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Announcement Theater Regensburg
Eugen Onegin
Lyrische Szenen in drei Aufzügen
Dichtung von Konstantin S. Schilowskij
Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)
Musikalische Leitung: Alexander Livenson
Inszenierung: Jirí Nekvasil
Bühne und Kostüme: Daniel Dvorák
Tschaikowsky untertitelte seine 1877 begonnene und zwei Jahre später in Moskau uraufgeführte Oper „Eugen Onegin“ mit „Lyrische Szenen“. „Ich halte Ausschau nach einem intimen, aber kraftvollen Drama, das aufgebaut ist aus dem Konflikt von Umständen, den ich selbst erfahren und gesehen habe, einem Konflikt, der mich wirklich berührt“, schrieb Tschaikowsky in einem Brief. Die Anregung zu dem bekenntnishaften Stoff verdankte er dem gleichnamigen Verspoem von Puschkin.
Im Mittelpunkt der Oper steht die zurückhaltende Tatjana, die es, im Gegensatz zu ihrer lebenslustigen Schwester Olga, mit der Liebe nicht leicht nimmt. Als sie den weltgewandten Onegin kennenlernt, verliert sie sogleich ihr Herz, ist jedoch zu schüchtern, sich direkt zu offenbaren und bekennt in einem Brief an ihn ihre Gefühle.
Großspurig erklärt ihr der Dandy Onegin, dass die Liebe an sich nur Phantasterei
und die Ehe ein Irrtum, also ausgeschlossen sei.
Jahre später – Onegin reist seit langem unstet durch die Welt, nachdem er in einem Duell seinen besten Freund erschossen hatte – findet Onegin Tatjana wieder. Inzwischen hat sie den reichen Fürsten Gremin geheiratet, obwohl sie Onegin noch immer liebt.
Doch für Tatjana und Onegin ist es zu spät. Zwei in provinzieller Einöde gefangene Menschen, die eigentlich von Anfang an füreinander bestimmt schienen, finden nicht mehr zusammen. Sie hält fest an den Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft, er wird zum Zyniker. Ihr Wiedersehen in der Metropole ist ein Desaster:
Er erkennt endgültig, was er im Leben verpasst hat, sie will keinen Neuanfang mehr.
Besetzung |
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Larina, Gutsbesitzerin |
Silvia Fichtl |
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Tatjana |
Bianca Koch |
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Olga |
Jasmin Etezadzadeh |
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Filipjewna, Amme |
Anna Fischer |
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Eugen Onegin |
Seymur Karimov |
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Lenski |
Jung-Hwan Choi |
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Fürst Gremin |
Ruben Gerson |
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Ein Hauptmann |
Mikhail Kuldyaev |
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Saretzki |
Matthias Degen |
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Triquet |
Berthold Gronwald |
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Guillot, Kammerdiener |
Statist |
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Alexander Puschkins Gesamtwerk umfasst etwa 800 Stücke ganz unterschiedlicher Länge, Gestalt - jedoch in den meisten Fällen gereimt. Schon zu Lebzeiten wurden etwa 300 Gedichte veröffentlicht, die später von der politischen Situation in Russland, anfänglich noch sehr von anderen Dichtern, beeinflusst waren.
Frankreich, Italien, Deutschland und England wirkten auf die Literatur in Russland, mit Puschkin beginnt sich der russische Realismus zu entwickeln.
Die Zeiten, in denen Puschkin im Exil verbringen muss, ermöglichen auf der einen Seite, durch die Abgeschiedenheit der Wohnorte, Möglichkeiten zu intensiver dichterischer Tätigkeit, Aufenthalte im Süden wie auf der Krim erweitern seine Kenntnisse über historische Zusammenhänge und geben durch die klimatischen Bedingungen seinen Werken Farbe und Glanz.
Unter dem Eindruck von Byrons 'Adieu, My native Shore' entsteht seine Elegie 'Erloschen ist des Tages Leuchte' und nach Goethes 'Vorspiel auf dem Theater' gestaltet er ein 'Gespräch des Buchhändlers mit dem Dichter'.
1825 entsteht 'Andrej Šen'e', (André Chénier), das sich um die Verse gruppiert, die der französische Dichter vor seiner Hinrichtung verfasste.
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Kritik am Absolutismus, die Beschreibung sozialer Verhältnisse in Russland nimmt in zunehmenden Umfang Raum in der russischen Literatur ein und führt zur Konflikten mit dem System.
Puschkin nimmt sozial-kritische Gedanken auf und stellt im "Roman in Versen", die Welt des Landadels, des Bildungsbürgertums dem 'überflüssigen Menschen' oder dem 'Mann von zweifelhafter Moral' gegenüber.
Diesen Mann sieht er nach Byrons Don Juan und Beppo im Onegin, der Mann mit dem Egoismus eines auf sich selbst fixierten Einzelgängers, ein Außenseiter, dem es jedoch nicht um gesellschaftliche Veränderungen, sondern um die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse geht, ohne Sinn für Tiefgang, realitätsfern.
Dieser 'Held', in den Werken von Byron vorgegeben, von Puschkin übernommen und Tschaikowski überträgt diese von Puschkin vorgegebene Situation der Menschen auf dem Land, die Abgeschiedenheit von Möglichkeiten der geistigen und gesellschaftlichen Entfaltung des Einzelnen, dessen In-sich-verschließen in Träumereien, oftmals aus der West-Literatur abgeleitet, 'als ich noch Richardson gelesen', mit dem durch eine Erbschaft hierher verschlagenen Städter konfrontiert: Filipjewna, Larina, Olga, Tatjana und Onegin mit Lenski.
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1810 starb Ekaterina Daschkowa, Kulturpolitikerin, Managerin einer international renommierten Akademie, Leiterin einer Lexikonredaktion und Herausgeberin mehrerer Zeitschriften - das wäre auch heute eine höchst eindrucksvolle Karriere.
Vor mehr als 200 Jahren, gelang ihr das als Frau im rückständigen Russland.
Dort war damals eine Frau an der Macht, die Vorurteile beiseite fegen konnte:
Katharina die Große.
Als Katharina II. 1762 gegen ihren Ehemann putschte und sich selbst zur Zarin machte, war Fürstin Ekaterina Romanowna Daschkowa an ihrer Seite. In Offiziersuniform ritten sie an der Spitze von 12.000 Soldaten von Petersburg nach Peterhof, um den Zaren zur Abdankung zu zwingen. Viele hielten die Fürstin für die Rädelsführerin, und der Präsident der Moskauer Universität schrieb an Voltaire:
"Eine neunzehnjährige Frau hat die Regierung dieses Landes gestürzt."
Eigenwillig und impulsiv geriet sie bald in Konflikte mit der Zarin und wurde vom Hof verbannt. Früh verwitwet, ging Ekaterina Daschkowa auf Reisen. Neun Jahre lang streifte sie mit ihren Kindern durch Europa. Die hochgebildete Fürstin, die fünf Sprachen beherrschte, traf Könige, Künstler und Gelehrte. Mit den großen Köpfen der Aufklärung diskutierte sie, wie Diderot vermerkte,
"über Gesetze, Gebräuche, Regierung, Finanzen, Politik, Sitten, Künste, Wissenschaften, Literatur."
Als Ekaterina Daschkowa 1782 nach Russland zurückkehrte, empfing die Zarin sie als alte Vertraute. Und ernannte sie zur Direktorin der Akademie der Wissenschaften - unerhört in einer Zeit, in der Frauen von Universitäten und Akademien ausgeschlossen waren.
Die Akademie, das Forschungszentrum des russischen Reichs, war durch Korruption und Schlendrian fast ruiniert. Ekaterina Daschkowa machte aus dem Akademieverlag ein profitables Unternehmen; mit den Gewinnen modernisierte sie die Labore, legte den botanischen Garten neu an und finanzierte einen Neubau.
Als sie eines Tages mit der Kaiserin in ihrem Garten spazieren ging, sprachen sie über die Schönheit und den Reichtum der russischen Sprache. Die Fürstin drückte ihr Erstaunen darüber aus, dass Katharina noch keine Russische Akademie eingerichtet hatte."
Die Aristokratie sprach und las Französisch. Die russische Sprache und eine eigenständige Literatur zu fördern, war das kulturpolitische Projekt der Fürstin.
Es sei die wichtigste Aufgabe, der Herrscherin eine Grammatik, exakt und methodisch, und ein reiches und umfassendes Wörterbuch zu erstellen.
Sie gab das erste russische Wörterbuch heraus und schrieb selbst Hunderte von Einträgen. In den Literaturzeitschriften der Russischen Akademie veröffentlichte sie auch eigene Satiren, Essays und Theaterstücke. Inzwischen ließ die Revolution in Frankreich die Zarin alle Toleranz vergessen. Das spürte auch Fürstin Daschkowa, als sie das vermeintlich aufrührerische Drama eines Akademiemitglieds drucken ließ.
Empört ließ sich die Fürstin beurlauben. Zur Versöhnung kam es nicht mehr. Katharina die Große starb, und ihr Nachfolger Paul verfolgte die Protegés seiner Mutter.
Sie wurde in eine Bauernhütte in Nordrussland verbannt, durfte dann aber
auf ihrem Landgut bei Moskau leben.
Als Paul I.1801 ermordet wurde, bot ihr der neue Zar Alexander I.
ihre Ämter wieder an.
Sie lehnte ab.
Als Herrin riesiger Ländereien widmete sie sich der Modernisierung der Landwirtschaft.
An der Leibeigenschaft allerdings rüttelte die Besitzerin von 5000 Bauern nicht -
in diesem Punkt blieb sie taub für die Ideen der Aufklärung.
Am 16. Januar 1810 starb Ekaterina Daschkowa.
Begraben wurde sie auf ihrem Landgut, in dessen Park ein Denkmal an den Umsturz von 1762 erinnerte.
'Nach Ulrike Rückert - 2010'
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Samuel Richardson
(1689 - 1761)
schrieb u.a. zwei
Romane, die zu
seiner Zeit und über
die Jahre auch
später noch eine
starke Wirkung auf
die Leserschaft
ausübten - betitelt
waren der eine mit
'Pamela' der andere
mit 'Clarissa'.
Beide waren in der
damals neuen Form
des Briefromans
abgefasst. Es wurde
nicht rückblickend
berichtet, sondern
das gerade Erlebte
und Empfundene
dargestellt. So
empfand das Publikum
den Inhalt
unmittelbar.
Gleichzeitig mit der
Form machte
Richardson auf die
Probleme des
Zusammenlebens der
Menschen in der
damaligen Zeit
aufmerksam als er
der tugendhaften,
bürgerlichen jungen
Frau einen
sittenlosen Adeligen
mit seinen
Rechtsansprüchen in
sexueller Hinsicht
gegenüberstellte.
In 'Pamela' droht
der Adelige die
Titelfigur zu
vergewaltigen, im
Laufe der Zeit wird
er aber reumütig
sein Fehlverhalten
einsehen und und die
Hand bitten -
während er sich in
'Clarissa'
tatsächlich an der
jungen Frau vergeht
und er keine Gehör
mehr findet, als er
sie später heiraten
möchte.
Richardson
ermöglicht auf diese
Weise in seinen
Liebesromanen den
Titelfiguren als
Sprecherin, als
Autorin bzw. Heldin
den Lesern
gegenüberzutreten,
um zu zeigen wie im
Moment gedacht,
gefühlt und
gehandelt wird - so
auch bei der Abwehr
von Gefahren, die im
Zusammenleben von
Adligen und Bürgern
sich zeigen.
Adlige - männlich,
skrupellos - stehen
in der Tradition der
außerehelichen
Liebschaften und
werden aufgrund
ihrer Stellung aktiv
- die Bürgerin
passiv, häuslich,
gefühlsbetont und in
Bezug auf Sexualität
prinzipienfest und
tugendhaft.
Mit dieser
Projektion der
ständischen
Gegensätze auf die
Geschlechter zeigt
Richardson einen
sozialen Konflikt,
einen
Geschlechterkampf
zwischen adeligem
Laster und
bürgerlicher Tugend,
wobei der weibliche
Engel von einem
männlichen Teufel
behelligt wird.
Diese Polarisierung
wurde von der
Öffentlichkeit und
von der
Geistlichkeit
begrüßt, da endlich
die Tugend als das
Erstrebenswerte
herausgestellt
wurde.
Die Form des
Briefromans förderte
die innere
Beteiligung
vornehmlich der
weiblichen
Leserschaft durch
das quasi
unmittelbare
Miterleben.
Den Werken
Richardsons stellte
Goethe 1774 seinen
Briefroman 'Die
Leiden des jungen
Werthers' gegenüber,
der im Weltschmerz
der Titelfigur eine
sehr starke Wirkung
auf die Bevölkerung
hatte. Man
identifizierte sich
mit 'Werther' - es
ging so weit, dass
eine Werther-Mode
kreiert wurde, man
trug blauen Frack
und gelbe Weste wie
einen Filzhut. Dass
tatsächlich junge
Menschen durch den
Selbstmord Werthers
auch ihrem Leben ein
Ende bereiteten,
kann
wissenschaftlich
nicht belegt werden.
Puschkin - sein
Leben dauerte nur
von 1799 bis 1837,
am 10. Februar des
Jahres starb er an
den Folgen eines
Duells - schrieb
seinen 'Eugen
Onegin' 1833 als
Roman in Versform,
rückblickend auf den
Zeitraum als man
noch Richardson
gelesen.
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Der 'Onegin' am
Theater Regensburg
in einem
Einheitsbühnenbild -
Pfeiler, die
imaginäre Lasten von
Decken abfangen, ein
Boden mit großen
Karos, Marmorplatten
nachempfunden, wie
in Fürstenhäusern
oder
U-Bahnstationen,
halbhohe
Abschottungen auf
der Bühne, die wie
sich später
herausstellt,
Abgänge zu
U-Bahnsteigen sind,
Spiegelwände links
und rechts am
Portal,
Veränderungen an
dieser Konstruktion
werden nicht
vorgenommen,
gelegentlich ein-
und ausfahrende Züge
bzw. Schriftzüge aus
Druckvorlagen
eingeblendet.
Tatjana, das
gefühlvolle
'Provinzfräulein' -
wohl mitten in der
Pubertät - lebt im
Original auf dem
Lande in der Nähe
von St. Petersburg
mit Mutter,
Schwester, Amme und
Gesinde. Die
lebensfrohe
Schwester Olga ist
bereits mit dem
jungen Dichter
Lenski aus der
Nachbarschaft des
Gutes von Mutter
Larina verlobt,
während 'Tanja' sich
'ihr Leben' aus
Büchern erträumt wie
die Figuren in
entsprechenden
Werken der damaligen
Zeit der
Empfindsamkeit.
Links am Bühnenrand
steht sie nun in der
Regensburger Fassung
in ihrem modernen -
nicht zum Stück und
nicht zur Rolle
passenden - Outfit,
mit dem sie
gegenüber den
Kollegen auf der
Bühne ausgegrenzt
wird. Diese
Kostümierung stellt
- noch bevor der
männliche
Hauptdarsteller auf
der Bühne erschienen
und ein Vergleich
möglich ist - die
Sache auf den Kopf.
Tatjana ist hier
eine junge
emanzipierte Frau,
die allenfalls durch
eine Amoure etwas
aus dem Tritt
geraten könnte,
niemals aber die
lyrische
Landpomeranze, die
auf einen Snob
trifft und diesem
mit einem Brief
Avancen macht.
Diese Tatjana
überragt den Träger
der Titelrolle
allein durch die
hohen Absätze ihres
Schuhwerks. Damit
dominiert sie schon
optisch die Szene.
Die Sängerin macht
sich zwar die Mühe,
gelegentlich Kummer
und Seelenqual zu
veranschaulichen,
die vielleicht ein
junges Mädchen im
ausgehenden 18. und
im 19. Jahrhundert
ertragen musste,
aber diese Tatjana
hier gerät nicht
derart aus den
Fugen, weil sie auf
einen Liebesbrief an
einen Mann eine
Absage erhält.
Zweifelsohne hätte
Katharina Leitgeb
die Tatjana - siehe
Antonia, Arabella,
Agathe -
verinnerlichter,
damit glaubwürdiger
gestaltet.
Frau Koch belebt die
Bühne durch
raumgreifende Gänge.
Stimmlich sei sie -
wie anlässlich der
Neuproduktion von
'Zigeunerbaron'
seitens der MZ
behauptet - eine
jugendlich,
dramatische
Sängerin. Ihr wird
dann ja wohl die
Elsa besser zu
Stimme und
Gestaltung stehen.
Sie aber neben Herrn
Lee als Lohengrin
ergibt wieder ein
Problem der
Körpergrößen und
somit der Optik.
Der Chor, hier als
Landvolk, in einer
weißen Gewandung, da
dies sich so
besonders gut für
das Einsammeln von
Kartoffeln oder
sonstiger Erdfrüchte
- man kommt ja
gerade von der Ernte
und beklagt die
schwere Arbeit -
eignet, beendet
seine Aufwartung
gegenüber der
Gutsherrin Larina,
Olga schnappt
Tatjana das Buch
weg, das diese eng
umschlungen an sich
drückt - während
ihrer Arie gibt 'der
kleine Wildfang',
mit wohl tönender,
dem Fach
entsprechender,
Stimme - das Buch
Tatjana wieder
zurück und diese
führt, auf der
linken Bank sitzend,
die Lektüre fort.
Olga legt sich auf
die rechte Bank, ihr
Kopf im Schoß von
Larina.
TATJANA
"Gewiss, die
Schilderung der
Schicksalswege
der Liebenden erregt
mich lebhaft.
Ach, ich fühle mit
ihnen,
fühle, was sie
leiden."
Tatjana kann sich
nicht von ihrem
Lesestoff trennen,
erst als sie meint,
ein Wagen komme und
sie erkennt, dass
Onegin mit Lenski da
sein wird, schrickt
sie auf und läuft
hinter einen
Pfeiler, sich zu
verstecken vor dem,
was sie von vorne
aus dem Publikum
anzukommen wähnt
Weit gefehlt -
Regisseur Nekrasil
lässt Lenski und
Onegin von hinten
aus dem imaginären
U-Bahnschacht
auftreten und so
schauen die Damen in
die falsche
Richtung. Tatjana
merkt den Fehler und
huscht um den
Pfeiler herum nach
links vorne, die
Arme mit dem Buch
vor dem Oberkörper
verschränkt.
Larina stellt die
Töchter vor, Onegin:
"ich
bin entzückt
Medames."
Mit Filipjewna
verlässt Larina über
den linken
U-Bahnabgang die
Bühne, nicht ohne
vorher die Worte an
die Töchter mit:
"Ihr widmet euch den
Gästen
wie auch an
Lenski und Onegin
mit -
sie verzeih'n."
gerichtet zu
haben.
Licht wird
reduziert, ein
Zeichen, dass nun in
Kunst gemacht wird.
Onegin fragt Lenski:
"Und welche ist
denn nun Tatjana?"
Hieraus entwickelt
sich ein Quartett -
links Tatjana,
rechts Olga, Onegin
und Lenski in der
Mitte.
Das Licht entflammt
wieder - Onegin nach
links, er nähert
sich Tatjana, sie
weicht ihm aus,
lässt sich auf der
linken Bank nieder
und setzt ihre
Lesung fort. Lenski
nach rechts zu Olga,
er freut sich diese
wiedergesehen zu
haben. Sie tändeln
miteinander - Olga
und Lenski nach
rechts hinten ab.
Vom Regisseur ist
keinerlei Form eines
Interessiertseins
von Tatjana an
Onegin angelegt.
Sie liest weiter in
ihrem Buch, nimmt
von Onegin neben
sich keine Notiz.
Weder dass sie
ängstlich ist, ihm
nahe zu sein oder
aufgeregt - es ist
ihr keine Reaktion
anzumerken, dass sie
in Wahrheit nach ihm
giert.
Jedenfalls spielt
das Frau Koch nicht.
Onegin richtet das
Wort an Tatjana, er
meint, sie leide
hier draußen auf dem
Land doch wohl oft
an Langeweile - sie
aber gibt vor, gerne
zu lesen.
Olga und Lenski
kommen zurück, er
äußert sich klar,
dass er sie liebe -
"bei
Tag und Nacht das
gleiche Bangen" -
"ja ich liebe dich,
ja ich liebe dich."
- und das
von einem Koreaner
in einem sehr gut
verständlichen
Deutsch gesungen.
Onegin und
Tatjana
währenddessen in
einem imaginären
Gespräch im
Bühnenhintergrund.
Larina und
Filipjewna kommen
aus dem linken
U-Bahn-Aufgang -
"der Tisch ist
fertig, die Gäste
werden hungrig sein.
- Herr Lenski, ich
bitte!"
Olga, Lenski -
galant reicht er ihr
den Arm - mit Larina
nach rechts vorne
ab.
Onegin - unhöflich
gegenüber Tatjana -
kein Wunder, da
diese keine Notiz
von ihm nimmt - geht
allein nach rechts
ab - Filipjewna
sucht noch schnell
Gelegenheit, Tatjana
als
"mein Täubchen"
anzusprechen.
Abrupter
Lichtwechsel für
zweites Bild
U-Bahnsteig mit
herumwimmelnden
Statisten. Diese
dann ab.
Lichtwechsel -
Projektion von
Schriftzeichen.
Nr. 8 a -
Orchestereinleitung
Spot auf linke Bank
mit Tatjana - rechte
Bank mit Flipjewna
im Dunkel - für sie
nur Umgebungslicht.
Tatjana legt sich
über den rechten Arm
auf die Bank - ihre
augenblicklichen
Gefühle wie
Verzweiflung,
Kummer, Irritation
dem Publikum zu
vermitteln
versuchend.
Sie steht auf, geht
ganz ruhig, ohne
irgendwelche
Gefühlsregung zu
zeigen, mit Buch in
der Hand und
Hirtentasche über
der Schulter links
um die Bank herum,
quer über die Bühne,
von links kommend
hinten um die rechte
Bank herum und setzt
sich neben
Filipjewna.
Nun beide im Spot
nebeneinander -
schweigend.
Nr. 8 b -
Rezitativ
Filipjewna zu
Tatjana behauptend:
"Nun genug
geschwatzt" -
kein Wort ist
gefallen zwischen
den beiden, nicht
einmal angesehen
haben sie sich.
Tatjana steht
auf, geht nach
links, lässt die
Hirtentasche fallen,
zieht sich das
Lederjäckchen aus,
lässt das auch zu
Boden rutschen,
damit Filipjewna
- dem Einfall des
Regisseurs folgend -
ihr nachgehend alles
aufheben kann.
