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Es macht den Reiz der Bayreuther Festspiele aus, dass sie noch immer von
Nachfahren Richard Wagners geleitet werden. Das könnte bald anders sein.
[…]
Am Ende dieser Rochade könnte stehen, dass Katharina Wagner die längste
Zeit Festspielleiterin gewesen ist. Und das wäre das Ende der Dynastie.
Denn sie ist die letzte Wagner, die es auf den Grünen Hügel drängt.
Nachfahrinnen oder Nachfahren der anderen drei Familienstämme scheinen
sich dafür nicht (mehr) zu interessieren.
[…]
Sie »beobachte« das Festspielhaus seit 44 Jahren, sagt Katharina Wagner,
»da hat man einfach eine gewisse Erfahrung«. Aber selbst wenn sie einen
miserablen Job machte, würde sie kaum hinausgeworfen werden, sagt ein
ehemaliges Mitglied des Verwaltungsrats. Die letzte Wagner vom Grünen
Hügel zu jagen – dafür wolle niemand die Verantwortung tragen.
Ein Plädoyer für die Qualitäten der amtierenden Festspielleiterin klingt
anders. Und es fiele den Angehörigen der Gremien ja leicht, sich lobend
zu äußern, notfalls auch hinter vorgehaltener Hand.
Stattdessen: Schweigen, mal mehr, mal weniger beredt. Schon die
vorherige Vertragsverlängerung war kein Selbstläufer, ist zu erfahren.
Die Frage, wer künftig die Bayreuther Festspiele leiten soll, war noch
nie so offen wie heute. Seit 146 Jahren nicht.
Am Ende nimmt Katharina Wagner uns mit in die Probe, auf der Bühne ist
der erste Aufzug der /Walküre/ aufgebaut. Klaus Florian Vogt als
Siegmund hockt auf dem Stamm der Weltesche, die offenbar durch ein
Küchenfenster gekracht ist, Lise Davidsen ist Sieglinde und schwanger
und schleppt eine schwarze Kiste mit sich herum, in der eine weiß
leuchtende Plastikpyramide steckt.
Der Stein der Weisen?
Der /Ring des Nibelungen/?
»Das erklärst du mir noch mal, was das ist«, ruft Katharina Wagner dem
33-jährigen Regisseur Valentin Schwarz launig zu, »damit ich nichts
Falsches sage, wenn ich gefragt werde!« Und schon bugsiert sie uns
wieder hinaus, winkt noch ein paar Bühnenarbeitern zu und zieht sich im
Sonnenschein erleichtert die FFP2-Maske vom Gesicht.
Zitatende
Quelle:
https://www.zeit.de/2022/27/bayreuther-festspiele-richard-wagner-musik-festival
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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