'Tristan und
Isolde'
Besuchte
Vorstellung am 16. September 2018
Ankündigung der Nds. Staatsoper Hannover
Zitat
Tristan und
Isolde
Oper von Richard
Wagner
Handlung in drei
Akten (1856 /57 – 59) nach dem Versroman »Tristan«
des Gottfried von Straßburg
Premiere | So
16.09.18 | 17:00 | anschließend Premierenfeier im
Foyer | Opernhaus
Fahlheit,
ausgewaschene Farben, immer klarer werdende Konturen
– das ist das Morgengrauen, der Übergang von Nacht
zu Tag, diese zwielichtige Phase des Tages. Doch für
Tristan und Isolde, dieses zum Inbegriff tragischer
Liebe gewordene Paar, ist das Morgengrauen mehr als
nur ein Farbwert. Für sie bedeutet der Tagesanbruch
ein Ende der Dunkelheit, in der Umrisse sich
auflösen, Körper, Welt und Seelen miteinander
verschmelzen. Sie wissen – und das ist das wahre
Morgengrauen –, der Tag wird ihnen nur die Qualen
der Entsagung bringen, denn in dieser Welt dürfen
sie nicht vereint sein. Schließlich ist sie, die
irische Prinzessin Isolde, mittlerweile Frau des
kornischen Königs Marke; schließlich ist er,
Cornwalls edler Ritter Tristan, dessen treuer
Lehnsmann.
Doch Tristans nie
versiegende Liebe zu Isolde ist wie die nie
stillbare Wunde, die ihn einstmals zu Kriegszeiten
unter der falschen Identität des Tantris zu Isolde
geführt hatte. Nur Isoldes Heilkünste konnten die
Wunde versiegeln, doch als sie in Tantris den Feind
erkannte, der ihren Verlobten getötet hatte,
verzichtete sie aus Mitleid auf Rache an dem
hilfesuchenden, wehrlosen Ritter. Seither tobt in
Tristan der Kampf zwischen der Treuepflicht
gegenüber seinem König und seiner Liebe zu Isolde –
der Krieg, den er einst auf dem Felde austrug, lebt
nun schmerzhaft in seinem Innersten weiter.
Ausgerechnet er muss
Isolde nach Kriegsende zur Hochzeit mit Marke von
Irland nach Cornwall überführen, um den Frieden
zwischen den beiden lange verfeindeten Völkern zu
besiegeln. Kurz vor Ende der Reise jedoch wird die
Konfrontation von Tristan mit Isolde unausweichlich:
Sie fordert ihn auf, einen vorgeblichen Sühnetrank
zu trinken, von dem sie beide denken, es sei ein
erlösendes Gift. Der zu erwartende gemeinsame Tod
erlaubt es ihnen, sich gegenseitig ihre Gefühle zu
offenbaren – doch als sich der Trank als
Liebeselixier herausstellt, wandelt sich dieser
Moment höchsten Glückes in den Moment der größten
Tragik in ihrem Leben: Seither wissen sie, dass
diese unerfüllbare Liebe sie bis an das Ende ihrer
Tage quälen wird. Nun bleibt ihnen nur noch das
Dunkel der Nacht, um sich ihrer Liebe zu
vergewissern, sich gemeinsam im Sehnen nach
Vereinigung zu verzehren. »Tristan du, / ich Isolde,
/nicht mehr Tristan! /Du Isolde, /Tristan ich,
/nicht mehr Isolde!«
Handlungsträger sind
nicht mehr nur der Librettotext und das
Bühnengeschehen, sondern in nie zuvor dagewesenem
Maße die Musik, die dem Strom der Gedanken der
Figuren folgt und plastisch schildert, was ihnen
unsagbar ist. Leitmotive setzt Wagner auf diesen
verworrenen Pfaden der Gefühle als »Wegweiser« ein;
die Welten von Tag und Nacht erzählen mittels
bahnbrechender Harmonik ebenso viel über die
Lichtverhältnisse wie über den Leidensdruck und
Schmerz der Protagonisten. So wird »Tristan und
Isolde«zu einer »der Ursprungsurkunden der
musikalischen Moderne« (Carl Dahlhaus), die Zeugnis
ablegt vom ewigen Widerstreit zwischen Sehnsucht und
Pflichterfüllung, Licht und Dunkel, Liebessehnsucht
und Liebesqual, die den Übergangszustand wie das
Morgengrauen fliehen und nur im absoluten Zustand
des Todesdunkels Erlösung finden.
Leitungsteam
Musikalische Leitung
Ivan Repušić -
[wegen Krankheit ersetzt durch Will Humburg (kj)]
Inszenierung
Stephen Langridge
Bühne und Kostüm
Conor Murphy
Licht
Susanne Reinhardt
Choreinstudierung
Lorenzo Da Rio
Dramaturgie
Christopher Baumann
Zitatende |
Am 7. September 2018 fand eine Einführungssoirée zum
'Tristan' in der Nds. Staatsoper Hannover statt, die
neben einige Worten des zuständigen Dramaturgen - die
nur das brachten, was in jedem Reclam Opernführer auch
zu lesen ist -, auch einen Besuch der Orchesterprobe des
ersten Aktes beinhaltete.
Hierauf ging eine Mail an die Pressestelle der Nds.
Staatsoper Hannover:
Zitat
07.09.2018
Datum
Heute, 06:59:30 UTC
Von
info@marie-louise-gilles.de
An elisabeth.schwarz@staatstheater-hannover.de
Text (1 KB)
Guten Morgen,
bei der gestern als
Bühnenorchesterprobe abgehaltenen Veranstaltung
handelte es sich in Wirklichkeit um eine
Arbeitsprobe.
Die zahlreichen
Unsicherheiten bei Solisten und im Orchester gehören
nicht vor ein Publikum.
Außerdem wurde
wieder einmal ein derart überdimensioniertes
Bühnenbild auf der Hauptbühne ausprobiert, da es wie
viele andere in den Werkstätten - wie von Herrn
Verwaltungsdirektor Braasch in seiner Rede am 6. Mai
2017 ausgeführt – nicht in Gänze aufgebaut werden
kann.
Wozu ein solches
Monstrum, das die Produktivität der Nds. Staatsoper
Hannover unter den gegebenen Umständen einschränkt?
Mit freundlichem
Gruß
ML Gilles
Zitatende
|
Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung
Die freie Auswahl an Plätzen am 16.9.2018 in der dritten
Reihe des dritten Rangs:
nur vier Personen.
Die Platzanweiserin meinte, nähme man die Armlehnen an
den Sitzen weg, dann könne man sich hinlegen.
Auch sonst in den Rängen viele leere Plätze.
Man hätte wieder einmal den dritten Rang schließen
können.
Es bot sich aber den Zuschauern hier die Gelegenheit im
Laufe der Veranstaltung mehrere Plätze auszuprobieren,
mal in der ersten Reihe, mal in der letzten, seitlich
auf dem Einzelplatz oder mal auf der linken Seite in der
zweiten Reihe auf dem Ecksitz.
Und am 30.9.2018 die zweite Vorstellung 'Tristan'
ersatzlos gestrichen.
Stadt und Land
verweigern sich, gehen nicht mehr in die Nds. Staatsoper
Hannover, selbst wenn es sich um den Beginn der neuen
Saison handelt, will nichts mehr sehen und - nimmt man
das Ende des Abends vorweg - dann kann man für
Hannoveraner Verhältnisse mit einem äußerst respektablen
Buh-Konzert beim Erscheinen der dreier Regietruppe
sprechen.
Das Team kann entweder mit den Stück nichts anfangen
oder es misstraut Autor und Komponist.
Es wird draufgeklatscht was das Zeug hält, damit geht
das Werk unter, aber die Ergänzungen bringen keine
Verbesserung. Im Gegenteil, sie führen ein Eigenleben!
Und dann das
Orchester.
Wenn schon einer unsensibel herumfuchtelt, die
Lautstärke immer mehr ausufern lässt, erinnert man sich
an die ersten Takte und sagt sich:
Schon zu laut!
Das mag einmal für Münster ausreichend gewesen sein,
dort war dieser Maestro GMD, für Hannover jedenfalls ist
das nicht überzeugend.
Unter GMD
Repušić wäre da musikalisch etwas anderes
herausgekommen. Aber der war ja krank.
Der Vorhang öffnet
sich, Stille, Gaze behindert die Sicht.
Isolde von rechts. Dann eine Truppe von Statisten als
Sicherheitspersonal verkleidet, die links im Off
verschwinden.
