisher mit fanatischer Verbissenheit gekämpft hat. Aufgefangene Funkbefehle enthalten immer wieder die Forderung: Stellungswechsel verboten, halten Sie bis zum Tode.
Das Kriegstagebuch der Armeeabteilung Kempf vermerkte:
„Der Gegner lässt sich dort in seinen gut ausgebauten Stellungen totschlagen.“
Und der Generalstabschef der 4. Panzerarmee schrieb:
„Der feindliche Infanterist kämpft gut, entgegen der bisherigen Annahme, dass es sich beim Gegner um schlechte Stellungsdivisionen handelt, muss festgestellt werden, dass auch dieser Feind zu fechten und zu sterben versteht.
Zitatende

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Zitadelle

 

Im Norden wurde ab Anfang Oktober 1943 der Raum um Narwa verteidigt, im Mittelabschnitt hatten die Sowjets Brjansk und Smolensk eingenommen, im Süden war im September 1943 das Donezbecken verlorengegangen und im Oktober der Durchbruch der Russen zum Dnjepr gelungen, wodurch am 1. November 1943 die Krim abgeschnitten wurde.

Auch mit den ständig auf die deutsche Bevölkerung einprasselnden Lageberichten, war nicht davon abzulenken, dass die Deutschen mehr und mehr zweifelten, den Krieg gewinnen zu können. Sagen traute sich das aber niemand, denn derartige defätistische Äußerungen vom SD, dem Staatssicherheitsdienst, registriert, führten in den meisten Fällen zur Liquidierung der Person wegen Wehrkraftzersetzung. Die Deutschen verstanden aber nicht, warum die Front im Osten begradigt werden müsse, wenn doch alles so zum Besten stehe, wie Dr. Goebbels immer behaupte.

Aber im Übrigen sei ja bald mit der Vergeltung durch die neuen Wunderwaffen zu rechnen, wie immer wieder betont wurde.

Im Osten waren nach Stalingrad auch an der Nordafrikafront zusätzliche Spannungen zu verzeichnen.

War doch 'der Führer' dem Duce zu Hilfe gekommen, als der am 03. Oktober 1935 von italienisch Somaliland aus nach Norden in Abessinien einrückte, England und Frankreich als die Siegermächte aus dem Ersten Weltkrieg sich gegen Italien wandten und der Duce nun auf Hitler angewiesen war.

Der nutzte dann 1938 die Hinfälligkeit des italienischen Faschisten für den Griff nach Österreich und die Tschechoslowakei wagen zu können, zumal die Westmächte zu dem Zeitpunkt mit mehr oder weniger ständigem Entgegenkommen, um Frieden zu bewahren, die europäischen Geschicke in die Hände des deutschen Diktators legten.

Am 13. September 1940 begann dann mit einem Angriff der zahlenmäßig weit überlegenen italienischen 10. Armee aus Libyen auf das von britischen Truppen besetzte Ägypten der Afrikafeldzug des Duce.
Die Briten konnten durch Truppenentsendungen aus Staaten des Empire ihre Kräfte soweit verstärken, dass sie im Dezember 1940 zu einem Gegenangriff – der 'Operation Compass' – übergehen konnten, der bis Anfang Februar 1941 weit nach Libyen hinein vordrang und dort zur beinahe vollständigen Zerschlagung der italienischen Armee führte.

Um die Niederlage Italiens abzuwenden, schickte Hitler Anfang Februar 1941 im 'Unternehmen Sonnenblume' die ersten Truppenverbände des späteren Deutsche Afrikakorps (DAK) zur Verstärkung der italienischen Truppen nach Afrika. Die ersten deutschen Verbände trafen am 11. Februar 1941 in Tripolis ein. Am 16. Februar wurde der Stab unter dem damaligen Generalleutnant Erwin Rommel gebildet.

Nach anfänglichen Erfolgen endete das Deutsche Afrikakorps am 13. Mai 1943 vor Tunis, da seit dem 9. November 1942 amerikanische Truppen von Westen über Marokko und Algerien kommend und britische von Osten aus Ägypten sich in Tunesien mit ihnen vereinigend Italiener und Deutsche vernichtend schlugen und 150.000 Deutsche und etwa 125.000 Italiener in Kriegsgefangenschaft gerieten.

Am 10. Juli 1943 landeten alliierte Truppen auf Sizilien.
Sie eroberten sehr schnell die Insel, verdrängten die vereinigten Mannschaften der Italiener und der Deutschen und setzten zum italienischen Festland über.

Diese zweite Front besiegelte das Schicksal der Deutschen Wehrmacht, wenn auch noch die dritte Front ab 6. Juni 1944 in der Normandie notwendig war, den Krieg am 8. Mai 1945 zu beenden.
 


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  10. 1. Da Generaloberst Friedrich Paulus die Kapitulation der eingeschlossenen deutschen 6. Armee ablehnt, beginnt die Rote Armee die Eroberung von Stalingrad.

·
  21. 1. Die deutschen und italienischen Verbände in Nordafrika ziehen sich nach Tripolis zurück.

·  25. 1. In Marseille findet eine Großrazzia statt, bei der 40.000 Menschen zur Deportation verhaftet werden.

·  31. 1. Gegen den ausdrücklichen Befehls Hitlers kapituliert der südliche Kessel von Stalingrad unter Generaloberst Paulus. Zuvor hatte Paulus auf Anweisung Hitlers jeglichen Versuch unterlassen, aus dem Kessel auszubrechen.  

·  2. 2. Mit der Kapitulation der letzten Wehrmachtstruppen in Stalingrad gehen über 100.000 Soldaten in sowjetische Gefangenschaft.

·  24. 2. Nach einer Anweisung Hitlers sind Befehlsverweigerer der Wehrmacht "auf der Stelle zu erschießen".  

·  5. 3. Die Alliierten beginnen mit schweren Bombenangriffen auf das Ruhrgebiet.

·  5. 4. Die Gestapo verhaftet mehrere Regimegegner aus verschiedenen Widerstandskreisen, darunter auch den Theologen Dietrich Bonhoeffer.

·  7. 4. Mit dem Zusammentreffen britischer und amerikanischer Verbände beginnt die Einkesselung der deutsch-italienischen Truppen in Tunesien.

·  Bei einem Besuch in Salzburg drängt Mussolini Hitler erneut zu einem Frieden mit der Sowjetunion.

·  14. 4. Im Konzentrationslager Sachsenhausen stirbt Stalins ältester Sohn. Noch kurz zuvor hatte Stalin die Gefangennahme seines Sohns geleugnet.

·
  18. 4. Mit der Anordnung zum Rücktransport endet der Einsatz italienischer Einheiten an der Ostfront.

·  19. 4. Im Warschauer Ghetto, aus dem bereits 300.000 Juden deportiert worden sind, beginnt ein Aufstand, der bis zur kompletten Auflösung des Ghettos am 16. Mai andauert. Mit einer alliierten Großoffensive beginnt der Endkampf in Tunesien.

·  7. 5. Mit der Einnahme von Tunis durch alliierte Truppen wird die deutsch-italienische Heeresgruppe Afrika in zwei Teile gespalten.

·  13. 5. Die letzten deutschen Einheiten in Nordafrika kapitulieren.

·  15. 5. Stalin lässt die Kommunistische Internationale (Komintern) auflösen, um sich der alliierten Unterstützung zu versichern.

·  16. 5. Mit der Zerstörung der Synagoge ist der Aufstand im Warschauer Ghetto endgültig niedergeschlagen. Mehr als 50.000 Juden sind dabei ums Leben gekommen.

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  17. 5. Durch britische Bombenangriffe werden die Möhne- und die Edertalsperre zerstört. Bei der dadurch ausgelösten Überflutung sterben 1.200 Menschen.

·  5. 6. Aus den Niederlanden werden 1.250 Kinder unter sechzehn Jahren deportiert und im KZ Sobibor vergast. Anne Frank berichtet in ihrem Tagebuch darüber.

·  7. 6. Der Reichsführer SS Heinrich Himmler wird über die Ergebnisse von medizinischen Experimenten mit Menschen informiert: Im KZ Ravensbrück wurden Frauen zur Untersuchung von Sterilisationsmethoden missbraucht.

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  10. 6. Die Westalliierten beginnen mit ihrer kombinierten Bomberoffensive gegen Deutschland. Die Briten bombardieren nachts, die Amerikaner tagsüber.

·  15. 6. Ganze Schulklassen werden von nun an wegen Luftkriegsgefahr geschlossen verlegt. Die Evakuierung von Kindern wird massiv verstärkt.

·  21. 6. Himmler befiehlt die Auflösung aller jüdischen Ghettos in Polen. Der Weg der Juden führt über die Vernichtungslager in den Tod.
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  Hitler ordnet ein zentrales Standgericht für Wehrmachtssoldaten an.

·  1. 7. Die Juden im Deutschen Reich verlieren sämtlichen Rechtsschutz und werden unter Polizeirecht gestellt.

·  10. 7. Ohne auf großen Widerstand zu stoßen, landen amerikanische und britische Truppen auf Sizilien.

·  24. 7. Mussolini wird vom "Großen Faschistischen Rat" abgesetzt und einen Tag später auf Befehl von König Viktor Emanuel III. verhaftet.

·  27. 7. Der neue italienische Ministerpräsident Marschall Pietro Badoglio (1871-1956) löst die faschistische Partei und den "Großen Faschistischen Rat" auf. Am nächsten Tag erklärt Badoglio die Fortsetzung des Kriegs gegen die Alliierten.

·  3. 9. Italien und die Alliierten einigen sich auf einen zunächst geheimgehaltenen Waffenstillstand.
·
  Britische Truppen betreten in Kalabrien das italienische Festland.

·  8. 9. General Dwight D. Eisenhower gibt den Waffenstillstand mit Italien bekannt.

