War es doch
sicherlich ganz im Sinne der ehemaligen externen
Lehrbeauftragten der HMTMH, in Personalunion mit ehemaliger
Präsidentin des RW-Vereins International und Ehrenvorsitzenden
des RW-Vereins Hannover, dass hier wieder einmal eine 'modische
Inszenierung' eines musikalischen Werkes gezeigt wurde.
Es ist für das allgemeine Publikum äußerst
bedauerlich, dass die Nds. Staatoper dem agierenden Regisseur -
woher kommt eigentlich das eingeschobene 'W' im Namen, das gab's
doch früher nicht - offensichtlich kein Text-Heft der 'Rusalka'
zur Verfügung stellen konnte.
So inszenierte er munter drauflos und stellte auf die Bühne, was
ihm so einfiel.
Bei den Endproben bemerkte er dann auch nicht, dass alles, was
da ablief, nichts mit dem zu tun hatte, was der Text auf der
Übertitelungsanlage vorgab.
Leider versäumte auch Herr Dr. Klügl - als Theaterdirektor für
die Oper zuständig - einzugreifen und diese Übertitel
abzuschalten, denn so wurde auch dem Publikum klar, dass der
Regisseur am Stück - hier 'Übergang von der Märchenoper zum
symbolistischen Musikdrama' hin oder her - vorbei tätig war.
Dadurch wurde alles noch deutlicher, dass die Inszenierung - es
stand zwar ein handwerklich hervorragendes Bühnenbild zur
Verfügung, das im ersten und letzten Teil des Stückes einen
Leichenschauraum mit mehreren herumrollbaren Leichentragen und
einer mitten auf der Bühne positionierten Wendeltreppe mit sie
ummantelnden vertikalen Stäben sah - aber den Text des Werkes
nicht umsetzte.
Neben der Treppe ein Gebäude, das wie ein Eingang zu einer
U-Bahn-Station mit aufgesetzter voll funktionsfähiger Uhr - wie
am Kröpke - aussah.
An dem Zeitmesser ließ sich klar ablesen, dass die Szene an den
Mond um 12 Uhr 15 spielte, um 12 Uhr 20 der Auftritt der Hexe
folgte, um 12 Uhr 25 war Rusalka klar, auf was sie sich einließ.
12 Uhr 30 kam der Prinz, 12 Uhr 40 waren sich die beiden soweit
einig, 12 Uhr 45 konnte nur noch von einer Eheschließung
ausgegangen werden, als um 12 Uhr 47 plötzlich Rusalka das
Gewehr des eben noch die weiße Hirschkuh jagenden Prinzen gegen
ihn erhob, was der mit der unausgesprochenen Warnung: 'Schieß
nicht, ich bin der Tauber' abwenden konnte.
Für den Auftritt im zweiten Teil muss - nach Vorgabe der Hexe -
die Sängerin ihre Stimme verlieren und - falls die ganze Sache
nicht klappt - der Geliebte sterben.
In eben dieser zweiten Abteilung sah man einen - auch wieder von
den Werkstätten hervorragend ausgeführten - umgitterten
Treppenausgang.
Jemand tritt von rechts mit einem riesigen Geweih am Kopf auf
(hat der sich aus Falstaff oder den 'Lustigen Weibern von
Windsor' verirrt?).
Eine Magd schabt Rüben oder sind es Heringe (?) - man bereitet
eine Festivität vor, die sich dann auch in großem Chorauftritt
zeigt.
|
Da es Rusalka ja auf Anordnung der Hexe die Stimme
verschlug, ist die Sache dann leider nicht so geworden
wie die Sopranistin es sich vorstellte.
Es mischt plötzlich eine schwarz gewandete Dame mit, die
sich an den Prinzen ranschmeißt und die Wassernixe
verdrängt. Diese sieht ihre Felle davon schwimmen und
will in ihren Teich, sprich das Leichenschauhaus,
zurück.
Es gelingt durch Umbau auf offener Szene, denn das
Bühnenpodium fährt rauf und runter und schon ist man
wieder im Leichenkeller
Nun hat sie aber die Sache ohne die Hexe entschieden,
die das Ende des Prinzen verlangt, damit Rusalka sich
wieder frei im Wasser tummeln kann.
Der Prinz erscheint, aber Rusalka traut sich nicht, mit
dem Messer auf ihn einzustechen, so küsst Rusalka ihn
und das reicht schon, dass sich der Tenor von sich aus
entschließt, auf einer Leichentrage rechts am
Bühnenportal zu sterben.
Die Wassernixe Rusalka sitzt auf einem Stuhl in
gebührendem Abstand vom dann toten Prinzen und wartet
darauf, dass endlich vor diesem obskuren Gemache in
einem völlig - auf diese Oper bezogen - inakzeptablen
Bühnenbild, der Vorhang fällt.
|
Quintessenz:
Der Einführungsvortrag des Chefdramaturgen führt nur zu
Irritationen.
Ersten kann man die Menge der Worte, ohne die Szene
gesehen zu haben, nicht umsetzen.
Zweites werden Hinweise auf das Inszenierungskonzept
gegeben - wie die Geschichte des Golem oder den
Entdecker der Syphilis -, die dann nicht erkennbar
werden.
Wer die Vorstellung so - in ihrer Verfälschung des
Werkes zu Lasten des Steuerzahlers - und nur mit Lektüre
des heimischen Opernführers vorbereitet, besucht, erlebt
sein blaues Wunder.
Nichts stimmt mit dem übertitelten Text überein. Die
Sänger hantieren da auf der Bühne in einer Szenerie, die
im ersten und letzen Teil vielleicht die U-Bahn-Station
am Kröpke nach einem Unfall der U-Bahn, mit abstellten
Opfern zeigt, aber nicht die Oper, deren Text Dvorak
vertonte.
So stellt sich die Frage, ist das Irreführung und damit
eine Straftat?
|