'Jutta klemmt'
- wäre wohl der bessere Titel für dieses Werk
gewesen.
Das Regensburger Publikum sah es wohl auch so, hatte es sich doch in der Stadt
herumgesprochen, dass man nicht verstehen könne, was diese Konstruktion auf der
Bühne des Oberpf. Metropol-Theaters mit dem Film von Tom Tykwer - 'Lola
rennt' - zu tun habe.
So also strömte man zum Einführungsvortrag, den die Musik-Dramaturgin
Schmidt, geht sie doch davon aus, etwas vom Theater zu verstehen - in dunkler Adjustierung (das Röckchen bedeckte das Nötigste) - darbot.
Sie gab zu, überrascht zu sein, ob des Ansturmes, da hätte man ja den
Neuhaussaal zur Verfügung stellen müssen, der sei leider an diesem Abend vermietet - nun müssten
halt einige stehen.
Das Auftragswerk des Theaters Regensburg - Ludger Vollmer übernahm die Vertonung
der Texte von Bettina Erasmy - zeigt wie - mangels geeigneter Stoffe - man sich an Themen
klebt, die schon mal Erfolg hatten.
Hier an Tykwers Film, der wurde mit einigen Preisen ausgezeichnet.
Wie beim Fußball gehe es in dem Opernwerk um das Spiel mit Möglichkeiten
'- was - wäre - wann - wie - wenn -' und ein
im Mittelpunkt der Handlung stehenden Pärchens.
Manni - doch wohl
abgeleitet
von Money - ist ein Kerlchen, das sich mit Gelegenheitsjobs für zwielichtige Gestalten
durchschlägt.
Lola - der gute Geist von Manni - hilft, so auch jetzt, wo Manni
eine Packung Geldscheine in der U-Bahn vor Schreck liegen lässt, als eine
Kontrolle im Wagen erscheint.
Er, raus aus dem Zug, das Geld fährt weiter und ist
erstmal weg.
Er müsste es aber in zwanzig Minuten abgeben, sonst ist er ein toter Mann.
Lola kommt hinzu, hört die Story und rennt los, Geld für Manni zu besorgen, aber es klappt
nicht gleich, immer wieder stellen sich ihr Hindernisse in den Weg - mal ist der
Banker-Vater zwischen den Beinen seiner Sekretärin beschäftigt und hat somit
keine Zeit für die Tochter, dann wird ihm offenbart, dass er
- so was kommt von so was - mit der Schnalle (Typ: 'meine Frau versteht mich nicht) ein Kind bekommen
wird, worauf er das Büro vor lauter Freude verlässt
(der weiß nicht, was ihm blüht) -
und Lola wieder nicht zu den erhofften 100.000 Mark kommt.
Manni überfällt in der Zwischenzeit einen Supermarkt - das Geldabräumen schlägt
fehl, Lola kommt hinzu und man setzt sich - nach Tom Tykwer - in einen 'Traum', zu einem Gespräch an der Rampe, von rötlichem Schimmer umgeben - zusammen:
'Wir müssen miteinander reden.' - das Gespräch über das Thema: was - wäre - wenn
- wie gewesen?
Die Uhr wird zurückgedreht, das Time-Limit ist noch nicht erreicht, Lola
bekommt eine zweite Chance und wieder rennt sie los, das Geld zu beschaffen.
Den
Vater bedroht sie nun mit einer Waffe, das Geld aus dem Safe zu holen und es ihr
zu geben, da wird sie von einem Auto angefahren - das nächste
Zwiegespräch Manni/Lola läuft in rötlicher Beleuchtung ab, unter dem Titel, was
wäre - wenn - wer - wie zu Tode käme.
Wieder wird die Uhr zurückgedreht, die 20-Minuten-Frist ist noch nicht um,
Lola rennt wieder los - dies Mal in ein Spielcasino, sie setzt und gewinnt, mehr als
für die Auslösung von Manni benötigt wird.
Der hatte in der Zwischenzeit einen Penner - wunderbar: ein Heldenbariton als
Stadtstreicher - ausfindig gemacht, der neben ihm in der U-Bahn
saß, als er diese vor Schreck vor der Kontrolle verließ. Der hatte
tatsächlich das Geld an sich genommen, jetzt ist der wiedergefundene Zaster da,
zusätzlich zu dem Geld, das Lola im Casino in Mengen gewonnen hat.
Es ist wieder das Spiel mit den Möglichkeiten - was - wäre - wie - wenn gewesen.
Leider scheitert das Vermitteln der - im Film so leicht und überzeugend rüberkommenden - Story auf der Bühne des Oberpfälzer Metropol-Theaters am Bühnenbild und der Führung der
Figuren.
Völlig ausgeschlossen, den Besetzungszettel den Figuren auf der Bühne zuzuordnen.
Wer ist 'Herr Schuster', wer ist 'Ronnie', wer ist der 'Tagesmanager' und wo ist da die ehemalige Verlagsangestellte - heute RBG-Musikdramaturgin - wieso klärt die nicht auf, da sitzen die Leute im Einführungsvortrag und gehen unwissend aus dem Raum in die Vorstellung.
Dass die kunterbunt durcheinander, kopf-über, kopf-unter,
Kletternden,
hoch über
Gerüste hampeln, die auf den Ringen der rotierenden Drehbühne verankert sind,
sich durch diese hindurchwinden, kann zwar einen Kampf der Sänger mit
Stahlrohren aufzeigen, aber nicht die Problematik, der das Stück unterworfen
ist, vermitteln.
Da werden Kästen,
illuminierte,
herumgefahren, auf den die Worte Bar, Casino, Supermarkt verzeichnet sind, Drehtüren werden 'umeinander draht', der Chor kommt mal nach vorne, dann geht er wieder zurück - kläglich bis dünn, sehr dünn.
Gemessen am Film: 'A rechter Schmarrn das!'
Ein ehemaliger Braunschweiger Operndirektor nun in Regensburg - der 'vitalen Primadonna' - laut Frau Planungsdezernentin Schimpfermann.
Hinzu kommt, dass man kaum ein Wort von dem Gesungenen versteht - auf den Einsatz der 'Helga-Göhring-Übertitelungsanlage'
wurde seitens des Theaters verzichtet - so sitzt das Publikum ratlos da, wenn Manni zwar vollmundig, saftig tönend Statements abgibt, die in deutscher Sprache - mit aserbaidschanischem Touch - aber nicht zu verstehen
sind. Gleiches gilt für Lola - die nutzt wohl einen anderen Akzent - ihrer Herkunft entsprechend.
Besonders 'eindrucksvoll', dass - für die erkrankte Jutta - die 'Schöne aus Rostock'
mit Noten auf ihrem Pult rechts am Portal, in höchsten Tönen singend, einsprang, während die 'Jutta-Stammbesetzung' - versuchte diese sich nicht auch in der Regensburger
'Orpheus'-Produktion? - diese Jutta, die Freundin von Lolas Vater, mimte.
Da es sich um
eine Uraufführung des Werkes in Regensburg handelte, waren alle wegen der hohen
Lage der Rolle in Frage kommenden Sängerinnen vergeben. So kam nur eine in Frage:
eben die 'Schöne aus Rostock'.
Sie
erinnerte mit ihrem überraschenden Wiederauftreten in Regensburg an viele
Rollen, die sie hier souverän gestaltete - besonders in Erinnerung zu rufen -
ihre Berg'sche 'Lulu'.
Jemand, der - unbedarft wie die meisten Regensburger - sich diese Produktion
ansieht - wobei es besser ist, er kennt den Film nicht, kann der doch auf dem,
auf der Bühne Gehörte und Gesehenen noch einigermaßen Freude haben - ist der, mit Kenntnissen aus dem Film
ausgestattete Besucher, irritiert, über das, was da
inhaltlich
auf der Bühne zelebriert wird.
Eine Verbindung kann er allenfalls über den Titel des Werkes herstellen.
Ergo:
Für diese Produktion - in dieser Regensburger Bühnenausstattung und mit der
Personenführung - eignet sich daher eher der Titel:
'Jutta klemmt.'
Der Kommentar des im Foyer ausliegenden Gästebuches vom
Theater Regensburg spricht für sich:
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