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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

9.6.2024

 

 

Zitat

Messa da Requiem
 

von Giuseppe Verdi | Text aus der katholischen Totenmesse
mit gesprochenen Texten von Martin Mutschler

In lateinischer, deutscher, spanischer, georgischer, polnischer und usbekischer Sprache mit deutschen Übertiteln | ca. 2 Stunden, keine Pause | Für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren

Termine und Karten

So, 09.06.2024 | 16:00 – 18:00 Uhr

23,50 € – 65,50 € | erm. ab 5,00 € Sonntagnachmittag 6a |Opernhaus |  

Einführung: 45 Minuten vor Beginn

Besetzung:
Musikalische Leitung James Hendry
S Barno Ismatullaeva A Monika Walerowicz T José Simerilla Romero B Shavleg Armasi X Heinrich Horwitz
Chor der Staatsoper Hannover, Extrachor der Staatsoper Hannover, Statisterie der Staatsoper Hannover,
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Zitatende
Quelle: https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-staatsoper/messa-da-requiem.1343153


 
 

 

Der dritte Rang geschlossen, nach Personalangaben nicht einmal 400 Personen im Zuschauerraum bei 1.202 zur Verfügung stehenden Sitzplätzen.

Hierzu Bemerkungen eines Vollzahlers zur Neuproduktion von Verdis Totenmesse an der Nds. Staatsoper Hannover
unter der Geschäftsführung von Laura Bermann und der Dramturgie von

 

 

Zitat
Regine Palmai
Chefdramaturgin & Stellvertreterin der Intendantin

Dr. Sophia Gustorff
Dramaturgin

Daniel Menne
Dramaturg

Leira Marie Leese
Ballettdramaturgin

Dr. Birgit Spörl
Konzertdramaturgin

Katharina Schellenberg
Dramaturgieassistentin

Anna Weis
FSJ Kultur im Bundesfreiwilligendienst

Zitatende
Quelle: https://staatstheater-hannover.de/de_DE/hinter-der-buehne-oper#dramaturgie

 
Kommentar

Geschmacklos,
taktlos,
pietätlos,
respektlos –

aber Mätzchen machend nach dem Motto:
 
„Als Amerikanerin –
ich liebe Unterhaltung“

Man zeige an diesem Nachmittag des 9.6.2024 das Requiem von Verdi - meint ein neuer Dramaturg namens Menne.
Die hannoversche Staatsoper führe es nicht rein konzertant auf, sondern szenisch, schließlich habe Verdi sein Werk von 1874 nicht nur als Konzertstück gesehen. Sehr bald sei es in der Scala in Mailand zur Aufführung gekommen.
Verdi habe schließlich auch opernmäßig gedacht und so habe man sich entschlossen, die Regisseuren, die mit ihrer Inszenierung des ’Mefistofele’ in Hannover nicht gerade Furore machte, wieder zu engagieren.
Dies war ein Fehler, denn sie griff nun bei der szenischen Umsetzung dieser Totenmesse völlig daneben.

Man traut im Hause der Nds. Staatsoper Hannover der Musik nicht und baut szenische Mätzchen ein – getreu der Maßgabe der Frau Geschäftsführerin der Oper, dass Remmi-Demmi zur Unterhaltung auf die Bühne komme.
Nach Aussage des Dramaturgen Menne, habe sich die Regisseurin in Berlin an der U-Bahn, Linie 8 (Die Verbindung über Osloer Straße nach Wittenau und in die andere Richtung bis zum Herrmannplatz) das Verhalten der Menschenmassen abgeguckt, um dies in die szenische Umsetzung in Hannover einzubringen. Im Telefongespräch mit dem Herrn Dramaturgen erwähnte sie weitere Figuren, die man noch in die Inszenierung einbauen könnte.
Offensichtlich hat die Dame öfters Peter Handkes Schauspiel ’Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten’ gesehen und sich an dessen Dramaturgie orientiert.

