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Bemerkungen eines Vollzahlers
zur szenischen Umsetzung von
’Tristan und Isolde’
Besuchte Vorstellung am 16.
September 2018
Ankündigung der Nds. Staatsoper
Hannover
Zitat
Tristan und Isolde
Oper von Richard Wagner
Handlung in drei Akten (1856
/57 – 59) nach dem Versroman
»Tristan« des Gottfried von
Straßburg
Premiere | So 16.09.18 |
17:00 | anschließend
Premierenfeier im Foyer |
Opernhaus
Fahlheit, ausgewaschene
Farben, immer klarer
werdende Konturen – das ist
das Morgengrauen, der
Übergang von Nacht zu Tag,
diese zwielichtige Phase des
Tages. Doch für Tristan und
Isolde, dieses zum Inbegriff
tragischer Liebe gewordene
Paar, ist das Morgengrauen
mehr als nur ein Farbwert.
Für sie bedeutet der
Tagesanbruch ein Ende der
Dunkelheit, in der Umrisse
sich auflösen, Körper, Welt
und Seelen miteinander
verschmelzen. Sie wissen –
und das ist das wahre
Morgengrauen –, der Tag wird
ihnen nur die Qualen der
Entsagung bringen, denn in
dieser Welt dürfen sie nicht
vereint sein. Schließlich
ist sie, die irische
Prinzessin Isolde,
mittlerweile Frau des
kornischen Königs Marke;
schließlich ist er,
Cornwalls edler Ritter
Tristan, dessen treuer
Lehnsmann.
Doch Tristans nie
versiegende Liebe zu Isolde
ist wie die nie stillbare
Wunde, die ihn einstmals zu
Kriegszeiten unter der
falschen Identität des
Tantris zu Isolde geführt
hatte. Nur Isoldes
Heilkünste konnten die Wunde
versiegeln, doch als sie in
Tantris den Feind erkannte,
der ihren Verlobten getötet
hatte, verzichtete sie aus
Mitleid auf Rache an dem
hilfesuchenden, wehrlosen
Ritter. Seither tobt in
Tristan der Kampf zwischen
der Treuepflicht gegenüber
seinem König und seiner
Liebe zu Isolde – der Krieg,
den er einst auf dem Felde
austrug, lebt nun
schmerzhaft in seinem
Innersten weiter.
Ausgerechnet er muss Isolde
nach Kriegsende zur Hochzeit
mit Marke von Irland nach
Cornwall überführen, um den
Frieden zwischen den beiden
lange verfeindeten Völkern
zu besiegeln. Kurz vor Ende
der Reise jedoch wird die
Konfrontation von Tristan
mit Isolde unausweichlich:
Sie fordert ihn auf, einen
vorgeblichen Sühnetrank zu
trinken, von dem sie beide
denken, es sei ein
erlösendes Gift. Der zu
erwartende gemeinsame Tod
erlaubt es ihnen, sich
gegenseitig ihre Gefühle zu
offenbaren – doch als sich
der Trank als Liebeselixier
herausstellt, wandelt sich
dieser Moment höchsten
Glückes in den Moment der
größten Tragik in ihrem
Leben: Seither wissen sie,
dass diese unerfüllbare
Liebe sie bis an das Ende
ihrer Tage quälen wird. Nun
bleibt ihnen nur noch das
Dunkel der Nacht, um sich
ihrer Liebe zu vergewissern,
sich gemeinsam im Sehnen
nach Vereinigung zu
verzehren. »Tristan du, /
ich Isolde, /nicht mehr
Tristan! /Du Isolde,
/Tristan ich, /nicht mehr
Isolde!«
Handlungsträger sind nicht
mehr nur der Librettotext
und das Bühnengeschehen,
sondern in nie zuvor
dagewesenem Maße die Musik,
die dem Strom der Gedanken
der Figuren folgt und
plastisch schildert, was
ihnen unsagbar ist.
Leitmotive setzt Wagner auf
diesen verworrenen Pfaden
der Gefühle als »Wegweiser«
ein; die Welten von Tag und
Nacht erzählen mittels
bahnbrechender Harmonik
ebenso viel über die
Lichtverhältnisse wie über
den Leidensdruck und Schmerz
der Protagonisten. So wird
»Tristan und Isolde«zu einer
»der Ursprungsurkunden der
musikalischen Moderne« (Carl
Dahlhaus), die Zeugnis
ablegt vom ewigen
Widerstreit zwischen
Sehnsucht und
Pflichterfüllung, Licht und
Dunkel, Liebessehnsucht und
Liebesqual, die den
Übergangszustand wie das
Morgengrauen fliehen und nur
im absoluten Zustand des
Todesdunkels Erlösung
finden.
Leitungsteam
Musikalische Leitung
Ivan Repušić - [wegen
Krankheit ersetzt durch Will
Humburg (kj)]
Inszenierung
Stephen Langridge
Bühne und Kostüm
Conor Murphy
Licht
Susanne Reinhardt
Choreinstudierung
Lorenzo Da Rio
Dramaturgie
Christopher Baumann
Zitatende |

Am 7. September 2018 fand eine
Einführungssoirée zum 'Tristan'
in der Nds. Staatsoper Hannover
statt, die neben einige Worten
des zuständigen Dramaturgen -
die nur das brachten, was in
jedem Reclam Opernführer auch zu
lesen ist -, auch einen Besuch
der Orchesterprobe des ersten
Aktes beinhaltete.
Hierauf ging eine Mail an die
Pressestelle der Nds. Staatsoper
Hannover:
Zitat
07.09.2018
Datum
Heute, 06:59:30 UTC
Von
info@marie-louise-gilles.de
An elisabeth.schwarz@staatstheater-hannover.de
Text (1 KB)
Guten Morgen,
bei der gestern als
Bühnenorchesterprobe
abgehaltenen Veranstaltung
handelte es sich in
Wirklichkeit um eine
Arbeitsprobe.
Die zahlreichen
Unsicherheiten bei Solisten
und im Orchester gehören
nicht vor ein Publikum.
Außerdem wurde wieder einmal
ein derart
überdimensioniertes
Bühnenbild auf der
Hauptbühne ausprobiert, da
es wie viele andere in den
Werkstätten - wie von Herrn
Verwaltungsdirektor Braasch
in seiner Rede am 6. Mai
2017 ausgeführt – nicht in
Gänze aufgebaut werden kann.
Wozu ein solches Monstrum,
das die Produktivität der
Nds. Staatsoper Hannover
unter den gegebenen
Umständen einschränkt?
Mit freundlichem Gruß
ML Gilles
Zitatende
|

Bemerkungen eines Vollzahlers
'Alles Humbug'
Die freie Auswahl an Plätzen am
16.9.2018 in der dritten Reihe
des dritten Rangs:
nur vier Personen.
Die Platzanweiserin meinte,
nähme man die Armlehnen an den
Sitzen weg, dann könne man sich
hinlegen.
Auch sonst in den Rängen viele
leere Plätze.
Man hätte wieder einmal den
dritten Rang schließen können.
Es bot sich aber den Zuschauern
hier die Gelegenheit im Laufe
der Veranstaltung mehrere Plätze
auszuprobieren, mal in der
ersten Reihe, mal in der
letzten, seitlich auf dem
Einzelplatz oder mal auf der
linken Seite in der zweiten
Reihe auf dem Ecksitz.
Und am 30.9.2018 die zweite
Vorstellung 'Tristan' ersatzlos
gestrichen.

Bevölkerung aus
Stadt und Land verweigert sich,
geht nicht mehr in die Nds.
Staatsoper Hannover, selbst wenn
es sich um den Beginn der neuen
Saison handelt, will nichts mehr
sehen und - nimmt man das Ende
des Abends vorweg - dann kann
man für Hannoveraner
Verhältnisse mit einem äußerst
respektablen Buh-Konzert beim
Erscheinen der dreier
Regietruppe sprechen.
Das Team kann entweder mit den
Stück nichts anfangen oder es
misstraut Autor und Komponist.
Es wird draufgeklatscht was das
Zeug hält, damit geht das Werk
unter, aber die Ergänzungen
bringen keine Verbesserung. Im
Gegenteil, sie führen ein
Eigenleben!
Und dann das Orchester.
Wenn schon einer unsensibel
herumfuchtelt, die Lautstärke
immer mehr ausufern lässt,
erinnert man sich an die ersten
Takte und sagt sich:
Schon zu laut!
Das mag einmal für Münster
ausreichend gewesen sein, dort
war dieser Maestro GMD, für
Hannover jedenfalls ist das
nicht überzeugend.
Unter GMD
Repušić
wäre da musikalisch
etwas anderes herausgekommen.
Aber der war ja krank.

Der Vorhang öffnet sich, Stille,
Gaze behindert die Sicht.
Isolde von rechts. Dann eine
Truppe von Statisten als
Sicherheitspersonal verkleidet,
die links im Off verschwinden.
Isolde setzt sich auf einen
Stuhl, der links auf einem
indirekt beleuchtetem Rondell -
sieht aus wie ein etwas
erhobener, illuminierter
'Tortenboden' - steht.
Dort verbringt sie das Vorspiel.
Quer über die mit weißen
Brettern ausgelegte Bühne eine
Röhre, darin ein mannshohes
Loch.
Darüber über die ganze Breite
der Bühne in Übermannshöhe ein
Geländer.
Während des Vorspiels - Isolde
links in gelben Mantel gehüllt -
hantieren zwei 'weißgetünchte
Figuren' in dem Loch in der
Röhre.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
Hat man ein Programmheft nicht
gekauft, weiß man nicht, was das
soll, was das mit dem Stück zu
tun hat.
Wohlgemerkt man hat kein
Programmheft und kann nicht
nachlesen, was Mr. Philip
Langridge als Regisseur meint.
Es kann sein, dass diese
Vorgehensweise für Göteborg
reicht, wo er zur Zeit Intendant
ist, oder für Glyndebourne, wo
er Hausherr werden soll, langt,
für Hannover jedenfalls nicht.
Das Vorspiel 'macht
Fortschritte', Isolde weiterhin
links, 'die Weißgetünchten' -
noch immer Bodenübungen im
Zeitlupentempo im Loch der
Röhre. Was die Verrenkungen
allerdings sollen, ist nicht zu
verstehen. Sagt doch die Musik
alles und das Gehampel nichts.
Das Licht im Loch des Tunnels
verlischt und damit sind auch
die beiden 'Weißgetünchten'
nicht mehr zu sehen.
Isolde allein links auf dem
Stuhl auf dem indirekt
erleuchteten 'Tortenboden'.
Die Gaze wird hochgezogen, von
rechts schreitet wer heran, es
kann nur Brangäne sein, aber in
der Inszenierung könnte auch die
Kaiserin von China auftreten.
Wer weiß das schon so genau?
Die Dame, hochgestöckelt, in
langem Abendkleid bleibt am Loch
in der Röhre stehen.
Was mag sie wollen?
Von links jemand, der ein
Fähnchen an einem langen Stock
vor sich herträgt, am linken
Portal verharrt er. Er lümmelt
dort lässig für
ERSTE SZENE
STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS
Westwärts
schweift der Blick
Da entflammt er mit einem
Feuerzeug das Fähnchen, das hell
auflodert und sofort verlischt.
Isolde ist ganz geblendet von
dem 'Gegokel', sie beruhigt sich
aber schnell wieder.
Der Lümmel greift hinter das
Portal und holt von dort eine
von der Requisite
dankenswerterweise rechtzeitig
positionierten langen Stab -
wieder mit einer Fahne - die der
Lümmel entrollt - es handelt
sich um den Union Jack.
Der Fahnenträger schreitet in
die Mitte der Bühne und
entwickelt sich zum
Fahnenschwenker auf das
Wehe, wehe, du Wind!
... du
wilde, minnige Maid!
steckt er den Fahnenmast in ein
Loch im Boden des 'Tortenbodens'
und geht keck nach rechts - im
Vorbeigehen die Hand an die
Mütze tippend - ab.
ISOLDE
jäh auffahrend
Wer
wagt mich zu höhnen?
sie zieht den Fahnenmast aus dem
Loch im Boden
Brangäne, du?
Sag --- wo sind wir?
Brangäne kommt
gemütlichen Schrittes von
rechts, setzt sich auf den Rand
des 'Tortenbodens' - dessen
indirekte Beleuchtung übrigens
inzwischen erloschen ist und
gibt die vage
Positionsbestimmung mit
Blaue Streifen
steigen im Osten auf
Auf das
Nimmermehr!
Nicht heut noch morgen!
schmeißt Isolde die Fahne mit
dem Mast nach links, wo sie
polternd zu Boden fällt.
Brangäne hat sich vor Schreck
erhoben und geht rechts auf und
ab, wendet sich dann dem
'Tortenboden' zu und setzt sich
auf den Stuhl, nachdem sich
Isolde zu Boden gelassen hat.
Bei Isoldes
Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz!
erscheint oben an der Reling ein
Matrose, der mit einem Ball in
seinen Händen spielt.
Es ist kein einfacher Matrose,
sonder der junge Seemann, der
Fahnenzündler von soeben, der
für die
ZWEITE
SZENE
noch einmal behauptet, dass der
Wind frisch der Heimat zuweht
und indem er den Ball hochhält,
seit er sich auf das nächste
Fußballmatch zu freuen.
