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        Oberpf. Metropol-Theater Regensburg

      
     Bemerkungen zu
      
    'Lola rennt'

           27.04.2013

        
    '- was - wäre - wann - wie - wenn -'
     


    Announcement Theater Regensburg

    Lola rennt

    Auftragswerk für das Theater Regensburg | Ludger Vollmer (*1961) | Oper nach dem gleichnamigen Film "Lola rennt" von Tom Tykwer | Text Bettina Erasmy

    Theater am Bismarckplatz

    Musikalische Leitung Arne Willimczik
    Inszenierung Schirin Khodadadian
    Bühne Carolin Mittler
    Kostüme Charlotte Willi
    Choreinstudierung Alistair Lilley


     

    Manni schlägt sich als Geldkurier durch. Doch diesmal hat er den Job vermasselt und die 100 000 Mark in der U-Bahn liegen lassen. Das ist viel Geld und Mannis Boss will es wiederhaben – und zwar in zwanzig Minuten. Andernfalls hat Manni ein tödliches Problem. In völliger Panik ruft er seine Freundin Lola an. Zwanzig Minuten Zeit, um 100 000 Mark zu besorgen. Zwanzig Minuten Zeit, um Mannis Leben zu retten. Lola hat eine Idee und Lola rennt.
    Fataler kann der Anfang einer Geschichte kaum sein.
    Der Filmregisseur und Autor Tom Tykwer hat sie erst mit seiner genialen Umsetzung zur Legende werden lassen und seinen Hauptdarstellern Franka Potente und Moritz Bleibtreu zu weltweiter Berühmtheit verholfen. Indem Tykwer den zutiefst menschlichen Traum, die Zeit zurückzudrehen und beim nächsten Versuch alles besser machen zu können, beim Wort nahm, schuf er mit dem Film »Lola rennt« ein philosophisches Meisterwerk über die Zeit. Gleich dreimal darf Lola losrennen, um das Geld zu besorgen, das Manni retten soll. Dreimal hat Lola dieselbe Zeitspanne von zwanzig Minuten zur Verfügung, jedes Mal mit kleinen Unterschieden im Detail, die die Handlung jeweils zu einem völlig anderen Ausgang führen. Tykwers irrwitziges Spiel mit Zeit und Möglichkeit bescherte ihm zahlreiche Ehrungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Bambi und beim US-amerikanischen »Sundance Film Festival« die Auszeichnung als bester ausländischer Film.


    Besetzung

    Lola

    Vera Semieniuk / Sarah Ferede (3./10.3.)


     

    Manni

    Seymur Karimov


     

    Vater
     

    Mario Klein


     

    Jutta
     

    Aurora Perry / Gesche Geier a.G. (27.4.)


     

    Herr Schuster

    Jongmin Yoon


     

    Obdachloser

    Adam Kruzel


     


    Ronnie
     

    Rae-Joo Kim

     


     

    Croupier

    Christian Schossig

     


    Tagesmanager
     

    Mert Öztaner

     

    Opernchor


     


     

    Philharmonisches Orchester


     


     

    Änderungen vorbehalten!
    Die aktuelle Abendbesetzung erhalten Sie am Programmheftestand.
     

     


    'Jutta klemmt'

    - wäre wohl der bessere Titel für dieses Werk gewesen.
     
    Das Regensburger Publikum sah es wohl auch so, hatte es sich doch in der Stadt herumgesprochen, dass man nicht verstehen könne, was diese Konstruktion auf der Bühne des Oberpf. Metropol-Theaters mit dem Film von Tom Tykwer - 'Lola rennt' - zu tun habe.

    So also strömte man zum Einführungsvortrag, den die Musik-Dramaturgin Schmidt, geht sie doch davon aus, etwas vom Theater zu verstehen - in dunkler Adjustierung (das Röckchen bedeckte das Nötigste) - darbot.
    Sie gab zu, überrascht zu sein, ob des Ansturmes, da hätte man ja den Neuhaussaal zur Verfügung stellen müssen, der sei leider an diesem Abend vermietet - nun müssten halt einige stehen.

    Das Auftragswerk des Theaters Regensburg - Ludger Vollmer übernahm die Vertonung der Texte von Bettina Erasmy - zeigt wie - mangels geeigneter Stoffe - man sich an Themen klebt, die schon mal Erfolg hatten.
    Hier an Tykwers Film, der wurde mit einigen Preisen ausgezeichnet.

    Wie beim Fußball gehe es in dem Opernwerk um das Spiel mit Möglichkeiten
    '- was - wäre - wann - wie - wenn -' und ein im Mittelpunkt der Handlung stehenden Pärchens.

    Manni - doch wohl
    abgeleitet von Money - ist ein Kerlchen, das sich mit Gelegenheitsjobs für zwielichtige Gestalten durchschlägt.
    Lola - der gute Geist von Manni - hilft, so auch jetzt, wo Manni eine Packung Geldscheine in der U-Bahn vor Schreck liegen lässt, als eine Kontrolle im Wagen erscheint.
    Er, raus aus dem Zug, das Geld fährt weiter und ist erstmal weg.
    Er müsste es aber in zwanzig Minuten abgeben, sonst ist er ein toter Mann.

    Lola kommt hinzu, hört die Story und rennt los, Geld für Manni zu besorgen, aber es klappt nicht gleich, immer wieder stellen sich ihr Hindernisse in den Weg - mal ist der Banker-Vater zwischen den Beinen seiner Sekretärin beschäftigt und hat somit keine Zeit für die Tochter, dann wird ihm offenbart, dass er - so was kommt von so was - mit der Schnalle (Typ: 'meine Frau versteht mich nicht) ein Kind bekommen wird, worauf er das Büro vor lauter Freude verlässt (der weiß nicht, was ihm blüht) - und Lola wieder nicht zu den erhofften 100.000 Mark kommt.

