Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Gender Studien

 


Die Frau auf und hinter der Bühne.
Inszenieren Frauen besser als Männer?


Es beginnt schon in Kindertagen.
Mann und Frau wollen "was mit Musik oder Bühne" machen.

Also dann: Schauspiel oder Oper oder Regie oder Bühnenbild.

Hauptsächlich Frauen sehen sich zum Theater hingezogen, obwohl es heute - im Gegensatz zu früher als den Frauen tatsächlich nur die Bühne oder das Leben einer Gouvernante blieb, wenn sie keinen Mann fanden - viele Berufe gibt, in denen sie - wie die Männer - Erfolg haben können, wenn sie entsprechend talentiert sind.

Die Frage der Eignung fällt bei Tätigkeiten auf der Bühne oder vor der Kamera besonders deutlich ins Gewicht.
Die eigene Ausstrahlung, die eigenen physischen Möglichkeiten. Sie werden oft überschätzt.
"Du siehst doch so gut aus, ganz so schön singen" -
sagt die Oma.
"Und was die da im Fernsehen zeigen in 'Sturm der Liebe' oder 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten', das kannst du doch auch."
Meint der Opa.

Also Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung. Die Ausbildungsstätten werden belagert. Viele bewerben sich.
Meist Frauen, Männer weniger.
Und die sind gerade gefragt.
Ein 'Tannhäuser' hat viele Männerrollen. Nur drei für Frauen, wenn man Elisabeth und Venus separat besetzt - und der junge Hirt.
'Meistersinger': Zwei Frauen und massenhaft Männer.
'Hamlet': Zwei Frauen, ansonsten Männer.

Und dann?
Erfolg bei der Aufnahmeprüfung einer staatlichen Schule oder einer privaten, weil die staatliche fehlendes Talent attestierte.

Nach Jahren der hoffentlich eingetretenen Entwicklung: Vorsprechen, Vorsingen - sitzen bei den Agenturen auf den Stufen hinunter durch das ganze Treppenhaus und zum Schluss, wenn überhaupt:
"Sie hören von uns!"

Wenn nein, geht die Ochsentour von ganz unten los.

Regie- oder Bühnenbildneulingen geht es nicht besser.
Der Anfang ist hier besonders schwer.
"Können Sie was zeigen?"
"Haben Sie schon mal irgendwo wenigstens als Assistent gearbeitet?"

Frustrierend, immer wieder als Völlig-Anfänger nicht reinzukommen.

Man wird doch nicht auf die gute alte Vorstellungscouch ausweichen wollen? Mit dem heute so populären 'Me too'-Verfahren werden Engagements schwierig.

Gerade wurde James Levine von der Met beurlaubt, weil er von Irgendwelchen bei der New York Times verklatscht wurde, was ein halbes Jahrhundert zurückliegt und jeder weiß.

Zitat
Gegen den langjährigen musikalischen Direktor der New Yorker Met James Levine werden schwere Missbrauchsvorwürfe erhoben. Das meldet die New York Times. Levine soll 1968 und 1988 minderjährige Jungen sexuell bedrängt und missbraucht haben. Zwei Männer hätten sieh jetzt diesbezüglich geäußert, heißt es. Die Met habe Levine, der bis 2016 Musikdirektor war, daraufhin von allen weiteren Auftritten in der Oper suspendiert.
Zitatende
http://www.klassikinfo.de

Wer lässt sich also in Zukunft auf das Sofa im Intendantenbüro ein?
Der Weg scheint versperrt, denn alles kann falsch ausgelegt werden.
Es bleibt nur die gegenseitige schriftliche Bestätigung des gegenseitigen Einverständnisses. Also Formblatt vorbereiten und für das Gespräch mitbringen!
Und die Hose erst runterlassen, wenn der Vertrag unterschrieben ist!

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Letztlich aber bleibt nur Können.
Aber wie das zeigen?
Und dann auch noch als Frau?
Inszenieren Frauen anders und wenn ja, warum?
Inszenieren sie schlechter oder besser als ein Mann?

Beispiele 'Onegin' in Salzburg, in Szene gesetzt von Andrea Breth.
Dagegen 'Onegin' produziert von Mariusz Trelinski für das Palau Valencia. Große Unterschiede in der szenischen Darstellung.
Breth zeigt - typisch Schauspiel - im schlampigen Pullover den Lebemann Onegin, der wohl gerade vom Ausmisten aus dem Pferdestall kommt, sich rotzig an die Wand unmittelbar neben Tatjana lehnt:
„Hier ham 'se ihren Brief wieder!"

Völlig anders die Bilder aus Valencia. Abstrahiert, Wilson-ähnlich die Figurenführung. Moderne Ästhetik.

