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... am 07. Juli 1860
geboren
Bevor Mahler nach Wien ging, war es dort mit der Hofoper schlecht
bestellt. Jeder lebte nach seiner Bequemlichkeit und eine das
Unternehmen gefährdende Disziplinlosigkeit riss ein.
Da berief man Mahler, als Opern-Chef in Hamburg und als harter Arbeiter
bekannt.
Seine Kontakte zu den damals maßgeblichen Produzierenden und
Reproduzierenden von Musik und Szene, formten ihn.
Hans von Bülow, Richard Strauss, Bruno Walter, Felix Mottl, Hans
Richter - und gelegentliche besondere Kontakte zu Rosa Papier oder
Anna von Mildenburg, er kannte sie schon von Hamburg - und dann Alma,
die seine Ehefrau wurde.
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Sein Vater - Besitzer einer kleinen Schnapsbrennerei und
Gastwirtschaft in Kalist, einer Kleinstadt in Mähren,
profitierte vom 'Oktoberdiplom', mit dem Kaiser Franz Josef 1860
den Juden innerhalb seines Reiches Freiheiten einräumte, wonach
sie sich auch in anderen als den jüdischen Gettos in Teilen des
Landes niederlassen durften. So ging Gustav in Iglau zur Schule
und studierte dann in Wien.
Das Streben nach besseren Aufstiegschancen, das unbeirrbare
Verfolgen eines Planes, in eine höhere kulturelle Schicht
aufzusteigen, war ihm besonders eigen.
Dies wirkte sich auch bei der Leitung der Wiener Hofoper aus -
Mahler strebte nach immer höheren Idealen. Einheit von Gesang
und Darstellung war ihm wichtiger als die damals übliche
Bühnendekoration, bis er mit Alfred Roller zusammenkam, der ihm
die Szenerie schuf, die zu Musik und Text, eben der vorgebenen
Handlung, passte.
Bei ihm liefen alle Fäden einer Produktion zusammen. Er war
Einstudierender, er war Dirigent, er war Regisseur - als
Gesamtkünstler lieferte sein Produkt ab wie er es sich
vorstellte.
Nur machte er diese Rechnung ohne die Wiener im Zuschauerraum.
Man war etwas gewohnt und wollte es nicht aufgeben - Tradition,
die Mahler als Schlamperei bezeichnete. Außerdem hätte es ja
Arbeit bedeutet, der wollte man im Graben entgehen.
Er verzehrte sich an seinem eigenen Feuer, er machte seiner
Umgebung das Leben zur Hölle und war so bei den Mitarbeitern
binnen kürzester Zeit der bestgehasste Mann.
Die Ergebnisse seiner Leistungen aber waren überwältigend - jede
Produktion unter seiner Leitung wurde zum Ereignis, diese
grandiosen Erfolge ließen ihn taub werden gegenüber dem Geschrei
in seiner Umgebung.
'Nebenbei' komponierte er noch 10 nummerierte Symphonien, dazu
noch 'Das Lied von der Erde' und die 'Nordische Symphonie' aus
dem Jahr 1882.
Hinzu kamen drei Opern und Lieder, die heute zum
Sänger-Repertoire gehören.
Zehn Jahre hielt er in Wien durch - die musikalisch glanzvollste
Zeit der Hofoper.
Dann musste er aufgeben, wählte New York, dirigierte an der Met
und kam als todkranker Mann nach Österreich zurück.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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