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Announcement Deutsches Theater Berlin
Kabale und Liebe
von Friedrich Schiller
„Ein entsetzliches Schicksal hat die Sprache unsrer Herzen verwirrt.“
Liebe und Zweifel, Intrige und Tod – Schiller hat mit nur 23 Jahren die Tragödie einer absoluten Liebe zweier junger Menschen geschrieben, die an der Ignoranz der Väter scheitert und als Anklage einer zynischen Gesellschaftsordnung verstanden werden kann. Luise Millerin, ein einfaches Bürgermädchen, liebt Ferdinand von Walter, den Sohn des Präsidenten. Und er liebt sie. Ihre Liebe gerät ins Schussfeld unterschiedlichster Interessen, alles scheint sich gegen die Zwei verschworen zu haben. Intrigen werden gesponnen, Hochzeiten beschlossen, Briefe erzwungen. Luise und Ferdinand, im festen Glauben an das Überleben ihrer Liebe, werden getrieben – in den Zwiespalt, die Lüge, den Widerstand und schließlich bis zum Äußersten. Schiller rechnet in ‚Kabale und Liebe‘ zugleich mit seiner Vätergeneration und dem Absolutismus ab. Heute, da Standesunterschiede keine bedeutende Rolle mehr spielen, ist das Thema der Ab- und Ausgrenzung ganzer gesellschaftlicher Gruppen von zunehmender Brisanz. Wenn sich Machtkonstellationen verstärkt der Kenntlichkeit entziehen, kulturelle Codes nicht eindeutig lesbar sind, fragt sich der Einzelne: Wer bin ich? Wo stehe ich? Was bin ich wert?
Premiere
5. Februar 2010
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Andrea Schraad
Musik Michael Verhovec
Dramaturgie Juliane Koepp
Besetzung
Ulrich Matthes (Präsident von Walter), Ole Lagerpusch (Ferdinand, sein Sohn), Elias Arens (Hofmarschall von Kalb), Lisa Hagmeister (Lady Milford), Alexander Khuon (Wurm, Haussecretär), Matthias Neukirch (Miller, Stadtmusikant), Claudia Eisinger (Luise, dessen Tochter), Maria Wardzinska (Sophie)
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In
seinem
Erstlingswerk
'Die
Räuber'
von
1782
setzt
sich
Schiller
mit
den
Problemen
in
einer
Familie
auseinander,
Liebe
-
Macht
-
Untergang.
Seinen
'Fiesco'
nimmt
Dalberg
für
den
11.
Januar
1784
auf
den
Spielplan
des
Mannheimer
Nationaltheaters
und
bereits
am
13.
April
des
Jahres
folgt
'Kabale
und
Liebe'
-
hier
dargestellt
die
Standesunterschiede
im
ausgehenden
18.
Jahrhundert,
die
Probleme,
die
mit
dem
Absolutismus
und
besonders
mit
dem
Despotismus
der
Kleinstaatenfürsten
in
Deutschland
einhergehen.
'Verbotene
Liebe'
zwischen
den
Ständen
-
Dünkel
aus
dem
Adelsstand
und
der
Unterwürfigkeit
der
unteren
Bevölkerungsschichten
resultierend,
Korruption,
Mätressenwirtschaft
an
den
Höfen,
Armut
der
Bürger.
Erst
"wenn
die
Schranken
einstürzen"
wird
es
Veränderungen
geben.
Da
in
den
deutschen
Kleinstaaten
Produkte
für
den
Handel
nicht
in
ausreichender
Menge
und
Qualität
zur
Verfügung
standen,
verlegte
man
sich
auf
das
Verschieben
von
Menschen.
Die
Lady
erhält
ein
Geschenk
des
Fürsten,
das
mit
Geldern
aus
dem
Verkauf
von
Bürger-Soldaten
nach
Amerika
bezahlt
wurde.
Abgabe
dieser
in
Kriegsgebiete,
meist
noch
überseeischer
Herrscher,
um
mit
dem
Erlös
den
eigenen
Hof
in
Gang
zu
halten.
Schiller
ist
eingebunden
in
das
Leben
am
Hofe
des
Herzogs
Karl
Eugen
von
Württemberg,
der
als
Sohn
von
Carl
Alexander
von
Württemberg
und
seiner
Frau
Maria
Augusta
von
Thurn
und
Taxis
-
nach
dem
frühen
Tod
des
Vaters
und
einer
Erziehung
am
Hofe
von
Friedrich
II.
von
Preußen
-
1744
als
Sechzehnjähriger
den
Thron
besteigt.
Was
Schiller
in
seiner
unmittelbaren
Umgebung
als
Zögling
des
Württembergischen
'Fürsten'
an
Zwang
und
Drangsal
erlebt,
fließt
in
'Die
Räuber'
ein.
Als
er
wegen
des
Besuchs
einer
'Räuber'-Vorstellung
in
Mannheim
vom
Herrscher
mit
Arrest
vom
28.
Juni
bis
11.
Juli
1782
belegt
wird,
beginnt
er
da
bereits
über
das
Konzept
für
'Luise
Miller'
mit
der
Aufarbeitung
seiner
Erlebnisse
nachzudenken.
Seine
spätere
vergebene
Liebesmüh
in
Bauerbach
um
Charlotte
von
Wolzogen,
die
den
bürgerlichen
Schiller
kaum
zur
Kenntnis
nimmt
und
sich
einem
Aristokraten
hingibt,
die
Wut
darüber
schreibt
er
sich
in
'Kabale
und
Liebe'
von
der
Seele,
er
lässt
die
große
Liebe
der
jungen
Leute
Luise
und
Ferdinand
an
der
Standeskluft,
am
gesellschaftlichen
Gefälle,
scheitern.
Müßt Ihr es aber für möglich erkennen, wie ich es für mehr als möglich erkenne, nun;
so wäre die Republik ja das Rechte, und wir dürfen nur fordern, daß der König der erste und allerächteste Republikaner sein sollte. Und ist Einer mehr berufen, der wahreste, getreueste Republikaner zu sein als gerade der Fürst?
[Sämtliche Schriften und Dichtungen: Zwölfter Band, S. 400.]
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Katja Haß
schafft für 'K+L' am DT in BER
ein Bühnenbild, das in
Verselbstständigung den Abend
allein bestreiten könnte.
Da drehen sich Wände, die von
oben bis unten wie die
Ausstellung von Türen in einem
Baumarkt bestückt sind, um sich
selbst, da fallen Klappen,
Aufbauen werden nach vorne, nach
hinten gefahren, stürzen, das
gesamte Gebilde bewegt sich auf
der Drehscheibe - und wirft
Schatten an die hellen Wände.
Somit fortwährender optischer
Wandel für das Publikum - die
Bühne wird so zum Ereignis. Dass
diese Bauten wenig bzw.
garnichts mit dem Stück zu tun
haben, stört kaum jemanden.
Immerhin hat dieser Entwurf den
Vorteil, in diesen Aufbauten die
von
Bassewitz'sche
'Peterchens Mondfahrt' oder auch
Hebbels 'Nibelungen' usw., usw,
usw. spielen zu können.
Dass irgendwelche Ideen, die
irgendwo entstanden sind, den
Werken übergestülpt werden, die
das Publikum irre führen und vom
Eigentlichen ablenken,
interessiert in den deutschen
Theatern nicht. Da meint dann
eine gewisse Theaterleitung:
'Das macht Bayreuth auch so, das
ist modern'.
'Selten so gelacht!'
Dass auf unbekümmerte Weise das
heutige Publikum befriedigt
werden kann, liegt an der
Tatsache, dass die meisten der
Besucher die Stücke und Texte
nicht kennen und sich über alles
amüsieren. Dass immerfort etwas
geboten wird und werden muss,
gibt Regisseuren und Intendanten
das Recht, auf jeden Sitz muss
ein Hintern. Nur so lassen sich
die Theater noch rechtfertigen.
'Verheutigen' gehört dazu wie
Brutalität, wie Sex, wie Ulk und
wie hier am DT in BER bei K+L
auch Körperlichkeit in Form von
Akrobatik.
Dass Darsteller sich 'nackert'
auf der Bühne zeigen - siehe
Matti im 'Puntila' am DT -
gehört schon zum
Selbstverständnis: Damen und
Herren haben beim Casting
vorzuführen, was sie in Bluse
und Hose haben. Das muss dann
schon etwas hergeben - Sänger
können noch mit der Stimme
kaschieren, wenn unten was nicht
ausreicht. Mancher steht unter
Umständen dann ziemlich blamiert
da - Talent allein reicht heute
nicht mehr, Neigung zum
Exhibitionismus erleichtert das
Schauspieler-Leben.
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'Der geschlossene Vorhang'
Die Inszenierung des Stückes von Stephan Kimmig beginnt mit einer Kletterpartie - zumindest hinter der Bühne - denn Vater Miller - Matthias Neukirch - erscheint wechselnd in einer der Wandöffnungen des 'geschlossenen Vorhangs', um wie ein Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt zu verkünden:
"Das Mädel ist schön - schlank - führt seinen netten Fuß. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will. Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg" -
Dies allerdings nicht zur Millerin, seiner Frau, die Rolle ist am DT nämlich gestrichen - so wird das Publikum mit den Miller'schen Aussagen zur Führung einer Ehe konfrontiert und das kichert - unbedarft wie es ist - schon gleich zu Anfang der Vorstellung.
Dass auch jetzt noch Ehemänner mit ihren Frauen so umgehen, ist zwar nicht die Regel, kommt aber vor. Das heutige Publikum hat mangels Kenntnis und wegen irreführender Regie nicht die Möglichkeit, zu erkennen, Schiller führt hier das Gehabe eines Mannes im 18. Jahrhundert vor - die Frau galt garnichts und konnte je nach Gusto beschimpft und geschlagen werden. Da Frau Miller nicht auftritt, bleibt auch das Miller'sche:
"Willst du dein Maul halten? Willst das Violoncello am Hirnkasten wissen?"
ungesagt.
Nach:
"Der Handel wird ernsthaft"
beendet er seine Suada mit:
"Ich heiße Miller",
was wiederum Gelächter beim Publikum hervorruft, Miller stützt sich mit beiden Händen gegen die Rückwand, diese gibt nach und stürzt nach hinten, flach auf den Bühnenboden.
'Doller Effekt!'
Der Blick wird freigegeben auf einen Raum, mit Tür- und Klappenöffnungen in Seitenwänden und in der Rückwand ausgestattet.
Am obersten Rand 'klebt' an der Wand der Sekretär, der Wurm von Alexander Khuon, von Miller freundlich begrüßt.
Wurm hangelt sich an den in die Wand eingelassenen Steigeisen herab und prustet dem Miller das 'poussieren' ins Gesicht. Unruhig auf der Bühne auf und ablaufend hört er sich an, dass Vater Miller seiner Tochter keine Vorschriften in Bezug auf die Wahl ihres Ehegemahls macht:
Schüttelt sie den Kopf - noch besser -
das Publikum kichert über das Statement.
"aber eine Weiberseel' ist auch für einen Kapellmeister zu spitzig"
trumpft Wurm auf, er säße beim Präsidenten am längeren Hebelarm und meint Ansprüche bezüglich der Tochter Luise Miller anmelden zu können.
Er ist nicht der Schleicher, der Kriecher, der Wurm, der sich im eigenen Schleim voranbewegt, sondern ein entgegen den Intentionen des Autors, selbstbewusst Auftretender.
Nach Millers:
- auf seinem Gänsekiel reiten.
geht Wurm ab und Claudia Eisinger tritt als Luise für die dritte Szene auf.
Sie ist eine sehr Resolute, Handfeste, nicht das, was man sich unter einer Luise vorstellt, eben eine sanfte Sentimentale, die alles erträgt, immer 'einsam in trüben Tagen' auf den Richtigen wartend - die, die ihren Vater Miller liebt und achtet.
