Optimal sehen Sie diese Seite mit einer Auflösung von 1024 x 768 Pixel !

 

 
     
    

   
 

  Theater
Regensburg
   
   Giuseppe Verdi
 'Ein Maskenball'

  Wiederaufnahme 11.11.2006

 
   
         
 
"Der König kommt"

 

 

 
   
   
 


 

Da kann sich Herr Horres als Regisseur Mühe geben wie er will, irgendwas auf die Bühne zu bringen, was den Leuten hoffentlich gefällt - wenn nur diese Göhring'sche Übertitelungsanlage nicht Inhalte dem Publikum vermittelte, die mit nichts, auch garnichts, zu tun haben, was der gesungene Text vorgibt.
Das alles war zu erwarten - aber auf Mahner wurde nicht gehört.
Frau Stadträtin hätte Kraft ihres Amtes den neuen von Coburg und Pforzheim übernommenen Theaterdirektor darauf hinweisen können, wenn die Übertitelungstexte nicht stimmen, dann:
"wir sind in Deutschland, wir sind in Bayern - also wird dem Publikum zuliebe deutsch gesungen - wie an der 'Komischen Oper Berlin' oder dem Münchener 'Staatstheater am Gärtnerplatz'.

Nein, es bildet sich das Theater Regensburg ein, als internationale Bühne sich präsentieren zu müssen.

Somit aktuell ein bestehendes Ärgernis bei den Übertiteln, wenn zum Beispiel in Permanenz von einem 'König' zu lesen ist, der zwar auch auf dem Besetzungszettel in Verbindung mit 'Riccardo' Verwendung findet, nichts aber mit dem gesungenen 'Conte' zu tun hat.
Sogleich beim Beginn singt Oscar: "S'avanza il conte" - übertitelt wird das mit: "Der König kommt". Zu umgehen wäre dies, verwendete das Theater von "Wir wollen mehr sein als die Metropole der Oberpfalz" die alte Übersetzung mit: "Der Gouverneur".
Später heißt es auf dem Übertitel: "Es war der König mit einer unbekannten Schönen!" oder "Dies ist nicht der König!"
In der 'Boston-Fassung' gibt es als Gouverneur den Graf von Warwick - keinen König jedenfalls.

Und zusätzlich beginnt der Abend schon mit einem Fehlgriff, nicht nur dass man im dritten Rang niemanden mehr hat, der die Tür schließ, es ist wohl im Eintrittspreis enthalten und nicht dass jemand aus dem Publikum, den der helle Lichtschein aus dem Treppenhaus stört, eben aufsteht und die Tür zumacht - nein, wenn nämlich Georgios Vranos am Pult erscheint und auf dem Übertitel zum gleichen Zeitpunkt zu lesen ist: "Schlafe nur ruhig!"

Der Dirigent folgt dieser Vorgabe eben aber nicht, sondern hetzt durch das Stück, in den einzelnen Phrasen auch noch Accelerandi einbauend, so dass die Sänger immer irgendwie hinterher sind. Eine üble Dirigentenmethode, SängerInnen ins Unrecht zu setzen.
Wie schon ein andrer in Regensburg herausfand: 'der kann Sänger nicht begleiten.'

 
     

to top

 

 

 

 

 

  Theater Regensburg  11.11.06

'Ein Maskenball'
 

Die Schwarzen
Musikalische Leitung Georgios Vranos
Inszenierung Gregor Horres
Bühne / Kostüme Frank Lichtenberg
Chöre Karl Andreas Mehling

Die Personen und ihre Darsteller, der am 11.11. 2006 besuchten Vorstellung
gemäß Besetzungszettel
 
   
Riccardo, König Jung-Hwan Choi
Renato, sein Vertrauter Adam Kruzel
Amelia, Renatos Frau Christina Lamberti
Ulrica Jelena Bodrazic
Oscar Julia Amos
Silvano, Matrose Seymur Karimov
Samuel, Verschwörer Martin-Jan Nijhof
Tom, Verschwörer Sung-Heon Ha
Ein Richter Karsten Münster
   
 


to top
 
   
Der Oscar von Julia Amos hat als erste/r unter der unbotmäßigen Eile im Dirigat des Herrn Vranos zu leiden, nicht den Sängern zuzuhören, wenn der oder die eben notwendigerweise atmen müssen, das Tempo auch noch beschleunigt.
Nur mühsam kommen die beiden wieder zur Übereinstimmung - es muss zwangsläufig der Eindruck entstehen, die bei Proben vereinbarten Tempi werden nicht eingehalten.
Aber auch alle anderen, ob Solisten oder Chor, werden durch das Gehetze des Griechen gequält.