Isolde setzt sich auf einen Stuhl, der links auf einem
indirekt beleuchtetem Rondell - sieht aus wie ein etwas
erhobener, illuminierter 'Tortenboden' - steht.
Dort verbringt sie das Vorspiel.
Quer über die mit weißen Brettern ausgelegte Bühne eine
Röhre, darin ein mannshohes Loch.
Darüber über die ganze Breite der Bühne in Übermannshöhe
ein Geländer.
Während des
Vorspiels - Isolde links in gelben Mantel gehüllt -
hantieren zwei 'weißgetünchte Figuren' in dem Loch in
der Röhre.
Hat man ein
Programmheft nicht gekauft, weiß man nicht, was das
soll, was das mit dem Stück zu tun hat.
Wohlgemerkt man hat kein Programmheft und kann nicht
nachlesen, was Mr. Philip Langridge als Regisseur meint.
Es kann sein, dass diese Vorgehensweise für Göteborg
reicht, wo er zur Zeit Intendant ist, oder für
Glyndebourne, wo er Hausherr werden soll, langt, für
Hannover jedenfalls nicht.
Das Vorspiel 'macht Fortschritte', Isolde weiterhin
links, 'die Weißgetünchten' - noch immer Bodenübungen im
Zeitlupentempo im Loch der Röhre. Was die Verrenkungen
allerdings sollen, ist nicht zu verstehen. Sagt doch die
Musik alles und das Gehampel nichts.
Das Licht im Loch des Tunnels verlischt und damit sind
auch die beiden 'Weißgetünchten' nicht mehr zu sehen.
Isolde allein links auf dem Stuhl auf dem indirekt
erleuchteten 'Tortenboden'.
Die Gaze wird hochgezogen, von rechts schreitet wer
heran, es kann nur Brangäne sein, aber in der
Inszenierung könnte auch die Kaiserin von China
auftreten.
Wer weiß das schon so genau?
Die Dame, hochgestöckelt, in langem Abendkleid bleibt am
Loch in der Röhre stehen.
Was mag sie wollen?
Von links jemand, der ein Fähnchen an einem langen Stock
vor sich herträgt, am linken Portal verharrt er. Er
lümmelt dort lässig für
ERSTE SZENE
STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS
Westwärts
schweift der Blick:
Da entflammt er
mit einem Feuerzeug das Fähnchen, das hell auflodert und
sofort verlischt.
Isolde ist ganz geblendet von dem 'Gegokel', sie
beruhigt sich aber schnell wieder.
Der Lümmel greift hinter das Portal und holt von dort
eine von der Requisite dankenswerterweise rechtzeitig
positionierten langen Stab - wieder mit einer Fahne -
die der Lümmel entrollt - es handelt sich um den Union
Jack.
Der Fahnenträger schreitet in die Mitte der Bühne und
entwickelt sich zum Fahnenschwenker auf das
Wehe, wehe, du Wind!
... du wilde, minnige Maid!
steckt er den Fahnenmast in ein Loch im Boden des
'Tortenbodens' und geht keck nach rechts - im
Vorbeigehen die Hand an die Mütze tippend - ab.
ISOLDE
jäh auffahrend
Wer wagt mich zu höhnen?
sie zieht den Fahnenmast aus dem Loch im Boden
Brangäne, du?
Sag --- wo sind wir?
Brangäne kommt gemütlichen Schrittes von rechts,
setzt sich auf den Rand des 'Tortenbodens' - dessen
indirekte Beleuchtung übrigens inzwischen erloschen ist
und gibt die vage Positionsbestimmung mit
Blaue Streifen
steigen im Osten auf
Auf das
Nimmermehr!
Nicht heut noch morgen!
schmeißt Isolde die Fahne mit dem Mast nach links, wo
sie polternd zu Boden fällt.
Brangäne hat sich vor Schreck erhoben und geht rechts
auf und ab, wendet sich dann dem 'Tortenboden' zu und
setzt sich auf den Stuhl, nachdem sich Isolde zu Boden
gelassen hat.
Bei Isoldes
Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz!
erscheint oben an der Reling ein Matrose, der mit einem
Ball in seinen Händen spielt.
Es ist kein einfacher Matrose, sonder der junge Seemann,
der Fahnenzündler von soeben, der für die
ZWEITE SZENE
noch einmal behauptet, dass der Wind frisch der Heimat
zuweht und indem er den Ball hochhält, seit er sich auf
das nächste Fußballmatch zu freuen.
