17.10.2003
Bemerkungen eines voll zahlenden Zuschauers zur szenischen
Umsetzung von:
Ralph Benatzky
'Im weißen Rössl'
Theater Regensburg
'Zu Roß ! Daß ich dich rette!'
...das gälte besonders auch für das
Musiktheater in Regensburg, um es zu retten.
Wenn dieses Ross nur nicht so lahmte.
Wolfgang Dosch, ein ehemaliger Buffo als Regisseur müsste doch wissen
wie es geht. Tempo, dem Stück entsprechend und zumal noch als Musical
aufgezogen, hatte fast nur der Ablauf der inszenierten Applausordnung.
Und dennoch: 'Rösselwirtin'
Katharina Leitgeb - als
'holde Maid,
jauchzend kommt sie daher', singt und spielt sich in Operettenseeligkeit.
Nebenbei ist sie im Theater Regensburg auch noch 'Mimi' oder 'Musetta',
die 'Carlos-Elisabeth'. Crossover wird das genannt. Jeder ist jetzt
alles.
Der seriöse Bass 'Sarastro' und 'Großinquisitor' hüpft dann als
'Sigismund' herum und 'Don Carlos', 'Tamino' und 'Rodolfo' ist auch der
'Leopold' und
Michael Suttner singt ihn
- wie er strahlt.
Elvira Soukop, die 'Ottilie' singt schön wie sie ist. Ilona Vöckel als 'Klärchen',
Soubrette wie sie sein soll.
Christiana Knaus-Waldmann, wieder im Solo,
als 'Holdrio-Kathi'.
Stefan Rüh, der Piccolo, ein 'Grasaff' wie er im
Buche steht.
Victor Schiering, mit der merkwürdigen Technik, die auch so klingt, als
'Dr. Siedler'.
Derb der 'Jiesecke' von
Thomas Beyer
- "... doch da müssen Sie mal Ahlbeck
sehn!"
'Der Kaiser' von
Berthold Gronwald - ohne die erwarteten Extempores,
die seinerzeit 'Eine Nacht in Venedig' so enorm aufhübschten. Die
kommen hoffentlich als Würze, wenn der Regisseur abgereist ist. Es fehlt
einfach etwas, wenn Herr Gronwald nur beim vorgegebenen Text bleibt.
Heinz Müller, ausgeborgt vom Schauspiel, der schüchterne, aber
Schmetterlinge mordende 'Dr. Hinzelmann'. 'Sigsimund' ist
Brent Damkier,
später eben alternierend mit
Michael Doumas, dem 'Sarastro'.
Die Bühne beim 'Rössl' wie auf dem Oktoberfest. Wären nicht Chor und
Ballett, diese Schießbude belebend.
Und ganz außergewöhnlich: Was muss da für eine Stimmung aus dem Graben
auf die Bühne kommen, sieht man Georgios Vranos lachend dirigieren.
Was sagt der Zuschauer zu dieser 'Vielfalt' bei der Besetzung der
Rollen?
Theatermacher in Utzbach?
Oder soll des Publikums Leidensfähigkeit ausgetestet werden?
Den Sängern, die wollen alles machen, schadet es, wenn ein guter
Intendant ihnen nicht bremsend gegenübertritt. Aber hier wir noch
Vorschub geleistet. Jeder wird für alles verbraucht.
Wenn der Zuschauer Glück und der Sänger Pech hat, wird auch noch der
Italienische oder Kavalier-Bariton als Wurzen 'Kaiser Franz Joseph' über
die Bühne schlurfen.
Kann das Niveau im Musiktheater Regensburg noch tiefer abgesenkt werden?
Wenn kein Geld da ist, müsste der Spielplan eben eingeschränkt werden.
Und wenn die Stücke dann gut gemacht sind, strömt auch das Publikum.
Was nutzt es, den Ehrgeiz zu haben, große Oper und klassische Operette
machen zu wollen, wenn die Partien aus eigenem Ensemble nicht mehr
fachgerecht besetzt werden können. Stückverträge sind die Konsequenz.
Hier ist wirklich die Stadt gefordert. Ein Haus, nur mal so mit
minimalen Mitteln bespielt, schadet ihr - der Stadt - selbst schon kurzfristig.
In der Vor-Ernö-Weil-Zeit ging mit eigenen Kräften z.B. 'Otello',
'Peter Grimes', 'Hoffmann', ging 'Onegin', ging sogar 'Tannhäuser' mit
einem Gast, 'Tiefland' dann mit zwei Gästen - das musste schon nicht
sein.
Und was sollten die 'Hugenotten' - nochmal, weil der GMD sie in
FRA nachdirigieren durfte?
Oder 'Loreley' - Kulturauftrag hin -
Kulturauftrag her.
Das 'Rössl' muss im Velodrom gespielt werden, weil man von allen Sitzen
etwas sehen kann, im renovierten Theater am Bismarckplatz können laut
Intendant nur 450 Besucher am Spiel teilhaben. Bei offiziell 538 Plätzen
!!!
(Dieter Hansing)
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