Bemerkungen eines Vollzahlers zu
Giuseppe Verdi
'Aida'
'Regensburger Klassikerzerstörung'
Das war der Kommentar eines Regensburger Theaterbesuchers in der Pause - er brachte zum Ausdruck, was man selbst nur bestätigen konnte.
Es fragt sich, wie das mit dem Nichterfüllen des Bildungsauftrages auf Kosten der Steuerzahler in Regensburg weitergehen soll.
Wütend wurde man über die Reden der aus Steuergeldern finanzierten Dramaturgin nach der Vorstellung. Eine Besucherin, die seit 34 Jahren ein Abo hat, ging lieber nach Hause, statt sich die Ausflüchte der Theater-Mitarbeiterin anzuhören, der ja nichts anderes übrig blieb, als pro domo zu sprechen.
Wie beim Spiel von Schillers 'Die Räuber' hat sich bei der 'Aida' das Theater Regensburg wieder ein Eigentor geschossen, das die bisherige Negativbilanz des neuen Theaterdirektors ergänzt. Im Bemühen, anderen in Bezug auf Schlagzeilen hinterherzuhecheln, wird mit Steuergeldern dem Publikum etwas vorgemacht, was mit den selbst gestellten Vorgaben nicht zusammenpasst.
Leider ist man auch in den Einführungsveranstaltungen - wie der am 2. Dezember 2012 - nicht ehrlich genug, darauf hinzuweisen, dass eine Übereinstimmung mit den Autoren insofern nicht geplant ist, als die Szenerie des Stückes mit eben dem, was man dem Publikum vorgaukelt, zu spielen, nichts zu tun hat.
Betrachtungen_zu_'Aida'_-_Theater_Regensburg
Im Programmheft wird die Handlung auf den Seiten sechs und sieben beschrieben, somit muss das Publikum bis zum Beginn der Vorstellung davon ausgehen, dass auch das gezeigt wird, was dort geschrieben steht - so wie auch im Internet der Inhalt des Stückes angegeben wird.
Das Theater der Metropole der Oberpfalz dem Publikum gegenüber - vor dem Gang zum Kartenschalter bzw. Abschluss eines Abos - klare Vorgaben und in den jeweiligen Publikationen deutlich zu machen, was szenisch zu erwarten ist bzw. offenzulegen, wenn man weder den Autoren des Stückes noch den eigenen Veröffentlichungen zu folgen gedenkt.
So aber lässt man das Publikum ins Messer einer Inszenierung laufen, die auf der Bühne mit dem Stück nichts zu tun hat.
Internet
Theater Regensburg
http://www.theater-regensburg.de/spielplan/details/aida/date/369/year/2013/month/1.html
Aida
Giuseppe Verdi (1813–1901) | Oper in vier Akten | Dichtung von Antonio Ghislanzoni |
in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Theater am Bismarckplatz
Musikalische Leitung Tetsuro Ban
Inszenierung Michael Helle
Bühne und Kostüme Dorit Lievenbrück
Staatspomp trifft auf intimes Kammerspiel einer unmöglichen Liebe. Der ägyptische Vizekönig und Opernliebhaber Ismail Pasha plante für die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Suezkanals 1869 eine große Oper von einem der führenden europäischen Komponisten. Als Verdi den Opernstoff kennenlernte, war der Kanal zwar schon eröffnet, doch Pasha wünschte noch immer eine ägyptisch-europäische Oper, die in Kairo uraufgeführt werden sollte. Mit zwei Jahren Verspätung fand 1871 unter immensem szenischen und personellen Aufwand die Uraufführung in Kairo statt.
Der bekannte Triumphmarsch mit seinen damals eigens dafür angefertigten Aida-Trompeten markiert einen der äußerlichen Höhepunkte dieser Oper der Superlative und täuscht zugleich über den dramaturgischen Kern der tragischen Liebeskonstellation hinweg. Die Sklavin Aida, Tochter des Äthiopierkönigs Amonasro, verbindet eine heimliche Liebe mit dem ägyptischen Feldherrn Radames. Nach seinem erfolgreichen Kriegszug kehrt dieser mit äthiopischen Gefangenen, darunter auch Aidas Vater, nach Theben zurück. Als Sieger wird ihm die ägyptische Königstochter Amneris versprochen, die ihn ebenfalls liebt. Radames und Aida bleibt nur die Flucht vor den gesellschaftlichen Zwängen. Radames wird jedoch beim heimlichen Treffen mit Aida überrascht und des Hochverrats angeklagt, nachdem er durch eine List die Kriegspläne verraten hat. Um Aidas Leben zu retten nimmt er die Schuld auf sich. Er wird für diesen Hochverrat zum Tode verurteilt. Aida bleibt bei ihm, um wenigstens im Tode mit dem Geliebten vereint zu sein. Das grausame Spiel um Macht und Recht ist am Ende ausgeschlossen aus Aidas und Radames’ Welt. Zurück bleiben zwei Liebende, die Verdi ihre gemeinsame Zukunft in einer besseren Welt besingen lässt.
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Es ist die Rede von der Sklavin Aida, der Tochter des Äthiopierkönigs Amonasro, vom ägyptischen Feldherrn Radames, der nach einem erfolgreichen Kriegszug mit äthiopischen Gefangenen nach Theben zurückkehrt.
Dies die Aussage des Theaters Regensburg zum Thema - nur haben die Figuren auf der Bühne 'Kledage' aus heutiger Zeit an, sei es nun von Internetanbietern oder lokalen Bekleidungshäusern - es lässt jedenfalls nichts darauf schließen, dass es sich um innere Angelegenheiten Ägyptens und Äthiopiens handelt - von dunkler Hauttönung bei diesen Afrikanern auf der Regensburger Bühne ganz zu schweigen.
Um dem Vorwurf von Rassismus zu entgehen, lässt man alle 'bleichgesichtig' herumlaufen. Da zieht man sich nicht auf Freiheit der Kunst zurück und lässt Aida und Amonasro und ein par Hanseln als Kriegsgefangene in Unterhosen wie sie sind.
Insofern also die sich zwangsläufig stellende Frage, ob man hier das Publikum
wissentlich
in die Irre führen will oder ob es an mangelndem Durchblick
der Theaterdirektion liegt, dass herbeiengagierte Regisseure offensichtlich in Vorgesprächen etwas vorgaukeln, in der Lage zu sein, ein Stück in Szene setzen zu können, was aber nachher nicht mit dem übereinstimmt, was das Theater in seinen eigenen Publikationen der Öffentlichkeit vorgab, zu zeigen.
Hier sind die Darlegungen der aus Steuergeldern bezahlten Dramaturgie auch im Programmheft derartig am Thema vorbeigeleitet, dass man - verglichen mit dem, was dann auf der Bühne stattfindet - nur nach Aufgehen des Vorhanges fragen kann, bin ich im richtigen Stück oder will mich jemand über den Tisch ziehen?
In Regensburg
sieht sich das Publikum
bei
'Aida' über
alle vier
Akte einer Einheitsszenerie
ausgesetzt.
Es ist davon auszugehen, dass es sich
hier um ein Büro oder einen Empfangsraum
von Erich Mielkes Stasizentrale handelt
- jedenfalls lassen die
Wandverkleidungen aus braunen
Pressspanplatten auf einen solchen Raum
in der ehemals sowjetisch besetzten Zone
Deutschlands schließen.
Oder ist es ein Funktionärsbüro in
Wandlitz? Oder in Pankow? Oder in Zittau
oder in Zwickau unter der Leitung
Ulbricht oder Honecker?
Wo ist diese Bühnengestaltung in Theben zu finden, was ja
vom Theater Regensburg behauptet wird,
dort soll ja die Story spielen.
Oder ist das ein Büro der
Staatssicherheit von Herrn Mursi oder
früher von Herrn Mubarak in Theben?
Theben in dieser Regensburger Szenerie:
links vorne ein
Abstelltischchen, links hinten zwei
Telefonhäuschen - in der einen - der
linken - ein
Uniformjackett auf einem stummen Diener,
in der anderen - der rechten - eine Schusswaffe in einem
Geschenkkarton.
In der Mitte der Bühne eine Sitzgruppe, die der im
Brauschweiger 'Tristan' ähnelt und die auf
einem schäbigen Teppich platziert ist.
Dann links 'ne Tür, rechts 'n
Durchgang und in der Bühnenrückwand die Verkleidung
einer Öffnung, die mal hochgefahren, mal
zum Schließen heruntergekurbelt wird -
so wie man sich eine überdimensionale
Luke zwischen Esszimmer und Küche
vorzustellen hat. Dahinter sitzt der
Chor - Damen und Herren - wie Hühner und
Hähne auf Stangen in einem Stall
sortiert.
Foto: Theater Regensburg
Links: Aida, rechts sitzend mit
überschlagenen Beinen: Amneris
im Hintergrund der Chor bei
hochgezogener Hühnerstall-Klappe in
Theben
In dieser Regensburger 'SBZ-Mielke-Antichambre'
spielt dann das ganze Stück.
Alle Aussagen der Autoren zum
Bühnengeschehen
werden ignoriert, die Original-Texte
aber gesungen und auf dem Übertitel
in deutscher Sprache angezeigt.
Dass man einige Szene der Oper nicht
vorführt, hängt
doch
wohl
mit dieser
Regensburger 'SBZ-Mielke-Antichambre'
zusammen, die man meint den Regensburger
unterschieben zu können, denn wie's bei
Mursi's Staatssicherheitszentrale
aussieht - weiß bisher in westlichen
Regisseurkreisen niemand.
Man stelle sich vor, der Regensburger
Theaterdirektor hielte sich an das
Verdi-Ghislanzoni-Original und ließe in
dieser Regensburger
'SBZ-Mielke-Antichambre' den
'Tanz der Mohrenknaben' aufführen.
Wie
sähe das aus, die Tänzer hüpften auf
der in der Mitte der Bühne stehenden
Sitzgarnitur herum. Allein schon aus Gründen
der Gefahr, wegen Diskriminierung
Andersfarbiger angeklagt zu werden,
lässt man somit die
Nr. 8 einfach weg.
Vor Freude werfen die Chordamen
Luftschlangen quer über die Bühne, die
dann in einem Haufen zusammengekehrt auf
der rechten Seite zum Drüberstolpern
liegen bleiben.
Ganz klar ist eine eine Irreführung
gegeben, der sich das Publikum
ausgesetzt sieht, denn wer weiß, ob es
in Theben Luftschlangen zum Werfen durch
ägyptische Chordamen gab.
Szenische Nichtübereinstimmung von
Original und Darstellung kann
man
leicht Jüngeren
- da meist wenig
vorgebildet und unerfahren -
unterschieben.
Die altersmäßige Mittelschicht zweifelt,
ob sie sich äußern soll, meint hier
vielleicht nicht ganz informiert zu sein
und die Erfahrenen winken das ganze als
Quatsch ab, kündigen das Abo oder gehen
einfach nicht mehr hin, weil sie sich
sonst für dumm verkauft vorkommen.
Die Frage ist, was darf mit Steuergeldern geschehen? Dürfen sie verschleudert werden, da man den staatlichen Bildungsauftrag an die Theater nicht erfüllen kann oder will?
Dürfen Hinweise des Theaters auf eine Produktion im Internet, in Printmedien oder in hauseigenen Publikationen auf eine falsche Fährte locken, indem Vorgaben gemacht werden, die dann der sichtbaren 'Realität' des Bühnengeschehens nicht entsprechen?
Mit dieser 'Aida'
hat das Theater Regensburg mal wieder deutlich gemacht wie man sein Publikum am Stück vorbeiführen kann und wie theater-eigene Vorgaben im Programmheft, im Übertitel dann auf der Bühne nicht umgesetzt werden.
http://www.telezeitung-online.de/
Vorbereitung_zu_einer_noch_zu_besuchenden_Vorstellung_'Aida'_-_Theater_Regensburg.htm
Da nützt auch das ganze Gerede der Regiemitarbeiter nichts, man wolle zeigen, was der Krieg mit Menschen mache - und eben das gelingt nicht, denn die Personenführung nach Text im Übertitel und Handlungsbeschreibung im Programmheft passt dann nicht zu diesem Bühnenbild.
Schon 'Die Räuber' gingen am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg * gewaltig 'in die Hose'.
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zur_Produktion_
'Die_Raeuber'_-_Theater_Regensburg_01.12.2012.htm
* Oberbürgermeister Johannes Schaidinger am 17.3.2005
'Wir wollen mehr sein als die Metropole der Oberpfalz'
- ergo darf das Theater Regensburg auch als Oberpf. Metropol-Theater Regensburg bezeichnet werden.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
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Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.
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