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Aus einer
Konzertankündigung von 1997
Gunther Schuller dirigiert das New Zeeland Symphonie
Orchester. In zwei wichtigen Konzerten lässt er die Musik
von Strauss und Brahms mit der Sopran-Solistin Mechthild
Gessendorf und dem Pianisten Piers Lane aufleben.
Richard
Strauss schuf einige der berühmtesten Heroinen der Oper.
Jeder Kenner der Szene ist mit der 'Marschallin' im
'Rosenkavalier', der 'Arabella' und der 'Gräfin' in
'Capriccio' vertraut.
Eine der führenden
Interpretinnen dieser Rollen ist die deutsche Sopranistin
nun bei ihrem australischen Debüt. ’Der Rosenkavalier’ ist
Frau Gessendorf's wichtigste Oper auf vielen internationalen
Bühnen, vom Operhaus Zürich bis zur Metropolitan Opera in
New York. Sie arbeitet ständig auf den Bühnen Europas,
Canada und den Vereinigten Staaten, singt - neben anderen
Orchestern - mit dem Chikago Symphonie Orchestra und den
Toronto Symphonikern. Jetzt ergibt sich eine seltene
Gelegenheit die große Diva zu hören.
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Am 11. Dezember 1989 stand auf der Bühne der Metropolitan
Opera in New York:
Mechthild Gessendorf als
'Senta'.
Neben ihr:
James Morris - 'Der Holländer', Paul Plishka -
'Daland', 'Erik' - Garry Lakes,
die 'Mary' wurde von Judith Christin gesungen und
'Steuermann' war der nun als Tannhäuser, Parsifal, Siegmund
oder Tristan an vielen internationalen Häusern gastierende
Robert Gambill mit seinem Met-Debüt.
James Levine dirigierte,
die Inszenierung stammte von August
Everding,
das Bühnenbild von Hans Schavernoch.
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Nun muss
die damalige 'Senta' der Met vor allen Dingen mit ansehen,
was "Mein
Gatte! Mein Gatte!",
der
Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil, den Bürgern und Steuerzahlern
als Holländer-Inszenierung
vorsetzt. |
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Dass mancher 'die
Atmosphäre'
in der Stadt nicht verträgt,
ist da wohl kein Wunder.
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Auch ein Bariton wird mal krank !
Und das vor allem dann, wenn er überprobiert wird. Noch mal die
Szene und noch mal die Szene und noch mal.
Wo ist der Intendant, der hier eingreift.
So gestaltete sich der Spielzeitbeginn 2005 / 2006 am Regensburger Stadttheater
zum Problem: Der hauseigene 'Holländer' musste absagen
und so war binnen zwei Tagen ein Ersatz zu finden.
Der Einspringer kam, sah und passte, wohl als er erkannte, in welchem
Kostüm und in welcher Szenerie er agieren sollte. Angeblich hat er
die Stimme verloren, eher wohl die Sprache verschlagen.
Waren es erst Tage, einen zweiten 'Holländer' zu finden, waren es
jetzt nur noch Stunden, den dritten aufzutreiben, um die Premiere zu
retten.
Offensichtlich hatte man sich auf das Glück verlassen und keinen
Bariton 'auf Eis gelegt', der schon die Proben mitmachte und als
Cover zur Verfügung stehen konnte.
Regensburg soll doch laut Erklärung des Regensburger
Oberbürgermeisters vom 17.3.05 in Zukunft europäischen 2010-
Ansprüchen genügen. |
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Rückkehr nach Deutschland
Unmittelbar nach seiner Rückkehr am 12. April 1842 aus dem ersten
Pariser Aufenthalt reiste Richard Wagner nach Berlin, um über seinen
fliegenden Holländer mit Graf von Redern, dem Intendanten der
Berliner Hofoper zu verhandeln.
"[...] dass ich es endlich auf den
ersten ruhigen Morgen im Berliner Gasthofe verschob, Euch zu
schreiben.[...]"
Der Holländer war in Paris 1839 fertig geworden, die Offerten nach
München führten zu keinem Abschluss - man war dort der Meinung, das
Thema passe nicht in die Stadt und in Berlin wartete man auf den
neuen Intendanten, der selber entscheiden wolle. Nun war Küstner
ausgerechnet in München Intendant und ging mit dem Vorurteil dem
Holländer gegenüber nach Berlin.
