Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


 

  • Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von

    'Die Jüdin'

    Fromental Halévy (1799 – 1862)
    Oper in fünf Akten
    Libretto von Eugène Scribe (1791 - 1861)





    Rücken der Partitur 'Die Jüdin'
    in der Bibliothek Richard Wagners in Villa Wahnfried in Bayreuth
    neben den Noten von 'Fra Diavolo', 'Preciosa' und 'Semiramis'

      Zitat

    Stofflich steht La Juive auf dem Boden von Lessings Nathan und Scotts Ivanhoe und ist bereits vom Textbuch her ein echtes Produkt ihrer Zeit. Besonders in den jüdischen Ritualszenen (Gebet, Brotweihe, Osterfeier) vermochte Halévy den dunklen Seiten der Handlung ein glaubhaftes und wirksames musikalisches Gepräge zu verleihen. Dennoch zeigt sich auch schon in La Juive seine Unfähigkeit, große dramatische Zusammenhänge packend zu gestalten (Finale 5. Akt). Die pathetische Vaterrolle der Oper wird von einem Tenor dargestellt; dies geht auf den Einfluss des Sängers Nourrit zurück, der auch Meyerbeer veranlasst hat, dem ursprünglichen Schlusschor des 4. Aktes seiner Hugenotten ein Liebesduett folgen zu lassen.
    Im Ganzen gesehen ist die musikalische Sprache der ernsten Opern Halévys, die in La Juive durch Verwendung jüdisch nationaler koloristischer Effekte fesselnde Reize ausübt und an manchen Stellen (Romanze der Recha und Arie des Eleazar) Töne von ergreifender Schönheit anschlägt, recht monoton.
    Die zu den Solopartien der Oper kontrastierenden Chöre und Ballette sind musikalisch die schwächsten Stücke des Werkes.

    In seinen folgenden Opern ernsten Charakters, von denen Guido ei Ginevra mit seinem wollüstigen Spiel um Liebe, Gift und Mord zu den brutalsten Auswüchsen romantischer Reizbarkeit gehört, versuchte Halévy immer mehr, sich die Technik und den Stil Meyerbeers anzueignen und alle vokalen und instrumentalen Ausdrucksmittel zu erschöpfen. Dabei überschätzte er seine Begabung und übersah. wo sein eigentliches Talent lag. Mit der zunehmenden Stilangleichung an Meyerbeer gingen die Vorzüge von La Juive, zu denen außer der zwingenden Gestaltung festumrissene Charaktere der Eindruck einer immer noch persönlichen musikalischen Sprache gehörte, immer mehr verloren. In seinen letzten ernsten Opern sind die Chöre nur noch Staffage und haben an der dramatischen Handlung kaum Anteil; die Solopartien überschreiten mehr als einmal die Grenze zum Sentimentalen oder zum leeren Pathos. Halévys eigentliche Begabung lag auf dem Gebiet der opera comique.
    Seine komischen Einakter und Vollopern stehen zwar durchaus nicht alle auf derselben Höhe, doch schließen sich einige von ihnen würdig  der von Auber und Boeldieu vorgezeichneten Linie an.


    Zitatende

    Quelle: Wilhelm Pfannkuch in MGG - Seite 1347
     

     

    Zitat

    Nds. Staatsoper Hannover

    Zitat
    Inszenierung Lydia Steier Musikalische Leitung Constantin Trinks, Valtteri Rauhalammi Bühne und Video (fettFilm) Momme Hinrichs Kostüme Alfred Mayerhofer Licht Susanne Reinhardt Chor und Extrachor Lorenzo Da Rio Dramaturgie Martin Mutschler Musiktheatervermittlung Marleen Kiesel

    Rachel Hailey Clark, Barno Ismatullaeva Éléazar Zoran Todorovich Leopold Matthew Newlin Prinzessin Eudoxia Mercedes Arcuri Kardinal Brogni Pavel Chervinsky Ruggiero Gagik Vardanyan Sergent d'armes des archers de l’Empereur Yannick Spanier


    Chor der Staatsoper Hannover, Extrachor der Staatsoper Hannover, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

    Inhalt

    Wieviel Offenheit erträgt eine Gesellschaft in politisch aufgeladenen Zeiten? Der Konflikt, der sich im ausgehenden Mittelalter zwischen einem Kardinal und einem jüdischen Goldschmied entfaltet, wird zum gesellschaftlichen Sprengstoff, der mitten ins Herz der Toleranzvorstellungen auch unserer Zeit trifft.