Anders kann man den dubiosen
Regieeinfall nicht deuten.
Zum
Weh, ach wehe, mein Kind!
haben sich oben auf der Brücke
von links jemand mit weißer
Kapitänsmütze und von rechts
einer von der Mannschaft
genähert.
Sie verharren in der Mitte und
blicken nach hinten auf die sich
hoch in den Bühnenhimmel
aufwölbende Verbretterung des
Bühnenbodens - soll wohl die
Weite des Meeres andeuten -
nachdem der rechts Stehende dem
Matrosen den Ball abgenommen
hat. Der geht nach rechts ab und
der von der Mannschaft legt den
Ball auf den Boden der Brücke.
Keiner weiß warum.
Brangäne
Soll ich ihn bitten,
dich zu grüssen?
drauf geht sie nach rechts ab.
Kurwenal, der zweite oben auf
der Brücke, beobachtet das,
indem er sich weit über die
Reling lehnt. Er meint
Hab
acht, Tristan!
Botschaft von Isolde
Brangäne ist auf dem Oberdeck
angekommen und es entwickelt
sich das Gespräch zwischen ihr
und dem mit der weißen
Kapitänsmütze, Herrn Tristan.
Kurwenal schaut weiter nach
hinten auf die weite
Wasserwüste, dann dreht er sich
um und mischt sich ein
Darf ich die Antwort sagen?
[...]
Sein Haupt doch hängt
im Irenland,
als Zins gezahlt
von Engeland:
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!«
Dabei spielt er mit dem Ball,
den der Steuermann zurückließ
und den er soeben vom Boden
aufhob.
Der Chor unsichtbar hinter dem
Tunnel, wirft Bälle in die Luft
und jauchzt
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!
Brangäne die Reling
entlang nach rechts ab und so
ist sie rechtzeitig für die
DRITTE SZENE
zum
Weh, ach wehe!
Dies zu dulden!
wieder zurück auf der
Hauptbühne.
Für die große Erzählung
Wie
lachend sie
mir Lieder singen,
wohl könnt' auch ich erwidern
stehen die beiden Männer an der
Reling und schauen teilnahmslos
nach hinten aufs Meer.
Isolde und Brangäne im Gespräch
auf und neben dem 'Tortenboden',
der sich merklich auf leisen
Rädern nach rechts bewegt.
Was soll das?
Der Zuschauer wird damit
abgelenkt von der schweren Szene
und von Isoldes beiden hohen
Tönen beim
mit
ihr gab er es preis!
und beim
mir lacht das Abenteuer
(hier nicht
ausgehalten, sondern wie ein
Juchzer behandelt)
Bei Isoldes
Den Schrein dort bring mir her!
wird das Loch im
Tunnel illuminiert und zum
Für Weh und Wunden
Balsam hier
erscheint rechts in
der Röhre (der 'Tortenboden' ist
mit Isolde unmittelbar von der
Öffnung in der Röhre angekommen)
'der Weißgetünchte' und bald
darauf von links 'die
Weißgetünchte'.
Bei Brangänes
Für Weh und Wunden
Balsam hier;
für böse Gifte
Gegengift
reicht ihr 'der
Weißgetünchte' ein Glas, das sie
auf den Boden stellt
und zu
Isoldes
Den hehrsten Trank,
ich halt' ihn hier
reicht die in der
Röhre links erschienene
'Weißgetünchte' der Isolde ein
Wasserglas (wahrscheinlich aus
Kostengründen echtes 'Senfglas')
Brangäne nimmt Isolde
das Glas ab und stellte es zu
dem, das sie auf dem Boden gab.
SCHIFFSVOLK
von außen und unsichtbar für das
Publikum
Ho!
He! Ha! He!
Am Untermast
die Segel ein!
Ho! He! Ha! He!
VIERTE
SZENE
KURWENAL
Auf! Auf! Ihr Frauen!
Auf der Brücke 'macht einer
Männchen' vor dem Kapitän.
Kurwenal geht nach links und
hebt die britische Fahne auf,
die von Isolde vordem auf den
Boden geschmettert wurde.
Dann hört er sich Isoldes Wunsch
an
Herrn Tristan bringe
meinen Gruss
und meld ihm, was ich sage.
Mit dem
Sicher wisst,
das sag' ich ihm;
nun harrt, wie er mich hört!
geht Kurwenal nach
links ab und die beiden Frauen
widmen sich Isoldes
Nun
leb wohl, Brangäne!
Grüss mir die Welt,
grüsse mir Vater und Mutter!
KURWENAL
Herr Tristan!
Der 'Tortenboden' ist für die
FÜNFTE
SZENE
auf seiner Fahrt unmittelbar vor
dem Loch in der Röhre
angekommen.
Das Gespräch endet mit
TRISTAN
Wo
sind wir?
ISOLDE
Hart am Ziel!
Brangäne vertauscht die beiden
am Boden stehenden Gläser
Tristan
Wohl kenn' ich Irlands
Königin
und ihrer Künste
Wunderkraft
sind beide durch das
Loch in der Röhre in diese
zurückgetreten, dann Tristans
Vergessens güt'ger Trank,
dich trink' ich sonder Wank!
Er setzt an und trinkt
ISOLDE
Betrug auch hier?
Mein die Hälfte!
und da sinken sie nieder auf dem
''Tortenboden', berühren sich
zaghaft mit den Händen.
Der Zauber wirkt.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
Dann auf der Brücke, winkend in
den Hintergrund
ALLE MÄNNER
Heil! Heil! Heil!
König Marke Heil!
Heil dem König!
Brangäne erscheint mit dem
Morgenrock, den Isolde ja schon
am Anfang des Aktes trug, von
rechts.
Kurwenal von links mit der
Botschaft
Heil Tristan,
glücklicher Held!
Marke zwängt sich von hinten
durch die Stäbe der Reling, weil
sich das Absperrgitter am 16.
September 2018 nicht öffnen
lässt.
Durch diese beherzte, von der
Regie nicht vorgegebene Aktion,
ereicht er oben auf dem Quergang
an der Reling entlang
rechtzeitig die Mitte der Bühne,
um die Huldigungen
entgegenzunehmen und
entsprechend königlich zu
winken.
Der Vorhang fällt schnell.

Zweiter Aufzug
Erste
Szene
Die Bühne vom Orchestergraben an
bis nach hinten in die
Bühnentiefe und von dort weiter
nach oben in den Schnürboden
verlaufend die weiße
Holzbeplankung.
Völlig unnötig dieser Aufwand
für ein Bühnenbild.
Aus dem Schnürboden herunter
hängt ein Abschnitt eines
Rohres, schräg angeschnitten
oberhalb eines Whirlpools ohne
Wasser. Dafür am Rand des Pools
Becher mit brennenden Kerzen
ringsherum.
Rechts nahe dem Portal der
bekannte 'Tortenboden' auf ihm
ein typisches Krankenhausbett.
Rechts an der Wand, hoch über
dem Bühnenboden weit auskragend
ein Austritt, ein Balkon.
Gespräch Isolde / Brangäne
ISOLDE
Hörst du sie noch?
Mir schwand schon fern der
Klang.
bis zu ihrem
Zur
Warte du:
dort wache treu!
Die Leuchte,
und wär's meines Lebens Licht
---
lachend
sie zu löschen zag' ich nicht!
wird das Stück gespielt, würde
da nicht 'der 'Weißgetünchte' im
Slow-Motion-Tempo auf der Bühne
herumtigern und die Szene
stören.
Dann wird auch noch 'die
Weißgetünchte' aus der Röhre
kopfüber an einem Seil
heruntergelassen und in dem
Pool, der keinen Boden hat,
versenkt.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
'Der Weißgetünchte' steigt ihr
nach - und das Publikum fragt
höchst befremdet:
Was soll das?
Wird hier Reklame für einen
Auftritt am Trapez in einem
Zirkus gemacht?
Dann Auftritt für die
ZWEITE
SZENE
TRISTAN
Isolde! Geliebte!
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Für die Gestaltung gibt der
Regisseur das rechts auf dem
fahrbaren 'Tortenboden' stehende
Bett zum Bespielen frei, so kann
Isolde mal drauf sitzen oder
aber auch sich der Länge lang
draufstellen. Gelegentlich hockt
sie sich auf drauf, während
Tristan unter ihr auf dem Rand
des 'Tortenboden' sitzt.

Außenwerbung Nds.
Staatsoper Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
Tristan geht zum Pool und nimmt
die Kerzen dort vom Rand und
stellt sie - nach vorne rechts
verlaufend - auf den
Bühnenboden. Während Isolde
neben dem am Boden liegenden
Schwert verharrt.
Für das
O
sink hernieder
sitzt Tristan auf dem Bett,
Isolde kniet hinter ihm.
Beim Ruf
Einsam wachend
wandert Brangäne hinten von
links nach rechts über die
Bühne, hat damit die Möglichkeit
ohne Behinderung durch
irgendwelche störende Ecken die
schwierigen Phrasen ungehindert
aussingen zu können.
Tristan legt zwischendurch schon
mal sein Jackett auf den Rand
des Pools und krempelt sich die
Ärmel rauf, während Isolde den
gelben Morgenmantel ablegt, ihn
einfach zu Boden fallen lässt.
Dann stehen beide am Pool und
bemalen sich ihre Gesichter und
die Arme mit weißer Farbe, den
sie einem Napf entnehmen, der am
Rand des Pools steht.
Zum
Nie
erwachen!
zieht Isolde bei ihrem
Doch der Tag
muss Tristan wecken?
ein Leintuch vom Bett, geht
links ans Portal, legt das Tuch
dort auf den Boden aus und setzt
sich drauf. Doch dann besinnt
sie sich, erhebt sich und geht
zum Pool, zu Tristan, der dort
sein
der
Liebe lasse,
wie wäre seinen Streichen
die Liebe selbst zu erreichen
singt.
Aber nein, sie bleibt nicht bei
ihm, sondert wandert um ihn
herum wieder zum Bett auf der
rechten Seite.
Er folgt ihr und zieht sich beim
Dies süsse Wörtlein: und,
Isoldes gelben, langen
Morgenrock an und sie, nicht
müßig, zieht sich Tristans
Kapitänsjoppe über. (Wer hat
nicht gerne mal vier Streifen am
Ärmel?)
Isolde begibt sich nach
Brangänes erneutem Ruf links auf
das von ihr ausgebreitete Tuch.
Tristan bleibt während der
ganzen langen schweren 'Ewig'-Schraube
am Pool stehen und stürzt erst
für die
DRITTE
SZENE
bei Kurwenals
Rette dich, Tristan!
zu Isolde links ans Portal.
Dann von rechts hinten Statisten
mit Gewehren, Melot und dann
Marke.
War vorher Dämmerlicht, wird
plötzlich am 16.9.2018 die volle
Bühnenbeleuchtung eingeschaltet
- wohl ein Fehler des
Inspizienten, der eine Stimmung
nicht rechtzeitig durchsagte.
Ansprache Marke
Tatest du's wirklich?
[...]
Den
unerforschlich tief
geheimnisvollen Grund,
wer macht der Welt ihn kund?
Marke geht in den
Bühnenhintergrund, hält sich am
Bett fest, während Tristan sein
O
König, das
kann ich dir nicht sagen
als Antwort gibt.
Tristan setzt sich rechts auf
den Boden neben das seit dem
ersten Aufzug dort liegenden
Schwert für sein
Wohin nun Tristan scheidet,
willst du, Isold', ihm folgen?
Isolde antwortet ihm, noch immer
links am Portal stehend
Als
für ein fremdes Land
der Freund sie einstens warb
dann zu Tristan nach
rechts hinübergehend, von wo sie
fluchtartig bei
MELOT
Verräter! Ha!
wieder nach links an
das Portal eilt.
Tristan eilt mit dem Schwert
beim
aus
Eifer verriet
mich der Freund
dem König, den ich verriet!
nach hinten.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
Neben ihm die beiden
'Weißgetünchten'. Sie mit einer
Waschschüssel in den Händen
unten, er auf dem Balkon.
Zum
Wehr dich, Melot!
hält Tristan ihm das Schwert
hin, watscht ihm eine, Melot
zieht das Schwert an Tristans
Körper vorbei.
Tristan stürzt aufs Bett, Melot
wankt nach vorne, sinkt
gebrochen ob seiner Tat auf den
Boden.
Der Vorhang fällt schnell.

DRITTER AUFZUG
ERSTE
SZENE
Die Bühne - wie schon vorher,
ganz in weiß - ein Lager von
ausgedienten Möbeln.
Bettgestelle, Matratzen,
umgefallene Stehlampen.
Rechts hinten - nun liegend -
die angeschnittene Röhre, auch
in ihr Lattenroste, Betteile -
'Graffel'.
Vor der Röhre ein Bett, wohl das
aus dem zweiten Aufzug. Auf ihr
liegend, Tristan.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
Links hinten der Rest einer
Landungsbrücke. Drei Leute
wimmeln um Tristan herum. Die
nehmen dann hinter der
Landungsbrücke Platz.
Diese herunterkommend, der junge
Seemann für das
Kurwenal! He!
Rechts vorne, neben dem
Bettgestell, Kurwenal, nach
hinten gehend für das
Erwachte er,
wär's doch nur,
um für immer zu verscheiden
Der in seiner Haltung aufsässige
Hirt wird die Landungsbrücke
hinauf abgeschoben.
Dessen Kommentar, ohne sich groß
umzublicken und zu orientieren:
Öd und leer das Meer!
Kurwenal
Süsses Leben,
meinem Tristan neu gegeben!
Ein Sanitäter kommt ans Bett,
geht wieder.
Tristan erhebt sich für das
Wo
ich erwacht ---
weilt' ich nicht;
doch, wo ich weilte,
das kann ich dir nicht sagen
steigt in die Röhre, beschaut
sich den dort lagernden
Sperrmüll, steigt wieder heraus.
Links diskutiert schone eine
Weile Kurwenal mit einem zum
Stück nicht gehörenden Menschen.
Beim
Wie
schwand mir seine Ahnung?
Sehnsücht'ge Mahnung
hat er den links liegenden wohl
bekannten 'Tortenboden' - hier
nun nicht indirekt illuminiert -
erreicht für das
Welches Sehnen!
Welches Bangen!
[...]
Das
Licht --- wann löscht es aus?
Er geht nach rechts
über die Bühne für das
Wann wird es Nacht im Haus?
erschöpft sinkt er zu Boden.
Statisten waren zum
'Weißgetünchten' geeilt, der -
kaum war Tristan aus dem Bett
aufgestanden - sich dort
breitmachte und nun
herumhampelnd einen Fiebrigen
mimt.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
Kurwenal dort am Bett des
'Weißgetünchten' spricht ihn an
du sollst sie sehen
hier und heut
Tristan stürzt quer über die
Bühne für das
Isolde kommt!
Isolde naht!
O
Treue! Hehre,
holde Treue
und weiter
Mein Kurwenal,
du trauter Freund!
[...]
Dort streicht es am Riff!
Siehst du es nicht?
Kurwenal eilt die Landungsbrücke
hinauf
(Das Englischhorn erklingt.)
Noch ist kein Schiff zu sehn!
Tristan
Muss ich dich so verstehn,
du alte ernste Weise
[...] (er wirft den
'Weißgetünchten' aus seinem
Bett)
verflucht sei, furchtbarer
Trank!
(beutelt ihn)
Verflucht, wer dich gebraut!
Kurwenal ist
hinzugekommen, beugt sich über
zu Boden gesunkenen
Mein Herre Tristan!
Schrecklicher Zauber!
O Wonne! Nein!
Er regt sich, er lebt!
Die Sanitätsstatisten
sind herbeigeeilt, richten
Tristan auf ...
TRISTAN
Das
Schiff? Siehst du's noch nicht?
KURWENAL
Das
Schiff? Gewiss,
es naht noch heut;
es kann nicht lang mehr säumen.
... und legen Tristan auf sein
Lager und gehen dann nach rechts
hinten ab..
Unheildrohend naht von links
unaufhörlich 'die Weißgetünchte'
die Landebrücke hinunter, rechts
der aus dem Bett geworfene
'Weißgetünchte' sich langsam
unaufhörlich rückwärts nach
links bewegend.
Tristan
Wie
sie selig,
hehr und milde
[...] 'Die Weißgetünchte' nähert
sich Tristans Lager, dann biegt
sie nach links ab in Richtung
'Tortenboden', an dem 'der
Weißgetünchte' schon angekommen
ist. Umschlungen stehen die
beiden Angemalten da rum, auch
noch weiß angestrahlt und
stören.
Tristan
Das Schiff? Das Schiff?
Isoldens Schiff?
Du musst es sehen!
Musst es sehen!
Das Schiff? Sähst du's noch
nicht?
Kurwenal oben auf der
Landungsbrücke
O
Wonne! Freude!
Ha! Das Schiff!
Von Norden seh' ich's nahen.
ZWEITE
SZENE
TRISTAN
O
diese Sonne!
[...]
'Die Weißgetünchte'
schlurft nach links, 'der
Weißgetünchte' nach rechts - und
beide sind wieder nichts als im
Weg.
Vergeh' die Welt
meiner jauchzenden Eil'!
Tristan bricht vorne
rechts zusammen.
Die Landungsbrücke
herunter Isolde und Kurwenal.
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Sie eilt zu ihm,
richtet ihn auf.

Außenwerbung Nds. Staatsoper
Hannover
Screenshot - Foto:
Thomas M. Jauk - Stage Picture
TRISTAN
Isolde!
'Die Weißgetünchte'
hebt die Arme und schleicht zur
Mitte der Bühne.
ISOLDE
Ha!
Ich bin's, ich bin's,
süssester Freund!
[...]
Horch! Er wacht!
Geliebter!
Sie legt sich neben Tristan -
Kopf an Kopf.
DRITTE
SZENE
Kurwenal die ganze Zeit wartend
am Fuß der Landungsbrücke
verblieben.
HIRT
Kurwenal! Hör!
Ein zweites Schiff.
Der Sanitäter-Statist eilt von
rechts kommend die
Landungsbrücke hinauf.
Die beiden anderen Statisten
kommen von rechts herbeigeeilt,
schleppen Bettgestell und
sonstiges herumliegendes Zeug
herbei und bauen am Fuß der
Landungsbrücke eine Barrikade,
die aber gleich von den Mannen
des Marke - von oben die
Landungsbrücke hinunterteilend -
beiseite geschoben wird.
Brangäne auf der Landungsbrücke
Isolde! Herrin!
Kurwenal zu ihr gewandt
Was
suchst du hier?
Melot die Brücke herunter.
Kurwenal sticht ihn
nieder.
Heiahaha! Dem Tag,
an dem ich dich treffe!
MARKE
die Landungsbrücke
heruntereilend
Zurück! Wahnsinniger!
Jemand schießt - Kurwenal stürzt
zu Boden.
MARKE
O
Trug und Wahn!
Tristan, wo bist du?
KURWENAL
Da
liegt er ---
hier --- wo ich --- liege.
Brangäne stöckelt ungerührt an
dem Elend vorbei.
MARKE
Tot
denn alles!
Alles tot!
[...] kniet neben Tristan ...
Die
Ernte mehrt' ich dem Tod,
der Wahn häufte die Not.
... und zieht sich
dann in den Bühnenhintergrund
zurück, setzt sich auf den
'Tortenboden'.
ISOLDE
Mild und leise
wie er lächelt,
wie das Auge
hold er öffnet
[...]
ertrinken,
versinken ---
unbewusst ---
höchste Lust!
Die 'Weißgetünchte'
schleicht an Isolde in den
Bühnenhintergrund
- sie stört wieder,
aber hier glücklicherweise zum
letzten Mal.
Der Vorhang fällt
langsam

Fazit:
'Toll' welche Spielmöglichkeiten
da in Hannover eingeräumt werden.
Derartige Mätzchen mögen in
Zukunft für Glyndebourne, wohin
der Regisseur ja bekannterweise,
wenn er Göteborg verlassen hat,
als Theaterdirektor ausweicht,
ausreichen, für Hannover
jedenfalls nicht.
Der Regisseur traut - es sein
nochmals gesagt - ganz
offensichtlich weder dem Text
noch der Musik - und auch den
Darstellern nicht.
Als könnten die rollengemäß
nicht agieren.
Da müssen - abgesehen von den
Kosten - noch diese zwei
'Weißgetünchten' auf der Bühne
herumschlurfen als sei es das
Telemann Stück 'Pimpinone'.
Schon vor Jahrzehnten ergänzte
Günther Roth an der
Folkwanghochschule für Studenten
aus drei Sparten das Stück. Da
war es angebracht, aber hier in
Hannover beim 'Tristan' - ein
einziger Ärger und völlig
daneben.
Die beiden sind hier überflüssig
'wie der Dreck zu Pfingsten'.
Es bleibt dem Besucher nichts
übrig, als Hohn und Spott
auszugießen über das, was hier
gezeigt wird.
Das gilt schon lange für die
völlig danebengegangen
Produktionen an diesem Haus.
Ob 'Ring', ob 'Meistersinger',
ob 'Giovanni', ob 'Traviata', ob
'Rusalka', ob 'Fledermaus', ob
'Freischütz', ob 'Verkaufte
Braut', ob 'Holländer' - um nur
einige zu nennen.
So wie der von Herr Dr. Klügl
zweimal engagierte Herr Voges
die 'Aida' szenisch in den Dreck
zieht, so urteilt der Vollzahler
bei den Eintrittskarten und der
Steuerzahler und empört sich
über das Gemurkse des Regisseurs
Langridge beim 'Tristan' in
Hannover.
Der Erfolg für die heutige Zeit:
'Action muss her!'
Hieraus leiten dann heutige
Regisseure ihre Spielereien ab,
die dann zu:
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
oder zu:
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_%27Tristan_und_Isolde%27_29.11.2014_Theater_RBG_final.htm
oder zu:
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_05._Mai_2016_'Tristan_in_LA'.htm
führen.
©heerrufer.de
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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