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Der Holländer in Dresden
Nach dem großen Erfolg der
Uraufführung des 'Rienzi' am 20. Oktober 1842 in Dresden forderte die
sächsische Hofoper von Berlin - dort nun doch angenommen - die
Rechte für den Holländer.
Am 2. Januar 1843 erfolgte die Uraufführung in Dresden - und das
Werk fiel durch. Die Dresdner hatten etwas ähnliches wie den im
Stile der großen Oper Meyerbeers gehaltenen Rienzi erwartet und
bekam etwas völlig Neues. Weder akzeptierte es das Sujet noch die
mit diesem verbundene Düsternis. Nach vier Vorstellungen wurde der
Holländer abgesetzt.
1844 dann folgte die erste Aufführung in Berlin, 1860 kam Wien hinzu
und 1862 nahm Dresden das Werk wieder in den Spielplan. |
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Die Quellen
Der Holländer -
Richard Wagner übernahm das Thema aus Heines Schabelewopski
Erzählung und fügte die eigene Erfahrung aus der Seereise auf der Thetis von
Pillau nach London zu seiner Version hinzu, kann
eigentlich als eine Metapher für das Lebensschiff jedes Menschen
gelten. Das Boot, das eigene Ich, in der Umwelt des Stroms des Lebens
torkelnd, untertauchend, kenternd oder frei schwimmend, gesteuert
durch das eigene Können, dieses bedingt durch Intelligenz,
Veranlagung und Erfahrung einzusetzen. Wie singt die Baronin im
Wildschütz: "Auf des Lebens raschen Wogen, fliegt mein Schifflein
leicht dahin." Weber, auch sein eigener Textdichter, erfasste das
Thema und unterlegte es mit fröhlichen Koloraturen.
Abkommen vom Kurs, scheitern erfordert nach Richard Wagner die
Erlösung durch Liebe - "bis in den Tod." Erik ist mit "Mein Herz
voll Treue bis zum Sterben" nur bereit, bis an die Schwelle zu
gehen.
Von Senta fordert der Holländer das Überschreiten dieser und gehen bis in den
Tod.
"[...] zur
letzten Szene des Stücks, wo auf einer hohen Meerklippe das Weib des
fliegenden Holländers, die Frau fliegende Holländerin,
verzweiflungsvoll die Hände ringt, während auf dem Meere, auf dem
Verdeck seines unheimlichen Schiffes, ihr unglücklicher Gemahl zu
schauen ist. Er liebt sie und will sie verlassen, um sie nicht ins
Verderben zu ziehen, und er gesteht ihr sein grauenhaftes Schicksal
und den schrecklichen Fluch, der auf ihm lastet. Sie aber ruft mit
lauter Stimme: Ich war dir treu bis zu dieser Stunde, und ich weiß
ein sicheres Mittel, wodurch ich dir meine Treue erhalte bis in den
Tod!
Bei diesen Worten stürzt sich das treue Weib ins Meer, und nun ist
auch die Verwünschung des fliegenden Holländers zu Ende, er ist
erlöst, und wir sehen, wie das gespenstische Schiff in den Abgrund
des Meeres versinkt. [...]" (Heine, Heinrich - Aus den
Memoiren des Herr von Schnabelewopski) |
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Das Thema bei
Anderen
Nach Heine
beschäftigte sich auch Franz Kafka mit dem Motiv des Lebensschiffs.
Der Jäger Gracchus, der gewissermaßen die Signatur seines Schöpfers
trägt, ist bei der Gemsenjagd im Schwarzwald verunglückt. Fröhlich
wie die Braut ins Hochzeitskleid schlüpft er ins Totenhemd und
streckt sich auf der Bahre aus, die ihn ins Jenseits - die
eigentliche Heimat des Menschen tragen wird. Er liegt und wartet,
doch "dann geschah das Unglück": die Totenbarke - unverkennbares
mythologisches Requisit: denkt man an Charons Boot, das Totenschiff
Naglfar oder die Barke des ägyptischen Totengottes Sokar -, der
schwimmende Sarg nimmt eine Zeitlang Kurs auf die himmlische Heimat,
wird jedoch unversehens abgelenkt, d. h. verfehlt sein Ziel (wie es
charakteristisch heißt) und muss fortan auf den "irdischen
Gewässern" rastlos und ohne die Aussicht auf Erlösung oder
Vernichtung mit dem Wind fahren, "der in den untersten Regionen des
Todes bläst".