    Konstanz 1414: Während der verbitterte Jude Éléazar bereit ist, seine Tochter zu opfern, kommt sein Gegenspieler Kardinal Brogni schnell an die Grenzen der eigenen Nächstenliebe. Keiner von beiden wird die Vorgeschichte aus Kränkungen und Schicksalsschlägen los, denn immer wieder spielt sich ein populistisch gelenktes Volk in den Vordergrund und verlangt Rechenschaft.

    Halévy zeigt in seiner großen, 1835 in Paris uraufgeführten Oper die Reibung zwischen Menschen, die den Anderen in seiner Fremdheit nicht mehr gelten lassen können.
    Jede Figur ruft Gott an – und jede meint einen anderen. Auf raffinierte Weise bündelt La Juive diesen Widerspruch in der Musik.

    Die Demokratie testet auf der Bühne ihre eigene Toleranz, das Theater beweist seine Fähigkeit, Ort des politischen Diskurses zu sein.



    Am Pult des Staatsorchesters leitet Constantin Trinks die opulenten Chorszenen und virtuosen Arien des Stücks. Der Dirigent ist regelmäßiger Gast an den großen Opernhäusern der Welt und arbeitete zuletzt an der Seattle Opera, an der Bayerischen Staatsoper und am Teatro dell’Opera di Roma. Als Éléazar ist der stimmgewaltige Tenor Zoran Todorovich zu erleben.
    In den Händen des Teams um Regisseurin Lydia Steier entsteht ein komplexer Bilderbogen mit doppelten Böden. Steier, deren Inszenierung von Karlheinz Stockhausens Donnerstag aus Licht in Basel von der Fachzeitschrift „Opernwelt“ zur besten Aufführung des Jahres 2016 gewählt wurde, zeigt eine anspielungsreiche Zeitreise, bei der die Uhren rückwärts gehen und von der heutigen Epoche der Massenmedien bis auf den Grund der Neuzeit führen. Dabei sucht sie die Brisanz der Geschichte: Wie weit kann die gesellschaftliche Assimilierung von Menschen aus anderen Kulturen gehen? Wo liegen die Quellen der Klischeebilder in unserem Kopf? Vom Jahre 1414 aus stellt sich neu die Frage: Sind sie immer noch darinnen?

    Zitatende

    Quelle: Homepage der Nds. Staatsoper Hannover GmbH
     

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    War das Judentum in Europa von Ausgrenzung gekennzeichnet, so änderte sich ihr Status mit der Französischen Revolution. Die konstituierende Nationalversammlung in Paris grenzte Juden aus der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789 aus und man diskutierte heftig darüber, ob man sie einbürgern oder vertreiben solle. 1791 räumte sie dann aber fast einstimmig allen Juden Frankreichs den Status eines Bürgers (citoyen) ein, wenn sie im Gegenzug auf ihren Status als Gemeinde verzichteten. Dies brachte den Juden zum ersten Mal in einem europäischen Land die Bürgerrechte. Sie verloren dafür ihre bisherige Teilautonomie und mussten Militärdienst leisten.

    So ist es kaum verständlich, dass im Jahr 1835 eine Oper in Paris aufgeführt wurde, die sich mit dem Gegensatz von Juden- und Christentum beschäftigte.

    Oder wollte man zeigen, wie es war, als Juden verfolgt, aus nichtigen Gründen zum Tode verurteilt  und auch hingerichtet wurden, um der Bevölkerung vorzuführen, dass die Vernichtung des Judentums unter dem Aspekt der Aufklärung als nicht mehr zeitgemäß fortgeführt werden konnte. Ob hier schon früher ein Einfluss Friedrich II. über Voltaire gegeben sein könnte, ist nicht nachzuweisen. Preußens Einstellung, jeder könne nach seiner Facon selig werden, kann, aber muss nicht zwangsläufig und langfristig die Franzosen schon früh beeindruckt haben, wenn denn erst in der Nachfolge der Revolution von 1789 eine Änderung der Einstellung zur Problematik und gesetzliche Regelungen die Ausgrenzung beendeten.