·  1. 10. Die deutschen Besatzungstruppen wollen die über 8.000 in Dänemark lebenden Juden für die Deportation verhaften. Die meisten Juden können sich jedoch durch eine rechtzeitig organisierte Flucht nach Schweden retten.

·  4. 10. In Posen hält Heinrich Himmler vor ranghohen SS-Offizieren eine Rede, in der er offen und unmissverständlich über die "Ausrottung der Juden" spricht.

·  5. 10. Die Deutschen räumen die Insel Korsika.

·  13. 10. Die italienische Regierung unter Marschall Badoglio erklärt dem Deutschen Reich den Krieg. Die Westmächte erkennen Italien als Verbündeten an.

·  18. 10. In Rom beginnt die Deportation von 1.000 Juden in das KZ Auschwitz.

·  3. 11. Auf Befehl Himmlers werden nach der Schließung von fünf SS-Betrieben in Lublin 17.000 jüdische Zwangsarbeiter ermordet.

·  1. 12. Mussolini ordnet die Inhaftierung aller Juden und ihre Verbringung in KZ an.



Kulturnotizen:

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  4. 2. In Zürich wird das Theaterstück "Der gute Mensch von Sezuan" von Bertolt Brecht uraufgeführt.

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 18. 2. Beim Verteilen von Flugblättern in der Münchener Universität werden die Geschwister Hans Scholl und Sophie Scholl von der Gestapo verhaftet und kurz darauf zum Tod verurteilt.

·  5. 3. Anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Universum-Film AG (Ufa) wird der Film "Münchhausen" mit Hans Albers uraufgeführt.

·  28. 3. Tod des russischen Komponisten Sergej W. Rachmaninow (1873-1943) in Los Angeles.  

·  1. 4. Uraufführung des Films "Karneval der Liebe" mit Johannes Heesters (1903-2011).

·  27. 5. In Paris verbrennen die deutschen Besatzer rund 500 Kunstwerke, darunter Bilder von Paul Klee, Max Ernst und Pablo Picasso.

·  3. 6. In Paris wird das Drama "Die Fliegen" von Jean-Paul Sartre uraufgeführt.

·  9. 9. In Zürich wird Brechts "Leben des Galilei" in seiner ersten Fassung uraufgeführt.

·  15. 10. In Berlin wird der Film "Ein glücklicher Mensch" mit Victor de Kowa (1904-1973) erstmalig gezeigt.

·  30. 10. Tod des Schauspielers und Regisseurs Max Reinhardt in New York.  

·  15. 11. Als zweiter Teil der "Atriden-Tetralogie" wird in Wien das Schauspiel "Iphigenie in Aulis" von Gerhart Hauptmann uraufgeführt.

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  18. 11. Der Roman "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse erscheint in der Schweiz.

·  17. 12. In Berlin hat der Farbspielfilm "Immensee" mit Otto Gebühr Premiere.

1944

Gespräche am Rande der Front
14. März 1944

Man sitzt wieder einmal plaudernd noch ein paar Stunden am Kamin beisammen und bespricht Theater-, Konzert- und Filmfragen - was den Führer brennend interessiere.
Hier vor allem wie sich bekannte Künstler zum Krieg und seinem Verlauf stellen.
 
Furtwängler stehe ganz vorne, an letzter Stelle sei Jannings einzuordnen, der als Wankelmütiger nur die Verachtung des Führers habe.
Das aber dürfe man nicht vergessen. Nach dem Krieg müsse man die Tapferen belohnen und die Feigen bestrafen.

In Bezug auf den Luftkrieg und seine Auswirkungen meine der Führer, dass, so schlimm es auch momentan sei, es doch auch sein Gutes habe, da Zerstörungen der alten Bausubstanzen den Weg frei machten für modernen Verkehr.
 
Regensburg würde noch in absehbarer Zeit nur ein Museumsstück sein und mit seinen Alt-Bauten einer gesunden Entwicklung eines modernen Verkehrs- und Wirtschaftslebens nur immer wieder hindernd in den Weg treten.
 
Besonders schlimm wirkten sich die Zerstörungen bei den Theatern aus, ein Kulturbetrieb könne unter den Umständen kaum noch aufrechterhalten werden.
 
George habe jetzt im Erfrischungsraum des Schiller-Theaters eine kleine Bühne eingerichtet und spiele dort den 'Urfaust'
Für George habe der Führer die größte Hochachtung in Gegensatz zu Jannings, der doch nur ein intellektueller Schauspieler sei.

Während man am Obersalzberg zusammensitzt, plaudert und hofft, dass die bis auf den Bug zurückgenommenen Truppen sich dort halten können, scheitert am gleichen Tag der deutsche Versuch, eine Verteidigungslinie am Bug aufzubauen, gelingt es den Sowjets , den linken Flügel der 8. Armee zu zerschlagen und durch diese breite Lücke weit über den Bug nach Westen vorzudringen.
 
Erschwerend kam hinzu, dass Rumänien und Ungarn sich gegenseitig beobachteten und Truppen an dieser gemeinsamen Grenze zusammenzogen, statt sie dem mit ihnen verbündeten Reich an der Ostfront zur Verfügung zu halten.

'Vergeltungswaffe' – 18. April 1944


Goebbels notierte:

 

Zitat
[...]
Das Kirschkern-Programm der Luftwaffe ist wesentlich weiter. Aber auch hier haben wir noch eine gewisse Zeit zu warten, bis die Luftwaffe damit einsetzen kann. Wenn alles gutgeht, soll das Kirschkern-Programm Anfang und das A4-Programm Ende April in Tätigkeit treten.
Die Riesenartillerie, die Speer an der Atlantikküste aufbauen lässt, hat jetzt schon eine Schussweite von 100 km erreicht. Hiervon verspricht Speer sich außerordentlich viel, und dieses Projekt kann auch in absehbarere Zeit verwirklicht werden.
Jedenfalls muss man bei alledem feststellen, dass wir im Augenblick noch nicht soweit sind. Auch unsere Luftwaffenrüstung stockt an allen Ecken und Enden. Es wäre gut, wenn Speer sie, genau wie das U-Boot-Programm, in die Hände nähme. Aber das möchte man im Augenblick Göring und Milch nicht antun. Doch was heißt das angesichts der großen Notlage, in der wir uns gegenwärtig befinden.

[...]
Zitatende

Quelle: Tagebücher des Dr. Goebbels

 

Der zweite Weltkrieg begann mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen am 1. September 1939.

Im Zuge eines wenige Monate zuvor geschlossenen Beistandspakts hatten sich England und Frankreich dazu verpflichtet, Polen im Falle eines bewaffneten Konflikts militärisch beizustehen.

Diesmal würden die beiden Staaten sich nicht mehr mit Hitler auf einen Deal einlassen. Sie hatten zu lange zugesehen, wie der 'Führer' sein Machtpotential ausbaute, sich nicht an Absprachen hielt und Länder wie die Tschechei vereinnahmte.

Deutschland wurde daher am 3. September 1939 um 9 Uhr durch Übergabe eines entsprechenden Papiers durch den britischen Botschafter Henderson an den deutschen Chefdolmetscher Dr. Paul Schmidt im Außenministerium ein Ultimatum gestellt, bis 11 Uhr britischer Sommerzeit am gleichen Tag, sämtliche Truppen aus Polen abzuziehen. Sollte dies nicht der Fall sein, bestehe ab diesem Zeitpunkt der Kriegszustand zwischen Großbritannien und Deutschland.

Das Papier wurde Hitler in der Reichskanzlei übergeben, der fragte den Außenminister Ribbentrop:
"Was nun?"

Der wiederum antwortete ratlos, er nehme an, dass wenige Stunden später, gegen 17.00 Uhr, Frankreich folgen werde.

Und so kam es.

Es folgten später auf Druck Londons weitere Kriegserklärungen von Australien, Neuseeland, dann auch von der Südafrikanischen Union, Nepal, Bahrain, Oman und Kanada.

Aber weder England noch Frankreich eilten Polen zu Hilfe. Sie sahen zu, wie Nazi-Deutschland den östlichen Nachbarn vernichtete, so dass Warschau schon am 28. September 1939 kapitulierte.
 
Frankreich fühlte sich nicht imstande, Krieg gegen Deutschland zu führen und England zögerte, Truppen auf den Kontinent nach Frankreich zu entsenden.

Diese 'Pause' nutzte Nazi-Deutschland, aufzurüsten und Truppen, die in Polen nicht mehr 'gebraucht' wurden an die Westgrenze zu verlegen.

Man stand sich gegenüber, kämpfte aber nicht.

Der Frankreich-Angriffsplan Hitlers - für den November 1939 vorgesehen - wurde immer wieder verschoben.

Sein Operationsplan 'Sichelschnitt', der Angriff auf Frankreich über die neutralen Niederlande und Belgien, werde nach dem zu erwartenden Vorrücken französischer und britischer Truppen nach Belgien dazu führen, dass die Heeresgruppe A durch die dicht bewaldeten Ardennen bis zur französischen Kanalküste vorstoßen könne.

Der Plan ging auf.
Am 17. Juni 1940 hatte der französische Ministerpräsident Henri Philippe Pétain angesichts der aussichtslosen militärischen Lage Deutschland ein Waffenstillstandsangebot unterbreitet. Zuvor hatte die französische Führung vergeblich versucht, die USA zu einem Kriegseintritt an der Seite der Alliierten zu bewegen.

Durch die deutsche Truppenführung waren die britischen Verbände, die dann doch auf dem Kontinent abgesetzt worden waren, um Dünkirchen eingeschlossen, konnten aber nach England zurückgezogen werden.
Hitler ließ nun Pläne für eine Invasion der britischen Insel ausarbeiten, die aber nicht durchführbar waren. Die britische Marine war zu stark, die eigenen Boote waren mit der Besetzung Norwegens beschäftigt, die deutsche Luftwaffe führte zwar Flächenbombardements durch, konnte aber eine Lufthoheit über England nicht herstellen, die für eine Invasion notwendig gewesen wäre.
Das Unternehmen Seelöwe wurde im Herbst 1940 abgebrochen, Hitler konzentrierte sich wieder auf den Lebensraum im Osten.
 
Im Verlauf des Krieges vermehren sich ab Beginn 1942 die Angriffe der Alliierten auf das Gebiet des Deutschen Reichs. Vornehmlich ging es darum, Industrieanlagen und kriegswichtige Firmen zu zerstören, die Briten scheuten sich aber nicht, auch die deutsche Zivilbevölkerung zu treffen.
Einer der ersten Luftangriffe erfolgte am 11. Juni 1940 nachts gegen 1.15 Uhr. Hierbei wurde durch Bombentreffer kurzzeitig die Bahnstrecke zwischen Rostock und Warnemünde unterbrochen. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Einer der großen Angriffe erfolgte am 29. März 1942
bei dem etwa 400 Tonnen Bomben von 234 Vickers Wellington- und Stirling Bomber
-Flugzeugen über Lübeck abgeworfen wurden. Zwei Drittel davon waren etwa 25.000 Brandbomben, die verheerende Feuer auslösten und die Innenstadt verwüsteten.
Die größten und folgenschwersten Angriffe erfolgten vom 24. Juli bis 3. August 1943 auf Hamburg, denen schätzungsweise 34.000 Menschen zum Opfer fielen. 

Die Angriffe, zunächst nachts durchgeführt, wurden dann auch tagsüber geflogen, als die Amerikaner in den Krieg eingriffen.
Möglichkeiten, die Angriffe abzuwehren, bestanden für das Nazi-Regime kaum. Die Flak war zu schwach, hunderte anfliegender Flugzeuge in Schach zu halten.

So kam es auf deutscher Seite zur Entwicklung von Waffensystemen, die die
- Kampffliegerwaffe entlasten,
- fliegendes Personal einsparen und
- teure Bombenflugzeuge durch billigere Flugbomben ersetzen sollte, somit die Zahl der gefährlichen Anflüge auf die britische Insel mit fliegendem Personal reduzierten.

Eines davon die düsengetriebene Flugbombe V1, die unter dem Decknamen 'Kirschkern' Mitte 1942 in das 'Vulkanprogramm' der Luftwaffe, das alle Raketenentwicklungen umfasste, aufgenommen worden war.
Hitler wollte mit der Flugbombe Terrorangriffe gegen englische Städte fliegen lassen, die auf erfolgreichen Tests im Juli 1943 bis in das Jahr 1944 hinein, beruhten.
Immerhin verließen 1.700 - im Mai 1944 2.500 - Flugbomben die Fließbänder, so dass Hitler bestimmte, der Einsatz der V1 solle endgültig ab Mitte Juni 1944 erfolgen.
Der Grund für die beschleunigte Inangriffnahme dieses V1-Flugbombenprojektes war die starke Verzögerung der Entwicklung der A4-Raketenbombe.

Zu diesem Themenkomplex notierte Goebbels ebenfalls am 5. Februar 1944:

 

Zitat
[...]
Das A4-Programm stockt immer noch. Wir sind in unseren Erprobungen immer noch nicht recht weitergekommen. Es sind wiederum fünf Schüsse abgegeben worden; aber die Sache hat nicht richtig geklappt. Trotzdem läuft die Produktion weiter. Speer glaubt, wenigstens bis Ende Februar einen genauen Termin angeben zu können, wann das A4-Programm praktisch in Tätigkeit treten kann.
[...]

Zitatende

Quelle: Tagebücher des Dr. Goebbels
 


Das A4-Programm sei aus dem Experimentieren heraus - behauptete Goebbels - lag aber falsch, denn die Entwicklung der ersten ballistischen Rakete der Welt war längst nicht zum Abschluss gekommen.
 
Dies war insoweit fatal, da Hitler gegenüber Jodl den 15. April 1944 als Beginn der Vergeltung gegenüber dem Feind vorgegeben hatte.


 



Foto: DHM

Speer wehrte sich gegen den so frühen Einsatz der A4, zumal er nur 80 Schuss Munition für den Termin Mitte April zur Verfügung hatte.
 
Außerdem waren die Raketen bei 57 Startversuchen auseinandergebrochen - nur vier Projektile hatten ihr Ziel erreicht.
 
Inzwischen hatte die Luftwaffe die Entwicklung der V1 vorangetrieben.
 
Die düsengetriebene Flugbombe Fi 103 - eine Entlastung der Luftwaffe, sollte fliegendes Personal sparen und teure Bombenflugzeuge durch die V1 als billiger Flugbombe ersetzen.
 

Foto: DHM

Immerhin konnten 1700 Fi 103 im April 1944 und 2500 Fi 103 im Mai  vom Fließband in den Einsatz genommen werden.

Bis Kriegsende wurden 12.000 Stück der V1 hergestellt.

Eile war geboten, denn die Herrschaft über das Reichsgebiet war dem Feind zugefallen, auch tagsüber bombardierten alliierte Flugverbände Städte, die nicht nur im Westen, sondern auch über Berlin hinaus in Reichweite der Flugzeuge lagen.
Eine Lufthoheit der deutschen Luftwaffe über dem Feindgebiet England war somit nach menschlichem Ermessen völlig unerreichbar.

 

Zitat
Unsere große Krise in den vergangenen 1½ Jahren führt der Führer auf drei Ursachen zurück:
- auf die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes, die besonders durch den Abfall Italiens ins Gewicht gefallen ist,
- auf eine Reihe von technischen Erfindungen, die dem Feind einen großen Vorsprung gegeben haben,
- und auf die Naturgewalten, die insbesondere den Sowjets in den beiden vergangenen Wintern sehr zu Hilfe gekommen sind, im ersten Winter durch die abnorme Kälte und im zweiten Winter durch die abnorme Milde der Witterung, die eine Schlammperiode eintreten ließ, als wir gerade bei Schitomir einen erlösenden Stoß vornehmen wollten.
Diese beiden tollen Winter haben uns einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.
Seit 1942/43 hat sich zudem das zahlenmäßige Kräfteverhältnis grundlegend verschoben. Hätten die Italiener standgehalten, so hätte der Führer 45 Divisionen zur Verfügung gehabt, mit denen er den Sowjets den Gnadenstoß geben konnte. Die sind nun ausgefallen, und damit ergab sich eine grundlegend neue Lage. Wir konnten unsere Front im Kaukasus nicht halten, ganz zu schweigen davon, daß wir den Sowjets ihre Ölzufuhr absperren konnten.
Der Abfall Italiens ist also entscheidend für die letzte Entwicklung des Krieges. Die Italiener werden das auch, wenn wir einmal gesiegt haben, teuer bezahlen müssen.
Und zwar hat der Abfall der Italiener nicht erst bei der Verhaftung des Duce begonnen, diese war nur der Schlußpunkt eines langen Prozesses, der damit seinen Anfang nahm, daß der italienische König sich im September 1939 weigerte, die Kriegserklärung an England und Frankreich zu unterschreiben. Damit ist der Krieg für England überhaupt erst möglich geworden.-

Zitatende

Quelle: Tagebücher des Dr. Goebbels – 18. April 1944


Außerdem war der Reichsleitung bekannt, dass eine Invasion der Alliierten bevorstand und man wollte dem Feind so gut wie möglich gerüstet entgegentreten können.

Da kam Hitler der ihm vorgeflogene Düsenjäger ME 262 gerade recht, von denen er neun Exemplare im August 1944 nach Reims verlegen ließ, obwohl die Westfront seit dem 6. Juni, dem Tag der Alliierteninvasion an der Atlantikküste, immer näher an das Reichsgebiet heranrückte.
 
Wieder eine der ’herausragenden’ Entscheidungen des GröFaZ.

http://www.youtube.com/watch?v=p5JYn3yW8qM
 

 
 

Bericht zur Lage des Reiches
am 20. April 1944


Die Entwicklung an der Ostfront sei viel schneller und krisenhafter vor sich gegangen, als man überhaupt erwarten konnte.
’Der Führer’ sei sehr ungehalten über den Zusammenbruch der Krim.

Die Heeresführung habe sich in den letzten zwei Jahren nicht gerade mit Ruhm zugedeckt. Wären dort Kreisleiter am Zuge gewesen, dann hätten sie sicherlich besser gehalten, aber die Schwächlinge aus den Generalstäben seien den schweren Belastungen, wie sie die Ostfront jetzt biete, nicht gewachsen.

Er, der Führer, habe aber die Ostfront gehalten. Die Rückzugsbewegungen seien zum Stehen gekommen.
Derartige Rückzüge bedeuteten immer die Aufgabe des meist schweren Materials, aber Truppen ohne Gerät nützten nichts. Man müsse also versuchen, eine gewisse Zeit bestimmte Punkte zu halten und die Truppen erst dann zurücknehmen, wenn neues Material zur Verfügung stehe.

Unter diesem Hängen und Würgen spiele sich der Ostfeldzug seit eineinhalb Jahren ab.
So sei der Führer entschlossen, Sewastopol zu halten, denn es würde damit dort 30 Feinddivisionen gebunden, die man auf keinen Fall an anderen kritischen Punkten zum Zuge kommen lassen dürfe, dort könne man auf keinen Fall ihrer Herr werden.

An diese Punkte müssten erst neue Waffen gebracht werden, was im Augenblick noch nicht möglich sei. Erst in ein bis zwei Monaten sei dies machbar.
Truppen im Osten müssten schwer bewaffnet sein, um der Roten Armee Paroli bieten zu können.

Die Sowjets hätten den außerordentlichen Vorteil, im T 34 einen guten Panzer zur Verfügung zu haben, der bei Kälte, bei Schnee und bei Schlamm fahre. Für die hoch entwickelten deutschen Panzer sei dies nicht der Fall. Man konzipiere derartiges Gerät, das stünde aber erst später zur Verfügung.

