Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

   

Thema des Tages:

16. Januar 2014

 'Zwischenruf'
 

 

 

 
     
 


Das Theater Regensburg wollte wissen, was das Publikum von ihm hält.

Ergebnis dieser Befragung, die im Neuhaussaal mit mehr als 400 Plätzen stattfand, von denen aber nur etwa fünfzig besetzt waren - was der Regensburger Theaterdirektor sogleich bedauerte - war Kritik an administrativen Vorgängen wie u.a.:
 
- schlecht lesbarer Druck der Theaterzeitung und auch sonst 'is des ois zu kloan!'
- fehlende Anfangszeiten der Vorstellungen auf den Abo-Karten
  (Kommentar des Theaters: haben wir vergessen!!!),
- Preise der Karten,
- Umtauschmöglichkeiten,
- Gebühren für Online-Kartenkauf.

Das Interesse der Bevölkerung scheint also nicht groß zu sein, sich mit der Theaterleitung über Inhalte und Präsentation der Stücke während der ersten Hälfte der Spielzeit 2013 / 2014 auseinanderzusetzen.

Allenfalls wurde bemerkt:
- 'Hoat mer net g'foalln!'
- 'Mei Partner wollt' in der Pause hoamgeh'n!'
- 'Kostüme und Musik poast'n net z'am!'

Niemand ging während der zwei Stunden dauernden 'Debatte' ins Detail, fragte nach Inhalten in Bezug auf die szenische Umsetzung, einzige Aussagen:
'Woar nix!' oder 'Woar woas!'

Moniert wurde auch, es gäbe zu wenig Tanz und Musical - was der Theaterdirektor kommentierte, es gäbe andere Häuser, die könnten Musical besser und dass zuwenig Tanz geboten werde, läge an dem kleinen Ensemble.
Wieviele Mitglieder der Tanzgruppe hatten eigentlich seinerzeit Bettina Frahm und Dieter Gössler?

Das Publikum bemerkte, dass 'des ois bis vor zwoa Joahr besser woar'.

 

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Auch sei das Sonntags-Abo Z offensichtlich nicht sehr beliebt, denn die Hälfte der Plätze im Parkett blieben bei den beobachteten Vorstellungen leer.

Der Regensburger Theaterdirektor musste zugeben, dass bei den der Stadt gelieferten Ausnutzungszahlen die verkauften Plätze angegeben werden, nicht jedoch die tatsächlich anwesenden Besucher.
Die, aus welchen Gründen auch immer, die Vorstellung nicht Besuchenden werden nicht ermittelt.

So ist es natürlich auch möglich, dass diese gähnende Leere der SPD auffällt, die dann Zweifel an dem Sinn eines subventionierten Theaters anmeldet.
So jedenfalls von einer tags vorher stattgefundenen Veranstaltung der Jusos berichtet.

Demnach hat sich die Meinung der SPD von damals nicht geändert, denn schon 2010 wurde gefragt, warum das Theater in Regensburg in der Form mit öffentlichen Geldern weiterführen.

 


“Das kostet uns richtig viel Geld.
Mit welchem Recht sagen wir, die Infrastruktur-Einrichtung Theater ist wichtiger als die Infrastruktur-Einrichtung Stadion?”,
fragte er rhetorisch in den Saal, der mit großem Applaus antwortete."


Regensburger Wochenblatt am 16.11.2010 über eine Aussage von Bürgermeister Wolbergs während einer Podiumsdiskussion zum Neubau eines Fußballstadions in Regensburg.


 


Dem Publikum ist es doch gleich, ob mit eigenem Ensemble gespielt wird oder ein Betrieb mit eingekauften Gastproduktionen eingerichtet würde.

Eine Bindung der Menschen in der Stadt an das Theater kann kaum noch nachhaltig erfolgen, da die Protagonisten per Stückvertrag engagiert werden und so kein oder nur geringer Bekanntheitsgrad aufgebaut werden dann.
Dann doch lieber Gastierbetrieb, der die Stadt keine Sozialleistungen kostet, da kein festes Ensemble mehr gegeben. Die Belegung des Hauses könnte dann vom Kulturreferat mit erledigt werden.
Wen wundert es, wenn in Dessau und Rostock überlegt wird, den Theaterbetrieb dort zu reduzieren oder ganz einzustellen.
Es wäre auch nicht das erste Orchester, das abgewickelt würde.
Tradition hin oder her.

Wenn denn alles doch nur auf 'Fun' herausläuft, was auch während der Befragung deutlich wurde:
- ich will mich im Theater nur unterhalten, deswegen gehe ich hin -
wozu dann Mengen von Geldern an ein Institut zahlen, die man besser kontrolliert der freien Szene der Stadt zur Verfügung stellen sollte.

 

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Kommentar:
Somit ist es dem Regensburger Theaterbesucher offensichtlich gleich, in welcher Szenerie die 'Aida' spielte oder ob 'Die Räuber' oder 'Lohengrin' im Sinne des Autors aufgeführt wurden.

Vorkenntnisse kaum vorhanden, Bildungsauftrag wird vom Theater nicht erfüllt - also bleibt Unterhaltung.

Dass dann auch noch bemerkenswerte Besetzungen geboten werden, dass die ganz früher 'muntere Naive', heute 'komische Alte' nun an einem Tag eine reife, resignierende 'Sentimentale' spielt und tags drauf das Zugpferd in 'Frau Luna' sein darf, zeigt die kolossalen Möglichkeiten des Regensburger Theaters.

'Atemberaubend' wie Maske und vor allem Haartracht zur Rolle der ehemaligen Emmy Sonnemann passen.
Es gibt genügend fotografisches Material - was übrigens auch eingespielt wird - das deutlich zeigt, wie die Darstellerin hergerichtet werden müsste.
Sicherlich aber hat das Theater Regensburg recherchiert und festgestellt, dass diese 'Emmy Pusebach' nach dem Krieg mit den offenen Haaren wie Christina Söderbaum aussah und nicht wie die besseren Zeiten nachsinnende Frau des Reichsjägermeisters.
 

Announcement Theater Regensburg
 

ENIGMA EMMY GÖRING - Schauspiel von Werner Fritsch
 

Artikel vom: 17.01.2014


zum vorläufig letzten Mal am 17. + 19. Januar, 19.30 Uhr, Probebühne
 

Emmy Göring, Tochter eines Schokoladenfabrikanten, gab ihre Schauspielkarriere auf, um die Ehefrau des NS-Politikers Hermann Göring zu werden. Taufpate der gemeinsamen Tochter Edda war Adolf Hitler.
In einem furiosen Monolog erinnert sich die »Erste Frau des Reiches« (1893-1973) an ihr repräsentatives Leben im Zentrum der Macht und entlarvt naiv plaudernd die Strukturen der nationalsozialistischen Gesellschaft. Sie spricht nicht nur über die drei wichtigsten Männer in ihrem Leben – Hermann Göring, Gustav Gründgens und Adolf Hitler – sondern auch als eben diese. Ihre eigene Rolle im dritten Reich verklärt sie dabei bis zuletzt ins Unpolitische. Doch wer ist diese Frau, die die Zeit an der Seite ihres Mannes Hermann Göring als die beste Zeit ihres Lebens bezeichnet hat?
Der Autor Werner Fritsch wurde 1960 in Waldsassen/Oberpfalz geboren. 1987 erschien sein vielbeachteter Roman »Cherubim«. Sein Werk umfasst Gedichte, Theaterstücke, Romane, Dreh-bücher und Hörspiele. Für seine Arbeiten wurde er u.a. mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis ausgezeichnet. »Enigma Emmy Göring« wurde als Hörspiel des Jahres 2006 sowie mit dem ARD-Hörspielpreis 2007 prämiert.

Fotos: Sarah Rubensdörffer

Besetzung Emmy Göring - Doris Dubiel

Inszenierung Birgit Bagdahn
Kostüm Antonia Fietz
Bühne Dorit Lievenbrück


Gastspiel

„Enigma Emmy Göring“ ist am 29.05.2014 um 19:30 Uhr zu Gast bei den 32. BAYERISCHEN THEATERTAGEN ERLANGEN in der Garage



Und 2014 mit der Produktion zu den Bayerischen Theatertagen nach Erlangen?
Reichte das Zurschaustellen der 'Räuber' 2013 in Nürnberg nicht aus?

Aber nach der Meinung des Regensburger Publikums geht es ja darum, unterhalten zu werden.
Irgendwo müssen doch komödiantische Züge vorhanden sein, dass man lachen kann. Ob das, was dann unter diesem Aspekt geboten wird, stimmt -
'is wurscht, merkt eh koaner!'

Hoffentlich ein Pfeil im Köcher der SPD.
 

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Besonders effektvoll der 'Zwischenruf' von Frau Präsidentin Theaterfreunde.

Frau Uschi M. aus R. lobte und pries den Theaterdirektor, dass er alles so toll mache, dass er einen so tollen Tenor mitgebracht habe und dass die 'Bohème' so toll geworden sei - und alles sei überhaupt so großartig.

Weitere Worte fehlten ihr dann - so dass der Jens diese Gelegenheit nutzte, der Uschi ebenfalls zu danken.

Wie schön, dass wenigsten die beiden so überzeugt voneinander sind.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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