Das Kleid zieht
Tatjana über den
Kopf - sieht sehr
gewöhnlich aus -
lässt es fallen und
steht im Unterrock
da. Während
sie sich
auf der linken Bank
niedersetzt, um sich
die Stiefel in
bequemerer Position
auszuziehen,
behauptet sie, sie
könne nicht
schlafen.
Ihren
'Wohltönen'
entschlüsselt das
Publikum nur bei
sehr genauem
Hinhören, Filipjewna
möge das Fenster
aufmachen, da es
schwül sei.
Und schon hebt sich
im Hintergrund eine
Abdeckung, gibt den
Blick frei auf eine
blau ausgeleuchtete
Folie.
Filipjewna setzt
sich auf die linke
Bank zu Tatjana,
diese legt den Kopf
in den Schoß der
Amme und lässt sich
erzählen wie früher
es einmal war.
Indiskret will
Tatjana wissen; "Sag,
Nanja, wie warst du
verliebt?"
Die stark
abgedunkelten Töne
der Sängerin der
Filipjewna und die
von ihr wie von Frau
Koch kaum wie selten
verwendeten
Konsonanten machen
es schwer, zu
verstehen, was
eigentlich Sache
ist.
"Hörst du mir
auch zu mein Kind?"
- fragt die Amme und
selbst wenn Tatjana
kein Wort verstanden
hat, was Filipjewna
sang, so richtete
sie sich im rechten
Moment auf, genau
auf ihre Musik und
stimmt in das
unartikulierte
Singen der Kollegin
Amme ein als hätte
sie diese
Gesangstechnik mit
der Milch der Amme
als Säugling
eingesogen.
Man vernimmt und
versteht gerade
noch, dass sie die
Amme um das
Schreibzeug bittet
und sie dann
schlafen wolle.
Die Abdeckung im
Hintergrund der
Bühne fährt
herunter, das blaue
Licht im Hintergrund
erlischt -
Filipjewna geht
durch den linken
U-Bahn-Abgang von
der Spielfläche.
Und schon ertönt im
Regensburger
Orchestergraben das
Vorspiel zum zweiten
Auftritt, zur Nr. 9,
der Briefszene:
"Und wär's mein
Untergang"
teilt Tatjana
unmittelbar ins
Publikum
hineinsingend mit.
Unruhig läuft sie
dann zwischen linker
und rechter Seite
pendelnd auf und ab,
rutscht auf der Bank
hin und her - man
sieht, es fällt ihr
schwer, eine SMS
abzusetzen. Sie
hatte - wie
berichtet - die Amme
zwar gebeten, ihr
das Schreibzeug zu
geben - aber nun
wird die Nachricht
an Onegin auf
elektronischem Wege
gesandt.
Auf den Boden
hingestreckt liegt
Tatjana. So soll
deutlich gemacht
werden wie sehr
dieser innere Kampf
bedingt durch starke
Hormonwallungen sie
belastet.
"Sei's wie's sei"
- sie
springt auf - die
Schriftzeichen
erscheinen wieder im
Bühneraum
"Ich will es wagen!"
Zum dritten Auftritt
und zur
Nr.10 verlöschen die
Schriftzeichen, die
Abdeckung im
Bühnenhintergrund
fährt hoch und
'leuchtet der Tag
schon auf ' -
Morgendämmerung -
"es ist Tag und
alles rings
erwacht."
Da Tatjana das
Kleid beim Ausziehen
nicht ordentlich
hinlegte, ergibt
sich jetzt beim
Wiederanziehen ein
reichliches
Gefummel, dann die
Jacke, dann der
Gürtel und zuletzt
die Stiefel -
Filipjewna kommt und
wundert sich, dass
Tatjana schon fertig
angezogen ist.
Das einzige Wort,
das der/die
Zuhörer/in
anschließend bei
beiden versteht,
ist: 'Brief'
- nur
wird ein solcher zur
Weiterleitung an
Onegin sichtbar
nicht übergeben.
Nachspiel und
Übergang zum 3. Bild
wieder in der
U-Bahn-Anlage - die
schon bekannten
Statisten wuseln
umeinander, die
Person mit den
Einkaufstaschen usw,
usw.
Auch Tatjana
erscheint, setzt
sich links aufs
'Bankerl', einer mit
einer Flasche setzt
sich neben sie und
trinkt - auf ihrer
anderen Seite nimmt
der Mann mit dem
Handy Platz - sie
flieht nach vorne,
in die Nähe des
Portals, will nicht
zwischen den beiden
Männern ausharren.
Jemand kommt durch
die Mitte, Obst
fällt zu Boden, wohl
Äpfel, die bis an
den Graben rollen -
glücklicherweise
aber nicht auf
Orchestermitglieder
oder Instrumente
stürzen - das gäbe
Ärger.
Zwei Damen treten
auf, gehen kichernd
ab - die anderen
Mitspieler 'ruhig
und besonnen' auch.
Tatjana noch immer
vorne links in der
Nähe des Portals -
die versierten
Chordamen treten
durch die Mitte für
die Nr. 11 auf -
alle in den weißen
Gewändern wie am
Anfang als Landvolk
wandern sie im
Gänsemarsch nach
vorne, biegen
mäandrierend nach
links ab und kommen
hintenherum wieder
durch die Mitte nach
vorne - das ganze
erweckt den Eindruck
- und womöglich
entlehnt - dem
Einzug der Nonnen im
'Troubadour'.
Die Damen nach
hinten, biegen nach
links und an der
Bühnenrückwand
entlang mit gutem
Timing, genau auf
die Musik, ab.
Für den dritten
Auftritt Tatjana
unruhig -
entsprechend den
Vorgaben der Musik -
sie sucht, sich zu
orientieren.
Onegin kommt
"was sagt er mir?"
-
"was mach ich
jetzt?" - "wie wird
das enden?" -
am rechten
Pfeiler sinkt sie
zusammen, springt
wieder auf und
versucht, sich
hinter dem linken
Pfeiler zu
verbergen.
