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Thema des Tages
'Friedrich I.'
... am 25. Februar
1713 in Berlin gestorben
Seit seiner Kurprinzenzeit hatte er schon danach gestrebt, seine Position
anzuheben und eben nicht wie sein Vater Friedrich Wilhelm 'nur' ein
'Großer Kurfürst' und Sieger der Schlacht bei Fehrbellin, sondern eben
ein König, zu sein.
Jahre nach dem Tod des Vaters, 1688, stellte er als Kurfürst Friedrich
III. seine Überlegungen endlich seinen Beratern vor, die vor allem von
Eberhard Danckelmann - Lehrer seit Kindertagen - nicht gutgeheißen
wurden, dachte der an die immensen Kosten einer solchen Erhöhung des
Status, das Geld sollte besser für Schleusenbauten verwendet werden.
Eigentlich war zwar eine Zustimmung des Kaisers nicht erforderlich, da
Brandenburg außerhalb des Heiligen Römischen Reiches lag, aber es war
bei einem so viel Aufsehen erregenden Akt einer Königswerdung sinnvoll,
die Zustimmung aus Wien zu erhalten.
Wenig bekannt ist, dass Friedrich, damals noch der Dritte, sich Meriten
verdiente, als er im neunjährigen Pfälzer Krieg gegen Ludwig XIV. von
Frankreich am 15. Oktober 1689 Bonn beschoss und niedermachte,
eigentlich schon hier den Dank des Kaisers erwartete, der aber folgte
den großen Kurfürsten, die kleinen blieben auf der Strecke.
Die politischen Rahmenbedingungen waren 1699 dann allerdings günstiger, denn Kaiser Leopold I.
brauchte Truppenverstärkung für den sich abzeichnenden Kampf um die
Krone Spaniens, die von Habsburg wie von Frankreich unter Ludwig XIV.
beansprucht wurde.
Ein gut gerüstetes Heer der Brandenburger war dann das Pfand, mit dem
der damals - noch als Kurfürst Friedrich III. - Amtierende einen Handel
mit dem Kaiser in Wien eingehen konnte.
Außerdem gab es in seiner unmittelbaren Umgebung Veränderungen, auf die
er meinte, reagieren zu müssen.
Sein Vetter im Westen Brandenburgs, Wilhelm III.
von Oranien wurde 1689 König von England, Schottland und Irland und
August den Starke von Sachsen hatte man 1697 zum König von Polen
gewählt, wofür der sogar die Konfession wechselte.
In der Hinsicht war Friedrich konsequenter.
Er lehnte als Calvinist die Zustimmung des Vatikans zur Königswürde ab.
Der entscheidende Tag in seinem Leben war dann der 18. Januar 1701,
nachdem am 1. November 1700 die positive Meldung aus Wien mit der
Bestätigung als König in Preußen eintraf, als er
sich und seiner Ehefrau, der Kurfürstin Sophie Charlotte, in Königsberg die Krone
Preußens aufsetzte und sie damit vom Brandenburgischen Kurfürsten- zum
Königs-Paar in Preußen wurden.
Nach der eigenhändigen Krönung durch sich, den Kurfürsten selber, im
alten Königsberger Schloss wurden am 18. Januar 1701 nur Dr. Bär für die
reformierte Kirche und Dr. von Sanden für die lutherische Kirche tätig,
die eine geistige Salbung während einer Zeremonie in der Schlosskirche
vornahmen.
Der Vatikan hatte gehofft, über seine Zustimmung zur Erwerbung der
Königswürde Friedrichs die Wiedervereinigung der Kirchen betreiben zu
können, geheimnisvoll ausgedrückt durch ein Wortkonstrukt 'einem
gemeinsamen Bekenntnis zur Kirche der ersten vier christlichen
Jahrhunderte'.
Friedrich reagierte auf den Vorschlag nicht, ihm ging es um das Plazet
des Kaisers, ob der Papst dem Vorgang zustimmte, war für ihn von
geringer Relevanz.
Die Reaktion aus Rom war dann auch eindeutig, aber wirkungslos, denn die
Aufforderung des Heiligen Stuhls, Friedrich als König nicht
anzuerkennen, fand kein Gehör.
