Bildungsmisere        
       
 
 

 


Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Schulbildung

 
02. Mai 201
6 - nach einer Meldung von 2014

'Wie schlecht steht es um die Ausbildungen unserer Kinder und Jugendlichen wirklich?' -
fragte das Bayerische Fernsehen und sendete am 28.4.2014 einen entsprechenden Beitrag, der hier kurz zusammengefasst und in Verbindung zur Misere an Theatern im deutschsprachigen Raum gebracht wird.

Betriebe und Hochschulen beklagen den niedrigen Wissensstand von Schulabgängern.

- AZUBIS beherrschen den Dreisatz nicht und wenn sie doch in eine Ausbildung aufgenommen werden, bricht jeder vierte die Lehre ab;
- Abiturienten, können Texte nicht richtig begreifen;
- Studenten, die nicht wissen, was eine Quelle oder Fußnote ist.

Unklar, was für Bildung ausgegeben wird und was die Schülerinnen und Schüler wirklich lernen.
Es gibt Lehrer, 'bei denen lernt man nur auswendig' und ein Jahr später hat man es vergessen.
Damit können später keine komplexeren Zusammenhänge mehr erfasst werden.

Es entgehen der BRD 2,8 Billionen Euro, wenn nur die heutige schlechte Ausbildung geboten wird, somit entstehen im gleichen Umfang Extrakosten, wenn das Schulsystem nicht reformiert wird.

Zwei Prozent der Arbeitslosen in Deutschland stammen aus der Gruppe der Hochschulabsolventen, fünf Prozent aus einer abgeschlossenen Lehre und zwanzig Prozent der Arbeitslosen kommen aus der Gruppe der Personen ohne Berufsausbildung.

Die Schule muss die Ausbildungsfähigkeit sicherstellen - so der bayerische Kultusminister.
Im Gegensatz zu dieser Aussage zeigt sich aber ein Problem:
Lehrer werden häufig nicht ihrer eigenen Ausbildung entsprechend eingesetzt.

Beispiel:
eine junge Gymnasiallehrerin wird für Mathematik bei einer 9. Klasse Mittelschule abgeordnet, die selber aber 'nur' Englisch und Spanisch für Lehramt Gymnasium studiert hat.
Also der Einsatz als Lehrerin in einem Fach, in dem sie selber - aus der zeit ihres Abiturs -
nur mangelhaft qualifiziert  ist.

Ihre seinerzeitige Entscheidung, Lehramt Gymnasium Englisch und Spanisch, beruhte auf einer Empfehlung der Lehrerbedarfsprognose ('Prognose zum Lehrerbedarf in Bayern'), herausgegeben vom Bayerischen Kultusministerium, die auf der zu erwartenden Schülerzahl, der Hochschulabsolventen mit deren individueller Studiendauer bei einer durchschnittlichen Zeit von sechs bis acht Jahren beruht.
Zum heutigen Zeitpunkt und einem Abschluss nach eben acht Jahren sei es kaum möglich, exakte Zahlen zu nennen, da auch nicht klar ist, wie viele der Abiturienten als Absolventen am Ende des Studium den Lehrerberuf tatsächlich ergreifen wollen.

Somit ist diese Lehrerbedarfsprognose eine relativ ungenaue Berechnung, wodurch immer wieder Fehlbedarf oder ein Überangebot entstehe.
Keine guten Aussichten für Lehrer und doch studieren jährlich Tausende auf Lehramt.

Grundsätzlich ist heute Studieren richtig 'in'.
Insgesamt verbringen 2,5 Millionen Einwohner der BRD ihre Zeit an Hochschulen - ein absoluter Rekord. Dies ist möglich, als das Niveau des Abiturs  kontinuierlich abgesenkt wurde.

Früher seien wesentlich weniger Abiturienten an die Universitäten gekommen und die kamen, waren für das Studium tatsächlich geeignet.

Die Konsequenz hieraus:
Heute bricht jeder fünfte Studierende das Studium ab. Viele der Verbleibenden kommen gerade so durchs Studium und haben dann Schwierigkeiten, eine Anstellung zu finden.

Es fehlt für das Studium an Rechtschreibung und Grammatik.
Beispiel:
'Der Berliner Gedächtniskirche ihrem Turm seine Glocken'.

Es fehlt die Fähigkeit, komplexere Zusammenhänge auszudrücken. Dies ergibt sich daraus, dass die Gymnasiasten und Studierenden selber weniger lesen.
Grundkompetenzen, die man früher beim Abitur nachwies, sind heute als Hochschulreife nicht mehr gegeben.

Beispiel:
Richtig ist: 'Die Mutter Jesu Christi'

Von Studierenden wird angeboten:
- 'Die Mutter vom Jesus'
- 'Die Mutter von Jesus'
-
'Die Mutter Jesus's'
- und die undeklinierte Form.

Bei einer Befragung von 70 Lehrern wurde zum Thema Bildungsstand bei angehenden Abiturienten festgestellt, dass diese auf einfachste Fragen keine Antworten wissen.

Beispiel:
Wann der Erste Weltkrieg war, wissen noch sieben von zwölf,
wie man Arbeit in der Physik definiert nur noch drei.

Gefragt wird nach den Hauptstädten Europas -
Antworten:

'Polen ist Prag' -  
Weißrussland - weiß ich jetzt nicht -
Norwegen ist Kopenhagen.


Der Bayerische Kultusminister ist nach Meinung eines angehenden Abiturienten:

'Der Herr Öttinger'
,
Im Falle des Bundespräsidenten heißt es:
'Herr Gauck  w a r  der deutsche Bundespräsident.'

Es wurde den Abiturienten ein Bild von Nelson Mandela vorgelegt:
'Den kenn ich auch, aber ich weiß nicht wie der heißt'
Weißt Du, was er gemacht hat?
'Irgendwas Gutes!'

'Nelson Mandela?'

Was macht der so?
'Der ist tot!'


Zum Thema 'Musik' wurde Mozarts Serenade KV 525 'Eine kleine Nachtmusik' eingespielt.

Antworten:
- 'Des ist von Vivaldi - oder - 'Die vier Jahreszeiten?'

- 'Irgendeine Symphonie von Johann Sebastian Bach?'

- 'Ist von Mozart - ja, und des - ich könnt' weitersingen, wie's geht.' - Des ist die Nachtigall, die kleine Nachtigall - nee!'

Gewusst wurde von allen nur Lady Gaga 'Pokerface'.

Alle Themen gemäß Lehrplan werden nach Aussage der angehenden Abiturienten im Laufe der Schuljahre zwar durchgenommen, aber mit zu wenig Tiefgang behandelt, so dass nicht genügend hängen bleibt, um später Faktenfragen beantworten zu können.
Das, was gelehrt wird, ist daher nur für den jeweiligen Test.
Zeit für Wiederholung des vermittelten Wissens sei nicht vorhanden.

Eine Vorbereitung auf das Leben findet so eben nicht statt.
 

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Ist es nicht so, dass sich über diese Fakten besonders die Deutschen Theaterdirektoren freuen, denn haben sie doch auf diesem Wege 'Freie Bahn' ihren Zielen zu folgen, die Leute, die nun mal ins Theater gehen, einfach nur zu amüsieren.
Egal wie - es braucht ja nichts vorausgesetzt zu werden.
Da darf
dann an der Schaubühne in Berlin Hofmarschall von Kalb garnicht mitspielen, die Rolle ist gestrichen, oder am DT in Berlin darf Ferdinand von Walter permanent die Wände an Steigeisen rauf und runter steigen;

da darf der Regisseur in Braunschweig in 'Don Giovanni' 15 Closchüsseln auf die Bühne stellen oder 'Tristan und Isolde' nehmen in einem Wohnzimmer auf einer Couchgarnitur Platz.

Wie meinte ein Regensburger Bürger während der Publikumsbefragung am 16. Januar 2014 'Zwischenruf' im Oberpf. Metropol-Theater Regensburg:
'Wenn ich ins Theater geh', will mich unterhalten.'

Also dann sind doch die dort produzierten 'Räuber' oder die doch ach so gelungene 'Aida' genau das, was man in Regensburg möchte.
Bei den Räubern meinte doch der MZ-Redakteur: Endlich sei das Theater Regensburg beim modernen Regietheater angenommen.

Eine Lehrerin bezweifelte allerdings, dass sie diese Produktion ihren Schülern antun werde.

Dass Bayreuth mit jährlich ein paar Vorstellungen im Juli/August die Werke Wagners verbiegen darf und der Lächerlichkeit preis gibt, liegt daran, dass dieses Unternehmen von Richard-Wagner-Vereinen unterstützt wird, die - mangels eigener Kenntnisse - nicht gegen diese Verfälschungen vorgehen.

Dass nach dem Beitrag des Bayerischen Fernsehens nicht einmal die Schulen dem Bildungsauftrag gerecht werden, stimmt bedenklich.
Dass Theater dann diesen Missstand weidlich ausnutzen, ist verständlich, können sie doch so auf diesem 'Niveau' aufbauen.

Wie heißt's in Bayern:
'Passt scho, merkt eh' koaner!'

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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