Thema des Tages:
Arthur Kannenberg
Am 23. Januar 1896
begann für ihn in Berlin als Sohn eines Kneipenwirts ein ereignisreiches
Leben.
Mittlere Reife, dann Lehre beim Vater und ab 1924 Führung des
Familienbetriebes 'Restaurant Kannenberg' und 'Hotel Stadt Berlin'.
Für das im Grunewald gelegene Ausflugslokal 'Onkel Toms Hütte' musste
1930 Konkurs angemeldet werden.
Als Geschäftsführer von 'Pfuhl’s Wein- und Bierstuben' lernte er Göring,
Goebbels und Hitler kennen, die hier häufig als Gäste zu sehen waren.
Kannenberg, ein typischer Großstadtwirt unterhielt die Gäste zum
eigenhändig gespielten Schifferklavier mit Liedern der Berliner Mundart
und entsprechend derbem Witz.

Hitler gefiel der Mann und er übertrug ihm zunächst die gastronomische
Leitung des 'Braunen Hauses' in München, später die der Reichskanzlei
und auch der Wolfsschanze, dem Führerhauptquartier in den Ostpreußischen
Wäldern.
Das Ende des Dritten Reichs überstand Kannenberg in einem
Internierungslager der Amerikaner, war dann angeblich nach
seiner Entnazifizierung Empfangschef und Küchenchef in der
amerikanischen Offiziersmesse auf Schloss Stein bei Nürnberg,
dann jahrelang in Deutschland nicht 'zu erreichen' - angeblich
führte er zwischenzeitlich eine Kneipe in New York - und tauchte 1957
unvermittelt in Düsseldorf auf, wo er die 'Schneider-Wibbel-Stuben'
übernahm.
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Er war tatsächlich als 'Hausintendant' des Führers zum inneren
Zirkel gehörig, war für das leibliche Wohl des Diktators tätig,
das bis zur Abwehr von Giftangriffen auf dessen Leben mittels
Speisen ging.
Wenn Frau Kannenberg das Essen anrichtete, durfte niemand
weniger als zehn Meter an die Töpfe herankommen.
Weilte Hitler bei den damals noch rechtmäßig als Festspiele
bezeichneten Wagner-Aufführungen in Bayreuth, so übernahmen
Kannenberg auch die Regie in so genannten 'Siegfriedhaus', in dem
der Führer wohnte. Er bekam die Schlüssel ausgehändigt, ein
Verzeichnis der gesamten Einrichtung und mit seinem eigenen
Personal bewirtete er Führer und dessen Gäste.
Nach einer 'Lohengrin'-Aufführung gab Hitler im Juli 1937 einen
Künstlerempfang und anschließend spielte Kannenberg im Garten
von Wahnfried mit seinem Schifferklavier zum Tanz auf.
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Während der letzten Tage in der Reichshauptstadt gelang es
Kannenberg die wertvolle Weinsammlung aus der Reichskanzlei nach
Bayern zu transportieren. Da die lange Strecke nicht in einer
Tour zu bewerkstelligen war, stellte er die Falschen in Bayreuth
ab, ehe er mit zwei organisierten Holzgasautos weiter nach
Oberbayern fahren konnte, wo sich die Spur des 'Weinguts' im
Laufe der Zeit verlor!
Am 23. Januar 1963 starb Kannenberg in Düsseldorf und Winifred
Wagner beklagte dies mit den Worten:
"Mit ihm geht auch wieder ein Teilchen von uns dahin!".
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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