Zitat
Roman Kocholl,
22.07.2021 - 16:09 Uhr
„Es geht darum, dass
man so sein darf, wie man sein möchte“: Kyle Patrick am Teich im
Festspielpark. Foto: Roman Kocholl
Aufgrund von
Quarantänebestimmungen wird Le Gateau Chocolat in diesem Jahr nicht von
Großbritannien nach Bayreuth reisen. Ersetzen wird den
Travestiekünstler, der die „Tannhäuser“-Produktion des Jahres 2019 mit
geprägt hat, der 33-jährige Tänzer Kyle Patrick. Im Kurier-Interview
spricht Patrick über die Buhs, die sein Vorgänger nach der Premiere
erhalten hat, queere Menschen und seine Eindrücke in Bayreuth.
Bayreuth -
Herr Patrick, haben
sie die Videos mit Le Gateau Chocolat gesehen?
Kyle Patrick:
Nein, ich habe nur Fotos gesehen, die mir Tobias Kratzer gezeigt hat.
Das Publikum wird ja
die Videos von vor zwei Jahren sehen. Versuchen Sie, Ihren Vorgänger zu
imitieren?
Patrick:
Nein, es ist nicht so, dass ich Gateau Chocolat nachmache. Ich steige in
die Rolle ein. Wir sind zwei verschiedene Personen.
Gateau Chocolat ist
ein Travestie-Künstler. Sie auch?
Patrick:
Nein. Ich
bin zeitgenössischer Tänzer und Choreograf. Gateau Chocolat hat ja am
Teich auch gesungen. Ich singe nicht, dafür tanze ich. Die eine Nummer
ist auf Jazz und Swing basiert, die andere auf Flamenco.
Wie fühlen Sie sich,
wenn sie Frauenkleider tragen?
Patrick:
Das ist eine Herausforderung. Aber das ist das Schauspiel. Da ist
inbegriffen, dass ich hohe Absätze trage.
Mussten Sie lange
überlegen, in die Produktion einzusteigen?
Patrick:
Das geschah ja sehr kurzfristig und die Überlegung war ganz kurz. Aber
ich kannte Bayreuth nicht. Ich bin da rangegangen, wie an einen ganz
normalen Job. Wie mir Tobias Kratzer die Rolle beschrieben hat, das hat
mich sehr angesprochen und ich dachte: Wow, jetzt habe ich die Chance,
meine Fähigkeiten als Tänzer zusammen mit dem Schauspielen zu zeigen.
Das fand ich super cool.
Wie gefällt Ihnen die
Musik von Richard Wagner?
Patrick:
Die Musik
ist sehr schön und reich. Da steckt viel drin.
Wie sind Ihre ersten
Eindrücke vom Festspielhaus?
Patrick:
Das ist
unglaublich imposant und super schön. Das ist eine tolle Gelegenheit,
hier zu sein.
Nach der Premiere 2019
wurde Gateau Chocolat von einigen Festspielbesuchern ausgebuht. Wie
denken Sie darüber?
Patrick:
Das zeigt, dass es noch viel Arbeit gibt. In eine ähnliche Richtung
erfahre ich das ja auch. Wenn ich in Bayreuth oder Nürnberg unterwegs
bin, kriege ich die Blicke der Leute mit und deren Energie. Manche Leute
blicken mich zwei-, drei- oder viermal an. Sie sind es nicht gewohnt,
dass sich jemand so kleidet wie ich. Es geht darum, dass man so sein
darf, wie man sein möchte. Es sollte Normalität sein, dass man sich
selbst sein darf.
Wie kommen diese
Blicke bei ihnen an?
Patrick:
Man kriegt schon mit, ob es ein neugieriger Blick ist, oder ob man
demjenigen unangenehm ist. Oder ob ein Blick sagt: Was macht der hier?
Wieso denkt er, dass er das machen kann? Das ist schade. Aber ich freue
mich, in diese Rolle hier einsteigen zu dürfen und ein bisschen meinen
Beitrag zur Akzeptanz der queeren Menschen zu leisten.
Zitatende
Quelle:
https://www.kurier.de/inhalt.taenzer-statt-dragqueen-ueber-die-blicke-der-leute.cdfbf349-3143-4781-a297-b5a49160e9b8.html
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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