| 
                      | 
                    
                     
                 
                      | 
                      | 
                   
                  
                    | 
                      | 
                    
  
      | 
   
  
      | 
    
    
		
			
                    
        Aus einer 
                    Konzertankündigung von 1997 
			 
                    Gunther Schuller dirigiert das New Zeeland Symphonie 
                    Orchester. In zwei wichtigen Konzerten lässt er die Musik 
                    von Strauss und Brahms mit der Sopran-Solistin Mechthild 
                    Gessendorf und dem Pianisten Piers Lane aufleben.  
                    
                    Richard 
                    Strauss schuf einige der berühmtesten Heroinen der Oper. 
                    Jeder Kenner der Szene ist mit der 'Marschallin' im 
                    'Rosenkavalier', der 'Arabella' und der 'Gräfin' in 
                    'Capriccio' vertraut. 
                    
                    Eine der führenden 
                    Interpretinnen dieser Rollen ist die deutsche Sopranistin 
                    nun bei ihrem australischen Debüt. ’Der Rosenkavalier’ ist 
                    Frau Gessendorf's wichtigste Oper auf vielen internationalen 
                    Bühnen, vom Operhaus Zürich bis zur Metropolitan Opera in 
                    New York. Sie arbeitet ständig auf den Bühnen Europas, 
                    Canada und den Vereinigten Staaten, singt - neben anderen 
                    Orchestern - mit dem Chikago Symphonie Orchestra und den 
                    Toronto Symphonikern. Jetzt ergibt sich eine seltene 
                    Gelegenheit die große Diva zu hören. 
  | 
		 
	 
    
      
          | 
       
      
     
    
                    Am 11. Dezember 1989 stand  auf der Bühne der Metropolitan 
                    Opera in New York: 
                    Mechthild Gessendorf als  
                    
                    'Senta'. 
                    Neben ihr: 
                    James Morris - 'Der  Holländer', Paul Plishka - 
                    'Daland', 'Erik' - Garry Lakes,
                    die 'Mary' wurde von Judith Christin gesungen und 
                    'Steuermann' war der nun als Tannhäuser, Parsifal, Siegmund 
                    oder Tristan an vielen internationalen Häusern gastierende 
                    Robert Gambill mit seinem Met-Debüt. 
                    James Levine dirigierte,
                    die Inszenierung stammte von August 
                    Everding,
                    das Bühnenbild von Hans Schavernoch. 
  
                  
                    | 
                      | 
                    
                     
                    Nun muss 
                    die damalige 'Senta' der Met vor allen Dingen mit ansehen, 
					  
                    
                    was "Mein 
                    Gatte! Mein Gatte!", 
 der 
                    Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil, den Bürgern und Steuerzahlern 
                    als Holländer-Inszenierung
                    vorsetzt.  | 
                    
                      | 
                    
                     
                    Dass mancher 'die 
                    Atmosphäre' 
                     
                    in der Stadt nicht verträgt,  
                    ist da wohl kein Wunder. 
   | 
                    
                      | 
                   
                  
                    | 
                      | 
                    
                      | 
                    
                      | 
                    
                      | 
                    
                      | 
                   
                   
                     | 
   
   
  
    
    
      
          | 
        
        
          
              | 
           
          
            
            Auch ein Bariton wird mal krank !
             
            Und das vor allem dann, wenn er überprobiert wird. Noch mal die 
            Szene und noch mal die Szene und noch mal. 
            Wo ist der Intendant, der hier eingreift.  
            So gestaltete sich der Spielzeitbeginn 2005 / 2006 am Regensburger Stadttheater 
            zum Problem: Der hauseigene 'Holländer' musste absagen 
            und so war binnen zwei Tagen ein Ersatz zu finden.  
            Der Einspringer kam, sah und passte, wohl als er erkannte, in welchem 
            Kostüm und in welcher Szenerie er agieren sollte. Angeblich hat er 
            die Stimme verloren, eher wohl die Sprache verschlagen.  
            Waren es erst Tage, einen zweiten 'Holländer' zu finden, waren es 
            jetzt nur noch Stunden, den dritten aufzutreiben, um die Premiere zu 
            retten.  
            Offensichtlich hatte man sich auf das Glück verlassen und keinen 
            Bariton 'auf Eis gelegt', der schon die Proben mitmachte und als 
            Cover zur Verfügung stehen konnte. 
            Regensburg soll doch laut Erklärung des Regensburger 
            Oberbürgermeisters vom 17.3.05 in Zukunft europäischen 2010- 
            Ansprüchen genügen. | 
           
          
            | 
              | 
           
          
            
            Rückkehr nach Deutschland 
            Unmittelbar nach seiner Rückkehr am 12. April 1842 aus dem ersten 
            Pariser Aufenthalt reiste Richard Wagner nach Berlin, um über seinen 
            fliegenden Holländer mit Graf von Redern, dem Intendanten der 
            Berliner Hofoper zu verhandeln. 
            "[...] dass ich es endlich auf den 
            ersten ruhigen Morgen im Berliner Gasthofe verschob, Euch zu 
            schreiben.[...]"  
            Der Holländer war in Paris 1839 fertig geworden, die Offerten nach 
            München führten zu keinem Abschluss - man war dort der Meinung, das 
            Thema passe nicht in die Stadt und in Berlin wartete man auf den 
            neuen Intendanten, der selber entscheiden wolle. Nun war Küstner 
            ausgerechnet in München Intendant und ging mit dem Vorurteil dem 
            Holländer gegenüber nach Berlin. 
  | 
           
          
            
            Der Holländer in Dresden 
            Nach dem großen Erfolg der 
            Uraufführung des 'Rienzi' am 20. Oktober 1842 in Dresden forderte die 
            sächsische Hofoper von Berlin - dort nun doch angenommen - die 
            Rechte für den Holländer. 
            Am 2. Januar 1843 erfolgte die Uraufführung in Dresden - und das 
            Werk fiel durch. Die Dresdner hatten etwas ähnliches wie den im 
            Stile der großen Oper Meyerbeers gehaltenen Rienzi erwartet und 
            bekam etwas völlig Neues. Weder akzeptierte es das Sujet noch die 
            mit diesem verbundene Düsternis. Nach vier Vorstellungen wurde der 
            Holländer abgesetzt. 
            1844 dann folgte die erste Aufführung in Berlin, 1860 kam Wien hinzu 
            und 1862 nahm Dresden das Werk wieder in den Spielplan. | 
           
          
            | 
              | 
           
          
            | 
            
             Die Quellen 
            
            Der Holländer - 
            Richard Wagner übernahm das Thema aus Heines Schabelewopski 
            Erzählung und fügte die eigene Erfahrung aus der Seereise auf der Thetis von 
            Pillau nach London zu seiner Version hinzu, kann 
            eigentlich als eine Metapher für das Lebensschiff jedes Menschen 
            gelten. Das Boot, das eigene Ich, in der Umwelt des Stroms des Lebens 
            torkelnd, untertauchend, kenternd oder frei schwimmend, gesteuert 
            durch das eigene Können, dieses bedingt durch Intelligenz, 
            Veranlagung und Erfahrung einzusetzen. Wie singt die Baronin im 
            Wildschütz: "Auf des Lebens raschen Wogen, fliegt mein Schifflein 
            leicht dahin." Weber, auch sein eigener Textdichter, erfasste das 
            Thema und unterlegte es mit fröhlichen Koloraturen. 
            Abkommen vom Kurs, scheitern erfordert nach Richard Wagner die 
            Erlösung durch Liebe - "bis in den Tod." Erik ist mit "Mein Herz 
            voll Treue bis zum Sterben" nur bereit, bis an die Schwelle zu 
            gehen. 
            Von Senta fordert der Holländer das Überschreiten dieser und gehen bis in den 
            Tod. 
			 
            "[...] zur 
            letzten Szene des Stücks, wo auf einer hohen Meerklippe das Weib des 
            fliegenden Holländers, die Frau fliegende Holländerin, 
            verzweiflungsvoll die Hände ringt, während auf dem Meere, auf dem 
            Verdeck seines unheimlichen Schiffes, ihr unglücklicher Gemahl zu 
            schauen ist. Er liebt sie und will sie verlassen, um sie nicht ins 
            Verderben zu ziehen, und er gesteht ihr sein grauenhaftes Schicksal 
            und den schrecklichen Fluch, der auf ihm lastet. Sie aber ruft mit 
            lauter Stimme: Ich war dir treu bis zu dieser Stunde, und ich weiß 
            ein sicheres Mittel, wodurch ich dir meine Treue erhalte bis in den 
            Tod! 
            Bei diesen Worten stürzt sich das treue Weib ins Meer, und nun ist 
            auch die Verwünschung des fliegenden Holländers zu Ende, er ist 
            erlöst, und wir sehen, wie das gespenstische Schiff in den Abgrund 
            des Meeres versinkt.  [...]" 
			 
			(Heine, Heinrich - Aus den 
            Memoiren des Herr von Schnabelewopski)  | 
           
          
              | 
           
         
         | 
       
      
        |    | 
       
     
    
      
          | 
        
        
          
              | 
           
          
            | 
            
             
            Das Thema bei 
            Anderen 
            Nach Heine 
            beschäftigte sich auch Franz Kafka mit dem Motiv des Lebensschiffs. 
            Der Jäger Gracchus, der gewissermaßen die Signatur seines Schöpfers 
            trägt, ist bei der Gemsenjagd im Schwarzwald verunglückt. Fröhlich 
            wie die Braut ins Hochzeitskleid schlüpft er ins Totenhemd und 
            streckt sich auf der Bahre aus, die ihn ins Jenseits - die 
            eigentliche Heimat des Menschen tragen wird. Er liegt und wartet, 
            doch "dann geschah das Unglück": die Totenbarke - unverkennbares 
            mythologisches Requisit: denkt man an Charons Boot, das Totenschiff 
            Naglfar oder die Barke des ägyptischen Totengottes Sokar -, der 
            schwimmende Sarg nimmt eine Zeitlang Kurs auf die himmlische Heimat, 
            wird jedoch unversehens abgelenkt, d. h. verfehlt sein Ziel (wie es 
            charakteristisch heißt) und muss fortan auf den "irdischen 
            Gewässern" rastlos und ohne die Aussicht auf Erlösung oder 
            Vernichtung mit dem Wind fahren, "der in den untersten Regionen des 
            Todes bläst". 
            (Kafka, Franz - Sämtliche Erzählungen - hg. von Paul Raabe, 
            Frankfurt/Main 1970) 
            Das Dasein bleibt hier erhalten und es gilt nicht, was Richard 
            Wagner Erda im Rheingold sagen lässt: "alles was ist endet." Jedes 
            Dasein endet an sich, wann auch immer, auch unverhofft. Jeder Tag 
            bringt uns dem Ende näher und die verbleibenden Zeit verkürzt sich. 
            Und je länger es dauert - alt werden ist schön, als sein nicht. 
            Wann endet es also, wann kommt nach Erlösung von Schuld die Ewigkeit 
            - wann kommt der Lebenskahn zur Ruhe. 
             
            Clemens von Brentano schildert in 'Auf dem Rhein' die Fahrt eines 
            Nachens flussabwärts mit einem Knaben und seiner toten Liebsten. Er 
            versucht die geistlichen Gewalten umzustimmen, seiner Liebe Dauer zu 
            verleihen, jedoch der Kahn treibt die Zeit hinab, er "läßt alles 
            Rudern sein, und treibt weiter, bis in die See hinein." 
            (Brentano, Gesammelte Schriften, 1852)  | 
           
          
              | 
           
         
         | 
       
       
    
      
          | 
        
        
          
            | 
            
             | 
           
          
              | 
           
          
            
            RW und die 
            Frauen 
            Der zur Menschheitsarche gewordene 'Fliegende Holländer' - "nirgends 
            ein Grab, nirgends der Tod" - sein Leib ein Sarg aus Fleisch, die 
            Seele darin abgestorben - das Meer lehnt ihn ab "wie oft in Meeres 
            tiefsten Grund / stürzt ich voll Sehnsucht mich hinab". 
             
            Der Pakt des Holländers mit dem Teufel, ihn das Kap umfahren zu 
            lassen, alle sieben Jahre an Land gehen zu dürfen, um ein Weib zu 
            frei'n, scheint für den Teufel akzeptabel, aber er scheitert wie im 
            Faust an einem Weib. Wieder muss er wie bei Gretchen auf sein Opfer 
            verzichten, wenn hier Senta sich für den Mann dem Tod gibt. 
             
            Interessant wie Wagner den Holländer mit Blaubart in Verbindung 
            bringt, als er alle Frauen, die dieser an sich binden konnte und die 
            mit ihm vor 'dem Ewigen' - also durch kirchliche Trauung vereint 
            waren -  verdirbt, wenn sie 'den Gang in den Tod' mit ihm 
            verweigern. 
             
            "Vom Fluch ein Weib allein kann mich erlösen, / 
            ein Weib, das Treu bis in den Tod mir hält. / 
            Wohl hast du Treue mir gelobt, - doch vor / 
            dem Ewigen noch nicht: dies rettet dich! / 
            Denn wiss', Unsel'ge! welches das Geschick, /  
            das jene trifft, die mir die Treue brechen: / 
            Ew'ge Verdammnis ist ihr Los!" 
             
            Danach sind alle Frauen, die einmal durch des Holländers Reichtum 
            verführt, mit ihm vor den Altar einer Kirche traten und dann ihr 
            Heil in der Flucht suchten, verdorben in alle Ewigkeit. 
            Nur Senta, sich ihrer Sendung bewusst, rettet den Holländer vor 
            ewiger Verderbnis durch ihren 'Liebestod'. 
             
            Nicht nur im Holländer, sondern auch in anderen seiner Werke stellt 
            Richard Wagner eine Frau zwischen zwei Männer. So sieht sich 
            Elisabeth zwischen Tannhäuser und Wolfram, Isolde zwischen Marke und 
            Tristan, Sieglinde zwischen Hunding und Siegmund, Brünnhilde zischen 
            Siegfried und Gunther als auch Eva zwischen Stolzing und Sachs.  
            Im eigenen Leben sieht er Mathilde zwischen Otto Wesendonck und sich, 
            Cosima zwischen Bülow und sich. | 
           
          
              | 
           
         
         | 
       
       
    
    
      
          
		  | 
        
        
        
        
        
          
            
            
            
            
              
                
                
                
                  
                  
                  
                  
                    
                      
                      
                       
                       
                      Die Schwarzen 
  | 
                     
                    
                      | 
                      Musikalische Leitung | 
                      
                      Raoul Grüneis | 
                     
                    
                      | 
                      Inszenierung | 
                      
                      Jiri Nekvasil | 
                     
                    
                      | 
                      Bühne/Kostüme | 
                      
                      Daniel Dvorak | 
                     
                    
                      | 
                      Chöre | 
                      
                      Karl Andreas Mehling | 
                     
                    
                      | 
                      Licht  | 
                      
                      Klaus Herbert Welz | 
                     
                    
                      | 
                      Dramaturgie | 
                      
                      Christina Schmidt | 
                     
                     
                  
                   | 
                    | 
                 
               
                 | 
                  | 
               
              
              
                
                
                  
                    | 
                     
            Die Besetzung am 23.9.05 
             
            Daland - Martin-Jan Nijhof 
            Senta - Gail Sullivan 
            Erik - Ünüsan Koluglu 
            Mary - Silvia Fichtl 
            Steuermann  - Brent L. Damkier 
            Der Holländer - Theodor Carlson 
   | 
                   
                 
                 | 
                  | 
               
             
            
             
             
   | 
           
          
            | 
            
            
              | 
           
          
            
            Beim Aufgehen des Vorhangs erblickt 
            der Zuschauer einen undefinierbaren Aufbau. Es lässt sich erahnen, 
            dass - analog der zu spielenden Story - vom Regieteam zumindest ein 
            Schiffskörper gemeint ist. Natürlich könnte es auch im Rahmen des 
            postmodernen Beliebigkeits-Allerlei der Jungfernstieg in Hamburg, 
            die Seeterrasse in Ahlbeck oder sonst eine Uferpromenade - nach dem 
            Motto: 'anything goes' - sein. Nehmen wir an, es handelt sich um 
            eine abgetakelte Fregatte oder einen alten Truppentransporter, 
            vielleicht auch einen betagten Oder-Kahn, der noch seine Dienste tun 
            muss.  
             
            Nach den Körper-Bewegungen des stimmgewaltigen Herren-Chores - aus 
            der Musik Richard Wagners abgeleitet - hat der interessierte 
            Besucher des Theaters den Eindruck von hoher See, was allerdings in 
            Anbetracht sehr naher Hochhausfassaden und somit wohl großer 
            Ufernähe, den Schluss zulässt, wonach ein Wirbelsturm, katrin- oder 
            rita-ähnlich, an Land geht. 
            Die Herren des Chores lehnen sich - in Ölzeug fachgerecht gewandet - 
            in der ersten Szene eben gegen Sturm und Wogen auf, schön an der 
            Reling entlang stehend, mit Blick in Richtung auf den Dirigenten, 
            auf dass kein Zeichen dessen ihnen entgehe.  
             
            In fescher Kombination ohne jegliche Regenbekleidung tritt 
			 
            Martin-Jan Nijhof als Daland auf, gibt seine Positionsmeldung 
            mit 'Sandwike ist's' ab, mischt sich unter seine Mannen und winkt 
            gemeinsam mit ihnen ins Publikum. Der Chor applaudiert dem Kapitän 
            wie nach gelungener Landung in einem Charterflieger. 
            Herr Nijhof ist mit seinem helltimbrierten Bass nicht gerade der 
            Prototyp des dreisten, gewalttätigen und autoritären Vaters, der für 
            Geld seine Tochter auch an den Teufel verhökert. Aber der Sänger 
            versteht es, mit Witz der Rolle eine besondere Note zu geben, wenn 
            er sich z.B. auf die Schenkel klopft und "na komm Töchterchen" 
            lautlos ruft. 
            Die heute übliche Orchesterstimmung macht es natürlich einem Bass 
            schwer, die komponierten hohen Töne mit Bass-Klang zu erreichen. 
             
            In einer feschen Livrée gibt der Steuermann zur Kenntnis, man habe 
            sicheren Grund, dass er sich hierfür wie aus - "Hotel Sacher - 
            Portier" dem Publikum darstellt, lässt die Vermutung zu, es handle 
            sich um den Zahlmeister eines Kreuzfahrtschiffes, der gleichzeitig 
            als Navigator mit dem Senkblei eingesetzt ist. 
            
            Brent L. Damkier, bewährter lyrischer Tenor des Hauses 
            Regensburg - z.B. als Tamino oder Nemorino im Einsatz - ist dieser 
            Steuermann, der zunächst von Sorge um das Gelingen gequält, sich mit 
            Diminuendi an den Phrasen-Enden seines Steuermannliedes schwer tut. 
            Mit zunehmender Sicherheit im Umgang mit der Rolle werden ihm auch 
            diese Feinheiten gelingen. 
            Der Steuermann Damkier schläft ein, vorher fällt ihm noch das Bild 
            der Liebsten - 'Ach, Mädel!' - ins imaginäre Wasser auf der 
            Vorderbühne 
             
            Aus dem Sc-'H'-iffsnamen, dem 'H' und zusätzlich aus dem Dunkel 
            erscheint 'der Holländer', ein Supermann soll er sein. In 
            Wirklichkeit ein im letzten Moment aus Weimar angereister 
            Bass-Bariton, der weder Superman noch Holländer im Sinne Richard 
            Wagners und Rudolf Kloibers ist.  
            Unfair ist es eigentlich, die Leistung von  Theodor Carlson zu 
            beurteilen, der nur eines im Sinn hatte, Regensburg, von jetzt auf 
            gleich - nämlich von 11.30 Uhr bis zur Ankunft um 16.00 Uhr - vor 
            einer Absage der Vorstellung zum Beginn der Spielzeit zu bewahren. 
            Immerhin, er hatte die Rolle drauf und kam musikalisch auch ganz gut 
            zurecht. Dass ihm die Dämonie der Figur des Holländers wie auch die 
            stimmliche Durchschlagkraft für die Partie fehlen, sollte nur am 
            Rande erwähnt werden. Eigentlich ist er vom Grundsatz her mit der 
            Partie überfordert und ein bereits deutliches Vibrato - ein Legato 
            sollte nicht wackeln - lässt darauf schließen, dass er seinen 
            Ehrgeiz nicht zügeln kann, sorgfältiger mit seiner Stimme umzugehen 
            und sich mit weniger schweren Partien zu begnügen. 
            Von ihm geht auch kaum etwas aus, was die Frage beantworten könnte: 
            "was findet Senta später an dem"? Für Daland ist der Ankömmling 
            interessant, denn als 'der Holländer' ihm Schmuck - "kostbare 
            Perlen, edelstes Gestein" - zeigt, hat er flugs die Lupe bereit, mit 
            der er die 'Brillis' genau in Augenschein nehmen kann. 
            Offensichtlich ist Daland Händler im Auftrag von De Beers oder so. 
            Jedenfalls hat wohl jeder Vater gern einen solch betuchten 
            Schwiegersohn in der Familie und Daland hat ja nun auch "ein treues 
            Kind!" als Tochter zu Hause.  
            Die Sache ist perfekt, das Kind kommt unter die Haube. Martin-Jan 
            Nijhof spielt überzeugend ganz den Großen, den Kenner, der schnell 
            die Ringe des Holländers konfisziert, die dieser ihm 
            entgegenstreckt. Glaubwürdig, sein Tandln mit dem Holländer um 
            Preziosen und die Tochter Senta. 
             
            Südwind kommt auf und die Mannschaft zeigt sich erfreut an Deck. 
            Fröhlich wie die Tiller-Girls stehen alle aufgereiht - quasi zum 
            Gruppenfoto - winken schunkelnd dem Publikum im Theater am 
            Bismarckplatz zu. 
             
            Da die einaktige Fassung gespielt wird, muss der Herrenchor nun bei 
            offenem Vorhang abgehen und der Damenchor durch die enge Kajütentür 
            auftreten. Dies gelingt. 
            Entzückend sehen sie aus, die Damen des Chores mit ihren weißen 
            Schürzen und Häubchen - sie sollen wohl so die Kabinenstewardessen 
            dieses aus einem Tanker oder sonstigem Wassergefährt umgebauten 
            Kreuzfahrtschiffes darstellen. Keck singen sie das Lied "Summ' und 
            brumm' du gutes Rädchen", was nun nicht zur Inszenierung passt, 
            heiter wischen und moppen sie fleißig das Deck, beseitigen 
            irgendwelchen Bühnendreck und werden doch immer wieder von 
			 Silvia 
            Fichtl vom Pfalztheater Kaiserlautern mit einem nicht sehr 
            aufregenden Altklang als Mary in so einem Art BDM-Kostüm (!) 
            überführt, dass auf der Reling noch Staub liegt. Die eigentlich 
            vorgesehenen Rädchen lässt der Bühnenbildner nur in Form der 
            Rotorblätter eines großen Miefquirls zu. 
			 
            Dass Richard Wagner mit dem Chor an Spinnrädern, das 
            Zusammenpferchen junger Frauen in eine erzwungenen Gemeinschaft, 
            über Text und Musik etwas Bestimmtes aussagen wollte, interessiert 
            Herren aus "Praha bömisches" nicht. Sie werkeln als Regisseur und 
            Ausstatter um das Stück herum und wollen den Regensburgern eine neue 
            Sicht  präsentieren. Spätestens bei dieser Szene hätte der 
            Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil einschreiten müssen, um eine 
            Fehlproduktion zu verhindern. Da aber Herr Dvorak als Ausstatter des 
            Regensburger Holländers, gleichzeitig der Intendant des Prager 
            Nationaltheaters ist, wird Ernö Weil sich natürlich hüten, etwas 
            Kritisches zu sagen, denn schließlich will der sicher in Prag 
            inszenieren und da möchte der ja auch nicht, dass ihm jemand in die 
            Parade fährt. 
            So nimmt das Elend weiter seinen Lauf. 
             
            
            Gail Sullivan als Dalands treue Tochter, sitzt im weißen (Braut-)Kleid 
            herum, denkt nicht daran, zu spinnen oder zu putzen und zu 
            schrubben, sondern blättert in einem Comic-Heft, singt die Ballade 
            der Senta in g-moll ohne Anstrengung - die hohe Lage einer 
            Sopranpartie machte ihr von je her keine Sorgen, die Mittellage 
            sollte besser geführt sein wie während des Einführungsvortrages, bei 
            dem Frau Sullivan sich besonders bemühte, die Töne schlank zu 
            führen, um ein Wabern der Töne zu vermeiden. Im Spiel auf der Bühne 
            geht dann der Gaul durch, Vorsätze werden über den Haufen geworfen. 
            Entschlossen sagt Senta ihrem Helden im Geiste die Treue bis in den 
            Tod zu. Noch kennt sie nur das Bild des Angebeteten im 'Heftl', noch 
            hat sie den Gast aus Weimar nicht gesehen und gehört - sie würde 
            wohl anders entscheiden.  
            Nun, sie will die Vorstellung nicht vorzeitig beenden und fügt sich 
            in ihr Schicksal, zunächst einmal mit Erik zu sprechen, der wie ein 
            Cowboy im Fransenfummel als 'Held der westlichen Welt' oder 
            als Mitglied eines Country-Clubs in Sandwike auftritt. Es soll - 
            Erik, der Jäger - sein.  
			 
            Ein Herr  Ünüsan Kologlu, in mittlerem Alter mit erheblichem 
            Bauchumfang tritt vor Senta hin. Er verfügt über einen ausgeprägten 
            jugendlichen Heldentenor, mit dem er etwas unbesorgt umgeht. 
            Verstünde er es, über seinen Stemmtönen, sich eine große Linie 'oben 
            drüber' zu denken, kämen auch die akzentuierten Töne nicht so 
            vehement hingestellt. Wie bekannt, ist der Erik eine der 
            undankbarsten Partien, eben wegen der permanent hohen Lage. Auch 
            Herr Kologlu tut sich schwer. 
            Verständlich, dass Senta in dem Falle lieber den Typ aus dem 'Heftl' 
            will - noch hat sie das leibhaftige Holländer-Manderl nicht gesehen, 
            das geschätzte Publikum im Theater am Bismarckplatz weiß aber schon 
            aus dem ersten Akt, wer als Holländer gleich die Szene betreten 
            wird. Der erscheint, sie erschrickt, bricht den Ton ab, und gemäß 
            einem "mir verschlagts die Red'" in diesem Falle wegen des 
            plötzlichen Auftretens des Superman aus Weimar - denkt sie wohl nach 
            dem Motto, "so hab' ich das noch nie gesehn!" 
            Es entspinnt sich der bekannte Dialog zwischen den beiden 
            Protagonisten. Der Regisseur überlässt beide Sänger ihrem Schicksal, 
            das, im Falle des Holländers und in Bezug auf die Personenführung, 
            in einem gelegentlichen verlegenen Heben der Arme sowie Drehen der 
            Innenflächen der Hände nach außen endet und das auch, als Senta sich 
            mit "... bis in den Tod gelob ich Treu!" outed. 
             
            Im eigentlichen dritten Akt darf der Chor das ganze hintere Deck des 
            Musikdampfers füllen, man schwenkt Produkte einer Brauerei, 
            schunkelt zur Musik Richard Wagners bis der Chor der Mannschaft des 
            Holländerschiffes vom Band eingespielt wird. Der Steuermann, nun in 
            einem Matrosenanzug, weicht mit allen Chordamen und Chorherren 
            zurück, als der wilde Cowboy Erik sich mit gesungenem Wort in Form 
            seiner Kavatine "Willst jenen Tag du nicht dich mehr entsinnen" 
            meldet.  
            Bei dessen "war's nicht die Versich'rung deiner Treu" muss 'der 
            Holländer' aus Weimar noch mal einzuschreiten versuchen. Es gelingt 
            ihm nicht, er geht nach hinten ab, Senta will über die Reling auf 
            die Vorderbühne springen, was glücklicherweise vom Chor verhindert 
            wird, sie reißt sich los, eilt nach hinten, dorthin wo 'der 
            Holländer' in der "Menge im Gedränge" verschwunden ist und erschießt 
            sich, die Bühne dreht sich um 180 Grad und man sieht Frau Sullivan 
            als tote Senta dort wo das 'H' des Holländers aus dem Schriftzug SC-H-IFF'S installiert war, liegen. 
            Der Vorhang fällt - dass Publikum ist ratlos, applaudiert dann 
            verschämt ob der Erkenntnis, dass es nichts verstanden hat. 
            Was wollte uns der Regisseur da eigentlich sagen ? 
             
            Nur von den Rängen plärren unartikuliert - wie bei 'Mefistofele' 
            schon nach der ersten Szene - offensichtlich eingeschleuste Kinder 
            bei jedem, der zum Applaus auf der Bühne erscheint.  
            Lächerlich und peinlich das Getue und Gemache. Hier sollte der 
            Regensburger Theaterdirektor einschreiten, um derartige, einseitige 
            gesteuerte Animationsbemühungen zu unterbinden. | 
           
           
        
         | 
       
       
    
      
          | 
        
        
          
            |   | 
           
          
            
            Sieger des Abends: 
            1. Chor - Damen wie Herren - gleichermaßen, kraftvoll, prononciert, 
            im Übereifer einige Wackler - es war anzuhören, dass hier das Singen 
            Spaß macht und das zeigte sich im engagierten überzeugenden Spiel. 
             
            
            2. Orchester 
            War hier Solches jemals zu hören? Großer Klang, dann wieder Töne mit 
            spitzem Pinsel hingetupft. Feinste Nuancen, Figuren freigelegt und 
            so herausgearbeitet, ziseliert die Details - spannend, zuzuhören. 
            Ist das Regensburger Philharmonische Orchester mit seinem GMD 
			Raoul Grüneis auf einem aufregend interessanten Weg nach oben?  
            Hoffentlich stimmt's. Es wäre den Damen und Herren zu gönnen. | 
           
          
              | 
           
          
              | 
           
         
         | 
       
      
         | 
       
     
    
     | 
      | 
   
 
                     | 
                      | 
                   
                  
                    | 
                      | 
                      | 
                      | 
                   
                  
                    | 
                        | 
                    
                      | 
                    
                      | 
                   
                 
                     | 
                   
                   
                     |