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'Euripides
und Gluck an einem Abend'
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Zitat
IPHIGENIE – Triumph und Trauma
spartenübergreifende Produktion | „Iphigenie in Aulis“ – Tragödie von
Euripides (ca. 480–406 v. Chr.) | „Iphigénie en Tauride“ – Oper von
Christoph Willibald Gluck (1714–1787) | In französischer Sprache mit
deutschen Übertiteln
Theater am Bismarckplatz
Termin Details:
Di, 03.05.2016 , 19.30 - 22.20
Preise C | freier
Verkauf | Abo A | Karten
online kaufen
Fotos: Jochen Quast
›Besser in
Schande leben, als bewundert sterben!‹
Iphigenie in Aulis
Die griechische Flotte unter der Führung Agamemnons hat sich in der
Bucht von Aulis versammelt, um in den Feldzug gegen Troja aufzubrechen.
Doch das Heer sitzt fest: Windstille verhindert die Abfahrt.
Die Ungeduld der Krieger wächst, und damit der Druck auf den obersten
Feldherrn. Schließlich ist Agamemnon bereit, seine Tochter Iphigenie der
göttin Diana zu opfern. Denn erst nach diesem Blutopfer, so
ein Seherspruch, werde der Weg nach Troja frei. In letzter Sekunde
entrückt Diana das Mädchen in das Land der Taurer und macht sie zu ihrer
Priesterin. Im Opfertempel wird Iphigenie erwachsen und das Töten zu
ihrer Hauptaufgabe. Die Tragödie nimmt ihren Lauf ...
2000 Jahre Theatergeschichte umfasst dieser Abend aus Schauspiel und
Musiktheater: „Iphigenie in Aulis“, das düster-geniale Spätwerk des
antiken Dichters Euripides, verbindet sich mit Christoph
Willibald glucks Oper „Iphigénie en Tauride“, einem packenden
musikalischen Seelendrama. Regie führt Matthias Reichwald, der mit
Mozarts „Zauberflöte“ am Theater Regensburg bereits große Erfolge
feierte.
Einführungsveranstaltung
Einführungen jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
(außer Premiere) im Foyer Neuhaussaal
Thementage Antike [10+] 24., 25. April 2016 | Junges Theater
Besetzung
Iphigenie in Aulis
Iphigenie / Bote Andine
Pfrepper
Klytämnestra / Menelaos Silke
Heise
Agamemnon / Achill Michael
Haake
Diana Michaela
Schneider
Chorführerin Franziska
Plüschke
Chor der jungen Frauen / Boa Tina Essl, Heidi Huber, Manasvini K.
John,
Julia Leidhold, Franziska
Plüschke
Schutzflehender / Boatpeople / Standtrommel Tamás Mester
Orest als Kind Vincent Bärnreuther / Maximilian Käser
Musiker Michael Kessler
Christoph Willibald Gluck
Iphigénie en Tauride
Iphigénie Theodora
Varga
Orest Matthias Wölbitsch
Pylades Yinjia Gong
Thoas Seymur
Karimov (26.4., 7.5.2016) /
Adam Krużel (23.4., 3./10./16./21.5.2016)
Diana Michaela
Schneider
1. Priesterin, 2. Priesterin, Griechin
Myriam Chávez de Kühner (26.4., 7./21.5.2016) /
Andrea Dohnicht-Pruditsch (23.4., 3./10./16.5.2016)
Tempeldiener, Skythe Tobias
Hänschke (26.4., 7./16.5.2016) /
Seymur Karimov (3./10./21.5.2016)
Skythen / Boatpeople / Totengeister / Iphigenie-Doubles Tina Essl,
Heidi Huber,
Julia Leidhold, Tamás Mester, Manasvini K. John
Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge
Opernchor, Extrachor
Philharmonisches Orchester Regensburg
Zitatende
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'Iphigenie - Triumph und Trauma'
so der Titel der Produktion am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg.
Nur, 'was deutet der Name?'
Wer unvorbereitet - nur zur Unterhaltung - ins Theater kommt, das Programmheft
mit erklärenden Texten sich nicht schon Tage vor dem Besuch der Vorstellung
besorgt hat und die Worte auch las, der mit der griechischen Mythologie nicht
vertraut ist, fragt, 'weißt du wie das wird?'
Hier das Dilemma der Produktion. Das Publikum kann die Situationen nicht
nachvollziehen. Und so ist auch der Applaus nach dem Schauspiel und der
Schlussapplaus nach der Vorstellung am 3. Mai 2016. Das Publikum ratlos und
deswegen gehemmt. Auch kein Szenenbeifall. Im dritten Rang nur 16 Personen.
Die Menschen im Zuschauerraum sehen die Umsetzung eines dramaturgischen
Kunstwerkes mit vielen Regieeinfällen, mit denen Personen auf der Bühne in
Aktionen treten, die effektvolle Choreographien abliefern.
Aber die Handlung als solche ist nur schwer nachzuvollziehen, zumal dann, wenn
die gewünschten Verschränkungen von Schauspiel des Euripides mit der Oper von
Gluck gezeigt werden sollen.
Alle Figuren, bis auf Thoas, Orest und Pylades, kommen im Schauspiel wie in der
Oper vor. Das bedeutet, wenn die Kostümierung nicht in beiden Teilen gültig ist,
kann der Zuschauer die Figur für sich nicht als Einzelinterpret im
Gesamtdurchlauf identifizieren.
Warum muss Iphigenie auf Tauris ein anderes Kostüm tragen als in Aulis? Nur weil
zehn Jahre ins Land gegangen sind und das weiße Kleid, mit dem sie in Aulis auf dem
Rednerpult stand und Unverständliches ins Mikrophon tönte, wegen der Blutflecke
vor Tauris dringend in die Reinigung musste?
Dass Mitspieler in mehreren Rollen auftreten, belebt den Ablauf und gibt den
Darstellern die Möglichkeit, an einem Abend Facetten verschiedener Art
aufzuzeigen.
Menelaos ist auch Klytämnestra, da überzeugend das Pathos, aus der Penthesilea
der Heise bekannt, dann die private Klytämnestra, die auch schon als Eboli und
als Milford auftrat. Da ist man eben einfach authentisch, wenn man verschiedene
Rollen nicht differenziert darstellen kann, ist man eben authentisch. Da muss
man sich am wenigsten anstrengen und für den Regisseur ist alles auch viel
einfacher, er muss nichts vorspielen.
Ende der Durchsage.
Die Verschränkung der Sparten birgt somit Gefahren, denen man ausweichen könnte,
um der gut vorbereiteten Produktion zum Erfolg zu verhelfen.
Hier sieht man die
Arbeit, die sich Regisseur, Bühnenbildner und Musiker im Vorfeld machten. Die
kamen nicht zu Proben und lamentierten: "Bietet an!"
Eine solche Produktion, in der Vielfalt der gezeigten Aktionen, lässt sich nicht
vor Ort in vier Wochen entwickeln, hat man die Endprobenzeit mit DekBel
abgezogen.
Das auch hier wieder einmal krampfhaft mittels Boatpeople verheutigt werden
muss, steht auf einem anderen Blatt, hat aber den Nebeneffekt, z.B. die
Ouvertüre zum Tauris-Teil optisch beleben zu können. Das müssen aber keine
Boatpeople sein, Erynien würden auch gut passen, die sich am Strand von Tauris
rumtreiben und Orest sekkieren bzw. auf neue Opfer zur Schlachtbank warten.
Dass die Musik - ob nun neu im Schauspiel oder alt in der Oper - viel
abverlangt, zeigt sich bei den Damen.
Pylades hat kein Problem, Orest - die Stimme vibriert bereits erheblich (der Sharpless war auch zu früh, soll er sich über den Zahlkellner weiterentwickeln,
aber den meint er ja angeblich nicht nötig zu haben, er sei ja Opernsänger.
Wer mag ihn geschoben haben? Fragen sie Frau Brigitte!)
Thoas allein stimmlich überzeugend, ein Gewalttäter aus eigener Kraft.
Wer die Kunst der Machart verstehen und finally auch genießen will, muss sich
vorbereiten - auch anhand des Programmheftes - und wenigstens drei Abende mit
Iphigenie im Theater Regensburg verbringen.
Sonst heißt's aus dem Regensburger Publikum am Ende des Abends - wie erlebt -
"Woas woar nacha des?
Angeblich hat auch dem Regensburger Theaterdirektor die Produktion nicht
gefallen, er hatte angenommen, es würden wechselseitig Teile aus dem Schauspiel
und aus der Oper zusammengesetzt.
Dass dies hier garnicht geht, ist dem großen Regensburger Theaterfachmann noch
nicht klar geworden.
Na, ja!
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Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare
nicht als Kritik
um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf
- nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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