Dass Frau Eisinger auf die kommenden Kabalen reinfallen und sie ertragen wird, kann man sich bei ihr wahrlich nicht vorstellen. Der einigermaßen Bewanderte sieht Frau Eisinger nicht als Luise Miller - ihre Sprache ist hart, schnell, unverzögert - gerademal das
"ich fürchte, ich fürchte"
hat den Klang, den man erwartet. Wie sie dann gegen die Tür hämmert, dem Vater nachruft - dass ist keine, mit der jedermann so einfach umspringen kann.
Aber auch hier wird gegen den Typ besetzt oder sie wird vom Regisseur nicht zurückgenommen oder kann sich selbst nicht reduzieren.
Vierte Szene
Auftritt Ferdinand - Ole Lagerpusch.
"Du bist blass, Luise"
Auf
"die Grenzen meiner Liebe?"
will sie mehrfach die Wand hinauf, Ferdinand hindert sie daran, stumm kommen sie langsam zusammen, sie zieht ihm das Jackett aus, das Hemd, er zieht ihr das Kleid über den Kopf, da besinnt sie sich, dass es hier und jetzt nicht so weiter gehen kann, obwohl
"wilde Wünsche werden in meinem Busen rasen" ...
... du hast den Feuerbrand in mein junges Herz geworfen"
die Steigleiter hinauf und weg.
Ferdinand nimmt Hemd und Jackett vom Boden auf und geht ab.
Wurm dreht von hinten die Rückwand um 90 Grad -
Blick in den Bühnentiefe -
Auftritt von Walter - Ulrich Mathes.
Er ganz Präsident und ohne jeden Zweifel
"rase, wenn ich zürne"
- neben ihm Wurm, nicht der Getretene, der Gebückte, Geduckte vor dem Vorstand - aufrecht steht er neben dem Vorgesetzten und gibt klare Antworten, Hinweise - laut:
"ich mach hier gern den Bürgersmann"
Der Präsident erläutert mit kerniger Sprache die Sache Milford, kein Zögern, kein Zweifel, die Lady wird den Abschied erhalten und
"um den Betrug vollkommen zu machen"
eine neue Verbindung eingehen und
"damit der Fürst im Netz meiner Familie bleibe, mein Sohn die Milford heiraten."
Den Sekretär Wurm herrisch zurückrufend
"Wenn er plaudert"
und der weiß, was das hieße -
"so zeigen Ihro Exzellenz mir meine falschen Handschriften auf"
Sechste Szene
Auftritt Hofmarschall von Kalb, der
"kommt wie gerufen" -
herein wuselt es, sich exaltiert gebärdend, mit sich überschlagender Stimme - Elias Arens - der Prototyp des Hysterikers, kreischend in der ganzen Residenz zu verkünden,
"dass Lady Milford eine Majorin von Walter wird."
Er enthüpft und tänzelt im Bühnenhintergrund herum, verdeutlichend, wie sehr er fliegt, um zu bewahrheiten, dass in drei viertel Stunden die ganze Stadt die Neuigkeit weiß.
Auf den Kommentar des Präsidenten, da sage man doch, dass diese Geschöpfe in der Welt zu nichts taugen - lacht das Publikum schallend - es hatte sich für eine kurze Weile ruhig verhalten - nun aber prusten sie los, die aus dem Seniorenheim, die mal eben für den Besuch der Nachmittagsvorstellung den Töpferkurs unterbrochen haben..
Siebter Auftritt
Ferdinand:
"Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater"
Die weiten Hosenbeine zeigen mit ihrem weichen Stoff, den immerwährenden Zustand des Jünglings Ferdiand, zwar durch Vaters Hilfe mit zwanzig Major, aber doch in Wirklichkeit ein überaus sentimentaler Pubertierender.
Der Präsident dreht selbst die Wand um 90 Grad herum, zu sehen die Rückwand des Aufbausegments mit den Konstruktionsteilen und Steigeisenaufstiegen.
Vorsichtig nähert er sich seinem Sohn, tastet nach ihm:
"Ferdinand, umarme mich!"
Linkisch tut dem Vater der Sohn den Gefallen.
Der aber muss nun hören, dass alle Schiebereien, das Wegräumen des Vorgängers in der Position nur zum Wohle des Sohnes unternommen wurden. Spielend, im Schlafe sei er emporgehoben worden.
"Mit zwölf warst du Fähnrich" -
Der Sohn entsagt lieber dem Erbe, das nur auf schmähliche Weise zustande gekommen ist.
"Neid, Furcht, Verwünschung sind die traurigen Spiegel, worin sich die Hoheit eines Herrschers belächelt."
Wie Herr Lagerpusch zwischen Worten, Sätzen Luft holt und den Texten damit verhetzt - interessant.
Die Sache mit der Milford bahnt sich an, Ferdinand muss dem Willen des Vaters gehorchen und der Mätresse des Herzogs mitteilen, dass er ihr Bräutigam werde, ihr, die jeder Schandsäule im Herzogtum bekannt ist.
Das mit dem Wurm abgekartete Spiel geht auf und Ferdinand lehnt auch die Verlobung mit der Gräfin Ostheim ab.
"In diese Falle ging er, der Heuchler"
triumphiert der Präsident.
2. Akt
Erster Auftritt
Lisa Hagmeister, die Buhlerin, torkelt herein, schiebt sich die Bühnenbauten zurecht, dreht und wendet die Wände, schafft sich ein ihr genehmes Ambiente, sie die der Fürst einst in Hamburg an der Elbe aufgabelte und die er zu sich nahm, die jetzt abgeschoben werden soll.
Ein Flittchen, exaltiert, unangenehm, penetrant - was hat der Herzog für einen Geschmack? Ein grässliches unfrohes, dabei aber hysterisch lachendes, von der Bevölkerung des Fürstentums verachtetes Weib, vom Publikum missachtet, ob der nuschelnden Aussprache eine kaum zu verstehende Schauspielerin.
