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Damals in Regensburg

11.02.2007

 

 
     
    

   
 
 
  Theater Regensburg
Repertoire-Vorstellung
11.02.2007

'Antigone'

 Schauspiel
 von Sophokles
 
'Mitlieben, nicht mithassen ist mein Teil'
 
   
         
 
 

 

 

 
     

 

     
 

 
                
   

        Joana Maria Gorwin als 'Antigone'
 

                           
 
Sophokles - neben Euripides und Aischylos - einer der drei großen Dramatiker des griechischen Theaters - nimmt den Menschen in einem tragischen Pessimismus wahr - gegenüber Aischylos, der die Menschheit in optimistischer Weltfrömmigkeit zeigt.
Nach Sophokles bleibt dem Menschen in seinem tragischen Verflochtensein mit seinem Schicksal - als Ergebnis seiner Veranlagung und Umwelt - als Gegengewicht nur Gelassenheit, Besonnenheit, Maß und Würde. Das Problem des Menschen sei seine Anmaßung und sein leidenschaftlicher Übermut.

Im 18. und 19. Jahrhundert herrschte die Meinung vor, die hohe Sittlichkeit, die absolute Reinheit und die Moral der Antigone-Handlung erreiche den Gipfel der dramatischen Kunst, das um Recht und Gerechtigkeit, Liebe und Ehre, Selbsterhaltung und Aufopferung kreist.
Friedrich Hebbel nannte seine 'Agnes Bernauer' eine 'Antigone der Moderne'.

'Antigone' von Sophokles wurde immer wieder von den verschiedensten Autoren wie Euripides  - er formte das Werk Sophokles in ein Liebes- und Familiendrama um, als Antigone unter dem Einfluss von Dionysios in einem 'lieto fine' und zur Ehe mit Haimon gelangt.

Die Möglichkeiten des Buchdrucks verbreiteten das Werk und führen zu weiteren Bearbeitungen. Die erste und bis ins 18. Jahrhundert einzige Übersetzung ins Deutsche stammt von Martin Opitz von Boberfeld
(* 23. Dezember 1597 in Bunzlau; † 20. August 1639 in Danzig).
Hierauf geht eine Arbeit aus dem Jahr 1926 ein: Vorbarocker Klassizismus und griechische Tragödie: Analyse der 'Antigone'-Übersetzung des Martin Opitz. Darmstadt.
Vor der Antigone übertrug er 1625 Senecas 'Trojanerinnen' ins Deutsche.

Hegel und Hölderlin sahen die Figur unterschiedlich, der eine als ein Zusammenprallen gleichberechtigter Ideen und Hölderlin als eine Umkehr aller Vorstellungsarten und Formen unter dem Eindruck der französischen Revolution.
Hasenclever betrachtete 1917 seine Antigone unter dem Aspekt des Pazifismus, Cocteau übernahm 1922 den klassischen Gedanken, ohne ihn durch aktuelle politische Überlegungen zu belasten, Anouilh übertrug 1944 seine Antigone in die damals aktuelle französische Situation.
Nach dem zweiten Weltkrieg formte Brecht 1948 aus der Hölderlinschen Fassung ein eigenes Stück, das sich mit einem noch nicht beendeten Krieg und den Möglichkeiten von politischen und gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzte, Hochhuth sah 1963 seine 'Berliner Antigone' belastet von den überregionalen Institutionen und der Bedrohung des Individuums.

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Das Thema 'Antigone' wurde beginnend im 18. Jahrhundert von Komponisten entdeckt. Für nicht weniger als 30 Opern diente sein Werk als Basis für die Libretti.
Hier tat sich besonders Gaetano Roccaforte hervor, der allein für 12 Opern die Vorlage aus der Antigone-Vorlage schöpfte.
Mendelssohn komponierte eine Bühnenmusik zur Antigone, die 1841 in Potsdam uraufgeführt wurde.
1893 folgte Saint-Saens mit einer Symphonischen Dichtung.

Interessant im Falle des Musiktheaters ist hier die unterschiedliche Verbindung von Stimmfach und Charakter der Figuren:

 

         
  Oper      
         
 
Tommaso Traetta,
* 1727 Bitonto/Bari -
† 1779 Venedig

Text von:
Marco Coltellini

1722
St. Petersburg

Kreon
Haimon
Adrates
Richter
Antigone
Ismene
 

Tenor
Altus / (C) Tenor
stumme Rolle
Tenor
Sopran
Sopran
 
         
 
Arthur Honegger
* 1892 Le Havre
† 1955 Paris

Text von
Jean Cocteau

1927
Brüssel

Kreon
Hämon
Tiresias
Ein Wächter
Ein Bote
Antigone
Ismene
Eurydike
 

Tenor
Tenor
Bass
Bass
Bariton
Alt
Sopran
Mezzosopran
         
 
Carl Orff
* 1895 München
† 1892 München

Text: Friedrich Hölderlin
nach Sophokles
 

1949
Salzburg

Kreon
Hämon
Tiresias
Ein Bote
Antigone
Ismene
 
Bariton
Tenor
Tenor
Bariton
Mezzosopran
Sopran
         
 
Helge Jörns
* 1941 Mannheim

Text: Gerhard Müller
nach Sophokles

1991
Berlin

Kreon
Hämon
Theiresias
Ein Bote
Ein Hauptmann
Antigone
Ismene
 

Bassbariton
Tenor
(C)Tenor
Tenor
Bass
Sopran
Mezzosopran
         
 
Mikis Theodorakis
* 1925

Text: Mikis Theodorakis
nach Sophokles, Aischylos, Euripides

 

1999
Athen

Kreon
Haemon
Oedipus
Jokaste
Eteokles
Polyneikes
Antigone
 
Bass
Tenor
Bassbariton
Mezzosopran
Bariton
Tenor
Sopran
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Auszug aus dem Internet-Hinweis von
http://www.theaterregensburg.de/index.php?id=829

Antigone
Tragödie von Sophokles (496 - 406 v. Chr.)

Eine Kette menschlicher Katastrophen mit verhängnisvollen Konsequenzen: König Ödipus hatte unwissentlich den eigenen Vater ermordet, seine Mutter geheiratet und mit ihr vier Kinder gezeugt; diese müssen nun für seine Schuld büßen. Im Bruderkrieg um die Macht in Theben haben sich die Söhne des Ödipus gegenseitig getötet. Der neue König Kreon lässt den, der die Stadt verteidigt hat, ehrenvoll begraben, untersagt aber bei Todesstrafe, den Leichnam des Angreifers zu bestatten.

Antigone, die Schwester der beiden Brüder, widersetzt sich diesem Verbot. Sie beerdigt den als Staatsfeind geächteten Bruder und verteidigt damit ein natürliches Recht gegen politische Willkür. Sie wird deshalb von Kreon zum Tode verurteilt. Weder die Bitten seines Sohnes Hämon, der Antigone liebt, noch der Unmut des Volkes, von dem Antigone wegen ihres Mutes und ihrer Menschlichkeit verehrt wird, können den uneinsichtigen Herrscher umstimmen. Erst als der blinde Seher Tiresias ihm den Tod seines Sohnes prophezeit, lenkt Kreon ein. Doch zu spät: Antigone und Hämon haben Selbstmord begangen. Erschüttert über diese tragische Entwicklung bringt sich auch Kreons Ehefrau Euridice um. Einsam und gebrochen bleibt Kreon zurück – der alte Familienfluch hat schließlich auch ihn erreicht.

Sophokles zeigt in diesem aufwühlenden Drama einen scharfen Konflikt zwischen unterschiedlichen Rechtspositionen. Mut und Prinzipientreue stehen gegeneinander, beide gleich stark, beide gleich unversöhnlich. Antigone vertritt das Recht auf Widerstand. Ihre Rebellion gegen einen unmenschlichen Befehl, ihr übermütig triumphierender Trotz, ihr Nein zu den Anmaßungen der Macht wird zum Sieg der Menschenwürde über die Realpolitik und Staatsräson.

 
 
 
 
 
   
   
 

 

 

 

 Theater Regensburg  11.02.2007

'Antigone'

 
     
  Die Schwarzen      
         
  Inszenierung   Christian von Treskow  
  Bühne und Kostüme   Reiner Sellmaier  
  Licht   Martin Stevens  
  Dramaturgie   Friederike Bernau  
 


Die Personen und ihre Darsteller, der am 11.02.2007 besuchten Vorstellung
gemäß Besetzungsliste im Programmheft
 

 
         
  Antigone   Silke Heise  
  Kreon   Sefan Gad  
  Ismene / Euridike   Barbara Schedivy  
  Hämon   Michael Haake  
  Bote / Tiresias   Oliver Severin  
  Chor   Silvia Rhode  
         
     
 
 


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Unverständlich

 
     
  Wie sie heute so sind, die jungen Schauspielerinnen in Regensburg, ob Silke Heise's 'Antigone' oder Anna Dörnte's 'Klara', da kann der 'Onkel Kreon' kommen oder eben 'Vater Anton', "I do it my way."
So wie 'Antigone', geht ja auch 'Klara' eigenwillig, mit großen Schritten und ohne zu zögern in den Tod.
Ohne aufzubegehren, ohne umzudenken, ohne Sprachpause - sie hat ja gerade nichts anderes vor - geht Antigone einfach mal so ins Grab.

Silke Heise unerschrocken, aber dabei keine Heroine wie 'die Haering', ihr gegenüber die Ismene von Barbara Schedivy - keine Sentimentale nur die schwächere Ausgabe der Antigone, aber seisdrum, sie ist "ein Weib und will ein Weiberschicksal" - beim zweiten Auftritt eine wankende und dann in den Selbstmord strauchelnde Euridice auf ihren roten Stöckeln mit den langen Beinen aus dem Minirock.
Kein Gestalten über die Sprache, der Text runtergerasselt und gerade bei den beiden Damen runtergenuschelt - keine Konsonanten, weder im Wort noch als Endpunkt. Das trifft mehr oder weniger auch für den Chor durch Silvia Rhode zu - es sei erinnert an den Chor in der 'Orestie'. Das war was anderes.

Stefan Gad als Kreon hebt die Sprache ab - allerdings geht bei ihm alles voller Energie bis in die Verzweiflung am Ende des Werkes - seine Auflösung findet am Boden statt, ohne den notwendigen Aufschrei oder das Verwimmern.
Alles laut und deutlich.

Michael Haake übt sich wieder - wie beim 'Licht' oder im 'Harvey' um spezielle Töne, charakterisiert, er war kein Orest, aber er ist ein Hämon, der aber beim Gerangel mit Kreon physisch unterliegen muss, die Argumente gingen ihm aus, Lautstärke hat nichts geholfen .

Oliver Severin mal als gehetzter Bote, der Kragen ist ihm zum Luftholen zu eng, er stockt im Sprechen vor Atemlosigkeit - dann Teiresias - der wohl gerade die falsche Schlange erschlagen hat - denn nun ist er Frau - kommt herein, geführt von einem 'Lift-Boy', sieht aus wie Margaret Thatcher mit dem Handtäschchen am Arm - "I want my money back" - aber eher wie Hans-Peter Kerkeling als 'Queen Mum' - Severin nimmt hier zwar die Texte höher als beim Boten, bleibt aber dennoch eine vitale Alte, die Kreon mitteilt, dass die "Sach' ein End hat."

Christian von Tresko und dem neuen Ausstattungsleiter Reiner Sellmaier waren eine Art 'Führerbunker' mit einer Menge an Details eingefallen, die ein Spiel mit Requisiten ermöglichten. Kreon's Generalstabskarte auf dem Tisch, das Erklären der Lage dem Publikum gegenüber, der Terminkalender, die Handakten, das Wasser im Schreibtisch, das Ausschütteln der Fahne, nachdem die vom Beisetzungsvorgang des Bruders verstaubte Antigone sie angefasst hatte - da stimmte es, aber wenn Kreon dann den Revolver rausholt, stimmt es eben nicht mehr.

Wieder stellt sich die Frage, warum muss hier krampfhaft aktualisiert werden. Wird da Guantanamo oder der Irak zitiert? Wer kann heutzutage - außer vielleicht Herr Bush - auf die Idee kommen, eine Leiche nicht beisetzen zu lassen und darüber eine ganze Familie in den Tod zu stürzen.

Sophokles 'Antigone' ist auch in einem Bühnenbild und entsprechenden Kostümen der Zeit vor mehr als 2000 Jahren gültig und braucht keine 'Regensburger Fassung'.
Warum wählte die ach so erfahrene Leitung des Theaters der 'Metropole der Oberpfalz' (OB Schaidinger am 17.3.05 im KultuRclub und dabei meinte er ja noch, man wolle mehr sein als die 'Metropole der Oberpfalz') nicht die Hochhuth'sche Fassung oder Bertold Brecht mit seiner Antigone, die Themen sind gleich, sie spielen aber in einem 'heutigen' Nach-dem-2.-Weltkrieg.

Damals ging es um Rechthaberei und Eigenwilligkeit eines Kreon, eines Herrschers mit der Möglichkeit der Gesetzgebung - heute geht es hierzulande um die Abhängigkeit des Bürgers von einem demokratisch gewählten Oberbürgermeister, dem man mit Bürgerinitiativen selbstgefällige Entscheidungen aus der Hand nehmen kann oder ihn beim nächsten Mal abwählt oder zwischenzeitlich Verwaltungsgerichtsverfahren gegen ihn und seine Verwaltung anstrengt.
Man kann ihn aber vornehmlich an seinen eigenen Worten ad absurdum führen.

Die Frau im damaligen Griechenland hatte nur als Hetäre die Möglichkeit, sich auf geistiger Basis einzubringen. Der Sophokles'sche Antigone-Text zeigt überdeutlich, wie wenig die Frau ausmachte. Ihr blieb bei Ungehorsam dem Mann gegenüber nur das Kuschen wie Ismene es praktiziert oder das Aufbegehren der Antigone mit den entsprechenden selbstgewählten Folgen.

Dass Stefan Gad an einem Schreibtisch sitzt, telefoniert und einem Josef Goebbels nahe kommt, führt zur Irritationen beim Publikum - es ist unaufmerksam, mit allem möglichen - wie dem von großem Geraschel begleiteten 'Tempo-Schnupftuch-aus-dem-Handtäschchen-holen' oder Bonbons aus Zellophan auswickeln - beschäftigt, es hüstelt, es räuspert sich, es johlt beim völlig unmotivierten Gerangel Kreons mit Hämon, lässt sich aber nicht von der Sprache, ihrem Klang und dann eben auch nicht vom Spiel gefangen nehmen, zumal wenn es das Ambiente auf der Bühne nicht mit dem Stück in Einklang bringen kann.
 
 
     
     
 

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Als Premieren-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Karten aus dem freien Verkauf gebe ich hier meine subjektive Meinung zu Gehörtem und Gesehenen
zur Kenntnis.

Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthält diese private Homepage auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

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