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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

'Alles Humbug'
 

'Tristan und Isolde'

Besuchte Vorstellung am 16. September 2018

Ankündigung der Nds. Staatsoper Hannover

Zitat


Tristan und Isolde

Oper von Richard Wagner

Handlung in drei Akten (1856 /57 – 59) nach dem Versroman »Tristan« des Gottfried von Straßburg

Premiere | So 16.09.18 | 17:00 | anschließend Premierenfeier im Foyer | Opernhaus

Fahlheit, ausgewaschene Farben, immer klarer werdende Konturen – das ist das Morgengrauen, der Übergang von Nacht zu Tag, diese zwielichtige Phase des Tages. Doch für Tristan und Isolde, dieses zum Inbegriff tragischer Liebe gewordene Paar, ist das Morgengrauen mehr als nur ein Farbwert. Für sie bedeutet der Tagesanbruch ein Ende der Dunkelheit, in der Umrisse sich auflösen, Körper, Welt und Seelen miteinander verschmelzen. Sie wissen – und das ist das wahre Morgengrauen –, der Tag wird ihnen nur die Qualen der Entsagung bringen, denn in dieser Welt dürfen sie nicht vereint sein. Schließlich ist sie, die irische Prinzessin Isolde, mittlerweile Frau des kornischen Königs Marke; schließlich ist er, Cornwalls edler Ritter Tristan, dessen treuer Lehnsmann.

Doch Tristans nie versiegende Liebe zu Isolde ist wie die nie stillbare Wunde, die ihn einstmals zu Kriegszeiten unter der falschen Identität des Tantris zu Isolde geführt hatte. Nur Isoldes Heilkünste konnten die Wunde versiegeln, doch als sie in Tantris den Feind erkannte, der ihren Verlobten getötet hatte, verzichtete sie aus Mitleid auf Rache an dem hilfesuchenden, wehrlosen Ritter. Seither tobt in Tristan der Kampf zwischen der Treuepflicht gegenüber seinem König und seiner Liebe zu Isolde – der Krieg, den er einst auf dem Felde austrug, lebt nun schmerzhaft in seinem Innersten weiter.

Ausgerechnet er muss Isolde nach Kriegsende zur Hochzeit mit Marke von Irland nach Cornwall überführen, um den Frieden zwischen den beiden lange verfeindeten Völkern zu besiegeln. Kurz vor Ende der Reise jedoch wird die Konfrontation von Tristan mit Isolde unausweichlich: Sie fordert ihn auf, einen vorgeblichen Sühnetrank zu trinken, von dem sie beide denken, es sei ein erlösendes Gift. Der zu erwartende gemeinsame Tod erlaubt es ihnen, sich gegenseitig ihre Gefühle zu offenbaren – doch als sich der Trank als Liebeselixier herausstellt, wandelt sich dieser Moment höchsten Glückes in den Moment der größten Tragik in ihrem Leben: Seither wissen sie, dass diese unerfüllbare Liebe sie bis an das Ende ihrer Tage quälen wird. Nun bleibt ihnen nur noch das Dunkel der Nacht, um sich ihrer Liebe zu vergewissern, sich gemeinsam im Sehnen nach Vereinigung zu verzehren. »Tristan du, / ich Isolde, /nicht mehr Tristan! /Du Isolde, /Tristan ich, /nicht mehr Isolde!«

Handlungsträger sind nicht mehr nur der Librettotext und das Bühnengeschehen, sondern in nie zuvor dagewesenem Maße die Musik, die dem Strom der Gedanken der Figuren folgt und plastisch schildert, was ihnen unsagbar ist. Leitmotive setzt Wagner auf diesen verworrenen Pfaden der Gefühle als »Wegweiser« ein; die Welten von Tag und Nacht erzählen mittels bahnbrechender Harmonik ebenso viel über die Lichtverhältnisse wie über den Leidensdruck und Schmerz der Protagonisten. So wird »Tristan und Isolde«zu einer »der Ursprungsurkunden der musikalischen Moderne« (Carl Dahlhaus), die Zeugnis ablegt vom ewigen Widerstreit zwischen Sehnsucht und Pflichterfüllung, Licht und Dunkel, Liebessehnsucht und Liebesqual, die den Übergangszustand wie das Morgengrauen fliehen und nur im absoluten Zustand des Todesdunkels Erlösung finden.