Sophie - Maria Wardzinska - eine raffinierte Kammerjungfer, so eine Art Fledermaus-Adele, unerschüttert bietet sie der Lady Paroli, bringt eine Schatulle - die von Schiller hierfür vorgegebene Kammerdiener-Szene wurde von der Leitung des DT BER gestrichen - mit dem Schmuck zur vereinbarten Hochzeit der Lady, der nichts koste, da Landsleute dafür nach Amerika verkauft wurden.
"Das ist schrecklich, ganz schrecklich"
hört man die Lady, nur wie sie es sagt, mit ausgesteckten Armen auf Sophie zueilend, kommt nicht rüber, wenn sie dann die Kleinodien zum Verkauf stellt, damit das Geld vom Brand Geschädigten zugute kommen kann - es passt alles nicht zusammen - es hakt entsetzlich.
So wird auch später der Verzicht und die Rückkehr zu sich selbst nicht glaubwürdig dargestellt.
Dritte Szene
Auftritt Ferdinand
Nun beginnt die artistische Show - Ferdinand, als Klettermaxe, geht die Wände hoch ob des Wunsches des Vaters der Lady, der 'Prittin', als Bräutigam gegenübertreten zu müssen - hangelt sich 'immer an der Wand lang'.
Das Publikum hält fasziniert den Atem an, fragt sich, bewähren sich die Haken, greift der Held nicht zu kurz und stürzt ab, dann 'schöner Jüngling, lebe wohl!'
Nein, die Kletterei gelingt und damit kann im Circus Krone bei der Starshow aufgetreten werden, wenn K+L am DT in BER abgespielt ist.
Die Lady erklärt ihre Herkunft, wirft große Schatten an die Wand, hampelt herum wie eine Anfängerin, aus dem Laufhaus am Auweg im Tal der Ahnungslosen scheint sie gekommen zu sein, wer weiß, ob sie nicht schon auf St. Pauli tätig war, bevor der Fürst sie an der Elbe fand.
Sie fleht Ferdinand an, entkleidet sich, barbusig steht sie vor ihm, sie zieht das Hemd ihm aus, sie fallen aneinander und er muss an sich halten, um nicht gänzlich zu entgleisen.
"Ich kann das nicht aushalten, ich muss ihnen ein Geständnis tun"
... ich liebe ein bürgerliches Mädchen"
Darauf der Lady schmerzvolles, entsetztes
"Nein"
Die Verbindung mit Ferdinand wäre die letzte Chance für sie gewesen, sich im Lande statusmäßig halten zu können.
Vierte Szene
Luise und Miller
"Der Wurm hat geplaudert"
"Aber soll mir der Dintenkleckser einmal in den Schuß laufen? - Soll er mir laufen? Es sei in dieser oder in jener Welt - Wenn ich ihm nicht Leib und Seele breiweich zusammendresche, alle zehen Gebote und alle sieben Bitten im Vaterunser, und alle Bücher Mosis und der Propheten aufs Leder schreibe, daß man die blauen Flecken bei der Auferstehung der Todten noch sehen soll" -
schallendes Gelächter des Berliner Publikums dieser Nachmittagsvorstellung.
Fünfte Szene
Ferdinand, die Vorigen
Er völlig aufgelöst nach der Szene, die ihm die Lady machte.
Als Luise hört, dass Ferdinand die Lady heiraten soll, schlägt sie verzweifelt an den Kopf. Soll, Herr Kimmig, durch diese aufgesetzte Aktion gezeigt werden, sie könne das alles nicht verstehen?
Luise: klar erkennend, bestimmt sich äußernd - nicht wie es eine Jesserer als Naive es rollengerecht täte:
"So ei schöner Traum, Ferdinand, und so fürchterlich jetzt das Erwachen."
Ferdinand:
"Frei wie ein Mann will ich wählen, daß diese Insektenseelen am Riesenwerk meiner Liebe hinaufschwindeln! "
Sechste Szene
Präsident, Wurm, die Vorigen
Die Beleidigungen, das verfügte Zuchthaus wegen Meinungsäußerung, an den Pranger die Tochter, herrisch Ulrich Mathes, er die Schwelle vor dem Fürsten, an der Miller den Hals brechen muss, auch wenn er wie zum Selbstschutz, die Arme vor seiner Brust verschränkt, er hört nur den Präsidenten mit der Adresse:
"- ich will das Echo hinauswerfen lassen"
Gelächter im Publikum - (Gott, was sind das nur für Leute?)
Ferdinand
"- unterdessen erzähl' ich der Residenz eine Geschichte, wie man Präsident wird."
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Dritter Akt
Erste Szene
Das Gespräch
des
Präsidenten
mit dem
Hofmarschall
zeigt noch
einmal
dessen
Begriffsstutzigkeit,
eingebettet
in
Exaltation
und
hysterische
Sprachführung,
kiekst, als
er erfährt,
eine
Bürgerliche
nehmen zu
sollen und
von Bock
Premierminister
wird - der
Präsident
überzeugend
in seiner
Autorität,
aber nicht
deutlich
machend,
dass er
verunsichert
ist durch
die
Ankündigung
Ferdinands,
die
Machenschaften
des
Präsidenten
der
Bevölkerung
aufzuzeigen.
In
Anbetracht
einer
angedachten
Demission
des
Präsidenten,
gewinnt
dieser
leicht den
verschreckten
Hofmarschall
von Kalb,
der ja dann
befürchten
muss, in
seiner
Wertigkeit
bei Hofe
abzusacken,
zum
Rendezvous
mit Luise
und der will
auch den
Brief fallen
lassen, dass
Ferdinand
ihn zu
Gesicht
kommen muss.
So kann der
Präsident
auf die
Verschlagenheit
des
Hofmarschalls
zählen.
"Ein Gift
wie das
müßte die
Gesundheit
selbst in
eiternden
Aussatz
verwandeln"
Vierte
Szene
Rotierende
Mittelwand -
an ihr
kletternd
und hängend
Luise,
Ferdinand
und Wurm.
Ferdinand
fängt die
Drehbewegung
auf -
Zärtlichkeiten
mit Luise an
der Rampe,
Ferdinand
hustet,
Luise darob
verlegen
lachend:
"Ich
glaube an
keine
glücklichen
Tage mehr"
"Das
schmelzende
Auge funkelt
im Rhein,
wie in der
Elbe oder im
Baltischen
Meer "-
und Luise
fügt hinzu:
oder im
Pazifik.
Absprachen
im Geheimen,
einander
zugeflüstert:
"Wir
fliehen."
Dann aber
der Umsturz:
"Ein
Liebhaber
fesselt
dich, und
Weh über
dich und
ihn, wenn
mein
Verdacht
sich
bestätigt."
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Fünfte
Szene:
gestrichen
Sechste
Szene
Luise und
Wurm, der
krempelt
sich die
Ärmel hoch,
Luise will
zum Fürsten,
"Ich will
ihm
vorheulen,
was elend
ist"
Er will
sie
aufhalten -
es kommt zu
einem
Handgemenge,
Luise tritt
ihm
'zwischen
die Beine',
er geht zu
Boden.
"Woher
wissen sie,
dass der
Fürst mir
willfahren
wird?"
Als er
wieder
hochkommen
will,
schlägt sie
ihm den Kopf
- mag sein,
dass Herr
Kimmig als
Regisseur
Frau
Eisinger
angewiesen
hat, sich so
aufzuführen
oder fand
sie selber
den Weg,
nach der
Maßgabe:
"Bietet an?"
Falsch ist
es so oder
so -
geradezu
lächerlich,
dass eine
Luise Miller
sich derart
handgreiflich
zur Wehr
setzen darf.
Dann Herr
Khuon:
"Setzen
sie sich"
Als Frau
Eisinger
fragt:
"Wohin"
klopft Her
Khuon an die
Bühnenwand,
zeigt auf
einen
Klappsitz,
den der
Eisenbahnfahrer
aus den
Eilzugwagen
der DB, in
die
Waggonwand
eingelassen,
kennt.
Wie sinnig,
Herr Kimmig!
Und Luise
nimmt Platz,
bereit zum
Diktat.
Wie aus
guten Büros
bekannt,
kommt es zur
Aufforderung:
"Schreiben Sie!"
Bei
ihrem
"Macht was
ihr wollt -
ich schreibe
das nicht"
schlägt Frau
Eisinger
Herrn Khuon
den
Schreibblock
um die
Ohren.
Hat sich im
18.
Jahrhundert
eine junge
Frau in
einer
derartigen
Zwangslage
so verhalten
oder was
will Herr
Kimmig dem
Publikum
damit sagen,
will er
zeigen, dass
Frau
Eisinger
keine
'Luise' ist.
Und
plötzlich
ihre
Kehrtwende,
aber keine
Resignation
angesichts
der
Ausweglosigkeit
der
Situation,
sondern ein
Forderndes:
"Diktieren
sie"
Dann
süffisant
säuselnd -
nimmt sie
den Text
nach Diktat
auf, nachdem
er seine
Sekretärsutensilien
einzupacken
sich
anschickt -
hauchend von
ihr ein im
Originaltext
nicht
Vorgesehenes:
"Ja, ich
hab's. -
Weiter!"
Darauf
dann ihr:
"O schön,
schön! o
herrlich!
Nur immer
fort."
- ist
gestrichen.
Herr Khuon
fragt, wie
man es bei
Diktaten
gewohnt ist:
"Haben
sie das?"
worauf sie
schmachtend
und damit in
Bezug auf
den
vorherigen
Furor völlig
deplaziert
hinhaucht:
"Ja, ich
hab's!"
Wäre es ein
stimmige
Inszenierung,
so würde man
Luise
anmerken,
dass sie
notgedrungen
schreibt und
sich nicht
wie hier in
Spott
ergeht.
Aber das
Publikum
rebelliert
nicht,
sondern
sitzt hier
in stoischer
Ruhe da -
weil es
offenbar
garnicht
weiß, worum
es geht.
Bei Luises:
"Weil ich
dich in der
Braunacht
erdrosselte
und mich
dann mit
Wollust aufs
Rad flechten
ließe."
wäre
Entschlossenheit
in der
Wortführung
zu zeigen.
Das
unterbleibt,
nur Wurm
tritt einen
Schritt
hinter
Luise, um
ihr näher zu
kommen.
Dass das
Sakrament
notwendig
ist, zu
unterstreichen,
der Brief
wurde
freiwillig
geschrieben,
erhält
keinen
Nachdruck,
da Luises:
"Gott!
und du
selbst mußt
das Siegel
geben, die
Werke der
Hölle zu
verwahren?"
gestrichen
ist.
Bereitwillig
verlässt sie
die Bühne
durch die
von Wurm
aufgehaltene
Tür links
hinten.
Vierter Akt
Die erste
Szene,
Ferdinand /
Kammerdiener
ist
gestrichen.
Zweite Szene
Ferdinand,
mit
Kopfhörern -
'Verheutigen'
ist angesagt
- aus denen
dem Publikum
'Bumsfallera-Musik'
entgegendringt
- zieht sich
das Jackett
aus, springt
die Rückwand
hinauf 'Elahopp!
elahopp!
elahopp!'
und lässt
sich auf den
Bühnenboden
fallen, dann
wieder
rechts
hinauf die
Wand - er
wütet,
torkelt über
die Bühne -
ein
jugendlicher
Liebhaber
außer sich,
springt die
linke Wand
an und
stellt fest:
"Es ist
nicht
möglich!"
Die
'himmlische
Hülle'
umgibt ihn,
er leidet,
da er
gefangen ist
in seiner
Liebe und
nun Wut
"Sie hat
meine ganze
Seele
gesehen."
Er kann dem
Publikum
seine
Fassungslosigkeit
vermitteln.
Dritte Szene
Der
Marschall
kommt,
Ferdinand
umarmt ihn
zur
Begrüßung
und knallt
ihn dann
gegen die
Wand, dass
diese sich
um sich
selber
rotiert.
Dann
schleudert
er den
vermeintlichen
Widersacher
über den
Bühnenboden:
"Marschall,
dieser Brief
muss ihnen
bei der
Parade aus
der Tasche
gefallen
sein."
Die Wände
drehen sich,
die Pistole
liegt
Ferdinand
leicht in
der Hand,
rasend bis
in die
Atemlosigkeit,
Text nahezu
verschluckend,
hält er dem
vor Angst
kieksenden,
japsenden
Marschall
den Brief
Luises vor:
"Wie weit
kamst du mit
dem Mädchen?
Bekenne!"
Ferdinand
schießt
nicht, jagt
den
Hofmarschall
hinaus:
"Für
deinesgleichen
ist kein
Pulver
erfunden."
Vierte Szene
Monolog
Ferdinand -
stark
gekürzt:
"Das
Mädchen ist
mein!"
Die Bühne
dreht.
Fünfte Szene
Auftritt
Präsident -
mit der
überzeugendste
Darstellung
der Figur -
klar und
deutlich die
Sprache,
dass kein
Zweifel
aufkommen
kann, dieser
Mann geht
über
Leichen,
kein Zögern,
er nutzt
alle
Möglichkeiten,
um seine
Ziele zu
erreichen.
Ihn umarmt
Ferdinand,
fällt ihm zu
Füßen
"Verzeihung,
Verzeihung -
mein Vater"
dann aber,
überrascht
ob der
Meinungsänderung
des Vaters
in Bezug auf
Luise, muss
Ferdinand
sich
ausbremsen,
insistiert
nochmals,
aber als der
Vater nun
zugesteht:
"Sie sei
dein!" -
bleibt
Ferdinand
nur ein
fassungsloses:
"Das fehlte
noch!"
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Sechste
Szene
Auftritt
Lady
setzt sich
auf eine der
in die Wand
eingelassenen
Notsitze,
bewegt die
Füße, als
bewege sie
aus eigener
Kraft die
sich
drehende
Wand.
Dazu Sophie.
Siebte Szene
Auftritt
Luise:
"Gnädige
Frau, ich
erwarte Ihre
Befehle"
Die
Bühne dreht,
Sophie im
Hintergrund
die
Situation
betrachtend.
Die Lady,
Typ
Reeperbahnpflanze
im 18.
Jahrhundert,
jedenfalls
keine Lady -
und die
will "manche
entsetzliche
Ewigkeit auf
Galeeren
verkürzt"
haben,
was ist das
für ein
Fürst, der
auf die
hereinfällt?
- Luise
amüsiert
anlachend:
"Augen,
die sich im
Weinen
übten" -
sie
nähert sich
Luise, nimmt
ihre Hand:
"Ich will
dein Glück
machen"
Der
Dialog läuft
ab wie heute
vor einer
Disko, die
Damen zicken
sich an,
beide auf
gleichem
Niveau,
keine Spur
von
gesellschaftlichem
Gefälle.
Was also hat
die Lady
berechtigt:
"sich zur
Schöpferin
meines
Glücks
aufzuwerfen".
"Du bist
verloren"
schreit
die Lady der
Luise
entgegen
und mit
einem 'Wutzappel'
auf den
Boden
aufstampfend:
"Ich will
über diese
schimpfliche
Leidenschaft
siegen, mein
Herz
unterdrücken
und das
deinige
zermalmen".
Sophie
kommt, will
der Lady
beispringen,
wird aber
von der
Umsichschlagenden
zurückgewiesen,
auf allen
vieren
kriecht die
Milford zu
Luise und
die entsagt
Ferdinand:
"Nehmen
sie ihn und
werden sie
glücklich!"
Achte
Szene
Die
Lady, wie
irre, vor
sich
hinkichernd:
...
"Seine
Hofschranzen
werden
wirbeln -
Das ganze
Land wird in
Gährung
kommen."
Sie
schreibt im
Herumlaufen
ein Billet -
sie
vergisst,
was um sie
vor sich
geht.
Dreimal
meldet
Sophie die
Ankunft des
Hofmarschalls.
Der liest
laut vor,
was die Lady
gerade
schriftlich
niederlegte,
nämlich,
dass sie den
Hof
verlassen
werde:
"In einer
Stunde bin
ich über die
Grenze."
Ungläubig
fragt der
Marschall,
ob er
wirklich
diesen Brief
dem Fürsten
übergeben
solle.
Herr von
Kalb steigt
eine
Feuerwehrleiter
hinauf als
Vater Miller
mit einer
eingeschalteten
Taschenlampe
die Bühne
betritt.
Aber nicht
nur der,
alles was
gerade in
der Nähe
ist,
erklimmt die
Wände mit
den vielen
Türen.
|
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Fünfter Akt
Erste Szene
Die Bühne
dreht, an
den
Stützleitern
der Wände
halten sich
Darsteller
hängend .
Der gesamte
Bühnenaufbau
fährt nach
vorne,
Miller
beleuchtet
Luise mit
der
Taschenlampe,
die gerade
1784 in
Mannheim
neu, hier am
DT zur
Verfügung
steht.
Was für ein
reizender
Regieeinfall!
Luise:
"Ich hab'
einen harten
Kampf
gekämpft. Er
weiß es,
Vater."
An das
linke Portal
gelehnt und
nun ganz
zurückgenommen
Frau
Eisingers:
"... aber
das schwarze
Ungeheuer
Verwesung
drücken wir
im Spaß in
die Arme."
Der
Brief, der
alles
aufklären
soll:
"Du bist
verraten,
Ferdinand! -
Ein
Bubenstück
ohne
Beispiel
zerriss den
Bund unsrer
Herzen, aber
ein
schrecklicher
Schwur hat
meine Zunge
gebunden
..."
