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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Lagebesprechung in Winniza


   ... am 8. März 1943

Bei der Besprechung im ukrainischen Winniza ergab sich für Goebels keine Gelegenheit mit Hitler über die Reaktivierung des Ministerrats unter Göring an Stelle des Dreiergremiums Bormann, Lammers, Keitel zu sprechen.

Der 'Führer' habe eine 'Granatenwut' über die verantwortungslose Umgebung des Reichsmarschalls, die das 'Reich' in eine so außerordentlich schwierige Situation brachte. Mit den Maßnahmen, die Göring selber gegen diese Schieflage brachte, sei er durchaus unzufrieden. Das völlige Versagen der Luftwaffe geriet so in direkten Zusammenhang mit dem Prestige Görings bei Hitler zu der Zeit. Damit war es unmöglich, den Plan, den Goebbels vortragen wollte, zur Sprache zu bringen, was ja ein positives Herausstellen von Göring zur Folge hätte haben sollen.

Bei der Luftwaffenfertigung sei ohne überzeugende Erfolge zuviel experimentiert worden.
Reichsmarschall Göring wolle immer nur die angenehmen Seiten sehen, deshalb verschweige ihm seine Umgebung das Unangenehme. Das gelte nicht nur für die Luftwaffe, sondern auch für die Schäden, die von den Engländern bei ihren Luftangriffen in Deutschland angerichtet wurden.

Der Luftkrieg könne unter keinen Umständen weiter so 'dahinschlittern' wie bisher. Übertrüge man diese jetzige Situation auf die nächsten sechs Monate, stünde man in vielen Städten vor einem Trümmerhaufen.

An dem Abend wurde ein schwerer Luftangriff auf Nürnberg gemeldet. General Bodenschatz - gerade aus Rom zurückgekehrt - wurde einbestellt. Ihm wurden die schwersten Vorhaltungen wegen des Luftkrieges gemacht
 

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Über den Einsatz der Truppen aus den Achsenmächten sei der 'Führer' außerordentlich erbost.
Bei den Italienern frage man sich, warum die sich überhaupt an diesem Krieg beteiligten.
Weder für die Ostfront, noch für Nordafrika, noch für für den U-Boot-Krieg eigneten sie sich.

Ribbentrop war in Rom, um diese Dinge zu besprechen. Der Duce wolle jetzt in jeder Hinsicht durchgreifen - politisch wie auch militärisch.
So wolle er aus innenpolitischen Gründen Tunis unbedingt halten.
Hitler zweifelte, denn Mussolini habe garnicht so viel Macht, wie es scheine. Die Aristokratie und der Hof des Königs von Italien konterkarierten jedes Vorgehen.
Ob er sich letztendlich durchsetzen könne, bleibe dahingestellt.

Was solle aus dem Faschismus werden, wenn Tunesien als letztes Bollwerk in Nordafrika aus übergeordneten Gründen - nach dem Verlust von Libyen und den Gebieten bis hin nahe zum Nil - aufgegeben werden müsse?
Das Afrika-Korps war zwischen den von Westen heranziehenden amerikanischen Truppen unter General Eisenhower und denen von Osten kommenden britischen Kräften unter General  Montgomery geradezu eingeklemmt. Einen Rückzug und ein Absetzen der restlichen Soldaten der Achsenmächte von Tunesien nach Sizilien hatte Hitler verboten.
 

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Nicht erörtert, zumindest nicht in frei zugängigen Dokumenten festgehalten, wurde, ob die Abberufung von Erwin Rommel zur Sprache kam.

Am 23. Februar 1943 hatte ihn der 'Führer' zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Afrika ernannt. Als die Niederlage der deutschen Truppen auch in Tunesien abzusehen war, verließ Rommel am 6. März 1943 das Land und flog nach Deutschland in Erholungsurlaub. Hitler wollte, dass er sich 'grundüberholen' lassen solle.

Der von der deutschen Bevölkerung verehrte Rommel, der vom NS-Regime gezielt als Propagandafigur eingesetzt wurde, sollte nicht mit der Niederlage in Verbindung gebracht werden.

Am 13. Mai 1943 kapitulierte sein Nachfolger - Generaloberst Hans-Jürgen von Arnim - und kam mit 150.000 deutschen Kameraden und etwa 125.000 Italienern in Kriegsgefangenschaft.

Nach Stalingrad gingen 'nur' 110.000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen in russische Gefangenschaft. Von diesen kehrten nach mehr als 10 Jahren nur 6.000 Mann zurück.

Am 27. Februar 1943 hatte man nach Stalingrad in Berlin die Forderung aufgestellt, die Mannschaften zu verstärken. Ausgegangen wurde von 800.000 Mann, die aus der Bevölkerung abgezogen werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt waren aber nur 470.000 Mann abziehbar, da sich Wehrmachtsdienststellen weigerten, Personal freizustellen.
Auch Speer mit seiner Rüstungsindustrie gab vor, sich nicht in der Lage zu sehen, Personal abzugeben.

Goebbels - als Verfechter des 'totalen Krieges' - drängte darauf, unter allen Umständen an der Zahl von 800.000 Mann festzuhalten.
"Koste es, was es wolle!"
 

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Stalingrad und Nordafrika gingen wegen schleppender bzw. gar nicht zustande kommender Nachschübe von Material und Menschen verloren.
Das Mittelmeer hatten die Alliierten von Gibraltar bis Suez mit Flugzeugen und U-Booten fest im Griff. Der Nachschub für das Afrika-Korps ging verloren.

Stalingrad konnte bei den Wetterbedingungen und  Bodenverhältnissen im Winter 1942 / 1943 aus der Luft nicht versorgt werden. Die Distanzen waren zu groß. Die Transportflugzeuge konnten den Treibstoff nicht ausfliegen, da Nachtanken am Zielort nicht möglich war, mussten also mit halb vollen Tanks den Rückflug antreten. Die Zuladung mit Verwundeten musste begrenzt werden.
Göring hatte den Mund zu voll genommen. Er hatte ja Hitler versprochen, Stalingrad aus der Luft zu versorgen.

 
Die vom Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring versprochene Lieferung des erforderlichen Tagesbedarfes der Armee von mindestens 500 Tonnen Versorgungsgütern wurde nie gewährleistet.
Die höchste Tagesleistung von 289 Tonnen Gütern konnte mit 154 Flugzeugen am 19. Dezember 1942 bei guten Wetterbedingungen erzielt werden.

In der ersten Woche ab dem 23. November 1942 wurden mit durchschnittlich 30 Flügen pro Tag nur insgesamt 350 Tonnen Frachtgut eingeflogen, davon waren 14 Tonnen Proviant für die 275.000 Mann im Kessel (dies entspricht 51 Gramm pro Person). 75 Prozent der Ladung bestanden aus Treibstoff für den Rückflug, für die Panzer und für die im Kessel befindlichen Bf-109-Begleitjäger. In der zweiten Woche wurde mit insgesamt 512 Tonnen ein Viertel der geforderten Menge transportiert, davon nur 24 Tonnen Nahrungsmittel. Das führte dazu, dass bereits verstärkt Zugtiere geschlachtet werden mussten, um den Mangel an Nahrungsmitteln auszugleichen. Da die noch einsatzfähigen Truppen den Vorrang bei der Versorgung hatten, erhielten Verwundete und Kranke bald keine Verpflegung mehr und kämpften erbittert um die letzten Plätze in den Transportmaschinen.

Quelle: Wikipedia
 

 

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Nachdem Tunis für die Achsenmächte verloren gegangen war, gelang den Alliierten von dort aus eine Landung auf Sizilien. Mit dieser wurde am 10. Juli 1943 die von Hitler so gefürchtete neue Front im Süden Europas eröffnet, die zum Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 und dem Wechsel Italiens zu den Alliierten führte.

Am 13. Oktober 1943 erklärte die neue Badoglio-Regierung Italiens auf Druck Großbritanniens und der USA dem 'Deutschen Reich' den Krieg.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing

 

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