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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

  Theater Regensburg

Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von


Georges Bizet
'Carmen'
24. September 2016

Das Theater Regensburg gibt bekannt:

 
 
Zitat

Carmen

Oper in vier Akten von Georges Bizet (1838–1875)

Dichtung von Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Unangepasst, selbstbestimmt und rebellisch: Carmen ist in Sevilla für ihre Eigenwilligkeit berüchtigt. Der Soldat Don José ist ihrem Charme so erlegen, dass er alles aufgibt und als Schmuggler mit ihr in die Berge zieht. Doch die beiden finden kein Glück: Schon bald muss Don José mit ansehen, wie sich Carmen von ihm abwendet und eine Verbindung mit dem begehrten Torero Escamillo eingeht. Blind vor Eifersucht und enttäuschter Liebe, tötet er Carmen.

Bei der Uraufführung 1875 sorgten die provokante Thematik und sinnliche Musik von „Carmen“ noch für einen Skandal. Heute dagegen gehört Carmen zu den beliebtesten Opernfiguren überhaupt und hat als „femme fatale“ par excellence zahllose Interpretationen und Adaptionen erfahren.

Regisseur Hendrik Müller bahnt sich in der Regensburger Inszenierung von Bizets Klassiker einen Weg vorbei an alten Klischees und entspinnt die tragische Liebesgeschichte zwischen Carmen und Don José in einer entzauberten, gefühllosen Welt. Einer Welt, an der letztlich beide Protagonisten zugrunde gehen.

Besetzung

Zitatende
 


Wieder einmal greift das Theater Regensburg auf Bewährtes zurück.
Heuer wieder 'Carmen'.

Da gab es schon mehrere Beispiele in der Vergangenheit, das Publikum zu unterhalten. Kommentiert wurden diese Versuche unter:
 

Thema_des_Tages_03._Maerz_2016_'Carmen'

Damals_in_Regensburg_03.12.2005_Kritik_Wiederaufnahme_'Carmen'_final

Damals_in_Regensburg_20.2.2005_Kommentar_'Carmen'_-_Nachlese


Nun ist sie wieder vor Ort.
Natürlich in französischer Sprache, denn man gibt sich ganz international.
In welcher Sprache auch immer, die Szene entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.

Immerhin kam es beim Schlussbeifall am 24. September 2016 zu Pfiffen.
Einer im dritten Rang, erste Reihe, Platz 18 ließ sie ertönen als Frau Pisareva zum Soloapplaus auf der Bühne erschien. Wieder einmal hatte sie völlig unnötigerweise forciert. Mehrfach wurde ihr doch schon geboten, dies zu unterlassen, es sei nicht nötig.
 
Auch beim Erscheinen des GMD gab es aus der Ecke Pfiffe, wohl weil er wieder einmal beim Dirigat des Philharmonischen Orchesters
bei der Lautstärke die Grenze von 85 dB überschritt.
Und dies führt zwangsläufig zur Überforderung der Sänger.
Viele Tenöre hat man in RBG leiden hören.

Dass es sich nun bei dem Pfeifer um den 'Regensburger Eventmanager' - angeblich überlegt er jetzt schon, woher er den Satelliten bekommt, um im nächsten Jahr den 'Holländer' aus dem Hafen in das Universum zu übertragen - handelte, lässt tief blicken. Dies auch unter dem Aspekt, dass er bei manchen Solisten das Aufeinanderschlagen der Handflächen gänzlich unterließ.
So etwas macht man als Theaterdirektor einfach nicht.
Aber in Regensburg wurde das Theater ja nach Meinung des im Rathaus mit Abitur und Führerschein Ausgestatteten nach unten geöffnet.

Oder war das früher so üblich, dass man 'in der Zone' pfiff, wenn Meuselwitz ein Tor gegen Ilmenau schoss?

