Announcement
Theater
Regensburg
Ein alter Hutmacher sucht den Anwalt in seiner Straße auf. Die Männer sind sich 20 Jahre lang begegnet, kennen sich jedoch nicht. Der alte Mann beginnt, seine Geschichte zu erzählen: Er berichtet von seinem florierenden Hutmachergeschäft, welches sogar nach Amerika exportiert. Sein Sohn arbeitet mit im Geschäft und trägt zum guten wirtschaftlichen Stand bei. Eigentlich ist der Hutmacher froh, seinen Sohn glücklich verheiratet zu sehen, jedoch beginnt an diesem Punkt sein Problem, welches er „Unglück“ nennt. Da der Sohn auf Anraten seiner energischen Frau das Geschäft erweitern wollte, musste der Hutmacher von seiner Wohnung im Erdgeschoß einen Stock nach oben ziehen, was er zunächst für eine gute Entscheidung hielt. Das immer weiter expandierende Geschäft und die ständig wachsende Kinderschar seines Sohnes treiben den Hutmacher Stockwerk um Stockwerk nach oben, bis er schließlich die Dachkammer beziehen soll – ausrangiert wie ein altes Möbelstück. Nachdem der Hutmacher dem Rechtsanwalt das alles berichtet hat, verlässt er ihn. Der Anwalt bleibt verwirrt zurück und ahnt: dies war kein normales Klientengespräch. „Zwei Tage später berichtet die Zeitung von einem Mann, der durch einen Kopfsprung aus dem im dritten Stock gelegenen Mansardenzimmer Selbstmord begangen hat. Der Selbstmörder ist der Hutmacher.“
Die literarische Vorlage für den „Der Hutmacher“ ist ein noch unveröffentlichtes Werk des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard – ein anrührender und zugleich grotesker Text über die Familie als lebensbedrohliche Form des Zusammenlebens. Für die Vertonung konnte mit József Sári einer der bedeutendsten ungarischen Komponisten der Gegenwart gewonnen werden. Franz Csiky formte aus der unvergleichlichen Prosa Bernhards das Libretto.
Wenn Sie mehr über das Handwerk eines Hutmachers wissen wollen, dann schauen Sie sich diese Homepage an: www.hutmacher.de
Besetzung
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Der Hutmacher |
Markus Ahme |
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Der Rechtsanwalt |
Adam Kruzel |
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Sein Sohn |
Michael Suttner |
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Schwiegertochter |
Susann Hagel |
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Drei Journalisten |
Gesche Geier, Ruth Müller, Anna Peshes |
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Stand: 13. Juni 2007
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"Die
Ehe ist
ein
Unglück" |
Geradezu rührend
wie der Direktor
des Oberpfälzer
Metropol-Theaters
Regensburg
behutsam - auf
dass sie nicht
stürzen -
Librettist Franz
Csiky und
Komponist Jósef
Sári nach der
Vorstellung ‘Der
Hutmacher’ über
den schmalen
Steg am
Orchestergraben
entlang zum
Applaus führte.
Die Zuschauer
empfingen beide
mit sehr
aufmerksamem
Beifall - noch
einmal durften
die beiden alten
Herren sich Dank
der Initiative
von Regensburgs
herausragender
kultureller
Einrichtung mit
einem eigenen
Werk der
Weltöffentlichkeit
präsentieren.
"Wir wollen mehr
sein als die
Metropole der
Oberpfalz" -
hatte
Oberbürgermeister
Johannes
Schaidinger den
Bürgern der
Stadt am
17.3.2005
zugerufen, als
2010 für
Regensburg
verloren ging.
Die Messlatte
habe man mit der
Bewerbung um die
Kulturhauptstadt
Europas hoch
gelegt und nun
habe man sich
daran zu
orientieren.
Dieser Maxime
folgende gab es
in dieser
Spielzeit schon
eine
Uraufführung als
Chefstück und
Regensburg kann
sich glücklich
schätzen, dass
der hiesige
Theaterdirektor
über so gute
Beziehungen in
jede
Himmelsrichtung
verfügt - nach
Norden zu
Lewandowski im
Frankenland, was
zum ‘Collier des
Todes’ führte,
naturgemäß auch
nach Osten, um
von dort eben
jetzt den
‘Hutmacher’
bereiten zu
lassen und
‘weiter noch als
du denken
kannst’.