Gemäß dieser Maßgabe tummeln sich nun fast 100 Personen auf der Bühne, die über ein ansteigendes Gerüst als Tribüne verfügt, auf dem sich Mitwirkende auf- und abwärts bewegen. Dazwischen zwei Gänge links und rechts nach hinten, so dass auch Bewegungen auf der Bühne von vorne nach hinten und umgekehrt möglich sind.
Ein großartiger Einfall, der stark zur Belebung der Bühne beiträgt – nach dem Motto der Frau Geschäftsführerin der Oper:
„Als Amerikanerin - ich liebe Unterhaltung“!

Die Szene ist offen, also kein Vorhang – die Vorstellung beginnt mit dem Vorzeigen der leeren Bühne, das Gestühl nach oben hinten ansteigend, also als sängerfreundlich zu bezeichnen. Das Auditorium füllt sich mit auf dem Bühnenboden trampelnden Solisten und Choristen. Laut Besetzungszettel sind auch Statisten unter den Herumspazierenden bei dem im Moment schweigendem Orchester.

Gemäßigten Schrittes schlendern Solisten, Choristen, Statisten so zu den amphitheaterähnlich aufgestellten Sitzmöglichkeiten. Rechts oben die Sopranistin, rechts erscheint in dem Durchgang der Tenor, er steigt ganz nach oben, hangelt sich am Geländer entlang nach links hinten.
Suchbild, das zwangsläufig in Verbindung mit der Gesamtszene gesehen werden muss und trotz nun heller Beleuchtung der Bühne sich stellt:
Wo ist die Altistin und wo ist der Bassist?

Nach etwa sechs Minuten beginnt das Orchester mit der Nr. 1 der Totenmesse und da sich die Chorherrschaften mit den Solisten erheben, erkennt man auch die Altistin – diese hier mit einer Rot-Kreuz-Haube geschmückt – links unten – sie schreitet in die Bühnenmitte, verharrt dort, schaut ins Publikum und trägt dann ein in ihrer rechten Hand befindliches Portraitfoto nach rechts ans Portal und hängt dieses an dieses. Der Chor, vom Auftritt erschöpft, hat inzwischen wieder auf der Tribüne Platz genommen. Der Bassist - links aufgetreten - eilt durch den linken Gang nach hinten. Wohl hat er etwas vergessen, was er für den weiteren Verlauf der Vorstellung braucht.

Die Sopranistin schreitet rechts gemächlich die Treppe von der Tribüne herunter und ein nicht näher bezeichnetes Faktotum, das neben dem Portal stand, schaut sich nun das von der Altistin aufgehängte Foto auf der Pinwand an.

Während des ’Kyrie’ des Tenors, der oben links auf der Tribüne erschienen ist, eilt der Chor nach rechts zum Portal, um dort von ihm mitgebrachte eigene Wahlplakate mit Portraitfotos aufzuhängen. Es muss sich um eine Wahlkampfveranstaltung handeln, zumal der Tenor links die Choristen mit großen Gebärden auffordert, sich die Porträtfotos der Wahlkämpfer anzusehen.

Wer vom Chor nun nicht rechts auf das Portal mit den Wahlplakaten schaut, blickt heischend ins Publikum. Die Altistin strömt von rechts, wo sie sich mit der Sopranistin getroffen hatte, in die Mitte, wo sie den von links erschienenen Tenor herzlich mit Handschlag begrüßt, denn schließlich hat man sich ja seit 15 Minuten nach dem Verlassen der Solo-Garderoben nicht mehr gesehen.

Die Sopranistin ist von rechts in die Mitte hinzugetreten. Da aber löst sich die Solo-Gruppe sehr schnell auf, denn man ist ja dem Publikum Unterhaltung schuldig und die ist nur mit auf und ab und hin und her zu bewerkstelligen. Nur einfaches Rumstehen ist nicht erlaubt, denn vorgegeben ist seitens der Frau Geschäftsführerin Oper: Unterhaltung according to american style.