    Manni überfällt in der Zwischenzeit einen Supermarkt - das Geldabräumen schlägt fehl, Lola kommt hinzu und man setzt sich - nach Tom Tykwer - in einen 'Traum', zu einem Gespräch an der Rampe, von rötlichem Schimmer umgeben - zusammen: 'Wir müssen miteinander reden.' - das Gespräch über das Thema: was - wäre - wenn - wie gewesen?

    Die Uhr wird zurückgedreht, das Time-Limit ist noch nicht erreicht, Lola bekommt eine zweite Chance und wieder rennt sie los, das Geld zu beschaffen.

    Den Vater bedroht sie nun mit einer Waffe, das Geld aus dem Safe zu holen und es ihr zu geben, da wird sie von einem Auto angefahren - das nächste Zwiegespräch Manni/Lola läuft in rötlicher Beleuchtung ab, unter dem Titel, was wäre - wenn - wer - wie zu Tode käme.

    Wieder wird die Uhr zurückgedreht, die 20-Minuten-Frist ist noch nicht um, Lola rennt wieder los - dies Mal in ein Spielcasino, sie setzt und gewinnt, mehr als für die Auslösung von Manni benötigt wird.

    Der hatte in der Zwischenzeit einen Penner - wunderbar: ein Heldenbariton als Stadtstreicher - ausfindig gemacht, der neben ihm in der U-Bahn saß, als er diese vor Schreck vor der Kontrolle verließ. Der hatte tatsächlich das Geld an sich genommen, jetzt ist der wiedergefundene Zaster da, zusätzlich zu dem Geld, das Lola im Casino in Mengen gewonnen hat.

    Es ist wieder das Spiel mit den Möglichkeiten - was - wäre - wie - wenn gewesen.

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    Leider scheitert das Vermitteln der - im Film so leicht und überzeugend rüberkommenden - Story auf der Bühne des Oberpfälzer Metropol-Theaters am Bühnenbild und der Führung der Figuren.
    Völlig ausgeschlossen, den Besetzungszettel den Figuren auf der Bühne zuzuordnen.
    Wer ist 'Herr Schuster', wer ist 'Ronnie', wer ist der 'Tagesmanager' und wo ist da die ehemalige Verlagsangestellte - heute RBG-Musikdramaturgin - wieso klärt die nicht auf, da sitzen die Leute im Einführungsvortrag und gehen unwissend aus dem Raum in die Vorstellung.

    Dass die kunterbunt durcheinander, kopf-über, kopf-unter,
    Kletternden, hoch über Gerüste hampeln, die auf den Ringen der rotierenden Drehbühne verankert sind, sich durch diese hindurchwinden, kann zwar einen Kampf der Sänger mit Stahlrohren aufzeigen, aber nicht die Problematik, der das Stück unterworfen ist, vermitteln.
    Da werden Kästen,
    illuminierte, herumgefahren, auf den die Worte Bar, Casino, Supermarkt verzeichnet sind, Drehtüren werden 'umeinander draht', der Chor kommt mal nach vorne, dann geht er wieder zurück - kläglich bis dünn, sehr dünn.
    Gemessen am Film: 'A rechter Schmarrn das!'
    Ein ehemaliger Braunschweiger Operndirektor nun in Regensburg - der 'vitalen Primadonna' - laut Frau Planungsdezernentin Schimpfermann.

    Hinzu kommt, dass man kaum ein Wort von dem Gesungenen versteht - auf den Einsatz der 'Helga-Göhring-Übertitelungsanlage' wurde seitens des Theaters verzichtet - so sitzt das Publikum ratlos da, wenn Manni zwar vollmundig, saftig tönend Statements abgibt, die in deutscher Sprache - mit aserbaidschanischem Touch - aber nicht zu verstehen sind. Gleiches gilt für Lola - die nutzt wohl einen anderen Akzent - ihrer Herkunft entsprechend.

    Besonders 'eindrucksvoll', dass - für die erkrankte Jutta - die 'Schöne aus Rostock' mit Noten auf ihrem Pult rechts am Portal, in höchsten Tönen singend, einsprang, während die 'Jutta-Stammbesetzung' - versuchte diese sich nicht auch in der Regensburger 'Orpheus'-Produktion? - diese Jutta, die Freundin von Lolas Vater, mimte.

    Da es sich um eine Uraufführung des Werkes in Regensburg handelte, waren alle wegen der hohen Lage der Rolle in Frage kommenden Sängerinnen vergeben. So kam nur eine in Frage:
    eben die 'Schöne aus Rostock'.
    Sie erinnerte mit ihrem überraschenden Wiederauftreten in Regensburg an viele Rollen, die sie hier souverän gestaltete - besonders in Erinnerung zu rufen - ihre Berg'sche 'Lulu'.
     

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    Jemand, der - unbedarft wie die meisten Regensburger - sich diese Produktion ansieht - wobei es besser ist, er kennt den Film nicht, kann der doch auf dem, auf der Bühne Gehörte und Gesehenen noch einigermaßen Freude haben - ist  der, mit Kenntnissen aus dem Film ausgestattete Besucher, irritiert, über das, was da
    inhaltlich auf der Bühne zelebriert wird.
    Eine Verbindung kann er allenfalls über den Titel des Werkes herstellen.

    Ergo:
    Für diese Produktion - in dieser Regensburger Bühnenausstattung und mit der Personenführung - eignet sich daher eher der Titel:
    'Jutta klemmt.'

    Der Kommentar des im Foyer ausliegenden Gästebuches vom
    Theater Regensburg spricht für sich:




     

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    Um 'Missverständnisse zu vermeiden:


    Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

    Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

    Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

    Dieter Hansing

     

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