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Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

27. Mai 1941

Kreta

 


Nachdem sich das Kriegsglück zu Gunsten des 'Reichs' nachweislich ab 27. Mai 1941 wendete - das Unternehmen Merkur war mit dem Luftlandeangriff durch Fallschirm- und Gebirgsjäger mit der Einnahme von Kreta am 20. Mai 1941 angelaufen - konnte Goebbels die Bevölkerung von den Problemen ablenken, die ihm die Angelegenheit Rudolf Heß eingebrockt hatte.

Der 'Stellvertreter des Führers', Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Obergruppenführer der SS war am 10. Mai 1941 von Augsburg aus nach England geflogen, hatte das Flugzeug am Boden zerschellen lassen, nachdem er vorher mit dem Fallschirm abgesprungen war.

Man mutmaßte, dass es ihm darum ging, noch einmal zu versuchen, England auf die Seite des Reiches zu bringen, wobei ja für den 22. Mai 1941 das Unternehmen Barbarossa gestartet werden sollte und Hitler immer versucht hatte, sich den Rücken im Westen bei dem Vormarsch nach Osten freizuhalten.

Das Experiment scheiterte, im 'Reich' wurde Heß daraufhin als Verrückter gebrandmarkt, der dem Führer in den Rücken gefallen war.

 

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Durch die Erfolge bei den Blitzkriegen 1939 bei den Invasionen in Norwegen und Dänemark, den Kriegen in Polen, Belgien, Holland, Luxemburg, Frankreich war die Reichsleitung der Meinung, man könne sich auch sonst wo in der Welt einmischen.
Österreich wurde schon 1938 annektiert, das Sudentenland, die Tschechei. Dann kam Nordafrika hinzu.

Am 28. Oktober 1940 begann Italien von Albanien aus Griechenland anzugreifen und die griechische Regierung erbat von London Hilfe.
Die Briten besetzten Kreta, um Einfluss auf das griechische Festland, Ägypten und Malta nehmen zu können.
Italien konnte seine Kriege weder in Äthiopien oder Griechenland, noch in Nordafrika zum Erfolg führen und deutsche Soldaten mussten helfen.

Der Vertreibung der Briten aus Griechenland, nachdem Jugoslawien von der Wehrmacht überrannt worden war, folgte die Besetzung von Kreta, die bis 1945 anhielt, da auch von dort die Briten sich gänzlich  zurückziehen mussten.

Malta wurde durch die Luftwaffe bis 22. Mai 1941 mit 530 Tonnen Bomben angegriffen, der eigentliche Kampf um die Insel fand aber erst ein Jahr später statt.

Die seit Mai 1941 in Mossul stationierten deutschen Flugzeuge flogen Angriffe gegen Habbaniya, am rechten Ufer des Euphrats etwa 80 km westlich von Bagdad und auf halber Strecke zwischen Falludscha und Ramadi gelegenen britischen Stützpunkt im Irak.

Das bedeutete, dass deutsche Gefechts- und sonstige militärische wie auch Verwaltungs-Truppen von Narwick in Nordnorwegen bis nach Benghasi und Tobruk in Libyen, im Mittelmeer auf Kreta und im Osten bis in den Irak stationiert waren und in die lokalen kriegerischen Auseinandersetzungen eingriffen.

 

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Überall kam es zu Nachschubschwierigkeiten und im Reich mussten die Fleischrationen gekürzt werden.
'Wir begrenzen sie auf die Sommermonate. Hoffentlich können wir das Versprechen auch einhalten' - notierte Goebbels für den 15. Mai 1941 in seinem Tagebuch.

Auch wurden die Nachschubprobleme nach Nord-Afrika immer größer. Britische Flugzeugen und Schiffe attackierten deutsche Transportschiffe von Italien und Griechenland kommend immer wieder.

Der Hafen von Benghasi wurde so sehr zerstört, dass als Nachschubmengen zeitweilig nur 15.000 Tonnen Waffen und Gerät entladen werden konnten.
Die benötigten Nachschubmengen von 45.000 Tonnen für das deutsche Afrikakorps und 100.000 Tonnen für die Italiener - Libyen war ein italienischer Kriegsschauplatz - konnten keinesfalls geschafft werden.
 

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Und trotz allem:
Aufgrund der Erfolge beim kurzfristig angesetzten Jugoslawien- und Griechenland-Feldzug, wie auch der Besetzung von Kreta sah sich der Chef der Luftflotte 4, Oberst Günther Korten, zu Überlegungen berechtigt, die britische Ost-Mittelmeer-Nahost-Stellung aufzulösen und der deutschen Wehrmacht damit den Weg von Kreta über Beirut, Alexandria, Damaskus zum indischen Subkontinent, dem Zentrum des Britischen Empire, zu ermöglichen.

Und Generalleutnant Erwin Rommel, seit 15. Februar 1941 Oberbefehlshaber über das Deutsche Afrikakorps in Libyen, konstatierte am 18. April 1941 gegenüber Erhard Milch, General der Flieger und Generalinspekteur der Luftwaffe, beim Betrachten einer Lagekarte von Nordafrika:

"Sehen Sie, Milch, das ist Tobruk! Das nehme ich ....
Das ist der Suez-Kanal, nehme ich auch!
Und da ist Kairo, nehme ich auch!"

 

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Gerade wegen dieser Fehleinschätzungen, trotz  erkannter erschwerter Umstände war man kurz davor, auch noch die Sowjetunion zu überfallen.

Die Kämpfe konnten wegen der Gesamtlage aber erst am 22. Juni 1941 beginnen. 129 Jahre nachdem Napoleon in der Nacht zum 24. Juni 1812 in Russland einmarschierte.

Napoleon wie auch Hitler scheiterten an der eigenen  Selbstüberschätzung, den klimatischen Bedingungen und der mangelhaften Ausrüstung der Streitkräfte, dem Nachschub, im Herbst und beginnenden Winter eine militärische Auseinandersetzung mit Russland zu wagen.
 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing