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am 09. Dezember 1905
Eine Operette mit tödlichem Ausgang in der Schlussszene - ein
Spruch, der öfter Verwendung fände, wäre er mehr im Volksmund verhaftet:
'Man töte dieses Weib!'
Strauss zögerte nicht, suchte nicht nach einem Librettisten, sondern
nahm die Lachmann'sche Übersetzung der Wilde'schen Dichtung und komponierte
ein Werk, das deutlich eine Gegenüberstellung von Askese und
Sinnlichkeit auch in der Musik ermöglicht.
Er hatte lange schon beanstandet, dass in den großen Orient- und
Judenopern des vergangenen Jahrhunderts das Kolorit und die
sonnendurchglühte Landschaft fehle.
Es gelang ihm, das Flirren der Luft 'am Abend, da es
kühle ward' musikalisch zu verdeutlichen.
Das Gieren der 'Tochter der Herodias' nach dem 'Kopf des Jochanaan',
aufgestachelt durch die blutschänderische Mutter, die Geilheit des
Tetrachen - sind in einer Stunde und fünfundvierzig Minuten zusammengefasst.
Berlin sah er 1902 Wildes Schauspiel mit Gertrud Eysoldt als Salome - Dresden
erlebte die Uraufführung des Dramas in einem Aufzuge - die damals
schon reife Marie Wittich, immerhin 37 Jahr alt, sang die Titelrolle - und
Wilhelm 2 meinte 1907 nach der Vorstellung des Werkes in Berlin, Strauss
habe sich mit der 'Salome' sehr geschadet, worauf der Komponist
antwortete, er habe sich von dem 'Schaden' die Villa in Garmisch bauen
können.
'Ich hatte schon lange an
den Orient- und Judenopern auszusetzen, daß ihnen wirklich
östliches Kolorit und glühende Sonne fehlt. Das Bedürfnis gab
mir wirklich exotische Harmonik ein, die besonders in
fremdartigen Kadenzen schillerte, wie Changeant-Seide.
Der Wunsch nach schärfster Personencharakteristik brachte mich
auf die Bitonalität, da mir für die Gegensätze Herodes -
Nazarener eine bloß rhythmische Charakterisierung, wie sie
Mozart in genialster Weise anwendet, nicht stark genug erschien.
Man kann es als ein einmaliges Experiment an einem besonderen
Stoff gelten lassen, aber zur Nachahmung nicht empfehlen.'
Richard
Strauß - 'Betrachtungen und Erinnerungen' - 1942 - herausgegeben
von Willi Schuh
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Eine der berühmtesten und auch eigenwilligsten Sängerinnen der Rolle war
Mitte des vorigen Jahrhunderts:
Ljuba Welitsch

http://youtu.be/rjD8NSGDuu8
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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