"Du entfliehst, was hab'
ich getan?"
Eine
durchscheinende
Wand über die gesamte
Bühnenbreite und
Bühnenhöhe, in
der Mitte eine
Schiebetür in
einem Rahmen-Durchgang,
daneben jeweils
eine über die
Höhe der Wand
sich
erstreckende Drehtür
- das ist alles,
dies auf der
Drehbühne.
Basis-Szenerie
für 'Hoffmanns
Erzählungen'.
Dazu ein paar
Tische mit
Sesseln, eine
Bar mit Hockern,
eine Couch, ein
Flügel, ein paar
Gepäckstücke.
Dazu einen
ausnehmend spielfreudigen,
vom neuen
Chordirektor
Christoph Heil
musikalisch gut studierten
Chor mit vier
herausragenden Chorsolisten.
Die Solostimmen
gut besetzt -
die B-Olympia
und der B-Hoffmann besser als
die und der
in der
A-Premiere - das
ist Offenbachs
Meisterwerk in Regensburg.
Angela Brandt
als Regisseurin
versteht es mit
ihrem Bühnen-
und
Kostümbildner Johannes Haufe
eine spannende,
lebendige
Produktion zu
zeigen, die nur
minimal hinter
ihrem
vorletztjährigen 'Giovanni'
zurückbleibt.
War man da
überrascht von
der Gestaltung
der Donna Elvira
als schwangere
Frau, die
verständlicherweise
Giovanni
nachläuft, die
gute Lösung mit
der Grablege des
Komturs und die
Donna Anna/Don
Ottavio-Szene in
der Gruft zur
Nr. 23 - kam
hier beim
'Hoffmann' zum Schluss
als besonderer
Effekt der
Vertrag mit dem
Verkauf der
Rechte an
Hoffmanns Werken
an Lindorf und
die Auslieferung
der ersten
Bücher von
'Hoffmanns
Erzählungen'
direkt von der
Palette, als sei
es der siebte
Harry-Potter-Band.
Der Bühnenbau
der Wand mit den
beiden Dreh- und
der mittleren
Schiebetür erlaubt auf der
Drehbühne
wechselnde
Situationen und
entsprechend
neue Szenerien, die
ohne Umbaupausen
der jeweiligen
Situation ein
anderes Gesicht
geben.
Ist es nun
- die
Gaststube von Lutter und
Wegner mit Bar
und
Restaurantplätzen
- oder der
Operationssaal
von Dr. Spalanzani, der
wechselnd in ein
Auditorium in
dem der
Schönheitsarzt
mittels
Projektionen das
Vorher und
Nachher seiner
Eingriffe zeigt,
die
Vorführung
der Puppe
Olympia sowie
anderer Modelle,
die
offensichtlich
durch seine
Hände gegangen
sind,
- die
Übergangswohnung
von Crespel mit
seiner Tochter
Antonia, ein
Flügel, ein paar
Pakete, eine
Vase mit Rosen,
der aus der Versenkung
aufsteigende
Raum der Mutter
- oder im
Giulietta-Akt,
der 'Nopel-Buff',
das Separée, der
Spielsaal mit
Tabledance-
Aufbauten
-
- und am Ende
wieder Lutter
und Wegner und
einem Tisch, an
dem Hoffmann
sitzt und
letztendlich
notgedrungen den
Vertrag zur
Vermarktung
seiner Werke unterschreibt.
|
Die
Schwarzen
|
|
|
|
Musikalische
Leitung |
Raoul
Grüneis |
Inszenierung |
Angela
Brandt |
Bühnenbild
/
Kostüme |
Johannes
Haufe |
Choreinstudierung |
Christoph
Heil |
|
|
Die
Personen
und ihre
Darsteller
der am
04.11.2007
besuchten Vorstellunng |
|
|
Olympia |
Gesche
Geier |
Giulietta |
Anna
Peshes |
Antonia |
Katharina
E.
Leitgeb |
Stella |
Myriam
Chávez
de
Kühner |
Andreas,
Cochenille,
Franz,
Pitichinaccio |
Karsten
Münster |
Lindorf,
Coppelius,
Mirakel,
Dapertutto |
Matias Tosi |
Die
Muse,
Niklas |
Mirna
Ores |
Stimme
der
Mutter |
Silvia
Fichtl |
Hoffmann |
Alexandru
Badea |
Spalanzani |
Berthold
Gronwald |
Crespel |
|
Schlemihl |
Seymur
Karimov
|
Nathanael |
Christian
Schossig |
Hermann |
Steffen
Köllner |
Luther |
Thomas
Brinkel |
|
|
|
"Hörst
du es tönen"
Als Olympia
heute Gesche
Geier,
gewesene Lulu
und noch Norina,
mit
Koloratur-Perfektion wohltuend
ausgeglichener
runder
Tongebung
gesungen - eine
Überraschung.
Dazu figürlich
und im Auftreten
eine elegante
langbeinige Puppe, wenig
zickig und eckig, mehr
langbeinig smart
wie auf einem
Catwalk - jedenfalls
nicht
aufdringlich
penetrant wie so
hohe Soubretten
es sein können.
Steif und starr
gestreckt als
Schaufensterfigur
zum Hinaustragen
leicht gemacht
für Chochenille.
Dass Hoffmann
auf die fliegt,
ist
nachzuvollziehen.
Anna Peshes
wieder Giulietta
- sicherer schon
und mit ihrer
gut geführten
Stimme auf
ausgefeilter Technik
- wieso kommt
die jetzt erst
hierher in die
ostbayerische
Provinz und ist
nicht schon
weiter. Das Dominakostüm ist
Geschmacksache
aber sie ist so
schlank und
hochgewachsen, dass
man die sonst
übliche
Üppigkeit
vergessen und
sie eben in
hohen Stiefeln
im Netzgewand
zeigen kann.
Antonia wieder
Katharina
Leitgeb,
heute noch
runder als in
der A-Premire,
die Töne sicher
und kunstvoll 'behütet' - für
die Gestaltung
der Rolle half
ihr das ins
Gesicht fallende
Haar, so dass
sie mit dem
Zurückstreichen
desselben immer
die Hände in
Bewegung halten
konnte also nie
steif dastand.
Ein Spiel das
gelegentlich
noch beseelter
hätte sein
können wie es
ich für eine
Lyrische gehört,
da ist dann
Souveränität
fast schon im
Wege..
Ein 'dem
Umstand'
angepasstes
Kostüm verhüllte
geschickt
langsam stärker
Hervortretendes.
Karsten
Münster in
seinem Element,
die Bühne mit
seinem Spiel,
voll zu machen.
Als Andreas mit
Lindorf, als
Cochenille mit
Spalanzani und
Coppelius, als
Franz mit
Crespel und
Antonia oder als
Lumpenhund und
Zuhälter Pitichinaccio
- zwar bleibt er
immer er,
das
Kostüm
verkleidet ihn
nur - und: 'Franz
heißt die Kanaille'. Meist
hat er die Töne,
gelegentlich hat
ihn der Ton und
es schüttelt ihn
kräftig.
Matias Tosi,
der Stadtrat als
Mafioso, als
Brillenhändler,
als Gaukler, als
Zuhälter und
schließlich
Verleger mit den
Rechten an
'Hoffmanns
Erzählungen'.
Stimmlich gut in
Form, auch die
Extremlage
sicher, ohne
Sorge um das
Gelingen, aufgesetzt, das
Übrige mit
seinem
atemberaubenden
Timbre
gestaltend.
Die Figur ist
bei íhm kein
Finsterling,
mehr ein
unbekümmerter
Draufgänger,
mehr ein
Geschäfte
machender
Giovanni.
Mirna Ores
mit großer
runder Stimme
als Muse, gut
phrasierend in
allen Lagen,
auch in
unbequemer Höhe
sicher und ohne
Enge.
Die Gestaltung
der Rolle in dem
hellen
Hosenanzug und
dem üppigen
Haarwuschel in
schnellen Gängen
die Bühnen
durchschreitend
zeigt nicht die
in sich ruhende
und auf die
Menschen
Einfluss
nehmende
Göttergestalt,
sondern ist mehr
verständnisvoller
Kumpel.
Elegant aus
ihrer durch
Mirakel
hervorgezauberter
Gruft die Mutter
von Silvia
Fichtel -
eine Dame, hofiert
vom Diener,
elegant gewandet
für ein Konzert
- stimmlich für
die Rolle gut
ausgewählt - nur
diese reale
Erscheinung hat
nicht die
geisterhafte
Ferne der
Verstorbenen
außerhalb der
Szene.
Der verzweifelte
Crespel um das
Leben seiner
Tochter durch
das Verbot zu
singen ringende
Vater von Sung-Heon Ha.
Ein Bass wie man
ihn sich
vorstellt, ruhig
strömende satte
Töne, nie aus
dem Timbre
fallend.
G'schaftlhuberisch
der Spalanzani
von Berthold
Gronwald in
seinem grünen
und weißen
Kittel
umherschleichend,
wie er sein
Produkt, die
Puppe Olympia
und mit ihr
seine Leistung
anpreist und
vermarktet.
Elegant in
seinem hellen
Zweireiher und
mit großer
Stimme der
Schlemihl von
Seymur Karimov.
Die Stella von
Myriam Chávez
de Kühner,
Lutter mit
Thomas Brinkel
und die beiden
Chorherren
Steffen Köllner
als Hermann und
Christian
Schossig als
Nathanael gut
singende und
überzeugende
Mitspieler.
Wie er es nun
sängerisch macht,
wie er die Töne
produziert
- bleibt sich
schon gleich,
die Tongebung
ist bei jeder
Phrase eine
Überraschung und
Schöngesang ist
etwas anderes ,
aber er
gestaltet und
erfüllt die
Rolle des
unglücklichen
Liebhabers, des
geschäftsunfähigen
Dichters, des
immer wieder dem
Unhold und dem
Unheil in die
Arme fallenden
Menschen.
Alexandru
Badea ist
Regensburgs 'Hoffmann'.
|
|
"Er
hat den
Schlüssel zu
meinem Zimmer"
Die mit
musikalischen
Einbauten und
Strichen
gespickte
Oeser-Fassung
verlangt vom
Zuschauer viel
Aufmerksamkeit,
denn leider geht
auch bei der
Menge der
Personen auf der
Bühne gerade im
Giulietta-Akt
der Überblick
teilweise
verloren.
Dass sich in
einem solchen
Etablissement
auch Ausländer
tummeln ist
klar, nur sollte
das Publikum
zumindest vom
Text einiges
verstehen
können, was
gesungen wird.
Man hat häufig
den Eindruck
jeder, der nicht
Deutsch als
Muttersprache
beherrscht,
bemüht sich,
seine Aussprache
der Lage des
Theaters in der
Oberpfalz
anzupassen und
singt mit
entsprechendem
Dialekt, wobei
sich die Frage
erhebt, ist es
mehr die
Ausdrucksweise
um Kallmünz oder
doch mehr die um
'Waousiedel'.
"Oh Baou, oh
Baou!"
GMD Grüneis
trumpft gleich
bei den ersten
Takten auf,
Tempo ist
angesagt, das
sich dann
weitgehend
verliert und
lyrische Phrasen
wie auch
dramatische
Aufblühungen
ohne Gehetze
betont. Gelungen
und zur völligen
Überraschung,
die Bläser -
wann hörte man
die Hörner so
präzise.
Aufmerksam geht
Raoul Grüneis
den Sängern zur
Seite,
Eigenwilligkeiten
in den Tempi,
nicht prima
vista zu
erkennen. Und so
gelingt
musikalisch eine
runde Sache.
Die
Personenführung
als Menge oder
als Einzelfigur
stimmig und dem
Charakter
angepasst, die
Damen und Herren
vom Chor
solistisch
geführt, jeder
darf sich selbst
im Blick haben,
ob bei Lutter
und Wegner am
Gendarmenmarkt
in Berlin oder
bei Spalanzani
in der
'Busenhaus-Klinik'
oder im
turbulenten
Giulietta-Akt,
jeder darf
er/sie selbst
sein und sich
individuell
einbringen.
Die Solisten
modellhaft beim
Vorzeigen neuer
Damenoberbekleidung
und als starre
Stehfigur zum
leichteren
Abtransport, die
Olympia, die
Antonia wenig
rachitisch
aussehend, und
die Giulietta
eine Dame mit
viel Unterleib,
die Peitsche
vorstellbar.
'Brioni-Anzug'
für Lindorf und
Coppelius,
südamerikanischer
Umhang für den
Gaukler Mirakel,
Lederwams für
den ob Mann, ob
Frau sexuell
verschlingenden
Zuhälter
Dapertutto.
Uniformierung
mit dem
Operations-Kittel
bei Spalanzani,
Hausmeister-Kittel
für Franz,
Lederkluft für
Pitichinaccio.
Die Muse in
ihrem hellen
Schlabberdress
als Niklas nicht
einzufügen -
hier fehlt die
Kontur für die
Darstellerin -
Muse oder
Niklas, wann,
was?
Hoffmann, der
Gequälte,
gelegentlich
sich gegen sein
Schicksal
Aufbäumende,
meist aber sich
mit den Händen
durch die Haare
streifende
Träumer, der mit
sich und den
wechselnden
Situationen
nicht klarkommt.
Dafür braucht er
nicht einmal
Alkohol.
|
|
"Ihr Reiz
umgarnet mir den
Sinn"
Angela Brandt
gelingt es, der
Szene über das
Notwendige
hinaus, Inhalte
zu geben. So
lässt sie Franz
einen Tanz in
der Szene mit
der Mutter
anführen, er
bringt ihr
Blumen, räumt in
der Wohnung
Crespels Kartons
weg, aus denen
dann erstmal
Bücher purzeln,
stiftet dabei
trottelig mehr
Unordnung, ist
ein
schwerhöriger
Ungeist, zündet
per
Fernbedienung
Olympia und ist
ein willig
Wollender in den
sehr deutlichen,
nennen wir es
'amourösen',
Einsprengselungen
bei Giulietta.
Die wechselnden
Szenerien,
besonders im
Giulietta-Akt,
zeigen die
phantasievollen
Möglichkeiten
der Dresdener
Regisseurin, den
Ablauf der
Handlung
systematisch und
glaubhaft mit
vielen Details
darzustellen.
Alles ist
sinnvoll und dem
Stück gemäß.
Fazit:
Hat man Angela
Brandt und
Johannes Haufe
zur Hand , ist
das Oberpfälzer
Metropol-Theater
Regensburg nicht
verloren.
|
MZ - 05.11.07
"Michael Suttner
– der Hoffmann
in der
Premierenbesetzung
– ist dagegen
mit der
Titelrolle
überfordert.
Seine besten
Momente hat er,
wenn er im „Antonia“-Akt
zur Geige
greift.
Ansonsten wirkt
es
bejammernswert,
wie er sich
durch seine
Partie knödelt
und presst,
während
artikulatorisch
oft offen
bleibt, ob er
deutsch oder
botokudisch
singt.
Ein Debakel."
|
Die Frage stellt
sich für den
städtischen
Beobachter
nicht, woran
dies Debakel
liegt.
Herr Suttner, so
ehrgeizig wie er
ist, wurde
systematisch
überfordert. Er
war weder José
schon unter Weil
in Pforzheim,
noch Pinkerton
in München unter
Schultz.
Ohne ausreichend
gute Technik
kann schon
garkein
Spieltenor diese
Anforderungen
durchhalten. Und
mehr ist er
nicht.
Als dies dem
Regensburger
Theaterdirektor
schon 2004
vorgehalten
wurde, konterte
er, der
städtische Beobachter habe
keine Ahnung vom
Theater.
Liest man das
unqualifizierte
'Gegakel' des
Regensburger
Theaterdirektors
in 'beste jahre'
kann man sich
vorstellen,
warum der
jetzige noch
Regensburger OB
den Anspruch für
sich erhebt,
Kultur sei
Chefsache.
Was kann dabei
schon
herauskommen!?
So hört man
jetzt in
Regensburg die
Reste einer wie
in einem
Laienchor
geführten Stimme
eines - nochmals
gesagt -
allenfalls
Spieltenors.
Und die folgende
Aussage in der
überregionalen
Presse wollte
der Regensburger
Theaterdirektor
am 10.10.2004
ebenfalls nicht
wahrhaben:
„Christian Franz
bleibt dem
Siegfried eine
Menge Töne
schuldig, statt
dessen setzt der
Tenor auf
rufenden
Sprechgesang."
Der Regensburger
Theaterdirektor
Weil
meinte darauf:
"Christian
Franz spreche
den Siegfried gut."
Eine
qualifizierte
Aussage für
einen
Theaterdirektor.
|
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Als Premieren-Abonnent
Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine
Meinung. Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu
Geglücktem oder Misslungenem. Neben Sachaussagen enthalten die
Texte auch Überspitztes und Satire. Für diese nehme ich den
Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch. In die
Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare
herauszufordern. Dieter Hansing
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