Links hatte sich der Bassist niedergelassen, zu ihm schritt die Altistin - nun löst sie sich wieder von ihm, bleibt zunächst wartend stehen und eilt dann in die Mitte, wo sie neben einem Kind, das die ganze Zeit schon einen überdimensionierten Elefanten mit sich herumträgt, der wohl von der von Herrn Dr. Klügel übernommenen Voges-Aida-Inszenierung übriggeblieben ist - innehält und mit den anderen erwartungsfroh in den Zuschauerraum blickt.

Nahezu unbemerkt ist der in Turnerkleidung aufgetretene Atlatus oder auch als Faktotum zu Bezeichnende auf der am rechten Portal bereitgestellten Leiter gestiegen und betrachtet die Menge auf der Bühne gemäß Regieanweisung. Ihm reicht die Altistin nun die Hand, damit er gefahrlos nach dem Anbringen der Wahlplakate herabsteige und die Leiter nach rechts hinter die Bühne trage.

Das Allegro agitato des ’Dies irae’ aus der Nr. 2 (Seite 17 Peters Klavierauszug) überrascht die Technik, denn das grelle Licht auf der Bühne verlischt plötzlich, worauf der Tenor, der rechts am Portal stand, vor Schreck hintenüberfällt und zunächst mal am Bühnenboden liegen bleibt. Von rechts sind die Altistin und dieser Atlatus wieder aufgetreten, nachdem sie die Leiter irgendwo hinten auf der Bühne verstauten.

Alle strömen plötzlich beim ’Solvet saeclum’ nach vorne, machen rechtzeitig an der Rampe halt und schauen auf die wenigen belegten Sitzplätze, wenn doch 1.202 zur Verfügung stehen und von denen weniger als 400 an diesem Nachmittag verkauft waren. Erschüttert von diesem Anblick lässt sich der Chor auf dem Boden nieder, nur die Sopranistin bleibt ungerührt stehen. Die Übrigen erheben sich dann wieder, begeben sich einige Schritte zurück und kehren gleich wieder an den Rand des Orchestergrabens zurück, um die von der Geschäftsführung gewünschte Bewegung zur Unterhaltung zu schaffen und sich dort dabei des Klangs der Blechbläser zu erfreuen.

Der Bassist singt sein Solo ’Mors stupebit’ frisch und frei von links in die Mitte der Bühne schreitend ins Publikum hinein, während die Altistin, die von rechts aufgetreten ist und ein Wahlplakat – wie auch eines der Bassist im Arm hält wie bei einer Wahlveranstaltung präsentiert, und ihr ’Liber scriptus’ anfänglich unten auf der Bühne, dann von weiter oben singt, um den Chor als die potentiellen Wähler akustisch besser erreichen zu können. Dann verlässt sie den Aussichtspunkt. Der Chor ist nach hinten getreten, gibt den Solisten Raum.

Die Sopranistin ist da, der Tenor, die Altistin und auch der Bassist ist wieder präsent, der, der Altistin ansichtig werdend, durch den rechten Durchgang nach hinten die Bühne eiligst verlässt.

Zu den noch Anwesenden gesellt sich dieser Atlatus von rechts, er greift galant die Tasche der Altistin vom Boden, steigt links die Stiege hinauf, während links unten jemand in gelbem Kostüm mit weiß-blonder Perücke aufritt, nach rechts eiligst über die Bühne stöckelt, ein Wahlplakat an das Portal hängt, Turnschuhe, die rechts liegen geblieben waren, aufhebt und mit ihnen durch den rechten Tunnel nach hinten verschwindet. Der Atlatus hat in der ersten Reihe der mittleren Tribüne Platz genommen, wartet ab und steigt dann die Treppen links hinauf.

Die Sopranistin stöckelt nach vorne, hüpft auf der Bühne nach vorne, schaut in den Orchestergraben, argwöhnisch vom Atlatus beobachtet, damit er - zur Not im letzten Moment - einzugreifen und den Sturz der Sopranistin in den Orchestergraben zu vereiteln in der Lage ist.