Die Kriegsführung müsse also zäh und verbissen auch verlorene Punkte halten, es mache keinen Sinn, Menschen zu retten und Material zu verlieren.
Der Feind dürfe auch nicht ohne Blutverlust vorrücken, überall, wo er Gelände gewinne, müsse teuer dafür bezahlen, denn sonst stünde er ja an anderer Stelle wieder mit unverminderter Kraft gegenüber.

Ein Sieg setze sich aus vielen kleinen Siegen zusammen, nur er, der Führer, habe die nötige Energie und brutale Willenskraft um souverän Entscheidungen zu treffen.
Wie viele Generäle hätten in den vergangenen Jahren an der 7.000 km-Front die Nerven verloren, es sei daher kein Wunder, dass auch die Truppen zweifelten und sogar verzweifelten.

Aber jeder sehe jetzt, was das Vorrücken der Bolschewisten bedeute. Jedes Volk in Europa sei davon betroffen, Somit trüge Deutschland nicht allein die Last, den Bolschewismus in Europa zu verhindern.

Bezüglich einer Invasion im Westen glaube der Führer daran, dass sie kommen werde, vielleicht noch in diesem Monat. Rommel habe ihm versprochen, den Westwall bis zum 1. Mai spätestens hergerichtet zu haben.
‘Der Führer‘ sei der Auffassung, dass die Invasion unter dem Aspekt der durchgeführten Abwehr-Vorkehrungen misslingen werde und er die Alliierten in großem Stil zurückschlagen könne.

03. Mai 1944

Von Osten näherten sich die Sowjets, eine Invasion der Alliierten im Westen stand bevor.

Bei der Reichsleitung klammerte man sich an Symbole.

Friedrich der Große war das Vorbild, in diesem Falle waren sich Goebbels und Hitler völlig einig, wobei es sich nicht um eine Idealisierungskonstruktion des Krieges handelte, sondern schon in den Schriften aus den Jahren 1924 und 1926 auftaucht und auch in seinem 'Michael' bezieht der Reichspropagandaminister hier schon Stellung.

Aktuell wurde die Beschäftigung mit Friedrich II. dadurch, dass man aus Sicherheitsgründen dessen Sarg in diesen Tagen aus der Garnisonskirche in Potsdam herausgeholt hatte.

Hitler wollte ihn nach dem Kriege nicht mehr dort zur letzten Ruhe betten, sondern in der neuen Ruhmeshalle der Wehrmacht oder - wie testamentarisch verfügt - im Garten von Sanssouci beerdigen lassen.

In den Kriegsjahren wurde Friedrich II. als Vorbild in Bezug auf seine Triumphe wie auch in Bezug auf seine Niederlagen dargestellt und zur Ikone stilisiert.

Friedrich sei ein Sozialist auf dem Königsthron gewesen, er sei durch Roßbach und Leuthen zum 'Großen' geworden, durch Kunersdorf zu Friedrich 'dem Einzigen'.

Bis in die letzten Kriegstage wurde der Führer in Verbindung zu Friedrich II.  gebracht.

Er, Hitler, sei ein Stoiker und ein Jünger des Preußenkönigs.

Man müsse sich so benehmen wie er und dem 'großen König' - wie der Führer - bewusst und unbewusst nacheifern.

Das müsse allen ein Beispiel und Vorbild sein.

Göring falle hier völlig durch und müsse zur Raison gerufen werden.
Ordensbehängte Narren und eitle, parfümierte Gecken gehören nicht an die Kriegsführung. Es gehe nicht, dass der erste Offizier des Reiches in dieser Situation des Krieges in einer silbergrauen Uniform herumlaufe.

Welch ein weibisches Betragen den Ereignissen gegenüber.

Es sei bedauerlich, dass die Partei durch Göring repräsentiert werde, wobei der mit der Partei so viel zu tun habe wie eine Kuh mit der Strahlenforschung.

So Goebbels in seinem Tagebuch später noch bis zum 28. März 1945.

Die Situation am 11. Juli 1944

Speer gelang es, die Rüstungsproduktion zu steigern, trotz aller widrigen Umstände im Juli 1944, Bombenkrieg mit Zusammenbrechen der Infrastruktur und Rohstoffmangel.

Der Nachfolger Todts verfügte die Umstellung der Rüstungsindustrie auf totale Kriegswirtschaft.

Dies konnte allerdings nicht ohne ausnahmslose Ausnutzung der Arbeitskraft von KZ-Häftlingen und Fremdarbeitern zustande gebracht werden.

Auch war er überzeugt, dass - außer den vorhandenen - noch mehrere Millionen von Arbeitskräften und Soldaten aus der Bevölkerung gewonnen werden müssten, wollte man über den totalen Krieg nicht nur reden, sondern ihn auch praktisch durchführen.
Im Rahmen der Vorbereitungen auf den totalen Krieg sollten ab sofort Deutsche auch aus Verwaltungen und Betrieben 'ausgekämmt' werden, um etwa eine Million Soldaten für 25 neue Divisionen freizubekommen, die aufgrund der Ostlage nun notwendig würden.
Die könne Speer in sechs bis acht Wochen ausstatten.
Der 'Totale Krieg' war den Deutschen schon am 18. Februar 1943 von Goebbels in seiner Rede im Berliner Sportpalast nahegebracht worden.

Ein Krieg der die gesamte Bevölkerung erfasst und alle moralischen Bedenken außer Acht lässt.
Wirtschaftskrieg, psychologische und ideologische Vorgehensweise zur Vernichtung des Gegners.

Immer wieder hatte er versucht, Hitler davon zu überzeugen, dass es längst an der Zeit sei, sämtliche Kräfte an Menschen und Material zu mobilisieren.

Doch selbst jetzt, Anfang Juli 1944, da schon alles unterzugehen drohte - Deutschland war vom Gegner umzingelt Im Osten die Russen, im Westen nach der Invasion vom 6. Juni 1944 die Amerikaner, Briten wie Franzosen und auch im Süden, da Italien schon am 3. September 1943 durch den Waffenstillstand mit den Alliierten 'abfiel' - war der Führer immer noch der Meinung, der Zeitpunkt, alles von der Bevölkerung zu verlangen, sei zu früh.

Sollte aber die Krise anhalten, dann wolle er auf die Vorschläge von Goebbels eingehen und ihn zu seinem engsten Berater machen.

Er selbst wolle sich dann an die Spitze der Bewegung stellen, an das Volk appellieren und einen nationalen Aufstand organisieren.

Goebbels sorgte sich, dass es dann zu spät sein werde.
Im Moment aber blieb ihm nichts anderes übrig, als eine Denkschrift zu verfassen, die er in diesen Tagen Hitler zuleitete.

 

·  11. 1. Zur Unterdrückung der norwegischen Oppositionsbewegung werden 400 norwegische Studenten in deutsche Konzentrationslager verbracht.

·
  22. 1. Alliierte Truppen landen in Anzio südlich von Rom und bilden einen Brückenkopf im Rücken der deutschen Verteidigungslinie.

·  25. 2. Die Innenstadt von Augsburg wird durch einen Bombenangriff fast völlig zerstört.

·  24. 3. Bei einem Bombenattentat von Widerstandskämpfern in Rom werden 33 deutsche Polizisten getötet. Auf Befehl Hitlers werden daraufhin 335 italienische Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen in der Nähe von Rom erschossen.

·
  1. 4. In Ungarn führt die deutsche Besatzungsmacht Rassegesetze zur Ausschaltung der Juden aus dem öffentlichen Leben ein.

·  28. 4. Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau treffen die ersten aus Ungarn deportierten Juden ein.  

·  21. 5. Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink fordert zum Muttertag die deutschen Frauen zu "Geburtshöchstleistungen" auf.

·  6. 6. Mit 6.000 Schiffen beginnt in der Normandie die Invasion der Alliierten in Westeuropa. Mit der Landung von 150.000 Soldaten werden mehrere Brückenköpfe gebildet. Auch wegen der Lufthoheit der 14.000 alliierten Bomber können die deutschen Einheiten keine entscheidende Abwehr leisten. Der deutsche Nachschub wird unterbunden.

·
  5. 7. Der britische Außenminister Robert Anthony Eden berichtet dem Parlament über die Deportation und Vernichtung der europäischen Juden durch die Deutschen.

·  20. 7. Das Bombenattentat der Widerstandsgruppe um Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Hitler scheitert. Die im Besprechungszimmer der "Wolfsschanze" plazierte Bombe verletzt Hitler nur leicht. Der Staatsstreich in Berlin schlägt fehl, Stauffenberg und drei weitere Offiziere werden erschossen. Dem ehemaligen Generaloberst Ludwig Beck wird Gelegenheit zum Selbstmord gegeben, der jedoch zweimal scheitert. Daraufhin wird er von einem Feldwebel erschossen.

·  23. 7. Die Rote Armee befreit das Vernichtungslager Majdanek bei Lublin, in dem über eineinhalb Millionen Menschen ermordet wurden.

·
  1. 8. Beginn des Warschauer Aufstands gegen die deutschen Besatzer. Bis zum Ende der Kämpfe am 2. Oktober 1944 verlieren 180.000 Polen ihr Leben.

·  3. 8. Innerhalb von drei Tagen sind in Auschwitz-Birkenau 6.000 Sinti und Roma vergast worden. 

·  18. 8. Nach elfjähriger Einzelhaft wird der ehemalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Ernst Thälmann, im KZ Buchenwald ermordet.

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  19. 8. Der von seinem Oberbefehl an der Westfront entbundene Generalfeldmarschall Hans-Günther von Kluge begeht Selbstmord.

·  28. 9. Im KZ Theresienstadt beginnt die Deportation von 18.000 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

·  10. 11. In Köln werden 13 Mitglieder der Jugendorganisation "Edelweißpiraten" hingerichtet.

·  13. 11. Den Juden im Deutschen Reich wird der Aufenthalt in Wärmehallen verboten.

·  26. 11. Himmler ordnet die Einstellung der Vergasung und deren Spurenbeseitigung in Auschwitz an. Die Häftlinge sollen in die KZ Dachau und Bergen-Belsen gebracht werden.




Kulturnachrichten:

·  28. 1. In Berlin wird der Spielfilm "Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann zum ersten Mal gezeigt.  

·  2. 2. In München werden Carl Orffs "Carmina Burana" als szenisches Spiel uraufgeführt.

·  4. 2. Das Drama "Antigone" von Jean Anouilh hat in Paris Premiere.

·
  15. 3. Als Leiter des "Judenreferats" im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) ordnet Adolf Eichmann die systematische Erfassung der griechischen Juden zur Deportation an.

·  24. 6. Der emigrierte Schriftsteller Thomas Mann erhält in den USA das Bürgerrecht.

·  10. 8. Joseph Goebbels verbietet alle "öffentlichen Veranstaltungen nicht kriegsgemäßen Charakters".

·  16. 8. "Die Liebe der Danae" von Richard Strauss wird in Salzburg zum ersten Mal aufgeführt.

·  25. 8. Der Tanzfilm "Die Frau meiner Träume" mit Marika Rökk wird in Berlin uraufgeführt.

·  13. 9. Die satirische Zeitschrift "Simplicissimus" stellt nach 49 Jahren ihr Erscheinen ein.

·  2. 10. In Zürich wird das Drama "Die Fliegen" von Jean-Paul Sartre uraufgeführt.

·
  10. 12. Otto Hahn erhält den Nobelpreis für Chemie aufgrund seiner Entdeckung der Kernspaltung rückwirkend für das Jahr 1943.

·  13. 12. Tod des russischen Malers Wassily Kandinsky in Paris.

·
  15. 12. In Prag wird der Film "Große Freiheit Nr. 7" mit Hans Albers und Ilse Werner uraufgeführt.



AUSSERDEM:

·  Leonard Bernstein (1918-1990): Fancy Free (Ballett)

·  Albert Camus: Das Missverständnis (Schauspiel)

·  Frank Capra (1897-1991): Arsen und Spitzenhäubchen (Film)

·  Sergej Eisenstein (1898-1948): Iwan der Schreckliche (Film)

·  Veit Harlan: Opfergang (Film)

·  Laurence Olivier (1907-1989): Heinrich V. (Film)

·  Jean-Paul Sartre: Bei geschlossenen Türen (Drama)

·  Anna Seghers: Transit (Roman)

·  Franz Werfel (1890-1945): Jacobowsky und der Oberst
   (Komödie)

1945

Vier Wochen vor dem Ende
des 1000-jährigen Reichs


In Berlin-Rahnsdorf waren am 7. April zwei Bäckerläden von etwa 200 Personen gestürmt worden, die »sich dort die Brote genommen« hatten.

 

Zitat
8. April 1945
„Gestern: [ ... ]
Die Abendlage ist wenig erfreulich.
Im Westen hat der Feind weiterhin seinen Vormarsch aufrechterhalten können. Er steht noch 15 km vor Hildesheim und stößt geradewegs auf Hannover vor. Außerdem ist er über Bückeburg hinaus vorgedrungen und befindet sich im Raum Minden. Damit geraten wir auch von der westlichen Seite aus langsam für Berlin in eine Bedrohung hinein. Südlich Verden hat der Feind die Richtung nach Bremen eingeschlagen. Er will unter allen Umständen eine größere Hafenstadt in seinen Besitz bringen. Südlich des Harzes ist die Lage ziemlich unverändert.

Dagegen ist der Feind in Thüringen bis Erfurt vorgedrungen und hat Suhl und Zella-Mehlis in seinen Besitz gebracht, was für unsere Rüstungsproduktion sehr bekümmernd ist. Er steht westlich Kitzingen und ist bis Uffenheim und fast bis Dinkelsbühl vorgedrungen. In diesem Raum hat er Luftlandetruppen abgesetzt, aber man hofft, damit fertig zu werden. Im Heilbronner Raum steht die Lage etwas günstiger und ebenso an der Ruhr, wo die Heeresgruppe von Model ausgezeichnet kämpft.

Auch die Lage in Holland hat sich eine Kleinigkeit gefestigt.

Im Osten ist der kritische Punkt im Wiener Raum zu sehen. Der Feind ist südwestlich bis an das Wiener Stadtgebiet herangedrungen. Er steht vor St. Pölten. Der Südostteil von Wien befindet sich schon zum großen Teil in seinem Besitz. Schlimmer aber ist die politische Entwicklung, die sich infolgedessen in Wien angelassen hat. Es haben in der Stadt Aufruhraktionen in den ehemals roten Vororten stattgefunden, und zwar haben diese Ausmaße angenommen, daß Schirach sich in seiner Hilflosigkeit veranlaßt gesehen hat, sich unter den Schutz der Truppe zu begeben. Das ist so typisch Schirach. Erst läßt er die Dinge laufen, wie sie laufen, und dann flüchtet er sich zu den Soldaten. Ich habe nie etwas anderes von ihm erwartet.
Auch hier zeigen sich die üblen Folgen des Mangels an Entschlußkraft beim Führer in der Personalpolitik. Schirach war schon seit langen Jahren überfällig zum Abbau; aber der Führer hat sich nicht dazu entschließen können, ihn in die Wüste zu schicken. Jetzt müssen die härtesten Maßnahmen getroffen werden, um die Dinge in Wien wieder zu bereinigen.
Der Führer ist weiterhin entschlossen, die Stadt unter allen Umständen zu halten. Man darf natürlich die Vorgänge, die sich in Wien selbst abspielen, nicht allzusehr dramatisieren. Es handelt sich natürlich nur um Gesindel, das diese Aufstände veranstaltet, und dieses Gesindel muß zusammengeschossen werden. Aber so weit hätte es gar nicht zu kommen brauchen.
Das beweist wieder in Berlin der Fall Rahnsdorf.

Die Rädelsführer werden im Laufe des Nachmittags schon vom Volksgericht abgeurteilt.
Drei werden zum Tode verurteilt, ein Mann und zwei Frauen. Bei einer Frau liegt der Fall wesentlich milder, so daß ich mich hier zu einer Begnadigung entschließe. Die beiden anderen zum Tode Verurteilten lasse ich noch in der Nacht enthaupten. Von der Tatsache der Verurteilung und Liquidierung der beiden Rädelsführer lasse ich die Rahnsdorfer Bevölkerung durch Plakate unterrichten, und ich werde sie auch im Drahtfunk mit entsprechenden Kommentaren der Berliner Bevölkerung mitteilen. Ich glaube, daß das sehr ernüchternd wirken wird. Jedenfalls bin ich der Meinung, daß in der nächsten Zeit in Berlin keine Bäckerläden mehr geplündert werden . So muß man vorgehen, wenn man in einer Millionenstadt Ordnung halten will. Und die Ordnung ist die Voraussetzung der Fortsetzung unseres Widerstandes. -
Sonst ist an der Ostfront nur eine unangenehme Entwicklung im Königsberger Raum zu verzeichnen. Hier hat der Feind tiefe Einbrüche erzielen können. -
Im Laufe des Tages sind bei den feindlichen Einflügen unsere Rammjäger zum ersten Mal eingesetzt worden. Die Erfolge sind noch nicht ausgezählt worden; aber es scheint doch, daß sie nicht so hoch stehen, wie man eigentlich gewünscht hätte. Allerdings darf man nicht vergessen, daß es sich hier um einen ersten Versuch handelt und damit das Experiment noch nicht abgeschrieben zu werden braucht.

Magda ist von Schwanenwerder aus nach Berlin zu Besuch gekommen. Ein etwas melancholischer Abend, an dem eine böse Nachricht nach der anderen ins Haus hineinstürzt. Man stellt sich manchmal verzweifelt die Frage, wohin das führen soll. Der Führer muß eine Nervenkraft ohnegleichen aufwenden, um in dieser überkritischen Situation die Haltung zu bewahren. Aber ich habe doch die Hoffnung, daß er diese Situation meistern wird. Er hat es ja immer verstanden, mit einer souveränen Ruhe seinen Augenblick abzuwarten. Ist der Augenblick aber gekommen, dann pflegt er auch immer mit beiden Händen zuzugreifen.[...]“

Zitatende

Quelle: Dr. Joseph Goebbels – Tagebücher 1943 – 1945 – Seite 2184 – 2186

 

Zwei Wochen vor dem Ende
des 1000-jährigen Reichs

 

Zitat
Die Demonstration der Regensburger Bürgerschaft am 23. April 1945

Am 19. April 1945 war Gauleiter Fritz Wächtler in Herzogau hingerichtet worden. Drei Tage später rechtfertigte sein Nachfolger im Amt des Gauleiters und Reichsverteidigungskominissars, Ludwig Ruckdeschel, diese Tat mit dem Vorwurf, Wächtler habe die Gauhauptstadt Bayreuth verlassen und damit Feigheit vor dem Feind gezeigt.
Am selben Tag, dem 21. April, wurde in Regensburg der bereits 1944 wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilte Luftschutzpolizist Johann Igi hingerichtet. Am 22. April 1945 verlautbarte Ruckdeschel in einer in Regensburg aufgezeichneten Radioansprache, dass die Stadt bis zum letzten Stein verteidigt werden müsse.130‘ In der Nacht vom 22. auf den 23. April erfolgte die Ausrufung eines Panzeralarms für Regensburg und die Sprengung der Brücken über die Donau .

Angesichts des in rascher Folge demonstrativ zur Schau gestellten, unbedingten Durchhaltewillens durch den Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar erscheint die am Nachmittag des 23. April am Moltkeplatz (heute Dachauplatz) stattfindende Kundgebung zur kampflosen Übergabe der Stadt, an der sich insbesondere Regensburger Frauen mit Kindern beteiligten, als bemerkenswerter Akt kollektiver Widerständigkeit. Diese Demonstration setzte einen deutlichen Akzent und stellte eine markante Aussage des politischen Willens der Bevölkerung dar, mit der die Stadtbewohner auf die nationalsozialistischen Machthaber einwirken wollten - gegen deren Durchhalteparolen.

In gewisser Weise griffen die Regensburger dabei auf ein Handlungsmuster zurück, das sich bereits einmal bewährt hatte. Im Herbst 1941 hatten sie mit einer Demonstration erfolgreich gegen eine nationalsozialistische Repressionsmaßnahme aufbegehrt.‘

Der Anlass hierfür war die am 23. April 1941 von Adolf Wagner in seiner Funktion als bayerischer Kultusminister gegebene Anordnung, das Schulgebet durch nationalsozialistische Texte zu ersetzen und die Kreuze aus den Klassenzimmern zu entfernen. Als Reaktion auf diesen sogenannten Kruzifixerlass war es bayernweit zu Protesten der Bevölkerung, später auch von Seiten der Bischöfe gekommen. In der Folge ließ Wagner die Ausführung seines Erlasses zunächst stoppen. Ende September teilte das Kultusministerium den Regierungspräsidenten und Gauleitern schließlich mit, auf Antrag der Bürgermeister und im Einvernehmen mit dem jeweiligen Kreisleiter dürften die Kreuze wieder in den Schulen angebracht werden.‘306 In Regensburg war von dieser Möglichkeit offenbar nicht Gebrauch gemacht worden, weshalb es am 29. Oktober 1941 zu einer Kundgebung von bis zu 1.000 Frauen kam, die forderten, die Schulkreuze wieder anzubringen. Vormittags hatte man sich vor dem Rathaus zusammengefunden, doch Oberbürgermeister Schottenheim erklärte sich entgegen der ministeriellen Verfügung für nicht zuständig und verwies auf Kreisleiter Weigert. Daher zogen die Frauen am Nachmittag vor die Kreisleitung, wo Weigert in der Diskussion mit den Frauen offenbar nachgab, denn wenige Tage später waren die Kreuze in zahlreiche Regensburger Klassenzimmer zurückgekehrt.

Die Versammlung des 23. April 1945 scheint bereits einige Tage zuvor vorbereitet worden zu sein, denn eine geplante Kundgebung wurde schon gegen 7:00 Uhr dieses Tages angekündigt. Wer das Gerücht in Umlauf brachte, ist nicht mehr zweifelsfrei feststellbar. Mehrere Zeitzeugen berichteten, dass Domprediger Dr. Johann Maier im Lauf des Tages für die Teilnahme an der Kundgebung geworben habe. Aber auch Polizisten und Parteifunktionäre sollen hierzu aufgefordert haben. Die Angaben zu Zeitpunkt und Redner der Veranstaltung variieren in den diversen Quellen stark, lediglich der Ort stimmte in den Gerüchten überein. Am Moltkeplatz sollten entweder Kreisleiter Weigert, der Stadtkommandant, der Arzt Dr. Leo Ritter (um die Stadt zur Lazarettstadt zu erklären) oder sogar ein General der SS sprechen. Der Beginn der Kundgebung wird in manchen Quellen gegen 14:00 Uhr, in anderen erst gegen 17:00 Uhr angegeben. Das gab später einigen Spekulationen Nährboden, dass es sich bei der Demonstration um zwei unabhängige Ereignisse gehandelt haben könnte; eine Interpretation, die sich weder bestätigen noch widerlegen lässt.

Kreisleiter Weigert erfuhr um die Mittagszeit von der Kundgebung und wies den örtlichen Rundfunk an, ein Verbot der Versammlung zu senden . Trotz dieser tatsächlich und mehrfach ausgestrahlten Meldung befanden sich gegen 18.00 Uhr zwischen 800 und 1.000 Personen, darunter Frauen, Kinder und Soldaten, auf dem Moltkeplatz.‘ Viele der Teilnehmer skandierten „Gebt die Stadt frei“ und schwenkten weiße Taschentücher. Kreisleiter Weigert versuchte gemeinsam mit dem indes abgesetzten Chef der Regensburger Gestapo, aber nach wie vor Luftschutzleiter Fritz Popp, mit einem Fliegeralarm die Kundgebung aufzulösen und die Menge zu zerstreuen, allerdings mit wenig Erfolg. Stattdessen heizte sich die Stimmung auf. Angehörige des Volkssturms, der Polizei und der Gestapo gingen gegen die Demonstranten vor, einige Frauen wurden sogar mit dem Tod bedroht. Gleichzeitig wurde in der Menge die Forderung laut, Kreisleiter und Gauleiter sollten gehängt werden. Dem trat der ebenfalls unter den Teilnehmern der Kundgebung anwesende Domprediger Johann Maier entschieden entgegen . Dennoch bewegte sich die Menge in Richtung der Kreisleitung der NSDAP. Dort feuerten Hitlerjungen und der Kreisamtsleiter der NS-Volkswohlfahrt, Hans Hoffmann, einige Warnschüsse ab. Die Gewaltbereitschaft stieg unter den Teilnehmern der Versammlung. Im Gedränge wurden zwei Volkssturmmänner durch Messerstiche schwer verletzt.‘»‘

Domprediger Dr. Maier fühlte sich offenbar verpflichtet, ein mäßigendes Wort zu ergreifen. Es dürfte ihm darum gegangen sein, die Kundgebung gegenüber den Machthabern weniger gebieterisch-fordernd als vielmehr bittend erscheinen zu lassen und den Parteigrößen die Furcht der Bevölkerung begreiflich zu machen . Kurz nachdem er das Wort ergriffen hatte, um den Appell zur kampflosen Übergabe der Stadt zu rechtfertigen, verhaftete ihn Kriminalkommissar Albert Jahreis und führte ihn zur Polizeidirektion am Minoritenweg ab.‘ Mehrere der Umstehenden protestierten gegen die Verhaftung Maiers und wurden ebenfalls in Gewahrsam genommen, darunter der pensionierte Gendarmerieinspektor Michael Louner. Mit bis zu 20 weiteren Personen wurde er in die Kreisleitung gebracht. Dort lastete man Lottner irrtümlicherweise die Verletzung der beiden Volkssturmmänner an, weil bei der Durchsuchung seiner Kleidung ein Messer gefunden worden war. Nachdem Lottner während des Verhörs mit Schlägen und Fußtritten malträtiert worden war, ermordeten ihn Kreisamtsleiter Hoffmann und HJ-Bannführer Rupert Müller mit zwei Schüssen.

Auf Befehl des Gauleiters und Reichsverteidigungskommissars Ruckdeschel, der mittlerweile von Kreisleiter Weigert über das Geschehen informiert worden war, sollten die Initiatoren bzw. Protagonisten der Kundgebung noch am selben Abend bis spätestens 19:30 Uhr auf dem Moltkeplatz gehängt werden .1320 Weigert berief daraufhin ein Standgericht ein, das allerdings erst gegen 20 Uhr in der Polizeidirektion zusammentrat. Dem Standgericht sollten Landgerichtsdirektor Johann Schwarz, Staatsanwalt Alois Then sowie als Beisitzer Gendarineriemajor Richard Pointner und Major Othmar Matzke angehören. Matzke ließ sich jedoch entschuldigen, da er im Befehlsstand des Kampfkommandanten unabkömmlich sei. Als Ersatz wurde daher der Ratsherr und stellvertretende Vorsitzende des örtlichen NSDAP-Kreisgerichts, Hans Gebert, als Beisitzer bestimmt.

Dieses in aller Eile eingesetzte Tribunal verhandelte noch in der Nacht des 23. April wegen Wehrkraftzersetzung gegen Domprediger Dr. Johann Maier sowie die ebenfalls zuvor bei der Kundgebung verhafteten Josef Zirkl, Johann Hier!, Georg Daubinet und Eugen Bort. Keinem der Angeklagten wurde dabei juristischer Beistand gewährt. Zudem wurde noch während das Standgericht tagte, bereits ein provisorischer Galgen auf dem Moltkeplatz errichtet. Dass es zu Hinrichtungen kommen würde, stand demnach schon fest. Um 00:30 Uhr des 24. April war die Verhandlung beendet. Maier und Zirkl waren zum Tode verurteilt, die übrigen Angeklagten frei gesprochen worden. Die beiden Todesurteile wurden, nachdem Ruckdeschel sie bestätigt hatte, um 3:25 Uhr durch die Gestapo vollstreckt. Maier und Zirkl hatte man jeweils ein Schild mit der Aufschrift „Hier starb ein Saboteur“ umgehängt. Unter den Galgen wurde der am Abend des 23. April in der Kreisleitung erschossene Michael Lottner gelegt. Zur Abschreckung der Bevölkerung durften die Leichen erst am späten Abend gegen 19:30 Uhr vom Galgen abgenommen werden.

Angesichts des an den Tag gelegten Mutes des Dompredigers, ein mäßigendes Wort während der Kundgebung zu ergreifen, und seines nachfolgenden Todes, suchte man im Nachhinein vor allem in seinem Umfeld nach den Urhebern der Demonstration.‘ Da sowohl Angehörige der Gruppe „Das Neue Deutschland“ als auch solche der „Organisation Bauernhaus“ auf mehrere Regensburger hinwiesen, die zur Kundgebung des 23. April 1945 maßgeblich beigetragen hätten, spricht viel dafür, dass diese weitere Urheber bzw. Urheberinnen hatte.

Nach Prüfung aller Quellen ist zweifelsfrei festzustellen, dass die Demonstration ein Akt des kollektiven Widerstands gegen den von den Machthabern propagierten Durchhaltewillen war. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Kundgebung die deutschen Militärs, die Stadtspitze oder die NSDAP veranlasst hätte, Regensburg kampflos zu übergeben. Auch auf das Vorgehen der Amerikaner hatten die Kundgebung und der Tod Domprediger Maiers keine Auswirkungen.
Zitatende

Quelle: Rainer Ehm – Roman Smolorz – ’April 1945 – Das Kriegsende im Raum Regensburg’

 

Befreiung KZ Dachau am 29. April 1945

Bereits am 22. März 1933, also nur sechs Wochen nach der Machtergreifung Hitlers, wurde in Bayern in der Nähe von Dachau ein Konzentrationslager für politische Gefangene errichtet.
Hier war die Gerichtsbarkeit aufgehoben und nur der Lagerkommandant berechtigt, Maßnahmen zu ergreifen.

1935 begann in Verbindung mit den Nürnberger Gesetzen zur Rassendiskriminierung die Einlieferung von politisch anders denkenden Bürgern, 'Zeugen Jehovas', Homosexuellen, Emigranten.

Da bald die Aufnahmekapazität nicht mehr ausreichte, wurde eine Erweiterung des Lagers für weitere 6.000 Häftlinge gebaut.

Der Anschluss Österreichs im Jahr 1938 brachte Menschen aus diesem Gebiet in das Lager Dachau.
Hinzu kamen 11.000 deutsche und österreichische Juden.

Mit dem Kriegsbeginn in Polen wurden 1939 werden Sinti und Roma und 13.000 Polen nach Dachau deportiert.

Der Krieg mit Russland führte schon 1941 zu Massenerschießungen von russischen Kriegsgefangenen.

1944 befanden sich 63.000 Häftlinge im KZ Dachau, das Lager war völlig überfüllt, es kam zu einer Typhusepidemie, an der Tausende starben.

Am 29.4.1945 befreite die US-Armee das Lager, in dem unter dem Nazi-Regime Tausende den Tod durch Erhängen, Erschießen, Vergasen oder durch medizinische Versuche fanden.

In lagereigenen - ab 1940 errichteten und noch bis Februar 1945 in Betrieb befindlichen - Öfen vernichteten spezielle Trupps die Leichen.

Das Ende am 01. Mai 1945

 

 

Zitat
Am Abend des 1. Mai 1945 verkündete Dönitz über den Sender Hamburg, Hitler sei "gefallen".
Die Lage am 1. Mai 1945 stellte sich für die neue Reichsregierung folgendermaßen dar:

Von deutschen Truppen wurde noch gehalten: Norwegen, die Niederlande, Dänemark, Böhmen und Mähren (Heeresgruppe Mitte mit etwa 1,2 Millionen Mann), das Baltikum (Heeresgruppe Kurland), die Halbinsel Hela (Armee Ostpreußen), die Garnisonen der "Festungen" Breslau, Dünkirchen, Lorient und LaRochelle, dazu die Kanalinseln, Kreta und Rhodos.
Hinzu kam die Heeresgruppe C mit etwa einer Million Mann in Norditalien, die 12. Armee in Brandenburg und die Truppen unter dem Kampfkommandanten von Berlin.

Zitatende

Quelle: https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/Die-Deutsche-Kapitulation-1945/die-deutsche-kapitulation-1945.html
 

Der Führer und Heilsbringer - Adolf Hitler - wie ihn Joseph Goebbels und seine Frau Magda sahen, war tot.

Sie verharrten im Führerbunker in Berlin, obwohl Hitler sie noch mit den Kinder evakuieren wollte - auch Goebbels hatte vorgesehen, die Familie mit Hanna Reitsch ausfliegen zu lassen, aber sie sei gegen 'Papas' Willen in Berlin geblieben, so schrieb sie an Harald, ihren Sohn aus erster Ehe, in einem Brief, den dieser tatsächlich erreichte.

Die Welt, die nun nach dem Führer und dem Nationalsozialismus komme, tauge zu nichts. Daher habe sie auch die Kinder in den Bunker mitgenommen, um ihnen hier die Erlösung zu gegen. Sie seien zu schade für das nun kommende Leben.
Sie sehe es als eine Gnade des Schicksals an, dem Führer bis in den Tod die Treue halten zu können.
Auch Goebbels schrieb an seinen Stiefsohn.
Selbst in diesen Minuten, da eindeutig alles zu Ende zu gehen schien, wagte der Reichpropagandaminister und von Hitlers Gnaden in den letzten Momenten dessen Lebens noch zum Reichskanzler ernannten, nur Gott allein wisse, wie dieser Kampf ausgehe.
Irgendwann werde die Wahrheit triumphieren, die Lügen würden zusammenbrechen und man werde da stehen, unbefleckt, so wie man immer im Glauben gestrebt habe.
Am Abend des 1. Mai 1945 verabreichte SS-Arzt Helmut Gustav Kunz - Helga, Hildegard, Helmut, Holdine, Hedwig und Heidrun Goebbels - Morphium und wartete, bis sie eingeschlafen waren.
Dann zerdrückte wahrscheinlich Magda Goebbels selber die Zyankali-Ampullen, die sie den Kindern in den Mund schob.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46020810.html

Alle Möglichkeiten, die sich ihm nach Goebbels Meinung boten, zu den Sowjets Kontakt aufzunehmen, um noch etwas zu erreichen, was nicht die von Stalin verlangte bedingungslose Gesamtkapitulation bedeutete, waren ausgeschöpft und seine Aktionen vergebens.
Gegen 22 Uhr an jenem 1. Mai 1945 soll Dr. Joseph Goebbels mit seiner Frau Magda aus dem Führerbunker die Treppe hinauf in den Garten der Reichskanzlei gegangen sein, um sich dort mit je einer Zyankalikapsel zu vergiften.
Die Leichen, von Mitläufern angezündet, verbrannten nicht ganz. Sie fielen in diesem Zustand den Sowjets in die Hände.

Bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945

Generaloberst Alfred Jodl Chef des Wehrmachtführungsstabes unterzeichnete die Kapitulationsurkunde im amerikanischen Hauptquartier von General Eisenhower in Reims. Damit wurde die bedingungslose Kapitulation Deutschlands und das Ende des Zweiten Weltkrieg besiegelt.
Der Waffenstillstand sollte am 8. Mai 1945 um 23.01 Uhr beginnen, daher wird dieser Tag auch als Tag der Befreiung gefeiert.
Auf persönlichen Wunsch von Stalin musste die Urkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst - die letzte Unterschrift erfolgte am 9. Mai um 00.16 Uhr - ratifiziert werden.



Deutsch-Russisches Museum - Berlin-Karlshorst

Dies geschah im Saal des heutigen Museum Karlshorst als Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Bevollmächtigter der Regierung Dönitz seine Unterschrift unter das Papier setzte.

 

 
Foto: DHM


Foto: Tourist-Info-Kostrzyn

Auf alliierter Seite unterzeichneten:

Marschall Georgij K. Schukow (1896-1974), Oberbefehlshaber der 1. Weißrussischen Front -

und der britische Luftmarschall Arthur W. Tedder (1890-1967), stellvertretender Oberbefehlshaber der Alliierten Expeditionsstreitkräfte.


Als Zeugen unterzeichneten:

- General Jean de Lattre de Tassigny (1889-1952), Oberbefehlshaber
  der französischen 1. Armee, und
- General Carl Spaatz (1891-1974), Oberbefehlshaber der amerikanischen Strategic Air Force.

Im Bundesarchiv-Militärarchiv liegt von allen drei Formen (englisch, russisch, deutsch) jeweils die der deutschen Seite verbliebene, von allen Beteiligten unterzeichnete, Ausfertigung der Kapitulationsurkunde vor.

·  27. 1. Die Rote Armee befreit das Vernichtungslager Auschwitz, in dem noch 7.600 Häftlinge sind.

·  30. 1. Die Versenkung des Passagierdampfers "Wilhelm Gustloff" in der Ostsee fordert den Tod von 9.000 Flüchtlingen.

·  3. 2. Bei einem schweren Luftangriff der Amerikaner kommen in Berlin rund 3.000 Menschen ums Leben, unter ihnen Volksgerichtshofpräsident Roland Freisler.

·  13./14. 2. Britische und amerikanische Flächenbombardements zerstören Dresden fast völlig.
Da zahllose Flüchtlinge aus dem Osten durch Dresden ziehen, wird die Zahl der Opfer auf ca. 25.000 geschätzt.

Der militärische Nutzen der Bombardierung ist umstritten; Dresden liegt weder im direkten Kampfgebiet, noch ist die Stadt industriell, verkehrstechnisch oder militärisch bedeutsam.

·  7. 4. Befreiung des Konzentrationslagers (KZ) Vaihingen durch französische Truppen.

·  9. 4. Im KZ Flossenbürg (Oberpfalz) werden die inhaftierten Dietrich Bonhoeffer und Wilhelm Canaris hingerichtet.

·  11. 4. Amerikanische Einheiten befreien das KZ Buchenwald. Einheiten der Schutzstaffel (SS) versuchten kurz zuvor noch, die jüdischen Häftlinge nach Flossenbürg zu deportieren.

·
  15. 4. 50.000 Häftlinge aus den KZ Ravensbrück und Sachsenhausen werden von der SS zu einem Todesmarsch nach Westen gezwungen.

·  28. 4. Nach seiner Gefangennahme durch die Partisanen wird Mussolini in Giuliano di Mezzegra am Comer See erschossen.

·  30. 4. Hitler begeht in seinem Berliner Führerbunker Selbstmord. Auch Eva Braun, die er einen Tag zuvor heiratete, nimmt sich mit einer Giftkapsel das Leben.

·  1. 5. Im Führerbunker beauftragt Joseph Goebbels gemeinsam mit seiner Frau einen Arzt mit der Ermordung ihrer sechs Kinder, die dieser durchführt. Anschließend begehen er und seine Frau Magda Selbstmord.

·  3. 5. Die deutschen Passagierdampfer ‘Cap Arcona‘ und ‘Thielbeck‘, auf denen sich evakuierte Häftlinge aus dem KZ Neuengamme befinden, werden von britischen Bombern versenkt.
Von den 7.000 Häftlingen können sich nur 200 retten.