 

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Die Szene soll für die Nr. 1 den Platz vor der Zigarettenfabrik in Sevilla darstellen.
Eine hoch aufragende mit Ziegeldekor beklebte - von der Positionierung her, knapp hinter der Rampe hochgezogen - sängerfreundliche Wand in der Mitte, rechts eine solche wie Beton aussehend, dazwischen ein Schlitz für Auf- und Abgänge. Vor dieser Sicht-Betonwand, rechts am Portal so ein 'Mudderjöttesche Altärchen', vor dem gleich eine Frau - die Beine breit macht.
Vorher schon lag da links jemand rotgewandet im Scheinwerferkegel. Dann die Lampe aus, das Licht wieder an, da war Der, Die, Das verschwunden.

Nun Sonnenschein in Sevilla.
Vor der Ziegelwand, angeblich
vor der Wache Halle
lungert mittig lauernd am Boden, im Dreck der Chor, der gemäß Vorgabe eigentlich
diese Menge im Gedränge
und
närrisches Volk umher sich treibt
betrachten soll.
Leider musste hier ganz offensichtlich gespart werden, denn es sind keine Statisten zu erkennen, die eine Volksmenge darstellen könnten.

Einer stemmt einen Stuhl, Kinder rechts schauen zu.

Durch den Gebäudeschlitz erscheint eine Jemand, hält etwas in der Hand, schleudert es gegen die 'Häuserwand', geht ab, kommt wieder und wird von Bariton Moralès begrüßt und - als die sich zu den Kindern rechts zurückzieht, wird sie von dem mit der mittleren männlichen Stimmlage Ausgestatteten quer nach links über die Bühne gezerrt und von der Männermeute begrapscht.

Sie kann sich befreien und läuft mit dem
das kann nicht sein
durch den Schlitz zwischen den Häuserblöcken ab.

Zur Nr. 2 stellt sich der Herrenchor in so einer Art von Habtachtstellung mittig an die Ziegeldekor-Häuserwand, die Kinder wimmeln umeinander.
Von rechts Zuniga mit zwei Hintermännern.

Aus der Gruppe Männerchor links wird einer rausgewunken, dem die Hose runtergezogen, man betrachtet sich den Hintern desjenigen, schleudert ihn beim
Schnell herbeigestürmt wie's Wetter
auf den Boden.
Vortretende Chorherren tun so, als bespuckten sie den Kollegen da am Boden.
Beim
Trateratatata!
muss der Arme nach links vorne hüpfen, gibt irgendwelche nicht komponierte Laute von sich - wenn er ein Karnickel sein soll, müsste er eigentlich stille sein, denn ein Karnickel bellt nicht - nun hier eine künstlerische Freiheit des Regisseurs oder sind Hasen in Berlin so?

Einer wird handgreiflich. Der gequälte Chorherr (oder Statist) klappt zusammen und wird von zwei Kollegen nach links abgeschleppt. Der blonde Moralès eiligst hinter her, er scheint besonders an des Abgeschleppten Hintern interessiert zu sein.
Die scheinen irgendwie alle was miteinander zu haben.
Die Kinder johlend nach rechts hinten ab.

Einer scheucht die Chorherren nach links vorne, denn es naht der Auftritt des Damenchores für die Mitte der Bühne. Die Sängerinnen alle säuberlich in frisch hellen Korsagen, kein Fleck, kein Dreck von der Arbeit in der Zigarettenfabrik. 'Alles neu? Nein, mit Persol gewaschen.'

Mitten auf der Bühne bleiben die Chordamen wie für ein Oratorium für das
Sehet, wie Raucheswolken ziehn
stehen .
Irgendeiner quatscht dazwischen, wahlloses Hin- und Hergewimmel, aber doch ganz andante moderato.
Nur net hudeln.

Einer latscht immer zwischen den aufgereihten Damen durch, wobei der schöne Mantel auffällt, den er trägt. Leider kann man aus dem Rang nicht erkennen wie Knopflöcher gearbeitet sind. Die sind nämlich ein Schwachpunkt in der Regensburger Herrenschneiderei.

Nun des Chores
Doch wir sehen nicht Carmen in ihrer Mitte

Und da kommt sie
tatsächlich wie von einer Besprechung mit der lokalen Gewerkschaft.
Fesch behost, modisch adjustiert, die Vorsitzende des Betriebsrates der Zigarettenfabrik 'Sevillana'.

Ein ganz Verwegener schmeißt sich auf den Boden vor ihr, albernes Gekicher vor dem
Wann ich Liebe euch schenk?

Die 'Betriebsratsvorsitzende' steht, umringt vom Chor, und berichtet denen, die offensichtlich keinen Platz mehr in der Halle gefunden haben, von der soeben stattgefundenen Betriebsversammlung.
Sie stürzt nach links auf den schönen, blonden Bariton zu - d
er wollte möglicherweise etwas von ihr wissen - und sie fetzt ihren Umhang mit dem
Heute? - nein!
auf den Boden.
Nun steht er da und so gibt sie Zuniga Auskunft mit dem
Ja, die Liebe hat bunte Flügel
schubst ihn nach links ans Portal, dass er fast stürzt.
Und Moralès führt sich auf - aber vielleicht ist das da so, zwingt sie zu Boden - man stelle sich vor, die 'Betriebsratsvorsitzende' wird so behandelt.
Aus dieser Position heraus den José nun bezirzen zu wollen - ist albern.
Wie meinte eine Fachfrau in der Pause: 'keine Erotik' - sie latscht herbei, völlig neben der Musik, schmeißt José die Rose hin.
Das bringt doch nichts.

Der Damenchor geht durch die Mitte ab, alle anderen bleiben links vorne.
Da tritt durch die bekannte Mitte Michaëla auf, schmeißt sich José an den Hals, worauf er für die Nr. 6 das

Wie? du kommst von der Mutter?

anstimmt.
Die beiden wandern über die Bühne, mal hin, mal her und zum
sag es ihm, und den heißen Kuß
ist hinten rechts Mutter Bernarda Alba erschienen, sie geht nach vorne und bleibt am Altärchen rechts am Portal stehen.

Zum
Ich seh die Mutter dort
geht José auf Bernarda Alba zu, widmet sich dann Micaëla, während Mutter Bernarda Alba nach rechts abgeht, aber während des Duetts von hinten rechts wieder auf der Bühne erscheint und dort das Ende des Zwiegesprächs abwartet. Sie spricht die beiden, die auf dem Bühnenboden hocken, an und ihrer ansichtig werdend, stieben die auseinander.
José stellt sich der Mutter, diese befetzt ihn, die Chordamen kommen von hinten und trennen die beiden. Mutter geht mehr oder weniger beleidigt mit großen Schritten nach rechts Mitte ab, die Damen widmen sich dem Tenor vorne links und tragen ihm ihr Problem mit dem
O hört uns an, o hört uns an

Derer kann sie sich kaum erwehren, von links Zuniga mit Männerchor für
Zum Teufel mit dem tollen Schreien
und die Nr. 8
mit Carmen wieder oder immer noch im Outfit der Betriebsratsvorsitzenden.
Man rangelt, man rauft - wobei sich Moralès geradezu einen Wolf spielt.

Für Zuniga wird ein Stuhl von links herbeigeschleppt, und er setzt sich für Carmens
Tra la la la la la la la!
Brenne, schneide und foltre

Morales schaut derweil ins Publikum.
Zählt er wohl die freien Plätze oder erkennt er Kollegen oder die Duplikatoren, Mütter, Omas, Tanten - Begleiterscheinungen des Kinderchores, die auf Einreichkarten im Parkett sitzen?

Derweilen kommt es zwischen Zuniga und Carmen zu einem Handgemenge, sie geht zu Boden, wird gefesselt und Moralès schubst sie, dass sie der Länge lang zu Boden geht. Die verbliebenen Herren sind links vorne abgegangen.
Zurück bleiben Carmen und José. Der stellt den Stuhl in die Mitte der Bühne, setzt sich drauf mit dem Rücken zum Publikum.

Es folgt
die Nr. 9.
Der Tenor verfällt während derer dem Mezzo, gehorcht nicht, trotz
Hier der Befehl!
Nun geht und haltet gute Wache!


Mit dem
Unterwegs geb ich dir einen Stoß
mit der ganzen Kraft, und du lässest mich los.
Strauchle dann, falle hin,
das andere ist meine Sache.

schneidet er sie los, ganz langsam geht sie durch die Mitte ab.
José lässt sich willenlos von zwei Aufsehern abführen. Einer von ihnen nimmt den Stuhl mit von der Bühne.

