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Die Frau auf und hinter der Bühne.
Inszenieren Frauen besser als Männer?
Es beginnt schon in Kindertagen.
Mann und Frau wollen "was mit Musik oder Bühne" machen.
Also dann: Schauspiel oder Oper oder Regie oder Bühnenbild.
Hauptsächlich Frauen sehen sich zum Theater hingezogen, obwohl
es heute - im Gegensatz zu früher als den Frauen tatsächlich nur
die Bühne oder das Leben einer Gouvernante blieb, wenn sie
keinen Mann fanden - viele Berufe gibt, in denen sie - wie die
Männer - Erfolg haben können, wenn sie entsprechend talentiert
sind.
Die Frage der Eignung fällt bei Tätigkeiten auf der Bühne oder
vor der Kamera besonders deutlich ins Gewicht.
Die eigene Ausstrahlung, die eigenen physischen Möglichkeiten.
Sie werden oft überschätzt.
"Du siehst doch so gut aus, ganz so schön singen" -
sagt die Oma.
"Und was die da im Fernsehen zeigen in 'Sturm der Liebe' oder
'Gute Zeiten, schlechte Zeiten', das kannst du doch auch."
Meint der Opa.
Also Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung. Die Ausbildungsstätten
werden belagert. Viele bewerben sich.
Meist Frauen, Männer weniger.
Und die sind gerade gefragt.
Ein 'Tannhäuser' hat viele Männerrollen. Nur drei für Frauen,
wenn man Elisabeth und Venus separat besetzt - und der junge
Hirt.
'Meistersinger': Zwei Frauen und massenhaft Männer.
'Hamlet': Zwei Frauen, ansonsten Männer.
Und dann?
Erfolg bei der Aufnahmeprüfung einer staatlichen Schule oder
einer privaten, weil die staatliche fehlendes Talent
attestierte.
Nach Jahren der hoffentlich eingetretenen Entwicklung:
Vorsprechen, Vorsingen - sitzen bei den Agenturen auf den Stufen
hinunter durch das ganze Treppenhaus und zum Schluss, wenn
überhaupt:
"Sie hören von uns!"
Wenn nein, geht die Ochsentour von ganz unten los.
Regie- oder Bühnenbildneulingen geht es nicht besser.
Der Anfang ist hier besonders schwer.
"Können Sie was zeigen?"
"Haben Sie schon mal irgendwo wenigstens als Assistent
gearbeitet?"
Frustrierend, immer wieder als Völlig-Anfänger nicht
reinzukommen.
Man wird doch nicht auf die gute alte Vorstellungscouch
ausweichen wollen? Mit dem heute so populären 'Me too'-Verfahren
werden Engagements schwierig.
Gerade wurde James Levine von der Met beurlaubt, weil er von
Irgendwelchen bei der New York Times verklatscht wurde, was ein
halbes Jahrhundert zurückliegt und jeder weiß.
Zitat
Gegen
den langjährigen musikalischen Direktor der New Yorker Met James
Levine werden schwere Missbrauchsvorwürfe erhoben. Das meldet
die New York Times. Levine soll 1968 und 1988 minderjährige
Jungen sexuell bedrängt und missbraucht haben. Zwei Männer
hätten sieh jetzt diesbezüglich geäußert, heißt es. Die Met habe
Levine, der bis 2016 Musikdirektor war, daraufhin von allen
weiteren Auftritten in der Oper suspendiert.
Zitatende
http://www.klassikinfo.de
Wer lässt sich also in Zukunft auf das Sofa im Intendantenbüro
ein?
Der Weg scheint versperrt, denn alles kann falsch ausgelegt
werden.
Es bleibt nur die gegenseitige schriftliche Bestätigung des
gegenseitigen Einverständnisses. Also Formblatt vorbereiten und
für das Gespräch mitbringen!
Und die Hose erst runterlassen, wenn der Vertrag unterschrieben
ist!
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Letztlich aber
bleibt nur Können.
Aber wie das zeigen?
Und dann auch noch als Frau?
Inszenieren Frauen anders und wenn ja, warum?
Inszenieren sie schlechter oder besser als ein Mann?
Beispiele 'Onegin' in Salzburg, in Szene gesetzt von Andrea
Breth.
Dagegen 'Onegin' produziert von Mariusz Trelinski für das Palau
Valencia. Große Unterschiede in der szenischen Darstellung.
Breth zeigt - typisch Schauspiel - im schlampigen Pullover den
Lebemann Onegin, der wohl gerade vom Ausmisten aus dem
Pferdestall kommt, sich rotzig an die Wand unmittelbar neben
Tatjana lehnt:
„Hier
ham 'se ihren Brief wieder!"
Völlig anders die Bilder aus Valencia. Abstrahiert,
Wilson-ähnlich die Figurenführung. Moderne Ästhetik.
Katie Mitchell mit ihrer 'Lucia' in London. Das Spiel stimmig,
glänzend gemacht.
Aber es geht auch vieles daneben:
Warum tun sich regieführende Frauen an, den Stücken irgendwelche
Ungereimtheiten überzustülpen?
Warum muss von Frauen den szenischen Eskapaden der Männer noch
eins draufgesetzt werden?
Verfälschungen werden noch getoppt!
Beispiel:
Kaum eine Oper hat wie die 'Tosca' mit dem 14. Juni 1800 einen
historischen Hintergrund: der Schlacht bei Marengo. Warum müssen
zwei Frauen diesen Puccini unter Berücksichtigung ihrer eigenen
Erfahrungen aus Ländern hinter dem eisernen Vorhang auf die
Bühne in Hannover bringen dürfen.
Zitat
Das in Hannover Gezeigte aber ist Verfälschung und Betrug.
Bei unserer nächsten Vorstellung werden wir besonders auf die
Übertitel achten, die allesamt das gesungene Original
wiedergeben.
Der Text beinhaltet - hier nur kurz - die entscheidenden Worte
im ersten Akt:
DER MESNER atemlos.
Wißt Ihr's nicht?
- der Verbrecher Bonaparte -
SCIARRONE.
Eine Schlacht ging uns verloren
SCARPIA.
Wir geschlagen, sagst du? Wo denn?
SCIARRONE.
Bei Marengo.
SCARPIA.
Hält und Teufel?
SCIARRONE.
Bonaparte hat gesiegt
SCARPIA.
Nicht Melas?
SCIARRONE.
Nein, denn Melas wurde flüchtig.
DER MESNER.
Mit diesen Affen
Von Voltairianern,
Die alles frech und ohne Scheu begaffen, Hat niemand gern zu
schaffen! etc.
Alles hat nichts mit der DDR-Szenerie der Tosca in Hannover
zu tun und das kann nicht mit Freiheit der Kunst verbrämt und
vertuscht werden.
Das Tollste ist, die Demonstration der Chormitglieder. Sie
tragen Schilder mit der Aufschrift:
'Viva ilre!'
Dämlicher am Stück vorbei, kann diese Ostblock-Inszenierung kaum
noch gehen.
Zitatende
Ganz ähnlich 'Salome' mit ebenfalls historischem Rahmen.
Das Stück spielt in einem deutschen Theater im Wohnzimmer von
Oscar Wilde, der als Tänzer als stumme Jule während der
Vorstellung auf der Bühne herumhüpft und gelegentlich in das
hinten angelegte Speisezimmer turnt, in dem die Gäste des
Herodes tafeln.
Hier sei nur der Schluss erwähnt:
Jochanaan liegt am Boden,
Herodias schiebt ein Silbertablett unter dessen Kopf,
Salome über ihm stehend.
Herodes singt: "Man töte dieses Weib!"
Jochanaan erhebt sich und erwürgt Salome, die unter vernehmbarem
Röcheln niedersinkt.
Vorhang!
Inszeniert von einer Frau!
Anderes Beispiel: 'Hänsel und Gretel'. Die Einstiegsoper für
Kinder und Jugendliche.
Das zweite Bild spielt statt in einem Wald - der auch heute noch
ein geheimnisvoller Ort ist - in der Halle des Hotels Ilsenstein
(sic), die von allerlei Bühnenpersonal einen weihnachtlichen
Schmuck erhält, der während der Pause abgebaut und zur Wohnhalle
der Hexe mit Bartheke umfunktioniert wird.
Die Lebkuchenkinder mit Sonnenbrillen
Geschlossen
sind ihre Äugelein
Zum Finale erscheinen massenweise Damen und Herren mit Koffern
(uraltes Requisit, Unbehaustheit symbolisierend) - auf der Bühne
und singen
ALLE.
Wenn die
Not aufs Höchste steigt, Gott der Herr die Hand uns reicht!
Inszeniert von einer Frau!
Wenn sie es doch so schwer haben, sich durchzusetzen, warum tun
sie sich das an?
'Rienzi' in Bremen mit den Saugbläsern, der 'Holländer' in
Würzburg oder der an der Börse in Berlin.
Dagegen gekonnt:
Die 'Jenufa' von Saskia Kuhlmann und der 'Hoffmann' wie auch der
'Giovanni' von Angela Brandt.
Sie wollen sich als Regisseurinnen oder Bühnenbildnerinnen oder
Intendantinnen etablieren?
Sind sie doch schon belastet mit den Nebenschauplätzen der
eigenen Familie, dem Haushalt - einer evtl. mitten in die Arbeit
am einem Theater mit Gastvertrag eintretenden Komplikationen
einer Schwangerschaft.
Der Gang zu den Intendanten, das Buhlen um die Gunst der
Mächtigen - immer wieder eine Art von Prostitution.
Und dann bekommen sie einen Auftrag und 'killen' sich selber im
Übereifer:
"Ich muss besser, origineller sein!"
Der inszenatorischen Willkür eines Mannes noch eins draufsetzen!
Ein Herheim bekam in Salzburg eine zweite Chance, aber hat eine
Frau danebengegriffen, gibt man der nochmals ein Stück? Wohl
kaum!
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Die Karriere
der Frau Harms an der DOB war angeblich mit dem Skandal um den 'Idomeneo'
zu Ende.
Dem Schlusspunkt gingen aber haarsträubende Inszenierungen der
'Arabella' durch Chefregisseur Alexander von Pfeil und die
eigene des 'Tannhäuser' voraus.
Man wollte keine Frau mehr nach der Blonden ganz in Weiß ("tut
mir nichts, ich bin die Unschuld") und sie wurde durch einen
Mann ersetzt.
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Marie-Theres
List war 14 Jahre Intendantin des Regensburger
Drei-Sparten-Hauses, von 1988 bis 2002.
Sie war in der Maskenbildnerei der Bayerischen Staatsoper
beschäftigt und hat viele Male Sängerinnen für ihre Auftritte am
dortigen Hans vorbereitet.
Sie, die Tochter des Leiters des Künstlerischen Betriebsbüros an
der Bayerischen Staatsoper, arbeitete dann in Nizza und Essen im
Künstlerischen Betriebsbüro, bevor August Everding sie in
Regensburg als Intendantin durchsetzte.
Nachfolger, Ernö Weil - wieder ein Mann.
Jens von Enzberg folgte Ernö Weil - wieder ein Mann.
Die sich - zur Nachfolge von Ernö Weil bewerbende Friederike
Bernau kam nicht zum Zuge, obwohl sie das Haus und die Stadt als
Chefdramaturgin gut kannte.
Eine Stadträtin wollte eine Frau in der Regensburger
Theaterleitung nicht mehr.
Sie fand Herrn von Enzberg 'in jeder Hinsicht' interessanter!
Seit 2012 ist Stephanie Junge in Regensburg tätig. Sie wurde
2010 in Braunschweig beim Intendantenwechsel nicht übernommen
und akzeptierte das Angebot des Herrn von Enzberg, unter ihm
Schauspieldirektorin in Regensburg zu werden.
Nun knirschte es zwischen den beiden gewaltig, so dass sie nach
wortgewaltigen Auseinandersetzungen mit dem Intendanten den
Vertrag nicht verlängert.
Nachfolger wird ein Mann, Klaus Kusenberg aus Nürnberg.
Frauen im Graben oder auf der Bühne wollen sich an einem Mann
orientieren. Viele wollen da vorne keine Frau.
Und wie kritisch gehen Männer mit Frauen in Führungspositionen
um.
So jetzt wieder ein Dirigent:
Zitat
Mariss
Jansons, Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen
Rundfunks, hat sich in einem Interview mit der englischen
Zeitung „The Telegraf" abfällig über Dirigen¬tinnen geäußert.
Auf die Frage, was er davon halte, die es jetzt vermehrt auch
Dirigentinnen gebe, sagte er: „lt's not my cup of tea".
Zitatende
http://www.klassikinfo.de
In vielen Fällen endet damit das Unternehmen:
'Wahl eines Berufs im künstlerischen Bereich'
beim Arbeitsamt mit dem Hartz-4-Antrag, denn Sängerinnen wie
'Kanzelschwalben' werden in Mengen nicht mehr gesucht.
Wo gibt es noch ein "MUsikalisches
Gelegenheits
GEschäft,
eine 'Hochzeits- oder Gruftmugge'?
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Für
Sängerinnen und Schauspieleninnnen ist es noch möglich, auf sich
zu verweisen, aber Regie, Bühnenbild und auch Dirigieren und
Verfassen von Kritiken - hier sitzt Eleonore Büning als quasi
Nachfolgerin von Joachim Kaiser fest im Sattel.
Durften Clara Schumann, Fanny Mendelssohn oder Alma Mahler
musikalisch schöpferisch tätig sein - durften Sie komponieren?
Sie waren doch nur Frauen.
Es wird - trotz aller Emanzipitation - in Zukunft immer
problematischer, sich als Frau - und dann auch noch in
maßgeblicher Position beim Theater - zu etablieren.
Und was ist mit einer Frauenquote, wenigstes zum Anschieben der
Sache einer gerechteren Verteilung?
Das Ende der Diskussion:
'Der Vorhang zu und alle Fragen offen!'
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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