Anders kann man den dubiosen Regieeinfall nicht deuten.
Zum
Weh, ach wehe, mein Kind!
haben sich oben auf der Brücke von links jemand mit
weißer Kapitänsmütze und von rechts einer von der
Mannschaft genähert.
Sie verharren in der Mitte und blicken nach hinten auf
die sich hoch in den Bühnenhimmel aufwölbende
Verbretterung des Bühnenbodens - soll wohl die Weite des
Meeres andeuten - nachdem der rechts Stehende dem
Matrosen den Ball abgenommen hat. Der geht nach rechts
ab und der von der Mannschaft legt den Ball auf den
Boden der Brücke.
Keiner weiß warum.
Brangäne
Soll ich ihn bitten,
dich zu grüssen?
drauf geht sie nach rechts ab.
Kurwenal, der zweite oben auf der Brücke, beobachtet
das, indem er sich weit über die Reling lehnt. Er meint
Hab acht, Tristan!
Botschaft von Isolde
Brangäne ist auf dem Oberdeck angekommen und es
entwickelt sich das Gespräch zwischen ihr und dem mit
der weißen Kapitänsmütze, Herrn Tristan.
Kurwenal schaut weiter nach hinten auf die weite
Wasserwüste, dann dreht er sich um und mischt sich ein
Darf ich die Antwort sagen?
[...]
Sein Haupt doch hängt
im Irenland,
als Zins gezahlt
von Engeland:
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!«
Dabei spielt er mit dem Ball, den der Steuermann
zurückließ und den er soeben vom Boden aufhob.
Der Chor unsichtbar hinter dem Tunnel, wirft Bälle in
die Luft und jauchzt
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!
Brangäne
die Reling entlang nach rechts ab und so ist sie
rechtzeitig für die
DRITTE SZENE
zum
Weh, ach wehe!
Dies zu dulden!
wieder zurück auf der Hauptbühne.
Für die große Erzählung
Wie lachend sie
mir Lieder singen,
wohl könnt' auch ich erwidern
stehen die beiden Männer an der Reling und schauen
teilnahmslos nach hinten aufs Meer.
Isolde und Brangäne im Gespräch auf und neben dem
'Tortenboden', der sich merklich auf leisen Rädern nach
rechts bewegt.
Was soll das?
Der Zuschauer wird damit abgelenkt von der schweren
Szene und von Isoldes beiden hohen Tönen beim
mit ihr gab er es preis!
und beim
mir lacht das
Abenteuer (hier nicht ausgehalten, sondern
wie ein Juchzer behandelt)
Bei Isoldes
Den Schrein dort bring mir her!
wird das Loch im Tunnel illuminiert und zum
Für Weh und Wunden
Balsam hier
erscheint rechts in der Röhre (der
'Tortenboden' ist mit Isolde unmittelbar von der Öffnung
in der Röhre angekommen) 'der Weißgetünchte' und bald
darauf von links 'die Weißgetünchte'.
Bei Brangänes
Für Weh und Wunden
Balsam hier;
für böse Gifte
Gegengift
reicht ihr 'der Weißgetünchte' ein Glas, das
sie auf den Boden stellt
und zu Isoldes
Den hehrsten Trank,
ich halt' ihn hier
reicht die in der Röhre links erschienene
'Weißgetünchte' der Isolde ein Wasserglas
(wahrscheinlich aus Kostengründen echtes 'Senfglas')
Brangäne nimmt Isolde das Glas ab und stellte
es zu dem, das sie auf dem Boden gab.
SCHIFFSVOLK
von außen und unsichtbar für das Publikum
Ho! He! Ha! He!
Am Untermast
die Segel ein!
Ho! He! Ha! He!
VIERTE SZENE
KURWENAL
Auf! Auf! Ihr Frauen!
Auf der Brücke 'macht einer Männchen' vor dem Kapitän.
Kurwenal geht nach links und hebt die britische Fahne
auf, die von Isolde vordem auf den Boden geschmettert
wurde.
Dann hört er sich Isoldes Wunsch an
Herrn Tristan bringe
meinen Gruss
und meld ihm, was ich sage.