Leitungsteam

Musikalische Leitung

Ivan Repušić - [wegen Krankheit ersetzt durch Will Humburg (kj)]

Inszenierung

Stephen Langridge

Bühne und Kostüm

Conor Murphy

Licht

Susanne Reinhardt

Choreinstudierung

Lorenzo Da Rio

Dramaturgie

Christopher Baumann


Zitatende 

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Am 7. September 2018 fand eine Einführungssoirée zum 'Tristan' in der Nds. Staatsoper Hannover statt, die neben einige Worten des zuständigen Dramaturgen - die nur das brachten, was in jedem Reclam Opernführer auch zu lesen ist -, auch einen Besuch der Orchesterprobe des ersten Aktes beinhaltete.

Hierauf ging eine Mail an die Pressestelle der Nds. Staatsoper Hannover:


Zitat


07.09.2018

Datum

Heute, 06:59:30 UTC

Von

info@marie-louise-gilles.de

An elisabeth.schwarz@staatstheater-hannover.de

Text (1 KB)

Guten Morgen,

bei der gestern als Bühnenorchesterprobe abgehaltenen Veranstaltung handelte es sich in Wirklichkeit um eine Arbeitsprobe.

Die zahlreichen Unsicherheiten bei Solisten und im Orchester gehören nicht vor ein Publikum.

Außerdem wurde wieder einmal ein derart überdimensioniertes Bühnenbild auf der Hauptbühne ausprobiert, da es wie viele andere in den Werkstätten - wie von Herrn Verwaltungsdirektor Braasch in seiner Rede am 6. Mai 2017 ausgeführt – nicht in Gänze aufgebaut werden kann.

Wozu ein solches Monstrum, das die Produktivität der Nds. Staatsoper Hannover unter den gegebenen Umständen einschränkt?

Mit freundlichem Gruß

ML Gilles

Zitatende
 

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Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung

Die freie Auswahl an Plätzen am 16.9.2018 in der dritten Reihe des dritten Rangs:
nur vier Personen.
Die Platzanweiserin meinte, nähme man die Armlehnen an den Sitzen weg, dann könne man sich hinlegen.
Auch sonst in den Rängen viele leere Plätze.
Man hätte wieder einmal den dritten Rang schließen können.
Es bot sich aber den Zuschauern hier die Gelegenheit im Laufe der Veranstaltung mehrere Plätze auszuprobieren, mal in der ersten Reihe, mal in der letzten, seitlich auf dem Einzelplatz oder mal auf der linken Seite in der zweiten Reihe auf dem Ecksitz.

Und am 30.9.2018 die zweite Vorstellung 'Tristan' ersatzlos gestrichen.

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Stadt und Land verweigern sich, gehen nicht mehr in die Nds. Staatsoper Hannover, selbst wenn es sich um den Beginn der neuen Saison handelt, will nichts mehr sehen und - nimmt man das Ende des Abends vorweg - dann kann man für Hannoveraner Verhältnisse mit einem äußerst respektablen Buh-Konzert beim Erscheinen der dreier Regietruppe sprechen.
Das Team kann entweder mit den Stück nichts anfangen oder es misstraut Autor und Komponist.

Es wird draufgeklatscht was das Zeug hält, damit geht das Werk unter, aber die Ergänzungen bringen keine Verbesserung. Im Gegenteil, sie führen ein Eigenleben!

Und dann das Orchester.
Wenn schon einer unsensibel herumfuchtelt, die Lautstärke immer mehr ausufern lässt, erinnert man sich an die ersten Takte und sagt sich:
Schon zu laut!
Das mag einmal für Münster ausreichend gewesen sein, dort war dieser Maestro GMD, für Hannover jedenfalls ist das nicht überzeugend.
Unter GMD Repušić wäre da musikalisch etwas anderes herausgekommen. Aber der war ja krank.