Da erscheint Onegin
aus dem linken
U-Bahn-Schacht -
wieder ganz in weiß
mit einem Zettel in
der Hand, sollte das
der Brief sein, den
Tatjana ihm ja
eigentlich
geschrieben haben
soll - hat sie zur
SMS noch eine
handschriftliche
Mitteilung hinterher
gesandt?
"Ich
muss gesteh'n, ich
war betroffen"
singt er hier
wie auch in der
folgenden Arie.
Unter dem Aspekt,
dass er aus
östlichem Ausland
kommt und Deutsch
nicht seine
Muttersprache ist,
gut verständlich.
Der runde, bassige
Sound seiner Stimme
gibt seinen
Auftritten
Seriosität,
allerdings lässt das
die Arroganz, den
Snobismus mit der er
sich in dieser Rolle
zeigen müsste,
vergessen.
Onegin will Tatjana
nicht.
Die Chordamen links
hinten, Onegin durch
den U-Bahn-Schacht
ab. Vorher wirft er
den Zettel, den er
beim Auftritt in der
Hand hielt, den
Brief Tatjanens
wohl, einfach weg. -
Da sitzt sie nun
vorne allein auf dem
linken Bänkchen -
eine U-Bahn fährt
ein und mit dem
typischen
Klingelsignal fährt
'der Eiserne'
herunter.
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Nach der Pause die
Nr. 13 - Ballgäste
wie die Dorfbewohner
am Anfang des
Stückes weiß
adjustiert. Diese
Kostüme haben den
Vorteil der
einfachen
Verwendbarkeit für
jede Art von
Situation -
dokumentieren aber
auch eine gewisse
Einfallslosigkeit
des Kostümbildners
bzw. die
Beschränkung durch
die pekuniären
Mittel des Theaters.
Dies lässt
Rückschlüsse zu,
dass Gelder gespart
werden müssen für
das kommende
zentrale Chefstück,
den Hummel'schen
'Zarathustra'.
'Alles Walzer' -
Lenski auf der
rechten Seite mit
Olga.
Onegin umrundet
während der gesamten
Chorszene Tatjana,
die ein Buch lesend
alles ignorierend,
was um sie vor sich
geht, in ihrem
normalen Tagesdress
links an der Rampe
steht. Das Publikum
rätselt, warum der
Held immer hinten um
sie herum ist, dabei
einen Apfel in der
Hand haltend. Wähnt
er sich als Paris,
der den Apfel der
schönsten Frau geben
will oder ist es
eine umgekehrte
Adam/Eva-Situation,
dass er der
Eva/Tatjana den
Apfel der Sünde
reichen will?
Natürlich ist
Tatjana beleidigt,
weil Onegin sie
nicht will - aber
was soll der
Auftritt in dieser
Form?
Ah, nun geht Tatjana
von der Rampe nach
hinten und setzt
sich lesend auf die
linke Bank, Blick
nach vorne
gerichtet, wohl um
den Kapellmeister
für alle Fälle im
Auge zu behalten.
Lenski setzt sich -
mag sein aus
Erschöpfung wegen
der fortwährenden
Walzerdrehung oder
um Kräfte für die
kommende Arie
zusparen, auf die
rechte Bank, Olga
tanzt allein - um
sich rotierend -
weiter.
Onegin attackiert
nun Lenski, immerhin
hat der ihn hierher
auf diese Party
geschleppt. Onegin
tanzt mit Olga, die
auf ihn zukommt -
Freund Lenski ist im
höchsten Grade
befremdet - aber
selber Schuld, was
setzt er sich hin,
wenn Olga noch
tanzen will. Lenski
fragt, warum sie ihn
so quäle und ihr ist
nicht bewusst:
"was
ich verbrochen hab!"
Filipjewna ist
von links
aufgetreten,
sie zeigt Tatjana
ein weißes Kleid.
Diese ist von dem
Anblick und der
Aussicht, das Gewand
anziehen zu dürfen
offensichtlich so
entzückt, dass sie
tatsächlich ihr Buch
weglegt und
Filipjewna ohne die
Lektüre - sie
verblieb auf der
Bank - nach links in
die Kulisse folgt.
Die gegenseitigen
Vorwürfe von Olga
und Lenski werden
heftiger, die Sache
beginnt, zu
eskalieren.
Zweiter Auftritt:
Nr. 14 - Szene und
Couplet des Monsieur
Triquet. Ein
eleganter Franzose -
er singt mit dem für
Berthold Grohnwald
typischen Ausdruck -
nicht vergessen sind
all die Rollen, die
er in Regensburg
präsentierte - sein
Couplet
"A cette fête
conviés"
für Tatjana, die
heute Namenstag hat,
zur Freude aller. Zu
dieser Huldigung
kommt Tatjana gerade
noch rechtzeitig,
sie musste ja ihr
Kostüm in einem
relativ schnellen
Umzug noch wechseln.
Da Olga auch den
Kotillon mit Onegin
und nicht mit ihm,
Lenski, tanzt,
beschimpfen sich
Tenor und Bariton
und schon ist die
Forderung nach dem:
"Onegin, du bist
mein Freund nicht
mehr!"
zum Duell da.
Heute nicht
auszudenken - wie
gerne würde man mal
jemanden zum Duell
fordern, statt bis
zur nächsten Wahl
warten zu müssen und
auch bei einem für
den Kandidaten
negativen Ausgang
der Election ist
der/diejenige nicht
gänzlich aus dem Weg
geräumt.
Die Nr. 16 - Lenskis
Arioso und Ensemble
-
"Hier im Hause"
- schließt die
Annahme der
Forderung durch
Onegin, der dann
durch die Mitte
abgeht.