Mit dem
Sicher wisst,
das sag' ich ihm;
nun harrt, wie er mich hört!
geht Kurwenal nach links ab und die beiden
Frauen widmen sich Isoldes
Nun leb wohl, Brangäne!
Grüss mir die Welt,
grüsse mir Vater und Mutter!
KURWENAL
Herr Tristan!
Der 'Tortenboden' ist für die
FÜNFTE SZENE
auf seiner Fahrt unmittelbar vor dem Loch in der Röhre
angekommen.
Das Gespräch endet mit
TRISTAN
Wo sind wir?
ISOLDE
Hart am Ziel!
Brangäne vertauscht die beiden am Boden stehenden Gläser
Tristan
Wohl kenn' ich Irlands
Königin
und ihrer Künste
Wunderkraft
sind beide durch das Loch in der Röhre in
diese zurückgetreten, dann Tristans
Vergessens güt'ger Trank,
dich trink' ich sonder Wank!
Er setzt an und trinkt
ISOLDE
Betrug auch hier?
Mein die Hälfte!
und da sinken sie nieder auf dem 'Tortenboden',
berühren sich zaghaft mit den Händen.
Der Zauber wirkt.
Dann auf der
Brücke, winkend in den Hintergrund
ALLE MÄNNER
Heil! Heil! Heil!
König Marke Heil!
Heil dem König!
Brangäne erscheint
mit dem Morgenrock, den Isolde ja schon am Anfang des
Aktes trug, von rechts.
Kurwenal von links mit der Botschaft
Heil Tristan,
glücklicher Held!
Marke zwängt sich von hinten durch die Stäbe der Reling,
weil sich das Absperrgitter am 16. September 2018 nicht
öffnen lässt.
Durch diese beherzte, von der Regie nicht vorgegebene
Aktion, ereicht er oben auf dem Quergang an der Reling
entlang rechtzeitig die Mitte der Bühne, um die
Huldigungen entgegenzunehmen und entsprechend königlich
zu winken.
Der Vorhang fällt schnell.
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Die Bühne vom Orchestergraben an bis nach hinten in die
Bühnentiefe und von dort weiter nach oben in den
Schnürboden verlaufend die weiße Holzbeplankung.
Völlig unnötig dieser Aufwand für ein Bühnenbild.
Aus dem Schnürboden herunter hängt ein Abschnitt eines
Rohres, schräg angeschnitten oberhalb eines Whirlpools
ohne Wasser. Dafür am Rand des Pools Becher mit
brennenden Kerzen ringsherum.
Rechts nahe dem Portal der bekannte 'Tortenboden' auf
ihm ein typisches Krankenhausbett.
Rechts an der Wand, hoch über dem Bühnenboden weit
auskragend ein Austritt, ein Balkon.
Gespräch Isolde / Brangäne
ISOLDE
Hörst du sie noch?
Mir schwand schon fern der Klang.
bis zu ihrem
Zur Warte du:
dort wache treu!
Die Leuchte,
und wär's meines Lebens Licht ---
lachend
sie zu löschen zag' ich nicht!
wird das Stück gespielt, würde da nicht 'der
'Weißgetünchte' im Slow-Motion-Tempo auf der Bühne
herumtigern und die Szene stören.
Dann wird auch noch 'die Weißgetünchte' aus der Röhre
kopfüber an einem Seil heruntergelassen und in dem Pool,
der keinen Boden hat, versenkt.
'Der
Weißgetünchte' steigt ihr nach - und das Publikum fragt
höchst befremdet:
Was soll das?
Wird hier Reklame für einen Auftritt am Trapez in einem
Zirkus gemacht?
Dann Auftritt für die
ZWEITE SZENE
TRISTAN
Isolde! Geliebte!
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Für die Gestaltung gibt der Regisseur das rechts auf dem
fahrbaren 'Tortenboden' stehende Bett zum Bespielen
frei, so kann Isolde mal drauf sitzen oder aber auch
sich der Länge lang draufstellen. Gelegentlich hockt sie
sich auf drauf, während Tristan unter ihr auf dem Rand
des 'Tortenboden' sitzt.
Tristan geht zum
Pool und nimmt die Kerzen dort vom Rand und stellt sie -
nach vorne rechts verlaufend - auf den Bühnenboden.
Während Isolde neben dem am Boden liegenden Schwert
verharrt.
