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... am 09. Dezember 1905
Eine Operette mit tödlichem Ausgang - in der Schlussszene ein Spruch,
der öfter Verwendung fände, wäre er mehr im Volksmund verhaftet:
'Man töte dieses Weib!'
Strauss zögerte nicht, suchte nicht nach einem Librettisten, sondern
nahm die Lachmann-Übersetzung der
Wilde'schen Dichtung und komponierte
ein Werk, das deutlich eine Gegenüberstellung von Askese und
Sinnlichkeit auch in der Musik ermöglicht.
Er hatte lange schon beanstandet, dass in den großen Orient- und
Judenopern des vergangenen Jahrhunderts das Kolorit und die
sonnendurchglühte Landschaft fehle.
Es gelang ihm, das Flirren der Luft nach einem Tag 'am Abend, da es
kühle ward' musikalisch zu verdeutlichen.
Das Gieren der 'Tochter der Herodias' nach dem 'Kopf des Jochanaan',
aufgestachelt durch die blutschänderische Mutter, die Geilheit des
Tetrachen - sind in einer Stunde und 45 Minuten zusammengefasst.
Berlin sah Wildes Schauspiel mit Gertrud Eysoldt als Salome - Dresden
erlebte die Uraufführung vom Drama in einem Aufzuge - die damals schon
reife Marie Wittich, immerhin 37 Jahr alt, sang die Titelrolle.
Wilhelm II. meinte 1907 nach der Vorstellung des Werkes in Berlin,
Strauss habe sich mit der 'Salome' sehr geschadet, worauf der Komponist
antwortete, er habe sich von dem 'Schaden' die Villa in Garmisch bauen
können.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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