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Der Vorhang öffnet sich, Stille, Gaze behindert die Sicht.
Isolde von rechts. Dann eine Truppe von Statisten als Sicherheitspersonal verkleidet, die links im Off verschwinden.
Isolde setzt sich auf einen Stuhl, der links auf einem indirekt beleuchtetem Rondell - sieht aus wie ein etwas erhobener, illuminierter 'Tortenboden' - steht.
Dort verbringt sie das Vorspiel.
Quer über die mit weißen Brettern ausgelegte Bühne eine Röhre, darin ein mannshohes Loch.
Darüber über die ganze Breite der Bühne in Übermannshöhe ein Geländer.

Während des Vorspiels - Isolde links in gelben Mantel gehüllt - hantieren zwei 'weißgetünchte Figuren' in dem Loch in der Röhre.

Hat man ein Programmheft nicht gekauft, weiß man nicht, was das soll, was das mit dem Stück zu tun hat.

Wohlgemerkt man hat kein Programmheft und kann nicht nachlesen, was Mr. Philip Langridge als Regisseur meint. Es kann sein, dass diese Vorgehensweise für Göteborg reicht, wo er zur Zeit Intendant ist, oder für Glyndebourne, wo er Hausherr werden soll, langt, für Hannover jedenfalls nicht.

Das Vorspiel 'macht Fortschritte', Isolde weiterhin links, 'die Weißgetünchten' - noch immer Bodenübungen im Zeitlupentempo im Loch der Röhre. Was die Verrenkungen allerdings sollen, ist nicht zu verstehen. Sagt doch die Musik alles und das Gehampel nichts.

Das Licht im Loch des Tunnels verlischt und damit sind auch die beiden 'Weißgetünchten' nicht mehr zu sehen.
Isolde allein links auf dem Stuhl auf dem indirekt erleuchteten 'Tortenboden'.

Die Gaze wird hochgezogen, von rechts schreitet wer heran, es kann nur Brangäne sein, aber in der Inszenierung könnte auch die Kaiserin von China auftreten.
Wer weiß das schon so genau?
Die Dame, hochgestöckelt, in langem Abendkleid bleibt am Loch in der Röhre stehen.
Was mag sie wollen?

Von links jemand, der ein Fähnchen an einem langen Stock vor sich herträgt, am linken Portal verharrt er. Er lümmelt dort lässig für

ERSTE SZENE
STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS
Westwärts
schweift der Blick
:

Da entflammt er mit einem Feuerzeug das Fähnchen, das hell auflodert und sofort verlischt.
Isolde ist ganz geblendet von dem 'Gegokel', sie beruhigt sich aber schnell wieder.

Der Lümmel greift hinter das Portal und holt von dort eine von der Requisite dankenswerterweise rechtzeitig positionierten langen Stab - wieder mit einer Fahne - die der Lümmel entrollt - es handelt sich um den Union Jack.
Der Fahnenträger schreitet in die Mitte der Bühne und entwickelt sich zum Fahnenschwenker auf das
Wehe, wehe, du Wind! 
... du wilde, minnige Maid!

steckt er den Fahnenmast in ein Loch im Boden des 'Tortenbodens' und geht keck nach rechts - im Vorbeigehen die Hand an die Mütze tippend - ab.

ISOLDE
jäh auffahrend
Wer wagt mich zu höhnen?
sie zieht den Fahnenmast aus dem Loch im Boden
Brangäne, du?
Sag --- wo sind wir?


Brangäne kommt gemütlichen Schrittes von rechts, setzt sich auf den Rand des 'Tortenbodens' - dessen indirekte Beleuchtung übrigens inzwischen erloschen ist und gibt die vage Positionsbestimmung mit
Blaue Streifen
steigen im Osten auf

Auf das
Nimmermehr!
Nicht heut noch morgen!

schmeißt Isolde die Fahne mit dem Mast nach links, wo sie polternd zu Boden fällt.
Brangäne hat sich vor Schreck erhoben und geht rechts auf und ab, wendet sich dann dem 'Tortenboden' zu und setzt sich auf den Stuhl, nachdem sich Isolde zu Boden gelassen hat.

Bei Isoldes
Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz!

erscheint oben an der Reling ein Matrose, der mit einem Ball in seinen Händen spielt.
Es ist kein einfacher Matrose, sonder der junge Seemann, der Fahnenzündler von soeben, der für die

ZWEITE SZENE
noch einmal behauptet, dass der Wind frisch der Heimat zuweht und indem er den Ball hochhält, seit er sich auf das nächste Fußballmatch zu freuen.
Anders kann man den dubiosen Regieeinfall nicht deuten.

Zum
Weh, ach wehe, mein Kind!
haben sich oben auf der Brücke von links jemand mit weißer Kapitänsmütze und von rechts einer von der Mannschaft genähert.
Sie verharren in der Mitte und blicken nach hinten auf die sich hoch in den Bühnenhimmel aufwölbende Verbretterung des Bühnenbodens - soll wohl die Weite des Meeres andeuten - nachdem der rechts Stehende dem Matrosen den Ball abgenommen hat. Der geht nach rechts ab und der von der Mannschaft legt den Ball auf den Boden der Brücke.
Keiner weiß warum.

Brangäne
Soll ich ihn bitten,
dich zu grüssen?

drauf geht sie nach rechts ab.

Kurwenal, der zweite oben auf der Brücke, beobachtet das, indem er sich weit über die Reling lehnt. Er meint
Hab acht, Tristan!
Botschaft von Isolde


Brangäne ist auf dem Oberdeck angekommen und es entwickelt sich das Gespräch zwischen ihr und dem mit der weißen Kapitänsmütze, Herrn Tristan.
Kurwenal schaut weiter nach hinten auf die weite Wasserwüste, dann dreht er sich um und mischt sich ein
Darf ich die Antwort sagen?
[...]
Sein Haupt doch hängt
im Irenland,
als Zins gezahlt
von Engeland:
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!
«

Dabei spielt er mit dem Ball, den der Steuermann zurückließ und den er soeben vom Boden aufhob.

Der Chor unsichtbar hinter dem Tunnel, wirft Bälle in die Luft und jauchzt
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!


Brangäne die Reling entlang nach rechts ab und so ist sie rechtzeitig für die

DRITTE SZENE

zum
Weh, ach wehe!
Dies zu dulden!

wieder zurück auf der Hauptbühne.

Für die große Erzählung
Wie lachend sie
mir Lieder singen,
wohl könnt' auch ich erwidern

stehen die beiden Männer an der Reling und schauen teilnahmslos nach hinten aufs Meer.

Isolde und Brangäne im Gespräch auf und neben dem 'Tortenboden', der sich merklich auf leisen Rädern nach rechts bewegt.
Was soll das?
Der Zuschauer wird damit abgelenkt von der schweren Szene und von Isoldes beiden hohen Tönen beim
mit ihr gab er es preis!
und beim
mir lacht das Abenteuer (hier nicht ausgehalten, sondern wie ein Juchzer behandelt)

Bei Isoldes
Den Schrein dort bring mir her!
wird das Loch im Tunnel illuminiert und zum
Für Weh und Wunden
Balsam hier
erscheint rechts in der Röhre (der 'Tortenboden' ist mit Isolde unmittelbar von der Öffnung in der Röhre angekommen) 'der Weißgetünchte' und bald darauf von links 'die Weißgetünchte'.

Bei Brangänes
Für Weh und Wunden
Balsam hier;
für böse Gifte
Gegengift
reicht ihr 'der Weißgetünchte' ein Glas, das sie auf den Boden stellt
und zu Isoldes
Den hehrsten Trank,
ich halt' ihn hier
reicht die in der Röhre links erschienene 'Weißgetünchte' der Isolde ein Wasserglas (wahrscheinlich aus Kostengründen echtes 'Senfglas')

Brangäne nimmt Isolde das Glas ab und stellte es zu dem, das sie auf dem Boden gab.

SCHIFFSVOLK
von außen und unsichtbar für das Publikum
Ho! He! Ha! He!
Am Untermast
die Segel ein!
Ho! He! Ha! He!


VIERTE SZENE
KURWENAL
Auf! Auf! Ihr Frauen!

Auf der Brücke 'macht einer Männchen' vor dem Kapitän.
Kurwenal geht nach links und hebt die britische Fahne auf, die von Isolde vordem auf den Boden geschmettert wurde.
Dann hört er sich Isoldes Wunsch an
Herrn Tristan bringe
meinen Gruss
und meld ihm, was ich sage.


Mit dem
Sicher wisst,
das sag' ich ihm;
nun harrt, wie er mich hört!
geht Kurwenal nach links ab und die beiden Frauen widmen sich Isoldes
Nun leb wohl, Brangäne!
Grüss mir die Welt,
grüsse mir Vater und Mutter!


KURWENAL
Herr Tristan!


Der 'Tortenboden' ist für die
FÜNFTE SZENE
auf seiner Fahrt unmittelbar vor dem Loch in der Röhre angekommen.

Das Gespräch endet mit
TRISTAN
Wo sind wir?

ISOLDE
Hart am Ziel!  

Brangäne vertauscht die beiden am Boden stehenden Gläser

Tristan
Wohl kenn' ich Irlands
Königin
und ihrer Künste
Wunderkraft
sind beide durch das Loch in der Röhre in diese zurückgetreten, dann Tristans
Vergessens güt'ger Trank,
dich trink' ich sonder Wank!


Er setzt an und trinkt

ISOLDE
Betrug auch hier?
Mein die Hälfte!

und da sinken sie nieder auf dem 'Tortenboden', berühren sich zaghaft mit den Händen.
Der Zauber wirkt.

Dann auf der Brücke, winkend in den Hintergrund
ALLE MÄNNER
Heil! Heil! Heil!
König Marke Heil!
Heil dem König!

Brangäne erscheint mit dem Morgenrock, den Isolde ja schon am Anfang des Aktes trug, von rechts.
Kurwenal von links mit der Botschaft
Heil Tristan,
glücklicher Held!


Marke zwängt sich von hinten durch die Stäbe der Reling, weil sich das Absperrgitter am 16. September 2018  nicht öffnen lässt.
Durch diese beherzte, von der Regie nicht vorgegebene Aktion, ereicht er oben auf dem Quergang an der Reling entlang rechtzeitig die Mitte der Bühne, um die Huldigungen entgegenzunehmen und entsprechend königlich zu winken.

Der Vorhang fällt schnell.

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Zweiter Aufzug
Erste Szene
Die Bühne vom Orchestergraben an bis nach hinten in die Bühnentiefe und von dort weiter nach oben in den Schnürboden verlaufend die weiße Holzbeplankung.
Völlig unnötig dieser Aufwand für ein Bühnenbild.

Aus dem Schnürboden herunter hängt ein Abschnitt eines Rohres, schräg angeschnitten oberhalb eines Whirlpools ohne Wasser. Dafür am Rand des Pools Becher mit brennenden Kerzen ringsherum.
Rechts nahe dem Portal der bekannte 'Tortenboden' auf ihm ein typisches Krankenhausbett.

Rechts an der Wand, hoch über dem Bühnenboden weit auskragend ein Austritt, ein Balkon.

Gespräch Isolde / Brangäne

ISOLDE
Hörst du sie noch?
Mir schwand schon fern der Klang.


bis zu ihrem
Zur Warte du:
dort wache treu!
Die Leuchte,
und wär's meines Lebens Licht ---
lachend
sie zu löschen zag' ich nicht!


wird das Stück gespielt, würde da nicht 'der 'Weißgetünchte' im Slow-Motion-Tempo auf der Bühne herumtigern und die Szene stören.
Dann wird auch noch 'die Weißgetünchte' aus der Röhre kopfüber an einem Seil heruntergelassen und in dem Pool, der keinen Boden hat, versenkt.

'Der Weißgetünchte' steigt ihr nach - und das Publikum fragt höchst befremdet:

Was soll das?
Wird hier Reklame für einen Auftritt am Trapez in einem Zirkus gemacht?

Dann Auftritt für die
ZWEITE SZENE

TRISTAN
Isolde! Geliebte!

ISOLDE
Tristan! Geliebter!

Für die Gestaltung gibt der Regisseur das rechts auf dem fahrbaren 'Tortenboden' stehende Bett zum Bespielen frei, so kann Isolde mal drauf sitzen oder aber auch sich der Länge lang draufstellen. Gelegentlich hockt sie sich auf drauf, während Tristan unter ihr auf dem Rand des 'Tortenboden' sitzt.

Tristan geht zum Pool und nimmt die Kerzen dort vom Rand und stellt sie - nach vorne rechts verlaufend - auf den Bühnenboden. Während Isolde neben dem am Boden liegenden Schwert verharrt.

Für das
O sink hernieder

sitzt Tristan auf dem Bett, Isolde kniet hinter ihm.

Beim Ruf
Einsam wachend
wandert Brangäne hinten von links nach rechts über die Bühne, hat damit die Möglichkeit ohne Behinderung durch irgendwelche störende Ecken die schwierigen Phrasen ungehindert aussingen zu können.
Tristan legt zwischendurch schon mal sein Jackett auf den Rand des Pools und krempelt sich die Ärmel rauf, während Isolde den gelben Morgenmantel ablegt, ihn einfach zu Boden fallen lässt.
Dann stehen beide am Pool und bemalen sich ihre Gesichter und die Arme mit weißer Farbe, den sie einem Napf entnehmen, der am Rand des Pools steht.
Zum
Nie erwachen!
zieht Isolde bei ihrem
Doch der Tag
muss Tristan wecken?

ein Leintuch vom Bett, geht links ans Portal, legt das Tuch dort auf den Boden aus und setzt sich drauf. Doch dann besinnt sie sich, erhebt sich und geht zum Pool, zu Tristan, der dort sein
der Liebe lasse,
wie wäre seinen Streichen
die Liebe selbst zu erreichen

singt.
Aber nein, sie bleibt nicht bei ihm, sondert wandert um ihn herum wieder zum Bett auf der rechten Seite.
Er folgt ihr und zieht sich beim
Dies süsse Wörtlein: und,
Isoldes gelben, langen Morgenrock an und sie, nicht müßig, zieht sich Tristans Kapitänsjoppe über. (Wer hat nicht gerne mal vier Streifen am Ärmel?)
Isolde begibt sich nach Brangänes erneutem Ruf links auf das von ihr ausgebreitete Tuch. Tristan bleibt während der ganzen langen schweren 'Ewig'-Schraube am Pool stehen und stürzt erst für die

DRITTE SZENE
bei Kurwenals
Rette dich, Tristan!
zu Isolde links ans Portal.
Dann von rechts hinten Statisten mit Gewehren, Melot und dann Marke.
War vorher Dämmerlicht, wird plötzlich am 16.9.2018 die volle Bühnenbeleuchtung eingeschaltet - wohl ein Fehler des Inspizienten, der eine Stimmung nicht rechtzeitig durchsagte.

Ansprache Marke
Tatest du's wirklich? [...]
Den unerforschlich tief
geheimnisvollen Grund,
wer macht der Welt ihn kund?

Marke geht in den Bühnenhintergrund, hält sich am Bett fest, während Tristan sein
O König, das
kann ich dir nicht sagen

als Antwort gibt.

Tristan setzt sich rechts auf den Boden neben das seit dem ersten Aufzug dort liegenden Schwert für sein
Wohin nun Tristan scheidet,
willst du, Isold', ihm folgen?


Isolde antwortet ihm, noch immer links am Portal stehend
Als für ein fremdes Land
der Freund sie einstens warb
dann zu Tristan nach rechts hinübergehend, von wo sie fluchtartig bei
MELOT
Verräter! Ha!
wieder nach links an das Portal eilt.

Tristan eilt mit dem Schwert beim
aus Eifer verriet
mich der Freund
dem König, den ich verriet!

nach hinten.

Neben ihm die beiden 'Weißgetünchten'. Sie mit einer Waschschüssel in den Händen unten, er auf dem Balkon.

Zum
Wehr dich, Melot!
hält Tristan ihm das Schwert hin, watscht ihm eine, Melot zieht das Schwert an Tristans Körper vorbei.
Tristan stürzt aufs Bett, Melot wankt nach vorne, sinkt gebrochen ob seiner Tat auf den Boden.

Der Vorhang fällt schnell.

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DRITTER AUFZUG
ERSTE SZENE

Die Bühne - wie schon vorher, ganz in weiß - ein Lager von ausgedienten Möbeln. Bettgestelle, Matratzen, umgefallene Stehlampen.
Rechts hinten - nun liegend - die angeschnittene Röhre, auch in ihr Lattenroste, Betteile - 'Graffel'.
Vor der Röhre ein Bett, wohl das aus dem zweiten Aufzug. Auf ihr liegend, Tristan.