Die Altistin singt die Plakatwand an, dann tändeln die drei Solisten über die Bühne, der Atlatus steigt links die Treppe hinauf in lichte Höhen der Tribüne, der Tenor geht nach rechts ans Portal, greift sich einen Hockeyschläger, den die Inspizienz weisungsgetreu dorthin am Boden platzierte. Damit hantiert er rücksichtslos herum, um beim ’Rex tremenda majestatis’ mit dem Stecken auf den Bühnenboden zu schlagen. Die Sopranistin lacht schallend, ob der tenoralen Aktionen.

Für das folgende ’Salva me fons pietatis’ hat die Altistin sich bemüßigt gefühlt, sich sicherheitshalber links vorne auf die Knie niederzulassen und sich damit in Deckung vor weiteren Attacken des Tenors mit dem Holzschläger zu gehen. Zu ihr gesellt sich die Sopranistin, so dass die beiden Damen musikalisch sehr leicht zusammenbleiben können.

Der Bassist war rechtzeitig für seinen Einsatz zum ’Salva me’ von links oben heruntergekommen, um nun in der Mitte der Bühne die Situation anzuführen und den um sich schlagenden Tenor in die Schranken zu weisen, dass man eben nicht auf die Umstehenden einschlägt, während man textgemäß ’Salva me’ singt.

Der Atlatus hat inzwischen den Tenor entwaffnet und hantiert nun selber mit dem Stecken.

Der Tenor zog sich auf die Tribüne oben zurück, der Atlatus war ihm gefolgt, die Sopranistin liegt auf den Knien, wischt mit der Hand über den Bühnenboden, erhebt sich rechtzeitig, um die hohe Lage der Töne an der Stelle besser abstützen zu können.

Während des ’Recordare Jesu’ leert sich die Bühne. Manche der Choristen bleiben an der Plakatwand stehen, der Tenor kniet sich auf den Bühnenboden und fotografiert mit Blitz die beiden links singenden Damen - Sopran und Alt.

Das erinnert sehr an die dämliche von Frau Dr. Palmai als Chefdramaturgin zu verantwortende ‘Tosca‘-Inszenierung an der Nds. Staatsoper Hannover, wenn Cavaradossi im ersten Akt den Mesner mit dem Kind fotografiert …. und das am Tag der Schlacht von Marengo am 14. Juni 1800, an dem ja die ‘Tosca‘ spielt.
Es fragt sich, wer diese Leitungspersonen engagiert, die nicht einmal die simpelsten historischen Daten zur Verfügung haben.

Wie schön, dass sich alles nun bei den Grünen und der SPD politisch neigt – ob im Stadtrat in Hannover, im Land oder auch im Bund. Schlimm nur, dass das Elend am Nds. Staatstheater seit 2002 anhält und sich so die Lage unter der fachmännisch unqualifizierten Politik manifestiert.

Damit hier die Vorgabe der Geschäftsführung der Oper in Hannover erfüllt werden kann und Unterhaltung geboten wird, führt oben rechts die schon bekannte Figur im gelben Kostüm und heller Perücke Turnübungen durch.
Man kann es nicht richtig erkennen, aber handelt es sich bei der Frau nicht um Herrn Mutschler, der ja die verbindenden Texte in verschiedenen Sprachen für den zweiten Teil des Abend erfunden hat? Den hat aber doch Herr Schoner nach STR engagiert. Was macht der noch hier?
Unfug, wie es scheint, aber das fällt bei dem ganzen Getue und Gemache in dem Haus nicht mehr auf. Leidtragende sind die Solisten – gerade an dieser Stelle.

Für das ’Ingemisco’ erhebt sich der Tenor, der das Gespräch der beiden Damen auf den Stühlen in der ersten Reihe liegend angehört hatte. Das Licht wird mehr und mehr eingezogen, es wird ein heller Lichtkreis auf den Boden projiziert. Ein Statist betritt den Kreis, Kinder strömen herbei, gesellen sich zu dem soeben aufgetretenen Einzelgänger und halten dem Tenor beruhigend die Hand, denn jetzt kommt die hohe Stelle, vor der sich mancher fürchtet. Die Kinder schleppen den Tenor nach rechts, wedeln mit den Armen, um das Publikum abzulenken, falls der hier hohe Ton ‘in die Hose‘ geht.

Der Lichtkegel wird verkleinert zu einem Lichtring, der Sopran tritt von links hinzu, der Bass von rechts, die Kinder sind samt Tenor durch den rechten Tunnel von der Bühne geeilt. Auch der Kleine mit dem Klügel’schen ’Aida ’-Elefanten.

Der Bass tritt in den wieder aufgezogenen Lichtkegel und hat für sein ’Confutatis maledictis’ die Bühne für sich – bis auf dieses Faktotum, das mit dem Hockeyschläger um ihn herumschleicht. Nun tritt auch die Altistin hinzu, kramt da am Boden herum und stört, indem sie den Bassisten aus dem Lichtkegel herauszuziehen trachtet. Es gelingt ihr.
Der Lichtkegel erlischt und der Chor stürzt herbei, wird aus der Rampenbeleuchtung illuminiert und liefert sein ’Dies irae’ – unter Ableistung gewisser Turnübungen, wie ’Rumpf vorwärts beugt’, ab.
Im Hintergrund wird ‘dämpfig Gedünst‘ aus den entsprechenden Geräten zu Belebung der Szene seitens der Technik geliefert.

Für das ’Lacrimosa’ der Altistin wendet sich der Chor nach hinten, um der Sängerin die ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Dann steigt die Menge auf die Tribüne und damit in den Hintergrund, die vier Solisten fassen sich an den Händen, laufen dann die Treppe hinauf auf die Hälfte der Höhe und können sich dort ganz dem ’Dona nobis pacem’ widmen.
Das Faktotum hat rechts eine Reisetasche gegriffen, stellt sich mit dem Rücken zum Publikum mitten auf die Bühne, schaut den Chor auf der Tribüne an und wartet auf dessen ’Amen’.

Zur Nr. 3, dem ’Offertorio’, entsteht eine Pause, das Orchester schweigt und wird nicht einmal durch sein Arbeitslicht beleuchtet, der Chor sitzt auf der Tribüne. Dieses Tacet wird vom Faktotum genutzt, sich seiner Kleider weitgehend zu entledigen, die es dann herumliegen lässt. Irgendwelche Phrasen werden von ihm gedroschen, wohl die Worte von Herrn Mutschler, die aber durch schlechte Sprechtechnik und mangelnde Dynamik in der Sprechweise des Faktotums von den wenigen anwesenden Zuschauern nicht verstanden werden können.

Sopranistin und der Tenor steigen die Tribüne links herab, sie hebt den gelben Mantel ihres Kostüms auf und hängt ihn dem Faktotum um, kniet aus irgendwelchem Grund vor dem Faktotum nieder, steht aber gleich wieder auf. Die Altistin kramt in der Reisetasche des Faktotums herum und hilft dem in seine Hose, der Tenor hält den Hockeyschläger und schaut dem Treiben zu, ohne die Einsätze zum ’Domine Christe’ zu verpassen. Diese mitzumachen, gelingt auch den anderen Solisten, auch dem Bassisten, der rechtzeitig von rechts kommend, auf die Kollegen trifft. Einzelne Figuren auf der Tribüne bewegen sich rauf und runter, um die von der Frau Geschäftsführerin Oper anberaumte Unterhaltung, die sie ja als Amerikanerin so liebt, zu gewährleisten.

Das Faktotum wird von Solisten weiter eingekleidet, es erhält einen roten Umhang und stürzt dann mit dem flatternd wie eine Fledermaus die Treppe der Tribüne links hinauf, oben rum nach rechts, während unten links der wohl als Herr Mutschler identifizierte, gelb kostümierte, hell perückte Balletteur seine Übungen mit dem Hockeyschläger im Lichtkegel vollführt. Das als Fledermaus kostümierte Faktotum schlängelt sich inzwischen durch die Reihen des Chores auf der Tribüne runter auf die Hauptbühne.

Von links werden hochaufragende – weil mit Gas gefüllte – Luftballons hereingetragen und vom Faktotum wild herumrennend an die Solisten verteilt.
Alles zur Erfüllung der Vorgaben zur Unterhaltung durch die Frau Geschäftsführerin der Oper.
Wer hat die eigentlich eingestellt?

Nun folgen die wohl von Herrn Mutschler erfundenen Texte, von den Solisten in deren Muttersprache vorgetragen, die die Vorstellung nur aufhalten, weil „überflüssig wie der Dreck zu Pfingsten!“

Damit auch hier die Vorgabe der Unterhaltung erfüllt werde, steigt die Altistin dem Bassisten nach. Dann hebt sie das Jackett auf, das der Tenor auszog und vom Bassisten auf den staubigen Bühnenboden fallen ließ. So ist man ständig in irgendeiner Form in Bewegung.

Für die folgende Nr. 4 das ’Sanctus’ lässt der Tenor auch noch die Hose fallen und zeigt sich in einem silbrigen Kostüm, das er unter dem Straßenanzug trug und nun eine La Ola-Welle mit dem Chor initiiert, die ja - im Rahmen der von der Frau Geschäftsführerin Oper geliebten Unterhaltung – gezeigt wird.

Von rechts kommt das Faktotum mit einer Kühlbox und verteilt Eis am Stiel – oder sonst was, man kann es nicht erkennen, der Tenor schmust mit der Sopranistin, Frau Mutschler als Ballerina tanzt sich ein Solo, dann zieht die Sopranistin ein Mikrofonkabel von links nach rechts (sicherlich hätte man das auch gleich rechts anbringen können, aber dann hätte man ja dem Gang der Sopranistin mit schwingendem Mikrokabel entraten müssen).
Der Chor hampelt - zwischenzeitlich stehend - im Takt des ’Sanctus’ herum – ganz im Sinne der Frau Geschäftsführerin Oper – Hauptsache: ’Ä k t s c h n’!

Der Bassist setzt sich in die erste Bank der Tribüne und liefert seinen Mutschler-Text ab, dem nach einigen Minuten die Nr. 5 das ’Agnus Dei’ mit Sopran, Alt und Chor folgt. Die Altistin voller Begierde, dem Wunsch nach Unterhaltung zu folgen, läuft bis in die Mitte der Bühne, um den nach rechts gewankten Bassisten zu sich zu locken – es misslingt.
Nun versucht es die Sopranistin, den Bassisten aus seiner Lethargie, die ihn da in der rechten Ecke der Bühne neben der Wahlplakatwand überfallen hat, zu lösen. Ihr gelingt es und die Altistin, die der Sopranistin quer über die Bühne gefolgt ist, beobachtet die ’action’ der Sopranistin genau. Der Chor ist von links kommend nach rechts dem Vorgang gefolgt und rückt den Solisten nah, worauf sich der Bassist bedrängt fühlt und in sich zusammensackt. Natürlich springt – typisch für einen ’Mütteralt’, die Sängerin herbei und kümmert sich um den Gestürzten. Immerhin ist sie ja im Kostüm der DRK-Schwester (das Häubchen weist sie als solche aus) zum Helfen dienstverpflichtet. Um das Ganze im Rahmen der geliebten Unterhaltung zu bestärken, stößt der Bassist von Verdi nicht komponierte Quällaute hervor, worauf der Chor leicht zurückweicht. Die Sopranistin hat dem Bassisten die Schuhe ausgezogen, die sie zunächst an sich nimmt, diese ihm dann aushändigt und nach links abgeht.
Das Faktotum war inzwischen hinzugetreten. Die Altistin kniet nun bei dem gestürzten Bassisten am Boden. Statt ihn jetzt zu laben und sich ein ‘Erquickung schaff‘ ich‘ zur Maxime zu machen, sagt sie einen Mutschler-Text in polnischer Sprache auf.
Da umklammert die Altistin die Beine des Faktotums – Sopranistin und Tenor poltern laut mit den Absätzen auf dem hölzernen Boden über die Bühne und verlassen diese nach links. Die Altistin hat die Beine des Faktotums losgelassen und widmet sich weiterhin mit ‘Inbrunst im Herzen‘ ihrem Mutschler-Text.

Einige Statisten bewegen sich zwecks ’Unterhaltung’ mal rein, mal raus – schaffen so Bewegung und geben dem in so schwacher Anzahl erschienenem Publikum die Möglichkeit, von dem Bühnengeschehen – das ja gerade hier so voller Spannung ist, – enthusiasmiert zu sein.
Die Nr. 6 folgt mit ihrem ’Lux aeterna’ für Alt, Tenor, Bass. Die krampfhaft Unterhaltung schaffenden Statisten sind emsig dabei, durch hinauf und hinab der Treppen, wie auch raus und rein die Ausgänge benutzend - das Bemühen der Solisten kultiviert zu singen, zu stören.
Aber die stehen sich dabei ja selber im Weg, weil sie bei unnötigen Aktionen mitagieren müssen.

Wahlplakate werden vom Faktotum von der Pinwand am Portal abgenommen, der Altistin wird mit dem roten Fledermausumhang die Möglichkeit zum Einwickeln zur Verfügung gestellt, die abgenommenen Wahlplakate werden in die in die Luft und so dem Publikum vorgehalten.
Mit den letzten Tönen der Nr. 6 flattert das Faktotum mit wehendem Fledermausumhang von rechts nach links, um für eine hier nicht weiter genannte Amerikanerin, die ja Unterhaltung liebt, für diese zu sorgen.

Für die Nr. 7, das ’Libera me’, wird die Bühne abgedunkelt, sie erscheint nun in gelblichem Licht einer untergehenden Sonne und die Sopranistin nutzt die Gelegenheit, das in geringer Anzahl erschienene Publikum, mit ihrem Mutschler-Text vertraut zu machen. Das Faktotum quatscht ihr von links in deutscher Sprache dazwischen.

Endlich das Finale, angestimmt von der Sopranistin, der Chor unsichtbar, von hinten, dann mit Statisten auftretend, über die Bühne eilend und so für Unterhaltung sorgend, bevor die Bühne wieder in hellstem Licht erstrahlt und mit ’allegro agitato’ der Chor mit seinem ’Diese irae’ sowohl musikalisch und in Position stillstehend, ins Publikum wie auch auf den Dirigenten schauend, darstellerisch mittels emporgehaltener Wahlplakate, das Kommando übernimmt.

Das Faktotum schlendert durch Chormassen, die Sopranistin eilt links die Treppe der Tribüne hinauf, dann quer rüber und auf der anderen Seite wieder runter. Der Tenor nutzt die für ihn gesangsfreie Zeit und fühlt sich bemüßigt, diese für Übungen zur Körperertüchtigung mittels Schattenboxen zu nutzen.

Die Sopranistin wieder unten auf der Bühne - trittsicheren Boden habend – versucht sich bei dem permanenten Rumgerenne dem Gesang zu widmen, der Chor, ihr kniend zu Füßen, lenkt mit Handspiegeln das Scheinwerferlicht ins Publikum, mit der Absicht, dieses zu blenden. Dann werfen alle die Spiegel achtlos zu Boden und enteilen nach hinten auf die Tribüne.
Jemand klaubt die vom Chor liegengelassenen Spiegel auf, damit die zum Applaus auftretenden Menschenmassen sich nicht irgendwie verletzen.

Der Tenor schreitet in Siegerpose des Schattenboxers quer über die Bühne nach links und versucht mit entsprechenden Körperbewegungen Beifall des mitsingenden Chores zu erheischen. Der Bassist schaut befremdet dem tenoralen Treiben zu, versucht dann, ihn niederzuringen. Der Chor tritt herunter von der Tribüne, nach vorne an die Rampe, davor die Sopranistin - mit den letzten Tönen dieses großen Werkes.

Die paar Leute im Publikum sind gemäß dem ’Libera me’ befreit von szenisch geschmackloser Inszenierung an der Nds. Staatsoper Hannover und o.a. Text versucht das Konfuse des ganzen Unternehmens zu beschreiben.

Mitwirkende sind zu bedauern, sich hier einbringen zu müssen.
 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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