|
... 14. Mai 1885 geboren
Am 15. Februar 1844 eröffnete Joseph Kroll ein Etablissement als neuen
Ort vornehmer Geselligkeit in Berlin.
Das Gelände, das ihm König Friedrich Wilhelm IV. zur Verfügung stellte,
lag am damaligen Rande der Stadt, hinter dem Brandenburger Tor. Die
Berliner akzeptierten das Gebäude mit seinen Veranstaltungen gerne.
Nach dem Tod von Joseph Kroll 1848 übernahm seine Tochter Auguste die
Leitung des Hauses.
Sie ließ komische Opern - vor allem die von Lortzing - und Lustspiele,
Schwänke spielen.
Brauereibesitzer Julius Bötzow betrieb das Haus später als
Gaststättenbetrieb, mit nur wenigen Konzerten. 1896 verkaufte er an den
Preußischen Staat, der ein Operntheater aus dem Gebäude machte, das dann
bald Wilhelm 2 nicht repräsentativ genug war. Der erste Krieg kam
dazwischen, verhinderte, das Gebäude pompöser zu gestalten.
Die Berliner Volksbühne stieg ein, das Gebäude wurde auf einen Festsaal
für 5.000 Personen vergrößert. Die Institution hatte aber bald kein Geld
mehr, der Staat übernahm, nur die Volksbühne hatte die Hälfte der Karten
abzusetzen.
Am 1. Januar 1924 wurde die 'Kroll-Oper' - die Berliner ließen nicht von
dem Namen, obwohl Joseph Kroll schon lange tot war - mit 'Meistersinger'
unter der Leitung von Erich Kleiber eröffnet.
Zum November 1927 übernahm Otto Klemperer die Leitung der 'Kroll-Oper'
und führte sie zu Ergebnissen, die allerdings nicht von den Zuschauern
der Volksbühne getragen wurden. Die saß aber per Vertrag auf der Hälfte
der Karten.
Bereits im Juli 1931 wurde die 'Kroll-Oper' geschlossen - man konnte
sich drei Opernhäuser in Berlin angeblich nicht leisten.
Vor den Nazis floh Klemperer 1933 als von denen so bezeichneter
'Kulturbolschewist' nach einem Berufsverbot in die USA.
Nach dem Krieg wandte er sich wieder Europa zu - er war einer der großen
Künstler, der durch die Willkür der Nazi für lange Zeit seines Lebens in
seiner Entwicklung beeinträchtigt wurde.
Spät im Leben kehrte Klemperer zum Glauben der Väter zurück.
Dass letztendlich Deutschland noch heute unter diesem damaligen Exodus
der geistigen Elite leidet, hatte sich 'der Teufel von Schwanenwerder'
nicht vorstellen können. Aber dessen ausgeprägter Judenhass verdrängte
jede Art von rationaler Einschätzung der Situation.
|
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
|
|