Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


 

Thema des Tages:

Antonio Salieri

   
   ... am 18. August 1750 geboren.

 Michael Heuberger spielte ihn in der Regensburger 'Amadeus'-
 Inszenierung im Jahr 2006 - den ewigen Feind Mozarts, dem  nachgesagt wird, er habe den großen Komponisten auf dem  Gewissen - ihn vergiftet.

 Das Talent Salieris reichte nicht an das Mozarts  heran - alle
 Intrigen halfen zwar im Moment in Wien, wo er  Hofkapellmeister bei den Habsburgern geworden war.

 

 


Im Herbst 1830 entsteht auf Boldino, außer dem Schluss von 'Jewgeni Onegin', das Dramolet 'Mozart i Saljeri'.
Alexandr Puschkin hatte sich auf das väterliche Gut Boldino zurückgezogen, um die schöpferische Ruhe zu finden.
Für seine Kurztragödie zum Verhältnis des Genies Mozart zu seinem Zeitgenossen Salieri benutzt Puschkin Gerüchte, die sich seit dem Tod Mozarts gehalten haben.
Danach soll Mozart mit seiner Frau Konstanze auf einer Bank im Park gesessen haben, danach  "[...] fing Mozart an vom Tode zu sprechen, und behauptete, daß er das Requiem für sich setze. Thränen standen dem empfindsamen Manne in den Augen >Ich fühle mich zu sehr, sagte er weiter, mit dauert es nicht mehr lange: gewiß, man hat mir Gift gegeben! Ich kann mich von diesem Gedanken nicht loswinden.< [...]"
(Volkmar Braunbehrens, Salieri, München, 1992, Seite 13)


Unbewiesen ebenso, dass Ignaz Moscheles bei einem Besuch am Krankenbett Salieris ihn wirklich sagen hörte, er habe Mozart nicht nach dem Leben getrachtet und ihn schon gar nicht vergiftet.
"[...] Obgleich dies meine letzte Krankheit ist, so kann ich doch auf Treu und Glauben versichern, dass nichts Wahres an dem absurden Gerücht ist; Sie wissen ja, - Mozart, ich soll ihn vergiftet haben. [...]"
(Volkmar Braunbehrens, Salieri, München, 1992, Seite 15)
 


 

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In seinem Werk beschreibt Puschkin dezidiert wie Mozart zu Salieri kam, um ihm etwas vorzuspielen, was ihm nachts eingefallen war.
Salieri erkennt die Größe dieser kurzen Kompositionspassagen und fühlt sich bestätigt, er habe als Mittelmäßiger das Genie vor sich. Er haderte schon früher mit dem Schicksal und Gott, dem er sich durch Wohltätigkeiten verschrieb, trotz aller guten Werke, nicht der unsterbliche Komponist geworden zu sein. Er will Rache nehmen an Mozart und seinem Talent.
Salieri lädt Mozart zum Essen. Während dieser nach Hause geht, um kurz Konstanze mitzuteilen, dass er später käme und sie solle nicht auf ihn mit dem Essen warten, schüttet Salieri Gift ins Glas, das Mozart nach Rückkehr ins Haus Salieris leert.
Mozart verlässt Salieri, da es sich nach dem Gastmahl nicht mehr wohl fühlt.
Durch diese dramatische Ausarbeitung verdichtet Puschkin fünf Jahre nach dem Tod Salieris und fast 40 Jahre nach dem Ableben Mozarts die Legende, Mozart sei durch das Gift eines  unnatürlichen Todes gestorben.

 


"[...] Wie sich mein Name über die Welt verbreitet, verbreitet sich meiner auch, wenn schon nicht rühmlich, dann unrühmlich eben. [...]"

 

 

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Peter Shaffer - 1926 in Liverpool geboren - schreibt für das Theater und ist einer der erfolgreichsten Dramatiker Englands.
1954 erscheint 'The Salt Land', 1958 'Five Finger Exercise'.

1979 publiziert er seine Version über das Verhältnis Salieri / Mozart unter dem Titel 'Amadeus' und fügt Entscheidendes hinzu:
 


Da die Werke verstorbener Komponisten im ausgehenden 18. Jahrhundert selten weiterhin aufgeführt wurden, greift Shaffer das Gerücht auf, Salieri habe sich in wachen Momenten seines langen Siechtums von 1822 bis zu seinem Tode 1825 zur Vergiftung Mozarts von seiner Hand bekannt, um wenigstens im Tod durch dieses Gerücht an das Genie Mozart gebunden zu sein und für die Nachwelt - wenn auch in Hass - in Erinnerung zu bleiben.
 

 

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- Theater Regensburg -

Besetzung 20.01.06 
 
 
Antonio Salieri
 
Michael Heuberger
 
Wolfgang Amadeus Mozart
 
Valentin Stroh
 
Constanze, seine Frau
 
Barbara Schedivy
 
Joseph II.
 
Oliver Severin
 
Graf Johann Kilian von Strack
 
Heinz Müller
 
Graf Franz Orsini-Rosenberg
  
 
Peter Heeg
 
Baron Gottfried van Swieten  
 
 
Martin Hofer
 Venticelli  
Doris Dubiel,
 Silvia Rohde
 Silvia van Spronsen
 

 

  Wie es uns gefallen hat

   Theater Regensburg - 20.02.06

  
Amadeus


Schauspiel in zwei Akten
von Peter Shaffer

 
"Ihr Mittelmäßigen überall"
 

Jahre sind ins Land gegangen:
Heute genießt sie den wohlverdienten Ruhestand oder hütet der Tochter Kind:
Brigitte Umlauf. Anfang der 1980er war sie Konstanze Mozart in einer Inszenierung von Peter Shaffers 'Amadeus' durch Horst Alexander Stelter.
Walter Sacher war Mozart - Salieri dargestellt durch Paul Gorden - heute durch Michael Heuberger.
Der öffnete seinen eigenen Schallplattenschrank, um die Einspielungen im Rahmen der Produktion zu ermöglichen, zumindest zu erleichtern.

Wie oft tritt er neben seinem Vertrag als Schauspieler am Theater Regensburg auf:
letztlich in Berlin beim Konzert der Regensburger Domspatzen beim Bundespräsidenten - er gibt dem OB von RBG Etzes, wie der sich mit der Weihnachtsgeschichte präsentieren soll.
Bei der Einführung zur Inszenierung 'Amadeus' am 15.1.06 redete er mehr als der Regisseur oder der Bühnenbildner.

Was tut sich da? Will er Nachfolger des Theaterdirektors Ernö Weil werden - irgendwann!?


 

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DH

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing