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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Napoleon vor Moskau

   
    ... am
26. November 1812

Schon der Weg zur russischen Hauptstadt hatte ihm und seinem Heer Mühen bereitet, da die Taktik, sich aus den von ihm überrannten Orten und dort befindlichen Naturalien zu versorgen, nicht aufging.

Die Russen stellten sich nicht dem Kampf, wichen immer wieder vor den anrückenden Franzosen zurück und hierließen verbrannte Erde, so dass weder für die Pferde, noch für die Mannschaften die Nahrung in der entsprechenden Menge aufgetrieben werden konnte.

Nun lagerte man schon mehr als sechs Wochen vor Moskau, ein Friedensangebot von Zar Alexander I. erwartend.
Der jedoch hielt sich zurück, befahl Moskau anzuzünden, so dass die französischen Soldaten nicht einmal die Wartezeit mit den von ihnen erwarteten Plünderungsmöglichkeiten ausfüllen konnten.

Da der Sommer vorbei war, musste Napoleon handeln, denn für einen russischen Winter war er nicht ausgerüstet.

Die Grande Armée zog sich also nach Westen zurück, verlor beim Übersetzen der Beresina viele Soldaten, so dass von den 600.000 Mann, mit denen im Juni der Feldzug begonnen wurde, nur 100.000 überlebten.
Hätten sich hier die russischen Heerführer Wittgenstein und Tschitschagow weniger zögerlich bei ihrem Verfolgen der vor ihnen in Richtung Frankreich fliehenden Soldaten verhalten, wären Napoleons Truppen völlig vernichtet worden.

Einhundertdreißig Jahre später machte Hitler mit seinem 'Unternehmen Barbarossa' die gleichen Fehler, erst ab 22. Juni 1941 in Sommerausrüstung Russland zu überfallen, meinend, man könne das Land wie Polen oder Frankreich mit einem 'Blitzkrieg' überrennen.

In dieser leichten Ausrüstung in den russischen Herbst und Winter zu geraten und dann nicht einmal schussfähige Gewehre zu haben - die russischen Kalaschnikows funktionierten auch bei Eis und Schnee, die deutschen Schusswaffen versagten dagegen - war mehr als leichtsinnig.

Hinzu kam - schon am 1. November 1941 stellte man fest - der Nachschub war das Problem überhaupt. Tausende von Fahrzeugen und Fuhrwerken gerieten in verschlammten Boden, die Reichsbahn war mit Personal und Gerät überfordert, die Güter rechtzeitig an die Front zu bringen.

Der Nachschub durch die Luftwaffe war wegen notwendiger Flüge nach Sicht ebenfalls vom Wetter abhängig, hinzu kam die nicht vorbereiteten Start- und Landeflächen in Feindesland.

Goebbels hatte - als ihm die Schwierigkeiten 'in ihrer ganzen Schwere und gigantischen Ausdehnung klar' wurden, sich daran erinnert, dass er im August 1941 und noch einmal im Oktober 1941 eine 'Wollsammelaktion' angeregt hatte. General Jodl hatte ihn abgewiesen mit dem Hinweis 'Im Winter? Da sitzen wir in warmen Quartieren von Leningrad und Moskau.'

Wie Napoleon 1812 hatte sich auch Hitler 1941 total verkalkuliert.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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