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Da kann sich Herr Horres als Regisseur Mühe
geben wie er will, irgendwas auf die Bühne zu bringen, was den
Leuten hoffentlich gefällt - wenn nur diese Göhring'sche
Übertitelungsanlage nicht Inhalte dem Publikum vermittelte, die mit
nichts, auch garnichts, zu tun haben, was der gesungene Text
vorgibt.
Das alles war zu erwarten - aber auf Mahner wurde nicht gehört.
Frau Stadträtin hätte Kraft ihres Amtes den neuen von Coburg und
Pforzheim übernommenen Theaterdirektor darauf hinweisen können, wenn
die Übertitelungstexte nicht stimmen, dann:
"wir sind in Deutschland, wir sind in Bayern - also wird dem
Publikum zuliebe deutsch gesungen - wie an der 'Komischen Oper
Berlin' oder dem Münchener 'Staatstheater am Gärtnerplatz'.
Nein, es bildet sich das Theater Regensburg ein, als internationale
Bühne sich präsentieren zu müssen.
Somit aktuell ein bestehendes Ärgernis bei den Übertiteln, wenn zum
Beispiel in Permanenz von einem 'König' zu lesen ist, der zwar auch
auf dem Besetzungszettel in Verbindung mit 'Riccardo' Verwendung
findet, nichts aber mit dem gesungenen 'Conte' zu tun hat.
Sogleich beim Beginn singt Oscar: "S'avanza il conte" - übertitelt
wird das mit: "Der König kommt". Zu umgehen wäre dies, verwendete
das Theater von "Wir wollen mehr sein als die Metropole der
Oberpfalz" die alte Übersetzung mit: "Der Gouverneur".
Später heißt es auf dem Übertitel: "Es war der König mit einer
unbekannten Schönen!" oder "Dies ist nicht der König!"
In der 'Boston-Fassung' gibt es als Gouverneur den Graf von Warwick
- keinen König jedenfalls.
Und zusätzlich beginnt der Abend schon mit einem Fehlgriff, nicht
nur dass man im dritten Rang niemanden mehr hat, der die Tür
schließ, es ist wohl im Eintrittspreis enthalten und nicht dass jemand aus
dem Publikum, den der helle Lichtschein aus dem Treppenhaus stört,
eben aufsteht und die Tür zumacht - nein, wenn nämlich Georgios Vranos am Pult erscheint und auf dem Übertitel zum gleichen
Zeitpunkt zu lesen ist: "Schlafe nur ruhig!"
Der Dirigent folgt dieser Vorgabe eben aber nicht, sondern hetzt
durch das Stück, in den einzelnen Phrasen auch noch Accelerandi
einbauend, so dass die Sänger immer irgendwie hinterher sind. Eine
üble Dirigentenmethode, SängerInnen ins Unrecht zu setzen.
Wie schon ein andrer in Regensburg herausfand: 'der kann Sänger
nicht begleiten.'
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Theater Regensburg 11.11.06
'Ein Maskenball'
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Die
Schwarzen |
Musikalische Leitung |
Georgios Vranos |
Inszenierung |
Gregor Horres |
Bühne / Kostüme |
Frank Lichtenberg |
Chöre |
Karl Andreas Mehling |
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Die Personen
und ihre Darsteller, der am 11.11. 2006 besuchten
Vorstellung
gemäß Besetzungszettel |
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Riccardo, König |
Jung-Hwan Choi |
Renato, sein Vertrauter |
Adam Kruzel |
Amelia, Renatos Frau |
Christina Lamberti |
Ulrica |
Jelena Bodrazic |
Oscar |
Julia Amos |
Silvano, Matrose |
Seymur Karimov |
Samuel, Verschwörer |
Martin-Jan Nijhof |
Tom, Verschwörer |
Sung-Heon Ha |
Ein Richter |
Karsten Münster |
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Der Oscar von Julia Amos hat als
erste/r unter der unbotmäßigen Eile im Dirigat des Herrn Vranos zu
leiden, nicht den Sängern zuzuhören, wenn der oder die eben
notwendigerweise atmen müssen, das Tempo auch noch beschleunigt.
Nur mühsam kommen die beiden wieder zur Übereinstimmung - es muss
zwangsläufig der Eindruck entstehen, die bei Proben vereinbarten
Tempi werden nicht eingehalten.
Aber auch alle anderen, ob Solisten oder Chor, werden durch das
Gehetze des Griechen gequält.
Starker Geruch breitet sich aus, wenn Frau Bodrazic als Ulrica ihre
Weissagungen vorträgt - es zischt nicht der Salamander, sondern Gas,
das sich mit lautem Knall entzündet, sie kreisförmig umzüngelt.
Ungezügelt laute Bläser begleiten ihr Vibrato.
Dass sie am Portal niedergestochen wird, bekommt Amelia nicht mit,
denn sie meint noch am Ende des Werkes, die Weissagerin könnte
helfen - die aber in dieser Inszenierung längst tot oder zumindest
lebensgefährlich verletzt.
Eine Freude ist Seymur Karimov, sein Spiel als Silvano unaufgeregt
natürlich, die Stimme mit schönem Timbre sitzt, trägt - ein Gewinn
dieser Sänger für das Metropol-Theater der Oberpfalz, aber dieses
Haus wird für ihn wohl kaum die letzte Station sein.
Frau Lamberti tritt als Amelia regelrecht auf - sie hat die
Ausstrahlung der großen Diva. Die Stimme in der Mittellage und ohne
übermäßiges Powern, wohlbehütet. Die dramatischen Phrasen und die
hohe Lage zeigen einen anderen Klang, der sich auch noch im Laufe
des Abends zuspitzt. - Leider.
Es sei nicht von der quälerischen Schraube in der Arie "Hier ist der
grauenvolle Ort" gesprochen, die ist für kaum einen Sopran leicht zu
bewältigen - es gäbe genügend andere Beispiele, Probleme
aufzuzeigen.
Ihr Vibrato erweckt den Eindruck, die Stimme schlage nach unten mehr
aus, als nach oben und damit hört sich das Ganze eine Spur 'zu tief'
an.
Herrn Choi's Riccardo ist beispielhaft, um darzulegen, es gibt außer
der Nase noch andere Resonanzräume für die Gestaltung von Tönen.
Leider geben Gesangslehrer häufig vor, auf 'e' oder 'i' zu denken
und entsprechend die Töne zu formen. Die Durchschlagkraft ist damit
natürlich größer, nur schöner klingen würde etwas anderes.
Adam Kruzel als Renato - mit großer Stimme, die eine Gänsehaut
hervorruft und an Sattheit hinzugewonnen hat - die Säule des
Ensembles. Das Spiel dezent, aber dann im Gespräch mit Amelia,
dramatisch auftrumpfend. Die Qual, des Erkennens der Ausgrenzung,
nachvollziehbar.
Die Problematik der 'Boston-Fassung' zeigt sich besonders in der
Führung der 'Verschwörer', die ja eigentlich aus dem Volk kommen
müssten - in der ersten Szene gehen die beiden völlig unter. Erst
langsam können sich Martin-Jan Nijhof und Sung-Heon Ha lösen und ein
eigenständiges Profil entwickeln. Stimmlich beide hörenswert.
Dass Karsten Münster die Gelegenheit nutzt, den obersten Richter zu
parodieren, ist selbstverständlich.
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Der Abend geht mit der Überraschung für das Publikum durch das
Aufflammen der Raumbeleuchtung und Herunterfahren des Kronleuchters
- speziell aber durch etwas Besonderes im dritten Rang - zu Ende.
Entzückt drehten sich Herren nach den sie plötzlich umgebenden
Chordamen um, die ihr "Güt'ger Gott" anstimmen und wieder
verschwinden.
'Das Volk' ist samstäglich gestimmt, applaudiert und steigert sich
bis zur rhythmisierten Beifallskundgebung.
Die meisten hatten wohl den Schmarren auf den Übertiteln nicht
bemerkt, sonst hätte ja jemand auf die Idee kommen können und um
'Refund' des Eintrittspreises gebeten.
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Als Premieren-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Karten aus
dem freien Verkauf gebe ich hier meine subjektive Meinung zu dem Gehörten und
Gesehenen zur Kenntnis.
Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
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herauszufordern. Dieter Hansing
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