Katie Mitchell mit ihrer 'Lucia' in London. Das Spiel stimmig, glänzend gemacht.

Aber es geht auch vieles daneben:
Warum tun sich regieführende Frauen an, den Stücken irgendwelche Ungereimtheiten überzustülpen?
Warum muss von Frauen den szenischen Eskapaden der Männer noch eins draufgesetzt werden?
Verfälschungen werden noch getoppt!

Beispiel:
Kaum eine Oper hat wie die 'Tosca' mit dem 14. Juni 1800 einen historischen Hintergrund: der Schlacht bei Marengo. Warum müssen zwei Frauen diesen Puccini unter Berücksichtigung ihrer eigenen Erfahrungen aus Ländern hinter dem eisernen Vorhang auf die Bühne in Hannover bringen dürfen.

Zitat
Das in Hannover Gezeigte aber ist Verfälschung und Betrug.
Bei unserer nächsten Vorstellung werden wir besonders auf die Übertitel achten, die allesamt das gesungene Original wiedergeben.
Der Text beinhaltet - hier nur kurz - die entscheidenden Worte im ersten Akt:

DER MESNER atemlos.
Wißt Ihr's nicht?
 - der Verbrecher Bonaparte -

SCIARRONE.
Eine Schlacht ging uns verloren

SCARPIA.
Wir geschlagen, sagst du? Wo denn?

SCIARRONE.
Bei Marengo.

SCARPIA.
Hält und Teufel?

SCIARRONE.
Bonaparte hat gesiegt

SCARPIA.
Nicht Melas?

SCIARRONE.
Nein, denn Melas wurde flüchtig.

DER MESNER.
Mit diesen Affen
Von Voltairianern,
Die alles frech und ohne Scheu begaffen, Hat niemand gern zu schaffen! etc.


Alles hat nichts mit der DDR-Szenerie der Tosca in Hannover zu tun und das kann nicht mit Freiheit der Kunst verbrämt und vertuscht werden.
Das Tollste ist, die Demonstration der Chormitglieder. Sie tragen Schilder mit der Aufschrift:
'Viva ilre!'
Dämlicher am Stück vorbei, kann diese Ostblock-Inszenierung kaum noch gehen.

Zitatende

Ganz ähnlich 'Salome' mit ebenfalls historischem Rahmen.

Das Stück spielt in einem deutschen Theater im Wohnzimmer von Oscar Wilde, der als Tänzer als stumme Jule während der Vorstellung auf der Bühne herumhüpft und gelegentlich in das hinten angelegte Speisezimmer turnt, in dem die Gäste des Herodes tafeln.

Hier sei nur der Schluss erwähnt:
Jochanaan liegt am Boden,
Herodias schiebt ein Silbertablett unter dessen Kopf,
Salome über ihm stehend.
Herodes singt: "Man töte dieses Weib!"
Jochanaan erhebt sich und erwürgt Salome, die unter vernehmbarem Röcheln niedersinkt.
Vorhang!
Inszeniert von einer Frau!

Anderes Beispiel: 'Hänsel und Gretel'. Die Einstiegsoper für Kinder und Jugendliche.
Das zweite Bild spielt statt in einem Wald - der auch heute noch ein geheimnisvoller Ort ist - in der Halle des Hotels Ilsenstein (sic), die von allerlei Bühnenpersonal einen weihnachtlichen Schmuck erhält, der während der Pause abgebaut und zur Wohnhalle der Hexe mit Bartheke umfunktioniert wird.

Die Lebkuchenkinder mit Sonnenbrillen
Geschlossen sind ihre Äugelein

Zum Finale erscheinen massenweise Damen und Herren mit Koffern (uraltes Requisit, Unbehaustheit symbolisierend) - auf der Bühne und singen
ALLE.
Wenn die Not aufs Höchste steigt, Gott der Herr die Hand uns reicht!
Inszeniert von einer Frau!

Wenn sie es doch so schwer haben, sich durchzusetzen, warum tun sie sich das an?
'Rienzi' in Bremen mit den Saugbläsern, der 'Holländer' in Würzburg oder der an der Börse in Berlin.
Dagegen gekonnt:
Die 'Jenufa' von Saskia Kuhlmann und der 'Hoffmann' wie auch der 'Giovanni' von Angela Brandt.

Sie wollen sich als Regisseurinnen oder Bühnenbildnerinnen oder Intendantinnen etablieren?
Sind sie doch schon belastet mit den Nebenschauplätzen der eigenen Familie, dem Haushalt - einer evtl. mitten in die Arbeit am einem Theater mit Gastvertrag eintretenden Komplikationen einer Schwangerschaft.