Starker Geruch breitet sich aus, wenn Frau Bodrazic als Ulrica ihre Weissagungen vorträgt - es zischt nicht der Salamander, sondern Gas, das sich mit lautem Knall entzündet, sie kreisförmig umzüngelt. Ungezügelt laute Bläser begleiten ihr Vibrato.
Dass sie am Portal niedergestochen wird, bekommt Amelia nicht mit, denn sie meint noch am Ende des Werkes, die Weissagerin könnte helfen - die aber in dieser Inszenierung längst tot oder zumindest lebensgefährlich verletzt.

Eine Freude ist Seymur Karimov, sein Spiel als Silvano unaufgeregt natürlich, die Stimme mit schönem Timbre sitzt, trägt - ein Gewinn dieser Sänger für das Metropol-Theater der Oberpfalz, aber dieses Haus wird für ihn wohl kaum die letzte Station sein.

Frau Lamberti tritt als Amelia regelrecht auf - sie hat die Ausstrahlung der großen Diva. Die Stimme in der Mittellage und ohne übermäßiges Powern, wohlbehütet. Die dramatischen Phrasen und die hohe Lage zeigen einen anderen Klang, der sich auch noch im Laufe des Abends zuspitzt. - Leider.
Es sei nicht von der quälerischen Schraube in der Arie "Hier ist der grauenvolle Ort" gesprochen, die ist für kaum einen Sopran leicht zu bewältigen - es gäbe genügend andere Beispiele, Probleme aufzuzeigen.
Ihr Vibrato erweckt den Eindruck, die Stimme schlage nach unten mehr aus, als nach oben und damit hört sich das Ganze eine Spur 'zu tief' an.

Herrn Choi's Riccardo ist beispielhaft, um darzulegen, es gibt außer der Nase noch andere Resonanzräume für die Gestaltung von Tönen. Leider geben Gesangslehrer häufig vor, auf 'e' oder 'i' zu denken und entsprechend die Töne zu formen. Die Durchschlagkraft ist damit natürlich größer, nur schöner klingen würde etwas anderes.

Adam Kruzel als Renato - mit großer Stimme, die eine Gänsehaut hervorruft und an Sattheit hinzugewonnen hat - die Säule des Ensembles. Das Spiel dezent, aber dann im Gespräch mit Amelia, dramatisch auftrumpfend. Die Qual, des Erkennens der Ausgrenzung, nachvollziehbar.

Die Problematik der 'Boston-Fassung' zeigt sich besonders in der Führung der 'Verschwörer', die ja eigentlich aus dem Volk kommen müssten - in der ersten Szene gehen die beiden völlig unter. Erst langsam können sich Martin-Jan Nijhof und Sung-Heon Ha lösen und ein eigenständiges Profil entwickeln. Stimmlich beide hörenswert.

Dass Karsten Münster die Gelegenheit nutzt, den obersten Richter zu parodieren, ist selbstverständlich.
 
     
   
Der Abend geht mit der Überraschung für das Publikum durch das Aufflammen der Raumbeleuchtung und Herunterfahren des Kronleuchters - speziell aber durch etwas Besonderes im dritten Rang - zu Ende.
Entzückt drehten sich Herren nach den sie plötzlich umgebenden Chordamen um, die ihr "Güt'ger Gott" anstimmen und wieder verschwinden.

'Das Volk' ist samstäglich gestimmt, applaudiert und steigert sich bis zur rhythmisierten Beifallskundgebung.

Die meisten hatten wohl den Schmarren auf den Übertiteln nicht bemerkt, sonst hätte ja jemand auf die Idee kommen können und um 'Refund' des Eintrittspreises gebeten.
 
   

to top
 

 

      


Als Premieren-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Karten aus dem freien Verkauf gebe ich hier meine subjektive Meinung zu dem Gehörten und Gesehenen zur Kenntnis.

Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthält diese private Homepage auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein,
um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

to top

 

 

 


 


 


 

Zur Startseite...