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    Eugène Scribe betrieb in Paris eine Fabrik zur Erstellung von Opernlibretti.

  • Le comte Ory (Gioachino Rossini),
  • Die weiße Dame (François-Adrien Boïeldieu)
  • Die Stumme von Portici (Daniel-François-Esprit Auber)
  • Fra Diavolo (Daniel-François-Esprit Auber)
  • Dom Sébastien (Gaetano Donizetti)
  • Les vêpres siciliennes (Giuseppe Verdi),
  • Gustave III. ou Le bal masqué (Daniel-François-Esprit Auber)
      (Vorbild für Verdis Maskenball)
  • Robert der Teufel (Giacomo Meyerbeer)
  • Die Jüdin (Jacques Fromental Halévy)
  • Die Hugenotten (Giacomo Meyerbeer)
  • Der Schwarze Domino (Daniel-François-Esprit Auber)
  • Manon Lescaut (Daniel-François-Esprit Auber)
  • Der Prophet (Giacomo Meyerbeer)
  • Die Afrikanerin (Giacomo Meyerbeer)
  • Barkouf (Jacques Offenbach)
  • Die verwandelte Katze (Jacques Offenbach)
  • Neben diesen Texten für die Oper ließ er in seinem Büro allein für das Théatre Madame noch 150 Intrigenkomödien erstellen, wobei er - basierend auf einem genauen Arbeitsplan - die Grundidee des Stückes, das Szenarium, die Personen, die Verse, den Dialog, die Aktschlüsse oder weitere Spezialteile ausarbeiten ließ.

    Dass es bei der Erstellung der Libretti zuweilen drunter und drüber ging und seltsame Konstrukte auf die Bühnen kamen, lässt sich auch bei der 'Jüdin' feststellen.

    Da ist der Konflikt zwischen den Religionen, dann die Amoure der 'Jüdin', die in Wirklichkeit eine Christin ist und die mit einem Kunstmaler, der sich als Jude ausgibt, aber ein Christ ist und vom Text her mal als Verlobter, dann als Gemahl der Prinzessin Euxenia, der Nichte des Kaisers, ausgewiesen wird, die diese Affäre hat, wie auch die Konstruktion, die der 'Jüdin' einen Vater zuordnet, der er garnicht ist, sondern der eine Jude ist, der sie als Tochter des Kardinals aufzieht und die er opfert, um seine Rache an den Christen zu befriedigen und die von den Konstanzern als 'Jüdin' dann hingerichtet wird.

    Scribe wollte unterhalten und nicht unbedingt das Leben widerspiegeln. Da kam es nicht darauf an, wer, mit wem, wann.
    Diesen Anspruch erhebt nun unter neuer Leitung die Nds. Staatsoper Hannover. Man wolle im Fall der 'Jüdin' die Historie zur Geltung kommen lassen, daher auch die üppige Ausstattung der Produktion, in der das Werk spielt - es fehlten nur die Pferde. Hunderte von Kostümen und Perücken seien auf der Bühne zu sehen, getragen von Solisten, Chor und Kinderstatisten, die aber heitere Auslegungen der Handlung möglich machen werden.

    Hieraus schließend die Erkenntnis:
    Man könne gerne Gemüse essen, es käme aber darauf an, wie es zubereitet ist - so die Regisseurin des Werkes Lydia Steier, die ja mit Erfahrungen vom Broadway nach Regensburg kam, um dort 'The fairy Queen' und 'Saul', bei dem allerdings die szenische Aufarbeitung mit 'too much' kritisiert wurde, zu produzieren.

      Zitat

    Die Lady aus Connecticat wechselte nach ihrem Musik- und Cembalostudium in Ohio 2002 nach Berlin, ein Fulbright-Stipendium in der Tasche. Viele Regie-Taten an großen Häusern und damit verbundene Auszeichnung folgten: 2009 wurde sie für die Regie von „Bajazzo/Turandot“ am Staatstheater Weimar im Deutschlandfunk zur „Neuentdeckung des Jahres“ ausgerufen. Damals war Intendant Jens Neundorff von Enzberg von der Produktion so begeistert, dass er Steier nach Regensburg holte, als Purcell angesagt war.

    Zitatende

    Quelle: Uta von Maydell am 13.6.2013 in der Mittelbayerischen Zeitung

    https://www.mittelbayerische.de/kultur-nachrichten/die-liebe-des-elfenkoenigs-21853-art926540.html

    https://www.regensburg-digital.de/vom-paulus-zum-saulus/27042015/

     

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    Das Konzil zu Konstanz,
    Jan Hus und die Hussiten


    Zwischen 1414 und 1418 kamen Tausende Gesandte, Bischöfe, Gelehrte und Fürsten in der Bodensee-Stadt zusammen. Ziel der Versammlung war es, die damalige Kirchenspaltung zu überwinden.

    Seit 1378 war die abendländische Christenheit gespalten; zeitweise bekämpften sich drei Päpste und deren jeweilige Unterstützer.
    Vor allem auf Druck und durch den Einfluss des deutschen Kaisers Sigismund (1411-1437) gelang in Konstanz mit der Wahl von Papst Martin V. (1417-1431) ein Neuanfang. Zudem vereinbarten die Konzilsteilnehmer, kirchliche Reformfragen künftig in regelmäßigen Abständen bei einem Konzil zu beraten - eine Idee, die sich jedoch später gegen wiedererstarkende Päpste nicht durchsetzte.

    Der böhmische Reformator und Kirchenkritiker Jan Hus folgte in seinen Überlegungen John Wyclif, einem englischen Philosophen, Theologen und Kirchenreformer, der den politischen Machtanspruch des Papstes bestritt. In seinen Werken von 1372 bis 1380 (Von der Kirche, Von der bürgerlichen Herrschaft und Vom Amt des Königs) vertrat er die völlige Unterordnung der Kirche unter den Staat.
    Am Konzil zu Kostanz wurde am 6. Juli 1415 beschlossen, Wyclif für seine Thesen nachträglich zu bestrafen und zu exhumieren. Dies gehört zu den schändlichsten Vergehen des Konzils, dass die Kirche die Ablehnung des Irrtums mit der Vernichtung des Irrenden verbindet und nicht einmal die Toten ruhen lässt.

    Jan Hus kämpfte gegen den Ablasshandel, mit dem sich schon Thomas von Aquin in seiner Lebenszeit von
     1225 und dem 7. März 1274  auseinandersetzte. Eine päpstliche Ablassbulle hatte er scharf attackiert - sich gegen den Klerus und gegen die uneingeschränkte Macht des Papstes gewandt.
    Auf dem Konstanzer Konzil sollte er seine Thesen erläutern. Hierzu kam es nicht, er wurde festgenommen, vegetierte unter unwürdigen Bedingungen im Kerker und wurde auf einem Scheiterhaufen vor den Toren der Stadt Konstanz am 6. Juli 1415 verbrannt, obwohl ihm Sigismund, vor seinem feierlichen Einmarsch als Kaiser in die Stadt des Konzils am 24. Dezember 1414, freies Geleit in Aussicht gestellt hatte. So wurde er zu einem der ersten Märtyrer und Wegbereiter der späteren Reformation.

    Nach dem Tod des Reformators sammelten sich seine Anhänger, die Hussiten, die von den meisten böhmischen Adeligen unterstützt wurden und sich hauptsächlich gegen die böhmischen Könige, die damals gleichzeitig das Amt des römisch-deutschen Kaisers bekleideten, und gegen die römisch-katholische Kirche richteten. Infolge der Auseinandersetzungen kam es in den Jahren 1419–1434 zu den Hussitenkriegen.

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    Die Produzenten der Nds. Staatsoper Hannover GmbH hielten es für richtig, das Stück 'Die Jüdin', das im Original eine zeitliche und räumliche Einheit bildet, ohne Angabe von Gründen für diese Änderung, in fünf Teile zu zerlegen.

    1. Akt - USA in den 1950er Jahren
    2. Akt - Deutschland 1929
    3. Akt - Stuttgart 1738
    4. Akt - Iberische Halbinsel 1492
    5. Akt - Konzil zu Konstanz 1414

    Möglicherweise sah man das ursprüngliche Konzept, nach dem das Stück im Rahmen eines Inquisitionsprozesses im indischen Goa spielen sollte als Hinweis, auch Zeit und Ort ändern zu dürfen. Ob aber bei damaligem Konzept auch eine Teilung der Locations mit Delhi und Madras und Agra und sonstigen Stätten eingeplant war, ist nicht bekannt.

    In Hannover sollte wohl der Antisemitismus über die Jahrhunderte bis ins Heute vorgestellt werden.
    Leider wurde durch die Beschränkung auf die in der Inszenierung angegebenen Zeiträume versäumt, auf die unmittelbare Aktualität hinzuweisen, dass man heute in Deutschland auf der Straße keine Kippa mehr tragen kann, ohne angepöbelt zu werden. Spielende und sich bekämpfende Gassenjungen wie auf der Bühne in Hannover weisen die Problematik nicht ausreichend aus.

    Das Stück ist persé schon schwierig zu verstehen und wer in Hannover kein Programmheft kauft und durch seinen Sitz vom Übertitel abgehängt ist (nicht von allen Plätzen ist die Übertitelung einsehbar), kann allem nur anhand der optischen Äußerlichkeiten folgen.

    Bei dieser Verzettelung in Zeit und Raum geht die Einstellung des Juden Éléazar, 'Auge um Auge, Zahn um Zahn' und damit für ihn Genugtuung walten zu lassen und seine Vergeltungsansprüche durchzusetzen, verloren, kann nicht deutlich werden. Man sieht und hört nur den gequälten Menschen jüdischen Glaubens - seine Verwünschungen können dank Französischer Sprache und mangelnder Darstellungsfähigkeit nicht vermittelt werden.

    Wie überdeutlich wird die Problematik in der Übersetzung:


    ÉLÉAZAR
    Doch vorher, kurz vorher
    Nehm an einem Christen Rache ich,
    Rache ich! - Nehme sie an dir!



    ÉLÉAZAR
    Nicht seine Duldung, seine Güte
    Versöhnet meinen Rachegeist.
    Haß und Verderben jedem Christen,
    Wenn er auch Duldung uns verheißt.


    ÉLÉAZAR
    Ich vollzieh meine Rache,
    Ich bin's, der dich verdammt,
    Zu erdulden ew'ge Qual! -
    Es lastet nun auf dir
    Der Haß, den ich genähret


    ÉLÉAZAR
    Ha, Raserei, unsinnige Rache! ich fröhne dir,
    Und opfre rücksichtslos mein Kind!


    Er gibt sich im Schlussbild ganz brutal seiner Rache hin, lässt lieber die Ziehtochter Recha in den Tod gehen, als den leiblichen Vater darauf hinzuweisen:
    Hier ist dein Kind, das du in den Tod schickst. Rette es!

    Das Aufzeigen dieses mörderischen Verhaltens in der Oper ’Die Jüdin’ - besonders in diesen Tagen eines Wiederaufflammens eines verstärkten Antisemitismus in Deutschland – stellt das Projekt in Frage, da es zu Irritationen in der Bevölkerung führen kann.

     


    Zitat


    Stand: 20.05.2019 12:43 Uhr
    Angriff auf Haus eines jüdischen Ehepaares

    Nach einem Brandanschlag auf das Haus eines jüdischen Ehepaars in Hemmingen (Region Hannover) haben die Ermittler noch keine Hinweise auf die Täter. Laut Staatsanwaltschaft hatten Unbekannte in der Nacht zu Sonnabend vor der Haustür des Paares im Stadtteil Westerfeld ein Feuer gelegt. Zudem wurde auf das Gebäude mit roter Farbe das Wort "Jude" aufgesprüht. Auch das Eingangstor zu einem nahe gelegenen Schrebergarten des Paares wurde mit dem Schriftzug beschmiert.