Über den Eklat
Entsetzen auf allen
Seiten, Lenski
benutzt den
U-Bahn-Schacht, um
die Bühne zu
verlassen.
Fünftes Bild -
Erster Auftritt
Lenski auf der
rechten Bank in
Erwartung Onegins
und des Sekundanten.
Nr. 17 - Einleitung,
Rezitativ und Arie
Neben der
Briefszene, und der
später folgenden
Arie des Gremin hier
das dritte berühmte
Solostück das
"Wohin, wohin, wohin
seid ihr
entschwunden"
von
Tschaikowskis
'Onegin' -
unvergessen Fritz
Wunderlich an der
Bayerischen
Staatsoper in der
Rolle des Lenski.
Unerwartet wie Herr
Choi zu gestalten
vermag, fing er mit
dem Richard im 'Ballo'
an, Lulus 'Alwa'
folgte, so zeigt er
hier Gesangskultur
in gehobenem Maße -
Legato, Crescendi,
Diminuendi bis ins
Pianissimo, der
Schluchzer, wo er
angebracht,
kraftvolle Töne der
dunkel timbrierten
Stimme und alles mit
einer für einen
Asiaten fast
perfekten
Artikulation.
Zweiter Auftritt mit
Nr. 18 - Duellszene
Duett Onegin /
Lenski
Onegin aus dem
U-Bahnschacht mit
Sekundant.
Ersterer rechts,
Lenski links am
Portal.
Lichtwechsel,
Projektion der
bekannten
Schriftzeichen.
Eine Kugel trifft
Lenski, er fällt,
stirbt - Onegin
beugt sich über ihn,
als nähme er intimen
Abschied von einem
Freund, wiegt ihn in
seinen Armen.
Leider aber ist
dafür die so
ausdrucksvolle, in
der Premiere
gezeigte, Szene des
Aufhebens von
Lenskis Leiche, des
diese in den Armen
haltenden und zu den
Klängen der Nr. 19,
Polonaise
hinaustanzenden
Onegin gestrichen.
Statt dessen wird
der 'leblose Körper'
einfach nach links
in die Gasse
gezerrt.
Es fragt sich, wer
diese Änderung mit
oder ohne Wissen des
Regieteams
veranlasst hat.
Ohne Szenenwechsel
nahtloser Übergang
in den dritten
Aufzug.
Die Damen und Herren
des Chores - in
Gedanken wohl schon
bei der Produktion
Nr. 1 der Spielzeit
2010/2011 bei der
sie Sachsen und
Thüringer - getrennt
in Gruppen - (Ist es
nicht so, dass
Regensburger
aufgefordert werden,
bei diesen
Chorstellen
mitzumachen?) -
darstellen sollen -
hier aber doch
beschwingt sich der
Polonaise hingebend.
Die Ballgäste - im
gleichen
Bühnenaufbau, dieser
stellt nun aber das
Haus des Fürsten
Gremin in St.
Petersburg dar -
jeweils links und
rechts am
Bühnenrand, Onegin
kommt von hinten,
durch die Mitte nach
vorn, setzt sich auf
die rechte Bank und
trauert seinem Leben
nach. Gemäß Libretto
kommt er nach Jahren
zurück in die Stadt,
war im Ausland und
hatte keinen Kontakt
mehr zu seiner
damaligen Umgebung.
Bei seinem Auftritt
am Regensburger
Theater ist nichts
derartiges zu
erkennen. Weder dass
Onegin gealtert
aussähe, nicht
einmal eine andere
Kostümierung hat man
dem Sänger
zugestanden. Alles
wie immer.
Somit kann auch
nicht glaubwürdig
dargestellt werden,
dass sich eine
zeitliche und
räumliche
Veränderung
gegenüber dem in den
ersten Akten
Gesehenen ergeben
hat.
Dritter Auftritt
Tatjana in Weiß,
Gremin in Uniform an
ihrer Seite von
rechts hinten durch
die Mitte nach vorn.
Onegin kann 'nach
all den Jahren'
angeblich nicht
erkennen, ob sie es
ist.
(Völlig
unglaubwürdig das
Ganze, aber das
Theater Regensburg
muss ja unter seiner
aus Steuergeldern
hoch bezahlten
Leitung - Damen
derselben kommen
beispielsweise vor
einer Vorstellung
nachmittags um 1/2 5
aus dem Kneitinger -
unbedingt
Ungereimtheiten
nachlaufen, die
angeblich Mode
sind.)
Und auch Tatjana tut
so, als erkenne sie
Onegin nicht - so
wie der aussieht,
natürlich überhaupt
nicht
nachvollziehbar.
Sie setzt sich auf
die rechte Bank, um
die nun folgende
Arie des Gremin
abzuwarten.
Nr. 20 - Rezitativ
und Arie des Fürsten
Gremin
Hier ein junger
Bassist, dem noch
vieles fehlt, was
sein Kollege Herr Ha
für diese Rolle
schon mitbringt.
Aber er hat ja Zeit,
sich zu entwickeln,
der Zsupán und der
Gremin wie auch der
Tosca-Mesner werden
ihn nicht umbringen.
Die bis in ungewohnt
hohe Lage führende
Partie, die Töne
nicht 'gerufen' -
ein ganz schnelles
Vibrato ist nicht zu
überhören.
Alle, bis auf
Onegin, ab.
Der gibt sich dem
Selbstmitleid hin -
auf das Thema der
Tatjana aus der
Briefszene, hier
sein
"Da ist kein Zweifel
mehr!" -
kommt er zur der
Erkenntnis, Tatjana
nun mehr als früher
nahezustehen.
Sehr engagiert, sehr
jugendlich beherzt
Seymour Karimov -
kein abgeklärter
Charaktersänger,
sondern ein
lebendiger Mann, der
das Tempo in seinen
Gängen bis zum Ende
durchhält und hier
einen anderen Onegin
vorstellt als man
sonst gewohnt ist.
Dass da in einem
'Regensburger
Blättchen' stand:
'Ein
leidenschaftsloser
Onegin' - ist nicht
nachzuvollziehen.
Offensichtlich geht
Frau Redakteurin
Rundschau von
falschen
Voraussetzungen aus
- oder sie hat noch
nicht Bekanntschaft
mit dem Onegin von
Seymour Karimov
gemacht.
Die Partie sitzt
mittlerweile, sein
"da gibt es kein
zurück",
kraftvoll, im
Timbre, die Höhe.
Berechtigt der
Beifall für ihn am
Ende des Auftritts.
Ein Coach wäre - wie
auch bei anderen
Sängern/innen vor
Ort - nötig, um zu
kontrollieren,
Unarten von Anfang
an zu vermeiden und
andere schon
verfestigte,
auszumerzen.
Da gibt es welche,
die zu Hause sitzen,
den Dackel
streicheln, statt
sich der jungen
Leute anzunehmen.
Oder hat man früher
so schön gesungen,
weil man nicht
wusste wie es geht
und es intuitiv
richtig machte, die
Künste aber nicht
weitergeben kann?
Schade um dieses
Erfahrungspotential!
Szenenwechsel
Vorspiel Nr. 22 a
Wieder einmal
einfahrende U-Bahn -
Statisten kamen,
Statisten gingen.
Tatjana, links auf
der Bank, wieder in
ihrem schon
bekannten
daily-outfit (dass
sie nicht noch Jeans
trägt?!), das weiße
Kleid liegt neben
ihr auf der Bank.
"Was soll ich nur
tun - schon wieder
schreibt er -
warum verfolgt er
mich und raubt mir
meinen Frieden"
-
Onegin - der nun
in Jeans und weißem
Jackett, ein weißes
Sakko trägt er über
der Schulter als
käme er mit dem
Kleidungsstück
gerade aus einer
chemischen Reinigung
- aus dem linken
U-Bahnschacht,
hinten an der
Projektionsfläche
auf und ab. Ein
U-Bahn-Zug fährt ein
- keiner steigt aus,
keiner ein.
Onegin nach vorne an
die linke Bank,
fällt auf die Knie,
was Tatjana sagen
lässt:
"Genug
jetzt, bitte, steh'n
sie auf".
Dann wieder - ohne
Text - nur die
bekannten 'Schöntöne'.
Es hat mit der
fehlenden
Bereitschaft zu tun,
den Text vermitteln
zu wollen. Das
Hauptaugenmerk wird
auf abgedeckte Töne
gelegt, nur nicht
scharf werden -
völlig richtig -
aber das Gegenteil
ist das Abdunkeln um
jeden Preis und
damit 'weg vom
Text'. Leider auch
bei Altistinnen
häufig zu hören und
dann das Ganze
besonders deutlich.
Tatjana verlässt die
linke Bank, geht
nach rechts und
Onegin nutzt die
Gelegenheit, die
linke Bank zu
erreichen und seinen
Anzug auf das weiße
Kleid der Tatjana zu
legen.
Hübscher
Regieeinfall.
Von der von Frau
Koch gesungenen
Passage
"Ich stand in meinen
Blütenjahren"
und folgende,
ist ärgerlicherweise
wieder einmal nichts
zu verstehen, über
die Tonproduktion
vergisst sie den
Text!
Onegin zur rechten
Bank, setzt sich
Rücken an Rücken zu
Tatjana.
"Damals war das
Glück ganz nahe!"
Er dreht sich
auf der Bank herum,
nach vorne - beide
kommen sich näher -
"Aber das ist alles
nun vorbei"
Tatjana steht
auf und Onegin kann
sich darauf nur zur
Seite sinken lassen,
an die Stelle wo sie
saß. Tatjana zur
linken Bank, auf der
ihr Kleid
ausgebreitet liegt,
auch sie muss sich
hinlegen, denn ihr
wird klar, dass sie
ihn noch liebt.
Auf Onegins
darauf folgendes,
begeistertes:
"so bist du wieder
ganz Tatjana!"
- aber denkt sie
an ihre Ehe mit
Gremin und muss
Onegin zurückweisen.
Für sein "du
bist für mich der
Sinn des Lebens"
schwingt er die
Beine über die Bank
wie einer in den
Zwanzig, jedenfalls
kein hehrer,
entrückter,
vorzeitlicher Sänger
- er forsch, es noch
mal versuchend.
Tatjana eilt vorne
links ab - Onegin
stürzt hinten links
von der Bühne, für
ihn:
"Vorbei, vorbei -
für mich ist alles
aus!"
Die schon
hinlänglich
bekannten Statisten
strömen auf die
Bühne - noch einmal
das Volk der
Gegenwart - gerade
rechtzeitig zum Ende
der Vorstellung und
zum Schlussapplaus.
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Fazit:
Gemessen an der
seinerzeitigen
'Norma' und der
'Manon' am
Oberpfälzer
Metropol-Theater
Regensburg kann man
den 'Onegin' ja noch
vorzeigen.
Wären nicht
deplatzierte
Kostümierung der
Tatjana und des
Onegin im zweiten
Teil, die
Projektionen der
U-Bahnzüge, die
wieder einmal ein 'Verheutigen'
signalisieren sollen, orientierte sich
die Inszenierung
mehr an dem Begriff:
'Lyrische Szenen'
und die als eine
Momentaufnahme im
Russland des 19.
Jahrhunderts.
Dass sich bei dieser
Vorstellung im 3.
Rang nur fünf (in
Ziffern 5)
Zuschauer/innen
aufhielten, sei nur
am Rande vermerkt.
Siehe auch:
Kritik_'Eugen_Onegin'_-_Theater_Regensburg_-_Premiere_19.12.2009
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Schaubühne am
Lehniner Platz
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