'Schützt
mich vor diesem
Priester!'
1744 wird in Schwerin
Friedrich Ludwig Schröder als Sohn des Organisten
Schröder und der Schauspielerin Sophie Charlotte
Schröder geboren, die sich in zweiter Ehe mit dem
Theaterprinzipal Konrad Ernst Ackermann vermählt. Schon
früh spielt er Kinderrollen, bleibt dann zur Ausbildung
in Königsberg zurück und tritt 1764 der Ackermann'schen
Schauspielertruppe bei, die in Hamburg das erste
bürgerliche Theater übernimmt, das allerdings bereits
1769 finanziell am Ende ist.
Zwischen 1767 und 1769 arbeitet Lessing an der
Ackermann'schen Bühne.
Als 1871 der Stiefvater stirbt, übernimmt Schröder mit
seiner Mutter die Leitung der Gruppe, er spielt selber
und wird ein markanter Darsteller - ohne die früher aus
dem Rokokotheater herrührende Posenspielerei - später
auch des Philipp im Karlos, Schillers dramatisches
Gedicht in Jamben, das er am 29. August 1787 in Hamburg
zur Uraufführung bringt. Hier ist Schröder selber der
Karlos.
Schon 1782 hatte der Mannheimer Intendant Wolfgang
Heribert von Dalberg den Dichter der 'Räuber' auf den
Karlos-Stoff hingewiesen, Mitte Juli des Jahres schreibt
Schiller nach Mannheim, dass er sich für den Karlos
entschieden habe.
Im 'Bauerbacher Exil' entstehen 1783 parallel zu
einander die 'Luise Millerin' - zu der er während seines
Arrests vom 28. Juni bis 11. Juli 1782 erste
Überlegungen anstellte - und in Teilen der 'Don Karlos'.
Auch für 'Maria Stuart' betreibt Schiller während des
Aufenthaltes auf dem Gut der Henriette von Wolzogen in
der Nähe von Meiningen das Quellenstudien.
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Regensburg und
die Theatertage
2010.
Hierfür als
Sondervorstellung
auf den
Spielplan
genommen, noch
einmal der
Schiller'sche
'Don Karlos' mit
all seinen
Stärken und
Schwächen wie
schon im
September 2009
beschrieben.
Kritik_'Don_Karlos'_-_Premiere_26.09.09_Theater_Regensburg.htm
Kritik_'Don_Karlos'_-_Rep.-Vorstellung_28.09.09_Theater_Regensburg_htm |
Auch mit dem
Abstand zwischen
den besuchten
Vorstellungen
bestätigt sich
das, was damals
auffiel.
Eine Produktion,
die durch das
Bühnenbild, die
Bauten, bestimmt
wird. Eine
Einheitsszenerie,
die alle vom
Stück
vorgegebenen
Spielorte
beinhaltet und
damit wie eine
Korsage
anzusehen ist.
Sie hält den
Leib zusammen
und gibt ihm
Form und dann
auch Format. Das
Licht hebt als
Details auf der
frei von
Mobiliar
gestalteten
Szene die
Figuren heraus,
die weitgehend
glaubwürdig
geführt werden
in der
individuellen
Gestaltung aber
abfallen.
Akzeptabel die
glatten
Hofschranzen
Domingo und Alba
wie auch der
konziliante
Lerma.
Der Posa fällt
schon heraus,
als man ihm die
'Verschlagenheit'
mal so, mal so
zu taktieren
nicht abnimmt.
Flandern und
Brabant retten
zu wollen, geht
er zu naiv an,
in der Sprache
bleibt er
oberflächlich -
man kann ihm die
Planung des
Staatsstreich
nicht abnehmen.
Gleiches gilt
auch für die
Königin. Dass
sie plötzlich
einsehen will,
Karlos müsse
sich einbringen,
wird nur
gesprochen, ohne
ein Nachdenken,
ein Zögern -
ohne inneren
Bezug, einfach
hingeplappert.
Nein! die Idee
ist groß und
schön - Der
Prinz
Muß handeln.
Lebhaft fühl'
ich das. Die
Rolle,
Die man hier in
Madrid ihn
spielen sieht,
Drückt mich an
seiner Statt zu
Boden -
Frankreich
Versprech' ich
ihm; Savoyen
auch. Ich bin
Ganz Ihrer
Meinung,
Marquis, er muß
handeln. |
Daneben, wie
schon im Herbst
2009
beschrieben, die
Eboli. Das ist
wieder nur der
Abklatsch einer
wilden
Penthesilea,
keine Dame des
Hofes, die ein
Verhältnis mit
dem König hat
und nebenbei mit
Hilfe von
Domingo, Alba
den Herrscher
des Weltreichs
aushebelt.
Die Figur der
Prinzessin wird
veralbert wie
auch die des
Karlos.
Der Infant, mit
seinen 23
Jahren, im
wahrsten Sinne
des Wortes,
gänzlich
infantil
dargestellt, ein
Knabe wie er
auch immer
wieder genannt
wird.
Und wem bracht'
er dies Opfer?
Dem Knaben,
meinem Sohne?
Nimmermehr.
Ich glaub' es
nicht. Für einen
Knaben stirbt
Ein Posa nicht.
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Sollte die Figur
von der Regie so
angelegt worden
sein, so wird
sie recht
erfüllt. Aber
eine Entwicklung
des Darstellers
zu einem dem
Rollenfach des
jugendlichen
Liebhabers bzw.
Helden
entsprechenden
Auftreten ist
nicht erkennbar.
Sieht der
Zuschauer auch
noch die anderen
gespielten
Rollen, so
bleibt der
Eindruck, man
hat es hier mit
dem typischen -
in Anlehnung an
die Frauenfächer
- mit einem
'munteren
Naiven' zu tun.
Auch hier zum
Vergleich die in
RBG gespielten
Rollen,
besonders
auffällig der
Christian
Buddenbrook und
'Der
Kümmerliche' im
'Puntila'.
Der König - ein
Unsicherer auf
dem Thron - der
sich in seiner
Angst ereifert,
die Stimme
rutscht nach
oben, es führt
zu
unartikuliertem
Gekreisch,
Textverständlichkeit
- dahin.
Ein Verlierer,
der
Großinquisitor -
die Kirche hatte
'Posa' unter
Kontrolle, wo er
sich auch
aufhielt - aber
der entglitt der
Institution
durch das
Eingreifen des
Königs. Da steht
er, der
Vertreter Roms -
wie sie heute
dastehen und
zusehen müssen
wie sie
übertrieben
haben und ihnen
alles
entgleitet.
Der Glaube an
das Gewand ist
verloren
gegangen, weil
die Männer in
den Kitteln doch
nur fipsige
Menschen sind,
die wie Lehrer
Lempel mit der
Pfeife im Mund
meinen, Vorgaben
machen zu dürfen
oder wie ein
anderer von
weisen
Entscheidungen
reden zu dürfen
glaubt.
Lächerlich,
diese ganze
Truppe von
'Männeken
wichtig', denn
klar ist:
'wer nur glaubt,
ist ganz
allein.'
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Das Oberpf.
Metropol-Theater
Regensburg hatte
in der nun
abgespielten
Bleiziffer-Inszenierung
des 'Don Karlos'
eine vom
optischen her
vorzeigbare
Produktion.
Die Darstellung
der Figuren ließ
zu wünschen
übrig - da
müsste wie beim
Fußball - im
Personalbereich
mehr investiert
werden.
Aber wie meinte
der ehemaligen
Regensburger
Kulturreferent -
Dr. Meyer - bei
einem Symposium,
ohne den
Widerspruch des
anwesenden
amtierenden
Oberbürgermeisters
Johannes
Schaidinger
herauszufordern,
wobei doch Kunst
und Kultur
Chefsache seien:
Das Theater
Regensburg
brauche in
überregionalen
Feuilletons
nicht zu
glänzen.
http://www.heerrufer.de/Kommentar_'Regensburger_Wochenschau_27.04.2007'.htm
26.4.2007
Mittelbayerische
Zeitung
-
26.4.2007
Der
Rahmen,
der
Kultur
ermöglicht:
"Wir
müssen
in der
Kulturpolitik
Ermöglicher
sein",
sagte
Schaidinger.
Das Wort
Plan
nehme er
in
Zusammenhang
mit
'Kultur'
nicht in
den
Mund. Es
gehe um
Perspektiven.
Und bei
der
Diskussion
künftiger
Schwerpunkte
auch
darum,
die
Latte
was die
Qualität
betrifft,
höher zu
legen.
"Natürlich
müsse
man auf
Qualität
achten",
bestätigte
Meyer.
Es sei
aber
nicht
Aufgabe
der
Politik,
diese zu
definieren.
Genauso
wenig
wie es
Aufgabe
des
Regensburger
Theaters
sei, in
überregionalen
Feuilletons
zu
glänzen,
erteilte
Meyer
Händlers
Kritik
eine
Absage.
Der
Autor
hatte
wiederholt
angeprangert,
dass das
Theater
Regensburg,
das
immerhin
rund ein
Drittel
des
städtischen
Kulturetats
verschlingt,
überregional
so gut
wie
nicht
wahrgenommen
werde.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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