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04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

18. Juni 2006

     Theater Regensburg  -
   
     Werk-Einführung


'Ein Maskenball'
  

 

  'Die Regensburger Mischfassung oder
Lovestory unter erschwerten Bedingungen'

 

 


Unstimmigkeiten prägten die Werk-Einführung zum Maskenball.

War im Internet die Rede davon, es handle sich bei der großen Tenorpartie um einen Gouverneur – kam jetzt von der Dramaturgin noch der Begriff Riccardo und König hinzu.

Was wird nun gegeben: die Stockholmer - quasi Ur-Fassung - oder die Boston-Fassung?

Darüber schwieg das Regie-Team. Aber es plauderte erstmal munter drauf los, als dann der für die musikalischen Kostproben benötigte Pianist auftrat, einen eigenen Stuhl hereinschleppte, den Klavier-Hocker mühsam wegräumte und sich dann erst mal den Flügel zurechtschieben musste, war klar: Desorganisation oder "Was sind das für Manieren."

Am Ende der Veranstaltung sprach die ehemalige Verlagsangestellte, Christina Schmidt, man höre jetzt die Arie am Galgenberg.
Da aber zwei Herrschaften am Podium erschienen, war eine gewisperte Absprache erforderlich, da der Pianist nicht wusste, was jetzt nun zu begleiten sein sollte.
Es wurde dann das Duett gegeben, weil der Tenor eben auch schon da stand.
Überschrift: Theater Regensburg!
Dabei hat das alles doch nichts mit mangelndem Geld zu tun.

Eher die Verpflichtung eines Regisseurs, der irgendwas von Maskierungen aller Personen redete, jeder könne und dürfe nicht so wie er/sie wolle und so sei eben den ganzen Abend ein Maskenball im Gange, jeder verstecke sich irgendwie.

Nur Ulrika wisse, wie die Sache läuft, sie kennt die Fakten.
Ach, was!

Oscar, der Page sei quasi ein Teil des Königs – ewig war nur die Rede vom König mit dem Namen Richard – eigentlich war aber doch ein Gouverneur gemeint.
Über das sonstige Verhältnis König – Oscar gab es keine Auskünfte – auch nicht wer sich jetzt mit wem gegen was, warum verschwört, immerhin werden im Internet die Figuren Samuel und Tom erwähnt, die es aber in der Stockholmer-Urfassung so nicht, sondern als Grafen Ribbing und Horn, gibt.
Richard und René, König und Vertrauter – eigentlich König Gustav III. und Graf Anckarström.

Das Land verlöre den Herrscher – wieso, bei einem Gouverneur verliert ein Land doch keinen Herrscher. Selbst König Gustav III. von Schweden verliert doch die Macht nicht, nur weil er die Amelia liebt. Außerdem liebt er sie ja bloß und geht eben nicht gleich - wie heute üblich - mit ihr in die Kiste.

In diesem Nachtstück sei die Sache auch so schwierig, weil Amelia und René oder Renato – what so ever - Ausländer seien. Ja wieso das denn?
Allenfalls kann Amelia gemeint sein, die als dänische Prinzessin an den schwedischen Hof kam und von Gustav geheiratet werden musste. Graf Anckarström war immer ein zum schwedischen Adel gehöriger. Oder meint der Regisseur jetzt wieder Richard Graf von Warwick, den Gouverneur von Boston mit seinem Sekretär René, einem Kreolen.
Wo die Amelia herkommt, ist in der Bostoner Fassung nicht festgelegt – oder, was meint die Dramaturgin ?

René sei voller Wut und Rachegelüste – was Wunder, wenn er als Bariton die Gattin in dunkler Nacht mit einem Tenor erwischt (Anmerkung des Abonnenten) – aber es gebe keine Rachearie, sagt der Regisseur.
Aha!

Also was nun?
Welches Konzept?
Das kommt davon, wenn man sich in Beliebigkeiten verstrickt.
Alles sei holzschnittartig hier in dieser Situation, zwei Männer eine Frau, in der eine Lawine auf die Beteiligten zurolle.

Am Ende des Regisseurs Gerede war klar: der alte ’Horres mit dem Schnorres’ war besser als der Sohn jetzt.

Dagegen lobte man sich den Ausstatter Lichtenberg, er hielt mit seinem Licht nicht hinterm Berg (wie sinnig) - sprach von seinem eigenen Konzept, von Projektionen, von Licht und Schatten und von Bildern, die er in seiner Arbeit beschwöre, er sprach von ’emblematisch’ und ’situativ’, auch die "große bewegliche Drehbühne", die von der Chefin der Öffentlichkeitsarbeit in einem Fernseh-Interview für die Misérables-Vorstellung am 30.6. schon am 15.6. beschworen wurde, fand bei ihm Berücksichtigung, die ihm die Möglichkeit gebe, dem Werk, von sich aus schon kurzweilig, noch mehr Tempo zu verleihen, damit der Zuschauer in den Bann der Oper gezogen werde.

Wichtig war es Herrn Lichtenberg vor allem, da er für die Bühne der Regensburger Inszenierung der 'Petra von Kant' verantwortlich war, heftig für diese Produktion zu werben und es gäbe nur noch drei Vorstellungen.
Doch nicht etwa gähnende Leere im Velodrom? Nun ja, Pfingstferien, tolles Wetter – wer schaut sich da einen alten Fassbinder an?

Die übliche Quälerei fand auch statt, SängerInnen in der Früh’ auf einem Nudelbrett, mit dem Publikum vor der Nase, hohe Noten singen zu lassen.

Der von Regensburg nach Hannover wechselnde Yin-Ho Yoo durfte groß ausholen zum 'Steh' auf ! Dort im Zimmer magst deinen Sohn du wiedersehn' und Neu-Zugang Christina Lamberti referierte nach der Arie ’Der Tod sei mir willkommen’ über die mangelnde szenische Ausbildung, die nur durch ’learning by doing’ aufgefangen werden könne.

Frau Lamberti von ihrer Agentur gepriesen – was sollen die auch anderes machen – ist ein jugendlicher Spinto, der schon weiß, mit seinen Möglichkeiten umzugehen. Tongebung – soweit heute überhaupt zu beurteilen – scheint zu funktionieren, so dass bei guter Phrasierung ein ausgewogenes Klangbild von Kunstgesang entstehen kann.
Interessant wird es sein, ihre 'Elvira', die 'Desdemona' und die 'Vitellia' in Regensburg zu hören.

Danach und mit einigem Beben erwartet, der erst 28-jährige Koreaner Jung-Hwan Choi - wobei sich die Frage stellt, wer murkst nun, schreibt sich der Herr vorne nun Jung oder Jun - der nach Auskunft sein Studium im Sommer 2006 an der Hochschule für Musik ’Hanns Eisler’ beenden wird.

Die Rolle des Maskenball-Richard ist für ihn ein Wagnis – 'Ernesto', 'Cassio' und 'Titus' soll er in der nächsten Spielzeit – bisher von Prof. Weir betreut – singen. Die drei Rollen lässt man sich gefallen – aber beim Maskenball-Richard übernimmt er sich schon – die Folgen werden bald zu hören sein. In Regensburg wäre er nicht der erste Tenor, der stimmlich Schaden nimmt.

Für einen Asiaten von hoher Statur sitzt seine Stimme hauptsächlich im koreanischen runden Katzenkopf. Der Körper schlank, bietet nicht viel Raum für Resonanzen, so dass man ihm – der stimmlich wie ein junges wildes Pferd daherstürmt – Zeit zum Runteratmen (Dirigenten verwechseln oft Brio mit Gehetze) und zum Reifen lassen muss.

Sportlich schraubt er sich beim Duett kollegial mit der Partnerin in die Höhe, wobei sich hier gleich die Frage stellt, wer hält sie länger, die Töne.

Wir werden es am 23.6.06 im Theater Regensburg erleben.
 

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Zur Verdeutlichung der Divergenzen, hier ein
Auszug der Internet-Darstellung Theater Regensburg
 


Ein Maskenball
Oper in drei Akten
Dichtung nach Eugène Scribes Drama
„Gustav III. ou le bal masqué" von Antonio Somma
Musik von Giuseppe Verdi (1813-1901)
Musikalische Leitung: Georgios Vranos
Inszenierung: Gregor Horres
Bühne und Kostüme: Frank Lichtenberg

Er war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der europäischen Geschichte: Gustav III., König von Schweden, aufgeklärt und tolerant, Freund der schönen Künste, der Liebe und Lebenslust. Weil er die Privilegien des Adels abschaffen wollte, schuf er sich gefährliche Feinde. Bei einem Maskenball 1792 auf der Bühne der Stockholmer Oper wurde der kostümierte König vor den Augen der Ballgesellschaft von einem maskierten Mann, dem Adeligen Jacob Johan Anckarström, erschossen.
Dieser brisante Mord erregte bis ins 19. Jahrhundert Menschen in ganz Europa. Giuseppe Verdi inspirierte er zu einer seiner faszinierendsten Opern: „Un ballo in maschera – Ein Maskenball". Zwar musste Verdi wegen eines Verbotes der Zensurbehörde die Handlung nach Nordamerika verlegen, doch dürften die Zeitgenossen hinter dem Bühnengeschehen in Boston den historischen Vorgang in Schweden erkannt haben. Um das politische Drama zugleich mit tiefen Leidenschaften auszustatten, verband Verdi die Handlung mit einer Liebesgeschichte: Aus dem Mörder Anckarström machte er den engsten Vertrauten und Freund des Königs, der mit Amelia verheiratet ist. Amelia verbindet eine tiefe Liebe mit dem König. Obwohl die beiden ihrer Liebe entsagen, schöpft der Freund bei einer unvorhergesehenen Begegnung Verdacht. Seine Eifersucht treibt ihn in die Arme der Verschwörer, an deren Spitze er sich stellt, um – blind vor Hass auf seinen einstigen Freund – den König zu ermorden. Der Maskenball bringt den tödlichen Showdown. Eine Oper, die packend ist wie ein Thriller, und leidenschaftlich, wie es nur ein Werk von Verdi sein kann.
 


Besetzung
 

 
Graf Richard von Warwick, Gouverneur Jung-Hwan Choi
René Adam Kruzel / Jin-Ho Yoo
Amelia Christina Lamberti
Ulrica Jordanka Milkova
Oscar Melanie Schneider / Ilonka Vöckel
Silvano, Matrose Jin-Ho Yoo / Seymur Karimov
Samuel Martin-Jan Nijhof
Tom Jóhann Smári Saevarsson
Richter Karsten Münster
Diener Amelias Arpad Vulkan

 

 

DH

   
 

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Dieter Hansing