Auf die Frage der Moderatorin, wie es nach der
Ablehnung der Bewerbung Regensburgs um den Titel Europäische
Kulturhauptstadt 2010 weiter
gehen solle, hatte der Herr Oberbürgermeister der Stadt Regensburg
verschiedene Überlegungen parat:
Wie er am 10.2.05 schon gesagt habe, wünsche er sich, dass das, was
in Gang gekommen sei mit der Bewerbung Kulturhauptstadt auch
weitergehe. So viel als möglich davon.
Dabei sei das Allerentscheidenste nicht das Detail, sondern das Ganze. Zu dem
Ganzen gehöre Stimmung, Fähigkeit zur Kommunikation, Miteinander
über etwas reden, in einer Art und an einem Platz und mit einer
Toleranz aber auch mit einem Interesse, was man vorher nicht gekannt
habe. Dazu gehöre eben auch dieser KulturRklub. Dieser Wunsch, den
KultuRklub zu erhalten, sei der Wunsch ganz vieler. Die Probe aufs
Exempel käme dann, wenn das Interesse auch anhalte.
Hierzu habe er sich überlegt:
Den KultuRklub könne es weiter geben
können, allerdings sei dies nicht in dem Gebäude Tändlergasse 18
möglich. Zwei Institutionen hätten aber bereits ihr Interesse
bekundet, den KultuRklub zu beherbergen, denn es ginge ja auch um
Atmosphäre, um Betreuung.
Es solle aber keine städtische Veranstaltung werden mit einem
abgestellten Sachbearbeiter, der sich 'die ganze Zeit einen
abbreche', Themen zu finden. Es wäre schön, wenn sich ein paar
zusammentäten, aus verschiedenen Ecken: ein Künstler, ein
Kulturvermittler, die Stadt täte auch mit, vielleicht auch ein
Journalist – also alle, die zu einem solchen Thema gehören und die
würden so eine Runde bilden und die machen dann das Programm im
KultuRklub.
Die Stadt müsse Geld in die Hand nehmen, das zu organisieren, die
Brauerei müsse den Service nicht in alle Ewigkeit sponsorn.
Außerdem müssten diese Veranstaltungen sehr regelmäßig sein, gerade
unter dem Aspekt, dass diese Einrichtung jeden Donnerstag
stattgefunden habe und hierdurch ein gewisser Brauch entstanden
sei.
Man könne vom 1. Mai bis Ende September Pause machen, dann freuten
sich alle auf das Winterhalbjahr, da sei vielleicht alle 14 Tage
Kulturklub.
In jedem Falle werde die Basis gelegt, für das Weiterbestehen des
Kulturklubs.
Dafür müssten genügend Neugierige vorhanden sein, sich mit dem Thema
regelmäßig als Programmkomitee auseinandersetzen wollen und es müsse
seitens der Bevölkerung genügend Interesse bekundet werden, wie es
auch interessante Themen geben müsse.
Die Bewerbung habe viele Ideen erbracht und "wir müssten doch
verrückt sein", ließe man einfach zu, dass alles wieder in sich
zusammenfalle. Die Stadt habe sich durch die Bewerbung eine
Messlatte übergelegt, dafür, was sie als angemessene, kulturelle
Atmosphäre, Aktivität betrachte. Und man solle diese Messlatte nicht einfach
wieder tiefer hängen, man solle sie da oben lassen und die
Aktivitäten, derer, die in der Stadt geschehen, an dieser höher
liegenden Messlatte orientieren. Diesen Ehrgeiz solle man sich
erhalten.
Der Koffer voller Ideen solle uneigennützig und ohne Egoismen zu
entwickeln, zur Realisierung verwendet werden. Hierfür stünde
auch Geld, dass für die Bewerbung nicht verbraucht wurde, als
Startkapital zu Verfügung, wenn der Freistaat, der es ja bereit gestellt habe, es nicht wieder zurückverlange.
Die im
Koffer befindlichen Ideen sollten nicht am Geld gemessen werden, was
sie zur Realisierung benötigten, sondern nach der Überlegung: was
bringt uns was, was genügt dieser Messlatte, was ist interessant und
was hält diese Aufbruchstimmung in der Stadt am Leben.
Uns so wie man die Projekte für die Bewerbung zusammengetragen habe,
soll nun wieder bei Weiterverwendung der Ideen vorgegangen werden.
Vieles müsse aber allein schon aus finanziellen Gründen beiseite gelegt
werden.
War auch für die ganze 2010-Bewerbung ein Budget von 60 Millionen Euro vorgegeben, so
steht dieses Geld jetzt nach Ablehnung der Bewerbung durch die Jury
natürlich nicht zur Verfügung.
Trotzdem solle der jetzt reduzierte
finanzielle Rahmen nicht die erste Elle sein, die man an den Koffer
voller Ideen anlege. Die erste Elle soll die der selbst vorgegebenen
Messlatte sein. Aber nicht jede kulturelle Aktivität in einer Stadt
wie Regensburg könne an der europäischen Messlatte beurteilt werden.
Sollte dies gewollt sein, müsste dem Theater dreimal so viel Geld
gegeben werden können, als jetzt gehandhabt.
Nicht alles also könne mit der europäischen Messlatte gemessen
werden.
Aber man habe sich nach einer gewissen Decke gestreckt und man wolle mal
mehr sein als die Metropole Ostbayerns, man sei der Meinung, auf der
europäischen Bühne eine Rolle spielen zu können mit dieser
Bewerbung.
Dieser jetzt festgelegte Massstab solle für die Zukunft die Vorgabe sein.
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