    Zitatende

    Quelle: NDR
    https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Angriff-auf-Haus-eines-juedischen-Ehepaares,hemmingen152.html

     


    Das Publikum ist aber hier in der Nds. Staatsoper Hannover ganz gefangen vom Spektakel auf der Bühne und damit abgelenkt vom sich rächenden Juden, schaut auf den hereingerollten Kessel mit sprudelndem Wasser, in das Recha tatsächlich eintaucht, Luft schnappt, wieder untergeht, bis das Licht auf der Bühne ganz plötzlich ausgeschaltet wird, das Orchester schweigt und die Oper auf einmal zu Ende ist.


    Fazit:

    Seit mehr als 15 Jahren gab es nicht mehr einen solchen Jubel im vollbesetzten Haus. Das Publikum verstand zwar in großen Teilen die Story nicht, und wenn doch, sah es über Albernheiten auf der Szene hinweg wie beispielsweise hier:
    "Huch, Du siehst mich nicht!"

    Screenshot Nds. Staatsoper Hannover - Foto Sandra Then

    Man ignorierte stimmliche Mankos, bewertete die Action der Show positiv und war angetan vom engagierten Einsatz von Solisten, Chor, Statisten, Orchester und Technik.

    Man sah sich endlich den Zeiten der das Publikum vertreibenden Intendanten Puhlmann und Klügl enthoben.
    Das künstlerische Elend an der Nds. Staatsoper Hannover scheint ein Ende zu haben. Allerdings macht eine Schwalbe noch keinen Sommer.

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    Aus den Medien
     


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    Staatsoper Hannover eröffnet Saison mit "La Juive"


    In den Hauptrollen sind die usbekische Sopranistin Barno Ismatullaeva (Rachel), der aus Serbien stammende Tenor Zoran Todorovich (Élézar), der US-amerikanische Tenor Matthew Newlin (Léopold), die argentinische Sopranistin Mercedes Arcuri (Prinzessin Eudoxie) und der georgische Bass Shavleg Armasi (Kardinal Brogni) zu erleben. Am Pult des Niedersächsischen Staatsorchesters steht der deutsche Dirigent Constantin Trinks.

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    Quelle: Musik - 14.9.2019
    http://www.musik-heute.de/20061/staatsoper-hannover-eroeffnet-saison-mit-la-juive/

     

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    'La Juive'
    Übergroß inszeniertes Drama
    mit tragischem Ende

    Joachim Mischke


    Zu spät, mon dieu, Katastrophe, Vorhang, tosender Applaus. Stolze, wohl auch erleichterte Ovationen für eine Premiere in Hannover, die musikalisch mächtig Eindruck machte, weil Constantin Trinks, für seine in diesem Fall hilfreiche Wagner-Vorliebe bekannt, das Staatsorchester und den prächtigen Chor erfolgreich beim Spektakel-Ehrgeiz packte.

    Zitatende

    Quelle: Abendblatt - 15.9.2019
    https://www.abendblatt.de/kultur-live/article227097977/La-Juive-Uebergross-inszeniertes-Drama-mit-tragischem-Ende.html

     

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    Halévys Oper „Die Jüdin“ in Hannover
    „Musikalisch à la bonne heure“

    Uwe Friedrich im Gespräch mit Marietta Schwarz


    Unseren Kritiker Uwe Friedrich hat die Inszenierung überzeugt: „Auf jeden Fall ein hörens- und sehenswerter Abend.“
    [...]
    Insgesamt sei er sehr glücklich über die musikalische und gesangliche Umsetzung. So lebendig, so energetisch habe er diese Musik noch nicht gehört: „Musikalisch à la bonne heure.“ Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings: Manche Szenen seien arg kitschgefährdet gewesen, urteilt Friedrich.

    Zitatende

    Quelle: DLF - 14.9.2019
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/halevys-oper-die-juedin-in-hannover-musikalisch-a-la-bonne.1013.de.html?dram:article_id=458842

     

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    www.bi-opernintendanz.de