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Die alte Reichskanzlei passe zu einem
Seifenkonzern, er wolle ein neues Gebäude haben, das ihm 'einem
der Größten der Geschichte' adäquat sei.
Für diesen Komplex stellte der 'Führer' seinem
'Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt' am 11. Januar
1938 die gesamte Voß-Straße in Berlin zur Verfügung.
Die Häuser 2 bis 10 waren schon ab 1937 abgerissen worden, nach
der Beauftragung folgten 11 bis 19.
Der Weg war damit frei für ein Gebäude mit mehr als 400 Metern
Länge.

Hitler verlangte eine kurze Bauzeit, zwei Jahre seien schon zu
lang, der nächste Diplomatenempfang müsse dort bereits
stattfinden.
Mehr 4.000 Menschen waren auf er riesigen Baustelle in zwei
Schichten beschäftigt, hinzu kamen einige tausend Mitarbeiter
von Firmen als Zulieferer.

Speer nutzte die Länge des Grundstückes zu eine
Aneinanderreihung von Räumen, die ihm und seinem Auftraggeber
die Möglichkeit gaben, zu imponieren, wenn die Gäste sich dem
Büro des Reichkanzlers nähernd, eine Distanz von Meter um Meter
- einen Ehrenhof durchquerend, über eine große Freitreppe, in
einen kleineren Empfangssaal, durch einen kuppelüberwölbten
runden Raum und dann die Marmor-Galerie von 145 Metern - länger
als der Spiegelsaal in Versailles - zu durchschreiten hatten.

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Zwei Tage vor offiziellem Übergabetermin kam Hitler am 7. Januar
1939 aus München nach Berlin und erwartete eine Baustelle, auf
der noch Staub und Abraum und Gerüste zu beseitigen waren.
Albert Speer hatte einige Tage Karenz eingebaut, so dass
tatsächlich am 9. Januar 1939 das Gebäude übergeben werden
konnte.
Dem Führer gefiel der lange Anmarsch, den Diplomaten zurücklegen
mussten, ehe sie im eigentlichen Empfangssaal ankamen.
Und der war im dann zu klein, so dass er eine Vergrößerung um
das Dreifache anordnete.
'Was es kostet, ist mir gleichgültig' - meinte er Speer
gegenüber.
Die Reste des Baus, dessen Erstellung seinerzeit 90 Millionen
Reichsmark verschlang - heute etwa 1 Milliarde Euro -
durchwanderte Winston Churchill achtundsiebzig Monate später.
Bald darauf wurden auch die Trümmer abgetragen und daraus das
sowjetische Denkmal im Treptower Parkt von Berlin gebaut.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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