Links hinten der Rest einer Landungsbrücke. Drei Leute wimmeln um Tristan herum. Die nehmen dann hinter der Landungsbrücke Platz.
Diese herunterkommend, der junge Seemann für das
Kurwenal! He!
Rechts vorne, neben dem Bettgestell, Kurwenal, nach hinten gehend für das
Erwachte er,
wär's doch nur,
um für immer zu verscheiden

Der in seiner Haltung aufsässige Hirt wird die Landungsbrücke hinauf abgeschoben.
Dessen Kommentar, ohne sich groß umzublicken und zu orientieren:
Öd und leer das Meer!

Kurwenal
Süsses Leben,
meinem Tristan neu gegeben!

Ein Sanitäter kommt ans Bett, geht wieder.

Tristan erhebt sich für das
Wo ich erwacht ---
weilt' ich nicht;
doch, wo ich weilte,
das kann ich dir nicht sagen

steigt in die Röhre, beschaut sich den dort lagernden Sperrmüll, steigt wieder heraus.
Links diskutiert schone eine Weile Kurwenal mit einem zum Stück nicht gehörenden Menschen.

Beim
Wie schwand mir seine Ahnung?
Sehnsücht'ge Mahnung

hat er den links liegenden wohl bekannten 'Tortenboden' - hier nun nicht indirekt illuminiert -  erreicht für das
Welches Sehnen!
Welches Bangen!

[...]
Das Licht --- wann löscht es aus?
Er geht nach rechts über die Bühne für das
Wann wird es Nacht im Haus?

erschöpft sinkt er zu Boden.

Statisten waren zum 'Weißgetünchten' geeilt, der - kaum war Tristan aus dem Bett aufgestanden - sich dort
breitmachte und nun herumhampelnd einen Fiebrigen mimt.
 

Kurwenal dort am Bett des 'Weißgetünchten' spricht ihn an
du sollst sie sehen
hier und heut


Tristan stürzt quer über die Bühne für das
Isolde kommt!
Isolde naht!

O Treue! Hehre,
holde Treue

und weiter
Mein Kurwenal,
du trauter Freund!

[...]
Dort streicht es am Riff!
Siehst du es nicht?


Kurwenal eilt die Landungsbrücke hinauf
(Das Englischhorn erklingt.)
Noch ist kein Schiff zu sehn!

Tristan
Muss ich dich so verstehn,
du alte ernste Weise

[...] (er wirft den 'Weißgetünchten' aus seinem Bett)
verflucht sei, furchtbarer Trank!
(beutelt ihn)
Verflucht, wer dich gebraut!

Kurwenal ist hinzugekommen, beugt sich über zu Boden gesunkenen
Mein Herre Tristan!
Schrecklicher Zauber!
O Wonne! Nein!
Er regt sich, er lebt!
Die Sanitätsstatisten sind herbeigeeilt, richten Tristan auf ...

TRISTAN
Das Schiff? Siehst du's noch nicht?

KURWENAL
Das Schiff? Gewiss,
es naht noch heut;
es kann nicht lang mehr säumen.


... und legen Tristan auf sein Lager und gehen dann nach rechts hinten ab..

Unheildrohend naht von links unaufhörlich 'die Weißgetünchte' die Landebrücke hinunter, rechts der aus dem Bett geworfene 'Weißgetünchte' sich langsam unaufhörlich rückwärts nach links bewegend.

Tristan
Wie sie selig,
hehr und milde

[...] 'Die Weißgetünchte' nähert sich Tristans Lager, dann biegt sie nach links ab in Richtung 'Tortenboden', an dem 'der Weißgetünchte' schon angekommen ist. Umschlungen stehen die beiden Angemalten da rum, auch noch weiß angestrahlt und stören.

Tristan
Das Schiff? Das Schiff?
Isoldens Schiff?
Du musst es sehen!
Musst es sehen!
Das Schiff? Sähst du's noch nicht?


Kurwenal oben auf der Landungsbrücke
O Wonne! Freude!
Ha! Das Schiff!
Von Norden seh' ich's nahen.

ZWEITE SZENE
TRISTAN
O diese Sonne!
[...]
'
Die Weißgetünchte' schlurft nach links, 'der Weißgetünchte' nach rechts - und beide sind wieder nichts als im Weg.
Vergeh' die Welt
meiner jauchzenden Eil'!
Tristan bricht vorne rechts zusammen.

Die Landungsbrücke herunter Isolde und Kurwenal.
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Sie eilt zu ihm, richtet ihn auf.

TRISTAN
Isolde!

'
Die Weißgetünchte' hebt die Arme und schleicht zur Mitte der Bühne.

ISOLDE
Ha! Ich bin's, ich bin's,
süssester Freund!

[...]
Horch! Er wacht!
Geliebter!

Sie legt sich neben Tristan - Kopf an Kopf.


DRITTE SZENE
Kurwenal die ganze Zeit wartend am Fuß der Landungsbrücke verblieben.

HIRT
Kurwenal! Hör!
Ein zweites Schiff.

Der Sanitäter-Statist eilt von rechts kommend die Landungsbrücke hinauf.
Die beiden anderen Statisten kommen von rechts herbeigeeilt, schleppen Bettgestell und sonstiges herumliegendes Zeug herbei und bauen am Fuß der Landungsbrücke eine Barrikade, die aber gleich von den Mannen des Marke - von oben die Landungsbrücke hinunterteilend - beiseite geschoben wird.

Brangäne auf der Landungsbrücke
Isolde! Herrin!
Kurwenal zu ihr gewandt
Was suchst du hier?

Melot die Brücke herunter.
Kurwenal sticht ihn nieder.
Heiahaha! Dem Tag,
an dem ich dich treffe!


MARKE
die Landungsbrücke heruntereilend
Zurück! Wahnsinniger!

Jemand schießt - Kurwenal stürzt zu Boden.

MARKE
O Trug und Wahn!
Tristan, wo bist du?


KURWENAL
Da liegt er ---
hier --- wo ich --- liege.


Brangäne stöckelt ungerührt an dem Elend vorbei.

MARKE
Tot denn alles!
Alles tot!

[...] kniet neben Tristan ...
Die Ernte mehrt' ich dem Tod,
der Wahn häufte die Not.
...
und zieht sich dann in den Bühnenhintergrund zurück, setzt sich auf den 'Tortenboden'.

ISOLDE
Mild und leise
wie er lächelt,
wie das Auge
hold er öffnet
[...]
ertrinken,
versinken ---
unbewusst ---
höchste Lust!

Die 'Weißgetünchte' schleicht an Isolde in den Bühnenhintergrund - sie stört wieder, aber hier glücklicherweise zum letzten Mal.

Der Vorhang fällt langsam

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Fazit:

'Toll' welche Spielmöglichkeiten da eingeräumt werden.
Derartige Mätzchen mögen in Zukunft für Glyndebourne, wohin der Regisseur ja bekannterweise, wenn er Göteborg verlassen hat, als Theaterdirektor ausweicht, ausreichen, für Hannover jedenfalls nicht.

Der Regisseur traut - es sein nochmals gesagt - ganz offensichtlich weder dem Text noch der Musik - und auch den Darstellern nicht.
Als könnten die rollengemäß nicht agieren.
Da müssen - abgesehen von den Kosten - noch diese zwei 'Weißgetünchten' auf der Bühne herumschlurfen als sei es das Telemann Stück 'Pimpinone'. Schon vor Jahrzehnten ergänzte Günther Roth an der Folkwanghochschule für Studenten aus drei Sparten das Stück. Da war es angebracht, aber hier in Hannover beim 'Tristan' - ein einziger Ärger und völlig daneben.
Die beiden sind hier überflüssig 'wie der Dreck zu Pfingsten'.

Es bleibt dem Besucher nichts übrig, als Hohn und Spott auszugießen über das, was hier gezeigt wird.
Das gilt schon lange für die völlig danebengegangen Produktionen an diesem Haus.
Ob 'Ring', ob 'Meistersinger', ob 'Giovanni', ob 'Traviata', ob 'Rusalka', ob 'Fledermaus', ob 'Freischütz', ob 'Verkaufte Braut', ob 'Holländer' - um nur einige zu nennen.

So wie der von Herr Dr. Klügl zweimal engagierte Herr Voges die 'Aida' szenisch in den Dreck zieht, so urteilt der Vollzahler bei den Eintrittskarten und der Steuerzahler und empört sich über das Gemurkse des Regisseurs Langridge beim 'Tristan' in Hannover.


©heerrufer.de

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing