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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Arthur Kannenberg


Am 23. Januar 1896 begann für ihn in Berlin als Sohn eines Kneipenwirts ein ereignisreiches Leben.

Mittlere Reife, dann Lehre beim Vater und ab 1924 Führung des Familienbetriebes 'Restaurant Kannenberg' und 'Hotel Stadt Berlin'.
Für das im Grunewald gelegene Ausflugslokal 'Onkel Toms Hütte' musste 1930 Konkurs angemeldet werden.

Als Geschäftsführer von 'Pfuhl’s Wein- und Bierstuben' lernte er Göring, Goebbels und Hitler kennen, die hier häufig als Gäste zu sehen waren.

Kannenberg, ein typischer Großstadtwirt unterhielt die Gäste zum eigenhändig gespielten Schifferklavier mit Liedern der Berliner Mundart und entsprechend derbem Witz.
 


Hitler gefiel der Mann und er übertrug ihm zunächst die gastronomische Leitung des 'Braunen Hauses' in München, später die der Reichskanzlei und auch der Wolfsschanze, dem Führerhauptquartier in den Ostpreußischen Wäldern.

 

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Das Ende des Dritten Reichs überstand Kannenberg in einem Internierungslager der Amerikaner, war dann angeblich nach seiner Entnazifizierung Empfangschef und Küchenchef in der amerikanischen Offiziersmesse auf Schloss Stein bei Nürnberg, dann jahrelang in Deutschland nicht 'zu erreichen' - angeblich führte er zwischenzeitlich eine Kneipe in New York - und tauchte 1957 unvermittelt in Düsseldorf auf, wo er die 'Schneider-Wibbel-Stuben' übernahm.

 

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Er war tatsächlich als 'Hausintendant' des Führers zum inneren Zirkel gehörig, war für das leibliche Wohl des Diktators tätig, das bis zur Abwehr von Giftangriffen auf dessen Leben mittels Speisen ging.
Wenn Frau Kannenberg das Essen anrichtete, durfte niemand weniger als zehn Meter an die Töpfe herankommen.

Weilte Hitler bei den damals noch rechtmäßig als Festspiele bezeichneten Wagner-Aufführungen in Bayreuth, so übernahmen Kannenberg auch die Regie in so genannten 'Siegfriedhaus', in dem der Führer wohnte. Er bekam die Schlüssel ausgehändigt, ein Verzeichnis der gesamten Einrichtung und mit seinem eigenen Personal bewirtete er Führer und dessen Gäste.

Nach einer 'Lohengrin'-Aufführung gab Hitler im Juli 1937 einen Künstlerempfang und anschließend spielte Kannenberg im Garten von Wahnfried mit seinem Schifferklavier zum Tanz auf.

 

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Während der letzten Tage in der Reichshauptstadt gelang es Kannenberg die wertvolle Weinsammlung aus der Reichskanzlei nach Bayern zu transportieren. Da die lange Strecke nicht in einer Tour zu bewerkstelligen war, stellte er die Falschen in Bayreuth ab, ehe er mit zwei organisierten Holzgasautos weiter nach Oberbayern fahren konnte, wo sich die Spur des 'Weinguts' im Laufe der Zeit verlor!

Am 23. Januar 1963 starb Kannenberg in Düsseldorf und Winifred Wagner beklagte dies mit den Worten:
"Mit ihm geht auch wieder ein Teilchen von uns dahin!"
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing

 

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