Eine Möglichkeit
durch
Uraufführungen,
auf sich
aufmerksam zu
machen - mit
Repertoire kann
man unter dem
grünen Dach
Europas nicht
punkten - so
halt dreimal
Uraufführung,
dreimal? - Es
kommt ja noch
‘Die blaue
Donau’.
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"Gerade
die hohe
Intelligenz
meines Sohnes
war es ..."
Einen Thomas
Bernhard-Text
einer
Dramatisierung
zugrunde zu
legen, ist an
sich schon ein
Vorteil, sieht
man dagegen
einen
Lewandowski.
Wird das Problem
einer
Textvorlage
betrachtet -
erinnert sei an
die acht
Librettisten für
Puccinis ‘Manon’
- ist es
nachvollziehbar,
dass Lortzing
und Wagner es
vorzogen, eigene
Worte für die
eigene Musik zu
schreiben und
diese somit
nahtlos
miteinander zu
verbinden.
Auch das
Schauspiel im
18. und 19.
Jahrhundert fand
einen neuen Weg,
weg von der
Prosa.
Goethe wollte
von Schiller für
den Wallenstein
eine rhythmische
Deklamation.
Hier
dokumentiert
sich ein
Wendepunkt in
der Geschichte
des Weimarer
Theaters unter
Goethe als
dortiger
Intendant.
Aus der Musik
gewonnene
Auffassung
übertrug Goethe
auch ins
Lustspiel bis in
die Farce.
Bernhardsche
Texte mit ihren
Umstellungen und
Wiederholungen
so einfach mit
Musik zu
versehen,
vermitteln
außerordentliche
- und schon kaum
mehr ertragbare
Eindrücke.
Hat er bereits
in seinen Texten
einen Rhythmus -
warum also Noten
darunter setzen.
Aber auch
Schiller musste
u.a. mit
‘Räuber’,
‘Kabale und
Liebe’ für Opern
herhalten.
Man stelle sich
vor - Bernhard
beklagt selber
die Epigonen,
die seinem Stil
nacheifern - es
wäre Folgendes
vertont worden,
der Text von
einem, der das
Fürchten vor
sich selber nie
gelernt:
"Gestern hab ich
geweint!
Du hast geweint?
Ich hab geweint!
Gretel, Eva hat
geweint!
Du hast geweint?
Ich hab geweint!
...
Gestern hab ich
geweint!
Ach so, gestern
hast du geweint!
Gestern hab ich
geweint!
Wir haben
geweint!
...
Natürlich, wir
haben geweint.
Sie haben beide
geweint?
Wir haben zu
Dritt geweint!
Sie haben zu
Dritt geweint?
...
Wir haben zu
Dritt geweint,
mit unserer
Schwester Ilse.
Du hast geweint
mit deiner
Schwester?
Mit meinen
beiden
Schwestern hab
ich geweint!
Wir haben alle
gestern geweint!
In
Berchtesgaden!
In Berchtesgaden
habt ihr
geweint?
In Berchtesgaden
haben wir
geweint!"
http://heerrufer.de/Archiv_2002-2003.htm
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"Niemand,
niemand kümmert
sich um dich."
Die Bühne im
Regensburger
Velodrom, eine
diagonal von
vorne rechts
nach hintern
links
verlaufende
Schräge -
getrennt durch
die von Sängern
so geliebte Gaze
über die ganze
Breite. Hinten
Träume, vorne
Realität -
hinten viel
Schatten und
bedrückende
Gedanken.
Der Regensburger
'Hutmacher' wird
in musikalische
Szenen durch
Zwischenspiele
und Arien wie
Duette
gegliedert. Die
Intermezzi heben
die Szenen
voneinander ab -
zerdehnen aber
das Werk,
behindern die
Handlung und
schaffen Pausen,
die entweder
durch ‘optische
Aufmerksamkeiten’
durch den ach so
beliebten
Nachwuchs -
'Regensburger
Kinder- und
Jugendtheater'
in Reinkultur -
im Hintergrund
gefüllt werden
oder die beiden
Protagonisten
ohne Handlung,
ohne
Personenführung
sich selbst
überlassen
bleiben.
Hier gilt es
dann, wort- und
tonlos Spannung
zu halten. Da
diese
Situationen mehr
oder weniger
permanent
eintreten, sind
die Sänger von
Rechtsanwalt und
Hutmacher nur zu
bedauern.
Beide haben
ihren Platz auf
der Vorderbühne
neben dem
räumlich
eingeschränkten
Orchestergraben,
der rückwärtige
- nach oben
klappbare Teil
der
Bühnenschräge
zeigt eine
Häuserfassade
mit
illuminierten
Fenstern,
ansteigend bis
in den dritten
Stock - und wird
heruntergeklappt
vom Regisseur
für die
‘eingeblendeten
Personen’
genutzt.
Da tritt dann
dort der
Hutmacher-Sohn
als Jüngling im
lockigen Haar
auf, die
Schwiegertochter
gibt ihre
Lebensweisheit
zum Besten, der
Sohn altert, die
Schwiegertochter
wird immer
unförmiger als
trüge sie gerade
Vierlinge aus
(Übertreibung
macht
anschaulich) die
Heranwachsenden
stören mit
Schnarren den
Opa beim
Klavierspiel -
und vorne
trocknen die
Sänger des
Anwalts und des
Hutmachers vor
sich hin.
Es wird vom
Autor berichtet,
Anwalt und
Hutmacher
wohnten
nebeneinander
und kennten sich
nicht - eine
heute besonders
betrübliche,
aber übliche
Situation:
Kontaktarmut,
Vereinsamung.
Im Stück 'Der
Hutmacher' gehe
man seit zwanzig
Jahren in das
gleiche
Restaurant,
betrete es der
eine, verlasse
es gerade der
andere.
Hutmacher-Vater
ist stolz, dass
Hutmacher-Sohn
auch schon mit
17 Jahren - so
wie er selber -
die Ausbildung
beendet und er
sich darauf
gefreut habe,
der Sohn
verheirate sich
gut.
Die
Angeheiratete
wird dann aber
als
Schwiegertochter
zum Grund für
die Zerwürfnisse
- der Laden
expandiert durch
die Emsigkeit
des Sohnes und
zusätzlich
wächst die
Familie durch
die Emsigkeit
der
Schwiegertochter.
Platz wird
gebraucht.
Konsequenz:
Hutmacher-Vater
im Ausgedinge,
dann im dritten
Stock - am
Altenteil.
Er leidet unter
der dominanten
Schwiegertochter,
am in ihrem
Kielwasser
schwimmenden
Hutmacher-Sohn.
Frustration,
Verelendung -
Austritt aus der
Gesellschaft,
Selbstmord als
einziges Mittel,
mit der
Situation fertig
zu werden.
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"Theater
muss sein!"
Textverständlichkeit
zeichnet den
Interpreten des
Hutmacher-Vaters
aus - man kann
das allerdings
nicht auf die
Gruppe der drei
kommentierenden
Damen - zu
'Zwitscherliesen'
degradiert -
beziehen, denen
aber auch gar
nichts von den
Lippen abzulesen
ist.
Dass auch ein
deutscher
Spiel-Tenor
nicht besser
artikuliert,
erstaunt - also
Wortverständlichkeit
nicht bei allen.
Und auch die
Schwiegertochter
könnte ebenfalls
besser sprechen,
gut, da ist für
einen Sopran das
Abdecken der
hohen Töne
wichtig, was
nutzt es, wenn
der Text
verständlich
kommt, alles
aber gezirpt
oder geplärrt
klingt.
Der
Heldenbariton
hat kaum
Möglichkeiten
der Entfaltung -
stimmlich liegt
diese Partie
ohne größere
Herausforderung.
Wäre nicht die
Warterei auf den
nächsten Einsatz
und das
Spannunghalten
über lange
Fristen.
Die ausgeprägte
Textverständlichkeit
durch
Hutmacher-Vater
trägt dazu bei,
dass die
Zuschauer
weitestgehend
‘attend’ bleiben
und es erstaunt,
dass bei des
Publikums
unruhigem
Rumgerutsche auf
den Sitzen, von
diesen diese
nicht stürzen.
Die helle,
hochliegende,
vornsitzende
Tenorstimme -
ohne Knödel,
ohne Näselei -
von
Humacher-Vater
ist - neben den
von diesem
Interpreten
gesungenen
Oratorien,
Messen, also für
den
Konzertbetrieb -
prädestiniert
für diese Rolle.
Aber es ist
nicht nur Text,
der gesungen
werden will, da
geht es mit
Tönen übers G
hinaus, die
bewältigt werden
müssen.
Lauscht man ‘der
Stimme Ton’, so
lässt sich in
Jahrzehnten doch
schon der ‘Sohn
des Himmels’ mit
seinem ‘Du
todestrunkener
Fremdling’ ahnen
- aber es dürfen
Sorgen
angemeldet
werden, wenn es
um eine
großformatige
stimmliche
Gestaltung des
‘Nein, länger
trag ich nicht
die Qualen’
gehen wird.
Anders das ‘Wenn
ich am Sonntag
den großen
Federbusch trag’
- hier wird es
eine gute
Möglichkeit
geben, das
Grelle des
Über-Soldaten,
eines Majors,
abzuliefern.
Schön auch, dass
Ansätze gemacht
wurden, im
Heldenfach Fuß
zu fassen, aber
solange nicht
das Orchester
wenigstens in
der
Lessingfassung
spielt, sind
Abstriche bei
derartigen
Aussagen
notwendig.
Wagner ‘mit
Klavier und
Blockflöte’
verleitet zu
falscher
Selbsteinschätzung.
Und vor zu
schwer, zu früh,
zu viel muss
wieder einmal
gewarnt werden.
Er wäre nicht
der erste Tenor,
der seit 2002 am
Oberpfälzer
Metropol-Theater
Regensburg
Schaden nähme.
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"Die Höhe
macht glücklich,
glücklich,
glücklich."
Bleibt nun noch
die
Schwiegertochter
- wie ist die
Frau so
schlecht, man
fürchtet ihren
schlimmen
Einfluss.
"Du machst Platz
für das
Geschäft,
Geschäftserfolg
braucht Raum“ -
hören kann jeder
etwas im
Velodrom,
verstehen kann
das keiner von
den Lauschenden,
wenn sie keift,
die
angeheiratete
Tochter, die für
Umsatz mit
Menschen sorgt
und den Hutladen
schmeißt.
Erdgeschoss und
zwei Stockwerke
hat sie schon
erobert - der
Hutmacher-Vater
begnügte sich
mit dem Laden im
Erdgeschoss und
mit dem einen
Restaurant, in
das er zwanzig
Jahre lang nach
dem Tod seiner
Frau zum Essen
ging.
Das Stück ist zu
lang, vor allem
als Neutöner,
die Besprechung
der eigenen
Wohnlage in den
Häusern Nr. 7
und 9, die
Restaurantfrage
ist mit Noten
nicht zu füllen,
die
Zwischenspiele
zeigen sich als
Füllsel (wurde
der Komponist
nach laufenden
Metern Noten
bezahlt?) - der
Abend zieht sich
hin und wäre
nicht die
formidable
Leistung von
Hutmacher-Vater
und die
Höflichkeit des
Publikums vor
dieser - der
Saal leerte sich
während der
Vorstellung,
zumal Spannung
durch Details im
Spiel kaum
gezeigt werden,
wie sich das
abrupte Ende des
Hutmacher-Vaters
aufbaut.
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"Ja,
eine Unmenge,
eine Unmenge,
eine Unmenge
..."
Die Kostüme -
allerwelts-
zeitlos,
karikierend.
Unbedingt zu
nennen, die
Maske des
Hutmacher-Vaters.
Hier hat sich
die Abteilung
ein Denkmal
gesetzt. Wie
hier durch
exakte Arbeit im
Detail ein
Altersgesicht
entsteht,
überraschte.
Der Noch-GMD war
sogar noch
unmittelbar vor
der Vorstellung
und nach Einlass
bemüht, sich mit
der Partitur
vertraut zu
machen, noch 12
Minuten vor
Beginn stand er
im Graben am
Pult und
blätterte die
Noten durch.
Theaterdirektor
und Publikum
schauten ihm
dabei über die
Schulter -
Theater
Regensburg
hautnah wie es
aber nicht sein
soll.
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verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu
Geglücktem oder Misslungenem. Neben Sachaussagen enthalten die
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Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch. In die
Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare
herauszufordern. Dieter Hansing
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