(Kafka, Franz - Sämtliche Erzählungen - hg. von Paul Raabe,
Frankfurt/Main 1970)
Das Dasein bleibt hier erhalten und es gilt nicht, was Richard
Wagner Erda im Rheingold sagen lässt: "alles was ist endet." Jedes
Dasein endet an sich, wann auch immer, auch unverhofft. Jeder Tag
bringt uns dem Ende näher und die verbleibenden Zeit verkürzt sich.
Und je länger es dauert - alt werden ist schön, als sein nicht.
Wann endet es also, wann kommt nach Erlösung von Schuld die Ewigkeit
- wann kommt der Lebenskahn zur Ruhe.
Clemens von Brentano schildert in 'Auf dem Rhein' die Fahrt eines
Nachens flussabwärts mit einem Knaben und seiner toten Liebsten. Er
versucht die geistlichen Gewalten umzustimmen, seiner Liebe Dauer zu
verleihen, jedoch der Kahn treibt die Zeit hinab, er "läßt alles
Rudern sein, und treibt weiter, bis in die See hinein."
(Brentano, Gesammelte Schriften, 1852)
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RW und die
Frauen
Der zur Menschheitsarche gewordene 'Fliegende Holländer' - "nirgends
ein Grab, nirgends der Tod" - sein Leib ein Sarg aus Fleisch, die
Seele darin abgestorben - das Meer lehnt ihn ab "wie oft in Meeres
tiefsten Grund / stürzt ich voll Sehnsucht mich hinab".
Der Pakt des Holländers mit dem Teufel, ihn das Kap umfahren zu
lassen, alle sieben Jahre an Land gehen zu dürfen, um ein Weib zu
frei'n, scheint für den Teufel akzeptabel, aber er scheitert wie im
Faust an einem Weib. Wieder muss er wie bei Gretchen auf sein Opfer
verzichten, wenn hier Senta sich für den Mann dem Tod gibt.
Interessant wie Wagner den Holländer mit Blaubart in Verbindung
bringt, als er alle Frauen, die dieser an sich binden konnte und die
mit ihm vor 'dem Ewigen' - also durch kirchliche Trauung vereint
waren - verdirbt, wenn sie 'den Gang in den Tod' mit ihm
verweigern.
"Vom Fluch ein Weib allein kann mich erlösen, /
ein Weib, das Treu bis in den Tod mir hält. /
Wohl hast du Treue mir gelobt, - doch vor /
dem Ewigen noch nicht: dies rettet dich! /
Denn wiss', Unsel'ge! welches das Geschick, /
das jene trifft, die mir die Treue brechen: /
Ew'ge Verdammnis ist ihr Los!"
Danach sind alle Frauen, die einmal durch des Holländers Reichtum
verführt, mit ihm vor den Altar einer Kirche traten und dann ihr
Heil in der Flucht suchten, verdorben in alle Ewigkeit.
Nur Senta, sich ihrer Sendung bewusst, rettet den Holländer vor
ewiger Verderbnis durch ihren 'Liebestod'.
Nicht nur im Holländer, sondern auch in anderen seiner Werke stellt
Richard Wagner eine Frau zwischen zwei Männer. So sieht sich
Elisabeth zwischen Tannhäuser und Wolfram, Isolde zwischen Marke und
Tristan, Sieglinde zwischen Hunding und Siegmund, Brünnhilde zischen
Siegfried und Gunther als auch Eva zwischen Stolzing und Sachs.
Im eigenen Leben sieht er Mathilde zwischen Otto Wesendonck und sich,
Cosima zwischen Bülow und sich. |
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Die Schwarzen
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Musikalische Leitung |
Raoul Grüneis |
Inszenierung |
Jiri Nekvasil |
Bühne/Kostüme |
Daniel Dvorak |
Chöre |
Karl Andreas Mehling |
Licht |
Klaus Herbert Welz |
Dramaturgie |
Christina Schmidt |
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Die Besetzung der Rollen am 23.9.05
Daland - Martin-Jan Nijhof
Senta - Gail Sullivan
Erik - Ünüsan Koluglu
Mary - Silvia Fichtl
Steuermann - Brent L. Damkier
Der Holländer - Theodor Carlson
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Beim Aufgehen des Vorhangs erblickt
der Zuschauer einen undefinierbaren Aufbau. Es lässt sich erahnen,
dass - analog der zu spielenden Story - vom Regieteam zumindest ein
Schiffskörper gemeint ist. Natürlich könnte es auch im Rahmen des
postmodernen Beliebigkeits-Allerlei der Jungfernstieg in Hamburg,
die Seeterrasse in Ahlbeck oder sonst eine Uferpromenade - nach dem
Motto: 'anything goes' - sein. Nehmen wir an, es handelt sich um
eine abgetakelte Fregatte oder einen alten Truppentransporter,
vielleicht auch einen betagten Oder-Kahn, der noch seine Dienste tun
muss.
Nach den Körper-Bewegungen des stimmgewaltigen Herren-Chores - aus
der Musik Richard Wagners abgeleitet - hat der interessierte
Besucher des Theaters den Eindruck von hoher See, was allerdings in
Anbetracht sehr naher Hochhausfassaden und somit wohl großer
Ufernähe, den Schluss zulässt, wonach ein Wirbelsturm, katrin- oder
rita-ähnlich, an Land geht.
Die Herren des Chores lehnen sich - in Ölzeug fachgerecht gewandet -
in der ersten Szene eben gegen Sturm und Wogen auf, schön an der
Reling entlang stehend, mit Blick in Richtung auf den Dirigenten,
auf dass kein Zeichen dessen ihnen entgehe.
In fescher Kombination ohne jegliche Regenbekleidung tritt
Martin-Jan Nijhof als Daland auf, gibt seine Positionsmeldung
mit 'Sandwike ist's' ab, mischt sich unter seine Mannen und winkt
gemeinsam mit ihnen ins Publikum. Der Chor applaudiert dem Kapitän
wie nach gelungener Landung in einem Charterflieger.
Herr Nijhof ist mit seinem helltimbrierten Bass nicht gerade der
Prototyp des dreisten, gewalttätigen und autoritären Vaters, der für
Geld seine Tochter auch an den Teufel verhökert. Aber der Sänger
versteht es, mit Witz der Rolle eine besondere Note zu geben, wenn
er sich z.B. auf die Schenkel klopft und "na komm Töchterchen"
lautlos ruft.
Die heute übliche Orchesterstimmung macht es natürlich einem Bass
schwer, die komponierten hohen Töne mit Bass-Klang zu erreichen.
In einer feschen Livrée gibt der Steuermann zur Kenntnis, man habe
sicheren Grund, dass er sich hierfür wie aus - "Hotel Sacher -
Portier" dem Publikum darstellt, lässt die Vermutung zu, es handle
sich um den Zahlmeister eines Kreuzfahrtschiffes, der gleichzeitig
als Navigator mit dem Senkblei eingesetzt ist.
Brent L. Damkier, bewährter lyrischer Tenor des Hauses
Regensburg - z.B. als Tamino oder Nemorino im Einsatz - ist dieser
Steuermann, der zunächst von Sorge um das Gelingen gequält, sich mit
Diminuendi an den Phrasen-Enden seines Steuermannliedes schwer tut.
Mit zunehmender Sicherheit im Umgang mit der Rolle werden ihm auch
diese Feinheiten gelingen.
Der Steuermann Damkier schläft ein, vorher fällt ihm noch das Bild
der Liebsten - 'Ach, Mädel!' - ins imaginäre Wasser auf der
Vorderbühne
Aus dem Sc-'H'-iffsnamen, dem 'H' und zusätzlich aus dem Dunkel
erscheint 'der Holländer', ein Supermann soll er sein. In
Wirklichkeit ein im letzten Moment aus Weimar angereister
Bass-Bariton, der weder Superman noch Holländer im Sinne Richard
Wagners und Rudolf Kloibers ist.
Unfair ist es eigentlich, die Leistung von Theodor Carlson zu
beurteilen, der nur eines im Sinn hatte, Regensburg, von jetzt auf
gleich - nämlich von 11.30 Uhr bis zur Ankunft um 16.00 Uhr - vor
einer Absage der Vorstellung zum Beginn der Spielzeit zu bewahren.
Immerhin, er hatte die Rolle drauf und kam musikalisch auch ganz gut
zurecht. Dass ihm die Dämonie der Figur des Holländers wie auch die
stimmliche Durchschlagkraft für die Partie fehlen, sollte nur am
Rande erwähnt werden. Eigentlich ist er vom Grundsatz her mit der
Partie überfordert und ein bereits deutliches Vibrato - ein Legato
sollte nicht wackeln - lässt darauf schließen, dass er seinen
Ehrgeiz nicht zügeln kann, sorgfältiger mit seiner Stimme umzugehen
und sich mit weniger schweren Partien zu begnügen.
Von ihm geht auch kaum etwas aus, was die Frage beantworten könnte:
"was findet Senta später an dem"? Für Daland ist der Ankömmling
interessant, denn als 'der Holländer' ihm Schmuck - "kostbare
Perlen, edelstes Gestein" - zeigt, hat er flugs die Lupe bereit, mit
der er die 'Brillis' genau in Augenschein nehmen kann.
Offensichtlich ist Daland Händler im Auftrag von De Beers oder so.
Jedenfalls hat wohl jeder Vater gern einen solch betuchten
Schwiegersohn in der Familie und Daland hat ja nun auch "ein treues
Kind!" als Tochter zu Hause.
Die Sache ist perfekt, das Kind kommt unter die Haube. Martin-Jan
Nijhof spielt überzeugend ganz den Großen, den Kenner, der schnell
die Ringe des Holländers konfisziert, die dieser ihm
entgegenstreckt. Glaubwürdig, sein Tandln mit dem Holländer um
Preziosen und die Tochter Senta.
Südwind kommt auf und die Mannschaft zeigt sich erfreut an Deck.
Fröhlich wie die Tiller-Girls stehen alle aufgereiht - quasi zum
Gruppenfoto - winken schunkelnd dem Publikum im Theater am
Bismarckplatz zu.
Da die einaktige Fassung gespielt wird, muss der Herrenchor nun bei
offenem Vorhang abgehen und der Damenchor durch die enge Kajütentür
auftreten. Dies gelingt.
Entzückend sehen sie aus, die Damen des Chores mit ihren weißen
Schürzen und Häubchen - sie sollen wohl so die Kabinenstewardessen
dieses aus einem Tanker oder sonstigem Wassergefährt umgebauten
Kreuzfahrtschiffes darstellen. Keck singen sie das Lied "Summ' und
brumm' du gutes Rädchen", was nun nicht zur Inszenierung passt,
heiter wischen und moppen sie fleißig das Deck, beseitigen
irgendwelchen Bühnendreck und werden doch immer wieder von Silvia
Fichtl vom Pfalztheater Kaiserlautern mit einem nicht sehr
aufregenden Altklang als Mary in so einem Art BDM-Kostüm (!)
überführt, dass auf der Reling noch Staub liegt. Die eigentlich
vorgesehenen Rädchen lässt der Bühnenbildner nur in Form der
Rotorblätter eines großen Miefquirls zu.
Dass Richard Wagner mit dem Chor an Spinnrädern, das
Zusammenpferchen junger Frauen in eine erzwungenen Gemeinschaft,
über Text und Musik etwas Bestimmtes aussagen wollte, interessiert
Herren aus "Praha bömisches" nicht. Sie werkeln als Regisseur und
Ausstatter um das Stück herum und wollen den Regensburgern eine neue
Sicht präsentieren. Spätestens bei dieser Szene hätte der
Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil einschreiten müssen, um eine
Fehlproduktion zu verhindern. Da aber Herr Dvorak als Ausstatter des
Regensburger Holländers, gleichzeitig der Intendant des Prager
Nationaltheaters ist, wird Ernö Weil sich natürlich hüten, etwas
Kritisches zu sagen, denn schließlich will der sicher in Prag
inszenieren und da möchte der ja auch nicht, dass ihm jemand in die
Parade fährt.
So nimmt das Elend weiter seinen Lauf.
Gail Sullivan als Dalands treue Tochter, sitzt im weißen (Braut-)Kleid
herum, denkt nicht daran, zu spinnen oder zu putzen und zu
schrubben, sondern blättert in einem Comic-Heft, singt die Ballade
der Senta in g-moll ohne Anstrengung - die hohe Lage einer
Sopranpartie machte ihr von je her keine Sorgen, die Mittellage
sollte besser geführt sein wie während des Einführungsvortrages, bei
dem Frau Sullivan sich besonders bemühte, die Töne schlank zu
führen, um ein Wabern der Töne zu vermeiden. Im Spiel auf der Bühne
geht dann der Gaul durch, Vorsätze werden über den Haufen geworfen.
Entschlossen sagt Senta ihrem Helden im Geiste die Treue bis in den
Tod zu. Noch kennt sie nur das Bild des Angebeteten im 'Heftl', noch
hat sie den Gast aus Weimar nicht gesehen und gehört - sie würde
wohl anders entscheiden.
Nun, sie will die Vorstellung nicht vorzeitig beenden und fügt sich
in ihr Schicksal, zunächst einmal mit Erik zu sprechen, der wie ein
Cowboy im Fransenfummel als "Held der westlichen Welt" oder
als Mitglied eines Country-Clubs in Sandwike auftritt. Es soll -
Erik, der Jäger - sein.
Ein Herr Ünüsan Kologlu, in mittlerem Alter mit erheblichem
Bauchumfang tritt vor Senta hin. Er verfügt über einen ausgeprägten
jugendlichen Heldentenor, mit dem er etwas unbesorgt umgeht.
Verstünde er es, über seinen Stemmtönen, sich eine große Linie 'oben
drüber' zu denken, kämen auch die akzentuierten Töne nicht so
vehement hingestellt. Wie bekannt, ist der Erik eine der
undankbarsten Partien, eben wegen der permanent hohen Lage. Auch
Herr Kologlu tut sich schwer.
Verständlich, dass Senta in dem Falle lieber den Typ aus dem 'Heftl'
will - noch hat sie das leibhaftige Holländer-Manderl nicht gesehen,
das geschätzte Publikum im Theater am Bismarckplatz weiß aber schon
aus dem ersten Akt, wer als Holländer gleich die Szene betreten
wird. Der erscheint, sie erschrickt, bricht den Ton ab, und gemäß
einem "mir verschlagts die Red'" in diesem Falle wegen des
plötzlichen Auftretens des Superman aus Weimar - denkt sie wohl nach
dem Motto, "so hab' ich das noch nie gesehn!"
Es entspinnt sich der bekannte Dialog zwischen den beiden
Protagonisten. Der Regisseur überlässt beide Sänger ihrem Schicksal,
das, im Falle des Holländers und in Bezug auf die Personenführung,
in einem gelegentlichen verlegenen Heben der Arme sowie Drehen der
Innenflächen der Hände nach außen endet und das auch, als Senta sich
mit "... bis in den Tod gelob ich Treu!" outed.
Im eigentlichen dritten Akt darf der Chor das ganze hintere Deck des
Musikdampfers füllen, man schwenkt Produkte einer Brauerei,
schunkelt zur Musik Richard Wagners bis der Chor der Mannschaft des
Holländerschiffes vom Band eingespielt wird. Der Steuermann, nun in
einem Matrosenanzug, weicht mit allen Chordamen und Chorherren
zurück, als der wilde Cowboy Erik sich mit gesungenem Wort in Form
seiner Kavatine "Willst jenen Tag du nicht dich mehr entsinnen"
meldet.
Bei dessen "war's nicht die Versich'rung deiner Treu" muss 'der
Holländer' aus Weimar noch mal einzuschreiten versuchen. Es gelingt
ihm nicht, er geht nach hinten ab, Senta will über die Reling auf
die Vorderbühne springen, was glücklicherweise vom Chor verhindert
wird, sie reißt sich los, eilt nach hinten, dorthin wo 'der
Holländer' in der "Menge im Gedränge" verschwunden ist und erschießt
sich, die Bühne dreht sich um 180 Grad und man sieht Frau Sullivan
als tote Senta dort wo das 'H' des Holländers aus dem Schriftzug
SCHIFF'S installiert war, liegen.
Der Vorhang fällt - dass Publikum ist ratlos, applaudiert dann
verschämt ob der Erkenntnis, dass es nichts verstanden hat.
Was wollte uns der Regisseur da eigentlich sagen ?
Nur von den Rängen plärren unartikuliert - wie bei 'Mefistofele'
schon nach der ersten Szene - offensichtlich eingeschleuste Kinder
bei jedem, der zum Applaus auf der Bühne erscheint.
Lächerlich und peinlich das Getue und Gemache. Hier sollte der
Regensburger Theaterdirektor einschreiten, um derartige, einseitige
gesteuerte Animationsbemühungen zu unterbinden. |
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Sieger des Abends:
1. Chor - Damen wie Herren - gleichermaßen, kraftvoll, prononciert,
im Übereifer einige Wackler - es war anzuhören, dass hier das Singen
Spaß macht und das zeigte sich im engagierten überzeugenden Spiel.
2. Orchester
War hier Solches jemals zu hören? Großer Klang, dann wieder Töne mit
spitzem Pinsel hingetupft. Feinste Nuancen, Figuren freigelegt und
so herausgearbeitet, ziseliert die Details - spannend, zuzuhören.
Ist das Regensburger Philharmonische Orchester mit seinem GMD Raoul
Grüneis auf einem aufregend interessanten Weg nach oben?
Hoffentlich stimmt's. Es wäre den Damen und Herren zu gönnen. |
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