Der Gang zu den Intendanten, das Buhlen um die Gunst der Mächtigen - immer wieder eine Art von Prostitution.

Und dann bekommen sie einen Auftrag und 'killen' sich selber im Übereifer:
"Ich muss besser, origineller sein!"

Der inszenatorischen Willkür eines Mannes noch eins draufsetzen!
Ein Herheim bekam in Salzburg eine zweite Chance, aber hat eine Frau danebengegriffen, gibt man der nochmals ein Stück? Wohl kaum!

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Die Karriere der Frau Harms an der DOB war angeblich mit dem Skandal um den 'Idomeneo' zu Ende.
Dem Schlusspunkt gingen aber haarsträubende Inszenierungen der 'Arabella' durch Chefregisseur Alexander von Pfeil und die eigene des 'Tannhäuser' voraus.
Man wollte keine Frau mehr nach der Blonden ganz in Weiß ("tut mir nichts, ich bin die Unschuld") und sie wurde durch einen Mann ersetzt.

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Marie-Theres List war 14 Jahre Intendantin des Regensburger Drei-Sparten-Hauses, von 1988 bis 2002.
Sie war in der Maskenbildnerei der Bayerischen Staatsoper beschäftigt und hat viele Male Sängerinnen für ihre Auftritte am dortigen Hans vorbereitet.
Sie, die Tochter des Leiters des Künstlerischen Betriebsbüros an der Bayerischen Staatsoper, arbeitete dann in Nizza und Essen im Künstlerischen Betriebsbüro, bevor August Everding sie in Regensburg als Intendantin durchsetzte.

Nachfolger, Ernö Weil - wieder ein Mann.
Jens von Enzberg folgte Ernö Weil - wieder ein Mann.

Die sich - zur Nachfolge von Ernö Weil bewerbende Friederike Bernau kam nicht zum Zuge, obwohl sie das Haus und die Stadt als Chefdramaturgin gut kannte.
Eine Stadträtin wollte eine Frau in der Regensburger Theaterleitung nicht mehr.
Sie fand Herrn von Enzberg 'in jeder Hinsicht' interessanter!

Seit 2012 ist Stephanie Junge in Regensburg tätig. Sie wurde 2010 in Braunschweig beim Intendantenwechsel nicht übernommen und akzeptierte das Angebot des Herrn von Enzberg, unter ihm Schauspieldirektorin in Regensburg zu werden.
Nun knirschte es zwischen den beiden gewaltig, so dass sie nach wortgewaltigen Auseinandersetzungen mit dem Intendanten den Vertrag nicht verlängert.
Nachfolger wird ein Mann, Klaus Kusenberg aus Nürnberg.

Frauen im Graben oder auf der Bühne wollen sich an einem Mann orientieren. Viele wollen da vorne keine Frau.
Und wie kritisch gehen Männer mit Frauen in Führungspositionen um.
So jetzt wieder ein Dirigent:

Zitat
Mariss Jansons, Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, hat sich in einem Interview mit der englischen Zeitung „The Telegraf" abfällig über Dirigen¬tinnen geäußert. Auf die Frage, was er davon halte, die es jetzt vermehrt auch Dirigentinnen gebe, sagte er: „lt's not my cup of  tea".
Zitatende
http://www.klassikinfo.de

In vielen Fällen endet damit das Unternehmen:
'Wahl eines Berufs im künstlerischen Bereich'
beim Arbeitsamt mit dem Hartz-4-Antrag, denn Sängerinnen wie 'Kanzelschwalben' werden in Mengen nicht mehr gesucht.

Wo gibt es noch ein "
MUsikalisches Gelegenheits GEschäft, eine 'Hochzeits- oder Gruftmugge'?

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Für Sängerinnen und Schauspieleninnnen ist es noch möglich, auf sich zu verweisen, aber Regie, Bühnenbild und auch Dirigieren und Verfassen von Kritiken - hier sitzt Eleonore Büning als quasi Nachfolgerin von Joachim Kaiser fest im Sattel.

Durften Clara Schumann, Fanny Mendelssohn oder Alma Mahler musikalisch schöpferisch tätig sein - durften Sie komponieren? Sie waren doch nur Frauen.

Es wird - trotz aller Emanzipitation - in Zukunft immer problematischer, sich als Frau - und dann auch noch in maßgeblicher Position beim Theater - zu etablieren.

Und was ist mit einer Frauenquote, wenigstes zum Anschieben der Sache einer gerechteren Verteilung?

Das Ende der Diskussion:
'Der Vorhang zu und alle Fragen offen!'
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing