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Landauf, landab - in den Theatern der Welt wird Puccinis Meisterwerk
gespielt.
Eine spektakuläre Aufführung fand 1992 statt, als das Fernsehen von den
Originalschauplätzen zu den Originalzeiten das Werk in alle Welt
übertrug.
Catherina Malfitano sang die Titelrolle, Placido Domingo war Cavaradossi
und Ruggiero Raimondi der Polizeipräsident von Rom, Vitellio Scarpia.
Auch das
Theater Regensburg
spielte immer wieder das Stück.
Die letzte Produktion zeigte man 2009, die neueste läuft in dieser
Saison.
Und in
Hannover?
Eine Inszenierung von zwei Frauen, das Stück am Text vorbei, von 2014
bis 2016 - also gerade soeben - spielte man, produziert von der Nds.
Staatstheater Hannover GmbH, die 'Tosca'.
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Zitat
Mail an
Kulturjournal.de
Im Foyer wurden wir gestern Abend coram publico vor der
Tosca-Vorstellung ausgerufen:
Ist hier ein Herr Hansing?
Ja, hier!
Sie sind der Einzige der Karten für den dritten Rang gekauft
hat. Der dritte Rang bleibt geschlossen. Hier sind ihre
Ersatzkarten für den zweiten Rang.
Es wurden nur 600 Karten verkauft, bei 1202 Plätzen.
Ob alle, die Karten kaufen, auch kommen, steht nicht fest.
So viel zum Thema Auslastung der Nds. Staatsoper Hannover.
Nun zur Sache:
Ein Stück, das einmal
'Tosca'
hieß
Und wiederum ist es der Staatsoper Hannover gelungen, ein
Meisterwerk so zu vermurksen, dass aber auch gar nichts
zueinander passt.
Victorien Sardou schreibt schon auf der ersten Seite von ’La
Tosca’:
’La scène à Rome, le 14. Juin 1800’.
Die Nds. Staatsoper Hannover gab damals auf ihrer Internetseite
an:
Zitat
»Tosca« ist Puccinis dramatischstes und erbarmungslosestes Werk.
In der vor dem Hintergrund des napoleonischen Krieges in Italien
spielenden Geschichte um eine Sängerin, die aus Liebe ungewollt
zur Widerstandskämpferin wird und sich dem politischen
Machtapparat entgegenstellt, bricht die Realität brutal in die
Kunstwelt ein, bricht deren Harmonie auf und erschüttert den
Traum von Schönheit.“
Zitatende
Der
Hintergrund der Story ist die Schlacht bei Marengo am 14. Juni
1800 und die Nds. Staatsoper Hannover ist so naiv, dies auch im
Netz zu verbreiten, damit also die Basis zu legen, ihr
arglistige Täuschung vorzuwerfen, da auf der Bühne nichts mit
dem, was vorgegeben ist und was im Textheft, in der Partitur und
auf den Übertiteln steht und was gesungen wird, übereinstimmt.
Der erste Akt spielt in Hannover nicht in einer Kirche, sondern
vor einer grauen Rückwand von Grablegen, statt einer Madonna ein
Putzeimer, Cavaradossi malt nicht, sondern kratzt an der Wand
mit den Gräbern und schmiert auf Papier, das am Boden liegt.
Der Chor der Messdiener sind ’junge Pioniere’ der NVA, Scarpia
und seine Leute sind in den gezeigten Uniformen Mitglieder der
ruhmreichen Nationalen Volksarmee und singen als DDR-Atheisten
mit einem Chor von DDR-Bürgern und Freunden aus den
sozialistischen Bruderstaaten das ’Te deum laudamus’.
Im zweiten Akt statt des prunkvollen Palazzo Farnese ein
mickriger, sozialistischer Holzverschlag – möglicherweise
irgendwo bei Bautzen, oder Hoyerswerda – im ersten Stock das
Büro des NVA Genossen Oberst Scarpia, der sich beim Aufgehen des
Vorhangs die Hose zumacht und ein soeben oral vergewaltigtes
DDR-Mädchen entlässt.
Ebenerdig sind Folterräume, wo auch Cavaradossi gequält wird.
Tosca in kurzem Kleidchen, keine Spur von Diva, wenigstens gönnt
man ihr einen Weißfuchskragen.
Gruß aus der Sowjetunion!
Tosca schneidet dann Scarpia mit dessen Rasiermesser die Kehle
durch.
In dritten Akt statt ’Castel St. Angelo’ die Holzkiste aus dem
zweiten Akt. Politische Gefangene werden von NVA-Soldaten vor
ihrer Hinrichtung in Zellen gesperrt, der Tenor singt ’E lucevan
le stelle’, der NVA-Wachsoldat bietet ihm die Hilfe eines
Priesters an (in der DDR als atheistischem Staatsgefängnis kaum
möglich), Toscalein erscheint im Reisemantel, Cavaradossi und
die Gefangenen werden erschossen, sie rennt die Treppe im
Inneren der Holzkiste
rauf und
wird oben an der Brüstung erschossen.
Regisseurin und Bühnen/Kostümbildnerin haben angeblich ihre
Erfahrungen mit dem Sozialismus abgearbeitet. Das hätten sie
besser mit einem selbstverfassten Stück und mit einer Band
hingekriegt.
Zitatende
Quelle: E-Mail an
kulturjournal.de
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Der Kampf der Franzosen
und Österreicher um die Vorherrschaft in Italien am Beginn des 19.
Jahrhunderts bildet den historischen Hintergrund des Stückes.
Mit der Französischen Revolution begann in Europa das Zeitalter der
Nationen, Nation nun nicht mehr verstanden als (Geburts-)Stand, sondern
als Gemeinschaft von Menschen gleicher Sprache, Geschichte und Kultur,
die sich selbst bestimmen (Selbstbestimmungsrecht). Überall in Europa
fingen die Völker an, ihre Sprache und Geschichte zu erforschen und eine
eigene nationale Identität zu entwickeln.
In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts versuchten italienische
Provinzen und Städte die immer drückender werdende Machtstellung
Österreichs abzuschütteln. Napoleon unterstützte diese Bestrebungen und
wurde damit zum Symbol für eine Republik.
Die Revolutionäre erstarkten, obwohl die Franzosen sich nicht viel
besser als Besatzungsmacht in Italien verhielten als die Österreicher -
trotzdem wurde das eher erduldet, weil es langfristig nationale Freiheit
bedeuten konnte. Nur Bauern und Adel, von der Kirche aufgeputscht,
kämpften gegen die Franzosen, die die Aufstände niederschlugen, den
Papst gefangen nahmen und nach Valence im Süden Frankreichs
abtransportierten. Der Kirchenstaat wurde aufgelöst, die Römische
Republik ausgerufen.
Im April 1792 hatte das revolutionäre Frankreich, angestachelt durch
eine verbale Provokation, Österreich den Krieg erklärt. Preußische
Truppen drangen sofort tief nach Frankreich vor. Weitere europäische
Mächte, darunter England und die Mehrheit der deutschen Staaten,
schlossen sich der antifranzösischen Koalition an. Durch die Einführung
der allgemeinen Wehrpflicht schaffte sich die Revolutionsregierung ein
nahezu unerschöpfliches Reservoir von hochmotivierten 'Bürgersoldaten';
aus einem französischen Verteidigungskrieg wurde ein Eroberungsfeldzug.
Außerdem wurde eine neue Form der Kriegsführung entwickelt. Die Truppen
ernährten sich aus dem Land, damit wurden die französischen Armeen
wesentlich beweglicher, da sie weniger Tross benötigten.
Trotz der Erfolge des Erzherzogs Karl im Reich endet der 1.
Koalitionskrieg 1797 mit einer österreichischen Niederlage durch die
Siege Napoleon Bonapartes in Italien. Der Aufstieg Napoleons hatte
begonnen.
Der 1798 beginnende 2. Koalitionskrieg traf besonders Bayern hart.
Kriegsentscheidend war im Dezember 1800 die Schlacht von Hohenlinden,
die insgesamt 15 000 Soldaten das Leben kostete. Das Schicksal des alten
Reichs war besiegelt.
Die zweite Koalition aus Großbritannien, Österreich, Russland, dem
Osmanischen Reich, Portugal, Neapel und dem Kirchenstaat gegen
Frankreich scheiterte ebenso.
Deutschland unter Friedrich Wilhelm III. verhielt sich neutral - im
ersten Koalitionskrieg waren Herzog Ferdinand von Braunschweig und
Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an dem Gefecht am
20.9.1792 beteiligt, das mit der Kanonade von Valmy und dem Vorrücken
der französischen Revolutionstruppen die weitere Stärkung Napoleons
vorgab.
Um den Österreichern wieder in Italien entgegenzutreten, überquerte
Napoleon die Alpen, musste den Feind in der Poebene erst suchen, zog
dabei seine Truppen weit auseinander und stieß am 14. Juni 1800 bei
Marengo auf die weitaus stärkere Streitmacht von General Michel
Friedrich Melas. Am Nachmittag musste er sich zurückziehen und General
Melas telegraphierte einen Sieg nach Wien.
Am Abend traf General Louis Charles Desaix mit seinem Korps ein und
verwandelte die vermeintliche Niederlage in einen Sieg der Franzosen,
verlor dabei aber selber sein Leben.
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Zitat
Den
Kriegsplan, eine Zangenbewegung wie gehabt, hatte Napoleon, im
Kopf: Ein französisches Heer unter General Moreau sollte in
Süddeutschland vorstoßen, das andere, unter seinem Oberkommando,
die Österreicher in Oberitalien aufrollen.
Inzwischen
hatte der Feind Genua eingeschlossen und war an der Riviera bis
Nizza vorgedrungen, traf Anstalten, über den Var zu gehen und in
der Provence einzumarschieren. Bonaparte beabsichtigte, den
Österreichern in den Rücken zu fallen. Das bedeutete einen
Übergang über die Alpen, mit Kanonen, die schwer zu
transportieren waren, und dies im Mai, in dem die
Witterungsverhältnisse sehr unbeständig sind.
Das Glück
zog mit ihm im Frühjahr 1800 über den Großen Sankt Bernhard. Das
Wetter ließ sich gut an, erleichterte die Strapazen des
Passüberganges. Der Oberbefehlshaber saß auf einem Maultier, das
ein Bergbauer führte. Die Kanonen wurden in ausgehöhlten
Baumstämmen über Stock und Stein gezogen. Österreicher, die den
Feind nicht auf diesem Wege erwarteten, waren kaum zu sehen.
Erst im Aostatal stießen die Franzosen auf Widerstand, das
kleine, tapfer verteidigte Fort Bard, das sie auf Gebirgspfaden
umgingen.
Dann lag die
Poebene wieder einmal vor dem gallischen Eroberer. In den
Kriegsberichten wurde die Bezwingung der Berge im Stil einer
Saga geschildert und eine Parallele zu Hannibals
Alpenüberquerung im Jahre 218 vor Christus gezogen.
Das zweite
Cannae erfolgte bereits wenige Wochen später, am 14. Juni 1800
bei Marengo im Piemont. Die Österreicher waren den Franzosen in
Eilmärschen entgegengezogen, mit ihrem Söldnerheer, das in die
Schlacht mit dem Befehl geschickt wurde, in geschlossener
Formation mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel
vorzurücken.
Die
Gefechtstaktik des Ancien Regime schien noch einmal mit Erfolg
angewendet worden zu sein: Im ersten Anlauf wurden die Franzosen
zurückgeworfen. »Die Affäre ist zu Ende«, erklärte der
kaiserliche General Melas, aber sie begann ein paar Stunden
später von neuem und erst richtig. Bonaparte, der Verstärkung
erhalten hatte, fiel über die siegestrunkenen Österreicher her
und schlug sie in die Flucht.
Der Sieg
wies Schönheitsfehler auf. Bei Marengo war Bonaparte nicht auf
der Höhe gewesen. Er hatte seine Truppen zu sehr verzettelt,
seine Hauptmacht geschwächt, die Schlacht in ungünstigem Moment
angenommen. Er hätte sie endgültig verloren, wenn ihm nicht
General Desaix mit einer unverbrauchten Division gerade noch
rechtzeitig zu Hilfe gekommen wäre.
Desaix fiel,
und Bonaparte beanspruchte den Schlachtenruhm für sich. Sein
Bulletin behauptete, der anfängliche Rückzug sei lediglich eine
taktische Finte gewesen, der Oberbefehlshaber hätte die Dinge
stets im Griff gehabt, seine Gegenwart habe den Truppen Mut
gemacht: »Kinder, denkt daran, dass ich gewohnt bin, auf dem
Schlachtfeld zu übernachten.«
Er verstand
es, sich in günstiges Licht zu rücken, auch einen nicht so
glänzenden Sieg geschickt für innenpolitische Zwecke und
meisterhaft für außenpolitische Ziele auszunützen. Immer mehr
Franzosen blickten zu dem Schlachtenlenker auf, der sich als
Friedensbringer erwies. Denn die Österreicher, die in Italien
von Bonaparte geschlagen worden waren und bald von Moreau in
Bayern besiegt wurden, mussten die Bedingungen des
Premierkonsuls annehmen. Am 9. Februar 1801 wurde der Frieden
von Luneville unterzeichnet, der dem Konsulat günstig war.
Die
italienischen Staaten, die neuen wie die alten, wurden zu
Satelliten Frankreichs. Der Premierkonsul gebot direkt über
Piemont und Parma, als Präsident über die zur »Republica Italia«
erweiterte Cisalpinische Republik, indirekt über Ligurien und
die Toskana, aus der die Habsburger entfernt worden waren. Der
verbliebene Kirchenstaat wie das Königreich Neapel vermochten
sich dem französischen Sog nicht zu entziehen. Es war nur eine
Frage der Zeit, bis das österreichisch gebliebene Venedig dem
revolutionären wie imperialistischen Doppeldruck Frankreichs
erliegen würde.
Zitatende
Quelle:
Franz Herre - Napoleon - Verlag Friedrich Pustet - Regensburg -
2003 - Seite 81-82
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Napoleons
Gegenspielerin in Italien war Maria Carolina, Tochter von Maria Theresia
und Gattin des schwächlichen Königs Ferdinand IV von Neapel, Sohn von
König Charles III von Spanien und Maria Amalia von Sachsen.
Jede Art von Revolution, ob republikanische Begeisterung oder
Voltaire'sches Gedankengut waren ihr zuwider, zumal ihre Schwester Marie
Antoinette, mit der sie als Kind in enger Verbindung am Hof von
Schönbrunn aufgewachsen war, am 16. Oktober 1793 in Paris guillotiniert
wurde.
In der Zeit, da Napoleon in Ägypten kämpfte, zerschlug ein
österreichisch-russisches Heer unter General Suworow die jungen
italienischen Republiken. Rom fiel im September 1799 nach schweren
Kämpfen - überwältigt von königlich-neapolitanischen Truppen. Maria
Carolina übernahm in diesem Moment, da Papst Pius VI. in Valence starb,
auch die Herrschaft in Rom.
Republikaner standen auf der Seite der Franzosen - Klerus und
Konservative sympathisierten mit Österreich.
Sie ließ Säuberungen durchführen, Jagd auf Verräter, Republikaner,
Revolutionäre machen. Tausende schmachteten in Kerkern ohne Anklage und
wurden von Maria Carolinas Schergen umgebracht.
Vitellio Scarpia - geboren in Sizilien - wurde 1799 unter Maria Carolina
Machthaber in Rom. Eine der ersten Amtshandlungen war die Verhaftung von
Cesare Angelotti, von den Franzosen als Konsul von Rom eingesetzt. An
jenem 14. Juni 1800 floh er aus dem Gefängnis zur Marchesa Attavanti,
seiner Schwester.
In deren Privatkapelle, einem Seitenraum der Kirche Sant'Andrea della
Valle, verbarg er sich.
Am 14. Juni 1800
gewannen die Österreicher in der Schlacht bei Marengo anfänglich
Vorteile über Frankreich.
Während der Folterszene im zweiten Akt wird gezeigt, wie sich die
Situation binnen Stunden änderte, als Frankreich die Österreicher doch
endgültig überwinden konnte.
Victorien Sardou (1831
- 1908), französischer Dichter, machte den 14. Juni 1800 zur Basis
seines Werkes 'La Tosca', das er Sarah Bernardt widmete und das mit ihr
am 24. November 1887 als 'Pièce en cinq actes' uraufgeführt wurde.
Die Schlacht von Marengo ist für Sardou nicht nur Kulisse, sondern
bildet die Basis für die Auseinandersetzung zwischen den
Vertretern zweier gegensätzlicher Gesellschaftssysteme.
Baron Scarpia verkörpert den eiskalten, frömmelnden Katholiken und
Royalisten, der seine persönlichen Wünsche mit Perfidie und äußerster
Brutalität durchzusetzen versteht.
Ihm gegenüber Cesare Angelotti und Mario Cavaradossi als Verfechter des
Republikanismus, letzterer, Künstler, Freigeist mit politischen
Ambitionen und Überzeugungen, für die er sein Leben aufs Spiel setzt und
verliert.
Puccini sah das Werk 1889 in Paris und war überzeugt, einen für ihn
passenden Stoff gefunden zu haben, aber Sardou wollte seinen 'Hit' nicht
einem damals noch fast unbekannten Komponisten zur Vertonung übergeben,
auch hatte sich Alberto Franquetti das Sujet reservieren lassen. Nach
Fertigstellung der 'Bohème' konnte Verleger Ricordi das Stück für
Puccini sichern.
Guiseppe Giacosa, Luigi Illica wie auch Puccini bearbeiteten die Vorlage
und bezogen Sardou in die Arbeit ein. Die Handlung wurde von fünf auf
drei Akte reduziert und eine Reihe von Figuren nicht übernommen.
Die Hauptfiguren verloren an politischer Kontur, da Puccini mehr die
Liebesgeschichte und wieder einmal die Frau als Verliererin in den
Vordergrund stellen wollte. Er selber recherchierte in Rom, um die
Schauplätze und die Stimmungen vor Ort für sich weitmöglich zu
übernehmen und umzusetzen.
Geblieben ist die Situation am Tag der Schlacht von Marengo und wird im
Text ausdrücklich erwähnt.
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1.
Akt
EINIGE SCHÜLER
Aber was ist passiert?
MESNER
Wisst ihr nicht? Bonaparte ... der Schurke . . .
atemlos
Bonaparte ...
ANDERE SCHÜLER
nähern sich
dem Mesner und umringen ihn, während weitere hereindrängen,
um sich mit ihnen zu vereinigen
Nun? Was war?
MESNER
Aufgerieben, geschlagen
und zum Teufel gejagt!
SCHÜLER, SÄNGER
Wer sagt das?
- Ein Traum!
- Ein Märchen!
MESNER
Es ist die reine Wahrheit!
Eben traf die Nachricht ein!
Und heut Abend
ein grosser Fackelzug
eine festliche Gesellschaft im Palazzo Farnese
und eine eigens geschriebene
neue Kantate
mit Floria Tosca!
Und in den Kirchen
Lobpreisungen des Herrn!
Nun geht euch anziehen,
kein Geschrei mehr!
[...]
2. Akt
SCIARRONE
stürzt
keuchend herein
Euer Gnaden, welch eine Neuigkeit!
SCARPIA
überrascht
Was soll diese betrübte Miene?
SCIARRONE
Eine Niederlage ist zu melden ...
SCARPIA
Welche Niederlage? Wie? Wo?
SCIARRONE
Bei Marengo ...
SCARPIA
ungeduldig,
schreiend
So rede endlich!
SCIARRONE
Bonaparte hat gesiegt ...
SCARPIA
Melas!
SCIARRONE
Nein. Melas ist auf der Flucht! ...
Alles hat nichts mit der DDR-Szenerie der 'Tosca' in Hannover
zu tun und das kann nicht mit Freiheit der Kunst verbrämt und
vertuscht werden.
Das Tollste ist, die Demonstration der Chormitglieder.
Sie tragen Schilder mit der Aufschrift:
’Viva il Re’
Dämlicher am Stück vorbei, kann diese Ostblock-Inszenierung kaum
noch gehen.
Zitatende
Quelle: E-Mail an Nds. Staatoper Hannover GmbH mit Text der
Kalbeck-Übersetzung - Ricordi-Verlag |
Im Teatro Costanzi von
Rom kam Puccinis Drama um die Sängerin Tosca zum ersten Mal auf die
Bühne, und von da ab war der Siegeszug des Stückes nicht aufzuhalten.
Mit seinen drei Akten bietet es in allen Rollen alle Möglichkeiten - der
Chor ist in einem Te Deum kurz und effektvoll herausgestellt. Die
Sängerin der Titelrolle trumpft gegen eine Schar von Männern auf. Sie
führt das Geschehen zwischen politischen Machenschaften, sie hat bis zum
Ende des Werkes alle Fäden in der Hand - der Sprung von der Engelsburg -
ihr Ende, aber auch ihr Triumph im letzten Moment.
Das ausgehende 19.
Jahrhundert brachte den Verismo - schonungslose Zeichnung von Milieu und
Stimmung auf die Opernbühne, Italien und Frankreich waren die Länder, in
denen die Wahrheit des Lebens schon seit 1830 in der Literatur dem
Publikum dargeboten wurde.
1890 erschien 'Cavalleria rusticana' von Pietro Mascagni (1863–1945).
1892 kam 'I Pagliacci' von Ruggiero Leoncavallo (1857–1919) hinzu -
beide Werke meist zusammen auf den Bühnen gezeigt.
'La Tosca', das Stück von Victorien Sardou eignet sich - wie schon als
Werk auf der Sprechbühne - besonders für eine Vertonung im Stil dieser
Zeit, da alle Möglichkeiten geboten sind, Wahrhaftiges aus Quälerei,
Grausamkeit, Schrecken, Schönheit, Leidenschaft, Leid, Grandezza und vor
allem in der Vereinigung von Eros, Weihrauch und Sadismus auf die Bühne
als Musikdrama zu bringen.
Sardou hatte Verdi sein Stück 'La Patrie' zur Vertonung angeboten, der
Altmeister aber antwortete, wenn er nicht schon so alt sei, würde er
gerne 'La Tosca' übernehmen - Verdi hatte damals das 83. Lebensjahr
schon erreicht.
Franchetti, der die Rechte an 'La Tosca' von Sardou erworben hatte,
verzichtete 1895 wie er es schon bei 'André Chénier' zugunsten von
Umberto Giordano tat.
Woher aber Sardou die Idee zu diesem Stück hatte, das bereits auf der
Sprechbühne zum Renner wurde, ist bisher ungeklärt. Er selber, der des
Plagiats beschuldigt wurde, behauptete stets, er habe die Grundidee
einer Geschichte aus den französischen Religionskriegen des 16.
Jahrhunderts entnommen, Schauplatz sei Toulouse gewesen, wo der
katholische Polizeioffizier de Montmorency - in ähnlicher Weise wie
Scarpia - an einer protestantischen Bäuerin gehandelt habe.
Sardou - ein gebildeter Mann - übertrug 'La Tosca' ins von Österreich
besetzte Italien.
Und nun schon wieder
'Tosca' in Hannover:
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Nds. Staatsoper
Hannover
Zitat
Tosca
20. Oktober 2019
Opernhaus
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Giacomo Puccini (1858 – 1924)
Melodramma in drei Akten
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach dem gleichnamigen Drama von Victorien Sardou
Musikalische Leitung
Kevin John Edusei,
Eduardo Strausser
Inszenierung
Vasily Barkhatov
Bühne
Zinovy Margolin
Kostüme
Olga Shaishmelashvili
Licht
Alexander Sivaev
Chor
Lorenzo Da Rio
Kinderchor
Heide Müller
Dramaturgie
Regine Palmai
Musiktheatervermittlung
Eva-Maria Kösters
Floria Tosca
Liene Kinca,
Mario Cavaradossi
Rodrigo Porras Garulo,
Baron Scarpia
Seth Carico,
Cesare Angelotti
Yannick Spanier,
Richard Walshe,
Ein Mesner
Daniel Eggert,
Frank Schneiders,
Il Sagrestano
Daniel Eggert,
Frank Schneiders,
Spoletta
Uwe Gottswinter,
Pawel Brozek,
Sciarrone
Gagik Vardanyan
Chor der Staatsoper
Hannover, Extrachor der Staatsoper Hannover, Kinderchor der
Staatsoper Hannover, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Folter und Tod, Glocken und Kanonen sind der
Stoff, aus dem Puccinis fünfte Oper gemacht ist. Er komponiert
ein naturalistisch schockierendes Drama über die packenden
letzten 24 Stunden im Leben der Sängerin Tosca – zerrissen
zwischen ihrem Geliebten, dem Künstler Cavaradossi, und dem
skrupellosen Machtmenschen Scarpia. Klangkontraste im
Opernthriller sind das Läuten von Kirchenglocken, der Gesang
eines kleinen Jungen, Toscas verzweifelt-inniges Gebet und
Cavaradossis glühende Lyrismen in bekannter Puccini-Süße. Der
Komponist, ein Vorreiter der Filmmusik des 20. Jahrhunderts,
sicherte Tosca durch musikalische Dichte und Emotionalität einen
Platz in der ersten Reihe der italienischen Opern.
Dass Puccini eine Sex-and-Crime-Story auf die Bühne bringen
wollte, nimmt Vasily Barkhatov ernst. Für den russischen
Regisseur, der an Häusern wie der Oper Basel, der Deutschen Oper
Berlin, dem Theater an der Wien und der Oper Frankfurt gefragt
ist, ist die Neuinszenierung weniger politisches Historiendrama
als der Kampf zweier Alphamänner um eine starke Frau. In einer
Welt, in der Kunst und Macht sich glamourös in der
Öffentlichkeit begegnen, geht es in den Hinterzimmern um
persönliche Begehrlichkeiten. Bühnenbildner Zinovy Margolin wird
für das moderne psychologische Beziehungsgefüge, in dem alle
Täter auch Opfer sind, eine bildgewaltige Szenerie auf mehreren
räumlichen Ebenen schaffen. Die Musikalische Leitung übernimmt
Kevin John Edusei, einer der herausragenden Dirigenten der
jungen Generation, Chefdirigent der Münchner Symphoniker und des
Konzert Theater Bern. Er dirigierte an der Hamburgischen
Staatsoper, der Semperoper Dresden, am Concertgebouw Amsterdam
und war zuletzt zu Gast in Paris und an der Komischen Oper
Berlin.
Mit freundlicher Unterstützung:
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.
Zitatende |
Am 6. Oktober 2019 fand
in der Nds. Staatsoper Hannover eine Einführungsmatinee zur 'Tosca'
statt.
Selbst wenn er diese Veranstaltung besucht hat, kommt 'der gemeine
Besucher' mit dem was er dann auf der Bühne sieht, nicht zurecht.
Frau Regine Palmai wollte sich - als Chefdramaturgin-Oper - zur
Inszenierung nicht äußern, gab dafür Dinge bekannt, die man besser in
jedem Opernführer nachlesen kann.
Sie plauderte
gemeinsam mit der Sängerin der Tosca, mit dem Sänger des Scarpia, dem
Dirigenten und einem Korrepetitor meist in englischer Sprache (soll wohl
die Internationalität der Nds. Staatsoper Hannover GmbH unterstreichen,
war aber für viele Besucher dieser Matinee nicht verständlich, sie
konnten den Ausführungen nicht folgen) über die Organisation des
Theaters, dass man Technikpersonal brauche, um die Bühne auf- und
abzubauen. Und dass alles sehr problematisch sei und viel Arbeit
bedeute. Und alles sei ganz ungeheuer schwierig.
Puccini habe mit seinen Textautoren mit genauen Regienanweisungen
vorgegeben, was auf der Bühne zu zeigen sei, zumal es von seiner
Komposition unterstützt werde.
Der Bariton führte aus, dass man versucht habe, mehr Facetten für diese
Rolle zu finden und in dieser Interpretation der Rolle, Scarpia ein als
Kind Verführter und als Erwachsener ein Verführer sei, wobei die
Ausgangslage für das Kind das Verhalten als Erwachsener nicht zu
rechtfertigen und zu entschuldigen, höchstens als Erklärung zu sehen,
sei.
Es wurde also versucht, zu erforschen, wie denn der Scarpia ein solcher
Bösewicht werden konnte.
Grundsätzlich sei es eine Herausforderung - meinte Frau Palmai - ein
solches Stück, das nun fast jeder kenne, auf die Bühne zu bringen und es
dabei neu zu erdenken.
Es könnten nicht die von den Autoren und dem Komponisten vorgegebenen
Regieanweisungen im Detail gelten, maßgeblich müssen aber Text und Musik
sein, um hier dem Anspruch Puccinis gerecht zu werden, und seinem Wunsch
zu entsprechen, das Publikum zu schockieren.
Nun könne das, was Puccini als Aufreger empfand, heute in der Form nicht
mehr als Herausforderung geboten werden. Man habe daher versucht, auf
anderen Ebenen etwas zu finden, um den Autoren in Bezug auf
Schockierendes gerecht zu werden.
Die politische Situation im 19. Jahrhundert in Italien könne heute keine
Abscheu hervorrufen.
Durch einen speziellen "Kniff" des Bühnenbildes sei es möglich,
Parallelhandlungen stattfinden zu lassen. Während im ersten Akt das
bekannte Te Deum stattfinde, zeige man die Privatwohnung des Scarpia,
sein Rückzugsgebiet, in dem er auch einen speziellen Raum für
Erinnerungstücke für die von ihm geliebte Tosca eingerichtet habe. Da er
sie ja nun im Guten nicht bekommen könne, versuche er sie im Bösen zu
erringen.
Das könne man bei den Parallelhandlungen ganz genau sehen.
Der Polizeichef von Rom sehe die Entwicklung dieser Floria Tosca, die im
täglichen Leben eine normale Hausfrau mit ihrem Mario Cavaradossi sei,
und erst auf der Bühne zur Diva werde.
‘Das Kripplein’
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Bemerkungen eines
Vollzahlers anlässlich der Vorstellungen am 20. Oktober und am 02.
November 2019 der Nds. Staatsoper Hannover GmbH zur szenischen Umsetzung
von
'Tosca'
Untertitel
'Das hannoversche
Krippenspiel'
oder
'Der
Herrgottschnitzer vom Opernplatz'
Das Licht im
Zuschauerraum verlischt, Orchester und Dirigent werden für die Begrüßung
durch das Publikum beleuchtet, dann eine Zeitlang Stille, dann vernimmt
man mit dem Aufgehen des Vorhangs etwas wie das 'Rauschen von mächtigen
Flügeln'.
Man sieht einen Steg quer über die Bühne. Aufbauten zeigen eine
Zwei-Zimmer-Wohnung, links ein kleinerer Raum, wohl das Schlafzimmer.
Rechts - etwa zwei Drittel des Stegs einnehmend - ein Wohn- und
Arbeitszimmer. In diesem links ein Schreibtisch, rechts im Zimmer ein
Esstisch.
An den Schreibtisch links gelehnt steht eine - mit Wasserstoffsuperoxid
blondierten Haaren - Gestalt in einem Priestergewand, die auf die drei
übrigen sich in dem Zimmer aufhaltenden Personen - eine langhaarige
blonde Frau, einen jungen Mann, der auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch
sitzt und einen Uniformierten, der herumsteht, einredet.
Im Hintergrund ein großer TV-Monitor, der in einem Balkendiagramm - für
alle ersichtlich - deutlich macht, dass Melas, der Kommandeur der
royalistischen Truppen im Ranking gegenüber Napoleon vorne liegt.
Also die Situation am Vormittag des 14. Juni 1800.
Der Priester beschwört etwa zwei Minuten lang in dieser 'Stumme-Jule-Situation'
die Blonde, die den jungen Mann, der irgendwas Verzweifeltes mimt, nach
rechts abschiebt.
Was soll das?
“Niemand kann es sagen!“
Hier nun setzt die Musik ein. Der Steg wird bis auf die Hälfte der
Bühnenhöhe hochgezogen. Damit ist der Blick auf die Bühne und die
Zwei-Zimmer-Wohnung auf dem Steg gleichzeitig möglich.
Zu sehen sind unten angedeutete Torbögen als Raumbegrenzung (laut der
Frau Chefdramaturgin-Oper das Colosseum in Rom darstellend) links,
hinten und rechts umlaufend als Umgang in der ersten Etage.
In der Mitte auf der Bühne hinten ein um vier Stufen erhöhtes
Spielpodest mit einem es umrandenden Gitterrahmen. Auf ihm ist oben
querrüber sinnigerweise ein illuminierter Schriftzug: 'Merry
Christmas' montiert.
Rechts vorne vor dem Podest, ein zur Jahrszeit passendes Kripplein.
In Hannover spielt das Stück also irgendwo in 'TRUMP'-anien' oder in
einer sonst amerikanisierten Gegend während der Weihnachtszeit.
Nicht jedoch in Rom am 14. Juni 1800, was ja der Monitor mit dem
Balkendiagramm im stummen Vorspiel suggeriert.
Screenshot Nds. Staatstheater
Hannover GmbH
Auf der Bühne, an dem
Spielpodest, machen sich irgendwelche Typen zu schaffen, während vorne
am Kripplein Angelotti auf seinen musikalischen Einsatz mit
Ah, das gelang mir
wartet.
Bei seinem
Hier ist der Schlüssel
dort ist die Kapelle
tragen zwei Typen zwei übereinander gestapelte Bierbänke von rechts
herein, stellen sie links ab.
Oben, auf dem einsehbaren Steg schleicht der blondierte Priester um die
blonde, langhaarige Frau herum.
Unten, auf der Bühne, findet Angelotti den Schlüssel zur Kapelle der
Attavanti, seiner Schwester, am Kripplein in einer
'Mudderjöddesje-Figur'. Diese stellt er auf einer der beiden von den
beiden Typen hereingetragenen Bierbänke ab. Er verschwindet nach links
in die Bühnenumrandung, der Steg fährt ganz nach oben und entzieht dem
Zuschauer damit den weiteren Einblick in die private Zwei-Zimmer-Wohnung
des blondierten Kirchenmannes.
Von links hinten eilt jemand herbei. Es soll der Mesner sein, der ein
Kind an der Hand nach vorn zu den Bierbänken führt.
Angelotti huscht hinten herum, wedelt mit etwas, wohl um zu zeigen, dass
die Schwester Attavanti ihm auch Kledage zur Verkleidung als Frau in der
Kapelle hinterlegt hat.
Der Mesner kümmert sich um das Kind, kämmt ihm die Haare, wird aber in
keinem Fall übergriffig.
Er kontrolliert die Schultasche des Kleinen und behauptet, er habe
immer nur Arbeit
und am Kripplein gibt er vor, dass der Picknickkorb, der für
Cavaradossi bereitgestellt sei, noch von niemandem benutzt wurde.
Unberührt noch alles!
Beim Einläuten des
Angelus-Gebetes kniet das Kind vorne links an der Bierbank und der
Mesner setzt sich nahe zu ihm nieder.
Da erscheint von rechts hinter dem Kripplein hervortretend ein junger
Mann in einem Schmuddelfummel, der den Mesner - ohne zu fragen - unter
Verwendung eines Blitzlichtes fotografiert.
Der Jüngling - es handelt sich nach den Vorgaben der Autoren um den
Kunstmaler Mario Cavaradossi - wickelt ein unter dem Arm getragenes
Paket aus und stellt die darin sich befunden habende Holzschnitzfigur
neben das Kripplein auf einen von der Requisite rechtzeitig zu Beginn
der Vorstellung bereitgestellten Hocker.
Das üblicherweise von Cavaradossi an den Mesner gerichtete
Gib mir die Farben!
hört in Hannover das den Mesner begleitende Kind.
Dieses wiederum reicht Cavaradossi aus einem links neben dem Kripplein
abgestellten Kasten irgendwas. Hierauf hebt der nun an, zu behaupten
Wie sich die Bilder gleichen
Das Kind - wohl so eine Art Regensburger Domspatz - steht da und lauscht
dem Einwurf des Mesners
Es ist abscheulich!
Nichts ist ihm heilig!
Der Künstler eilt herbei zu den beiden und singt
Doch wie der Künstler schwanke
Du nur bist mein Gedanke!
Tosca, nur Du!
Der Mesner nimmt dem Kind den Kasten ab, stellt ihn neben das
Kripplein, und geht nach links, während Cavaradossi an der Holzfigur
herumschnipselt.
Zum
Mit diesen Burschen
von Voltairianern
holt
Cavaradossi das Kind zu sich nach rechts ans Kripplein und lässt es die
Holzfigur bepinseln. Dabei fotografiert er es.
Dann Mesner nach links, Kind nach rechts ab.
Da bemerkt Cavaradossi links
Angelotti! Der Konsul
der ehemaligen Republik von Rom!
Von hinten der Ruf Toscas
Mario
Die tritt oben auf der Empore links aus einem der Mauerbögen, läuft nach
hinten, während Cavaradossi den Angelotti unten nach links in die
angenommene Kapelle der Attavanti abschiebt.
In der Zwischenzeit ist Tosca hintenrum unten auf der Bühne angekommen.
Sie läuft nach vorne und trifft Cavaradossi, der eben links unten aus
dem Torbogen tritt.
Ein seltsam distanziertes Gehabe legen die beiden an den Tag.
Begrüßen sich so zwei Liebende?
In Hannover ganz offensichtlich schon!
Man schleicht
umeinander, er nimmt ihr einen Schnellhefter ab, den sie bei sich trägt,
sie nimmt die Madonnenfigur, die auf der Bierbank steht und singt
Nein lieber Freund
ich will ihr Blumen streun und beten
Während des Nachspiels (Ricordi Klavierauszug Seite 33) geht sie nach
rechts, kramt in dem Kripplein herum, während Cavaradossi links auf der
Bierbank sitzend, sich durch Toscas Schnellhefter blättert.
Zum
Heut Abend sing' ich
kehrt sie zu ihm nach links zurück und weist mit dem Schnellhefter, den
sie ihm wieder abgenommen hat, nach hinten zu dem Vierstufenpodest.
Für das nun kommende
Von unserm Häuschen mit mir sollst Du träumen
sitzen beide auf der
Bierbank.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Sie holt irgendwas aus
ihrem Rucksackerl, zeigt es ihm (vielleicht was sie eingekauft hat und
abends zum Essen gibt), was hier aber kaum zum Text
Erfülle ganz, du holde Nacht,
Die trunkne Seele
passt.
Von hinten links kommen welche, die sich - auch hinten links - am
Vierstufenpodest zu schaffen machen, Cavaradossi geht nach rechts ans
Kripplein. Er meint ja nun weiterarbeiten zu müssen.
Tosca schaut beim Nachhintengehen auf die Holzschnitzfigur und fragt
Wen stellt jene blonde Dame da vor?
Er redet sich raus und behauptet, das sei die Maddalena.
Sie glaubt ihm nicht und stellt fest
Die Attavanti!
Sie stören die Augen, wie er die geschnitzt und gemalt hat.
Er beruhigt sie und singt
Mit Deinen Augen kann, den wundersamen,
Kein andres Auge je sich messen.
Sie setzen sich an den Rand des Krippleins, sie legt ihren Kopf in
seinen Schoß.
Das Ganze endet in einer heftigen Umarmung mit ihrer Vorgabe
Doch mal ihr schwarze Augen!
Sie greift selber zum Pinsel, malt auf der Holzschnitzfigur herum, er
nimmt ihr mit einer heftigen Gebärde den Pinsel ab, schubst sie nach
links weg, sie packt den Schnellhefter in ihren Rucksack und geht nach
links hinten ab.
Cavaradossi räumt das Kripplein auf, das in der Szene mit Tosca am Rande
dessen in Unordnung geraten ist.
Da! Auftritt Angelotti von links aus den Torbögen.
Er muss weg, denn schon wird aus dem Schnürboden die Zweizimmerwohnung
mitsamt dem Wasserstoffsuperoxid blondierten Scarpia, heruntergelassen.
Der, im Unterhemd, schickt eine ‘Blondirne‘ weg, lässt sich von dem
Uniformierten das Priestergewand anziehen.
Hinter sich wieder der eingeschaltete TV-Monitor mit dem Balkendiagramm,
wonach noch immer die Lage für Napoleon schlecht ist und er eine
Schlacht verloren hat.
Zeitpunkt der Szene also gegen Mittag am 14. Juni 1800.
Unten gibt Cavaradossi dem Angelotti Hinweise, wie und wo er sich
verstecken kann.
Da, ein Schuss!
Oben begibt sich der blondierte Priester-Scarpia zügig nach rechts, der
Uniformierte folgt ihm, der Steg mit der Zwei-Zimmer-Wohnung wird
hochgefahren.
Unten, Angelotti nach hinten links ab, Cavaradossi nach kurzem Verweilen
am Kripplein links im Laufschritt hinterher.
Von rechts vorne der Mesner
Die frohesten Neuigkeiten, Euer Gnaden!
Bonaparte habe die Schlacht verloren, die Royalisten unter General Melas
hätten gesiegt.
Die Bühne füllt sich mit rangelnden Kindern, die mit einem
zurückgebliebenen Schulranzen Fußball spielen, und sich dann auf dem
Vier-Stufen-Podest aufstellen.
Von hinten aus der Mitte stürzt Scarpia, der
Wasserstoffsuperoxid-blondierte Priester, herein, die Menge teilt sich.
Er schickt alle weg. Der Uniformierte ist mit ihm gekommen und jetzt
stellt sich heraus, dass es der Spoletta ist, der "jeden Winkel"
durchsuchen soll, um Angelotti zu finden.
Dem Mesner wird mitgeteilt, dass
ein großer Staatsverbrecher aus der Engelsburg
entflohen ist
und dass es ein Fehler war,
gleich Alarm zu feuern.
Der Gauner konnte schnell noch flüchten
In der Kappelle findet man nur noch einen leeren Korb, in dem sich
Esswaren befanden. Außerdem einen Fächer, auf dem Scarpia das Wappen der
Attavanti erkennt und nun folgert, dass ihr Bruder Angelotti hier noch
irgendwo sein muss.
Der Mesner kümmert sich um den zurückgebliebenen Schulranzen des Kindes,
während Scarpia rechts das Tuch, das die Holzschnitzarbeit des
Cavaradossi bedeckt, runterzieht und fragt
Wer malte diese Heilige?
Von Gemälde kann hier nun keine Rede sein, schließlich handelt es sich
hier bei Mario Cavaradossi um einen Holzschnitzer.
Jago verstand den Handel ...
Hier thuts der Fächer!
Auftritt Tosca von links hinten.
Irgendwelche Adlaten bleiben dort stehen und beobachten die
Zusammenkunft Tosca / Scarpia.
Der winkt Spoletta heran, der ihm den Fächer aushändigt, den er Tosca
zeigt.
Ist das vielleicht ein Malgerät?
Sie erkennt das Wappen.
Wieder mal die Attavanti, die ihr in die Quere kommt?
Scarpia ist es gelungen, Zweifel zu erregen.
Er holt Hocker herbei, beide sitzen sich gegenüber.
Geh, Tosca! In deinem Herzen nistet Scarpia.
Volk füllt die Bühne, von allen Seiten strömen sie herbei, betrachten
das Kripplein und warten.
Die Zwei-Zimmer-Wohnung wird auf halbe Höhe heruntergefahren. Scarpia am
Schreibtisch gibt Anweisungen ans Personal.
Drei Häscher ... mit einem Wagen ... Eilig ...
Er schaltet den TV-Monitor ein, auf dem nun Szenen mit Tosca als
Sängerin gezeigt werden.
Unten, auf der Bühne, wird das Kripplein nach rechts gerollt, um Platz
für den Chor zu schaffen.
Während des
Doppelte Beute
jagd mir mein Falk
geht Scarpia oben links in die Kammer, öffnet dort einen Koffer und holt
Bilder von Tosca heraus, drapiert damit rumstehende Möbel, kniet auf den
Boden, reißt sich das Priestergewand auf, zieht ein blaues Gewand aus
dem Koffer und mit dem
Tosca, Dein Reiz macht
dass ich Gott vergesse!
lässt er sich zu Boden fallen, man sieht ihn mit dem Gewand hantieren
und das Licht in der Kammer erlischt.
Black out.
Blendscheinwerfer am Rand des Grabens an.
Ende des ersten Aktes und Pause.
Zweiter Akt
Die Bühne zeigt die Zwei-Zimmer-Wohnung Scarpias. Eine kleine
Gesellschaft, bestehend aus einer blonden Frau, einem Mann ihr zur Seite
und links vor Kopf sitzt ... Cavaradossi.
Wie und warum der hierher kommt -
"Niemand kann es sagen!"
Schon während des kurzen Vorspiels (Ricordi KA Seite 118) doziert
Scarpia stumm und spricht dann über sein Thema
Fliege, du Falke!
Und meine gut dressierten Hunde bringen
wohl bald die Beute zu mir!
Er fetzt dem
Cavaradossi ein Papier, das der vom Tisch nahm und der es auf seiner
Schulter festgehalten hatte, weg und reicht es mit
Gib ihr lieber das Billet hier ...
der langhaarigen Blonden. Eigentlich müsst er den Wisch an Sciarrone
geben, aber vielleicht war der gerade nicht zur Stelle, so geht die
Frau, die nicht hierher gehört, damit nach rechts ab.
Dann schreit er dem Cavaradossi das
Ja, die Liebe zu Mario
In meine Arme treibt sie sie!
und den nachfolgenden Text ins Ohr.
Spoletta tritt von rechts auf und liest von einem Zettel das
Eilig verfolgten wir die Spur der Dame
ab.
Scarpia nimmt Spoletta den Zettel weg, schaltet den TV-Monitor ein -
Szene mit Chor wird gezeigt - und setzt sich auf die Schreibtischkante.
Spoletta nach rechts ab.
Dafür kommen irgendwelche Leute mit Gerätschaften, die man nicht
zuordnen kann, von rechts, wimmeln planlos herum und stören.
Cavaradossi wird genötigt, sich hinzusetzen. Man will wohl eine
fotografische Aufnahme von ihm machen.
Was soll der Schmarrn?
Da, Auftritt Tosca in großer Robe von rechts (von links geht ja nicht,
da ist ja die ’Rumpel’-Kammer vom Scarpia).
Scarpia legt seinen Arm um Cavaradossi und meint höhnisch das
Wir plaudern hier als gute Freunde
Dann schiebt er ihn links in die ’Rumpel’-Kammer ab. Spoletta
geht auch da rein.
(Da liegt noch immer alles rum, was er aus dem Koffer im ersten Akt
genommen hat)
Nach rechts zieht sich der eine Typ mit den technischen Gerätschaften
zurück.
Man ergeht sich etwas
in Scarpias Büro, bewegt sich auf und nieder und wartet.
Tosca legt den Umhang ab.
Screenshot Nds.
Staatstheater Hannover GmbH
Sie bekommt von Scarpia
ein Glas mit einer Flüssigkeit angeboten, sie nimmt es auch.
Scarpia setzt sich auf die Tischkante, richtet seinen Priesterrock, das
er schön in geordneten Falten falle.
Tosca setzt sich, blättert in einem Journal.
Scarpia steht auf, gibt durch die geschlossene Tür zum Kammerl
Anweisungen, nimmt Tosca das Journal weg, blättert selber darin und
tigert im Raum auf und ab.
Tosca ganz lässig das Gespräch führend, zeigt nicht, dass hier
eigentlich Aufregung bei ihr herrschen müsste, denn immerhin geht es ja
hier nach den Vorgaben der Autoren um eine Folterszene, während der
Cavaradossi leidet.
Und um die Frage:
Wo ist Angelotti?
Sie nimmt Scarpia das Journal wieder weg, so dass der nun die Hände frei
hat, um ganz sachte an die Tür zur Kammer zu klopfen.
Da plötzlich schreit Cavaradossi drinnen, als habe er nur auf das sanfte
Klopfen von Scarpia gewartet.
Man sieht, dass in der Kammer der Cavaradossi immer nur schreit, wenn
einer ihm dort ein Zeichen gibt.
Es geschieht ihm also garnichts, es soll wohl nur Tosca getriezt werden.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Eine Folter, die nur eine und nicht einen bzw. beide betrifft?
Der Regieeinfall endet hier mit Toscas
Im Brunnen ... hintern Hause ...
Cavaradossi wird aus dem Kammerl links nach rechts in das 'Wohnbüro' des
Scarpia gestoßen. Er lehnt an der Wand, spielt den Gequälten.
Scarpia wiederholt Toscas Aussage
Im Brunnen bei der Villa ... geh, Spoletta
Das macht Spoletta nun nicht, er geht nicht, sondern er kommt aus der
Kammer links mit dem Sciarrone, der schaltet den Monitor ein, auf dem
erscheint das Balkendiagramm mit der Grafik, dass Napoleon nun vorne
liegt, Melas abgeschlagen ist.
Also haben die Republikaner gesiegt und Cavaradossi bejubelt das mit
seinem
Victoria! Victoria!
das er allerdings abgedrängt von Sciarrone und Spoletta in dem
Kammerl singen muss.
Tosca steht an der Tür zur Kammer und fordert
Mario, schweige,
Du dienst Dir schlecht!
Scarpia geht vom Esstisch rüber zum Schreibtisch, dort raucht er
eine.
Tosca setzt sich an den Schreibtisch und fragt mit dem
Quanto
nach dem Kaufpreis, den sie für Cavaradossis Freilassung zahlen
muss.
Dann Scarpias
Hörst Du jene Trommeln?
Zum
Dort zimmern sie den Galgen schon
schaukelt er Toscas weißen Umhang herum, als baumle ein Aufgehängter
in der Luft, dann lässt er das Kleidungsstück in den Bühnenstaub fallen.
Hierauf Toscas
Nur der Schönheit, weiht' ich mein Leben
Aufrecht steht sie da, singt, während Scarpia in die Kammer links geht,
und sich dort herumliegende Requisiten betrachtet.
Jetzt und hier nun entspricht die Aktion auf der Bühne dem, was die
Autoren als Regieanweisung vorgegeben haben
Sie wirft
sich vor ihm nieder
Tosca kniet auf dem Boden, was Scarpia wohl garnicht wahrhaben und sehen
will, denn er dreht sich nach hinten zur Wand.
Dann kniet er sich zu ihr, setzt ihr körperlich zu - da klopft es.
Spoletta kommt von rechts und verkündet:
Eurer Gnaden, Angelotti
Hat eben selber sich getödtet.
Tosca erhebt sich mit Scarpias Hilfe vom Boden, sie küsst ihn,
er meint lakonisch auf italienisch
"Ebbene",
was auf deutsch heißt:
"Na, also!"
Nun kommt die Anweisung an Spoletta, Cavaradossi solle - wie bei
Palmieri - hingerichtet werden.
Der hört den Befehl und geht nach rechts ab.
Tosca lehnt sich an den Esstisch und kramt auf dem herum, während sich
Scarpia ihr von links nähert.
Scarpia legt das Priestergewand ab und dann steht er da im schwarzen
ärmellosen Unterhemd und schwarzen Leggins.
Sie fragt nach dem Passierschein und gibt als Route die kürzeste vor.
Die über Civitavecchia.
Scarpia nimmt das Priestergewand, zieht es Tosca an und holt vom
Schreibtisch eine Schultasche, die er Tosca über das Priestergewand
zieht, stellt das Reisedokument an seinem Schreibtisch aus. Dann geht er
nach rechts auf Tosca zu, legt sie über den Tisch und will ihr unter den
Rock fassen und bei seinem
Tosca, finalmente mia!
dreht sie sich um und sticht zu
Ja, diesen Kuss gab Tosca Dir!
Sie ringen miteinander.
Tosca:
Kannst Du noch hören? Rede, sieh mich an,
Mich, deine Tosca! Du, mein Scarpia!
Da hast Du nun Dein
Stündchen!
Er lässt sich zu Boden fallen.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Sie rutscht zu Boden,
kriecht zu Scarpia, küsst ihn.
Nach dem
Vor dem da zitterte einst das ganze Rom!
steht sie auf, legt die Schultasche ab und auf den Tisch, holt ihr
Kleid, will es anziehen, besinnt sich und legt es über Scarpias Leiche.
Will aus der Schultasche den Passierschein nehmen, statt dessen hält sie
eine DVD in der Hand, mit der sie den Player am TV-Monitor in Gang
setzt.
Und plötzlich -
unmittelbarer Übergang in den 3. Akt.
Gezeigt wird auf dem Monitor ein Portrait des Scarpia.
Tosca will nach rechts ab, kehrt zurück, schaut auf den Monitor, dann
auf die zugedeckte Leiche, sie öffnet ein Element in der Rückwand, der
Steg, das Podium, die Zwei-Zimmer-Wohnung fährt in eine halbhohe
Stellung, so, dass man den Monitor mit den Scarpia-Szenen und darunter
die Bühne leer bis auf eine Bierbank und einen Hocker sehen kann.
Das
Ach, meine Seufzer
erklingt.
Ein Priester steht an der Bierbank, neben einem Kind, hantiert an dessen
Schultasche herum, legt sie ihm um.
Aus dem Schnürboden wird eine Glocke heruntergelassen, von rechts kommt
einer und schlägt sie an der von Puccini vorgegebenen Stelle, Ricordi KA
Seite 227.
Ein Blonder, so wie Scarpia, setzt sich auf die Bierbank, ein anderer
tritt dazu, der Steg fährt herunter.
Tosca steht vor dem Monitor und schaut dem stummen Gemime von Scarpia in
dem TV-Spot zu.
Dann geht sie nach links in die Kammer.
Blendscheinwerfer auf der rechten Seite.
Links in der Kammer sieht man Tosca herumkramen.
Blendscheinwerfer aus, Licht links in der Kammer aus, Licht rechts im
Wohnbüro an.
Am Esstisch sitzen rechts vor Kopf Scarpia, ihm gegenüber Cavaradossi,
an der rückwärtigen Längsseite die blonde Langmähnige und links neben
ihr ein Typ.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Scarpia schenkt sich irgendwas ein, trinkt, redet auf die anderen ein,
geht um den Tisch herum, schenkt wieder ein und stellt ein Glas zu
Cavaradossi und singt die Phrase, die eigentlich der Schließer von sich
zu geben hat:
Mario Cavaradossi? A voi.
und die in der deutschen Übersetzung heißt:
Mario Cavaradossi? Unterschreibt.
Auch das
Noch eine Stunde.
Ein Priester wartet, wenn zu beichten ihr verlangt!
singt Scarpia.
Cavaradossi hat nach Vorgabe der Autoren einen Ring zur Hand zu haben,
den er dem Schließer verspricht, wenn er die innigsten Grüße an Tosca
überbringt.
Nichts davon ist in Hannover der Fall.
Stattdessen geht Scarpia zu seinem Schreibtisch nach links, nimmt ein
Papier, gibt es Cavaradossi und tönt das
Scrivete!
des Schließers, setzt sich wieder auf seinen Platz am
Kopfende des Tisches und wartet, bis das schöne Cello-Zwischenspiel -
dolcissimo, espressivo - verklungen ist und Cavaradossi das
Und es blitzten die Sterne
gesungen hat.
Dann geht Scarpia rüber nach links und schüttelt Cavaradossi die Hand.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Blendscheinwerfer an. (Ricordi KA Seite 238/239)
Links die Kammer beleuchtet, rechts die Wohnstube dunkel.
Dann Blendscheinwerfer aus, rechts Licht an.
Tosca kommt aus der Kammer nach rechts in Scarpias Wohnbüro, zieht ihren
Mantel von der Leiche und da liegt
C a v a r a d o s s i,
sie gibt ihm die Hand, hilft ihm so beim Aufstehen für sein
Ha! Geleit für Floria Tosca
Woher weiß er das?
Sie ist der Regieanweisung
nicht
gefolgt, nach der sie ihm den Passierschein zeigt.
Also, woher soll er das wissen, dass sie und der Herr 'welcher sie
begleitet' frei sind?
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Während ihres
Meine Liebe verlangt' er als Preis
mit Bezug auf des Scarpias Verhalten ihr gegenüber, hebt sie ihren
Umhang vom Boden auf, während Cavaradossi sich eine raucht.
Dann hilft er ihr die Schultasche anzuziehen und sie zeigt ihm wie
Scarpia sie über den Tisch zog und sie ihn daraufhin erstach.
Das
Die zarten Hände, ach die weißen kleinen
singt Cavaradossi kniend und dann auch vor ihr liegend.
Während ihres
Wisse, die Stund' ist nah.
Geld und Juwelen trag ich im Beutel hier, ein Wagen wartet
öffnet Cavaradossi ein Schiebeteil in der Rückwand und schleppt
übermannsgroße Krippenfiguren in Scarpias Wohnbüro und stellt sie um
Tosca herum, die auf dem Boden kniet, auf.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Für das
Nur deinetwegen wollt' ich noch nicht sterben
schnipst er mit der rechten Hand in die Luft und schon 'erblaut' die
Szene.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Er legt ein Schaffell
oder einen Flokati-Teppich vorne an die Rampe und beide nehmen Platz,
sie legt den Kopf in seinen Schoß.
Dann bei dem
Leuchtet ihr Strahl
schmeißen beide die eben aufgestellten Statuen, wohl seine
Holzschnitzarbeiten, um.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Irgendeiner schaltet von Ferne, ganz von Ferne, den Monitor ein und es
folgt das
Zeit ist's
eigentlich vom Schließer gesungen.
In Hannover von irgend wem, von irgend woher .
Keiner weiß es - vor allem das von der Theaterleitung an der Nase
herumgeführte Publikum nicht.
Wahllos diese eingerichtete Szene.
Zum jetzt kommenden
Nur keine Sorge! Im Moment gleich will
ich fallen, und zwar sehr natürlich
legt sich
Cavaradossi schon mal auf den Boden neben die umgestoßenen Figuren.
Bei Toscas
Jetzt lache nicht!
So recht!
und nach ihrem
Endlich! Sie heben die Waffen …
Wie schön er ist, mein Mario
folgt nun auf Seite 264 KA Ricordi eine mit einen Stern
ausgewiesene Gewehrsalve.
Diese unterbleibt in Hannover.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Dafür Blendscheinwerfer an.
Links in der Kammer ist Licht.
Tosca sucht dort herum in den liegengebliebenen Requisiten.
Blendscheinwerfer aus, Licht rechts in Scarpias Wohnbüro an.
Tosca kniet sich neben etwas, was da am Boden liegt.
Sie zieht das Tuch weg und findet ----
S c a r p i a wie in der Schlussszene zweiter Akt liegen.
Sie nimmt ihn in ihre Arme, schmust ihn --- dann
Scarrione von links, Spoletta von rechts
Sie haben Scarpia erstochen
Von links kommt noch die langhaarige Blonde dazu, Spoletta setzt sich
rechts an den Tisch und er hört Toscas
O Scarpia! Uns richte Gott!
wobei sie dessen Leiche - wie bei einer Pietà - im Arm haltend,
hudelt und knudelt und sich neben ihm auf den Boden legt.
Der Steg mit Scarpias Wohnbüro fährt hoch.
Unten, links auf der Bühne das Kripplein.
Am Rand dessen sitzt
völlig unversehrt Ca v a r a d o s s i.
Er bleibt in Hannover übrig und am Leben und wird wohl in Bälde in
Oberammergau eine Holzschnitzer-Werkstatt eröffnen.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Blendscheinwerfer ins Publikum.
Das Stück ist aus.
Fazit:
Wollte doch Puccini - nach Meinung der Hannover'schen Frau
Chefdramaturgin-Oper - mit diesem Werk das Publikum erschrecken,
schockieren.
Mit dem oben beschriebenen Regiekonzept und dessen Umsetzung in die
jetzige Inszenierung ist es der Nds. Staatstheater Hannover GmbH
tatsächlich gelungen, Angst und Schrecken beim Publikum zu verbreiten,
sind denn Details derart an den Haaren herbeigezogen, dass die
Produktion vor Ungereimtheiten in Gänze nur so strotzt, die das Publikum
zwangsläufig erschaudern lässt.
Ist der erste Akt
als theatralischer Ablauf noch zu ertragen, so beinhalten zweiter und
dritter Akt derart hanebüchene Sinnlosigkeiten, dass sich zwangsläufig
die Frage stellt, kennen die leitenden Damen - und derer gibt es ja nun
viele bei der Nds. Staatstheater Hannover GmbH - das Stück nicht oder
ist ihnen gleich, ob Steuergelder mit irgendwelchen Lächerlichkeiten am
Stück und am Bildungsauftrag vorbei, vergeudet werden.
Die Damen wollen bitte nicht mit 'Interpretation' argumentieren und auch
nicht in das mittlerweile abgedroschene 'Freiheit der Kunst' fliehen!
Wenn man ein Werk in die Abgründe der Kirchen und Vereine - auch in
Sportvereinen, bei Hilfswerken gibt es sexuelle Übergriffe -
transportieren will, muss man sich mit Details beschäftigen.
Dem Mesner, der ja das Grundübel darstellen soll, ist nichts
vorzuwerfen, wenn er dem Kind mal über den Kopf streicht, das Haar
kämmt, den Schulranzen mit seinem Inhalt ordnet.
Offensichtlich kennt die Hannover'sche Frau Chefdramaturgin-Oper die
Vorgänge am Canisius-Kolleg, im Kloster Ettal, bei den Domspatzen oder
die Ereignisse im Bistum Regensburg unter Bischof Ludwig Müller nicht?
Wüsste sie darum und wollte sie das Publikum wirklich schockieren, sähe
wohl die Basis für eine Fehlentwicklung Scarpias anders aus, als mit den
gezeigten lächerlichen Selbstverständlichkeiten im Verhalten des
Mesners.
Das ganze Stück wird zudem - durch Zeigen moderner technischer Geräte
wie Fotoapparat und TV-Monitor mit der Einblendung der militärischen
Lage am 14. Juni 1800 - verfälscht dargestellt.
Das Schlimme daran ist, dass ein heutiges Publikum nur noch zur
Unterhaltung ins Theater geht, nicht jedoch um den eigenen
Bildungshorizont bestätigt zu sehen. Deswegen kann das Theater mit
möglichst viel 'Remmi-Demmi' (siehe auch Halevys: 'Die Jüdin' in
Hannover) noch Erfolg in Bezug auf Auslastung haben.
Der Kenner aber wendet sich mit Grausen, geht nicht mehr hin und wählt
extrem.
Und die politische Mitte wundert sich!
Ergo:
Thema verfehlt!
Lob
zu spenden ist dem Orchester, dem Chor und der Technik, die in
Windeseile Umbauten unter erschwerten Bedingungen wie extremem Druck –
(„ihr habt drei Takte Zeit“) – zu bewerkstelligen hat.
|
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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