·  5. 5. Das KZ Mauthausen in Österreich wird von den Amerikanern befreit.

·  6. 5. In Hannover beginnt der ehemalige Reichstagsabgeordnete Kurt Schumacher mit der Wiedergründung von Ortsvereinen der SPD.

·  8./9.5. Wiederholung des Kapitulationsaktes durch den Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, im Beisein des sowjetischen Marschalls Georgi K. Schukow im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst.




Kulturnotizen:


·  22. 1. In Jerusalem stirbt die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler.

·  25. 1. Als erste von den Alliierten genehmigte Zeitung erscheinen die "Aachener Nachrichten".

·
  22. 4. In Moritzburg (Sachsen) stirbt die Bildhauerin und Graphikerin Käthe Kollwitz.


AUSSERDEM:

·  Max Beckmann: Selbstbildnis vor der Staffelei (expressionistisches Gemälde)

· Jean Paul Sartre: Die Wege der Freiheit. 1. Zeit der Reife. 2. Der Aufschub (Romane) 

  • Johannes R. Becher: Ausgewählte Dichtungen aus der Zeit der Verbannung. 1933-1945 (Gedichte) 


Zusammenfassung:

In nur zwölf Jahren seines Bestehens war es dem Regime des ‘Deutschen Reichs‘ in seiner menschenverachtenden Form möglich, ungeheures Leid über die Völker der Welt zu bringen.
 

 

Zitat

Als 1945 die Waffen schwiegen, lag Deutschland in Trümmern. Millionen waren auf der Flucht. In Europa und Fernost hat der Zweite Weltkrieg mindestens 55 Millionen Menschen das Leben gekostet. Zahlen und Fakten:

BEVÖLKERUNG:
1939 zählte das Deutsche Reich mit dem angeschlossenen Österreich etwa 80 Millionen Einwohner. Allein seine wichtigsten späteren Kriegsgegner - Frankreich, Großbritannien, USA und Sowjetunion - hatten die fünffache Bevölkerungszahl.

SOLDATEN IM EINSATZ:
Im Verlauf des Krieges wurden etwa 17,3 Millionen deutsche Männer zur Wehrmacht einberufen, hinzu kamen noch rund eine Million Angehörige der Waffen-SS. 1945 dienten allein in Heer und Luftwaffe der USA 10 Millionen Soldaten, in der Sowjetunion weitaus mehr.

KRIEGSOPFER:
Der Krieg in Europa und Asien kostete geschätzt mindestens 55 Millionen Menschen das Leben, die meisten davon Zivilisten. Mit mehr als 26 Millionen Toten hatte die Sowjetunion die größten Verluste.

Deutschland zählte etwa 6,3 Millionen Tote, darunter fast 5,2 Millionen Soldaten. Die USA verloren 292 000 Mann. Über 10 Millionen Chinesen sollen umgekommen sein. Amerikanische Atombomben töteten etwa 150 000 Japaner auf der Stelle. Zu den Opfern gehören auch etwa 6 Millionen von den Nazis ermordete Juden.

KRIEGSGEFANGENE:
Nach Kriegsende waren rund 11 Millionen deutsche Soldaten in Gefangenschaft, meist kurzfristig als sogenannte Kapitulationsgefangene. Aus sowjetischen Lagern kehrten nur 2 von 3,3 Millionen Deutsche zurück, die letzten 1956. Von den etwa 5,7 Millionen Rotarmisten überlebten 3,3 Millionen die deutsche Gefangenschaft nicht. Der Prominenteste war ein Sohn des sowjetischen Diktators Josef Stalin.

KRIEGSWIRTSCHAFT:
Die USA kostete der Krieg nach heutigem Wert mehr als 4000 Milliarden Dollar. Dabei unterstützten sie die ärmeren Verbündeten massiv mit Waffen.

Von 1940 bis 1944 hatte sich die US-Wirtschaftsleistung mehr als verdoppelt. Säulen der deutschen Kriegswirtschaft waren Rohstofflieferungen aus den besetzten Gebieten und etwa 7,5 Millionen Zwangsarbeiter. Ein Großteil der horrenden Kriegskosten wurde durch Kredite gedeckt.

FLÜCHTLINGE:
Vor und nach Kriegsende suchten an die 12 Millionen Menschen aus den östlichen Reichs- und Siedlungsgebieten eine neue Heimat oder wurden vertrieben. Nach unterschiedlichen Schätzungen sollen in den Wirren zwischen 1944 und 1947 etwa
400 000 bis zwei Millionen Flüchtlinge ums Leben gekommen sein. Hunderttausende Polen aus dem von der Sowjetunion annektierten Ostteil des Landes verloren ihre Heimat.

GEBIETSVERLUSTE:
Gemessen an den Grenzen von 1937 verlor das Reich 114 000 Quadratkilometer oder etwa 24 Prozent seines Staatsgebietes (Pommern, Schlesien, Ostpreußen, Ostbrandenburg).
Auch Polen hatte trotz Westverschiebung große Verluste. Finnland, Ungarn und Rumänien wurden ebenfalls verkleinert.

KRIEGSSCHÄDEN:
Mit Kriegsende war Deutschland ein Trümmerfeld: Nahezu 5 Millionen zerstörte oder beschädigte Wohnungen vor allem in den großen und größeren Städten, zerbombte Fabriken und Verkehrswege.

Im Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal machte die Sowjetunion 71 000 zerstörte Städte und Dörfer sowie 32 000 Betriebe geltend. Zu den britischen Opfern der deutschen Luftwaffe zählt die Stadt Coventry.

Zitatende

Quelle: www.zeit.de/news/2015-05/08/geschichte-hintergrund-der-zweite-weltkrieg-in-zahlen-und-fakten-08065612

 

Hitler ernannte am 29. April 1945, 4.00 Uhr Großadmiral Dönitz testamentarisch zu seinem Nachfolger als Oberbefehlshaber der Wehrmacht.
Damit hatte der vom ‘Führer‘ den Auftrag bekommen, das ‘Reich‘ in Hitlers Sinne weiterzuführen.

Dönitz selber war der Meinung, dass sich die Wehrmacht einschließlich der Kriegsmarine bewährt habe.
Sie habe sich – im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg – nicht gegen die Regierung gewandt. Meuterei und Revolution seien ausgeblieben. Die pluralistische Regierungsform der westlichen Demokratien lehnte Dönitz vehement ab.

Am 23. Mai 1945 wurden Dönitz und die Angehörigen des Oberkommando der Wehrmacht Jodl und Friedeburg auf das Motorschiff ‘Patria‘ bestellt, auf der die alliierte Überwachungskommission für das OKW unter dem amerikanischen Generalmajor Rooks und dem britischen Brigadegeneral Foord residierte.
Auf der ‘Patria‘ wurde ihnen die auf Befehl General Eisenhowers mit Zustimmung des sowjetischen Generals Schukow angeordnete Verhaftung als Kriegsgefangene mitgeteilt.

Auch die Mitglieder der Geschäftsführenden Reichsregierung wurden an diesem Tag verhaftet. Anschließend wurden die Verhafteten im Hof des
Flensburger Polizeipräsidiums der Weltpresse vorgeführt.

Am 5. Juni 1945 verkündeten die Alliierten in der
Berliner Erklärung ihre Übernahme der obersten Regierungsgewalt über Deutschland.

Die Alliierten riefen Anfang August 1945 einen Internationalen Militärgerichtshof ins Leben, der in Nürnberg tagte.
 

 

 

Zitat

Der Prozess

Er ist zuständig für die Verurteilung von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden.

Am 20. November 1945 beginnt der erste der Nürnberger Prozesse gegen 24 Hauptkriegsverbrecher und sechs verbrecherische Organisationen des "Dritten Reiches".

Nach fast einem Jahr Verhandlungsdauer werden am 30. September und am 1. Oktober 1946 die Urteile gegen 22 Angeklagte verkündet.
 

Die Verurteilten

Zwölf Angeklagte werden zum Tode verurteilt, sieben erhalten langjährige oder lebenslange Haftstrafen, drei werden freigesprochen.

Von den zwölf Todesurteilen werden zehn am 16. Oktober vollstreckt.

Unter den zum Tode Verurteilten sind der ehemalige Außenminister Joachim von Ribbentrop und NS-"Chefideologe" Alfred Rosenberg.
Hermann Göring entzieht sich dem Urteil durch Selbstmord.
Martin Bormann wird in Abwesenheit verurteilt.

Sieben Angeklagte, darunter der "Stellvertreter des Führers" Rudolf Heß, "Reichsjugendführer" Baldur von Schirach und Rüstungsminister Albert Speer, erhalten langjährige oder lebenslange Haftstrafen.

In drei Fällen erfolgen Freisprüche, weil eine Schuld nicht nachgewiesen werden kann. Robert Ley nimmt sich noch während des Verfahrens das Leben, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach ist aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verhandlungsfähig, so dass das Verfahren eingestellt wird.

Zitatende

Quelle: www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/entnazifizierung-und-antifaschismus/nuernberger-prozesse.html

 

Impressum
Diese


erscheint als nichtkommerzielle Sonderausgabe zu

 

anlässlich des Endes des ‘Tausendjährigen Reichs‘ nach nur zwölf Jahren seines Bestehens am 8. Mai 1945.

Kulturjournal – Büro 93047 Regensburg – Holzländestraße 6
Kulturjournal – Büro 30655 Hannover – Fehrsweg 2

Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
Bürgerinitiative-Opernintendanz - http://bi-opernintendanz.de/
Niedersächsischer Landesrechnungshof,
Niedersächsische Landesregierung,
Staatsanwaltschaft Hannover,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen

RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut

Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus dem Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.


Zum leichteren Auffinden von Links, auch unter
       www.bi-opernintendanz.de

 

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