Millers:
"Wenn du
noch Platz
für das
Gefühl eines
Vaters hast"
kommt von
Herrn
Neukirch
wenig
schmerzvoll
berührt,
nicht
bittend,
keine Angst
um das Leben
der Tochter.
"Du,
Luise, du
warst mein
alles"
-
dahinter ist
nichts zu
bemerken,
außer
Nachdruck im
Sinne: 'wenn
du deine
Schularbeiten
nicht
machst,
bekommt du
keinen
Pudding zum
Abendbrot!'
Dass hier
ein Leben in
Gefahr ist,
und der
Vater um
Einsicht bei
der Tochter
ringt, spürt
man in
dieser
Nachmittagsvorstellung
nicht.
Miller steht
auf, der
Eilzugwagen-Sitz
klappt mit
lautem
Klatsch
gegen die
Wand.
"Hier ist
ein Messer -
durchstich
dein Herz
und das
Vaterherz!"
Die Waffe,
ihr gereicht
zum
Selbstmord
und zum Mord
an ihm, kann
sie nicht
führen.
Den Brief an
Ferdinand
zerreißt
sie, Luises
Selbstmord
aus der
Gesellschaft,
in der sie
nicht wohl
gelitten
ist,
unterbleibt.
Zweite Szene
Auftritt
Ferdinand
"Was
führt sie
hierher?"
Miller
brüllt:
Was soll
dieser
Überfall?
Und
Ferdinand
stellt die
verhängnisvolle
Frage nach
dem Brief,
den er ihr
reicht und
den Miller
zerreißt:
"Und wäre
sie's, warum
sollten
Handschriften
schwerer
nachzumachen
sein, als
Herzen zu
verderben?"
Luises
Abschied von
ihm:
"Verlass ein
Haus, in dem
du so
unglücklich
warst!"
Ferdinand
braucht
Kühlung,
"Mein
Kopf brennt
so
fieberisch.
Ich brauch
Kühlung -
Willst du
mir ein Glas
Limonade
zurecht
machen?"
Hier ist
keine
Endgültigkeit
zu spüren,
er fragt
nach, seinen
Durst zu
löschen,
dass dies
der
Todestrank
sein wird,
zeichnet er
an diesem
4.4.2010
nicht.
Die Frage
Ferdinands,
ob Miller
noch andere
Kinder habe,
außer Luise,
beantwortet
Miller mit :
"- wünsch'
mir auch
keins mehr."
Dies führt
wieder
einmal zu
Gelächter im
Publikum -
man sollte
es nicht für
möglich
halten, das
sind nun
Leute, die
ins DT gehen
und wohl
'Jux und
Dollerei'
erwarten und
wenn das
nicht
geboten
wird, dann
eben lachen,
wenn es sie
überkommt,
auch wenn
gar kein
Anlass dazu
besteht.
|
|
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Sechste
Szene
"Sie wird
Ihnen mit
der Limonade
auch Tränen
zu trinken
geben."
Ferdinand
laut
auflachend:
"Wenn's
nur Tränen
wären!"
Er zieht
irgendwas
aus seiner
rechten
Hosentasche
und hantiert
damit am
Glas, das
Luise ihm
reichte.
Das gibt es
noch am DT,
aber Gang
auf dem
Fortepiano,
Schachbrett,
Brieftasche:
gestrichen.
Ferdinands:
"Wohl
bekomm's!"
gesprochen
vor Luises:
"Die
Limonade ist
gut!"
Er zieht
das Jackett
aus:
"Wie wird
dir?"
"Heiß und
enge" -
reduziert
zwar in der
Tongebung,
aber ohne
Trauer, ohne
innere
Beteiligung.
Dann das:
"Schlange!
spring an
mir auf"
Leider
fehlt hier
dann das
entscheidende
Wort im
Text, das
die
Beziehung
herstellt:
"Wurm"
Die
Sprachgestaltung
lässt das
Publikum im
Unklaren, ob
Herr
Lagerpusch
nun vor
Tränen oder
vor Lachen
die Texte
verplappert,
die Worte
haben zu
wenig Biss,
von
Konsonanten
kann keine
Rede sein,
alles geht
hier in
einem
undefinierbaren
Gegluckse
unter. Zudem
stehen er
und Luise
wie Ölgötzen
neben
einander,
ohne die
innere
Bewegung
deutlich zu
machen.
Erst beim:
"wenn die
Pest unter
Engel wütet,
so rufe man
Trauer aus
durch die
ganze Natur"
kann die
Verzweiflung
über das
nahende Ende
vermittelt
werden.
Dann sein
Aufflammen
unter
Schluchzen:
"Hast du
den
Marschall
geliebt? Du
wirst nicht
mehr aus
diesem
Zimmer
gehen."
Und:
Luise! Hast
du den
Marschall
geliebt? Ehe
dieses Licht
noch
ausbrennt -
stehst du -
vor Gott!
Auf der
Szene gib es
kein Licht,
das
ausbrennen
könnte - das
wissende und
mitdenkende
Publikum,
ratlos.
An der Rampe
sitzend
singt sich
Luise in den
Tod, ihr
Kopf ruht in
Ferdinands
Schoß, er
streicht ihr
übers Haar.
Auftritt
Präsident -
Ferdinand
zieht die
leblose
Luise an
sich, hebt
sie auf:
"nicht so
gehorsam
blieb wie
deine
hölzerne
Puppe."
Schluchzend:
" ... auf
dieses
Gesicht ist
mit
Verzerrungen
dein Name
geschrieben."
legt er
Luises
Körper in
die Arme des
Vaters.
"Eine
Gestalt wie
diese stehe
vor deiner
Seele, wenn
du stirbst"
Präsident,
Ferdinand
zwischen
ihnen die
tote Luise
in den Armen
des Vaters
hängend.
Ferdinand
zwei
Schritte
noch zurück
und stürzt
in sich
zusammen.
Auftritt
Wurm
Der
Präsident:
"Fordre
diese
Seelen, von
Diesem!"
Herr
Khuon in
hysterisches
Gekicher
ausbrechend:
"Über mich?
Lustig!
Lustig!"
und gegen
den
Präsidenten
aufbrausend
"Arm in Arm
mit dir zur
Hölle"
Ferdinand am
Boden
"Luise! -
Luise! - Ich
komme" -
Der
Präsident
neben seinem
Sohn knieend
-
"Soll kein
Blick mehr
auf einen
zerschmetterten
Vater
fallen?"
Ferdinand
legt seine
Hand auf den
Kopf des
Vaters, der
nimmt und
küsst sie.
Der
Präsident:
"Er vergab
mir! Jetzt
euer
Gefangener!"
Der
nochmalige
Auftritt
Millers:
gestrichen.
|
|
|
Fazit:
Bei der an
diesem
Osternachmittag
besuchten
Vorstellung
handelte es
um eine
solche am -
da wo die
Leute sich
anschicken,
'das
Osterlamm zu
essen'.
Es ist
sicher so,
dass diese
Zeit eine
unglückliche
für die
Darsteller
als auch das
Publikum
bedeutet.
Die
Produktion -
egal nun an
welchem Tag
und zu
welcher
Tages- oder
Nachtzeit
sie
angesehen
wird,
besteht aus
Strichen -
kaum etwas
ist von
Schillers
Text übrig
geblieben.
Und was noch
da ist, wird
übers Knie
gebrochen.
Die
Darsteller
nutzen an
diesem Tag,
dem 4.4.2010
die
Möglichkeiten
nicht, die
Intensität
ist einem DT
nicht
adäquat,
Pausen traut
man sich
nicht zu
machen. Es
wird
schlecht
gesprochen,
dass man in
der letzen
Reihe kaum
etwas
mitbekommt,
kennt man
das Stück
nicht - hier
besonders
Frau
Eisinger -
beispielsweise
im fünften
Akt.
Deren
Aufbegehren
gegenüber
Wurm,
überzogen
und nicht
rollengerecht
angelegt -
diese Luise
ist
dominant,
auftrumpfend
und sieht
man es
unbeschönigt:
zu alt.
Frau
Hagmeister
spielt
irgendetwas,
nur nicht
eine
arrivierte
Dirne, auch
keine, der
Skrupel
kommen,
keine, die
verzichtet
und
plötzlich
ins Nichts
geht.
Herr Arens
zeigt einen
Hysteriker,
in gewissen
'Bruderschaften'
fest
verankert,
dem man aber
kaum
abnimmt,
dass er sich
als Köder
auswerfen
lässt. Dazu
macht er bei
allem noch
einen zu
intelligenten
Eindruck und
doch, er
muss
mitspielen,
will er
nicht alles
an
Positionen
verspielen.
Von normalem
Verhalten
bis schrill
hat er alles
drauf und
spielt es
auch aus,
sich seiner
Wirkung in
der Rolle
bewusst.
Der Sohn des
Herrn
Intendanten
Khuon
zeichnet das
Bild eines
Mannes ohne
Farbe, nicht
der als
Bürger die
Tochter des
Musiklehrers
Miller zur
Frau will
und als
Bediensteter
des
Präsidenten
ihm
gegenüber
mit
Unterwürfigkeit
Erfolg bei
Hofe
anstrebt,
sich aber
gegenüber
Luise über
Gebühr 'aufmanndelt'.
Herr
Lagerpusch -
hier so eine
Art 'Akrobat
Schön' -
fasziniert
durch seine
Körperlichkeit,
schlackst ansonsten
herum,
einer, der
Major auf
dem
schnellsten
Weg ohne
Drill
geworden
ist, aber
auch mit
verschiedenen
ausbaufähigen
Ansätzen.
Der
Präsident,
der keinen
Widerspruch
duldet, sich
aber
unnötigerweise
abhängig
macht.
Ulrich
Mathes mit
den meisten
Farben. Auch
in der
Schlussszene,
die
Verzweiflung
über den
toten Sohn
und der
Erkenntnis
der
Vergebung.
Die
Darsteller
liefern eine
Dressur ab,
in einem
Bühnenbild
als
eigenständige
Inszenierung,
Kostüme ein
Nichts aus
dem Fundus.
Dass Frau
Kostümbildnerin
Schrad sich
auf Seite 17
in der
Ausgabe 3
des
Theaterheftes
der
Spielzeit
2009/2010
darüber
auslässt,
was sie sich
beiden
Kostümen für
K+L gedacht
hat, ist
interessant
zu lesen,
nur stimmt
das mit dem
Gezeigten
nicht
überein.
'Stephan
Kimmig
hat
mir
bei
einem
unserer
ersten
Treffen
beschrieben,
dass
für
ihn
die
Standesunterschiede
und
die
Renaissance
des
Elitegedankens
eine
wichtige
Rolle
spielen'.
|
Dass sie den
Figuren der
Oberschicht,
dem Adel,
die Farbe
blau
zuordnet,
ist gerade
mal beim
Marschall
und der Lady
erkennbar,
der
Präsident
trägt einen
dunklen
Anzug wohl
von Charme &
Anmut oder
von P und C,
Farbe ist
nicht
erkennbar.
Wurm in
seinen
Röhrl-Hosen
- was soll
das?
Angeblich
das Beengte
darstellen.
Wie auch die
Schlabberbeine
der Hosen
von
Ferdinand -
Farbe:
undefinierbar.
Soll er in
die zu
langen Ärmel
noch
hineinwachsen?.
Und was ist
mit K+L an
Thomas
Ostermeiers
Berliner
Schaubühne?
Da ist die
Rolle des
Hofmarschalls
von Kalb
ganz
gestrichen.
Beim
Stricken der
Intrige sind
dort ein
paar
wichtige
Maschen
gefallen.
Zwei links,
zwei rechts!
FKritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09_final
|
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
Fheerrufer.de
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