Für das
O sink hernieder
sitzt Tristan auf
dem Bett, Isolde kniet hinter ihm.
Beim Ruf
Einsam wachend
wandert Brangäne hinten von links nach rechts über die
Bühne, hat damit die Möglichkeit ohne Behinderung durch
irgendwelche störende Ecken die schwierigen Phrasen
ungehindert aussingen zu können.
Tristan legt zwischendurch schon mal sein Jackett auf
den Rand des Pools und krempelt sich die Ärmel rauf,
während Isolde den gelben Morgenmantel ablegt, ihn
einfach zu Boden fallen lässt.
Dann stehen beide am Pool und bemalen sich ihre
Gesichter und die Arme mit weißer Farbe, den sie einem
Napf entnehmen, der am Rand des Pools steht.
Zum
Nie erwachen!
zieht Isolde bei ihrem
Doch der Tag
muss Tristan wecken?
ein Leintuch vom Bett, geht links ans Portal, legt das
Tuch dort auf den Boden aus und setzt sich drauf. Doch
dann besinnt sie sich, erhebt sich und geht zum Pool, zu
Tristan, der dort sein
der Liebe lasse,
wie wäre seinen Streichen
die Liebe selbst zu erreichen
singt.
Aber nein, sie bleibt nicht bei ihm, sondert wandert um
ihn herum wieder zum Bett auf der rechten Seite.
Er folgt ihr und zieht sich beim
Dies süsse Wörtlein: und,
Isoldes gelben, langen Morgenrock an und sie, nicht
müßig, zieht sich Tristans Kapitänsjoppe über. (Wer hat
nicht gerne mal vier Streifen am Ärmel?)
Isolde begibt sich nach Brangänes erneutem Ruf links auf
das von ihr ausgebreitete Tuch. Tristan bleibt während
der ganzen langen schweren 'Ewig'-Schraube am Pool
stehen und stürzt erst für die
DRITTE SZENE
bei Kurwenals
Rette dich, Tristan!
zu Isolde links ans Portal.
Dann von rechts hinten Statisten mit Gewehren, Melot und
dann Marke.
War vorher Dämmerlicht, wird plötzlich am 16.9.2018 die
volle Bühnenbeleuchtung eingeschaltet - wohl ein Fehler
des Inspizienten, der eine Stimmung nicht rechtzeitig
durchsagte.
Ansprache Marke
Tatest du's wirklich?
[...]
Den unerforschlich tief
geheimnisvollen Grund,
wer macht der Welt ihn kund?
Marke geht in den Bühnenhintergrund, hält sich am Bett
fest, während Tristan sein
O König, das
kann ich dir nicht sagen
als Antwort gibt.
Tristan setzt sich rechts auf den Boden neben das seit
dem ersten Aufzug dort liegenden Schwert für sein
Wohin nun Tristan scheidet,
willst du, Isold', ihm folgen?
Isolde antwortet ihm, noch immer links am Portal stehend
Als für ein fremdes Land
der Freund sie einstens warb
dann zu Tristan nach rechts hinübergehend,
von wo sie fluchtartig bei
MELOT
Verräter! Ha!
wieder nach links an das Portal eilt.
Tristan eilt mit dem Schwert beim
aus Eifer verriet
mich der Freund
dem König, den ich verriet!
nach hinten.
Neben ihm die
beiden 'Weißgetünchten'. Sie mit einer Waschschüssel in
den Händen unten, er auf dem Balkon.
Zum
Wehr dich, Melot!
hält Tristan ihm das Schwert hin, watscht ihm eine,
Melot zieht das Schwert an Tristans Körper vorbei.
Tristan stürzt aufs Bett, Melot wankt nach vorne, sinkt
gebrochen ob seiner Tat auf den Boden.
Der Vorhang fällt schnell.
DRITTER AUFZUG
ERSTE SZENE
Die Bühne - wie schon vorher, ganz in weiß - ein Lager
von ausgedienten Möbeln. Bettgestelle, Matratzen,
umgefallene Stehlampen.
Rechts hinten - nun liegend - die angeschnittene Röhre,
auch in ihr Lattenroste, Betteile - 'Graffel'.
Vor der Röhre ein Bett, wohl das aus dem zweiten Aufzug.
Auf ihr liegend, Tristan.
Links hinten der
Rest einer Landungsbrücke. Drei Leute wimmeln um Tristan
herum. Die nehmen dann hinter der Landungsbrücke Platz.
Diese herunterkommend, der junge Seemann für das
Kurwenal! He!
Rechts vorne, neben dem Bettgestell, Kurwenal, nach
hinten gehend für das
Erwachte er,
wär's doch nur,
um für immer zu verscheiden
Der in seiner Haltung aufsässige Hirt wird die
Landungsbrücke hinauf abgeschoben.
Dessen Kommentar,
ohne sich groß umzublicken und zu orientieren:
Öd und leer
das Meer!
Kurwenal
Süsses Leben,
meinem Tristan neu gegeben!
Ein Sanitäter
kommt ans Bett, geht wieder.
Tristan erhebt sich für das
Wo ich erwacht ---
weilt' ich nicht;
doch, wo ich weilte,
das kann ich dir nicht sagen
steigt in die Röhre, beschaut sich den dort lagernden
Sperrmüll, steigt wieder heraus.
Links diskutiert schone eine Weile Kurwenal mit einem
zum Stück nicht gehörenden Menschen.
Beim
Wie schwand mir seine
Ahnung?
Sehnsücht'ge Mahnung
hat er den links liegenden wohl bekannten 'Tortenboden'
- hier nun nicht indirekt illuminiert - erreicht für
das
Welches Sehnen!
Welches Bangen!
[...]
Das Licht --- wann löscht
es aus?
Er geht nach rechts über die Bühne für das
Wann wird es Nacht im Haus?
erschöpft sinkt er zu Boden.
Statisten waren zum 'Weißgetünchten' geeilt, der - kaum
war Tristan aus dem Bett aufgestanden - sich dort
breitmachte und
nun herumhampelnd einen Fiebrigen mimt.
Kurwenal dort am
Bett des 'Weißgetünchten' spricht ihn an
du sollst sie sehen
hier und heut
Tristan stürzt quer über die Bühne für das
Isolde kommt!
Isolde naht!
O Treue! Hehre,
holde Treue
und weiter
Mein Kurwenal,
du trauter Freund!
[...]
Dort streicht es am Riff!
Siehst du es nicht?
Kurwenal eilt die Landungsbrücke hinauf
(Das Englischhorn erklingt.)
Noch ist kein Schiff zu
sehn!
Tristan
Muss ich dich so verstehn,
du alte ernste Weise
[...] (er wirft den 'Weißgetünchten' aus seinem Bett)
verflucht sei, furchtbarer
Trank!
(beutelt ihn)
Verflucht, wer dich gebraut!
Kurwenal ist hinzugekommen, beugt sich über
zu Boden gesunkenen
Mein Herre Tristan!
Schrecklicher Zauber!
O Wonne! Nein!
Er regt sich, er lebt!
Die Sanitätsstatisten sind herbeigeeilt,
richten Tristan auf ...
TRISTAN
Das Schiff? Siehst du's
noch nicht?
KURWENAL
Das Schiff? Gewiss,
es naht noch heut;
es kann nicht lang mehr säumen.
... und legen Tristan auf sein Lager und gehen dann nach
rechts hinten ab..
Unheildrohend naht von links unaufhörlich 'die
Weißgetünchte' die Landebrücke hinunter, rechts der aus
dem Bett geworfene 'Weißgetünchte' sich langsam
unaufhörlich rückwärts nach links bewegend.
Tristan
Wie sie selig,
hehr und milde
[...] 'Die Weißgetünchte' nähert sich Tristans Lager,
dann biegt sie nach links ab in Richtung 'Tortenboden',
an dem 'der Weißgetünchte' schon angekommen ist.
Umschlungen stehen die beiden Angemalten da rum, auch
noch weiß angestrahlt und stören.
Tristan
Das Schiff? Das Schiff?
Isoldens Schiff?
Du musst es sehen!
Musst es sehen!
Das Schiff? Sähst du's noch nicht?
Kurwenal oben auf der Landungsbrücke
O Wonne! Freude!
Ha! Das Schiff!
Von Norden seh' ich's nahen.
ZWEITE SZENE
TRISTAN
O diese Sonne!
[...]
'Die Weißgetünchte' schlurft nach links, 'der
Weißgetünchte' nach rechts - und beide sind wieder
nichts als im Weg.
Vergeh' die Welt
meiner jauchzenden Eil'!
Tristan bricht vorne rechts zusammen.
Die Landungsbrücke herunter Isolde und
Kurwenal.
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Sie eilt zu ihm, richtet ihn auf.
TRISTAN
Isolde!
'Die Weißgetünchte' hebt die Arme und
schleicht zur Mitte der Bühne.
ISOLDE
Ha! Ich bin's, ich bin's,
süssester Freund!
[...]
Horch! Er wacht!
Geliebter!
Sie legt sich neben Tristan - Kopf an Kopf.
DRITTE SZENE
Kurwenal die ganze Zeit wartend am Fuß der
Landungsbrücke verblieben.
HIRT
Kurwenal! Hör!
Ein zweites Schiff.
Der Sanitäter-Statist eilt von rechts kommend die
Landungsbrücke hinauf.
Die beiden anderen Statisten kommen von rechts
herbeigeeilt, schleppen Bettgestell und sonstiges
herumliegendes Zeug herbei und bauen am Fuß der
Landungsbrücke eine Barrikade, die aber gleich von den
Mannen des Marke - von oben die Landungsbrücke
hinunterteilend - beiseite geschoben wird.
Brangäne auf der Landungsbrücke
Isolde! Herrin!
Kurwenal zu ihr gewandt
Was suchst du hier?
Melot die Brücke herunter.
Kurwenal
sticht ihn nieder.
Heiahaha! Dem Tag,
an dem ich dich treffe!
MARKE
die Landungsbrücke heruntereilend
Zurück! Wahnsinniger!
Jemand schießt - Kurwenal stürzt zu Boden.
MARKE
O Trug und Wahn!
Tristan, wo bist du?
KURWENAL
Da liegt er ---
hier --- wo ich --- liege.
Brangäne stöckelt ungerührt an dem Elend vorbei.
MARKE
Tot denn alles!
Alles tot!
[...] kniet neben Tristan ...
Die Ernte mehrt' ich dem
Tod,
der Wahn häufte die Not.
... und zieht sich dann in den
Bühnenhintergrund zurück, setzt sich auf den
'Tortenboden'.
ISOLDE
Mild und leise
wie er lächelt,
wie das Auge
hold er öffnet
[...]
ertrinken,
versinken ---
unbewusst ---
höchste Lust!
Die 'Weißgetünchte' schleicht an Isolde in
den Bühnenhintergrund
- sie stört wieder, aber hier
glücklicherweise zum letzten Mal.
Der Vorhang fällt langsam
Fazit:
'Toll' welche Spielmöglichkeiten da eingeräumt werden.
Derartige Mätzchen mögen in Zukunft für Glyndebourne,
wohin der Regisseur ja bekannterweise, wenn er Göteborg
verlassen hat, als Theaterdirektor ausweicht,
ausreichen, für Hannover jedenfalls nicht.
Der Regisseur traut - es sein nochmals gesagt - ganz
offensichtlich weder dem Text noch der Musik - und auch
den Darstellern nicht.
Als könnten die rollengemäß nicht agieren.
Da müssen - abgesehen von den Kosten - noch diese zwei
'Weißgetünchten' auf der Bühne herumschlurfen als sei es
das Telemann Stück 'Pimpinone'. Schon vor Jahrzehnten
ergänzte Günther Roth an der Folkwanghochschule für
Studenten aus drei Sparten das Stück. Da war es
angebracht, aber hier in Hannover beim 'Tristan' - ein
einziger Ärger und völlig daneben.
Die beiden sind hier überflüssig 'wie der Dreck zu
Pfingsten'.
Es bleibt dem Besucher nichts übrig, als Hohn und Spott
auszugießen über das, was hier gezeigt wird.
Das gilt schon lange für die völlig danebengegangen
Produktionen an diesem Haus.
Ob 'Ring', ob 'Meistersinger', ob 'Giovanni', ob
'Traviata', ob 'Rusalka', ob 'Fledermaus', ob
'Freischütz', ob 'Verkaufte Braut', ob 'Holländer' - um
nur einige zu nennen.
So wie der von Herr Dr. Klügl zweimal engagierte Herr
Voges die 'Aida' szenisch in den Dreck zieht, so urteilt
der Vollzahler bei den Eintrittskarten und der
Steuerzahler und empört sich über das Gemurkse des
Regisseurs Langridge beim 'Tristan' in Hannover.
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