Der Vatikan bezeichnete einen preußischen König dann bis 1787 - also bis
nach dem Tod von Friedrich II. - nur als 'Marchese di Brandenburgo' -
Ketzer im Norden nahm man doch in Rom auf keinen Fall als König zur
Kenntnis.
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Friedrich I. war ein barocker Herrscher - Ludwig XIV. von
Frankreich und dessen üppige Hofhaltung behielten alle im Auge,
so auch Friedrich - dem sehr an Prunk gelegen war. Die
eingeleiteten kulturellen Veränderungen - er gründete die
Akademie der Wissenschaften in Berlin und die Universität Halle
- die verändernden Bauten am Schloss, das Zeughaus (heute
Deutsches Historisches Museum), die beiden Dome auf dem
Gendarmenmarkt dokumentieren noch heute als Gebäude den
damaligen Aufstieg Brandenburgs und Preußens zu einer Großmacht.
Sein Sohn Friedrich Wilhelm I. schränkte nach dem Tod des Vaters
Friedrich I. die Ausgaben für Kunst und Kultur drastisch ein und
steckte das Geld in seine 'langen Kerls' und das Heer, von dem
dann Friedrich II. ab 1740 profitierte und sich mit
Maria-Theresia in drei Schlesischen Kriegen auseinandersetzen
konnte.
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Friedrich war von Geburt kleinwüchsig und ein eher kränklicher
Mensch, der mit körperlichen Schwächen sein Leben verbringen
musste, aber doch zu Großem fähig war, eben Preußen aus dem
Status eines Kurfürstentums in ein Königreich zu wandeln.
Vorgänge in der Jugend,
- die Zwistigkeiten in der Familie,
- der frühe Tod der Mutter, Louise Henriette von
Oranien,
- der Tod des älteren Bruders und Kurprinzen Karl
Emil, wodurch Friedrich zum Thronfolger aufstieg,
- der Tod des jüngeren Bruders Ludwig,
- der Tod seiner ersten Frau, der hessischen Prinzessin
Elisabeth Henriette, die keine männlichen Erben
geboren hatte,
- die erneute Heirat des Vaters mit der ungeliebten
Dorothea, verwitwete Herzogin von Lüneburg, die ihm
nach seiner Auffassung nach dem Leben trachtete,
um die eigenen Kinder, vier Söhne und drei Töchter
beim Vater, dem Großen Kurfürsten, in der Erbfolge
besser zu stellen,
- die Ehe mit seiner zweiten Frau, Sophie Charlotte,
aus dem von der übrigen Verwandtschaft ungeliebten
Welfenhause Braunschweig-Hannover, die allerdings
dann 1688 den ersehnten Thronfolger Friedrich
Wilhelm - den späteren 'Soldatenkönig' zur Welt
brachte
- all das belastete Friedrich psychisch, physisch litt er unter
Gicht, hervorgerufen durch übermäßiges und ungesundes Essen -
dem Leiden lagen allerdings auch erbliche Vorbelastungen
zugrunde - es quälten ihn asthmatische Anfälle und hieraus
resultierende Herzschwäche, wodurch er immer mehr an Kraft und
Lebenswillen verlor.
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Am 25. Februar 1713 starb Friedrich I., nachdem er seine
Familie, seinen Sohn Friedrich Wilhelm, den dann als Friedrich
Wilhelm I. auf den Thron folgenden und den am 24. Januar 1712
geborenen Enkel, den späteren Friedrich den Großen, gesegnet
hatte, im Alter von nur 55 Jahren.
Er wurde in einem Prunksarkophag, angefertigt durch Andreas
Schlüter, in einem Staatsbegräbnis beigesetzt.
Dies Zeremoniell war das letzte, das sein Sohn Friedrich Wilhelm
I. dem Vater - der den Prunk so liebte - in aller Form
angedeihen ließ. Gleich nach dem Begräbnis strich er Ausgaben
des Hofes für alle einzelnen Bereiche um 90 Prozent zusammen.
Von 5000 Bediensteten blieben nur 500 übrig.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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