Zwischenspiel betont langsam, um den Umbau durchführen zu können.
Die Bühne in geheimnisvolles Dunkelblau getaucht für die Nr. 11
Was ist Zigeuners höchste Lust?

Gesteigertes Tempo, Vorhang, Strobelight und Applaus zur Vollendung des Umbaus.
Da der nicht so schnell zu vollziehen ist, tritt Doris Dubiel als was auch immer zur Überbrückung vor den Vorhang, rezitiert französische Verse und verkündet - ohne ihren Prenzlauer-Berg-Akzent zu verbergen, dass nun 'le grand matador Escamillo' erscheinen werde.

Vorhang, Kneipe von Lillas Pastia und die Nr. 13
Euren Toast kann ich wohl erwidern

Chor-Damen und -Herren für eine Schmugglerspelunke überaus festlich gewandet - die Damen teilweise mit wagenradgroßen Hüten wie man sie beim Pferderennen in Ascot trägt - und gestimmt. Man steht herum, wiegt sich im Takt oder liegt schon flach am Boden.

Sperrstunde - Frau Dubiel, hierwohl Lillas Pastia, schmeißt alle von der Bühne, nur Carmen, Frasquita und Mercédès bleiben.

Da springt von rechts Einer, dann ein Anderer hinter der Ziegelwand hervor auf die Bühne, die mit den Damen Carmen, Frasquita und Mercédès völlig unmotiviert, dramaturgisch und kompositorisch nicht vorgegeben, das Torerolied intonieren. Das ist dann auch Frau Dubiel zu viel und sie geht durch die Mitte rechts nach hinten ab.

Die Nr. 14
Ich hab ein Geschäft vorzuschlagen.
wird wie in einer Variete-Nummer kräftig verhampelt.
Welch grandioser Regieeinfall!

Die beiden 'Süßen' Dancaïro und Remendado sind mehr mit sich als mit der Sache beschäftigt, wollen aber doch mit den Damen auf Raubzug. Dieses Verzappeln der Nummer hat zur Folge, dass es bei dem Tempo, das Herr Ban vorgibt, kräftig klappert, da die Sänger garnicht so schnell atmen, stützen und singen können, wie der GMD mit dem Staberl fuchtelt.
Das Publikum merkt's nicht und applaudiert ob dieser Revuenummer.
Frau Dubiel tritt von rechts auf, um wieder ihren Verpflichtungen als Wirtin Pastia nachzukommen.

Aus dem Bühnenhintergrund die Nr. 15
Von links José. Frau Dubiel ahnt, was sich abspielen könnte und geht mit der Truppe nach rechts hinten ab.

Carmen und José kommen gleich zur Sache, denn

CARMEN
Du kommst aus deiner Haft?

JOSÉ
Zwei Monate saß ich fest!

CARMEN
Du beklagst dich?

JOSÉ
Keineswegs!
Zu leiden galt's für dich!
Viel mehr noch würd ich dulden!

CARMEN
So liebst du mich?

JOSÉ
Ob ich dich liebe?

CARMEN
Hier waren heut Offiziere als Gäste,
es wurde auch getanzt!

JOSÉ
Du hast getanzt!

CARMEN
Ich will wetten, dich quälet Eifersucht!

JOSÉ
Gewiß! Liebt' ich dich sonst?

- alles gestrichen.

Sie will gleich für ihn tanzen und schmeißt ihr 'Jopperl' nach hinten an die Ziegelsteintapetenwand.
Nun schlägt nicht Carmen die Kastagnetten, sondern ein Herr im dunklen Anzug klimpert souverän auf einer Tastatur im Orchestergraben herum, dass 'der gemeine Regensburger' meint, das müsse so sein.

Ein versierter Mezzo hat das zu können, denn
mich selber zu begleiten bin ich imstande.

Also in RBG nichts davon.
Dafür kniet Carmen vor José auf den Boden und fummelt an ihm herum, zieht ihm den Gürtel aus der Hose.
Glücklicherweise ertönen die Fanfaren, die José in die Kaserne zurückrufen, sonst wäre es hier u.U. noch zu einem Koitus interruptus vor allem Volk gekommen.

Die Sache endet mit
Nun, mein Junge, so geh, so geh!
In deine Kaserne!

Zum
O Carmen, spotte nicht! Wie unrecht tust du mir.
kommen die Kollegen rechts um die Häuserecke gebogen, um Carmen zu Hilfe zu kommen, denn - sie hatte es erwartet - schubst José seine Noch-Freundin beim
höre mich an!
dass sie rücklings auf den Boden stürzt.

Für die
'Blumenarie' und die folgende Szene schickt Frau Dubiel die Kollegen Mercédès, Frasquita, Dankaïro und Remendado nach rechts, hinter die Ziegeltapetenwand.

Carmen behauptet, José liebe sie ja gar nicht, denn, wenn er sie liebe, ginge er mit ihr
dort in der Felsen wilde Klüfte

Planloses Rumgerenne der beiden auf der Bühne.
Er entschließt sich mit
Carmen, auf ewig lebe wohl!
die Sache zu beenden.

Da klopft's an der Wand und es erscheint aufs Stichwort Zuniga von links, ist befremdet, denn
zu nehmen den Soldaten, wenn dir winkt der Offizier!


Zuniga schlägt José den Ellenbogen in die Magengrube, der geht zu Boden.
Carmen versucht, weiteres Unheil abzuwenden, da erscheinen die Freunde rechts um die Ecke und Carmen kann mit
Mein Offizier; mein Offizier! es spielt die Liebe
euch fürwahr da einen schlechten Streich

erstmal Ruhe schaffen.
Zuniga wird erschossen und die ganze Truppe steht wie bei einem Konzert im Kostüm herum.

 

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Nach der Pause die Bühne leer, in Blau getaucht, im Hintergrund eine Projektionsfläche.

Die Nr.
18 mit
Nur mutig die Schlucht hinab, ihr Kameraden,
dem, der waget, reicher Lohn gebührt.
Doch behutsam auf rauhen Pfaden,
ein falscher Tritt zum Abgrund führt.
gestrichen.


Gleich die Nr. 19 - das Kartenterzett.
Hierfür wälzt sich Carmen in irgendwelchem Müll in der Mitte der Bühne, Mercédès und Frasquita am linken Portal, rechts José.

Die Nr. 20 mit
Ach, die Zöllner sind nur Sünder;
lieben ja die Fraun und hübsche Kinder;
und mancher spielt gerne den Galan,
ach, laßt uns, wir schaffen freie Bahn.
ebenfalls gestrichen.

Da tritt Michaëla für die Nr. 21 auf, Frau Dubiel begleitet sie, und schaut sich den Vorgang mit der Arie von der Mitte der Bühne aus an. 
Ich sprach, daß ich furchtlos mich fühle

Michaëla lässt José am Boden zurück, eilt durch die Mitte ab, Frau Dubiel tröste ihn 'José, mon enfant', denkt ein Tuch über ihn.

Auftritt Escamillo für die Nr. 22
Die Kontrahenten umkreisen sich, ein offener Strich irritiert, Frau Dubiel greift ein, Carmen trennt die Kamphähne.
Hinten füllt sich die Bühne mit den Herrschaften vom Chor für die Nr. 23.
Wieder sind sie in ihren eleganten Kostümen dabei, als kämen sie von einem Ball. Schmuggler sehen wohl anders aus, oder haben die Kokain in den Miedern und Hosentaschen.
Escamillo lockt zum Stierkampf.
Ich lad euch alle ein, dort in Sevillas Mauern zum nächsten Stiergefecht,
wo gefeiert ich bin, und ich sag nur ein Wort:
Wer mich liebt, der ist dort!

Da, plötzlich von links hinten, während der Chor beginnt, sich nach rechts hinten mit dem
Nun vorwärts, ihr Freunde hinab ins Tal!
von der Bühne zu begeben.

MICAËLA
Don José!

JOSÉ
Wie kannst du's wagen?
Sag an, was suchst du hier?

Sie stellt eine Marienfigur auf die Bühne, schleppt sie hinüber zu José - und er zu Carmen
Sei zufrieden - ich geh,
doch wir sehen uns bald!

läuft mit
Michaëla nach hinten rechts ab.

Vorhang
Zwischenspiel
Szene wie vor, ein Sarg im Hintergrund, darin Frau Dubiel, mit lautem Schrei sinkt sie nach hinten.

Verdunkelung
Im Lichtkegel in der Mitte der Bühne zusammengesunken José.
Auftritt Chor von beiden Seiten gleich für die Nr. 25 mit
Ha sie naht! es ist die Quadrilla!
Seht sie da! sie kommt herbei,
es ist die Quadrilla!

denn die Nr. 24 mit
Nur zwei Cuartos! nur zwei Cuartos!
Fächer; zum Fächeln kühler Luft;
Hier Orangen, welch süßer Duft!
ist gestrichen.

Kinder hampeln herum, wenn sie singen, machen Turnübungen, hopsen auf der Stelle, schwenken die Arme, als käme gleich ein Führer.
Bei den rein orchestralen Stellen stehen sie stramm.

Es erinnert sehr an die Inszenierung der 'Bernauerin' vor Jahren im Schlosshof, da hatte der Chor Fähnchen in der Hand, die er schwenkte, als wollten sie einem gewissen 'Erich' zuwinken und grüßen.

Auf der Projektionsfläche Schattenrisse, ein kahler Baum, Menschen bei einem Leichenbegängnis.
José davor, kniend, gequält durch sein schlechtes Gewissen.

Vorne übt sich derweilen der Chor in Übungen wie 'Rumpf vorwärts beugt!', was dann in einen Marschschritt im Stehen beim
Auf in den Kampf, Torero!
Stolz in der Brust, siegesbewußt!
übergeht.

Hinter der Projektionsfläche Menschen, ein Stierkämpfer, José kann es nicht länger ertragen, des allen ansichtig zu sein.
Das Licht, das ihn umgibt, verlischt. Er läuft nach rechts hinten ab.

Mit dem
Hoch Escamillo! Ach, bravo!
stürzen die Kinder zu den Seiten hin ab, es wird auch Zeit. Schon drei Minuten nach 22 Uhr. Die müssen nach den Statuten längst von der Bühne sein.
'Ach, was' sagt einer, 'deine Uhr geht vor!'

Von hinten treten Arm in Arm Carmen und Escamillo auf, schreiten langsam nach vorn für das
Liebst du mich, heiß und innig
und willst mir angehören,
dann sieh hin, dort im Kampf
sollst du stolz sein auf mich!

Escamillo nach rechts ab.

Das

Platz! Platz für den Senor Acalde!
ist gestrichen.

Frasquita und Mecédès warnen
Don José,
in der Menge dort lauernd verbirgt er sich

Ein Tisch oder Bank wird hereingetragen, damit die Damen sich setzen können, die gehen aber nach rechts ab und lassen Carmen allein, die plötzlich zur eigenen Erheiterung Papierschnipsel in die Luft wirft.
Sie trägt zwei Stühle heran, stellt sie je vor Kopf des Tisches, setzt sich links auf den und wartet auf den Auftritt von José für die Nr. 26.

Er kommt, setzt sich auf den rechten Stuhl, so nach dem Motto wie es heute üblich ist: 'wir müssen reden'.
Er kniet sich links neben ihren Stuhl, beschwört sie mit
Komm, ziehn wir beide fort,
und beginnen ein neues Leben,
weit von hier; an fernem Ort!

Sie lehnt ab
Und was mein Los auch sei,
zwischen uns ist es vorbei.

Ein offener Strich.

Heftiges Bespielen der Vorderbühne.
Derweilen der Chor
Viva! Viva! Ach, wie so herrlich!

Ringen um das Messer.
Carmen liegt am Boden, José über ihr.
Er sticht sie regelrecht ab.

Noch das

Seht mich hier; blutgerötet!
Ja, ich hab sie getötet!
Ach, Carmen! Mein angebetet Leben!


 

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Fazit:
Das Publikum war's zufrieden.

Einige interessante Ansätze hat die Inszenierung, ohne dass gleich das Stück auf den Kopf gestellt wird.
Da hat es in RBG schon Unerhörteres gegeben.

 

 

Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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