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... am 12. Mai 1892 geboren
Vater Kohn war eines Abends nicht rechtzeitig nach Hause gekommen,
der Portier musste die Haustür öffnen, was einen Obulus erforderte, den
der Vater gerne sparte - nun war es nach zehn Uhr abends, es war
Mitternacht geworden.
Es gab noch ein kurzes Gespräch mit dem Sohn, in
welchem der Vater mitteilte, dass die Schauspielerei kein Beruf für den
Fritz sei, weil man da sehr viel auswendig lernen müsste - und dafür sei
er zu faul.
Also nicht die schauspielerische Leistung war es, die Vater Kohn am Abend
im Burgtheater bewundert hatte, sondern das Vermögen, Text zu lernen, zu
behalten und wiederzugeben.
Immerhin war die Ablehnung der Schauspielerei einer hohen
Anerkennung des Berufes gewichen.
'Fritzleben', wie er genannt wurde, lernte in unmittelbarer Zeitfolge auf
den Meinungsumschwung des Vaters, Monologe und trug sie ihm vor, der
über das Talent erstaunt war.
Der Sohn stellte sich der Aufnahmeprüfung, der Vater stand vor der
Akademie und wartete auf das Ergebnis. Inzwischen hatte er sich so sehr
mit dem Beruf des Schauspielers, den sein Sohn ergreifen wollte,
identifiziert.
Auf dem gemeinsamen Nachhauseweg konnte Fritz auch noch mitteilen, dass
er ein Stipendium erhalten werde. Als der Vater fragte, wer sonst noch
einen solchen Zuschuss bekommen habe, konnte Fritz antworten:
"Sonst
niemand."
Damit war endgültig jede Art von Ressentiment gegen eine Bühnenlaufbahn
des Sohnes ad acta gelegt. Auch die Mutter war - um Anerkennung ringend
- nicht nur über den großen Appetit von Fritz beim folgenden Mittagessen
und damit Anerkennung ihrer Kochkünste beglückt, sondern über das
Talent, das mit dem Bestehen der Aufnahmeprüfung für die Wiener Akademie
bestätigt wurde.
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Befreundet war Kortner - damals ein großer, breitschultriger "junger
Mann mit schwarzem Haar - einer von jenen hässlichen Männern mit starker
erotischer Ausstrahlung auf Frauen" - mit dem Regisseur Berthold
Viertel, mit dem er Anfang der zwanziger Jahre in Berlin ein gemeinsames
Theater, die 'Truppe', gründete.
Kornter, damals schon arriviert - er spielte Othello in Hamburg, seine
Desdemona war seine spätere Frau Hanna, in Wien war er John Gabriel
Borkman, in Berlin Gessler und Richard II..
Man glaubte, das gute alte Ensembletheater mit großen Stücken wieder
beleben zu können, was die Theater vor dem Ersten Weltkrieg ausmachte.
Um diese Zeit begann das Startum, Darsteller kamen nicht zu
Bühnenproben, weil sie zeitgleich einen Film drehten, der honorarmäßig
einträglicher war und für mehr Resonanz beim Publikum in breiterer
Schicht sorgte.
Das Ende des Unternehmens 'Truppe' kam schnell - wie von vielen
vorausgesehen, denn Kortner war nicht bereit, Anweisungen zu befolgen
und seine künstlerische Überzeugung anderen unterzuordnen.
Man spielte dann zwar einen Monat lang den 'Kaufmann von Venedig', aber
danach stiegen Johanna Hofer und Fritz Kortner aus.
Er meinte einmal über sich selbst:
"Um
den wahren Ausdruck ringen ist schwer.
Und wer das tut, ist schwierig.
Ich bin ein Schwieriger - sagen Sie es bitte weiter!"
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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